LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 08.05.13

Presse-Infos | Kultur

¿Wir haben es doch erlebt¿

Ein Film von Jürgen Hobrecht erinnert an die NS-Verbrechen im Ghetto von Riga

Bewertung:

Münster (lwl). Für mehrere tausend jüdische Westfalen wurde die heutige lettische Hauptstadt Riga zur letzten Station ihrer Entrechtung, Verfolgung und Vernichtung durch das nationalsozialistische Regime. Riga war damit - nach einem Wort des Historikers Diethard Aschoff ¿ das ¿Auschwitz der westfälischen Juden¿. In einem 98-minütigen Dokumentarfilm erinnern der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und die Phönix Medienakademie e.V. in Kooperation mit Polis Film GmbH jetzt an die Verbrechen im Ghetto von Riga.

Über 20.000 Juden aus dem Deutschen Reich wurden während des Zweiten Weltkriegs in das Ghetto von Riga, der Hauptstadt des damals von deutschen Truppen besetzten Lettland verschleppt. Zwischen November 1941 und Ende 1942 fuhren 25 Züge aus 14 Städten - darunter Münster, Bielefeld, Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen, Gütersloh, Paderborn und Osnabrück - nach Riga. Unmittelbar zuvor waren die bis dahin im dortigen Ghetto internierten über 27.000 lettischen Juden in einem Massaker ermordet worden, um Platz für die Neuankömmlinge aus Deutschland zu schaffen. Auch Tausende Deportierte aus dem Deutschen Reich wurden direkt nach der Ankunft erschossen. Diejenigen, die das Ghetto von Riga lebend erreichten, erlitten hingegen ein jahrelanges Martyrium, an dessen Ende auf die meisten Menschen ebenfalls der Tod wartete.

Der Filmemacher Jürgen Hobrecht hat über viele Jahre hinweg die Spuren der mit dem Namen ¿Riga¿ verbundenen Verbrechen und die dahinter liegenden Schicksale recherchiert. ¿Seine erschütternde Dokumentation begibt sich an die Orte des Geschehens in Lettland, zeigt aber auch, wie akribisch die Deportationen in Deutschland von Verwaltung, Partei- und Polizeistellen vorbereitet wurden¿, erläutert der Leiter des münsterschen Geschichtsorts Villa ten Hompel, Christoph Spieker.

Prof. Dr. Markus Köster, Leiter des LWL-Medienzentrums für Westfalen und zusammen mit Spieker redaktionell verantwortlich für die DVD-Edition, ergänzt: ¿Wesentliches Stilmittel des Films sind dialogisch montierte Aussagen von Zeitzeugen, die Jürgen Hobrecht zum Teil schon Anfang der 1990er Jahre, zum Teil auch erst 2012 befragt hat. Zusätzlich bezieht er auch Material der Shoah-Foundation bzw. der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem sowie des französischen ¿Shoa`-Regisseurs Claude Lanzmann ein.¿ So sei aus vielen einzelnen Interviews eine dichte Erzählung entstanden der Deportation nach Riga, der mehrjährigen Zwangsarbeit und täglichen Todesgefahr im Ghetto, der Odyssee durch die Lager, der Befreiung und schließlich der Frage, wie ein Überleben und Weiterleben nach diesen unvorstellbaren Erlebnissen möglich war.

Am Dienstag, 14. Mai, um 18 Uhr wird der Film ¿Wir haben es doch erlebt. Das Ghetto von Riga¿ im münsterischen Programmkino Cinema (Warendorfer Str. 45) in Anwesenheit des Regisseurs erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Dazu laden neben dem LWL auch die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster e.V. und der Geschichtsort Villa ten Hompel der Stadt Münster herzlich ein. Der Eintritt ist frei.

Hintergrund:
Die Produktion entstand unter anderem mit Unterstützung der LWL-Kulturstiftung, der Städte Münster, Gütersloh, Osnabrück, Paderborn und Bielefeld, des Volksbunds Deutsche Kriegs-gräberfürsorge e.V. und des Deutschen Riga Komitees.

Im Jahr 2000 wurde das Riga-Komitee gegründet, ein mittlerweile von über 40 Städten ¿ darunter 19 aus Westfalen ¿ getragener Zusammenschluss von Orten, aus denen Menschen nach Riga deportiert worden sind. Ein Jahr später wurde im Wald von Bikernieki, am Stadtrand von Riga, eine Gedenkstätte eingeweiht. Hier hatten 1941 bis 1944 deutsche SS-Männer und ihre einheimischen Helfer ca. 35.000 Menschen erschossen und verscharrt. In der maßgeblich von dem ehemaligen münsterischen Bundestagsabgeordneten Winfried Nachtwei initiierten Gedenkstätte veranstaltet der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) heute regelmäßig Camps mit deutschen und lettischen Jugendlichen. Auch das wird auf der DVD in einem 18-minütigen Bonusfilm ¿Der Zukunft ein Gedächtnis ¿ Erinnerungen an das Ghetto von Riga¿ dokumentiert.

Ab dem 15. Mai können Haupt- und Zusatzfilm als DVD inklusive eines umfangreichen Begleithefts zum Preis von 14,90 Euro plus Versandkosten beim LWL-Medienzentrum für Westfalen erworben werden.

Achtung Redaktionen --- Achtung Redaktionen --- Achtung Redaktionen

Guten Tag liebe Kolleginnen und Kollegen,

am Premierenabend (14. Mai) stehen Ihnen die Beteiligten ab 17.30 für ein Pressegespräch im Programmkino Cinema (Warendorfer Str. 45 in Münster) zur Verfügung. Um eine formlose Anmeldung wird gebeten per Mail an hermann-josef.hoeper@lwl.org. Auch ein Rezensionsexemplar der DVD geben wir am Premiereabend gern weiter.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Medienzentrum für Westfalen
Fürstenbergstr. 14
48147 Münster
Karte und Routenplaner



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos