| [Überschriften Könes und Angaben der Evangelien sind beibehalten, |
| zur Orientierung und zum Abgleich mit der Transkription ist Verszählung |
| nach Edition Sievers 1878 und die Fittenzählung in den üblichen römischen |
| Ziffern beigeben, außerdem wurde die Übersetzung in die üblichen Langzeilen |
| gesetzt] |
|
|
| <Eingang> |
| <I.> Manche waren, | welche ihr Muth bewog, |
| [...] | daß sie begannen, Gottes Wort |
| zu verkünden, das Geheimniß, | das der reiche Christ |
| unter dem Menschengeschlechte, | die Herrlichkeit, vollendete |
5 | mit Worten und mit Werken. | Das wollten da viel weiser |
| Leute Kinder loben,| die Lehre Christes, |
| das heilige Wort Gottes, | und mit ihren Händen schreiben |
| prächtiglich in ein Buch, | wie sie sollten seine Gebote |
| vollenden, die Menschenkinder. | Dann waren doch sie viere dazu |
10 | unter der Menge, | die hatten Macht Gottes, |
| Hülfe vom Himmel, | heiligen Geist, |
| Kraft von Christe, | sie wurden gekoren dazu, |
| daß sie dann das Evangelium | alleinig sollten |
| in ein Buch schreiben, | und so manches Gebot Gottes, |
15 | heilig himmlisch Wort, | ihnen nicht durften der Helden dann mehr, |
| der Menschenkinder, helfen, | nur allein sie viere dazu |
| durch Kraft Gottes | gekoren wurden, |
| Mattthäus und Markus, | so waren die Männer geheißen, |
| Lukas und Johannes, | sie waren Gott lieb, |
20 | würdig zu dem Gewirke. | Hatte ihnen der waltende Gott, |
| den Helden, in ihrem Herzen | heiligen Geist |
| fest befohlen, | und beseelten Sinn, |
| so manch weisliche Wort, | und großes Wissen, |
| daß sie sollten erheben | mit heiliger Stimme |
25 | Gottesrede, die gute, | die nicht hat einiges Gleichen irgend |
| die Worte in dieser Welt, | das jemals mehr den waltenden |
| Herrscher verherrliche, | oder derbe Dinge, |
| Frevelwerk fälle, | oder der Feinde Drange, |
| dem Streite, widerstehe, | weil er hatte starken Sinn, |
30 | milden und guten, | der des Meister war, |
| edeler Urheber, | allmächtiger. |
| Das sollten sie viere da | mit Fingern schreiben, |
| setzen und singen | und sagen weiter, |
| was sie von Christes | Kraft, der mächtigen, |
35 | sahen und hörten, | das er selber sprach, |
| wies und wirkte, | Wunderbares viel, |
| so Manches bei den Mannen, | der mächtige Herrscher, |
| gleichwie er es von dem Anbeginne | durch seine einige Kraft, |
| der Waltende sprach, | da er erst diese Welt erschuf, |
40 | und da alles befing | mit Einem Worte, |
| Himmel und Erde und alles, | was sie umschlossen halten |
| Gewürktes und Gewachsenes: | das ward da alles mit Worten Gottes |
| fest befanden, | und verfüget nach dem, |
| welche Leutschaft dann | des Landes sollte |
45 | weitest gewalten, | oder wo die Welt |
| die Alter enden sollte. | Eins war ihrer da annoch |
| den Menschenkindern bevor, | und die fünf waren vergangen, |
| sollte da das sechste | seliglich |
| kommen durch Kraft Gottes | und Christes Geburt, |
50 | der Heilande besten, | heiliges Geistes |
| in diesen Mittelgarten | Manchen zu Hülfe, |
| Menschenkindern zu Frommen, | wider Feinde Drang, |
| wider der Finstern Qualm. | Dann hatte da der Herr-Gott |
| den Römerleuten verliehen | der Reiche meiste, |
55 | hatte der Herrschaft | das Herz gestärket, |
| daß sie hatten bezwungen | der Völker jegliches, |
| hatten von Romaburg | Reiche gewonnen, |
| die Helmtrotzigen, | saßen ihre Herzoge |
| in der Lande jedwedem, | hatten der Leute Gewalt, |
60 | aller Fremdvölker. | Herodes war |
| in Hierusalem | über das Judenvolk |
| gekoren zum Könige, | so ihn der Kaiser dorthin |
| von Romaburg | der reiche Volksherr |
| setzte unter das Gesinde. | Er war jedoch nicht mit Sippen verwandt |
65 | den Abkommen Israheles, | durch Edelgeburt |
| gekommen von ihrem Geschlechte, | außer daß er durch des Kaisers Gnade |
| von Romaburg | das Reich hatte, |
| daß ihm waren so gehorsam | die Heldenmänner, |
| die Abkommen Israheles, | die Kraftberühmten, |
70 | unwandelhafte Freunde, | so lange er die Gewalt besaß, |
| Herodes, des Reiches, | und der Rathpflege |
| über die Judenleute. | |
|
|
| <Zacharias und Elisabeth, kinderlos. (Luk.1,5-7)> |
| | Dann war dort ein bejahrter Mann |
| das war ein erfahrner Greis, | hatte beseelten Sinn, |
| war von den Leuten | des Levi's Geschlechtes, |
75 | Jakobssohnes, | von gutem Volke, |
| Zacharias war er geheißen, | das war ein gar seliger Mann, |
| dieweil er immer gerne | Gotte dienete, |
| wirkte nach seinem Willen, | that sein Weib desgleichen |
| war gealterte Frau, | nicht sollte ihnen ein Erbwart |
80 | in ihrer Jugendzeit | bescheert werden, |
| lebten fern von Laster, | wirkten Lob Gotte, |
| waren so gehorsam | dem Himmelskönige, |
| priesen unsern Herrn, | nicht wollten sie Derbes irgend |
| unter dem Menschengeschlechte, | Meinthat, verüben, <ab hier auch Text HS M> |
85 | nicht Schuld, nicht Sünde. | War ihnen doch in Sorgen ihr Herz, |
| daß sie einen Erbwart | haben nicht mußten, |
| sondern waren sich kinderlos. | Dann mußte er das Gebot Gottes |
| dort in Hierusalem, | so oft an ihm der Gang stand, |
| daß ihn sichtbarlich | die Zeiten gemahnten, |
90 | so mußte er in dem Weihtum | des Waltenden Dienst, |
| den heiligen, vollbringen, | des Himmelsköniges, |
| Gottes Jüngerschaft. | Begierig war er sehr, |
| daß er ihn durch frommen Sinn | vollführen möchte. |
|
|
| <Zacharias opfert im Tempel. (Luk.1,8-11)> |
| <II.> Da war die Zeit gekommen, | die dar bedeutet hatten |
95 | weise Männer mit Worten, | daß sollte das Weihtum Gottes |
| Zacharias versehen. | Da ward dort versammelt viel, |
| dort zu Hierusalem, | der Judenleute, |
| des Volkes in dem Weihtum, | wo sie den waltenden Gott, |
| sehr demüthiglich | anflehen sollten, |
100 | den Herrn um seine Huld, | daß sie der Himmels König |
| des Leides entließe. | Die Leute standen |
| um das heilige Haus. | Und ging der geehrte Mann |
| in das Weihtum hinein. | Die andere Menge harrte |
| um den Tempel außen, | die Hebräerleute |
105 | bis der erfahrne Mann | vollbracht hätte |
| des Waltenden Willen. | Wie er da den Weihrauch trug, |
| der Alte, inner dem Tempel, | und um den Altar ging |
| mit seinen Rauchfässern | dem Reichen zu dienen, |
| vollführte frommsinnig | seines Frohnes, |
110 | Gottes Jüngerschaft | sehr beflissen |
| mit lauterem Herzen, | wie man dem Herrn soll |
| gerne willfahren; | |
|
|
| <Ein Engel verkündigt dem Zacharias die Geburt eines Sohnes. (Luk.1,11-18)> |
| | von Grauen kamen ihm |
| Schrecken in dem Tempel, | er sah dar nachdem einen Engel Gottes |
| in dem Weihthum innen, | der sprach ihm mit seinen Worten zu, |
115 | hieß, daß der fromme Diener | furchtsam nicht wäre, |
| hieß, daß er sich nicht entsetzte; | deine Thaten sind, sprach er, |
| dem Waltenden werth, | und dein Wort desgleichen, |
| dein Dienst ist ihm zu Danke, | daß du solche Andacht hast |
| an des einen Kraft. | Ich sein Engel bin, |
120 | Gabriel bin ich geheißen, | der ich immer vor Gotte stehe, |
| gegenwärtig vor dem Allwaltenden, | es sei denn, daß er mich zu seinem Dienst |
| irgend wohin senden wolle. | Nun hieß er mich dieses Wegs fahren, |
| hieß, daß ich dir doch verkündete, | daß dir ein Sohn geboren, |
| von deiner alten Gemahlin | gewährt sollte werden |
125 | in dieser Welt, | ein in Worten weiser, |
| der nie soll in seinem Leben je | des Leites kosten, |
| des Weines in seiner Welt, | so hat ihm das Wurdgeschick, |
| der Schöpfer bestimmt | und die Macht Gottes, |
| hieß, daß ich dir doch sagte, | daß er sollte ein Gefährte sein |
130 | des Himmelsköniges, | hieß, daß ihr ihn hieltet wohl, |
| erzöget in Treuen, | sprach daß er ihm Zierde so viel |
| in Gottes Reiche | geben wollte, |
| er sprach, daß der gute Knabe | Johannes zum Namen |
| haben sollte, | gebot, daß ihr ihn hießet so, |
135 | den Knaben, wenn er käme, | sprach, daß er Christes Gefährte |
| in dieser weiten Welt | werden sollte, |
| seines eigenen Sohnes, | und sprach, daß sie schleunig |
| hieher auf seine Botschaft | beide kämen. |
|
|
| <Zacharias wegen Unglaubens mit Stummheit bestraft. (Luk.1,18-21)> |
| Zacharias da redete, | und zu selbem sprach, |
140 | zu des Herrn Engel, | und sich der Thaten begann |
| zu wundern, der Worte, | wie mag das geschehen so, sprach er, |
| nachher im Alter? | es ist uns schon zu spät, |
| so zu gewinnen, | so du mit deinen Worten sprichst. |
| dieweil wir hatten Alters vorher | zugleich zwanzig Winter |
145 | in unserer Lebenszeit, | ehe dann kam das Weib zu mir. |
| Dann waren wir nun zusammen | siebenzig Winter |
| Tisch und Lagergenossen, | seit ich sie mir zur Gattin erkor. |
| So wir in unserer Jugend | erreichen nicht mochten, |
| daß wir einen Erbwart | besitzen konnten, |
150 | nähren auf unserm Estrich. | Nun wir so bejahret sind, |
| hat uns die Älte benommen | Kraftthaten, |
| daß wir sind an unserm Gesicht geschwächt, | in unserem Gange säumig, |
| das Fleisch ist uns entfallen, | die Haut unschön, |
| ist unser Wuchs vergangen, | der Leib erschöpft, |
155 | sind unsere Gebärden | veränderter, |
| Muth und Machtkraft, | wie wir einst so manchen Tag |
| waren in dieser Welt. | So mir des Wunder dünket, |
| wie es so geschehen möge, | als du mit deinen Worten sprichst. |
| <III.> Da ward das dem Himmelskönigsboten | Harm in seinem Gemüthe, |
160 | daß er seines Werkes so | sich wundern konnte |
| und das nicht wollte gedenken, | daß ihn möchte der heilige Gott |
| so alljung, | wie er zuerst war, |
| selber umschaffen, | wenn er so wollte. |
| Beschied ihm da zur Strafe, | daß er nicht konnte einig Wort sprechen, |
165 | melden mit seinem Munde, | ehe dann dir ein Sohn wird |
| von deiner alten Gemahlin | ein Knabe genährt, |
| kindjung geboren | guten Geschlechtes |
| im Glanz zu dieser Welt, | dann sollst du wieder Worte sprechen, |
| haben deiner Stimme Gewalt, | nicht darfst du stumm bleiben |
170 | längere Weile. | Da ward es bald geleistet so, |
| gewirket zum Wahren, | wie es dar in dem Weihtum sprach |
| der Engel des Allwaltenden, | ward der alte Mann |
| der Sprache beraubt, | obwohl er weisen Sinn |
| trug in seiner Brust. | Harrete all den Tag |
175 | die Menge vor dem Weihthum, | und wunderten sich alle, |
| warum er dar so lange, | der lobselige Mann, |
| der sehr erfahrne Greis | dem Frohne sein |
| dienen durfte, | wie dar zuvor einig Degen nicht that, |
| wann sie dar in dem Weihthum | des Waltenden Opfer |
180 | mit Händen vollbrachten. | Da kam der erfahrne Alte |
| hervor aus dem Heiligthum. | Die Männer drangen |
| mächtig näher, | war ihnen Verlangen groß, |
| was er ihnen Sicheres | sagen wollte, |
| weisen in Wahrheit | Er nicht konnte da einig Wort sprechen, |
185 | aussagen dem Gesinde, | nur mit seiner stärkern Hand |
| bedeutete er der Wehrschaft, | daß sie unseres Waltenden |
| Lehre leisteten. | Die Leute verstanden, |
| daß er dar hatte wirklich | eine göttliche Erscheinung |
| gesehen selber, | obwohl er deß nicht konnte sagen etwas, |
190 | weisen in Wahrheit. | Da hatte er unseres Waltenden |
| Opfer vollbracht, | allwie sein Amt war |
| bestimmt unter den Mannen. | |
|
|
| <Die Geburt des Johannes. (Luk.1,21-24 u. 57-58)> |
| | Da ward bald nach dem die Macht Gottes gekündet, |
| seine große Kraft. | Ward die Gattin gesegnet, |
| die Frau in ihrem Alter, | sollte ihm ein Erbwart, |
195 | ein sehr göttlicher Mann | gegeben werden, |
| ein Sohn, in den Burgen. | Erwartete dar nach |
| das Weib die Wurd-Schöpfungen, | schritt der Winter fort, |
| ging des Jahres Gezeit. | Johannes kam |
| an der Leute Licht. | Der Leib war ihm schön, |
200 | war ihm die Haut sein, | Fachs und Nägel, |
| Wangen waren ihm rosig. | Dann traten dar weise Männer, |
| wackere, zusammen, | die Verwandtesten zumeist, |
| wunderten sich des Werkes, | warum es je mochte geschehen so, |
| daß von so alten zweien | gewonnen würde |
205 | ein Sohn durch Geburt, | wäre es nicht, daß es Gebot |
| Gottes selbes wäre. | Erkannten sie gar wohl, |
| daß es anders so wirklich | werden nicht mochte. |
|
|
| <Johannes ist sein Name. (Luk.1,59-63)> |
| Da sprach dar ein alterfahrner Mann | der so viel kannte |
| von weisen Worten, | hatte großes Wissen, |
210 | fragte angelegentlich, | was sein Name sollte sein, |
| in dieser Welt: | mich dünket an seiner Weise gleich |
| wie auch an seiner Gebärde | daß er sei besser, denn wir, |
| drum ich wähne, daß ihn uns wahrhaftig | Gott vom Himmel |
| selber sandte. | Da sprach gleich nach dem |
215 | die Mutter des Kindes, | die den Knaben hatte, |
| das Kind, an ihrem Busen, | hier kam Gottes Gebot, sagte sie, |
| vorigen Jahrs, | mit erstem Wort |
| das Gebot, daß er Johannes | nach Gottes Lehre |
| heißen sollte, | was ich in meinem Sinne |
220 | nicht wage zu wenden mit etwas, | wenn ich deß gewalten muß. |
| Da sprach ein übermüthiger Mann, | der ihr Verwandter war, |
| nicht hieß eher etwas so, sagte er, | edelgebornes, |
| unseres Stammes oder Geschlechtes, | laßt uns wählen ihm einen andern |
| beliebten Namen, | den besitze er, wenn er darf. |
225 | Da sprach wieder der erfahrne Mann, | der da wußte viel zu reden, |
| nicht gebe ich das zu Rathe, sagte er, | der Recken keinem, |
| daß er Gottes Wort | zu wenden beginne, |
| sondern laßt uns darüber den Vater fragen | der da so erfahren sitzet |
| weise in seinem Leidwesen. | Obwohl er nicht kann einig Wort sprechen, |
230 | doch vermag er mit Buchstaben | eine Schrift zu wirken, |
| einen Namen zu schreiben. | Dann er näher ging, |
| legte ihm eine Tafel auf den Schoß, | und bat inständig |
| zu schreiben weislich | mit Wortzeichen, |
| wie sie das heilige Kind | heißen sollten. |
235 | Da nahm er die Tafel in die Hand | und in seinem Sinne dachte |
| sehr inniglich zu Gott, | den Namen Johannes |
| weislich schrieb er, | und auch dann mit seinem Worte sprach |
| sehr beredt, | hatte wieder seiner Sprache Gewalt, |
| des Wissens und der Weise. | Die Strafe war da vergangen, |
240 | das harte Harmbescher, | welches der heilige Gott |
| der mächtige, bereitete, | damit er in seinem Gemüthe |
| Gottes nicht vergäße, | wann er ihm wieder sendete seinen Jünger zu. |
|
|
| <Ein Engel verkündigt Marien die Geburt Jesu. (Luk.1,26-38)> |
| <IV.> Da nicht währte lange darnach, | daß es all so geleistet ward, |
| wie er dem Menschengeschlechte | zu manchen Zeiten, |
245 | Gott, der allmächtige, | versprochen hatte, |
| daß er sein himmlisch Kind, | hierher zur Welt, |
| seinen eigenen Sohn, | senden wollte, |
| dazu, daß er hier erlöste | alle Leutstämme, |
| die Menschheit vom Wehe. | Da geschah, daß sein Sendbote |
250 | nach Galiläaland, | Gabriel, kam, |
| der Engel des Allwaltenden, | wo er ein Weib wußte, |
| eine liebreiche Magd, | Maria war sie geheißen, |
| war eine züchtige Jungfrau. | Sie ein Degen hatte, |
| Joseph, erkoren, | ein Mann guten Geschlechtes, |
255 | die Tochter Davids. | Das war ein theures Weib, |
| verlobte Braut, | da sie der Engel Gottes |
| in Nazarethburg | bei Namen selber |
| nannte gegenwärtig, | und sie von Gotte grüßte: |
| Heil dir, Maria, sprach er, | du bist deinem Herrn lieb, |
260 | dem Waltenden werth, | weil du Weisheit hast, |
| Weib Gnaden voll, | du sollst sein vor allen |
| Weibern geweihet. | Nicht habe zaglichen Muth, |
| nicht fürchte du deinem Leben, | nicht kam ich dir zu einger Fahr hieher, |
| nicht bringe ich einig trüglich Ding, | du sollst unseres Herrn sein |
265 | Mutter unter den Mannen, | und du sollst den Sohn nähren |
| des hohen Himmelsköniges Sohn, | der soll Heiland zum Namen |
| haben bei den Menschen, | ein Ende nicht kommt |
| des weiten Reiches, | deß er gewalten soll, |
| der erlauchte Volksherr. | Da sprach ihm die Magd entgegen, |
270 | zu dem Engel Gottes, | der Frauen schönste, |
| aller Weiber schmuckste, | wie mag das werden so, sprach sie, |
| daß ich ein Kind nähre, | da ich je eines Mannes nicht ward weis |
| in meiner Lebenszeit | Da hatte wieder sein Wort bereit |
| der Engel des Allwalters | dem Weibe entgegen: |
275 | In dich soll der heilige Geist | von der Himmels-Au kommen |
| durch Kraft Gottes, | von da soll dir ein Kind geboren werden |
| in dieser Welt, | des Waltenden Kraft |
| soll dich von dem höchsten | Himmelskönige |
| beschatten mit Strahlen, | nie ward schönere Geburt, |
280 | nie so glorreich bei den Menschen, | weil sie kommt durch Macht Gottes |
| in diese weite Welt. | Da ward des Weibes Sinn, |
| nach der Botschaft, | all geworben |
| in Gottes Willen. | Dann ich hier bereit stehe, sprach sie, |
| zu solchem Dienstgeschäft, | deß er mich würdigen will, |
285 | Dienerin bin ich des Volksgottes. | Nun ich des Dinges getraue, |
| werde mir nach deinen Worten, | ganz wie sein Wille ist, |
| des Herrn mein, | nicht ist mein Herz zweifelig, |
| nicht Wort, nicht Weise. | So vernahm ich, daß das Weib empfing |
| die Gottes-Botschaft | sehr willfährig |
290 | mit lichtem Sinn, | und mit gutem Glauben, |
| und mit lauterer Treue. | Ward da der heilige Geist, |
| das Kind, in ihrem Schoß, | und sie in ihrer Brust verstand, |
| und auch in ihrem Geiste selber, | sagte, wem sie wollte, |
| daß sie hatte gesegnet | des Allwaltenden Kraft, |
295 | die heilige, vom Himmel. | |
|
|
| <Joseph will Marien verlassen. (Matth.1,18-19)> |
| | Da ward der Sinn Josephs, |
| sein Muth gewirret, | der sich früher die Magd hatte, |
| die verlobte Jungfrau, | das Weib edlen Geschlechtes, |
| gewonnen sich hatte zur Gattin. | Er erkannte, daß sie hatte ein Kind bei sich |
| nicht dachte er daran im Geringsten, | daß sich das Weib hatte |
300 | gewahrt so wachsamlich, | nicht wußte er des Waltenden da noch |
| frohe Gebotschaft, | nicht wollte er sie sich zur Gattin da |
| holen, sich zur Ehefrau, | vielmehr begann er in seinem Sinn zu denken, |
| wie er sie da verließe, | wie ihr dar nicht würde Leides irgend, |
| erwirkt Beschwerniß. | Nicht wollte er sie nachdem |
305 | melden vor der Menge, | fürchtete, daß sie die Menschenkinder |
| des Lebens beraubten. | So war der Leute Brauch |
| durch das alte Gesetz, | des Hebräer-Volkes, |
| wer je dar im Unrecht | ein Weib heimte, |
| daß es die Unkeuschheit | büßen mußte, |
310 | das Weib, mit seinem Leben. | Nicht war jemals das Weib so gut, |
| daß sie bei den Leuten länger | leben durfte, |
| wohnen unter der Menge. | Da begann sich der weise Mann, |
| der sehr gute Mann, | Joseph in seinem Muthe |
| zu denken der Dinge, | wie er die Jungfrau da |
315 | mit Listen verließe. | |
|
|
| <Joseph im Traume belehrt. (Matth.1,20-24)> |
| | Da geschah nicht lange nachdem, |
| daß ihm dar im Traume kam | des Herrn Engel, |
| des Himmelsköniges Bote, | und hieß ihn sie halten wohl, |
| sie minnen in seinem Gemüthe, | nicht sei du, sprach er, Marien abhold, |
| der Geliebten dein, | sie ist ein züchtiges Weib, |
320 | nicht denke du über sie zu hart, | du sollst sie halten wohl, |
| ihrer warten in dieser Welt, | leiste du eure Minne-Treue |
| fort, wie du thatest, | und halte eure Freundschaft wohl, |
| nicht verlaß du sie, die dir leidige, | da sie als Mutter sich erfreuet, |
| eines Kindes in ihrem Schoße, | es kommt durch Gebot Gottes, |
325 | des heiligen Geistes, | von der Himmels-Au, |
| das ist Jesus Christ, | Gottes eigen Kind, |
| des Waltenden Sohn, | du sollst sie wohl halten, |
| heiliglich. | Nicht laß du deinen Sinn zweifeln, |
| nicht hindern deinen Muthgedanken. | Da ward wieder des Mannes Sinn |
330 | gewendet durch die Worte, | daß er sich zu dem Weibe faßte, |
| zu der Magd, Minne, | erkannte die Macht Gottes, |
| des Waltenden Gebot, | war ihm der Wille mächtig, |
| daß er sie heiliglich | halten mußte, |
| besorgte sie in seinem Gesinde. | Und sie so säuberlich trug |
335 | ganz um die Huld Gottes, | heiligen Geist, |
| den herrlichen Sohn, | bis daß sie Gottes Bestimmung |
| mächtig mahnte, | daß sie an der Menschen Licht |
| aller Söhne besten | bringen sollte. |
|
|
| <Schatzung des Volkes durch Kaiser Augustus. (Luk.2,1-4)> |
| <V.> Da geschah, daß von Romaburg | des reichen Mannes |
340 | über all dies Erdenvolk | des Octavian |
| Bann und Botschaft | über sein breites Reich |
| kam von dem Kaiser | ander Könige jeglichen, |
| daheim sitzenden, | so weit wie seine Herzoge |
| über all die Landschaft | der Leute gewalteten. |
345 | Man hieß, daß alle die ausheimischen Menschen | ihr Urheim suchten, |
| die Männer ihren Gerichtshof; | entgegen ihres Herrn Boten |
| käme zu dem Geschlechte jeder, | woher er Stammes war, |
| geboren von den Burgen. | Das Gebot ward geleistet |
| über diese weite Welt, | Volk sammelte sich |
350 | zu aller Burgen jedweder. | Reiseten die Boten überall, |
| die von dem Kaiser | gekommen waren, |
| schriftkundige Männer, | und in Rollen sie schrieben |
| sehr sorgfältiglich | der Namen jeglichen, |
| je Land, je Leute, | daß ihm nicht möchte auslassen Jemand |
355 | der Wohner solchen Schoß, | so ihm sollte zahlen |
| jeder Mann von seinem Kopfe. | |
|
|
| <Christus wird geboren zu Bethlehem. (Luk.2,3-7)> |
| | Da machte sich auf auch mit seinem Haus |
| Joseph, der gute, | wie es Gott, der mächtige, |
| der Waltende wollte, | suchte sich das glanzvolle Heim, |
| die Burg in Bethlehem, | wo ihrer beider war, |
360 | des Helden Gerichtshof, | und auch der heiligen Jungfrau, |
| Maria's, der guten. | Dort war des erlauchten Stuhl |
| in früheren Tagen, | des Adel-Königes, |
| Davids, des guten, | so lange, als er die Volksherrschaft dort |
| als Fürst unter den Hebräern | besitzen mußte, |
365 | bewahren den Hochsitz. | Sie waren seines Hauses, |
| gekommen von seinem Stamme, | guten Geschlechtes, |
| beide von Geburt aus. | Weiter erfuhr ich, daß sie die herrlichen Wirkungen, |
| Marien, gemahnten | und die Macht Gottes, |
| daß ihr auf der Fahrt | ein Sohn gegeben ward, |
370 | geboren in Bethlehem, | der Söhne stärkster, |
| aller Könige kräftigster, | kommend ward der erlauchte, mächtige, |
| an der Menschen Licht, | wie von ihm früher manchen Tag |
| Bilder waren | und Zeichen viel |
| geworden in dieser Welt. | Da war es all erfüllet so, |
375 | wie es eher weise Männer | gesprochen hatten, |
| in welcher Demuther | dies Erdreich hier |
| durch seine eigene Kraft | suchen wollte, |
| der Menschen Mundherr. | Da ihn die Mutter nahm, |
| bewand ihn mit Gewand | der Weiber schönste, |
380 | mit seinem Staat, | und mit ihren Händen zwei |
| legte sie liebreich | den kleinen Mann, |
| das Kind, in eine Krippe, | da er doch hatte Kraft Gottes, |
| der Mannen Herrscher. | Dar saß die Mutter davor, |
| das Weib wachend, |wahrte selber, |
385 | hütete den heiligen Sohn, | nicht war ihr Herz zweifelig, |
| der Magd ihr Muthsinn. | |
|
|
| <Die Geburt Christi wird den Hirten verkündigt. (Luk.2,8-13)> |
| | Da ward Manchen kund |
| über diese weite Welt. | Wärter gewahrten, |
| die dar Rosseschälke | außen waren, |
| Wehren auf der Wacht | der Pferde zu pflegen, |
390 | des Viehes über dem Felde, | sie sahen die Finstere entzwei, |
| zerlassen in der Luft. | Und kam Licht Gottes |
| in Strahlen durch die Wolken, | und die Wärter dar |
| befing in dem Felde. | Sie geriethen in Furchten da, |
| die Männer in ihrem Muthe. | Sie sahen dar den mächtigen |
