LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 27.05.10

Presse-Infos | Kultur

Hercules ¿ Vom Olymp ins Ruhrtal

LWL-Industriemuseum präsentiert neue Ausstellung auf der Zeche Nachtigall

Bewertung:

Witten (lwl). Um Herkules und Herkulestaten dreht sich alles in einer neuen Sonderausstellung, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) von Sonntag, 30. Mai, bis zum 14. November 2010 in seinem Wittener Industriemuseum Zeche Nachtigall zeigt.

Der Prototyp des abendländischen Helden lieh nicht nur dem Hauptschacht der Zeche Nachtigall 1840 den Namen. Er ist bis heute Garant für Kraft und Leistungsfähigkeit. Sehr unterschiedliche Menschen, Unternehmen und Institutionen berufen sich auf die römisch-griechische Sagengestalt. Die Wittener Schau, die begleitend zur Kulturhauptstadt-Ausstellung ¿Helden. Von der Sehnsucht nach dem Besonderen¿ in der Henrichshütte Hattingen läuft, stellt Herkulestaten aus den letzten 200 Jahren vor.

Das Spektrum der Exponate reicht von antiken Keramiken über Gold- und Silbermedaillen bekannter Sportler, Hercules-Fahrräder und -Motorräder bis hin zum Flugsimulator ¿Hercules¿, der von den Besuchern bedient werden kann. Für die lokale Heldin Mathilde Franziska Anneke stehen unter anderem ein Zündnadelgewehr und eine Mörsergranate aus den Revolutionskriegen von 1848/49, an denen sie sich aktiv beteiligte. ¿Ihre Verdienste in der deutschen Revolution und ihr unermüdlicher Kampf für die Gleichberechtigung aller Menschen machen sie zu ¿unserer` Heldin¿, so die Kuratorin Miriam Karau-Deyneko.

Die Ausstellung wurde realisiert mit Unterstützung des Fördervereins Westfälisches Industriemuseum Zeche Nachtigall e. V.


Gang durch die Ausstellung
Die Ausstellung ¿Hercules ¿ Vom Olymp ins Ruhrtal¿ erzählt von Herkules als Supermann der Antike und der Popularisierung und Trivialisierung des Herkules-Mythos seit dem 19. Jahrhundert. Sie spürt diesem Mythos vor Ort in Form des Tiefbauschachtes ¿Hercules¿ sowie bei den ¿starken Männern¿ auf dem Jahrmarkt, im Sport und Film sowie in der Warenwelt nach. Auch die lokalen Helden finden Eingang in die Ausstellung.

Herkules ¿ Supermann der Antike
Herkules ist der berühmteste Held der Antike. In der griechischen Mythologie ist er als Herakles, bei den Römern als Hercules bekannt. Die heutige deutsche Schreibweise Herkules gilt seit 1901.
Als Sohn des Gottes Zeus besitzt Herakles übermenschliche Kräfte. Bereits als Kleinkind stellt er das unter Beweis, als er die von Hera gesandten Schlangen erwürgt.
Im Auftrag des Königs Eurystheus vollbringt Herakles seine berühmten zwölf Taten. Mit Löwenfell und Keule ausgestattet, befreit er die Menschen von wilden Bestien. Seine Abenteuer führen ihn bis an die Ränder der damals bekannten Welt und in die Unterwelt.
Die Popularität des Herakles erstreckt sich über das gesamte Mittelmeergebiet. Als einzigem sterb-lichen Heros ist es ihm vergönnt, bei den Götter des Olymp aufgenommen zu werden. Viele Städte der antiken Welt rühmen sich, von Herakles gegründet zu sein. Herrscherdynastien berufen sich auf den Heros als ihren Ahnherren. Der Held wird zur Identifikationsfigur und zum Vorbild aller Ge-sellschaftsschichten.


Mythos Herkules
Herkules erlangt durch seine heroischen Taten Weltruhm. In der antiken Kunst ist er die am häufigsten dargestellte Heldenfigur. Seit der Renaissance befassen sich immer wieder Künstler und Schriftsteller mit diesem Mythos. Herkules wird zum Symbol für Kraft, Tugend und Herrschaft. Ne-gative Charakterzüge wie Trunksucht und Vielweiberei, die in der Antike Anlass zum Spott geben, treten in den Hintergrund. Bis heute ist Herkules unsterblich. In vielen Bereichen des täglichen Le-bens finden sich Spuren des antiken Helden.

Antike wird Mode
Mit den spektakulären Ausgrabungen in Pompeji setzt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine wahre Antikenbegeisterung in Europa ein. Verbesserte Reisemöglichkeiten in die Mittelmeerländer lassen die antiken Kulturen ins Blickfeld der gebildeten Oberschichten rücken. Die auf den Reisen erworbenen Ausgrabungsfunde werden in der Heimat präsentiert, anfangs in Schlössern und Bürgerhäusern, später in öffentlichen Museen. Der Klassizismus erobert als neuer Stil die Architektur und das Kunstgewerbe. Themen aus dem griechischen Altertum werden in der Literatur und im Schulunterricht behandelt.

Tiefbauschacht "Hercules" auf Zeche Nachtigall in Witten
Acht Jahre nach der Abteufung des ersten Tiefbauschachtes ¿Neptun¿ wird 1840 auf der Zeche Nachtigall ein neuer, größerer Schacht gebaut, der noch tiefer in die Unterwelt vordringen soll. Er erhält den Namen ¿Hercules¿. Nach dem Motto ¿Nomen est Omen¿ mag die Namensgebung des neuen Schachtes erfolgt sein. Die Bewältigung vieler ungelöster Probleme, ein erfolgreiches Vor-dringen in die gefährliche Tiefe und mit heroischer Kraft beflügelte Kohlenförderung wird sich der Eigentümer für den neuen Tiefbauschacht gewünscht haben.

Herkules auf dem Jahrmarkt, im Zirkus und Varieté
Leibhaftig zeigt sich Herkules im Industriezeitalter auf Jahrmarkt und Kirmes, im Zirkus und Varieté. Zahlreiche Kraftmenschen setzen auf den sagenhaften Ruf des antiken Helden. Zwischen Komikern, Sängern und Zauberkünstlern verdienen die Bühnen-Herkulesse durch die Demonstration ihrer Kraft den Lebensunterhalt. Übliche Requisiten sind Löwenfell und Keule. Herkules biegt Eisenstangen, stemmt Hanteln und zerreißt Hufeisen. Plakate werben mit spektakulären Kraftakten wie dem Heben von Pferden oder ganzen Orchestern. Viele Kunststücke sind Bühnentricks. Kennzeichen dieser traditionellen starken Männer sind Masse und Größe, nicht durchtrainierte Athletenkörper.

Sport
Das Ideal von Kraft und Schönheit steht im Zentrum der Körperkultur-Bewegung um 1900. Die Be-wegung bringt einen neuen Typus von Herkules-Darstellern hervor: den Modellathleten. Auf den Bühnen der Varietés zeigt er scharfkonturierte Muskelreliefs statt massiger Fleischwülste. Mit Eugen Sandow, dem ¿Vater¿ des Bodybuildings, wird in der Ausstellung dieser neue Typ vorgestellt. Deutsche Sport-Herkulesse des letzten Jahrhunderts sind mit Jürgen Hingsen und Rolf Milser ver-treten.

Herkules als Moviestar
Die ersten Herkules-Filme entstehen Ende der 1950er Jahre in Italien. Der legendäre Ruf des Ti-telhelden macht das Engagement eines prominenten und teuren Schauspielers überflüssig. Für den Mangel an pompösen Dekorationen entschädigt der prächtige Körperbau des Herkules-Darstellers. Die mythische Vorlage spielt bereits in der ersten Verfilmung "Le Fatiche di Ercole" (deutscher Titel: Die unglaublichen Abenteuer des Herkules) eine eher untergeordnete Rolle. Auch in den billig produzierten Nachfolgern zählt vor allem, wie gut Herkules in Form ist, wenn er sich mit Ungeheuern prügelt und Eisenketten sprengt.

Herkules in der Warenwelt
Kaum irgendwo haben antike Götter und Heroen so zahlreich überlebt wie in der breiten Produkt-palette unserer Warenwelt. Der bei weitem populärste Heros ist Herkules. Seine Heldentaten erreicht er durch Kraft und Leistungsfähigkeit. Dies prädestiniert ihn dazu, ein Vorbild für die Menschen zu sein. Je anstrengender die Arbeit, desto verdienter machen sich die Maschinen und Produkte, die sie anstelle von Herkules für die Menschen erledigen.

Helden der Region
Mathilde Franziska Anneke und Constanz Wilhlem Hueck sind die regionalen Helden in der Aus-stellung. Mathilde Franziska Anneke ist 1817 im heutigen Sprockhövel geboren. Sie nahm 1849 als eine der wenigen Frauen am badisch-pfälzischen Feldzug teil. Nach Ende dieser Kämpfe siedelte sie mit ihrem Ehemann in die USA über, wo sie zur vehementen Verfechterin der allgemeinen Menschenrechte wurde. Constanz Wilhelm Hueck, ehemaliger Bürgermeister, Gutsbesitzer und Bergwerksbetreiber aus Silschede ist ein tragischer Held. Er stirbt am 7.9.1838 bei dem Versuch, nach einem Fährunglück auf der Ruhr Ertrinkende zu retten. Als ¿Guter Hirte von Bommern¿ ist er bis heute ein Begriff, obwohl er seine Tat nicht vollenden kann und sie mit dem Leben bezahlt.


Hercules ¿ Vom Olymp ins Ruhrtal
30.5. bis 14.11.2010
LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall
Nachtigallstraße 35 I 58452 Witten
Geöffnet Di¿So 10¿18 Uhr



Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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