395 | Gottes Engel kommen, | der ihnen entgegen sprach, |
| hieß, daß die Wärter | nichts nicht fürchteten |
| Leides von dem Lichte, | ich soll euch, sprach er, liebere Dinge, |
| sehr wahrhaftiglich | ein Glück sagen, |
| künden mächtige Kraft. | Nun ist Christ geboren |
400 | in dieser selbigen Nacht, | der selige Sohn Gottes |
| in dieser Davids-Burg, | der Herr, der gute. |
| Das ist Frohlocken | des Menschengeschlechtes, |
| aller Lebendigen Frommen. | Dort ihr ihn finden möget, |
| in der Bethlehemburg, | der Söhne reichsten. |
405 | Habet das zum Zeichen, | das ich erzählen mag, |
| mit wahren Worten, | daß er dar bewunden liegt, |
| das Kind, in einer Krippe, | obwohl er sei König über Alles, |
| Erde und Himmel, | und über der Menschen Kinder, |
| der Welt waltend. | Eben wie er da das Wort sprach, |
410 | so ward dar der Engel zu dem einen | eine Unzahl kommend, |
| heilige Heerschar | von der Himmels-Au, |
| fröhliches Volk Gottes, | und viel sprachen sie, |
| manches Lobwort | dem Herrn der Menschen, |
| erhoben da heiligen Sang, | dann sie wieder zur Himmels-Au |
415 | schwebten durch die Wolken. | Die Wärter hörten, |
| wie der Engel Kraft | den allmächtigen Gott |
| sehr wahrhaftig | mit Worten lobten, |
| Ehre sei nun, sprachen sie, | dem Herrn selber |
| in dem höchsten | Reiche der Himmel, |
420 | und Friede auf Erden | den Menschenkindern, |
| den gutwilligen Guten, | denen, die Gott erkennen |
| mit lauterem Herzen. | |
|
|
| <Die Hirten besuchen das Kind. Sein Name: Jesus. (Luk.2,14-22)> |
| | Die Hirten verstanden, |
| daß sie ein mächtig Ding | gemahnet hatte, |
| eine fröhliche Botschaft. | Entschieden sich, nach Bethlehem dannen |
425 | des Nachts zu eilen, | war ihnen mächtiges Verlangen, |
| daß sie denselbigen Christ | sehen mochten. |
| <VI.> Hatte ihnen der Engel Gottes | Alles gewiesen |
| mit lichthellen Zeichen, | daß sie sich da selber |
| zu dem Gotteskinde | begeben mußten, |
430 | und sie fanden sofort | der Völker Fürsten, |
| der Leute Herrn, | sagten da Lob Gotte, |
| dem Waltenden mit ihren Worten, | und weit verkündeten sie |
| inner der herrlichen Burg | was ihnen dar für ein Bild ward |
| von der Himmels-Au | heilig gezeiget, |
435 | fröhlich im Felde. | Die Frau alles behielt |
| in ihrem Gedächtnisse | die heilige Jungfrau, |
| die Magd in ihrem Gemüthe, | alles was sie hörte die Männer sprechen. |
| Erzog ihn da sein | der Frauen schönste, |
| die Mutter in Minne, | der Menschen Herrscher, |
440 | das heilige, himmlische Kind. | Die Helden sprachen |
| an dem achten Tage, |Fürsten manche, |
| sehr glaue Freunde | mit der Gottes-Dienerin, |
| daß er Heiland zum Namen | erhalten sollte, |
| wie es der Gottes-Engel, | Gabriel sprach |
445 | mit wahren Worten, | und dem Weibe gebot, |
| der Bote des Herrn, | da sie zuerst den Sohn empfing |
| in Strahlen zu dieser Welt. | War ihr Wille mächtig, |
| daß sie ihn so heilig | halten müßte, |
| willfahrte ihm da so gerne. | |
|
|
| <Mariä Opferung. Was von dem Jesus Kinde und seiner Mutter Simeon sagt. (Luk.2,22-30)> |
| | Das Jahr fürder schritt |
450 | bis daß das Friedekind Gottes | vierzig hatte |
| der Tage und Nächte. | Da sollten sie dar eine That verrichten, |
| daß sie ihn zu Hierusalem | dargeben sollten, |
| dem Waltenden zu dem Weihthum. | So war ihre Weise dann, |
| der Leute Landsitte, | daß das nicht dürfte unterlassen keine |
455 | Frau unter Hebräern, | wenn ihr zuerst ward |
| ein Sohn geboren, | daß sie ihn immer dorthin |
| zu dem Gottes Hause | darbieten mußte. |
| Machten sich auf da die guten zwei, | Joseph und Maria, |
| beide von Bethlehem, | hatten das Kind bei sich, |
460 | den heiligen Christ, | suchten sich das Haus Gottes |
| in Hierusalem, | dar sollten sie ihre Schuld entrichten |
| dem Waltenden in dem Weihthum, | die Weise leisten |
| des Judenvolkes. | Da fanden sie einen guten Mann, |
| alten in dem Heiligthum, | einen edelgebornen. |
465 | Der hatte in dem Weihthume | so viele Winter und Sommer |
| gelebt in dem Lichte. | Oft wirkte er Lob Gotte |
| mit lauterem Herzen, | hatte in sich heiligen Geist |
| seliglichen Sinn, | Simeon war er geheißen. |
| Ihm hatte gewiesen | des Waltenden Kraft |
470 | vor langer Zeit, | daß er nicht sollte dies Licht aufgeben, |
| scheiden von dieser Welt, | eher denn ihm der Wunsch erfüllt sei, |
| daß er denselben Christ | sehen müßte, |
| den heiligen Himmelskönig. | Da ward ihm sein Herz hoch- |
| freudig in seiner Brust, | da er sah das Kind kommen |
475 | in das Weihthum hinein. | Dann sagte er dem Waltenden Dank, <V. 475 in HS M ausradiert - Übersetzung nach HS C> |
| dem allmächtigen Gotte, | daß er ihn mit seinen Augen ersah, |
| ging ihm da entgegen | und ihn gern empfing, |
| der Alte mit den Armen, | all erkannte er |
| die Zeichen und Bilder | und auch das Kind Gottes, |
480 | den heiligen Himmelskönig. | Nun ich dich, Herr, soll, sprach er, |
| gerne bitten, | nun ich so gealtert bin, |
| daß du deinen holden Diener nun | hingehen lässest |
| zu deinem wahren Frieden fahren, | wohin eher meine Vordern thaten, |
| die Wehren, von dieser Welt, | nun mir mein Wunsch erfüllt ist |
485 | am liebsten Tage, | daß ich meinen Drosten sah, |
| den holden Herrn, | so mir verheißen war |
| lange Zeit. | Du bist ein mächtig Licht |
| allen Fremdvölkern, | die zuvor des Allwaltenden |
| Kraft nicht erkannten. | Deine Kunst ist |
490 | zum Gericht und zur Ehre, | Droste, Herr mein, |
| den Abkommen Israheles, | dem eigenen Volke, |
| deinen lieben Sprößlingen. | Mit Klugheit erzählte da |
| der alte Mann in dem Tempel | der Frau, der guten, |
| sagte wahrhaft, | wie ihr Sohn sollte |
495 | über diesen Mittelgarten | Manchen werden, |
| einigen zum Falle, andern zum Trost, | den Menschenkindern, |
| den Leuten zur Liebe, | die seine Lehre hörten, |
| und den zum Harme, | die hören nicht wollten |
| Christes Lehre. | Du sollst noch, sprach er, Trauer finden, |
500 | Harm in deinem Herzen, | wann ihn der Helden Söhne |
| mit Waffen quälen, | daß wird dir ein groß Werk, |
| eine Pein zu erdulden. | Die Dienerin all verstand |
| des weisen Mannes Worte. | |
|
|
| <Die Prophetin Anna. (Luk.2,31-38)> |
| | Da kam dort auch ein Weib gegangen |
| ein betagtes inner dem Tempel. | Anna war sie geheißen, |
505 | Tochter Fanueles, | sie hatte ihrem Herrn wohl |
| gedienet zu Danke, | war ein züchtiges Weib, |
| sie mußte nach ihrer Magdheit, | seit sie Mannes ward, |
| eines Fürsten in der Ehe, | edle Jungfrau, |
| so mußte sie mit ihrem Gemahle | des Hauswesens walten |
510 | sieben Winter zusammen. | Da vernahm ich, daß ihr dar Sorge entstand, |
| daß sie die gewaltige Macht | des Schöpfers zertheilte, |
| hartes Wurd-Geschick. | Da war sie Witwe nachdem |
| in dem Friedenstempel | vier und achzig Winter |
| in ihrer Lebenszeit, | wo sie nie den Tempel nicht verließ, |
515 | und sie dar ihrem Drosten | Tages und Nachtes |
| Gotte diente. | Sie kam dar auch gegangen zu |
| in derselbigen Zeit, | sofort erkannte sie |
| das heilige Kind Gottes | und den Helden kündete, |
| der Wehrschaft inner dem Weihthum | die Glücksmelde, die große, |
520 | sagte, daß ihnen des Rettenden Rettung | genahet wäre, |
| Hülfe des Himmelsköniges, | nun ist der heilige Christ |
| der Waltende selber | in dies Weihthum gekommen, |
| zu erlösen die Leute, | die hier nun lange harrten |
| in diesem Mittelgarten | manche Weile, |
525 | dürftiger Haufe, | so nun der Dinge |
| möge sich freuen | manches Menschengeschlecht. |
| Frolockte das Volk inner dem Tempel, | hörte die große Freudenbotschaft |
| von Gotte sagen. | |
|
|
| <Joseph und Maria kehren mit dem Jesus Kinde nach Haus zurück. (Luk.2,38-39)> |
| | Die Schuld hatte da geleistet |
| die Frau in dem Tempel, | wie es sich in ihrem Bund verstand, |
530 | und in der glänzenden Burg | Schriften wiesen, |
| der Heiligen Handgewirk. | Begaben sich da nach Hause dannen |
| von Hierusalem | Joseph und Maria, |
| die heiligen Eheleute, | hatten sich den Himmelskönig |
| immer zum Gefährten | den Sohn des Drosten, |
535 | der Menschen Mundherr. | |
|
|
| <Die Ankunft der Weisen aus Morgenlande. (Matth.2,1-2)> |
| | So es je ruchtbar nicht ward |
| weiter in dieser Welt | als wie sein Wille ging, |
| des Himmelsköniges Gedanke. | <VII.> Obwohl dar dann jeder heilige Mann |
| den Christ erkannte, | doch nicht ward es je zu des Königs Hofe |
| den Mannen gemeldet, | die ihm in ihrem Muthsinne |
540 | hold nicht waren, | sondern er war ihnen so verhohlen fort |
| mit Worten und mit Werken, | bis daß dar Wehren von Osten, |
| sehr glaue Männer, | gegangen kamen, |
| drei zu dem Volke, | rüstige Degen, |
| auf langem Wege | über das Land dorthin, |
545 | folgten einem leuchtenden Zeichen | und suchten das Kind Gottes |
| mit lauterem Sinne, | wollten sich ihm verneigen, |
| sich ihm bekennen zu Jüngern, | trieben sie Gottes Schöpfungen, |
| da sie den Herodes dort | den reichen fanden, |
| in seinem Saale sitzen, | den trugsinnigen König, |
550 | den muthigen mit seinen Mannen, | immer war er Mordes gierig. |
| Da grüßten sie ihn höflich | in Königs-Weise, |
| sein in seinem Saale, | und er fragte sofort, |
| was sie für ein Bewerb | nach außen brächte, |
| die Männer auf die Wanderfahrt, | wohl führet ihr gewunden Gold |
555 | zur Gabe für jeglichen Gönner, | zu dem ihr so im Gange kommet, |
| gefahren zu Fuße, | wie? ich weiß nicht, von wo fernher ihr seid, |
| Fürsten von andern Völkern, | ich sehe, daß ihr seid edelgebürtige, |
| des Geschlechtes von gutem Stamme, | nie hieher eher kommend wurden solche |
| Boten von andern Völkern, | seit ich mußten dieses Männer-Volkes gewalten, |
560 | dieses weiten Reiches, | ihr sollt mir in Wahrheit sagen, |
| vor dieser Leute Volke, | weshalb ihr seid zu diesem Lande gekommen. |
|
|
| <Der Weisen Rede an den König Herodes. (Matth. 2,2)> |
| Da sprachen ihm wieder entgegen | die Männer von Osten, |
| wortweise Wehren, | wir dir in Wahrheit mögen, sprachen sie, |
| unseren Bewerb | leichtlich erzählen, |
565 | sagen aufrichtig, | weshalb wir kamen auf diese Fahrt hieher |
| von Osten dieser Erde. | Einst waren dar Adelsmänner, |
| wohlredige Freunde, | die uns gutes so viel, |
| Hülfe verhießen | vom Himmelskönige |
| mit wahren Worten. | Dann war dort ein gewitziger Mann |
570 | erfahren und viel weise, | voralters war das einst |
| unser Ahn nach Osten von hier, | dar nicht ward seither einig Mann |
| der Sprachen so kundig, | er konnte berichten Wort Gottes, |
| weil ihm hatte verliehen | der Leute Herr, |
| daß er vermochte von der Erde | aufwärts zu hören |
575 | des Waltenden Wort, | drum war sein Wissen groß, |
| des Degens Gedanken. | Als er dann sollte |
| aufgeben die Wohnungen, | der Verwandten Gesellschaft, |
| verlassen der Leute Traum, | suchen anderes Licht, |
| da er seine Jünger hieß | näher gehen, |
580 | die Erbwarte | und seine Hörigen da, |
| sagte wahrhaftig, | was Alles seitdem kam, |
| geschah in dieser Welt. | Da sagte er, daß hieher sollte kommen ein weiser König |
| ruhmreich und mächtig | zu diesem Mittelgarten |
| von der besten Geburt, | sagte, daß es sollte sein Sohn Gottes, |
585 | sagte, daß er dieser Welt | walten sollte stets |
| zum Ewigkeitstage, | der Erde und des Himmels, |
| er sagte, daß an dem selben Tage, | wo ihn, den seligen, |
| in diesen Mittelgarten | die Mutter brächte, |
| so sagte er, daß von Osten her | sollte scheinen |
590 | ein Himmelsgestirn weiß, | solches wie wir hier nicht hatten zuvor |
| unter zwischen Erde und Himmel, | ein anderes irgendwo, |
| nicht solch Kind, nicht solch Zeichen, | hieß daß da zur Anbetung führen |
| drei Männer von dem Volke, | hieß sie bedenken wohl, |
| wann eher sie sähen | von Osten aufsteigen, |
595 | das Gotteszeichen gehen, | hieß sie sich rüsten sogleich, |
| hieß, daß wir ihm folgten, | so es vorwärts ginge |
| westlich über diese Welt. | Nun ist alles gewahret so, |
| gekommen durch Kraft Gottes, | der König ist erschienen, |
| geboren kühn und gestreng, | wir sahen sein Zeichen scheinen |
600 | heiter unter des Himmels Gestirnen, | wie ich weiß, daß es der heilige Droste |
| bestimmte, der mächtige, selber, | wir sahen jegliches Morgens |
| blicken den strahlenden Stern, | und wir gingen hinter dem Zeichen hieher |
| Wege und Wälder zuweilen. | Wäre uns das aller Wünsche größter, |
| daß wir ihn selber sähen, | wüßten, wo wir ihn selber suchen sollten, |
605 | den König in diesem Kaiserthume, | sage uns, in welchen dieser Geschlechter er sei entsprossen. |
|
|
| <Herodes befragt die Schriftgelehrten wegen Christus. (Matth. 2,2-4)> |
| Da ward dem Herodes | innen der Brust |
| Harm ums Herze, | begann sein Gemüth zu wallen, |
| die Seele mit Sorgen, | hörte sagen da, |
| daß er dar ein Oberhaupt | haben sollte, |
610 | einen kräftigern König, | guten Geschlechtes, |
| seligern unter dem Gesinde. | Da er sich sammeln hieß, |
| alles was in Hierusalem | von guten Männern, |
| von allen die weisesten | in Sprachen wäre, |
| und die in ihrer Brust | Schriftkunde meist |
615 | wüßten in Wahrheit. | Und er sie mit seinen Worten frug, |
| sehr sorgfältig | der neidsinnige Mann, |
| der König der Leute, | wo Christ geboren |
| im Weltreiche | werden sollte, |
| der Friedewarte bester. | Da sprach ihm drauf das Volk entgegen, |
620 | die Wehrschaft wahrlich, | sagten, daß sie wüßten gar, |
| daß er solle in Bethlehem geboren werden, | so ist in unsern Büchern geschrieben, |
| weislich verzeichnet, | wie es die Wahrsager, |
| gar glaue Freunde, | durch Gottes Kraft |
| hochweise Männer | zuvor gesprochen, |
625 | daß sollte von Bethlehem | der Burgen Hirte, |
| der liebe Landeswart, | an dies Licht kommen, |
| der reiche Rathgeber, | der führen soll |
| der Juden Herrschaft, | und werden mit seiner Gabe |
| milde über den Mittelgarten | manchen Völkern. |
|
|
| <Des Herodes falsche Frömmigkeit. (Matth. 2,5-9)> |
630 | <VIII.> Da erfuhr ich, daß gleich nachdem | der trugsinnische König |
| der Wahrsager Worte | den Fremdlingen sagte, |
| die dar ins Ausland | als Sendlinge waren |
| fernher gefahren, | und er fragte sie nachdem, |
| wann sie auf den Ostwegen | zuerst sahen |
635 | den Königsstern kommen, | das Zeichen leuchten |
| heiter vom Himmel. | Sie nicht wollten deß ihm da hehlen etwas, |
| und sagten es ihm aufrichtig. | Da hieß er sie auf den Weg fahren, |
| hieß, daß sie ihr Geschäft | ganz ausrichteten |
| um des Kindes Kunst. | Und der König selber Gebot |
640 | sehr hart, | der Herr der Juden, |
| den weisen Männern, | ehe denn sie führen von Westen fort, |
| daß sie ihm erst kündeten, | wo er den König sollte | |
| suchen in seinem Sitze, | sagte, daß er dahin wollte mit seinem Gesinde |
| zu beten zu dem Kinde. | Dann dachte er ihm zum Mörder zu werden | |
645 | mit der Waffen Schärfe. | Dann aber der waltende Gott |
| dachte wider den Gedanken | und er vermochte zu gedenken mehr, |
| zu leisten in diesem Lichte, | das ist noch lange sichtbar, |
| gekündet die Kraft Gottes. | |
|
|
| <Die Weisen beschenken und beten an das Kindlein Jesu. (Matth.2,9-12)> |
| | Da gingen wieder die Zeichen hervor |
| in Strahlen unter die Wolken. | Da waren die weisen Männer |
650 | fertig zu fahren. | Sie begaben sich fort dannen |
| tapfer zur Botschaft, | wollten das Kind Gottes |
| selber suchen. | Sie nicht hatten von da des Gesindes mehr, |
| außer daß sie drei waren, | wußten sich der Dinge Bescheid, |
| waren sich glaue Freunde, | die die Gaben führten. |
655 | Dann sahen sie so weislich, | unter der Wolken Gewölbe, |
| auf zu dem hohen Himmel, | wie da fuhren die weißen Sterne. |
| Sie erkannten die Zeichen Gottes, | die waren für Christ hieher |
| gewirkt zu dieser Welt. | Die Männer nach gingen, |
| folgten andächtig. | Sie förderte, der es konnte, |
660 | bis daß sie da sahen, | die reisemüden Männer |
| das prächtige Zeichen Gottes | blank am Himmel |
| stille stehen. | Der Stern licht leuchtete |
| weiß über dem Hause, | dar das heilige Kind |
| wohnte mit Willen. | Und ihn das Weib behütete, |
665 | die Dienerin demüthig. | Da ward der Degen Herz |
| froh in ihrer Brust. | Bei dem Zeichen verstanden sie, |
| daß sie das Friedekind Gottes | gefunden hatten, |
| den heiligen Himmelskönig. | Da sie in das Haus hinein |
| mit ihren Gaben gingen, | die Getreuen von Osten, |
670 | die reisemüden Männer, | gleich erkannten sie, |
| die Wehren, den waltenden Christ. | Die Wanderer fielen |
| vor dem Kinde ins Kniegebet, | und ihn in Königsweise, |
| den Guten, grüßten, | und ihm die Gaben brachten, |
| Gold und Weihrauch, | nach den Gottes-Zeichen, |
675 | und Myrrhe darmit. | Die Männer standen bereit |
| hold vor ihrem Herrn, | die es mit ihren Händen gleich |
| fröhlich empfingen. | Da begaben sich die frommen Männer, |
| die Sprecher, zur Rüste, | die reisemüden Freunde |
| in ein Gasthaus, | dar ihnen Gottes Engel, |
680 | den schlafenden, bei Nacht | einen Traum zeigte, |
| ein Gesicht im Schlummer, | all wie es der Droste selber, |
| der waltende, wollte, daß ihnen däuchte, | daß man ihnen mit Worten geböte, |
| daß sie dannen einen andern Weg, | die Gesandten, führen, |
| reiseten nach ihrem Lande, | und den leidigen Mann, |
685 | den Herodes, | ferner nicht suchten, |
| den grimmigen König. | Da ward der Morgen kommend |
| in Strahlen zu dieser Welt. | Da begannen die weisen Männer |
| zu sagen ihre Gesichte, | selber erkannten sie | |
| des Waltenden Wort, | weil sie großes Wißthum |
690 | trugen in ihrer Brust, | baten den Allwaltenden, |
| den hehren Himmelskönig, | daß sie möchten seine Huld hinfort |
| wirken, seinen Willen, | sagten, daß sie zu ihm hätten gewendet den Sinn |
| und ihren Muth, Morgens Jedem. | |
|
|
| <Der Weisen Heimkehr. Josephs Flucht nach Aegypten. (Matth.2,12-14-16)> |
| | Da fuhren wieder die Männer dannen |
| die Gesandten von Osten, | all wie ihnen der Engel Gottes |
695 | mit Worten gewiesen, | nahmen einen andern Weg, |
| vollbrachten Gottes Lehren, | nicht wollten dem Judenkönige |
| um des Kindes Geburt | die Boten von Osten, |
| die fahrtmüden Männer, | sagen etwas, |
| und kehrten zurück nach ihrem Willen. | <IX.> Da ward bald nachdem des waltenden |
700 | Gottes Engel kommend | Josephe zur Sprache, |
| sagte ihm im Traume, | dem schlafenden, bei Nacht, |
| der Bote des Drosten, | daß den Sohn Gottes |
| der argsinnige König | suchen wollte, |
| berauben des Lebens, | nun sollst du ihn in Ägyptens |
705 | Land entleiten, | und unter den Leuten bleiben |
| mit dem Gotteskinde | und mit der guten Dienerin |
| wohnen unter dem Wehrthum, | bis daß dir das Wort komme |
| des Herren dein, | daß du das heilige Kind |
| wieder zu dieser Landschaft | leiten müssest, |
710 | den Drosten dein. | Da von dem Traume aufsprang |
| Joseph in seinem Gastsaale | und das Gottes Gebot |
| gleich erkannte er. | Machte sich auf den Weg dannen, |
| der Degen mit der Dienerin, | suchte sich ein ander Volk |
| jenseit breiten Berges, | wollte den Sohn Gottes |
715 | Feinden entführen. | Da erfuhr nachdem |
| Herodes der König, | da er in seinem Reiche saß, |
| daß waren die weisen Männer | von Westen gekehrt |
| nach Osten zu ihrem Erbheim, | und fuhren sich einen andern Weg, |
| wußte, daß sie ihm ihre Erfahrung | nun nicht wollten |
720 | sagen an seinem Hofe. | Da war ihm deß in Sorgen die Seele, |
| das Gemüth bekümmert, | sagte, daß es ihm die Männer thäten, |
| die Helden, zum Hohne. | Da er traurig saß, |
| erzürnte in seiner Brust, | sagte, daß er deß wüßte bessern Rath, |
| einen andern erdenken. | Nun ich sein Alter kenne, |
725 | weiß seiner Winter Zahl, | nun ich gewinnen mag, |
| daß er je ober dieser Erde | alt nicht wird, |
| hier unter dieser Herrschaft. | |
|
|
| <Des Herodes grausamer Kindermord. (Matth.2,16-18)> |
| | Dann er so hart gebot, |
| Herodes, über sein Reich, | hieß da seine Knechte fahren, |
| der König der Leute, | hieß, daß sie der Kinder so viele |
730 | durch ihre Handmacht | des Hauptes beraubten, |
| so manche Kinder um Bethlehem, | so viele, als dar geboren wurden, |
| in zweien Jahren erzogen. | Die Blutthaten vollführten |
| des Königs Gesellen. | Da sollte dar so mach kindlicher Mann |
| sterben sündenlos, | nicht ward seitdem, noch eher, |
735 | so jämmerlicher Vergang | junger Männer, |
| so erbärmlicher Tod. | Frauen wehklagten, |
| viele Mütter sahen | ihre Söhne gespießet. |
| Nicht mochte sie ihnen nimmer helfen, | obwohl sie mit ihren Händen beiden |
| ihr eigen Kind, | mit den Armen umfing, |
740 | das liebe und kleine, | dennoch sollte es immer das Leben abgeben, |
| der Sohn vor der Mutter. | Des Verbrechens nicht achteten |
| der Strafe, die Schandthäter. | Mit des Waffens Schärfe |
| vollführten sie Frevelwerk groß, | fielen in Menge |
| Söhne, junge Männer, | die Mütter beweinten |
745 | junger Kinder Todqual, | Klage war in Bethlehem, |
| der Jammer lautester. | Obwohl man ihre Herzen entzwei |
| schnitte mit dem Schwerte, | doch mochte ihnen nimmer härtere That |
| werden in dieser Welt, | den Weibern männiglich, |
| den Ehefrauen in Bethlehem, | sie sahen ihre Söhne vor sich, |
750 | kindjunge Männer, | in Qual verscheiden, |
| blutig in ihrem Schoße. | Die Schergen mordeten |
| die unschuldige Schar, | nicht scherten sich, gar nichts, |
| die Männer um Meinwerk, | wollten den mächtigen Christ |
| selbsten todtquälen. | |
|
|
| <Josephs Rückkehr und Wohnung in Nazareth. (Matth.2,19-23 u. Luk.2,40-42)> |
| | Dann hatte ihn der kräftige Gott |
755 | geschützt wider ihre Wuth, | daß ihn Nachtes dannen |
| nach Ägyptenland | die Männer entleiteten, |
| die Gönner mit Joseph, | zu der grünen Au, |
| zur besten der Erden, | dar eine Ahe fließt, |
| der Nilstrom mächtig | nördlich zur See, |
760 | der Fluten feinste. | Dar das Friedekind Gottes |
| wohnte mit Willen, | bis daß die Wurd wegnahm |
| Herodes, den König, | daß er verließ die Weltkinder, |
| der muthige, der Männer Traum. | Da sollte der Mark Gewalt |
| haben sein Erbwart, | der war Archelaus geheißen, |
765 | als Herzog | der Helmträger, |
| der sollte um Hierusalem | des Judenvolkes, |
| des Wehrthums, gewalten. | Da ward das Wort kommend |
| dar in Ägypten | dem edelen Manne, |
| das er dort zu Josephe, | Gottes Engel, sprach, |
770 | der Bote des Drosten, | hieß ihn wieder das Kind dannen |
| leiten zum Lande. | Nun hat dies Licht aufgegeben, sprach er, |
| Herodes der König, | er wollte ihn ächten einst, |
| berauben seines Lebens. | Nun magst du in Frieden leiten |
| das Kind unter euer Geschlecht, | nun der König nicht lebet, |
775 | der übermüthige Fürst. | All erkannte Joseph |
| die Gotteszeichen, | rüstete sich schleunig, |
| der Degen mit der Dienerin, | da sie dannen wollten, |
| beide mit dem Sohne, | erfülten die herrlichen Fügungen, |
| des Waltenden Willen, | all wie er ihm früher mit seinen Worten gebot. |
780 | <X.> Sie begaben sich da wieder nach Galiläaland, | Joseph und Maria, |
| die heiligen Haushalter | des Himmelsköniges, |
| waren in Nazarethburg, | wo der rettende Christ |
| wuchs unter dem Wehrthum, | ward Weisheit voll, |
| bei war ihm Gunst Gottes, | er war lieb allen |
785 | Mutter-Verwandten, | er nicht war andern Mannen gleich, |
| der Gute in seiner Güte. | |
|
|
| <Jesus zwölf Jahre alt, unter den Lehrern im Tempel zu Jerusalem. (Luk.2,41-48)> |
| | Da er die Jahzahl |
| zwölf hatte, | da ward die Zeit kommend, |
| daß dar zu Hierusalem | die Judenleute |
| ihrem Stammgotte | dienen mußten, |
790 | wirken seinen Willen. | Da ward dar in dem Weihthum innen, |
| dort zu Hierusalem, | der Juden versammelt |
| eine mächtige Mannkraft. | Dort Maria war |
| selbst in der Gesellschaft | und hatte ihren Sohn, |
| Gottes eigen Kind. | Als sie ihre Schuld hatten, |
795 | die Menschen, in dem Tempel, | wie es in ihrem Bunde geboten, |
| geleistet nach ihrer Landweise, | da fuhren wieder die Leute dannen, |
| die Wehren, nach ihrem Willen. | Und dar in dem Weihthum blieb |
| das mächtige Kind Gottes, | wie ihn die Mutter dar |
| nicht wußte in Wahrheit, | sondern sie wähnte, daß er mit dem Haufen fort |
800 | führe, mit ihren Freunden. | Erfuhr nachdem |
| erst am andern Tage, | das adelgebürtige Weib, |
| die selige Dienerin, | daß er unter der Gesellschaft nicht war. |
| Ward Marien da | das Gemüth in Sorgen, |
| weh um ihr Herze, | da sie das heilige Kind |
805 | nicht fand unter dem Volke. | Viel wehklagte |
| die Gottes Dienerin. | Begaben sich da wieder nach Hierusalem, |
| ihren Sohn zu suchen, | fanden ihn sitzen allda |
| in dem Weihthum innen, | wo die weisen Männer, |
| sehr glaue Berather, | in Gottes Gesetze |
810 | lasen und lernten, | wie sie Lob sollten |
| wirken mit ihren Worten, | dem, der diese Welt erschuf. |
| Dar saß mitten unter | das mächtige Kind Gottes, |
| Christ, der allwaltende, | wie ihn die gar nicht mochten erkennen, |
| die des Weihthums dar | warten sollten, |
815 | und fragte sie | geflissentlich, |
| mit weisen Worten, | sie wunderten sich alle, |
| wodurch je ein so kindlicher Mann | solche Rede möchte |
| melden mit seinem Munde. | Dort ihn die Mutter fand |
| sitzen in der Gesellschaft, | und ihren Sohn grüßte, |
820 | den weisen, unter dem Wehrthum, | sprach ihm da mit ihren Worten zu: |
| wie wolltest du deiner Mutter, | der Männer liebster, |
| zufügen solche Sorge, | daß ich dich so schmerzhafte |
| armmüthige Frau | heischen sollte |
| unter diesen Burgleuten? | Da sprach ihr aber das Kind entgegen, |
825 | mit weisen Worten, | wie? du weißt ja doch, sprach es, |
| daß ich dort sein muß, | wo ich mit Rechten soll |
| wohnen nach Willen, | wo Gewalt hat |
| mein mächtiger Vater. | Die Männer nicht verstanden, |
| die Wehren in dem Weihthum, | warum er so das Wort sprach, |
830 | meldete mit seinem Munde. | Maria alles behielt, |
| verbarg in ihrer Brust, | jegliches was sie da hörte ihr Kind sprechen |
| an weisen Worten. | |
|
|
| <Jesus kehrt mit seinen Eltern nach Nazareth zurück. (Luk.2,51-52)> |
| | Begaben sich da wieder |
| dannen von Hierusalem | Joseph und Maria, |
| hatten ihn zum Gefährten, | den Sohn des Drosten, |
835 | aller Kinder bestes, | deren, die je geboren wurden, |
| Söhne von einer Mutter, | hatten dar Minne zu ihm |
| durch lauteres Gemüth, | und er so gehorsam war, |
| Gottes eigen Kind, | als Verwandter den Verwandten, |
| in seiner Demuth, | den Eltern sein. |
840 | Nicht wollte er in seiner Kindheit da schon | seine große Kraft |
| den Menschen zeigen, | daß er solche Macht hatte, |
| Gewalt in dieser Welt, | sondern er in seinem Willen wartete, |
| demüthig unter dem Volke | dreißig Jahre, |
| ehe denn er dar einig Zeichen | zeigen wollte, |
845 | sagen der Gesellschaft, | daß er selber war |
| in diesem Mittelgarten | der Menschen Herr, |
| hatte so verhohlen | das heilige Kind Gottes, |
| Wort und Weisthum | und das größte Wissen, |
| sehr einsichtigen Sinn. | Nicht mochte an seinen Reden man werden, |
850 | an seinen Worten gewahr, | daß er solch Wissen hatte, |
| der Degen solche Gedanken, | sodern er so demüthig harrte |
| glänzender Zeichen. | Nicht war noch dann die Zeit gekommen, |
| daß er sich über diesen Mittelgarten | offenbaren sollte, |
| lehren die Leute, | wie sie sollten ihren Glauben halten, |
855 | wirken den Willen Gottes. | Wußten das wohl manche |
| Leute inner dem Lande, | daß er war an dies Licht gekommen, |
| dennoch sie ihn kundlich | erkennen nicht mochten, |
| eher denn er sich selber | sagen wollte. |
|
|
| <Johannes lehret und taufet. (Matth.3,1-2 u. Mark.1,4-8 u. Luk.3,2-3)> |
| <XI.> Dann war sich Johannes | von seiner Jugendzeit |
860 | erwachsen in einer Wüstenei. | Dar nicht war der Wohnerschaft mehr, |
| nur allein er dort einsiedelig | dem allwaltenden Gotte, |
| der Degen, diente, | verließ Volksgedränge |
| der Menschen Gemeinschaft. | Dort ward ihm mächtig kommend, |
| in der Wüstenei, | das Wort vom Himmel |
865 | die herrliche Stimme Gottes, | und dem Johannes gebot, |
| daß er Christes Kunst | und seine große Kraft |
| über diesen Mittelgarten | verkünden sollte, |
| hieß ihn wahrlich | mit Worten sagen, |
| daß wäre das Himmelreich | den Helden Söhnen |
870 | in der Landschaft, | den Leuten, genahet, |
| der Güter wonnesamstes. | Ihm war da der Wille mächtig, |
| daß er von solchen Seligkeiten | sagen mußte, |
| entschied sich da zu gehen, | allwo der Jordan floß, |
| das Wasser, zu Willen, | und den Wohnern all den Tag, |
875 | über die Landschaft | den Leuten, kündete, |
| daß sie mit Fasten | der Frevelthaten viele, |
| ihre eigenen | Sünden, büßten, |
| daß ihr werdet rein, sprach er, | das Himmelreich |
| ist genahet den Menschenkindern, | nun laßt in euerm Gemüthe |
880 | euerer selbsteigenen | Sünden euch reuen, |
| des Leides, das ihr in diesem Lichte thatet, | und meinen Lehren höret, |
| wendet euch nach meinen Worten, | ich euch im Wasser soll |
| taufen kostbarlich, | obwohl ich euere Thaten nicht möge, |
| euere eigenen | Sünden, erlassen, |
885 | daß ihr durch mein Handgewirk | lauter würdet |
| von leidigen Handlungen, | sondern der ist an dies Licht gekommen, |
| mächtig zu den Mannen, | und unter euch in Mitten steht, |
| obwohl ihr ihn selber | sehen nicht wollet, |
| der euch taufen soll | auf eueres Herrn Namen, |
890 | auf den heiligen Geist, |das ist der Herr über Alles, |
| er mag aller Menschen jeden | von Meingedanken, |
| von Sünden befreien, | jeden, so da selig muß |
| werden in dieser Welt, | der deß Willen hat, |
| daß er so leiste, | wie er diesen Leuten will |
895 | gebieten, der Sohn Gottes. | Ich bin zu seiner Botschaft hieher, |
| in diese Welt gekommen, | und soll ihm den Weg räumen, |
| lehren diese Leute, | wie sie sollen ihren Glauben |
| halten mit lauterem Sinne, | und daß sie in die Hölle nicht dürfen |
| fahren, in das Feuer, das heiße. | Deß wird so froh in seinem Muthe |
900 | der Mensch zu so mancher Stunde. | Wer die Missethat verläßt |
| gerne, des Gramen Befehle, | der mag sich erwirken des Guten |
| Huld, des Himmelsköniges, | wofern er hat lautere Treue |
| empor zu dem allmächtigen Gotte. | |
|
|
| <Johannes gefragt, wer er sei (Luk.3,15 u. Joh.1,19-21)> |
| | Hörer in Menge |
| durch die Lehren da, | Leute meinten, |
905 | Wehren, in Wahrheit, | daß das der waltende Christ |
| selber wäre, | dieweil er so viel Sicheres sprach, |
| der wahren Worte. | Da ward das gar weit kund |
| über das vergebene Land | der Wirthe jeglichem, |
| den Sassen auf ihren Höfen. | Da kamen ihn zu suchen dorthin |
910 | von Hierusalem | der Judenleute |
| Boten von der Burg, | und fragten, ob er wäre der Sohn Gottes, |
| was hier lange schon, sprachen sie, | die Leute sagten, |
| die Wehren, in Wahrheit, | daß er sollte in diese Welt kommen. |
| Johannes da meldete | und entgegen sprach |
915 | den Boten standhaft, | nicht bin ich, sagte er, der Sohn Gottes, |
| wahrer waltender Christ, | aber ich soll ihm den Weg räumen, |
| dem Herrn mein. | Die Helden fragten, |
| die dar in dem Auftrage | Besorger waren, |
| Boten von der Burg: | wenn du nun nicht bist der Sohn Gottes, |
920 | bist du dann doch Elias, | der hier in frühern Tagen war |
| unter diesem Wehrthum, | der ist Heimsucher noch |
| in diesem Mittelgarten, | sage uns, wer du der Männer seiest, |
| bist du einer derer, | die hier früher waren, |
| von den weisen Wahrsagern? | was sollen wir dem Wehrthum von dir |
925 | sagen für Sicher? | Nimmer hier ein solcher nicht ward |
| in diesen Mittelgarten, | ein anderer Mann kommend, |
| durch Thaten so ruhmreich. | Weshalb du hier Taufe verrichtest |
| unter diesem Volke, | wenn du von den Weissagern |
| etwelcher nicht bist? | |
|
|
| <Johannes antwortet, wer er sei. (Luk.3,15-16 u. Joh.1,21-28)> |
| | Da hatte wieder bereit |
930 | Johannes, der gute, | die kluge Antwort: |
| ich bin Vorbote | des Frohnes mein, |
| des lieben Herrn. | Ich soll dies Land bereiten |
| dies Wehrthum nach seinem Willen, | ich habe von seinem Worte mit mir |
| strenge Stimme, | obwohl sie hier nicht wollen verstehen viele |
935 | von dem Wehrthum in dieser Wüstenei, | nicht bin ich mit etwas gleich |
| dem Drosten mein, | er ist mit seinen Thaten so strenge, |
| ruhmreich und mächtig, | das wird kund manchen |
| Wehren über diese Welt, | daß ich deß würdig nicht bin, |
| daß ich dürfte an seinen Schuhen, | obwohl ich sei sein eigener Knecht, |
940 | an so reichen Drosten, | die Riemen losbinden. |
| So um Vieles ist er besser, denn ich. | Nicht ist ihm ein Bote gleich, |
| ein einiger auf der Erde, | noch von nun an soll es |
| werden in dieser Welt. | Habet euern Willen dorhin, |
| Leute, euern Glauben! | Dann euch lange bleiben soll |
945 | euer Sinn rühmlich, | wenn ihr das Höllengezwinge |
| verlasset, der Leidigen Traum, | suchet euch Licht Gottes, |
| des Emporerbes Heim, | das ewige Reich, |
| die hohe Himmelsau. | Nicht lasset euern Sinn zweifeln. |
| <XII.> So sprach der junge Schüler | nach Gottes Lehren |
950 | den Männern zur Kunde. | In Menge sammelten sich dar |
| zu Bethania | Kinder Israheles, |
| kamen dar zu Johannes, | der Könige Gesinde, |
| Leute zu den Lehren, | und ihren Glauben empfingen. |
| Er taufte sie an der Tage jeglichem, | und ihnen ihre Thaten verwies, |
955 | der Bösen Willen, | und lobte ihnen das Wort Gottes |
| des Herrn sein. | Das Himmelreich wird, sprach er, |
| bereit der Männer jedem, | so zu Gott denket, |
| und an den Heiland will | lauterlich glauben, |
| leisten seine Lehre. | |
|
|
| <Jesus wird getaufet von Johannes. (Matth.3,13-16 u. Mark.1,9-10 u. Luk.3,21-23 u. Joh.1,32)> |
| | Da nicht währte lange dazu, |
960 | daß sich von Galiläa aufmachte | Gottes eigenes Kind, |
| der theuere Drosten-Sohn, | die Taufe zu suchen, |
| war sich da in seiner Vollkraft | des Waltenden Sohn, <Vv. 961-962 nicht in HS M - Übersetzung nach HS C> |
| all wie er bei dem Volke | dreißig hatte |
| der Winter in seinem Lebensalter, | da kam er in seinem Willen, |
965 | wo Johannes | im Jordanstrome |
| den ganzen Tag lang | Leute in Menge |
| taufte kostbarlich. | Eben als er da seinen Drosten sah, |
| den holden Herrn, | so ward ihm sein Herz froh, |
| daß ihm sein Wille erfüllt wurde, | und sprach ihm da mit seinen Worten zu |
970 | der gar gute Jünger, | Johannes zu Christe: |
| Nun kommst du zu meiner Taufe | Droste, mein Herr, |
| Volks-Gönner, der beste, | so sollte ich zu der deinen thuen, |
| weil du bist der Könige kräftigster. | Christ selber gebot, |
| der Waltende, wahrlich, | daß er nicht spräche der Worte da mehr. |
975 | Weißt du, das uns so geziemt, sprach er, | aller Rechte jegliches |
| zu erfüllen | fortan nun |
| nach Gottes Willen? | Johannes stand, |
| taufte den ganzen Tag | Dienstvolk viel, |
| Wehrthum im Wasser, | und auch den waltenden Christ, |
980 | den Herrn, den Himmelskönig, | mit seinen Händen, |
| in aller Bäder dem besten, | und sich dar zum Gebete |
| neigte auf die Knie. | Der kräftige Christ aufstieg |
| fein aus der Flut, | das Friedekind Gottes |
| der liebe Leutewart. | Wie er da das Land betrat, |
985 | so öffneten sich des Himmels Thore, | und kam der heilige Geist |
| von dem Allwaltenden | vo oben zu Christe, |
| war in Gestalt | eines wackern Vogels |
| einer zärtlichen Taube, | und setzte sich auf unseres Herrn Achsel, |
| verweilte sich über des Waltenden Kinde. | Nachkam dar ein Wort vom Himmel |
990 | laut von der hohen Heitre | und grüßte den Heiland selbst, |
| Christ, aller Könige besten, | sprach, daß er ihn gekoren habe |
| selber von seinem Reiche, | sprach, daß ihm der Sohn gefalle |
| best aller gebornen Männer, | sprach, daß er ihm wäre aller Söhne liebster. |
|
|
| <Des Johannes Zeugniß von Jesus. (Mark.1,11 u. Joh.1,32-34)> |
| Das mußte Johannes, | allwie es Gott wollte, |
995 | hören und sehen. | Er that es bald nachdem |
| den Menschen kund, | daß sie dar einen mächtigen |
| Herrn hatten. | Das ist, sprach er, des Himmelsköniges Sohn, |
| allein Allwaltender, | dieses will ich ein Zeuge |
| sein in dieser Welt, | weil es sagte mir Gottes Wort, |
1000 | des Drosten Stimme, | da er mich taufen hieß |
| Menschen im Wasser, | allwo ich sähe wahrlich |
| den heiligen Geist | von der Himmelsau |
| in diesen Mittelgarten, | den einigen Mann gewahrend, |
| kommen mit Kraft, | das, sagte er, sollte Christ sein, |
1005 | der theuere Gottes-Sohn, | er taufen soll |
| in den heiligen Geist, <zweiter Versteil 1001 bis erster Versteil 1006 fehlt in HS M - Übersetzung nach HS C> | und heilen in Menge |
| der Menschen Meinthaten. | Er hat die Macht von Gotte, |
| daß er erlassen mag | der Leute jeglichem |
| Schuld und Sünde. | Dies ist Christ selber |
1010 | Gottes eigen Kind, | der Guten bester, |
| ein Friede wider Feinde. | Wohl euch, daß euch drob mag frohmüthiger Sinn |
| sein in dieser Welt, | daß euch der Wunsch gewährt wird, |
| daß ihr so lebend | den Landeswart |
| selber sahet. | Nun muß schleunig sündenlos |
1015 | mancher Geist fahren | nach Gottes Willen |
| von Schuld befreiet. | der mit Treue will |
| für seine Freunde wirken, | und an den waltenden Christ |
| fest glauben. | Das soll zu Frommen werden |
| der Menschen jeglichem, | so das gerne thut. |
1020 | <XIII.> So erfuhr ich, daß Johannes da | der Menschen jeglichem |
| lobte, den Leuten, | die Lehre Christes, |
| des Herren sein, | und das Himmelreich |
| zu gewinnen, | der Güter das größte, |
| selig Ewigleben. | |
|
|
| <Jesus fastet in der Wüste. Des Teufels Bosheit. (Matth.4,1-2 u. Mark.1,12-13 u. Luk.4,1-2)> |
| | Da er sich selber begab, |
1025 | nach der Taufe, | der Herr, der gute, |
| in eine Wüstenei, | des Waltenden Sohn, |
| war da in der Einöde | der Arbeiter Droste, |
| lange Weile, | nicht halte er der Leute da mehr, |
| der Jünger zu Gefährten, | ganz wie er sich selber erkor, |
1030 | wollte sich dar lassen versuchen | kräftige Wichte, |
| den Satan selbst, | der immer in Sünde locket |
| den Menschen, zum Meinwerk. | Er kannte seinen Muthsinn, |
| seinen verkehrten Willen, | wie er diese Welt |
| zuerst in dem Anbeginne, | das Erdenvolk, |
1035 | berückte mit Sünden, | da er die beiden Eheleute |
| Adam und Eva | durch Untreue |
| verleitete, mit seinen Lügen, | daß der Leute Kinder |
| nach ihrer Hinfahrt | die Hölle suchten, |
| der Menschen Geister. | Da wollte das der mächtige Gott, |
1040 | der waltende wenden, | und wollte diesem Wehrthum geben |
| das hohe Himmelreich, | deshalb er hieher den heiligen Boten, |
| seinen Sohn sandte. | Das war dem Satanas harter |
| Harm in seinem Herzen. | Er mißgönnte das Himmelreich |
| dem Menschengeschlechte, | wollte da den Mächtigen |
1045 | mit denselben Versuchungen, | den Sohn des Drosten, |
| womit er den Adam | in frühern Tagen |
| hämisch betrog, | daß er ward seinem Herrn leid, |
| bethörte ihn mit Sünden, | so wollte er da thuen selbst den Sohn des Drosten, |
| den heilenden Christ. | Dann hatte er seinen Sinn fest |
1050 | wider den Schandthäter, | des Waltenden Sohn, |
| das Herz so gehärtet, | wollte das Himmelreich |
| den Leuten erwirken. | War da der Landeswart |
| in Fasten | vierzig Nächte, |
| der Menschen Droste. | Wie er da Speise nicht kostete, |
1055 | so lange nicht wagten ihm | hämische Wichte, |
| der neidsinnische Feind | näher zu gehen, |
| zu grüßen ihn gegenwärtig, | wähnte, daß er Gott selber, |
| ein außermenschliches Wesen, | der mächtige wäre, |
| der heilige Himmelswart. | |
|
|
| <Jesus läßt sich vom Teufel versuchen. (Matth.4,3-7 u. Luk.4,3-12)> |
| | Als er sich da hungern ließ, |
1060 | daß ihn begann durch die Menschheit | der Kost zu gelüsten |
| nach den vierzig Tagen, | der Feind näher ging, |
| der finstere Meinthäter, | meinte, daß er ein Mensch bloß |
| wäre gewißlich, | sprach ihm da mit seinen Worten zu, |
| anredete ihn der Erzfeind, | wenn du seist Gottes Sohn, sprach er, |
1065 | weshalb nicht heißest du dann werden, | wenn du die Gewalt hast, |
| aller Söhne bester, | Brod aus diesen Steinen? |
| Heile deinen Hunger! | da sprach ihm aber der heilige Christ, |
| nicht mögen die Zeitkinder, sagte er, | nur allein vom Brode, |
| die Leute, leben, | sondern sie sollen durch Lehre Gottes |
1070 | bestehen in dieser Welt, | und sollen die Werke vollbringen, |
| die da werden verlautet | von der heiligen Zunge, |
| von der Stimme Gottes. | Das ist der Menschen Leben, |
| der Leute eines jeglichen, | so das leisten will, |
| was von des Waltenden | Worte geboten wird. |
1075 | Da begann wieder zu versuchen | und näher ging |
| der ungeheure Feind | zum anderen Male, |
| fahndete seinen Frohn. | Das Friedekind duldete |
| des Bösen Willen, | und ihm die Gewalt gab, |
| daß er um seine große Kraft | forschen mochte, |
1080 | ließ sich da leiten | von dem Leuteschänder, |
| daß er ihn in Hierusalem | auf dem Gottestempel |
| aller oberwärts | aufsetzte, |
| auf aller Häuser höchstes, | und mit Hohnworten sprach |
| der Grimme, mit großer Anmaßung, | wenn du seist Gottes Sohn, sagte er, |
1085 | schreite du zur Erde hinab, | geschrieben war es schon lange |
| in Büchern verzeichnet, | wie geboten hat |
| seinen Engeln | der allmächtige Vater, |
| daß sie dir auf der Wege jedem | Wärter sind, |
| halten dich auf ihren Händen, | daß du irgendwo nicht darfst |
1090 | mit deinen Füßen | an einen Fels anstoßen, |
| an einen harten Stein. | Da sprach aber der heilige Christ, |
| aller Söhne bester, | so ist auch in Büchern geschrieben, sprach er, |
| daß du zu hart nicht sollst | den Herrn dein |
| versuchen, deinen Frohn, | das gereicht dir zu gar keinem Frommen. |
1095 | Ließ sich da zum dritten Male | von dem Volksverderber |
| bringen auf einen Berg, den hohen, | wo ihn der Verführer |
| ließ all übersehen | die Erdenvölker, |
| die wonnesamen Reichthümer, | und die Weltreiche, |
| und solches Erbthum, | wie diese Erde trägt |
1100 | von glänzenden Gütern. | Und sprach ihm da der Feind entgegen, |
| sagte, daß er ihm das all so prachtvolle | übergeben wollte, |
| hohe Herrschaft, | wenn du willst neigen zu mir, |
| fallen zu meinen Füßen, | und mich für einen Herrn hast, |
| betest zu meinem Schoße. | Dann lasse ich dich brauchen wohl |
1105 | aller dieses Güterschatzes, | den ich dir habet gezeiget hier. |
| Da nicht wollte des Leidigen Worte | längere Weile |
| hören der heilige Christ, | sondern er ihn von seiner Huld forttrieb, |
| den Satanas verscheuchte | und sofort darauf sprach, |
| aller Söhne bester, | sagte, daß man beten sollte |
1110 | zu dem allmächtigen Gotte, | und ihm dem einigen |
| dienen ganz demüthig, | die Degen männiglich, |
| die Helden um seine Huld, | dann ist die Hülfe bereit |
| der Menschen jeglichem. | Da entfernte sich der Meinthäter |
| sehr trauermüthig, | Satanas von dannen, |
1115 | der Feind in die Schreckenstiefen. | Ward dar großes Volk |
| von dem Allwaltenden | von oben zu Christe |
| der Engel Gottes kommend, | die ihm seitdem Jüngerthum sollten, |
| Dienstgeschäfte | nachher leisten, |
| dienen demüthiglich, | wie man soll dem Volksgotte, |
1120 | dem Herrn um seine Huld, | dem Himmelskönige. |
|
|
| <Jesus verläßt die Wüste. Siehe das Lamm Gottes.Joh.1,28-29).> |
| <XIV.> Verweilte sich im Gewälde | das selige Kind Gottes |
| lange Weile, | bis daß ihm lieber ward, |
| daß er seine Kraftgröße | künden wollte |
| dem Wehrthum zu Wunsche. | Da verließ er des Waldes Laube, |
1125 | der Einöde Art, | und suchte suchte sich wieder der Leute Gemeinschaft, |
| die bekannte Volksmenge, | und der Menschentraum. |
| Ging er da an des Jordans Gestade, | wo ihn Johannes fand, |
| den Friedesohn Gottes, | den Fürsten sein, |
| heiligen Himmelskönig. | Und zu den Helden sagte |
1130 | Johannes, zu seinen Jüngern, | da er ihn gehen sah: |
| Dies ist das Lamm Gottes, | das da lösen soll |
| ab dieser weiten Welt | die widrige Sünde, |
| des Menschengeschlechtes Meinthat, | der erlauchte Droste, |
| der Könige kräftigster. | |
|
|
| <Jesus lehret in Galiläa. (Luk.4,14 u. Mark.1,14-15)> |
| | Christ sich fort begab |
1135 | nach Galiläaland, | Gottes eigen Kind, |
| fuhr zu den Freunden, | wo er geboren war, |
| zierlich erzogen, | und erzählte mit Worten, |
| Christ unter seinem Geschlechte, | der Könige reichster, |
| wie sie sollten ihre eigenen | Sünden büßen, |
1140 | hieß, daß sie sich ihr vieles Harmwerk | gereuen ließen, |
| fälleten ihre Frevelthaten. | Nun ist es all erfüllet so, |
| wie hier alte Männer | ehemals sprachen, |
| verhießen euch zu Hülfe | das Himmelreich, |
| nun ist es schon genahet durch des Rettenden Kraft, | des müßt ihr nützen fortan, |
1145 | jeder der gerne will | Gotte dienen, |
| wirken nach seinem Willen. | Da ward des Volkes gar viel, |
| der Leute, in Lusten, | wurden ihm die Lehren Christes |
| so süße, dem Gefolge. | Er begann sich zu sammeln dann |
| Freunde zu Jüngern | von guten Männern, |
1150 | wortweise Wehren. | |
|
|
| <Jesus beruft den Petrus und Andreas, zween Brüder. (Matth.4,18-19 u. Mark.1,16-17)> |
| | Ging er dann bei eines Wassers Gestade, |
| da, wo hatte der Jordan | neben Galiläaland |
| einen See geschaffen, | dort er sitzen fand |
| Andreas und Petrus | bei dem Ahestrome, |
| beide die Gebrüder, | wo sie am breiten Wasser |
1155 | sehr geschäftig | Netze stellten, |
| fischten sich in der Flut, | wo sie das Friedekind Gottes |
| an des Sees Gestade | selber grüßte, |
| hieß, daß sie ihm folgten, | sagte, daß er ihnen gar viel wollte |
| des Gottesreiches geben. | Wie ihr hier im Jordanstrome |
1160 | Fische fanget, | so sollet ihr noch Menschenkinder |
| holen zu euern Händen, | daß sie ins Himmelreich |
| durch euere Lehre | gelangen mögen, |
| fahren Volk in Menge. | Da ward frohmüthig der Sinn |
| beiden Gebrüdern, | erkannten das Kind Gottes, |
1165 | den lieben Herrn, | verließen Alles gesamt |
| Andreas und Petrus, | was sie bei der Ahe hatten, |
| Gewonnenes bei dem Wasser. | War ihre Freude groß, |
| daß sie mit dem Gottessohne | gehen mußten |
| zusammen in seiner Gesellschaft | sollten seliglich |
1170 | Lohn empfangen. | So thut der Leute jeglicher |
| der will des Herrn | Huld dienen, |
| wirken seinen Willen. | |
|
|
| <Jesus beruft den Jakobus und Johannes, zween Brüder. (Matth.4,20-22 u. Mark.1,18-20 u. Joh.5,10-11)> |
| | Da sie an des Wassers Gestade |
| fürder kamen, da fanden sie dar | einen erfahrnen Mann |
| sitzen bei dem See | und seine zwei Söhne, |
1175 | Jakobus und Johannes, | waren junge Männer, |
| saßen die Söhne mit Vater | auf einem Sande oben, |
| flochten und besserten | mit beiden Händen |
| ihre Netze emsiglich, | die sie hatten Nachts zuvor |
| verschlissen in dem See. | Dar sprach ihnen selber zu |
1180 | das selige Kind Gottes, | hieß, daß sie auf dem Weg mit ihm, |
| Jakobus und Johannes, | gingen beide, |
| kindjunge Männer. | Da waren ihnen Christes Worte |
| so werth in dieser Welt, | daß sie bei des Wassers Gestade |
| ihren alten Vater | allein verließen, |
1185 | den erfahrnen, bei der Flut, | und alles was sie dar von Habe hatten, |
| Netze und genagelte Schiffe, | koren sich den rettenden Christ, |
| den heiligen, zum Herrn. | War ihnen seiner Hülfe Durft, |
| ihm zu dienen, | wie ist aller Degen jedem, |
| Menschen in dieser Welt. | |
|
|
| <Jesus beruft den Matthäus und heilt Kranke. (Matth.9,9 u. Mark.2,14 u. Luk.5,27)> |
| | Da begab sich des Waltenden Sohn |
1190 | mit den vieren fort, | und sich da den fünften erkor |
| Christ a einer Kaufstätte | eines Königs Jünger |
| einen muthspähen Mann, | Mattheus war er geheißen, |
| war ein Amtmann | edeler Männer, |
| mußte dar zu seines Herrn | Händen empfangen |
1195 | Zins und Zoll. | Treue hatte er, gute, |
| adeliges Ansehn, | verließ alles gesamt, |
| Gold und Silber | und manche Gabe, |
| theuere Schätze, | und ward unseres Drosten Mann, |
| kor sich der Königsdiener | den Christ zum Herrn, |
1200 | den mildern Miethegeber, | als früher sein Herr war, |
| Droste in dieser Welt, | empfing wonnigere Dinge, |
| langwierigern Rath. | Da ward es allen den Leuten kund, |
| von aller Burgen jeglicher, | wie der Sohn Gottes |
| sammelte Gefährten, | und selber sprach |
1205 | so manch weislich Wort | und des Wahren so viel, |
| des Herrlichen, zeigte | und Zeichen viele |
| wirkte in dieser Welt. | War das in seinen Worte sichtlich |
| und auch in seinen Thaten zugleich, | daß er der Droste war, |
| der himmlische Herr, | und zu Hülfe kam |
1210 | in diesen Mittelgarten | den Menschenkindern, |
| den Leuten, zu diesem Lichte. | <XV.> Oft machte er das im Lande sichtbar, |
| wann er dort wunderbar | manches Zeichen wirkte, |
| da er heilte mit seinen Händen | Hinkende und Blinde, |
| löste von ihrer Schwachheit | der Leute viele, |
1215 | von allen Suchten, | wie denn die allerschwersten |
| den Menschekindern | Feinde zufügten, |
| sehr langwieriges Lager. | |
|
|
| <Jesus begleitet von großen Scharen. Deren Gesinnung. Matth.4,23-25 u. Luk.4,14-15)> |
| | Da fuhren dar die Leute zu |
| an der Tage jeglichem, | wo unser Herr war |
| selber unter dem Gefolge, | bis daß dar gesammelt war |
1220 | eine mächtige Volksmenge | vieler Völker, |
| doch sie dorthin alle in gleicher | Neigung nicht kamen, |
| die Wehren, durch gleichen Willen, | einige suchten des Waltenden Kind, |
| armer Leute viele, | war ihnen der Atzung Durft, |
| daß sie sich dort bei der Menge | Speise und Trank |
1225 | erfleheten bei dem Volke, | weil dort war mancher Degen so gut, |
| die ihre Almosen | armen Menschen |
| gerne gaben, | einige waren sodann vom Judengeschlechte, |
| gleißende Folgerschaft, | waren dorthin gefahren darum, |
| daß sie unseres Herrn | Thaten und Worte |
1230 | belauern wollten, | hatten in sich verwegenen Sinn, |
| feindlichen Willen, | wollten den waltenden Christ |
| verleiden den Leuten, | daß sie seine Lehren nicht hörten, |
| nicht sich wendten nach seinem Willen, | einige waren aber so weise Männer, |
| waren glaue Begleiter | und Gotte werth, |
1235 | erlesene unter den Leuten, | kamen dorthin wegen der Lehren Christes, |
| daß sie sein heilig Wort | hören möchten, |
| lernen und leisten, | hatten mit ihrem Glauben zu ihm |
| fest sich gefangen, | hatten andächtigen Sinn, |
| wurden seine Degen darum, | daß er sie zum Volks-Glücke |
1240 | nach ihren Lebtagen | empor brächte |
| in Gottes Reich. | Er so gerne empfing |
| vom Menschengeschlechte viel | und Schutzbürde verhieß |
| auf längere Dauer, | und er mochte so leisten wohl. |
| Da ward dar so mächtige Menge | um den erlauchten Christ, |
1245 | der Leute, gesammelt. | Da sah er von allen Landen kommen |
| auf allen weiten Wegen | Wehrthum zusammen |
| von jungen Leuten. | Sein Lob war so weithin |
| der Menge verkündet. | |
|
|
| <Jesus geht auf eine Berg, beruft die übrige Jünger. (Matth.10,2-4 u. Mark.3,13-19 u. Luk.6,12-16)> |
| | Da begab sich der Mächtige selber |
| einen Berg hinauf, | der Söhne reichster, |
1250 | sonders zu sitzen, | und sich selber erkor, |
| zwölfe ernannte, | treuhafte Männer |
| von guten Freunden, | die er zu Jüngern fortan |
| an aller Tage jeglichem, | der Droste, wollte |
| zu seiner Gefährtschaft | immer haben. |
1255 | Nannte sie da bei Namen | und hieß sie näher gehen, |
| Andreas und Petrus | zuerst besonders, |
| die zween Gebrüder, | und beide mit ihnen, |
| Jakobus und Johannes, | sie waren Gotte lieb |
| milde war er ihnen in seinem Gemüthe, | sie ware eines Mannes Söhne |
1260 | beide der Geburt nach, | sie erkor der Sohn Gottes, |
| die guten, zu Jüngern, | und von den Freunden viele, |
| von erlauchten Männern, | Matthäus und Thomas, |
| die beiden Judas, | und Jakob, den andern, |
| sein selbes Vetter, | sie waren von zwei Schwestern, |
1265 | des Geschlechtes gekommen, | Christ und Jakob, |
| gute Blutsfreunde. | Da hatte der Gefährten dort |
| der beglückende Christ | neue ernannt |
| treuhafte Männer. | Da hieß er auch den zehnten gehen |
| selber mit den Gefährten, | Simon war er geheißen, |
1270 | hieß auch den Bartholomäus | auf den Berg hinauf |
| fahren von dem andern Volke, | und den Philippus mit ihm, |
| treuhafte Männer. | Die gingen sie zwölfe zusammen, |
| die Recken zu der Rede, | wo er rathend saß, |
| der Menge Mundherr, | welcher dem ganzen Menschengeschlechte |
1275 | wider das Höllengezwinge | helfen wollte, |
| beistehen wider den Pful | jedem, der befolgen will, |
| so liebliche Lehre, | wie er den Leuten dort |
| durch seine große Weisheit | zu weisen gedachte. |
|
|
| <Jesus lehrt auf dem Berge: die acht Seligkeiten. (Matth.5,1-10 u. Luk.6,20-25)> |
| <XVI.> Da um den beglückenden Christ | näher gingen |
1280 | solche Gefährten, | die er sich selber erkor, |
| der Waltende unter dem Wehrthum, | standen die weisen Männer |
| die Getreuen um den Gottessohn | begierig gar sehr, |
| die Wehren williglich, | war ihnen nach den Worten Verlangen, |
| dachten und staunten, | was ihnen der Völker Droste |
1285 | wollte, der Waltende selber | mit Worten künden, |
| diesen Leuten zu Liebe. | Dan saß der Landeshirt |
| angesichts der Getreuen, | Gottes eigener Sohn, |
| wollte mit seiner Sprache | manches weise Wort |
| lehren die Leute, | wie sie Lob Gotte |
1290 | in diesem Weltreiche | wirken sollten, |
| saß da und schwieg, | und sah sie an lange, |
| war ihnen Hold in seinem Herzen, | der heilige Droste, |
| mild in seinem Gemüthe, | und nun seinen Mund öffnete er, |
| wies mit seinen Worten, | des Waltenden Sohn, |
1295 | manch herrlich Ding, | und den Mannen, |
| sagte er in weisen Worten, | denen, die er zu der Sprache dorthin, |
| Christ, der Allwaltende, | gekoren hatte, |
| welche wären von allen | Erdenmännern |
| Gotte die werthesten, | von dem Menschengeschlechte, |
1300 | sagte ihnen da für Sicher, | sprach, daß sie selig wären, |
| die Männer, in diesem Mittelgarten, | die hier in ihrem Muthe wären |
| arm durch Demuth, | denen ist das ewige Reich |
| sehr heiliglich | auf der Himmelsau, |
| Ewigleben verliehen, | sagte, daß auch selig wären |
1305 | mildmüthige Männer, | die müssen die herrliche Erde |
| besitzen, dasselbige Reich, | sagte, daß auch selig wären, |
| die hier beweinten ihre schändlichen Thaten, | die müssen wieder Freude gewärtigen, |
| Trost in demselben Reiche, | selig sind auch, denen Frommes gelüstet, |
| die Recken, daß sie recht urtheilen, | dafür müssen sie werden in dem Reiche des Herrn |
1310 | befriedigt wegen ihrer gerechten Thaten. | Solchen Frommens müssen die genießen, |
| die Recken, die hier recht urtheilen, | nicht wollen in der Rede täuschen |
| die Menschen, wo sie im Rathe sitzen. | Selig sind auch, denen hier milde wird |
| das Herz in der Heldenbrust, | denen wird der heilige Droste |
| milde, der mächtige, selber. | Selig sind auch unter diesem großen Volke, |
1315 | die haben ihr Herz gereinigt, | die müssen den Himmelswalter |
| sehen in seinem Reiche, | sagte, daß auch selig wären, |
| die hier friedsam unter diesem Volke leben | und nicht wollen einige Fehde stiften, |
| Schuld mit ihren eigenen Thaten, | die müssen sein Söhne des Drosten genannt, |
| dieweil er ihnen will gnädig werden, | dafür müssen sie genießen lange |
1320 | selber seines Reiches, | sagte, daß auch selig wären, |
| die Recken, die das Rechte wollten, | und deswegen dulden von reichen Männern |
| Haß und Harmrede, | denen ist auch im Himmel |
| Gottes Au gegeben | und geistiges Leben |
| dereinst im Ewigkeitstage, | wovon jemals das Ende nicht kommt, |
1325 | der Güter wonnesamstes. | So hatte da der waltende Christ |
| vor den Männern dort | gezählt acht |
| Seligkeiten gesagt, | mit denen soll immer jeder |
| das Himmelreich erlangen, | wenn er es haben will, |
| oder er soll im Ewigkeitstage | künftig darben |
1330 | an Wohl und Wonne, | seit er diese Welt verläßt |
| des Erdenlebens Geschicke, | und sucht sich ein anderes Licht, |
| so lieb, so leid, | wie er unter diesen Leuten hier |
| werket in dieser Welt, | ganz wie es dort da mit seinen Worten sagte |
| Christ, der Allwaltende, | der Könige reichster, |
1335 | Gottes eigen Kind, | zu den Jüngern sein. |
| Ihr werdet auch selig, sagte er, | dafür daß euch Schuld geben |
| die Leute inner diesem Lande | und euch Leid sprechen, |
| haben euch zum Hohne | und Harmes viel |
| erwirken in dieser Welt | und Weh bereiten, |
1340 | anstiften euch Lästerrede, | und Feindschaft, |
| leugnen eure Lehren, | thuen euch Leides so viel, |
| und Harmes wegen eueres Herrn, | deshalb lasset euern Sinn immerdar, |
| euer Leben in Lusten, | dieweil euch der Lohn steht |
| in Gottes Reiche bereit, | für der Güter jegliches, |
1345 | groß und mannigfalt. | Das wird euch zum Preise gegeben, |
| weil ihr hier ehevor | Arbeit erduldetet, |
| Wehe in dieser Welt. | Übeler ist den andern, |
| beschert grimmere Dinge, | denen, die hier Güter haben, |
| weites Weltwohl, | die verzehren ihre Wonne hier, |
1350 | ergötzen sich des Genügens. | Sie sollen aber knappere Dinge |
| nach ihrer Hinfahrt, | die Helden, erdulden. |
| Dann beweinen dar die Wahnthaten, | die hier zuvor in Wonnen sind, |
| leben in allen Lüsten, | nicht wollen davon verlassen etwas, |
| von Meingedanken, | wozu sie an ihr Muth reizet, |
1355 | von leidigen Leistungen. | Dann ihnen der Lohn kommt, |
| müsehliges Übel, | dann sie deß das Ende sollen |
| sorgend sehen, | dann wird ihnen schwer das Herz, |
| daß sie dieser Welt so viel | Willen vollbrachten, |
| die Männer, in ihrem Muthsinne. | |
|
|
| <Jesus lehrt: Ihr seid das Salz der Erde (Matth.5,13)> |
| | Nun sollt ihr ihnen das Mein verweisen, |
1360 | wehren mit Worten, | all wie ich euch nun erweisen mag, |
| sagen sicherlich, | ihr Gefährten mein, |
| mit wahren Worten, | daß ihr dieser Welt von nun an |
| sollt das Salz sein, | der sündigen Menschen, |
| bessern ihre Bösthaten, | daß sie in bessere Dinge, |
1365 | die Völker, gerathen, | und verlassen des Feindes Gewerk, |
| des Teufels Thaten, | und suchen ihres Drosten Reich. |
| So sollt ihr mit euern Lehren | Leutevolk in Menge |
| wenden nach meinem Willen. | Wenn von euch dann verdirbt welcher, |
| verläßt die Lehre, | die er leisten soll, |
1370 | dann ist ihm, wie dem Salze, | das man bei des Sees Gestade |
| weit zerwirft, | weil es zu etwas nicht taugt, |
| sondern es die Menschenkinder | mit Füßen treten, |
| die Gänger im Grieße. | So geschieht dem, der das Gotteswort soll |
| den Menschen melden. | Wenn er sich dann läßt seinen Muth zweifeln, |
1375 | daß er nicht will mit lauterem Sinne | zum Himmelreiche |
| spornen mit seiner Sprache | und sagen die Rede Gottes, |
| sondern wanket in den Worten, | dann wird ihm der Waltende gram, |
| der Mächtige zornig, | und desgleichen die Menschenkinder, |
| er wird allen den | Erdenvölkern, |
1380 | den Leuten, verleidet, | wenn er durch seine Lehre nicht taugt. |
| <XVII.> So sprach da weislich | und sagte Wort Gottes, |
| lehrte der Landeswart | die Leute sein |
| mit lauterem Sinne. | Die Helden standen, |
| die Gönner um den Gottes Sohn | begierig gar sehr, |
1385 | Wehren mit Willen. | War in ihnen der Worte Lust, |
| sie dachten und staunten, | hörten der Völker Drosten |
| sagen das Gesetz Gottes | den Menschensöhnen. |
| Er verhieß ihnen das Himmelreich | und zu den Helden sprach: |
|
|
| <Jesus lehrt: Ihr seid das Licht der Welt. (Matth.5,14-18)> |
| Auch mag ich euch sagen, | Gefährten mein, |
1390 | mit wahren Worten, | daß ihr dieser Welt von nun an |
| sollt das Licht sein, | den Leutekindern, |
| lustsam unter den Lebendigen, | über manches Volk |
| blitzig und wonnesam, | nicht mögen euere mächtigen Werke |
| verhohlen werden, | mit welchem Herzen ihr sie kündet, |
1395 | mehr als die Burg nicht mag, | die auf dem Berge steht, |
| auf hoher Holmklippe, | verhohlen werden, |
| ein riesiges Bauwerk, | nicht mögen euere Worte mehr |
| in diesem Mittelgarten | den Menschen werden, |
| euere Thaten, verborgen. | Thuet, so ich euch lehre, |
1400 | lasset euer mächtig Licht | den Leuten leuchten, |
| den Menschenkindern, | daß sie verstehen euern Gemüths-Sinn, |
| euere Werke und euern Willen, | und droh den waltenden Gott |
| mit lauterem Herzen, | den himmlischen Vater, |
| loben in diesem Lichte, | daß er euch solche Lehren verlieh. |
1405 | Nicht soll Niemand Licht, der es that, | den Leuten verbergen, |
| zu dicht verhüllen, | sondern er es hoch soll |
| in den Saal setzen, | daß die sehen mögen, |
| alle und jegliche, | die dar inne sind, |
| die Helden in der Halle. | Um so mehr nicht sollt ihr euer heilig Wort |
1410 | in dieser Landschaft | den Leuten verbergen, |
| dem Heldengeschlechte verhehlen, | sondern ihr es hoch sollet |
| ausbreiten, das Gebot Gottes, | daß es aller Söhne jeglicher |
| über diese Landschaft, | die Leute, verstehe, |
| und so befolge, | wie es in frühern Tagen |
1415 | hochweise Männer | mit Worten gesprochen, |
| wo sie den alten Bund, | die Diener, hielten, |
| und auch um so stärker, | wie ich euch nun sagen mag, |
| aller Guten jeglicher | Gotte diene |
| als es dar in dem alten | Bunde geboten ist. |
1420 | Nicht wähnet (ihr) das im Geringsten, | daß ich deshalb in diese Welt kam, |
| daß ich den alten Bund | irren wolle, |
| fällen unter diesem Volke, | oder der Weissager |
| Wort widerlegen, | die hier so wahrhafte Männer |
| offenbarlich geboten, | eher sollen beide zerfahren, |
1425 | Himmel und Erde, | die nun gefestiget stehen, |
| ehe denn von den Worten etwas | bleibe ungeleistet |
| in diesem Lichte, | die sie diesen Leuten hier |
| wahrhaft geboten. | Nicht kam ich in diese Welt deshalb, |
| daß ich fällte der Weissager Worte, | sondern ich sie erfüllen soll, |
1430 | mehren und neuern | den Menschenkindern, |
| diesem Volke zu Frommen, | was war vormals geschrieben |
| in dem alten Bunde. | |
|
|
| <Jesus lehrt: liebet eure Feinde.<(Matth.5,21-44)> |
| | Ihr hörtet es oft sprechen |
| in Worten weise Männer: | jeder, der das in dieser Welt thut, |
| daß er einen andern | am Alter verkürzt, |
1435 | des Lebens entlöset, | dem sollen die Leutekinder |
| den Tod ertheilen. | Dann will ich es euch tiefer nun |
| fürder befassen: | Wer sich durch Feindschaft, |
| ein Mann wider den andern, | in seinem Muthsinne |
| erzürnt in seiner Brust, | da sie alle Gebrüder sind, |
1440 | selig Volk Gottes, | in Sippen engverbunden, |
| die Männer mit Magschaft, | dann doch wird einer dem andern in seinem Muthe so gram, |
| des Lebens wollte ihn ledigen, | wenn er möchte leisten so, |
| dann ist der schon verfehmt, | und ist des Todes würdig, |
| all solchen Urtheiles, | wie der andere war, |
1445 | der durch seine Handkraft | des Hauptes ledigte |
| einen andern Mann. | Auch ist in dem Bunde geschrieben |
| mit wahren Worten, | so ihr wisset alle, |
| daß man seinen Nächsten | eiferig soll |
| minnen in seinem Gemüthe, | sein den Magen hold, |
1450 | den Verwandten gut, | und sein in seiner Gabe milde, |
| lieben seiner Freunde jeden, | und soll seine Feinde hassen, |
| widerstehen ihnen mit Streit, | und mit starkem Sinn |
| sich wehren gegen Widersacher. | Dann sage ich euch nun in Wahrheit |
| vollkommner vor diesem Volke, | daß ihr eure Feinde sollet |
1455 | minnen in eurem Gemüthe, | eben so wie ihr eure Magen thut. |
| In Gottes Namen | thut ihnen Gutes viel, |
| zeiget ihnen lauteren Sinn, | holde Treue, |
| Liebes wider ihr Leid. | Das ist langer Nutz |
| der Männer jeglichem, | der sein Gemüth dazu |
1460 | bequemt für seine Feinde. | Dann müsset ihr die Frucht ernten, |
| daß ihr müsset heißen | des Himmelsköniges Söhne, |
| seine freudigen Kinder. | Nicht möget ihr euch bessern Rath |
| gewinnen in dieser Welt. | |
|
|
| <Jesus lehrt: von Haß und Versöhnung, von Ehebruch und Ärgerniß. (Matth.5,23-30)> |
| | Dann sage ich euch wahrlich auch, |
| der Söhne jeglichem, | daß ihr nicht möget mit grollendem Sinne |
1465 | von euerem Gute etwas | zu den Gotteshäusern |
| dem Waltenden dargeben, | daß es ihm würdig sei |
| zu empfangen, | so lange du Feindschaft irgend |
| wider anderen Mann, | Gefährde, sinnest |
| eher sollst du dich immer versöhnen | mit dem Widersacher, |
1470 | Einmuth verabreden, | seit dem magst du deine Geschenke |
| zum Altare Gottes geben, | dann sind sie dem Guten werth, |
| dem Himmelskönige. | Mehr sollt ihr nach seiner Huld dienen |
| Gottes Willen folgen, | als die Juden thuen, |
| wenn ihr wollet haben | das ewige Reich |
1475 | das ewige Leben sehen. | Auch soll ich euch sagen noch, |
| wie es dar im alten | Bunde geboten wird, |
| daß einig Mann | des Anderen Frau nicht beschimpfe, |
| das Weib mit Schande. | Dann sage ich euch wahrlich auch, |
| daß dar einen Mann seine Augen mögen | gar sehr verleiten |
1480 | zu schwarzer That, | wenn er sich läßt seinen Muth reizen, |
| daß er es beginne, der zu begehren, | die ihn zukommen nicht soll. |
| Dann hat er in sich selber schon | Sünde gewirket, |
| geheftet in sein Herze | Höllenstrafe. |
| Wann dann den Mann seiner Augen Blick will, | oder seine stärkere Hand |
1485 | verleiten seiner Glieder eins | auf leidigen Weg, |
| dann ist der Männer jedem | ein anderes besser, |
| den Menschenkindern, | daß er es wegwerfe, |
| und das Glied löse | von dem Leichname, |
| und ohne dasselbe komme | empor zum Himmel, |
1490 | denn daß er mit allen | zu dem Feuer |
| fahre, mit so heilen | in den Höllengrund. |
| Dann mahnet der Mangel, | daß einer der Leute nicht soll |
| folgen seinem Freunde, | wenn er ihn zum Falle reizet, |
| ein verwandter Mann, zur Schuld. | Dann nicht sei er ihm |
| je so stark | an Sippen verbunden, |
1495 | noch ihre Magschaft so mächtig, | wenn er ihn zum Morde treibt, |
| erwartet Böswerke, | besser ist ihm dann anders, |
| daß er den Freund von sich | fern verstieße, |
| miede des Vettern, | und nicht habe dar einige Liebe zu, |
| daß er möge allein | aufersteigen |
1500 | das hohe Himmelreich, | als daß sie das Höllengezwinge, |
| breites Bösweh, | beide suchen, |
| übeles Drangsal. | |
|
|
| <Jesus lehrt: vom Eidschwur. (Matth.5,33-37)> |
| | <XVIII.> Auch ist in dem alten Bunde geschrieben |
| mit wahren Worten, | so ihr wisset alle, |
| daß meide Meineide | des Menschengeschlechtes jeglicher, |
1505 | nicht verschwöre sich selber, | das ist Sünde zu groß, |
| verleitet der Leute zu viel | auf leidigen Weg. |
| Dann will ich euch aber sagen, | daß wahrlich nicht schwöre, Niemand, |
| irgend einen Eidschwur | von den Erdenkindern, |
| nicht bei dem Himmel, dem hohen, | dieweil das ist des Herrn Stuhl, |
1510 | nicht bei der Erde darunter, | dieweil das ist des Allwaltenden |
| feiner Fußschemel, | auch nicht einer der Menschenkinder |
| schwöre bei seinselbes Haupte, | weil er da nicht mag, nicht schwarz nicht weiß, |
| einig Haar erwirken, | anders als es der heilige Gott |
| bestimmte, der mächtige. | Deshalb sollen meiden |
1515 | die Männer viel Eidworte, | wer es oftmals thut, |
| so wird es immer ärger, | weil er sich nicht zu wahren vermag. |
| Deshalb soll ich euch mit wahren | Worten gebieten, |
| daß ihr niemals nicht schwöret | stärkere Eide |
| mehr unter den Menschen, | als ich, wie ich euch hier |
1520 | sehr wahrhaftig soll | mit meinen Worten, gebiete: |
| Wenn einer wem Sache sucht, | er sage das Wahre, |
| spreche ja, wenn es sei, | bekenne, was da wahr ist, |
| sage nein, wenn es nicht ist, | lasse sich genügen an dem. |
| Alles was mehr über dies | ein Mann verrichtet, |
1525 | so kommt es all vom Übel | für die Zeitkinder, |
| daß ein Mann aus Untreue | nicht will eines Anderen |
| Worte glauben. | |
|
|
| <Jesus lehrt: von Selbstrache und Wohlthätigkeit. (Matth.5,38-39 u. Luk.6,30-36)> |
| | Dann sage ich euch wahrlich auch |
| wie es dar im alten | Bunde geboten wird: |
| wen Jemand die Augen benimmt | einem anderen Manne, |
1530 | löset von seinem Leibe, | oder seiner Glieder welches, |
| daß er es wieder mit seinen eignen soll | wahrlich entgelten, |
| mit gleichen Gliedern. | Dann will ich euch lehren nun, |
| daß ihr so nicht rächet | feindliche Thaten, |
| sondern daß ihr mit Demuth | alles erduldet, |
1535 | Qual und Schande, | was immer ein Mann euch in dieser Welt anthue. |
| Thue aller Männer jeglicher | dem andern Manne |
| Frommen und Gefallen, | wie er will daß ihm die Menschenkinder |
| Gutes dagegen thuen. | Dann wird ihm Gott milde, |
| der Leute jeglichem, | der das leisten will. |
1540 | Ehret (ihr) den armen Mann, | theilet euern Reichthum |
| unter das dürftige Volk, | nicht berechnet, ob ihr dafür einigen Dank |
| empfahet oder Lohn | in dieser geliehenen Welt, |
| sondern vertrauet euerem | lieben Herrn |
| die Gaben zur Vergeltung, | daß sie euch Gott lohne, |
| der mächtige Mundherr, | alles was ihr in seiner Minne thut. |
1545 | Wenn du dann geben wolltest | guten Männern |
| kostbare Geldschätze, | wo du dir wieder Nutzen gedenkest |
| mehr zu empfangen, | wie hättest du deß irgend Verdienst von Gott |
| oder Lohn in diesem seinem Lichte | weil das ist Lehngut? |
| So ist das alles und jedes, | was du andern thuest, |
1550 | den Leuten, zu Liebe, | wo du dir gedenkest wieder Gleiches zu nehmen |
| für die Worte und für die Werke. | Wie weiß dir deß der Waltende Dank, |
| wenn du das deine so dargibst, | und empfängst wieder, wenn du willst? |
| Eueren Reichthum gebet den Menschen, | die ihn euch in dieser Welt nicht lohnen, |
| und trachtet zu eueres | Waltenden Reiche. |
1555 | Zu laut nicht thue du es, | wenn du mit deinen Händen darbietest |
| deine Almosen dem armen Manne, | sondern thue es mit demüthiglichen Herzen |
| gerne zu Gottes Danke, | dann kannst du wieder Vergeltung nehmen, |
| sehr lieblichen Lohn, | wo du deß lange bedarfst, |
| fröhlichen Frommens. | Was du so mit bedächtigem Sinne |
1560 | heimlich ertheilest, | so ist es unserm Drosten werth. |
| Nicht prahle du mit deinen Gaben zu sehr, | und auch sonst einer der Geber nicht soll, |
| damit sie ihm durch den eitelen Ruhm | wieder nicht werden |
| leidig verloren, | woher du sollst Lohn empfangen |
| vor Gottes Augen | für gute Werke. |
|
|
| <Jesus lehrt: vom Gebet. (Matth.6,1-8)> |
1565 | Auch soll ich euch gebieten, | wenn ihr wollet zum Gebete neigen |
| und wollet zu euerem Herrn | um Hülfe bitten, |
| daß er euch entlasse | leidiges Dinges, |
| der Schulden und der Sünden, | die ihr euch selber hier |
| feindlich wirket, | daß ihr es dann vor anderm Volke nicht thuet, |
1570 | nicht verkündet vor der Menge, | daß euch darum die Menschen nicht loben, |
| nicht preisen wegenn der Thaten, | damit ihr eueres Herrn Gebet |
| durch den eiteln Ruhm | all nicht verlieret, |
| sondern wann ihr wollet zu euerem Herrn | um Hülfe bitten, |
| erflehen demüthiglich, | dessen euch ist große Durft, |
1575 | daß euch der Siegesherr | der Sünden befreie, |
| dann thuet das so heimlich, | doch ja weiß es euer Herr selber, |
| der heilige im Himmel, | weil ihm ist verhohlen kein Ding, |
| nicht Worte nicht Werke. | Er läßt es dann all geschehen so, |
| wie ihr ihn dann bittet, | wenn ihr zum Gebete neiget |
1580 | mit lauterem Herzen. | |
|
|
| <Jesus lehrt: das Vater unser. (Matth.6,9-15)> |
| | Die Helden standen, |
| die Gönner um den Gottes Sohn | begierig gar sehr, |
| die Wehren mit Willen, | war ihnen der Worte Begehr, |
| sie dachten und schwiegen, | war ihnen die Durft groß, |
| daß sie sich des wieder erinnerten, | was ihnen das heilige Kind |
1585 | zu dem ersten Male | mit Worten viel |
| Wunders erzählte. | Da sprach ihm einer von den Zwölfen entgegen, |
| von den glauen Gönnern, | zu dem Gottes Sohne: |
| <XIX.> Herr, der gute, sagte er, | uns ist deine Huld Bedürfniß, |
| zu wirken deinen Willen, | und auch deine Worte zugleich, |
1590 | aller Söhne bester, | daß du uns beten lehrest, |
| die Jünger dein, | wie Johannes thut, |
| der theuere Täufer, | an der Tage jeglichem, |
| sein Wehrthum mit seinen Worten, | wie sie den Waltenden sollen, |
| den guten, grüßen. | Thue deinen Jüngern eben so, |
1595 | berichte uns das Geheimniß. | Da hatte wieder der Reiche bereit |
| sofort nachdem, | der Sohn des Drosten, |
| gute Worte dagegen: | Wenn ihr Gott wollet, sagte er, |
| Wehren, mit euern Worten, | den Waltenden, grüßen, |
| aller Könige kräftigsten, | dann sprechet (ihr), wie ich euch lehre: |
1600 | Vater ist unser, | der Menschenkinder, |
| du bist in dem hohen | Reiche der Himmel, |
| geweihet sei dein Name | mit jeglichem Worte, |
| komme dein | kräftige Reich, |
| werde dein Wille | über diese Welt all |
1605 | eben so auf Erden | wie es dar oben ist, |
| in dem hohen | Reiche der Himmel, |
| gib uns an der Tage jeglichem den Bedarf, | Herr, der gute, |
| deine heilige Hülfe, | und erlaß uns, Himmelswart, |
| die Menge der Meinschulden, |all wie wir andern Menschen thuen, |
1610 | nicht laß uns verleiten | ledige Wesen |
| so fort nach ihrem Willen, | so wir würdig sind, |
| sondern hilf uns wider alle | übelen Thaten. |
| So sollet ihr bitten, | wenn ihr zum Gebete neiget, |
| Wehren, mit euern Worten, | daß euch der waltende Gott |
1615 | das Leid erlasse | im Leutegeschlechte. |
| Wenn ihr dann wollet erlassen | der Leute jeglichem |
| die Schulden und die Sünden, | die sie wider euch selber hier |
| feindlich erwirken, | dann erläßt euch der waltende Gott, |
| der allmächtige Vater, | groß Frevelwerk, |
1620 | die Menge der Meinschulden. | Wenn euch dann wird euer Muth zu stark, |
| daß ihr nicht wollet andern | Menschen erlassen, |
| den Wehren, die Fehlthaten, | dann nicht will euch auch der waltende Gott |
| die Grimmwerke vergeben, | sondern ihr sollet dafür Entgelt nehmen, |
| sehr leidigen Lohn, | auf längere Weile, |
1625 | für alles das Unrecht, | das ihr anderen hier |
| zufüget in diesem Lichte, | und dann gegen der Leute Kinder |
| die Schuld nicht sühnet, | bevor ihr zur Reise fahret, |
| Wehren, von dieser Welt. | |
|
|
| <Jesus lehrt: vom Fasten. (Matth.6,15-21)> |
| | Auch soll ich euch wahrlich sagen, |
| wie ihr leisten sollet | die Lehre mein |
1630 | wenn ihr euere Fasten | ausüben wollet, |
| mindern euere Meinthaten, | dann nicht thuet (ihr) das der Menge kund, |
| sondern meidet das vor andern Menschen, | weiß doch der allmächtige Gott, |
| der Waltende, eueren Willen, | obwohl euch anderes Wehrthum, |
| der Leute Kinder, nicht loben. | Er zahlt dafür euch Lohn nachher, |
1635 | euer heilige Vater | im Himmelreiche, |
| daß ihr ihm mit solcher Demuth | als Diener dienet, |
| so frommsinnig unter diesem Volke. | |
|
|
| <Jesus lehrt: von dem wahren Schatze. (Matth.6,15-21)> |
| | Nicht wollet einen Schatz gewinnen, |
| ihr Werkner, mit Unrecht, | sondern wirket empor zu Gott, |
| Männer, um Verdienst, | das ist größeres Ding, |
1640 | als wenn man hier auf Erden | begütert lebt, |
| des Weltschatzes gewohnt. | Wenn ihr wollet meinen Worten hören, |
| dann nicht sammelt euch hier mächtigen Klump | des Silbers, nicht des Goldes |
| in diesem Mittelgarten, | des Kleinodhortes, |
| weil er rottet hier im Roste | und ihn Gewaltdiebe stehlen, |
1645 | Würmer verwüsten, | wird das Gewand verschlissen, |
| zergehet der Goldschatz. | Leistet euere guten Werke, |
| sammelt euch im Himmel | den Hort, den größern, |
| herrlichen Güterschatz, | den nicht mag euch einig Feind wegnehmen, |
| nie etwas verderben, | weil der Reichthum stehet |
1650 | bereit entgegen, | wie viel ihr Gutes dorthin |
| in das Himmelreich, | des Hortes, gesammelt, |
| ihr Helden, durch euere Handgabe, | und habet dorthin euern Sinn fest, |
| weil dar ist aller Menschen jedes | Muthgedanke, |
| Sinn und Herze, | wo sein Hort liegt, |
1655 | das Erz gehäufet. | Nicht ist je so selig ein Mann, |
| der möge in dieser breiten Welt | beides erzielen, |
| je daß er auf dieser Erde | begütert lebe, |
| in allen Weltlüsten webe, | jedoch dem waltenden Gotte |
| zu Danke diene, | sondern er muß von aller Dinge jeglichem |
1660 | immer das andere von beiden, | eines verlassen, |
| entweder Lüste des Leibes, | oder Leben, das ewige. |
|
|
| <Jesus lehrt: von Sorge um Nahrung und Kleidung. (Matth.6,24-30)> |
| Darum nicht zaget (ihr) um euern Anzug, | sondern vertrauet zu Gotte fest, |
| nicht sorget in euerm Gemüthe, | was ihr wieder am Morgen sollet |
| essen oder trinken | oder anhaben, |
1665 | ihr Wehren, zu Gewande. | Es weiß alles der waltende Gott, |
| wessen die bedürfen, | die ihm hier dienen wohl, |
| folgen ihres Frohnes Willen, | wie ihr das bei diesen Vögeln möget |
| wahrlich gewahren, | die hier in dieser Welt sind, |
| fahren in Federkleidern, | sie nicht können einigen Schatz gewinnen, |
1670 | doch gibt ihnen Gott der Herr | an der Tage jeglichem |
| Hülfe wider den Hunger. | Auch möget ihr in euern Sinn merken, |
| Wehren, wegen eueres Gewandes, | wie da Gewächse sind |
| fein geschmücket, | die hier im Felde stehen |
| prächtiglich blühend. | Nicht mochte der Burgenwart, |
1675 | Salomon der König, | der einen mächtigen Schatz, |
| des Kleinodhortes größten, | der Reichthümer, die je ein Mann besaß, |
| hatte gewonnen, | und aller Gewande Auswahl, |
| doch nicht mochte er für seinen Leib, | obwohl er hatte alles dieses Landes Gewalt, |
| gewinnen solches Gewand, | wie das Gewächs hat, |
1680 | das hier im Felde steht, | fein gekleidet, |
| die Lilie mit so lieblichen Blumen. | Sie bewandet der Landeswalter, |
| der hehre, von der Himmelsau, | mehr ist ihm jedoch um dies Heldengeschlecht, |
| die Leute sind ihm lieber viel, | die er sich in diesem Lande |
| geschaffen, der Waltende, zu seinem Willen. | Deshalb nicht dürft ihr um euere Gewande sorgen, |
1685 | nicht jammert um euern Anzug zu sehr, | Gott will zu dem allen rathen, |
| helfen von der Himmelsau, | wenn ihr wollet um seine Huld dienen. |
| Begehret (ihr) immer erst des Gottesreiches, | und dann thuet nach dessen guten Werken, |
| trachtet (ihr) nach rechten Dingen, | denn will euch der reiche Droste |
| begaben mit aller Güter jeglichem, | wenn ihr ihm so folgen wollet, |
1690 | wie ich euch in Wahrheit hier | mit Worten sage. |
|
|
| <Jesus lehrt: von Gerechtigkeit. Das Gleichniß vom Halm und Balken. (Matth.7,1-5)> |
| <XX.> Nicht sollet ihr einigem Manne Unrechtes irgend, | Hartes zuerkennen, |
| weil das Urtheil wieder kommt | über denselben Mann, |
| wo es ihm zu sorgen soll | werden, dem zum Wehe, |
| der hier mit seinen Worten zuspricht | |
1695 | Unrecht einem anderen. | Niemals das von euch einer (nicht) thue, |
| von euch Getreuen, in diesen Gärten | bei Entgeltung oder Kauf, |
| daß er unrecht Gemäß, | einem andern Manne, |
| fehlerhaftes gebe, | weil es immer begegnen soll |
| der Männer jeglichem solches, | wie er einem anderen thut |
1700 | so kommt es ihm wieder entgegen, | wo er gerne nicht will |
| sehen seine Sünden. | Auch soll ich euch sagen noch, |
| wo ihr euch wahren sollet | vor Verweis zumeist, |
| vor manchem Meinwerk. | Wie magst du einigen Mann beschelten, |
| deinen Bruder, | daß du unter seinen Brauen sähest |
1705 | einen Halm in seinen Augen, | und gewahren nicht willst |
| den schmerzhaften Balken, | den du in deiner Gehe hast, |
| den harten Baum und gewichtigen. | Laß dir das in deinen Sinn fallen, |
| wie du den erst ausziehest, | dann scheinet Licht vor dir, |
| die Augen werden dir geöffnet, | dann magst du darauf |
1710 | des verwandten Mannes Gesicht | demnächst besseren, |
| heilen in seinem Haupte. | So mag das dessen Gedanke |
| mehr in diesem Mittelgarten | der Menschen jeglichem |
| sein in dieser Welt, | was er hier Schändliches verübet, |
| als daß er rüge | anderen Mannes |
1715 | Schuld und Sünde, | und hat sich selber mehr |
| Frevelwerke vollführt. | Wenn er will sein Frommen leisten, |
| dann soll er sich selber zuvor | von Sünden befreien, |
| von leidigeren Werken lösen, | seitdem mag er mit seinen Lehren werden |
| den Helden zu Hülfe, | seitdem er sich lauter weiß, |
1720 | von Sünden sicher. | |
|
|
| <Jesus lehrt: werfet eure Perlen nicht vor die Schweine, hütet euch vor den falschen Lehrern. (Matth.7,6-20)> |
| | Nicht sollt ihr den Schweinen vor |
| euere Meerperlen werfen, | oder der Kleinode Gewirk, |
| heilig Halsgeschmeide, | weil sie es in den Koth treten, |
| sülen es im Sande, | nicht wissen von Sauberkeit Bescheid, |
| von festlichem Schmucke. | Solches Volkes sind hier viele, |
1725 | welche euer heilig Wort | hören nicht wollen, |
| befolgen Gottes Lehren, | nicht wissen von Gott Bescheid, |
| sondern sind ihnen leere Worte | lieber bei Weitem, |
| unbiedere Dinge, | als des Stammgottes |
| Werke und Willen. | Nicht sind sie würdig dann, |
1730 | daß sie hören euer heilig Wort, | wenn sie deß nicht wollen in ihrem Sinne denken, |
| nicht lernen, nicht leisten, | denen sagt ihr von euern Lehren nichts, |
| damit ihr die Sprache Gottes | und manche Rede |
| nicht verlieret an den Leuten, | sie daran nicht wollen glauben, |
| an die wahren Worte. | Auch sollt ihr euch wahren viel |
1735 | mit Listen unter diesen Leuten, | wo ihr über diesem Lande fahret, |
| daß euch nicht mögen die lügenhaften | Lehrer verführen, |
| nicht mit Worten, nicht mit Werken. | Sie kommen in solchen Gewanden zu euch, |
| in seinem Schmucke, | doch haben sie falschen Sinn. |
| Die möget ihr bald erkennen, | wenn ihr sie kommen sehet. |
1740 | Sie sprechen weisliche Worte, | doch ihre Werke nicht taugen, |
| der Degen Gedanken, | weil ihr wisset, daß je an Dornen nicht sollen |
| Weinbeeren wachsen, | oder von Werthe etwas, |
| von freudigen Früchten, | noch auch Feigen leset |
| ihr Helden, von Hiesen. | Das möget ihr bedenken wohl, |
1745 | daß jemals der übele Baum, | wo er in der Erde steht, |
| gutes Wachsthum nicht gibt | und es auch Gott nicht schuf, |
| daß der gute Baum | den Menschenkindern |
| trüge etwas Bitteres, | vielmehr kommt von aller Bäume jeglichem |
| solch Wachsthum zu dieser Welt, | wie es ihm aus seinen Wurzeln dringt, |
1750 | entweder prächtig oder bitter. | Das zeigt doch das Brustgefühl, |
| der Menge Muthsinn, | des Menschengeschlechtes, |
| wie aller Männer jeglicher | bekundet selber, |
| meldet mit dem Munde, welch ein Gemüth er hat, |
| Sinn um sein Herze, deß nicht mag er verhehlen je etwas, |
1755 | sondern es kommt von dem übelen Manne | arger Rath |
| bitterböse Rede, | solche, wie er in seiner Brust hat, |
| geheftet um sein Herz, | immer seinen Sinn er kündet, |
| seinen Willen mit seinen Worten, | und auch seine Werke nachher. |
| So kommt von dem guten Manne | sinnige Antwort, |
1760 | weißlich aus seinem Wissen, | daß er immer mit seinem Worte spricht, |
| der Mann mit seinem Munde, | solches so er in seinem Gemüthe hat, |
| als Hort um sein Herze, | von dannen kommt die heilige Lehre, |
| sehr wonnesam Wort, | und sollen seine Werke darnach |
| dem Volke gedeihen, | den Degen männiglich |
1765 | werden zu Willen, | allwie es der Waltende selber |
| guten Männern gibt, | Gott der Allmächtige, |
| der himmlische Herr, | weil sie ohne seine Hülfe nicht mögen, |
| nicht mit Worten nicht mit Werken, | etwas erwirken, |
| Gutes in diesen Gärten. | Deshalb sollen der Menschen Söhne |
1770 | an seine alleinige Kraft | alle glauben. |
|
|
| <Jesus lehrt durch das Gleichniß vom engen und breiten Wege. (Matth.7,13-14)> |
| <XXI.> Auch soll ich euch weisen, | wie hier Wege zwei |
| liegen in diesem Lichte, | die fahren der Leute Kinder, |
| alles Erden-Volk, | deren ist einer wahrlich |
| eine weite Straße und breite, | es fährt sie des Wehrthums viel, |
1775 | des Menschengeschlechtes die Menge, | weil sie dorthin ihr Muth treibet, |
| Weltlüste die Wehren, | die zur linken Hand |
| die Leute leitet, | wo sie zum Verlies gehen, |
| die Helden zur Hölle, | dar es ist heiß und schwarz, |
| fürchterlich drinnen. | Leicht ist dorthin zu fahren |
1780 | den Zeitkindern, | obwohl es ihnen an dem Ende nicht frommt. |
| Dann liegt ferner ein anderer | weit engerer |
| Weg auf dieser Welt, | es fährt ihn des Wehrthums wenig, |
| kleine Volksschaft. | Nicht wollen ihn Menschenkinder |
| gerne gehen, | obwohl er zu Gottes-Reiche, |
1785 | in das ewige Leben | die Waller leitet. |
| Dann nehmet ihr euch den engen, | obwohl er so leicht nicht sei |
| den Lebenden zu fahren, | doch soll er euch zu Frommen werden; |
| jeder der ihn durchgehet, | der soll seine Gülte nehmen, |
| sehr lang dauernden Lohn, | und Leben ewig, |
1790 | herrlichen Traum. | Immer ihr darum den Drosten sollet, |
| den Waltenden, bitten, | daß ihr den Weg müsset |
| von vorn anfangen, | und fort durchgehen |
| in das Gottes-Reich. | Er ist bereit immer |
| dafür zu geben, | daß man ihn gerne bittet, |
1795 | anflehen die Menschenkinder. | Suchet eueren Vater oben |
| in dem ewigen Reiche, | dann müsset ihr ihn nachdem |
| zu euerem Frommen finden, | kündet euere Fahrt dorthin, |
| zu eueres Drosten Thüren, | dann werden euch aufgethan nachdem |
| die Himmelspforten geöffnet, | daß ihr in das heilige Licht, |
1800 | in das Gottes-Reich | gehen möget, |
| des Erbtheils achten. | |
|
|
| <Jesus lehrt durch das Gleichniß vom klugen und thörichten Hausbauer (Matth.7,24-27 u. Luk.6,47-49)> |
| | Auch soll ich euch sagen noch |
| vor diesem Wehrthum all | ein wahrhaft Gleichniß, |
| daß aller Leute jeglicher, | so diese meine Lehre will |
| halten in seinem Herzen, | und will ihrer in seinem Sinne gedenken, |
1805 | leisten sie in diesem Lande, | der gleich thuet |
| einem weisen Manne, | der Wißthum hat, |
| wackere Sinnigkeit, | und eine Hausstätte kieset |
| auf festem Grunde | und zu dem Felsen empor |
| Wege wirket, | wo ihm der Wind nicht vermag, |
1810 | nicht Woge, nicht Wasserstrom | etwas zu schaden, |
| sondern es vermag da wider die Ungewitter | alle zu stehen |
| auf dem Felsen oben, | weil es so fest ward |
| gestellt auf dem Steine, | erhält es die Stätte, |
| von unten schützt sie wider Wind, | daß es weichen nicht mag. |
1815 | So thut aber der Männer jeglicher, | der nicht will diesen meinen |
| Lehren hören, | und nicht davon leisten etwas, |
| so thut der unweisem Manne gleich, | ungewitzigem Wehre, |
| der sich bei Wassers Gestade im Sande will | ein Wohnhaus wirken, |
1820 | wo es westlicher Wind, | und der Wogen Strom, |
| Seewellen zerschlagen, | nicht mag ihm Sand und Grand |
| helfen wider den Wind, | sondern es wird zerworfen dannen, |
| zerschellt in der Flut, weil es nicht ist auf fester |
| Erde gezimmert. | So soll aller Arbeiter jeglichem |
1825 | das Werk gedeihen dafür, | daß er so mein Wort befolgt, |
| der Held, das heilige Gebot. | |
|
|
| <Jesus sendet die Jünger aus, zu lehren und Wunder zu thun. (Matth.10,7 u. Luk.9,2)> |
| | Da begann in seinem Sinne sich zu wundern |
| gewaltig viel Volk, | sie hörten des mächtigen Gottes |
| liebliche Lehre. | Nicht waren sie in dem Lande gewohnt, |
| daß sie je zuvor hörten | sagen von solchen |
1830 | Worten oder Werken. | Verstanden die weisen Männer, |
| daß er so lehrte | der Leute Droste, |
| mit wahren Worten, | wie er Gewalt hatte, |
| allen denen ungleich, | die dar in frühern Tagen |
| unter der Leutschaft | Lehrer waren, |
1835 | auserkoren unter dem Geschlechte. | Nicht hatten die Worte Christes |
| ihres Gleichen bei den Männern, | die er vor der Menge sprach, |
| gebot oben auf dem Berge. | <XXII.> Er ihnen da beides verlieh |
| zu sagen | mit seinen Worten, |
| wie man das Himmelreich | erlangen sollte, |
1840 | weitbreites Wohl, | ja er ihnen Gewalt gab, |
| daß sie konnten heilen | Hinkende und Blinde, |
| der Leute Schwachheiten, | Bettlägrige in Menge, |
| schwere Suchten, | und er ihnen auch selber gebot, |
| daß sie von einigem Manne | Gabe nicht nähmen, |
1845 | theuere Geschenke, | bedenket (ihr), sprach er, |
| wann euch ist die That gekommen, | das Wissen und die Weisheit, |
| und euch die Gewalt verleihet | aller Lebendigen Vater. |
| Da ihr sie nicht braucht für einiges Gut zu kaufen, | zu miethen für Geschenke, |
| so seid allen Mannen fortan in eueren Sinneskräften | an Hülfeleistungen milde, |
1850 | lehret den Leutekindern | langdauernden Rath, |
| Förderung vorwärts, | Frevelwerk tadelt, |
| schwere Sünde, | nicht haltet Silber, nicht Gold |
| für Dinge des würdig, | daß es in euere Gewalt komme, |
| glänzende Geldschätze, | es nicht mag euch zu einigem Frommen irgend |
1855 | werden, zu einiger Freude. | |
|
|
| <Jesus ermahnt die Jünger zur Geduld, Klugheit und Einfalt. (Matth.10,10-16)> |
| | Nicht sollet ihr Gewandes mehr, |
| ihr Werkner, besitzen, | als was ihr dann anhabet, |
| ihr Freunde, zur Bekleidung, | wann ihr gehen sollet |
| in die Gemeinde hinein, | nie um euere Kost sorget, |
| länger um euere Leibnahrung, | weil den Lehrenden soll |
1860 | nähren die Völkerschaft, | dafür daß er ihr zum Frommen werde, |
| zum lieblichen Lohne | dessen was er den Leuten sagt, |
| würdig ist der Werkner, | daß man ihn wohl versehe, |
| den Mann mit Zehrung, | der so Manchem soll |
| die Seele besorgen, | und auf den Weg leiten, |
1865 | die Geister auf die Gottesau. | Das ist ein größeres Ding, |
| daß man besorgen soll | Seelen so viele, |
| wie man die erhalte | für das Himmelreich, |
| als daß man den Leib | der Leutekinder |
| mit Speise versorge. | Deshalb man soll |
1870 | halten denjenigen huldlich, | der ihnen zum Himmelreich |
| den Weg weiset, | und sie den Schandthätern, |
| den Feinden, vorwegfängt, | und Frevelwerk tadelt, |
| rüget schwere Sünden. | Nun ich euch senden soll |
| über diese Landschaft, | wie Lämmer unter die Wölfe, |
1875 | so sollt ihr unter euere Feinde fahren, | unter viele Völker, |
| unter mißliche Männer. | Habet eueren Muth wider sie, |
| so klugen entgegen, | eben so wie der kluge Wurm, |
| die Natter, die bunte, | wo sie sich Neidsinn, |
| Gefährde erwartet, | daß man euch unter dem Volke nicht möge |
1880 | beschleichen auf der Fahrt, | dafür ihr sorgen sollet, |
| daß euch die Männer nicht mögen | die Muthgedanken, |
| den Willen verwenden. | Seid einst so wachsam dawider, |
| wider ihre Listigkeit da, | wie man wider Feinde soll. |
| Dann seid dagegen in eueren Thaten | Tauben gleich, |
1885 | habet gegen den Menschen jeden | einfältigen Sinn, |
| mildes Gemüthswesen, | daß dar kein Mensch |
| durch euere Thaten | betrogen nicht werde, |
| verführt durch euere Sünde. | |
|
|
| <Jesus verheißt den Jüngern den Beistand des heil. Geistes in den zu duldenden Verfolgungen. (Matth.10,16-20)> |
| | Nun sollet ihr auf den Weg fahren, |
| auf die Botschaft, | dar sollet ihr Mühsals viel |
1890 | dulden unter dem Volke, | und Gezwinge desgleichen |
| manches und mißliches, | weil ihr in meinem Namen |
| die Leute lehret, | drum sollet ihr Leides viel |
| vor den Weltkönigen | Verweise empfangen. |
| Oft sollet ihr dar vor Gerichte | wegen dieses meines rechten Wortes |
1895 | gebunden stehen | und beides erdulden, |
| je Hohn, je Harmrede. | Darum lasset euern Sinn nicht zweifeln, |
| die Seele schwanken. | Ihr nicht dürft in einigen Sorgen sein |
| in euern Herzen irgend, | wenn man euch vor die Obrigkeit fort |
| in den Gastsaal | gehen heißt, |
1900 | was ihr ihnen dann entgegen sollet | von guten Worten |
| weise sprechen, | weil euch die Beredheit kommt, |
| Hülfe vom Himmel, | und spricht der heilige Geist |
| mächtig von euerem Munde. | Drum nicht scheuet jemals der Männer Drang, |
| nicht fürchtet ihre Feindschaft, | obwohl sie haben eueres Lebens Gewalt, |
1905 | daß sie mögen den Leib | des Lebens berauben, |
| erschlagen mit dem Schwerte, | dennoch sie der Seele nicht mögen |
| etwas verderben, | scheuet euch vor dem waltenden Gotte, |
| fürchtet eueren Vater, | vollführet gerne |
| seine Gebotschaft, | weil er hat über beides Gewalt, |
1910 | über der Leute Leben, | und auch über ihren Leib, |
| und auch über die Seele desgleichen. | Wenn ihr die euere auf dem Wege dorthin |
| verlieret ob dieser Lehre, | dann müsset ihr sie wieder in dem Lichte Gottes |
| künftig finden, | weil sie euer Vater |
| bewahrt, der heilige Gott | im Himmelreiche. |
|
|
| <Jesus unterweiset die Jünger für ihr Lehramt. Schluß der Bergrede. (Matth.7,21 u. 10,10-15)> |
1915 | <XXIII.> Nicht kommen die alle zum Himmel, | die hier rufen zu mir, |
| die Männer, um Schutzbürde, | manche sind derer, |
| die wollen an aller Tage jeglichem | zu dem Drosten sich neigen, |
| rufen da um Hülfe, | und denken an anderes, |
| wirken Schandthaten, | nicht sind ihnen dann die Worte Nutzen, |
1920 | nur die müssen gelangen | in das Himmelslicht, |
| gehen in das Gottes-Reich, | die des beflissen sind, |
| daß sie hier vollführen | des Vaters, des allwaltenden, |
| Werke und Willen, | die nicht dürfen mit Worten so viel |
| rufen um Hülfe, | weil der heilige Gott |
1925 | weiß aller Männer jedes | Muthgedanken, |
| Worte und Willen | und zahlt ihm seiner Werke Lohn. |
| Drum sollet ihr sorgen, | wenn ihr auf den Weg fahret, |
| wie ihr euere Botschaft | an das Volk bringet. |
| Dann ihr wandern sollet | über diese Landschaft, |
1930 | weit über diese Welt, | allwie euch die Menge leiten, |
| die Breite Straße zur Burg. | Immer kieset (ihr) euch den besten |
| Mann unter der Menge | und kündet ihm eueren Muthsinn |
| mit wahren Worten, | wenn sie dann deß würdig sind, |
| daß sie euere guten Werke | gerne leisten |
1935 | mit lauterem Herzen, | dann ihr in dem Hause mit ihnen |
| wohnet nach Willen | und ihnen wohl lohnet, |
| vergeltet mit Gutem, | und sie zu Gotte selber |
| mit Worten weihet, | und saget ihnen gewissen Frieden, |
| heilige Hülfe | des Himmelsköniges. |
1940 | Wenn sie dann so selig | durch ihre eigene That |
| werden nicht mögen, | daß sie euere Werke üben, |
| leisten euere Lehre, | dann ihr von den Leuten sogleich |
| fahret, von dem Volke, | wo euer Friede sich wendet wieder |
| auf eueren eigenen Weg. | Und lasset sie bei Sünden fortan, |
1945 | bei Böswerken bleiben, | und suchet euch eine andere Burg, |
| groß Menschenvolk, | und nicht lasset des Melmes etwas |
| folgen an euern Füßen | von da, wo man euch empfangen nicht will, |
| sondern schüttelt ihn von eueren Schuhen, | daß es ihnen darauf zur Schande werde, |
| dem Wehrthume zur Wissenschaft, | daß ihr Wille nicht taugt. |
1950 | Dann sage ich euch wahrlich, | wenn diese Welt endet, |
| und der herrliche Tag | über die Männer fährt, |
| daß dann die Sodomsburg, | die hier wegen Sünden ward |
| in den Grundfesten | durch die Kraft der Glut, |
| durch Feuer gestürzt, | daß die dann hat Friede mehr, |
1955 | milderen Mundherrn, | als die Männer haben, |
| welche euch hier verwerfen, | und nicht wollen euere Worte befolgen. |
| Wer euch aber empfängt | mit andächtigem Sinne, |
| mit mildem Gemüthe, | der hat aus meinen |
| Willen gewirkt, | und auch den waltenden Gott |
1960 | empfangen, eueren Vater, | der Lebendigen Herrn, |
| den reichen Rathgeber, | den, der alles Recht kennt, |
| weiß als Waltender selber, | und den Willen lohnet, |
| der Guten jeglichem | was er hier Gutes thut, |
| auch wenn er nur aus Liebe zu Gott | der Menschen jeglichem |
1965 | willig dargibt | Wassers zu trinken, |
| daß er dem dürftigen Manne | den Durst stille |
| mit kaltem Brunnen. | Diese Worte werden wahr, |
| daß jemals nicht ausbleibt, | daß der dafür Lohn soll |
| vor Gottes Augen, | Entgelt empfangen, |
1970 | Vergütung mannigfalt, | für alles was er davon in meiner Liebe thut. |
| Wer mich aber verläugnet | von den Leutekindern, |
| von den Helden, vor dieser Schar, | dem thue ich im Himmel eben so, |
| dort oben vor dem allwaltenden Vater, | und vor aller Kraft seiner Engel, |
| vor der mächtigen Menge. | Welcher dann aber von den Menschenkindern |
1975 | in dieser Welt nicht will | mit Worten meiden, |
| sondern bekennet vor der Gönnerschaft, | daß er mein Jünger sei, |
| den will ich wieder bekennen | vor Gottes Augen, |
| vor aller Lebendigen Vater, | wo Völker in Menge |
| vor den Allwaltenden | alle gehen, |
1980 | abzurechnen mit dem Reichen. | Dar will ich ihm zu Recht sein |
| ein milder Mundherr, | jedem, so hier meinen |
| Worte hört | und die Werke übet, |
| welche ich hier auf diesem Berge oben | geboten habe. |
| Hatte da wahrlich | des Waltenden Sohn |
1985 | gelehrt die Leute, | wie sie Lob Gotte |
| wirken sollten. | Da ließ er das Wehrthum dannen |
| nach aller und jeder Seite, | die Scharen der Menschen |
| scheiden nach Heimaten. | Sie hatten sein selbes Wort |
| gehört, des Himmelsköniges | heilige Lehren, |
1990 | wie immer in der Welt sind | in Worten und in Thaten |
| des Menschengeschlechtes so viele | über diesen Mittelgarten, |
| in Sprachen weiser, | jeder, der je die Rede vernahm, |
| welche dar auf dem Berge sprach | der Söhne reichster. |
|
|
| <Jesus thut Wunder: die Hochzeit zu Kana. (Joh.2,1-11)> |
| <XXIV.> Begab sich dann um drei Nächte nachher | dieser Völker Herr |
1995 | nach Galiläaland, | wo er zu einem Gönner ward |
| gebeten, das Kind Gottes. | Da sollte man eine Braut vergeben, |
| eine minnigliche Magd. | Da Maria war |
| mit ihrem Sohne selber, | die selige Dienerin, |
| des Mächtigen Mutter. | Der Menschen Herr |
2000 | ging da mit seinen Jüngern, | Gottes eigen Kind, |
| in das hohe Haus, | wo die Herrschaft trank, |
| die Juden in dem Gastsaale. | Er auch unter den Gästen war |
| und er auch da kündete, | daß er hatte Kraft Gottes, |
| Hülfe vom Himmelsvater, | heiligen Geist, |
2005 | des Waltenden Weisheit. | Das Wehrthum freuete sich, |
| waren da in Lusten | Leute beisammen, |
| frohmüthige Gäste. | Gingen Dienstmänner, |
| Schenken mit Schalen, | trugen schieren Wein |
| mit Krügen und Kannen. | War dort der Herrn Traum |
2010 | heiter im Saale. | Dann dar das Volk unter sich |
| auf den Bänken aufs beste | die Luft anhub, |
| waren in Wonnen, | als ihnen des Weines gebrach, |
| den Leuten des Leites. | Des nicht war verblieben etwas |
| irgends im Hause, | das vor die Herrschaft noch |
2015 | die Schenken trügen, | sondern die Schaffe waren |
| des Leites entleert. | Da nicht währte lange nachdem, |
| daß es schon merkte | der Frauen schönste, |
| Christes Mutter, | ging, mit ihrem Kinde zu sprechen, |
| mit ihrem Sohne selber, | sagte ihm mit Worten, |
2020 | daß die Wirthe da mehr | Weines nicht hätten |
| den Gästen zur Gastung. | Sie da gerne bat, |
| daß dafür der heilige Christ | Hülfe bereitete, |
| den Wehren zu Willen. | Da hatte sein Wort bereit |
| das mächtige Kind Gottes, | und zu seiner Mutter sprach. |
2025 | Was ist mir und dir, sagte er, | um dieser Männer Leit, |
| um dieser Wehrschaft Wein, | warum sprichst du davon, Weib, so viel, |
| mahnst mich vor dieser Menge? | Noch nicht sind meine |
| Zeiten gekommen. | Dann doch getrauete gar wohl |
| in ihrem Herzenssinne | die heilige Dienerin, |
2030 | daß hier nach den Worten | des Waltenden Sohn, |
| der Heilande bester, | helfen wollte. |
| Hieß da die Dienstmänner | der Frauen schönste, |
| die Schenken und Schaffwärter, | die dar mußten der Versammlung dienen, |
| daß sie davon, nicht Wort nicht Werk, | nichts unterließen, |
2035 | was sie der heilige Christ | heißen wollte, |
| zu leisten vor den Leuten. | Leer standen dar |
| Steinkrüge sechse. | Da so stille gebot |
| das mächtige Kind Gottes, | wie es dar der Männer viele |
| nicht wußten in Wahrheit, | wie er es mit seinem Worte sprach. |
2040 | Er hieß die Schenken da | mit schierem Wasser |
| die Gefäße füllen, | und dar mit seinen Fingern dann |
| segnete selber, | mit seinen Händen, |
| wirkte es zu Weine, | und hieß davon in ein Becken thuen, |
| schöpfen mit einer Schale, | und da zu den Schenken sprach, |
2045 | hieß es von den Gästen, | die bei dem Gastmahl waren, |
| dem hehrsten | zu Handen geben |
| die Schale mit der Rechten, | dem, der des Volkes dar |
| gewaltete nächst dem Wirthe. | Eben wie er da des Weines trank, |
| so nicht mochte er meiden, | daß er vor der Menge sprach |
2050 | zu dem Bräutigam, | sagte, daß immer das beste Leit |
| aller Wirthe jeglicher | zuerst sollte |
| geben bei seinem Gastmahl, | unterdeß wird dieser Gäste Herz |
| erwecket von dem Weine, | daß sie wohl sich freuen, |
| trunken träumen. | Dann mag man dar tragen nachdem |
2055 | gelindere Leite, | so ist dieser Leute Sitte. |
| Da hast du nun wunderlich | deine Bewirthung |
| angelegt vor dieser Menge, | heißest vor dies Männervolk |
| all deines Weines | den werthlosesten |
| deine Dienstleute | zuerst bringen, |
2060 | geben an deiner Hochzeit. | Nun sind deine Gäste satt, |
| sind deine Herrschaften | trunken sehr, |
| ist dies Volk frohmüthig, | nun heißest du hier vortragen |
| aller Leite lobesamstes, | deren, die ich jemals in diesem Lichte gesehen, |
| irgendwo haben. | Mit diesem solltest du uns heute eher |
2065 | begaben und bewirthen, | dann es aller Gäste jeglicher |
| empfing zu Danke. | Da ward dort mancher Degen |
| gewahr aus den Worten, | seit sie des Weines getrunken, |
| daß der heilige Christ dar | in dem Hause innen |
| ein Zeichen wirkte. | Vertraueten sie seitdem |
2070 | desto mehr auf seine Schutzbürde, | daß er habe Gottes Macht, |
| Gewalt in dieser Welt. | Da ward das so weithin kund |
| über Galiläaland | den Judenleuten, |
| wie dar selber wandelte | der Sohn des Drosten |
| Wasser zu Weine. | Das ward da der Wunder erstes, |
2075 | deren, die er dar in Galiläa | den Judenleuten |
| als Zeichen zeigte. | Nicht mag erzählen ein Mann, |
| sagen zur Genüge, | was dar seitdem ward |
| Wunders unter dem Wehrthum, | wo der waltende Christ |
| in Gottes Namen | den Judenleuten |
2080 | den ganzen Tag lang | Lehre sagte, |
| verhieß ihnen das Himmelreich, | und das Höllengezwinge |
| er abwehrte mit Worten, | hieß sie Gottes wahres |
| ewige Leben suchen, | wo ist der Seelen Licht, |
| der Traum des Herrn, | und Tagesschein, |
2085 | die Herrlichkeit Gottes, | wo mancher Geist |
| wohnt nach Wunsche, | der hier wohl bedenkt, |
| daß er hier behalte | des Himmelsköniges Gebot. |
|
|
| <Jesus thut Wunder: der Hauptmann zu Kapharnaum. (Matth.8,5-13 u. Luk.7,1-10)> |
| <XXV.> Begab sich da mit seinen Jüngern | von der Hochzeit |
| Christus, nach Kapharnaum, | der Könige reichster |
2090 | zu der herrlichen Burg. | Eine Macht sammelte sich, |
| Gönner ihm entgegen, | von guten Männern, |
| selige Gefährtschaft, | wollten die süßen Worte, |
| die heiligen, hören. | Dar ihm ein Hauptmann kam, |
| ein guter Mann, entgegen, | und ihn sehnlich bat |
2095 | zu helfen, den Heiligen, | sagte, daß er unter seiner Dienerschaft |
| einen Lahmkranken | lange hätte, |
| einen Siechen in seiner Wohnung, | wie ihn einig Arzt nicht mag |
| mit Händen heilen. | Nun ist ihm deiner Hülfe Durst, |
| mein Frohn, der gute. | Da sprach ihm darauf das Friedekind Gottes |
2100 | bald nachdem | selber entgegen, |
| sagte, daß er dorthin käme, | und das Kind wollte |
| retten aus der Noth. | Da ihm näher ging |
| der Mann vor der Menge | mit dem Mächtigen |
| Worte zu wechseln, | ich deß würdig nicht bin, sprach er, |
2105 | Herr, der gute, | daß du in mein Haus kommest, |
| besuchest meine Wohnung, | weil ich bin so sündiger Mann |
| mit Worten und mit Werken, | ich glaube, daß du Gewalt hast, |
| daß du ihn von hieraus kannst | gesund machen, |
| waltender Frohn mein, | wenn du es mit deinen Worten sprichst, |
2110 | dann ist gleich die Krankheit gelöset, | und wird sein Leib |
| heil und rein, | wenn du ihm deine Hülfe verleihest, |
| ich bin selber ein Dienstmann | habe mir Güter genug, |
| Reichthümer gewonnen, | obwohl ich unter der Gewalt bin |
| des Adelköniges, | drum doch habe ich Dienergefolge, |
2115 | holde Heerknappen, | die mir so gehorsam sind, |
| daß sie deß, nicht Wort nicht Werk, | nichts unterlassen, |
| was ich sie in dieser Landschaft | leisten heiße, |
| sondern sie fahren und vollführen, | und wieder zu ihrem Frohne kommen, |
| holde zu ihrem Herrn. | Obwohl ich in meinem Hause habe |
2120 | weitbreiten Besitz, | und Wehrthums genug, |
| Helden kühnsinnige, | drum doch nicht wage ich dich so heiligen |
| zu bitten, den Sohn Gottes, | daß du in meinen Bau gehest, |
| besuchest mein Gehöfde, | dieweil ich so sündig bin, |
| weiß meine Verwirkungen. | Da sprach drauf der waltende Christ, |
2125 | der Gönner, gegen seine Jünger, | sagte, daß er bei den Juden irgend |
| unter Israheles | Abkommen nicht fände |
| ein Gleichen des Mannes, | der je mehr zu Gotte |
| in der Landschaft | Glauben hätte, |
| lauteren zum Himmel. | Nun lasse ich euch dazu hören, |
2130 | wo ich es euch hier mit wahren | Worten sage, |
| daß noch sollen Fremdvölker | von Osten und von Westen, |
| des Menschengeschlechtes kommen | eine Menge zusammen, |
| heilig Volk Gottes | zum Himmelreiche, |
| die sollen dar an Abrahams, | und an Isaaks desgleichen, |
2135 | und auch an Jakobs, | der guten Männer, |
| Busen rasten, | und beides genießen, |
| Wohl und Willen | und wonnesames Leben, |
| gutes Licht bei Gotte. | Dann sollen der Juden viele, |
| dieses Reiches Söhne | beraubet werden, |
2140 | entblößet solcher Ehre, | und sollen in Thalen, düstern, |
| in dem allerfernsten | Abgrunde liegen, |
| dar mag man hören | Helden klagen, |
| dar sie ihren Zorn vielfach | mit den Zähnen beißen, |
| dar ist grimmiger Geist, | und fräßig Feuer, |
2145 | hart Höllengezwinge, | heiß und düster, |
| schwarze ewige Nacht, | der Sünde zum Lohne, |
| den boshaften Werken | für jeden, der den Willen nicht hat, |
| daß er sich erlöse, | ehe er dies Licht aufgebe, |
| sich wende von dieser Welt. | und magst du nach deinem Willen fort |
2150 | reisen zu Hause, | dann findest du gesund daheim |
| den knabjungen Mann, | der Muth ist ihm in Lusten, |
| das Kind ist geheilt, | wie du batest zu mir. |
| Es wird all so geleistet, | wie du Glauben hast |
| in deinem Herzen fest. | Da sagte dem Himmelskönige |
2155 | der Dienstmann, | dem allwaltenden Gotte, |
| Dank vor dem Volke, | daß er ihm in solchen Nöthen half. |
| Hatte da erwirkt | allwie er wollte |
| seliglich. | Begab sich auf den Weg dannen, |
| wendete sich nach seinen Willen, | wo er Güter besaß, |
2160 | Bau und Boden, | fand den Knaben gesund, |
| den kindjungen Mann. | Waren da Christes |
| Worte erfüllet. | Er Gewalt hatte |
| zu zeigen Zeichen, | wie nicht vermag zu erzählen ein Mann, |
| zu erachten über dieser Erde, | was er durch seine alleinige Kraft |
2165 | in diesem Mittelgarten, | Herrliches, vollbrachte, |
| Wunders wirkte, | dieweil alles in seiner Gewalt steht, |
| Himmel und Erde. | |
|
|
| <Jesus thut Wunder: der Jüngling zu Naim. (Luk.7,11-15)> |
| | <XXVI.> Da entschloß sich der heilige Christ |
| vorwärts zu fahren, | verrichtete allmächtig |
| an aller Tage jeglichem | der Droste, der gute, |
2170 | den Leutekindern Liebes, | lehrte mit Worten |
| Gottes Willen den Gönnern, | hatte sich der Jünger viel |
| immer zu Gefährten, | selig Volk Gottes, |
| der Mannen große Menge, | von so manchen Stämmen, |
| eine heilige Hehrheit, | war in seiner Hülfe gütig, |
2175 | den Mannen milde. | da er mit der Menge kam, |
| mit dem Gewühl das Kind Gottes, | zur Burg, der hohen, |
| der Rettende, nach Naim, | dar sollte sein Name werden |
| den Mannen verkündet. | Da ging der Mächtige zu, |
| der rettende Christ, | bis daß er genahet war, |
2180 | der Heiland Christ. | Da sahen sie dort eine Leiche geleiten, |
| einen leblosen Leib. | Die Leute trugen, |
| brachten auf einer Bahre | hinaus zum Burgthore, |
| einen kindjungen Mann. | Die Mutter dahinter ging, |
| in ihrem Herzen betrübt, | und die Hände rang, |
2185 | beklagte und bejammerte | ihres Kindes Tod, |
| die armschaffene Frau. | Es war ihr einziger Sohn, |
| sie war selber Witwe. | Nicht hatte sie Wonne da mehr, |
| außer daß zu dem einzigen Sohne | sie alles sich versah, |
| der Wonne und des Willens, | bis daß ihn ihr die Wurd nahm, |
2190 | die herrlichen Schöpfer-Bestimmungen. | Eine Menge folgte, |
| Burgleute Gedräng, | wo man ihn auf der Bahre trug, |
| den jungen Mann zum Grabe. | Da ward der Gottes-Sohn, |
| der mächtige, milde, | und zu der Mutter sprach, |
| hieß, daß die Witwe | vom Weinen abließe, |
2195 | von der Klage hinter dem Kinde. | Du sollst hier die Kraft sehen, |
| des Waltenden Werk. | Dir soll hier der Wille geschehen, |
| Trost vor diesem Volke. | Nicht darfst du das Leben beklagen |
| des Kindes dein. <ab hier HS M mit Blattverlust - Übersetzung nach HS C> | Dann er zu der Bahre ging |
| und auch er ihn selber berührte, | der Sohn des Drosten, |
2200 | mit heiligen Händen, | und zu dem Helden sprach, |
| hieß ihn alljung | auferstehen, |
| sich aufrichten von der Raste. | Der Recke sich aufsetzte, |
| der Sohn auf der Bahre, | war ihm wieder in seine Brust gekommen |
| der Geist durch Gottes Kraft, | und er entgegen sprach, |
2205 | der Mann zu den Magen. | Da ihn wieder der Mutter befahl |
| der heilende Christ zu Handen. | Das Herz ward ihr in Freude, |
| dem Weibe in Wonne, | weil ihr da solcher Wunsch gewährt ward, |
| fiel sie dann zu Füßen Christes | und der Völker Herrn |
| lobete vor der Leute Menge, | weil er ihr zu so Liebes Leben |
2210 | geholfen wider des Schöpfers Schickungen, | verstand sie, daß er war der mächtige Droste, |
| der heilige, der des Himmels gewaltet, | und daß er mag helfen so manchen, |
| allen Erden-Völkern. | Da begannen das zu beachten viele, |
| das Wunder, das unter dem Volke sich zutrug, | sagten, daß der Waltende selber, |
| mächtig käme dorthin, seine Menge zu besuchen, und daß er ihnen sandte einen so erlauchten |
2215 | Weissager in dieser Welt Reich, | der ihm dar solchen Willen vollbrächte. |
| Ward dar dann mancher Mann | mit Ängsten befangen, |
| das Volk gerieth in Furchten, | sahen den sein Leben haben, |
| Tageslicht sehen, | den, welcher vorhin den Tod empfand, |
| auf dem Siechbette verschied. | Nun war er wieder gesund nachdem, |
2220 | kindjung erquicket. | Da ward das kund überall |
| den Abkommen Israhels. | Eben als da der Abend kam, |
| so ward dar alles versammelt, | von siechen Mannen, |
| von lahmen und krummen, | was dar irgend war, |
| die kranken unter den Leuten, | und wurden dahin geleitet, |
2225 | kamen zu Christe, | wo er ihnen durch seine Kraft, die große, |
| half und sie heilte | und ließ sie wieder gesundet dannen |
| zurückkehren nach ihrem Willen. | Drum soll man seine Werke preisen, |
| verherrlichen seine Thaten, | weil er ist der Droste selber, |
| der mächtige Schutzherr | dem Menschengeschlechte, |
2230 | der Leute jeglichem, | welcher da glaubt daran, |
| an seine Worte und an seine Werke. | |
|
|
| <Jesus thut Wunder: der Meersturm. (Matth.8,18-27 u. Mark.4,36-40 u. Luk.8,22-25)> |
| | <XXVII.> Da war dort Wehrthums so viel |
| aller Fremdvölker | gekommen um Hülfe von Christ, |
| um des so mächtigen Beschützung. | Dann wollte er dar ein Meer befahren, |
| der Gottes-Sohn mit seinen Jüngern | neben Galiläaland hin, |
2235 | der Waltende einen Wogenstrom. | Da hieß er das andere Wehrthum |
| vorwärts ziehen, | und er begab sich mit einigen wenigen |
| in einen Nachen hinein, | der rettende Christ |
| zu schlafen reisemüde. | Die Segel aufhißten |
| wetterkundige Wehren, | ließen den Wind nach- |
2240 | treiben über den Meerstrom, | bis daß er zur Mitte kam, |
| der Waltende mit seiner Wehrschaft. | da begann des Wetters Kraft, |
| Wirbel aufzusteigen, | Wogen zu wachsen, |
| schwang sich Geschwärk in Gewühl, | die See kam in Aufruhr, |
| kämpfte Wind und Wasser, | die Wehren sorgten, |
2245 | das Meer ward so muthig. | Nicht versah sich der Männer einer |
| längeres Lebens. | Da sie den Landeswart |
| weckten mit ihren Worten, | und sagten ihm des Wetters Kraft, |
| baten, daß ihnen gnädig | der rettende Christ |
| würde wider das Wasser, | oder wir müssen hier entsetzlichen Todes |
2250 | sterben in diesem See. | Selber aufstand |
| der gute Gottessohn, | und zu seinen Jüngern sprach, |
| hieß, daß sie sich des Wetters Kampf | im Geringsten nicht fürchteten, |
| warum seid ihr so furchtsam, sprach er, | noch ist euch nicht fester Muth, |
2255 | Glaube ist euch zu wenig, | nicht ist nun lange bis dahin, |
| daß die Ströme sollen | stiller werden, <ab hier auch wieder HS M> |
| und dies Wetter wonnesam. | Dann er zu dem Winde sprach, |
| und zu dem See desgleichen, | und sie schmeidig hieß |
| beide sich gebaren. | Sie das Gebot leisteten, |
| des Waltenden Wort, | die Wetter schwiegen, |
2260 | heiter wards auf der Flut. | Da das Volk unter sich, |
| die Wehrschaft, sich wunderte, | und manche mit Worten sprachen, |
| welcher das von so mächtigen | Mannen wäre, |
| daß ihm so der Wind und die Woge | auf das Wort gehorchten, |
| beide seiner Gebotschaft. | Da hatte sie der Sohn Gottes |
2265 | gerettet aus der Noth. | Der Nachen fürder schritt, |
| das hochgehörnte Schiff, | die Helden kamen, |
| die Leute zu Lande, | sagten Lob Gotte, |
| verherrlichten seine mächtige Kraft. | |
|
|
| <Jesus thut Wunder: die Besessenen. Matth.8,16 u. Mark.1,32 u. 5,2 u. Luk.8,27)> |
| | Kam da der Mannen viele |
| entgegen dem Gottessohne, | er sie gerne empfing, |
2270 | jeden, so dar mit lauterem Herzen | Hülfe suchte, |
| lehrte sie ihren Glauben, | und ihre Leiber er |
| mit Händen heilte. | Nie ein Mann so hart nicht war |
| versehrt durch Suchten; | obwohl ihn des Satanas |
| tückische Jünger | mit des Feindes Kraft |
2275 | hatten unter Händen, | und seine Seelenkräfte, |
| das Wissen verstört, | daß er wüthend |
| fuhr unter dem Volke, | dennoch ihm immer Verstand gab |
| der heilende Christ, | wen er zu seinen Händen kam, |
| trieb die Teufel dannen | durch Gottes Kraft |
2280 | mit wahren Worten, | und ihm seine Besinnung gab, |
| ließ ihn dann heil sein | wider die Hassenden, |
| gab ihm gegen die Feinde Frieden, | und er sich fortbegab |
| in jegliches von den Landen, | das ihm dann am liebsten war. |
| <XXVIII.>So that des Herrn Sohn | an der Tage jeglichem |
2285 | gutes Werk mit seinen Jüngern, | doch nie die Juden darum |
| an seine gewaltige Kraft | desto mehr nicht glaubten, |
| daß er der Allwalter | wäre alles |
| Landes und der Leute, | dafür sie annoch Lohn empfangen, |
| weite Wanderfahrt, | daß sie da den Kampf betrieben |
2290 | wider ihn selbst, den Sohn des Herrn. | |
|
|
| <Jesus thut Wunder: der Gichtbrüchige. (Matth.9,1-8 u. Mark.1,1-12 u. Luk.5,16-26)> |
| | Dann er sich mit seinen Gefährten begab |
| wieder nach Galiläaland, | Gottes eigen Kind, |
| fahrtete zu den Freunden, | wo er geboren war, |
| und ganz unter seinem Geschlechte | kindjung erwuchs, |
| der heilige Heiland. | Um ihn Heerscharen |
2295 | von Völkern drangen, | da war mancher Degen |
| so selig unter dem Gefolge. | Dar trugen einen siechen Mann |
| Leute auf ihren Armen, | wollten ihn vor die Augen Christes |
| bringen, vor das Kind Gottes, | war ihm der Hülfe Durft, |
| daß ihn heilte | des Himmels Walter, |
2300 | der Menschen Mundherr. | Der war zuvor so manchen Tag |
| an den Gliedmaßen gelähmt, | nicht vermochte sein Leib |
| etwas zu beschicken. | Dann war dort des Wehrthums so viel, |
| daß sie ihn vor das Kind Gottes | bringen nicht konnten, |
| dringen durch das Volk, | daß sie des Dürftigen |
2305 | Nothsache ansagten. | Da begab sich in einen Saal hinein |
| der heilende Christ. | Gewühl ward da rings, |
| mächtig Leutegedränge. | Da begannen die Männer zu sprechen, |
| die den Lahmkranken | lange führten, |
| trugen mit seinem Bette, | wie sie ihn brächten vor das Kind Gottes, |
2310 | in das Wehrthum hinein, | wo ihn der waltende Christ |
| selber sähe. | Da gingen die Gefährten zu, |
| hoben ihn mit ihren Händen, | und oben auf das Haus stiegen sie, |
| öffneten den Saal von oben, | und ihn mit Seilen ließen |
| in das Gemach hinein, | wo der Reiche war, |
2315 | der Könige kräftigster. | Gleich als er ihn da kommen sah |
| durch des Hauses Decke, | so er da an ihrer Gesinnung verstand, |
| an der Männer Gemüthe, | daß sie zu ihm mächtigen |
| Glauben hatten. | Da er vor den Leuten sprach, |
| sagte, daß er den siechen Mann | der Sünden freien, |
2320 | entledigen wollte. | Da sprachen ihm aber die Leute entgegen, |
| gramherzige Juden, | die des Gotteskindes |
| Worten auflauerten, | sagten, daß das nicht möchte geschehen so, |
| Grimmwerke vergeben, | außer von Gott allein, |
| dem Walter dieser Welt. | Da hatte wieder sein Werk fertig |
2325 | das mächtige Kind Gottes. | Ich thue das, sagte er, an diesem Manne kund, |
| der hier so siech liegt, | in diesem Saale innen |
| entsetzlich gequält, | daß ich Gewalt habe, |
| Sünden zu vergeben, | und auch den siechen Mann |
| zu heilen, | obwohl ich ihn zu berühren nicht brauche, |
2330 | munterte ihn da | der erlauchte Droste, |
| den liegenden Lahmen, | hieß ihn vor den Leuten |
| auferstehen als allheilen | und hieß ihn auf seine Achseln nehmen |
| sein Bettgewand, auf den Rücken. | Er leistete das Gebot |
| schnell vor dem Gefolge, | und ging wieder gesund dannen, |
2335 | heil aus dem Hause. | Da deß so mancher Heidenmann, |
| Wehren sich wunderten, | sagten, daß ihm der waltende selber, |
| Gott der allmächtige, | gegeben hätte |
| größere Mächte, | als sonst einigem Menschensohne, |
| Kraft und Künste. | |
|
|
| <Der Juden Unglaube. (Matth.9,2-8 u. Mark.2,6-12 u. Luk.5,21-26)> |
| | Sie nicht wollten anerkennen dennoch, |
2340 | die Judenleute, | daß er Gott wäre, |
| nicht glaubten sie seinen Lehren, | sondern hatten (sich) leidigen Streit, |
| kämpften wider seine Worte, | wofür sie als Werk erlooseten |
| leidige Lohngülte, | und so noch lange sollen, |
| daß sie nicht wollten hören | dem Himmelskönige, |
2345 | Christes Lehren, | die er kündete überall |
| weit über diese Welt, | und ließ sie seine Werke sehen |
| an aller Tage jeglichem, | seine Thaten schauen, |
| hören sein heilig Wort, | das er zu Hülfe sprach |
| den Menschenkindern | und so manches machtliche |
2350 | Zeichen zeigte, | daß sie trauerten desto baß, |
| glaubten seinen Lehren. | Er so manchen Leib |
| böser Suchten entband, | Besserung bescherte, |
| gab dem Feigen Leben, | dem, der fertig war, |
| der Held, zur Höllenfahrt. | Den machte der Heiland selber, |
2355 | Christ durch seine mächtige Kraft, | quick nach Tode, |
| ließ ihn in dieser Welt ferner | Wonnen genießen. |
| <XXIX.> So heilte er die hinkenden Menschen | und die krummen desgleichen, |
| half denen, die da blind waren, | ließ sie dies prächtige Licht, |
| das ewigschöne sehen, | Sünde lösete er, |
2360 | der Menschen Grimmwerk. | Nicht war jemals darum der Juden, |
| der leidigen Leutschaft | Glaube desto besser |
| an den heiligen Christ, | sondern sie hatten hartes Herz, |
| sehr starken Streit, | verstehen nicht wollten sie, |
| daß sie hatten sich vergangen | den Feinden zu Willen, |
2365 | die Leute, mit ihrem Glauben. | |
|
|
| <Jesus lehrt vom Schiff aus: das Gleichniß vom Säemann. (Matth.13,1-8 u. Mark.4,1-8 u. Luk.8,1-8)> |
| | Nicht war jemals desto lasser darum |
| der Sohn des Drosten, | sondern er sagte mit Worten, |
| wie sie sollten erlangen | des Himmels Reich, |
| lehrte in dem Lande, | hatte sich der Leute so viel |
| gewonnen mit seinen Worten, | daß ihm Wehrthum mächtigviel |
2370 | Volk folgte, | und er ihnen viel sagte |
| in Bildern, der Sohn Gottes, | daß sie nicht mochten in ihrer Brust verstehen, |
| nicht erfassen in ihrem Herzen, | ehe es ihnen der heilige Christ |
| über das Menschenvolk | mit offenen Worten |
| durch seinselbes Kraft | sagen wollte, |
2375 | melden, was er meinte. | Dar ihn Menge rings |
| von Völkern umdrängte, | war ihnen mächtige Durft, |
| anzuhören | des Himmelsköniges wahrhafte Worte. |
| Er stand da | bei eines Wassers Gestade, |
| nicht wollte da bei dem Gedringe | über das Degenvolk |
2380 | auf dem Lande oben | die Lehren künden, |
| sondern ging da der Gute | und seine Jünger mit ihm, |
| das Friedekind Gottes | der Flut näher |
| in ein Schiff hinein, | und es schalten hieß |
| dem Lande ferner, | daß ihn die Leute so viel |
2385 | das Volk nicht drängten. | Stand mancher Degen, |
| Wehrthum bei dem Wasser, | wo der waltende Christ |
| über das Leutevolk | Lehre sagte. |
| Was ich euch sagen mag, sprach er, | ihr Gefährten mein, |
| wie sich ein Ackerer begann | an die Erde zu säen |
2390 | reines Korn mit seinen Händen. | Einiges an harten Stein |
| oberwärts fiel, | Erde nicht hatte es, |
| daß es dar nicht mochte wachsen, | oder Wurzel fassen, |
| keimen oder bekleiben, | sodern es ging das Korn verloren, |
| liebliche Feldes-Frucht, | einiges dagegen auf Land fiel, |
2395 | auf Erde edeler Art, | begann es darauf |
| zu wachsen fröhlich, | und Wurzel zu fassen |
| lodete in Lusten, | war das Land so gut, |
| herrlich gefähigt, | einiges wieder gefallen war |
| auf eine starre Straße, | wo Stapfen gingen |
2400 | der Rosse Hufschläge, | und der Helden Schritt, |
| es begann in dem Wege zu wachsen, | dann es aber wegnahm des Wehrthums, |
| des Volkes, mächtige Fahrt, | und Vögel es auflasen, |
| daß es dem Eigner etwas | nachher nicht konnte |
2405 | werden nach Wunsche, | was dar auf dem Weg fiel. |
| Einiges war dann gefallen, | wo so viel stand |
| von dichten Dornen | an jenem Tage, |
| es kam dar in Erde | und dann aufging, |
| keimte dar und bekleibete. | Da sproßten aber Kräuter dazwischen, |
2410 | wehrten ihm das Wachsthum, | hatte es des Waldes Laub |
| vorn überfangen, | daß es nicht konnte zu einigem Gedeihen kommen, |
| da die Dornen | so drängen mußten. |
| Da saßen und schwiegen | die Gefährten Christes, |
| wortweise Wehren, | war ihnen groß Wunder, |
2415 | mit welchen Bildern | das Kind Gottes |
| solche wahrhafte Rede | zu sagen begönne. |
| Da begann ihn der Männer | einer zu fragen, |
| den holden Herrn, | neigte sich ihm entgegen |
| sehr würdiglich, | wahrlich, du Gewalt hast, sprach er, |
2420 | wie im Himmel so auf Erden, | heiliger Droste, |
| droben und hienieden | bist du der Allwalter |
| der Menschen Geister, | und wir deine Jünger sind |
| in unserm Herzen hold, | Herr, der gute, |
| wenn es dein Wille sei, | laß uns deiner Worte dar |
2425 | das Ende hören, | damit wir es nach dir ganz, |
| als Christenvolk, | verkünden können, |
| wir wissen, daß deinen Worten | wahrhafte Bilder |
| fortan folgen, | und uns ist dringliche Durft, |
| daß wir dein Wort und dein Werk, | weil es all von solcher Weisheit kommt, |
2430 | daß wir es in diesem Lande | von dir lernen mögen. |
|
|
| <Jesus erklärt das Gleichniß vom Säemann. (Matth.13,11-23 u. Mark.4,11-23 u. Luk.8,10-15)> |
| <XXX.> Da ihnen wieder entgegen | der Guten bester |
| Antwort sprach, | nicht meinte ich irgend etwas, sagte er, |
| zu verheimlichen | von den Thaten mein, |
| von Worten oder Werken, | dies sollt ihr wissen alle, |
2435 | meine Jünger, | weil euch gegeben hat |
| der Walter dieser Welt, | daß ihr wissen müßt |
| in eueren Sinnkräften | himmlisches Geheimniß, |
| den andern soll man in Bildern | das Gebot Gottes |
| mit Worten weisen, | nun will ich euch in Wahrheit hier |
2440 | melden, was ich meinte, | damit ihr desto besser |
| über all diese Landschaft | meine Lehre verstehet. |
| Der Name, den ich euch sagte, | das ist seinselbes Wort, |
| die heilige Lehre | des Himmelsköniges, |
| wie man die verbreiten soll | über diesen Mittelgarten, |
2445 | weit über diese Welt. | Die Wehren sind gesinnet, |
| die Männer, ungleich, | mancher solchen Muth heget, |
| harte Sinnkräfte, | und rauhe Seele, |
| daß er sich nicht würdigt, | daß er nach euern Worten thue, |
| daß er diese meine Lehre | leisten wolle, |
2450 | sondern es gehen da so verloren | meine Lehren, |
| Gottes Angebote | und euere, der Guten, Worte |
| an dem übelen Mann, | wie ich euch eben sagte, |
| daß das Korn verdarb, | das da mit Keimen nicht mochte |
| auf dem Steine oben | stättehaft werden. | |
2455 | Es gehet verloren all | der Edlen Rede, |
| die Botschaft Gottes, alles was man dem übelen Manne |
| mit Worten weiset, | und er es zu linken Hand, |
| unter der Feinde Volk | die Fahrt ertiefet |
| zu Gottes Unwillen | und zu der Grimmigen Ruhm |
2460 | und zu des Feuers Schwalg, | forthin soll er hassen |
| mit seinem Brustsinne | breite Lohe. |
| Niemals (ihr) in diesem Lande desto lasser | die Lehre mein |
| Mit Worten weiset. | Ist dieses Wehrtums so viel, |
| der Leute über dieser Erde | gibt es dar einen andern Mann, |
2465 | der ist noch jung und glau | und hat ein gut Gemüth, |
| in Sprechen weise, | und weiß von eueren Worten Bescheid, |
| gedenket deß dann in seinem Herzen, | und hört da mit seinen Ohren nach |
| sehr betriebsam, | und näher stehet |
| in seine Brust fasset | das Gebot Gottes, |
2470 | es lernet und leistet, ist sein Glaube so gut, |
| er trachtet, wie er den Andern | wieder umkehre, |
| den meinthätigen Mann, | daß dessen Gemüth trage |
| lautere Treue | zum Himmelkönige, |
| dann breitet sich in dessen Brust | das Gebot Gottes, |
2475 | der liebreiche Glaube, | wie in dem Lande thut |
| das Korn mit Keimen | wo es je Grund hat |
| und ihm die Wurd behaget, | und des Wetters Gang, |
| Regen und Sonne, | daß es sein Recht hat. |
| So thut die Gotteslehre | an dem guten Manne |
2480 | Tages und Nachtes, | gehen ihm der Teufel fern, |
| feindliche Wesen, | und der Wart Gottes |
| weit näher | Tages und Nachtes, |
| bis daß sie ihn bringen, | daß da beides wird, |
| wie die Lehre zum Frommen | der Leute Kindern, |
2485 | die von seinem Munde kommt, | so auch wird der Mann Gotte, |
| hat so eingewechselt | in dieser Welt-Stunde |
| mit seinen Sinnkräften | des Himmelsreiches Antheil, |
| von den Wonnen die größte, | er fährt in die Gewalt Gottes |
| von Lastern befreiet. | Treuen sind |
2490 | so gut der Männer jeglichem, | wie nicht ist Goldes Hort |
| gleich solchem Glauben. | Seid mit euern Lehren fortan |
| dem Menschengeschlechte milde, | sie sind so ungleich, |
| die Helden, gesinnet, | mancher von ihnen hat harten Streit, |
| feindlichen Willen, | wankelhaftes Herz, |
2495 | ist des Falsches voll, | und von Frevelwerken. |
| Dann beginnet ihm zu dünken, | wann er zwischen dem Volke steht, |
| und dar höret | unter Lauschen sprechen |
| die Gotteslehre, | dann dünket ihm, daß er sie gerne fortan |
| leisten wolle, | dann beginnet die Lehre Gottes |
2500 | in seinem Herzen zu haften, | bis daß ihm wieder zur Hand kommt |
| Habe zum Erwerb | und fremder Schatz, |
| dan verleiten ihn | leidige Wichte, |
| dann er sich verfängt | in Geldgier, |
| auslöschet den Glauben, | dann war ihm das geringes Frommen, |
2505 | daß er es je in seinem Herzen gedachte, | wenn er es halten nicht will. |
| Das ist so das Gewächs, | das auf dem Wege begann |
| zu loden in dem Lande, | doch wegnahm es wieder der Leute Fahrt. |
| So thuen ihr die mächtigen Sünden | in des Mannes Herzen, |
| der Gotteslehre, | wen er ihrer nicht pfleget wohl, |
2510 | sonst fällen sie ihn | in dem Feuer zu Boden, |
| in die heiße Hölle, | wo er dem Himmelskönige nicht wird |
| fürder zum Frommen, | sondern ihn die Feinde sollen |
| mit Marter foltern. | Immer (ihr) mit Worten fort |
| lehret in diesem Lande. <ab hier HS M mit Blattverlust - Übersetzung nach HS C> | Ich kenne dieser Leute Sinn, |
2515 | so ungleiche Gemüthsart, | des Menschengeschlechtes so wankele Weise, |
| mancher hat ganz dazu sein Herz gelassen, | und mehr sorget, |
| wie er das behalte, | als wie er des Himmelsköniges |
| Willen wirke. | Darum dort wachsen nicht mag |
2520 | das heilige Gebot Gottes, | obwohl es dar haften möge, |
| mit Wurzeln bewachsen, | weil es der Reichthum dränget, |
| gleichwie das Kraut und der Dorn | das Korn empfangen, |
| wehren ihm das Wachsthum, | so thuet der Reichthum dem Manne. |
| Geheftet ist das Herz, | daß er es gedenken nicht kann, |
2525 | der Mann in seinem Muthe, | wessen er meist bedarf, |
| wie er das erwirke, | so lange wie er in dieser Welt sei, |
| daß er im Ewigkeitstage | künftig möge |
| haben durch des Herrn Gnade | des Himmels Reich, |
| so endeloses Wohlsein | wie das nicht mag einiger Mann |
2530 | wissen in dieser Welt, | niemals er so weit |
| nicht weiß zu gedenken, | ein Degen in seinem Gemüthe, |
| daß er es erfassen möge | das Herz des Mannes, |
| daß er es in Wahrheit wisse, | was der waltende Gott |
| Gutes bereitet hat, | das alles gegenwärtig steht |
2535 | der Männer jeglichem, | der ihn hier minnet wohl |
| und selber dazu | seine Seele bewahrt, |
| daß er in das Licht Gottes | wallen möge. |
|
|
| <Jesus lehrt vom Schiff aus: das Gleichniß vom Weizen und Unkraut. (Matth.13,24-26)> |
| <XXXI.> So lehrte er da mit Worten, | stand Wehrthum, großes, |
| um das Kind Gottes, | hörten ihn in Bildern viel |
2540 | über dieser Welt Wende | mit Worten erzählen, |
| sagte, daß sich auch ein Adelsmann | auf seinen Acker säete |
| lauter, rein Korn | mit seinen Händen, |
| wollte sich dar so wonnesames | Wachsthum zielen, |
| fröhliche Frucht, | da ging dar sein Feind nach |
2545 | durch hämischen Sinn, | und es all mit Durt übersäete, |
| mit der Kräuter bösestem. | Da wuchsen sie beide, |
| wie das Korn, so das Kraut, | da kamen gegangen |
| seine Hagestolzen zu Haus, | ihrem Herrn sagten, |
| die Degen ihrem Frohne | mit dreisten Worten: |
2550 | was, du säetest lauter Korn, | Herr, der gute, |
| einfaches an deinen Acker, | nun nichts siehet einer der Werkner mehr, |
| als Unkraut wachsen, | wie mag das werden so? |
| Da sprach drauf der Adelsmann | den Dienern entgegen, |
| der Hausherr zu den Knechten, | sagte, daß er es möchte muthmaßen wohl, |
2555 | daß ihm der unholde Mann | hintennach sähete, |
| der Feind, falsches Kraut, | nicht gönnte er mir die Früchte wohl, |
| verwehrte mir das Gewächs. | Dann dort wieder die Freunde sprachen, |
| seine Jünger entgegen, | sagten, daß sie dar wollten gehen zu, |
| kommen mit Kraft, | und lösen das Kraut dannen, |
2560 | holen es mit ihren Händen. | Da sprach ihnen aber der Herr entgegen: |
| nicht will ich, daß ihr es gätet, sagte er, | weil ihr bewahren nicht möget, |
| achten in euerm Gange, | obwohl ihr es gerne nicht thuet, |
| daß ihr nicht des Kornes zu viel, | der Keime verderbet, |
| fället unter euere Füße. | Lasse man sie forthin |
2565 | beide wachsen, | bis daß die Ernte kommt, |
| und an dem Felde sind | die Früchte reif, |
| fertig auf dem Acker, | dann fahren wir dar alle zu, |
| holen es mit unsern Händen, | und das reine Korn |
| lesen sauber zusammen, | und in meine Scheune thuen, |
2570 | haben es dar bewahrt, | daß es irgend nicht möge |
| etwas verderben, | und das Unkraut nehmen, |
| binden es zu Bündeln, | und werfen es in bitter Feuer, |
| lassen es dar verzehren | heiße Lohe, |
| unersättliche Glut. | |
|
|
| <Jesus erklärt das Gleichniß vom Weizen und Unkraut. (Matth.13,36-43)> |
| | Da stand mancher Mann, |
2575 | Degen sinnend, | was der Volksgönner, <ab hier auch wieder HS M> |
| der erlauchte mächtige Christ | meinen wollte, |
| bedeuten mit dem Bilde, | der Söhne reichster, |
| baten da so sehnlich | den guten Drosten, |
| zu enthüllen die Lehre, | daß sie könnten die Leute fortan, |
2580 | die heilige, hören. | Da sprach drauf ihr Herr entgegen, |
| der erlauchte mächtige Christ, | das ist, sprach er, des Menschen Sohn, |
| ich selber bin, der da säet, | und sind diese seligen Männer |
| das lautere rein Korn, | welche mir hier hören wohl, |
| wirken meinen Willen, | diese Welt ist der Acker, |
2585 | dies breite Bauland | der Söhne des Menschengeschlechtes. |
| Der Satanas selber | ists, der da säet hinterher |
| leidige Lehre, | hat dieser Leute so viel |
| des Wehrthums verdorben, | daß sie Böses verüben, |
| wirken nach seinem Willen, | doch sollen sie hier wachsen fort, |
2590 | die verworfenen Freunde, | eben so wie die guten Männer, |
| bis daß Mutspelles Macht | über die Menschen fährt, |
| das Ende dieser Welt. | Dann ist aller Äcker jeglicher |
| gereift in diesem Reiche, | sollen ihre Endbestimmung |
| erfüllen die Menschenkinder, | dann zerfährt die Erde, |
2595 | das ist aller Ernten breiteste, | dann kommt der erlauchte Herr |
| von oben mit seiner Engel Kraft, | und kommen alle zusammen |
| die Leute, die je dies Licht sahen, | und sollen dann Lohn empfangen |
| des Übeln und des Guten. | Dann gehen Engel Gottes, |
| heilige Himmelswarte, | und lesen die lauteren Männer |
2600 | sonders zusammen, | und thuen sie in das ewigschöne |
| hohe Himmelslicht, | und die andern in den Höllengrund, |
| werfen die Verdorbenen | in das wallende Feuer, |
| da sollen sie gebunden | bittere Lohe, |
| Folterpein erdulden, | und die andern im Volkeswohl |
2605 | im Himmelreiche, | der weißen Sonne |
| leuchten gleich, | solchen Lohn empfangen |
| die Mannen für Wohlthaten. | Wer Gewissen hat, |
| Gedanken in seinem Herzen, | oder hören mag, |
| der Mann, mit seinen Ohren, | der lasse sich dies nach innen, |
2610 | Sorge, in seinen Muthsinn, | wie er soll an dem herrlichen Tage |
| gegen den reichen Gott | zur Rede stehen |
| für Worte und Werke alle, | die er in dieser Welt thuet, |
| das ist das ängstlichste | von allen Dingen, |
| das fürchterlichste den Menschenkindern, | daß sie sollen mit ihrem Frohne rechnen, |
2615 | die Diener mit ihrem guten Drosten. | Da wolle gerne jeder sein, |
| aller Menschen jeglicher, | des Meines frei, |
| der schlimmen Schulden. | Dafür soll sorgen früher |
| aller Leute jeglicher, | ehe er dies Licht aufgibt, |
| wer dann haben will | ewiglange Zier, |
2620 | das hohe Himmelreich | und die Huld Gottes. |
| <Jesus lehrt im Gleichniß vom Senfkorn und vom Netze. (Matth.13,31-32 u. 13,47-50)> |
| <XXXII.> So erfuhr ich, daß da selber | der Sohn des Drosten, |
| aller Söhne bester | Bilder sagte, |
| welches derer wäre | im Weltreiche |
| unter dem Heldengeschlechte | dem Himmelreiche gleich, |
2625 | sagte, daß oft ein winzig Ding | größer würde, |
| so hoch sich erhübe, | wie thut das Himmelreich, |
| welches ist immer größer | als das einig Mensch |
| wähnt in dieser Welt. | Auch ist ihm das Werk gleich, |
| das ein Man in die See hinein, | eine Senke, wirft, |
2630 | ein Fischetz in die Flut, | und fähet beides, |
| übele und gute, | ziehet auf zum Gestade, |
| leitet sie zum Lande, | lieset demnächst |
| die guten im Grande, | und läßt die andern wieder zu Grunde fahren, |
| in die weite Woge. | So thuet der waltende Gott |
2635 | an dem herrlichen Tage | den Menschenkindern, |
| er bringt das Erdenvolk | all zusammen, |
| lieset sich dann die lauteren | in das Himmelreich, |
| läßt die verdorbenen | in den Grund fahren |
| des Höllenfeuers. | Nicht weiß der Helden ein Mann |
2640 | des Wehes ein Gegenstück, | das dar die Wehren treffen |
| in dem Abgrunde, | die Erdenvölker, |
| wie dagegen nicht mag des Lohnes man | ein Gleichen finden, |
| nicht des Wohles, nicht des Willens, | das da der Waltende beschert, |
| ertheilt Gott selber | der Guten jedwedem, |
2645 | so sich hier bewahrt, | daß er ins Himmelreich, |
| in das langwierige Licht, | wallen möge. |
|
|
| <Jesus von seinen Mitbürgern verschmähet und mit Lebensgefahr bedrohet. (Matth.13,54-58 u. Mark.6,1-5 u. Luk.4,28-30)> |
| So lehrte er da mit Weisheit, | dann fuhren da die Leute zu |
| aus ganz Galiläaland, | das Gotteskind zu sehen, |
| thaten es aus Verwunderung, | wannen ihm möchte solch Wort kommen, |
2650 | so weislich gesprochenes, | daß er die Rede Gottes immer |
| so wahrhaftig | zu sagen wußte, |
| so kräftiglich zu versichern. | Er ist dieses Geschlechtes von hier, sagten sie, |
| der Mann durch Magschaft, | hier ist seine Mutter bei uns, |
| ein Weib unter diesem Wehrthum, | was, wir sie hier kennen alle, |
2655 | so kund ist uns seine Abkunft, | und seines Geschlechtes Jedwedes |
| erwuchs all unter diesem Wehrthum, | wannen sollte ihm solch Wissen kommen, |
| größere Mächte, | als hier andere Männer haben? |
| So verachtete ihn das Menschenvolk, | und sprachen ihm entehrende Worte, |
| verschmäheten ihn, den so Heiligen, | hören nicht wollten sie |
2660 | seine Gebotschaft. | Nicht er da auch der Bilder viel |
| wegen ihres Unglaubens | zeigen nicht wollte, |
| der Wunderzeichen, | weil er kannte ihren zweifeligen Sinn, |
| ihren widrigen Willen, | daß nicht waren andere Menschen, |
| so grimme unter den Juden, | welche waren um Galiläaland, |
2665 | so hart gesinnet, | obwohl da war der heilige Christ |
| geboren, das Kind Gottes, | sie nicht wollten seine Botschaft doch |
| empfangen bereitwillig, | sondern begann das Volk unter sich, |
| die Rangen zu berathen, | wie sie den reichen Christ |
| quälten zum Entsetzen, | hießen ihre Wehrschaft kommen, |
2670 | Gesindel zusammen, | Sünde wollten sie |
| an den Gottessohn | gern andichten |
| feindlichen Willens, | nicht war ihnen an seinen Worten Lust, |
| an weisen Reden, | sondern sie begannen zu sprechen unter sich, |
| wie sie ihn, so kräftigen, | vor eine Klippe würfen, |
2675 | über einen Burgwall, | wollten das Kind Gottes |
| des Lebens entlösen. | Doch er mit den Leuten zusammen |
| fröhlich fuhr, | nicht war ihm bange das Herz, |
| wußte, daß ihm nicht konnten | der Menschen Kinder, |
| wegen der Göttlichkeit, | die Judenleute |
2680 | vor seinen Zeiten irgend | Schaden zufügen, |
| leidige Verletzung, | sondern er mit den Leuten samt |
| stieg auf den Steinholm, | bis daß sie zu der Stätte kamen, |
| wo sie ihn vor dem Walle nieder | zu werfen gedachten, |
| stürzen zu Boden, | daß er würde seines Lebens los, |
2685 | des Alters zu Ende. | Da ward der Männer Absicht |
| auf dem Berge oben, | der bittere Gedanke |
| der Juden vereitelt, | daß ihrer einer nicht hatte so grimme Seele, |
| nicht so widrigen Willen, | daß sie mochten des Waltenden Sohn, |
| den Christ erkennen. | Er nicht war ihrer eher kund einigem, |
2690 | daß sie ihn da unterschieden. | So konnte er unter ihrem Wehrthum stehen, |
| und in ihrer Gesellschaft | inmitten gehen, |
| fahren unter ihrem Volke. | Er that sich den Frieden selber, |
| Schutzwehr wider die Menge, | und begab sich dannen durch die Mitte |
| des Volkes der Feinde, | fuhr dahin, |
2695 | wohin er wollte, in eine Wüstenei, | des Waltenden Sohn, |
| der Könige kräftigster, | hatte der Kür Gewalt, |
| wo er dann in dem Lande | am liebsten war, |
| zu weilen in dieser Welt. | |
|
|
| <Johannes des Täufers Enthauptung. (Matth.14,3-12 u. Mark.6,17-30)> |
| | <XXXIII.> Dann fuhr sich einen anderen Weg |
| Johannes mit seinen Jüngern, | Gottes Amtmann, |
2700 | lehrte die Leute | langwierigen Rath, |
| hieß, daß sie Frommes übten, | Frevel verließen, |
| Meinthat und Mordwerk. | Er war dort lieb manchem |
| der guten Menschen. | Er besuchte sich da den Judenkönig, |
| den Herzog im Hause, | der geheißen war |
2705 | Herodes nach seinen Eltern, | ein übermüthiger Mann, |
| wohnte bei der Frau, | die früher war seines Bruders |
| Weib in der Ehe, | bis daß er anderswohin ging, |
| die Welt wechselte. | Dann sich das Weib nahm |
| der König zur Gattin, | eher schon waren ihr Kinder geboren, |
2710 | Erben bei seinem Bruder. | Da begann ihm die Frau zu tadeln |
| Johannes, der gute, | sagte, daß es Gotte wäre, |
| dem Waltenden, widermüthig, | daß es einig Mann thäte, |
| daß er Bruders Weib | auf sein Lager nähme, |
| halte sie sich zur Gattin. | Wenn du mir hören willst, |
2715 | glauben meinen Lehren, | nicht sollst du sie länger besitzen, |
| sondern meide sie in deinem Herzen, | nicht habe dar solche Minne zu, |
| nicht versündige dich zu schwer. | Da ward in Sorgen die Seele |
| des Weibes nach den Worten, | fürchtete, daß er den Weltkönig |
| mit Reden verlockte | und mit spähen Worten, |
2720 | daß er sie verließe. | Begann sie ihm Leides viel |
| zu bereiten im Geheimen, | und ihn Recken hieß, |
| den unsündigen, | Diener sahen, |
| und ihn in einem Kerker | mit Schloßbanden, |
| mit Bleifesseln beschließen | durch die Leute, |
2725 | nicht wagten sie, ihn des Lebens zu berauben, | weil sie waren ihm Freund alle, |
| sie kannten ihn, so guten, | und Gotte werthen, |
| hielten ihn für einen Weissager, | wie sie wohl mochten. <V. 2727 nicht in HS M - Übersetzung nach HS C> |
| Da geschah, daß in dem Jahresgange | des Judenköniges |
| Zeiten kamen, | so da gezählt hatten |
2730 | erfahrne Volksmänner, | wie er geboren war, |
| an das Licht gekommen. | Nun war der Leute Brauch, |
| daß das der Unterthanen jeglicher | feiern sollte, |
| die Juden mit Gastmahl. | Da ward dar in den Gastsaal |
| eine große Machtkraft | von Mannen versammelt, |
2735 | von Herzogen in das Haus, wo ihr Herr war |
| auf seinem Königstuhle, | kamen in Menge |
| Juden in den Gastsaal, | ward ihnen da frohmüthiges Herz, |
| heiter in der Brust, | sie sahen ihren Festgeber |
| schweben in Wonnen, | trug man Wein ins Gemach |
2740 | schieren mit Schalen, | Schenken schwärmten, |
| gingen mit Goldgefäßen, | Freude war dar innen |
| laut in der Halle, | die Helden tranken. |
| War deß in Lusten | der Landeshirt, |
| was er der Wehrschaft meist | zu Wonnen gewährte. |
2745 | Hieß er da kommen sofort | die kecke Dirne, |
| seines Bruders Kind, | wo er in seinem Stuhle saß |
| von Wein verwogen, | und da zu dem Weibe sprach, |
| grüßte sie vor der Gönnerschaft | und gerne bat, |
| daß sie dar vor den Gästen | Scherz anhübe |
2750 | fein auf den Fliesen, | laß dies Volk sehen, |
| wie du gelernt habest, | der Leute Menge |
| zu belustigen auf den Sitzen, | wenn du mir die Bitte gewährst, |
| mein Wort vor dieser Wehrschaft, | dann will ich es hier in Wahrheit betheuern, |
| laut vor diesen Leuten, | und auch leisten so, |
2755 | daß ich dir dann nachher | verehren will, |
| um was du mich bittest, | vor diesen meinen Festfreunden, |
| auch wenn du mich um dieser Herrlichkeiten | Hälfte ersuchtest, |
| meines Reiches, | doch thu ich, daß es einig Recke nicht mag |
| mit Worten wenden, | und es soll geschehen so. |
2760 | Da ward der Magd nachdem | das Gemüth gewendet, |
| das Herz zu ihrem Herrn, | daß sie in dem Hause innen, |
| in dem Gastsaale | den Tanz anhub, |
| allwie der Leute | Landesweise es brachte, |
| der Völker Brauch, | die Dirne spielte, |
2765 | hüpfte in dem Hause, | das Herz war in Lusten, |
| der Mannen Muthsinn. | Da die Magd hatte |
| gedient zu Danke | dem Volkskönige, |
| und all der Gesellschaft, | die dar inne war |
| von guten Gästen, | da wollte sie ihre Gabe haben, |
2770 | die Magd vor der Menge, | ging dann mit ihrer Mutter zu sprechen, |
| und fragte sie | beflissentlich, |
| um was sie den Burgwart | bitten sollte. |
| Da wies jene nach ihrem Willen, | hieß, daß sie etwas anders |
| nicht begehrte vor der Gesellschaft, | außer das man ihr von Johannes |
2775 | in der Halle innen | das Haupt gäbe, |
| gelöset von seinem Leibe. | Das war allen den Leuten Harm, |
| den Mannen in ihrem Gemüthe, | da sie das hörten die Magd sprechen, |
| so war es auch dem Könige, | er nicht mochte sein Versprechen läugnen, |
| sein Wort wenden, | hieß da seinen Waffenträger |
2780 | gehen aus dem Gastsaale, | und hieß den Gottesmann |
| des Leibes entlösen. | Da nicht währte es lange bis dahin, |
| daß man in die Halle | das Haupt brachte |
| des Volksfreundes, | und es da der Dirne dargab, |
| der Magd vor der Menge, | sie trug es zur Mutter hin. |
2785 | Da war der Endtag | aller Männer |
| des weisesten derer, die je | in diese Welt kamen, |
| derer, die einige Frau | als Kinder getragen, |
| ein Weib vom Manne, | stellt man nur den Einen darüber |
| welchen die Jungfrau gebar, | die je Mannes nicht ward |
2790 | weis in ihrem Leben, | nur der waltende Gott |
| von der Himmelsau | heiligen Geistes |
| ihn erschuf mächtig, | der nicht hatte einiges Gleichen irgend |
| vormals noch nachmals. | Männer drängten sich |
| Gönner um Johannes | von seinen Jüngern die Menge, |
2795 | selige Gefährtschaft, | und ihn im Sande begruben, |
| des Geliebten Leichnam, | wußten, daß er das Licht Gottes, |
| den herrlichen Traum, | mit seinem Drosten zusammen |
| des Emporerbes Heim | besitzen mußte, |
| als seliger suchen. | |
|
|
| <Jesus thut Wunder: Sättigung der fünftausend Menschen. (Matth.14,13-21 u. Mark.6,35-44 u. Luk.9,12-17 u. Joh.6,5-15)> |
| | <XXXIV.> Da begaben sich die Gefährten dannen, |
2800 | des Johannes Jünger, | jammermüthige, |
| heiligbeseelte, | war ihnen ihres Herren Tod |
| schmerzlich in Sorgen. | Entschlossen sich zu suchen dann |
| in der Wüstenei | des Waltenden Sohn, |
| den kräftigen Christ, | und ihm kund thaten |
2805 | des Gottesmannes Hingang, | wie hatte der Juden König |
| der Männer den erlauchtesten | mit des Beiles Schärfe |
| des Hauptes enthauen. | Er nicht wollte darüber einigen Harm aussprechen, |
| der Sohn des Drosten, | er wußte, daß die Seele war |
| heilig bewahrt | wider die Hassenden |
2810 | in Friede wider die Feinde. | Da ruhmhaft wurde |
| über die Landschaft | der Lehrenden bester |
| in der Wüstenei, | sammelte sich Wehrthum, |
| fuhren Völker hinzu | war ihnen mächtiger Eifer |
| nach weisen Worten, | ihm auch war mächtiger Wille, |
2815 | dem Sohne des Drosten, | daß er solch Gefährtenvolk |
| in das Licht Gottes | laden möchte, |
| gewinnen nach Wunsche. | Der Waltende lehrte |
| all den Tag lang | die Leute männiglich, |
| auswärtige Menschen, | bis daß zu Abend |
2820 | sank die Sonne zur Rüste. | Da gingen seine Gefährten, die zwölfe, |
| die Getreuen zum Gottessohne, | und sagten ihrem guten Herrn, |
| mit welcher Noth dar die Menschen weilten, | sagten, daß sie seiner Hülfe bedürften, |
| die Wehren in dem wüsten Lande, | sie nicht können sich hier mit etwas erhalten, |
| die Helden, bei des Hungers Gezwinge. | Nun laß du sie, Herr, der gute, |
2825 | ziehen, wo sie Wohnungen finden, | nah sind hier bewohnte Burgen |
| manche von dichten Völkern, | dar finden sie Kost zu Kauf, |
| die Wehren, inner den Weilern. | Da sprach drauf der waltende Christ, |
| der Völker Droste, | sagte, daß deß einige Noth nicht wäre, |
| daß sie wegen Speisemangel | verlassen meine |
2830 | liebliche Lehre, | gebet den Leuten die Genüge, |
| gewinnet sie hier mit Willen. | Da hatte sein Wort bereit |
| Philippus, der erfahrne Jünger, | sagte, daß dar so groß wäre |
| der Menschen Menge. | Wenn wir hier auch zum Mahle hätten |
| vorräthig ihnen zu geben, | wie wir könnten bezahlen zumeist, |
2835 | wofern wir verausgabten | der Silberstücke |
| zweihundert zusammen, | Zweifel wäre daran dennoch, |
| daß von ihnen jeder dort | einiges bekäme, |
| so wenig wäre das für diese Leute. | Da sprach darauf der Landeswart, |
| und fragte sie | vorwissentlich, |
2840 | der Menschen Droste, | was sie dar zum Mahle hätten |
| an Speise gewonnen. | Da sprach ihm wieder mit seinen Worten entgegen |
| Andreas vor den Männern | und dem Allwaltenden, |
| ihm selber sagte er, | daß sie auf ihrer Reise mehr |
| Vorrathes nicht hätten, | als Gerstenbrode |
2845 | fünfe auf unserer Fahrt, | und Fische zween, |
| was soll das doch für diese Menge? | Da sprach drauf der mächtige Christ, |
| der gute Gottessohn, | und hieß das Folger-Volk |
| theilen und trennen | und hieß die Scharen setzen, |
| die Männer über der Erde, | das Gesammtvolk |
2850 | im Grase, im grünen, | und dann zu seinen Jüngern sprach |
| aller Söhne bester, | hieß, ihm die Brode zu holen |
| und die Fische sofort. | Das Volk stille harrte, |
| saß das Gefolge, das große, | unterdeß er durch seinselbes Kraft, |
| der Menschen Herr, | das Mahl weihete, |
2855 | der heilige Himmelskönig, | mit seinen Händen brach, |
| gab es seinen Jüngern sofort, | und hieß sie unter die Gesellschaft |
| tragen und theilen. | Sie leisteten ihres Herrn Wort, |
| seine Gabe gerne zutrugen | der Folger jedem, |
| heilige Hülfe. | Unter ihren Händen wuchs |
2860 | die Kost der Männer jedem, | der Volksmenge ward |
| das Leben in Lusten, | die Leute wurden alle |
| satt, selig Volk, | was dar gesammelt war |
| auf allen weiten Wegen. | Da hieß der waltende Christ |
| gehen seine Jünger, | und hieß sie achten wohl, |
2865 | daß das Bleibsel dar | verloren nicht würde, |
| hieß sie dann sammeln, | als dar satt war |
| des Menschengeschlechtes so viel. | Da des Mahles ward, |
| des Brodes zum Übrigen, | daß man Körbe zusammenlas |
| zwölfe voll. | Das war ein großes Zeichen, |
2870 | große Kraft Gottes | weil da war der Gäste gezählt |
| ohne Weib und Kind, | die Wehren zusammen, |
| fünftausend. | Das Volk all verstand, |
| die Männer in ihrem Gemüthe, | daß sie dar einen mächtigen |
| Herrn hatten. | Dann sie den Himmelskönig, |
2875 | die Leute, lobeten, | sagten, daß niemals wäre an dies Licht gekommen |
| ein weiserer Weissager, | oder daß er Gewalt mit Gotte |
| in diesem Mittelgarten | größere hätte, |
| einwaltigen Sinn. | Alle sprachen zusammen, |
| daß er wäre würdig | der Güter jegliches, |
2880 | daß er das Erdreich | besitzen müßte, |
| den weiten Weltthron, | nun er solche Weisheit hat, |
| so große Kraft mit Gott. | Die Gönner alle wurden eins, |
| daß sie ihn erhöben | zum höchsten Herrn, |
| erkören ihn zum Könige. | Das dem Christe nicht war |
2885 | etwas werth, | weil er dies Weltreich, |
| Erde und den Hochhimmel | durch seine einige Kraft |
| selber erschuf, | und seither erhielt |
| Land und Leute, | obwohl sie deß einigen Glauben nicht zeigten, |
| die sträubigen Widersacher, | daß alles in seiner Gewalt steht, |
2890 | der Königreiche Kraft, | und des Kaiserthumes |
| des Gesammtvolkes Gericht. | Drum nicht wollte er durch der Männer Spruch |
| haben einige Herrschaft, | der heilige Droste, |
| Weltkönigs Namen. | Da nicht mit Worten Streit er anhob |
| wider das Volk fürder, | sondern fuhr da, wohin er wollte, |
2895 | in ein Gebirge hinauf, | floh der Sohn Gottes |
| der Kecken Ruhmrede, | und seine Jünger hieß |
| über einen See segeln, | und ihnen selber gebot, |
| wo sie ihm wieder entgegen | gehen sollten. |
|
|
| <Jesus thut Wunder: Petrus geht auf dem Wasser. (Matth.14,24-33 u. Mark.6,47-51 u. Joh.6,16-21)> |
| <XXXV.> Da zerließ sich das Leutewehrthum | über all dem Lande, |
2900 | zerfuhr das viele Volk, | seitdem ihr Frohn entwich |
| in das Gebirge hinauf, | der Söhne reichster, |
| der Waltende nach seinem Willen. | Dann zu des Wassers Gestade |
| sich sammelten die Gefährten Christes, | die er sich hatte selber gekoren, |
| sie zwölfe wegen ihrer guten Treue. | Nicht war ihnen Zweifel irgend, |
2905 | daß sie zu dem Gottesdienste | gerne wollten |
| über den See setzen. | Da ließen sie den starken Strom |
| ein hoch gehörntes Schiff, | die lauteren Wellen |
| schneiden, schiere Wasser, | schied das Licht des Tages, |
| die Sonne ging zur Rüste, | die Seefahrenden |
2910 | Nacht mit Nebel umfing. | Trieben die Männer |
| vorwärts in Flut. | Ward die vierte Zeit |
| der Nacht kommend. | Der rettende Christ |
| gewahrte die Wogenfahrer. | Da ward Wind mächtig, |
| hoch Wetter erhoben, | brauseten Wogen, |
2915 | Strom am Rumpfe, | mit Anstrengungen steuerten |
| die Wehren wider Wind, | war unwillig ihr Sinn, |
| die Seele Sorgen voll, | selber nicht wähnten |
| die Lachenfahrer | ans Land zu kommen |
| ob des Wetters Wucht. | Da sahen sie den waltenden Christ |
2920 | auf dem See oben | selber gehen, |
| fahren zu Fuße, | nicht mochte er in die Flut hinein, |
| in den See sinken, | weil ihn seinselbes Kraft, |
| die heilige, emporhielt. | Das Herz war in Furchten, |
| der Männer Muthsinn, | fürchteten, daß es ihnen der mächtige Feind |
2925 | zur Täuschung thäte. | Da sprach ihnen ihr Droste zu, |
| der heilige Himmelskönig, | und sagte ihnen, daß es ihr Herr war, |
| erlaucht und mächtig, | nun sollet ihr Muth, |
| festen, fassen, | nicht sei euch fürchtig das Herz, |
| gebaret euch tapfer, | ich bin das Kind Gottes, |
2930 | seinselbes Sohn, | der euch wider diesen See soll |
| schützen, wider diesen Meerstrom. | Da sprach ihm einer der Mannen entgegen |
| über Bord des Schiffes, | der hochwürdige Jünger, |
| Petrus, der gute, | nicht wollte er Pein dulden, |
| des Wassers Wuth, | wenn du es, der Waltende, bist, sprach er, |
2935 | Herr, der gute, | wie mir in meinem Sinne dünket, |
| dann heiße mich dorthin kommen zu dir, | über diesen Meeresstrom, |
| trocken über tief Wasser, | wenn du mein Herr bist, |
| der Menschen Mundherr. | Da hieß ihn der mächtige Christ |
| gehen ihm entgegen, | er ward bereit sogleich, |
2940 | trat aus dem Schiffe, | und mit Mühen ging er |
| fort zu seinem Fürsten. | Die Flut ertrug |
| den Mann durch Gottes Macht, | bis daß er in seinem Muthe begann |
| zu fürchten das tiefe Wasser, | als er treiben sah |
| die Woge mit dem Winde, | umwallten ihn Wellen, |
2945 | hoher Strom ringsum. | Recht als er da in seinem Herzen zweifelte, |
| so wich ihm das Wasser unter | und er in die Woge |
| sank, in den Seestrom, | und er rief gleich darauf, |
| gählings zu dem Gottessohne | und sehnlich bat, |
| daß er ihn erhielte, | da er in Noth war, |
2950 | der Degen, in Bedrängiß. | Der Völker Herr |
| empfing ihn da mit den Armen, | und fragte sogleich, |
| warum er verzagte, | wahrlich, du mochtest getrauen wohl, |
| wissen das in Wahrheit, | daß dir des Wassers Strom |
| in dem See innen | an deinen Gange nicht mochte, |
2955 | der Lachenstrom, nachgeben, | so lange als du hast Glauben zu mir |
| in deinem Herzen fest. | Nun will ich dir zu Hülfe sein, |
| dich retten in dieser Noth. | Da nahm ihn der Allmächtige, |
| der Heilige, bei den Händen. | Da ward ihm wieder das lautere Wasser |
| fest unter den Füßen, | und sie zu Fuße zusammen |
2960 | beide gingen, | bis daß sie über Bord des Schiffes |
| stiegen aus dem Strome, | auf dem Verdecke saß |
| aller Kinder bestes. | Da ward das breite Wasser, |
| die Ströme, gestillet. | Und sie zum Gestade kamen, |
| die Lachensegler, | ans Land zusammen |
2965 | trotz des Wassers Wuth. | Sie sagten dann dem Waltenden Dank, |
| verehrten unsern Herrn | mit Thaten und Worten, |
| fielen ihm zu Füßen | und sprachen viel |
| weiser Worte, | sagten, daß sie wüßten nun, |
| daß er wäre selber | der Sohn des Herrn, |
2970 | der wahre, in dieser Welt, | und Gewalt hätte |
| über den Mittelgarten, | und daß er könnte aller Menschen jedem |
| das Leben erhalten, | all wie er in der Flut gethan, |
| wider des Wassers Wucht. | |
|
|
| <Jesus thut Wunder: das kananäische Weib und ihre Tochter. (Matth.15,21-22 u. Mark.7,24-25)> |
| | <XXXVI.> Da entschloß sich der waltende Christ |
| zu scheiden von dem See, | der Sohn des Herrn, |
2975 | einziges Kind Gottes, | von Fremdvölkern kamen ihm |
| Gönner entgegen, | waren seine guten Werke |
| fernher ruchtbar, | daß er sagte so viel |
| wahrer Worte. | War ihm mächtiger Wille, |
| daß er solche Völkerschaft | beförderen möchte, |
2980 | daß sie immer gerne | Gotte dieneten, |
| wären gehorsam | dem Himmelskönige, |
| des Menschengeschlechtes die Menge. | Da begab er sich über die Mark der Juden, |
| suchte sich Sidonburg, | hatte die Gefährten bei sich, |
| die guten Jünger. | Da ihm entgegen kam |
2985 | ein Weib von andern Völkern, | sie war adelgebürtig, |
| des Geschlechtes vom Kananäerlande, | sie bat den kräftigen Drosten, den heiligen, |
| daß er ihr Hülfe gewährte, | sagte, daß ihr wäre Harm erstanden, |
| Sorge um ihre eigene Tochter, | sagte, daß sie wäre mit Suchten befangen, |
| betrogen haben sie hämische Wesen, | nun ist ihr Tod bei Handen, |
2990 | die Bösen haben ihr Bewußtsein genommen, | nun bitte ich dich Waltender, Frohn mein, |
| selber der Sohn Davids, | daß du sie von solchen Suchten befreiest, |
| daß du sie, die arme, | erbarmungsvoll |
| vor dem Schandthäter behütest. | Nicht gab ihr da noch der waltende Christ |
| einige Antwort. | Sie ihm nachging, |
2995 | folgte zudringlich, | bis daß sie zu seinen Füßen kam, |
| grüßte ihn weinend. | Die Jünger Christes |
| baten ihren Herrn, | daß er in seinem Herzen milde |
| würde dem Weibe. | Da hatte wieder sein Wort bereit |
| der Sohn des Drosten, | und zu seinen Gefährten sprach: |
3000 | erst soll ich Israhels | Abkommen werden, |
| der Volkschaft, zu Frommen, | daß sie andächtigen Sinn |
| haben zu ihrem Herrn, | ihnen ist der Hülfe Durft, |
| die Leute sind verloren, | verlassen haben sie |
| des Waltenden Wort, | das Wehrthum ist im Zweifel, |
3005 | sie hegen finsteren Sinn, | nicht wollen sie ihrem Drosten hören, |
| Israhels Mannschaft, | ungläubige sind |
| die Helden ihrem Herrn, | doch soll dannen Hülfe kommen |
| allen Fremdvölkern. | Unablässig bat |
| das Weib mit ihren Worten, | daß ihr der waltende Christ |
3010 | in seinem Muthsinne | milde würde, |
| daß sie ihres Kindes fortan | sich erfreuen möchte, |
| haben sie gesund. | Da sprach ihr der Herr entgegen, |
| der ruhmreiche und mächtige, | nicht ist das, sprach er, eines Mannes Recht, |
| der Guten keinem | gut zu verrichten, |
3015 | daß er seinen Kindern | das Brod versage, |
| verweigere wider Willen, | lasse sie Noth leiden, |
| Hunger, heißgrimmigen, | und füttere seine Hunde damit. |
| Wahr ist das, Waltender, sprach sie, | was du mit deinen Worten sprichst, |
| aufrichtig sagst. | Aber dennoch oft im Saale innen |
3020 | unter ihres Herrn Tische | die Hündlein verkehren, |
| von Brosamen satt, | die von der Tafel nieder |
| entfallen ihrem Herrn. | Da hörte das Friedekind Gottes |
| den Wunsch des Weibes | und sprach ihr mit Worten zu: |
| Wohl dir, daß du, Weib, hast | guten Willen, |
3025 | groß ist dein Glaube | an die Macht Gottes, |
| an den Leute-Herrn, | alles wird geleistet so |
| um deiner Tochter Leben, | wie du batest zu mir. |
| Da ward sie sofort geheilet, | wie es der Heilige sprach, |
| mit wahrhaften Worten. | Das Weib frohlockte, |
3030 | daß sie ihres Kindes forthin | sich erfreuen konnte, |
| hatte ihr geholfen | der heilende Christ, |
| hatte sie, die Verfangene | durch der Feinde Kraft, |
| vor dem Schandthäter geschützt. | |
|
|
| <Jesus gibt dem Petrus die Schlüssel des Himmels. (Matth.16,13-19 u. Mark.8,27-29 u. Luk.9,18-20)> |
| | Da begab sich der Waltende fort, |
| der Söhne bester, | suchte sich eine andere Burg, |
3035 | die so dicht war | mit dem Volke der Juden, |
| mit Sünderleuten besetzt. | Dar, erfuhr ich, daß er seine Gefährten ansprach |
| die Jünger, die er sich hatte durch seine Güte erkoren, | daß sie gerne bei ihm weilten, |
| die Wehren, ob seiner weisen Sprache. | Alle soll ich euch, sprach er, mit Worten fragen, |
| ihr, meine Jünger, | was sagen diese Judenleute, |
3040 | das rühmliche mächtige Volk, | was ich für ein Mann sei. |
| Ihm antworteten fröhlich | seine Freunde entgegen, |
| die Jünger sein: | nicht ist dies Judenvolk, |
| die Wohner, einstimmig, | einige sagen, daß du Elias seist, |
| der weise Wahrsager, | der hier einst lange war, |
3045 | der gute, unter dieser Gönnerschaft, einige sagen, daß du Johannes seist, |
| des Drosten theuerer Bote, | der hier taufte einst |
| die Leute im Wasser, | Alle sie mit Worten sprechen, |
| daß du etwelcher seist | der edlen Männer, |
| der Weissager, | die hier mit Worten einst |
3050 | lehrten diese Leute | und daß du seist wieder an dies Licht gekommen |
| zu unterweisen dies Wehrthum. | Da sprach drauf der waltende Christ, |
| wer bekennt ihr daß ich sei, | ihr, meine Jünger, |
| lieben Leutewehren? | Da zu spät nicht ward |
| Simon Petrus, | sprach gleich entgegen |
3055 | allein vor ihnen Allen, | hatte in sich guten Eifer, |
| kühne Gedanken, | war seinem Herrn hold, |
| <XXXVII.> du bist der wahre | Sohn, sprach Petrus, des Waltenden, |
| des lebendigen Gottes, | der dies Licht erschuf, |
| Christ, König, ewig, | so wollen wir bekennen alle, |
3060 | deine Jünger, | daß du seist Gott selber, |
| der Heilande bester. | Da sprach ihm wieder sein Herr entgegen, |
| selig bist du Simon, sagte er, | Sohn des Jonas, |
| nicht mochtest du das selber ersinnen, | bemerken in deinen Muthgedanken, |
| noch mochte es dir | eines Mannes Zunge |
| mit Worten weisen, | sondern gab es dir der Waltende selber, |
3065 | der Vater aller Menschenkinder, | was du hervorsprachst, |
| so tief von deinem Herrn, | köstlich sollst du deß Lohn empfahen, |
| lauter hast du an deinen Herrn Glauben, | deine Gesinnungen sind einem Steine gleich, |
| so fest bist du, wie der Fels, der harte, | heißen sollen dich die Menschenkinder Sanct Peter. |
| Auf diesem Steine | soll man meinen Saal wirken, |
3070 | das heilige Haus Gottes, | dar sollen die Seinigen zu |
| selig sich versammeln, | nicht vermögen wider deine starke Kraft |
| sich zu halten die Höllenpforten, | ich übergebe dir des Himmelreiches Schlüssel, |
| daß du mußt nach mir | Aller gewalten, |
| des Christenvolkes, | kommen alle zu dir |
3075 | der Guten Geister. | Du habe große Gewalt: |
| wen du hier auf Erden | von den Zeitkindern |
| binden willst, | dem ist beides gethan, |
| das Himmelreich verschlossen | und die Höllen sind ihm offen, |
| das brennende Feuer, | wen du aber losbinden willst, |
3080 | entheften seine Hände, | dem ist das Himmelreich |
| erschlossen, der Lichte größtes, | und ewiges Leben, |
| die grüne Gottesau. | Mit solcher Gabe will ich dir |
| belohnen deinen Glauben. | Nicht will ich, daß ihr diesen Leuten schon |
| meldet, dieser Menge, | daß ich bin der mächtige Christ, |
3085 | Gottes einiger Sohn. | |
|
|
| <Jesus sagt den Jüngern sein Leiden vorher. (Matth.16,20-23 u. Mark.8,31-39 u. Luk.9,22-27)> |
| | Mich sollen die Juden noch, |
| den unschuldigen, | die Löhner binden, |
| quälen mich zum Entsetzen, | thuen mir des Wehes viel |
| inner Hierusalem, | mit Speeres Spitzen, |
| kürzen mein Alter, | mit scharfen Schneiden |
3090 | lösen mir das Leben. | Ich in diesem Lichte soll |
| durch unseres Herrn Kraft | vom Tode erstehen |
| an dem dritten Tage. | Da ward der Degen bester |
| sehr in Sorgen, | Simon Petrus, |
| ward ihm das Herze schwer, | und zu seinem Herrn sprach, |
3095 | der Kämpe im Vertrauen, | nicht soll das der reiche Gott, sprach er, |
| der Waltende wollen, | daß du je solches Weh, |
| großes erduldest | unter diesem Volke, |
| nicht ist das Noth irgend, heiliger Droste. | Da sprach ihm aber sein Herr entgegen, |
| der ruhmreiche mächtige Christ, | war ihm in seinem Gemüthe hold, |
3100 | was, du nun widerwärtig bist, sagte er, | dem Willen mein, |
| der Kämpen bester? | was, du kennst dieser Völker |
| menschliche Sitte? | Du nicht weißt die Macht Gottes, |
| die ich bethätigen soll. | Ich mag dir viel sagen |
| mit wahren Worten, | daß hier unter dieser Wehrschaft |
3105 | stehen Gefährten mein, | welche nicht müssen sterben eher, |
| wandeln zur Heimfahrt, | ehe sie des Himmels Licht, |
| Gottes Reich sehen. | |
|
|
| <Jesus thut Wunder: die Verklärung. (Matth.17,1-9 u. Mark.9,1-9 u. Luk.9,29-36).> |
| | Kor sich Jünger dann |
| alsbald nachdem, | den Simon Petrus, |
| Jakobus und Johannes, | Gefreunde zween, |
3110 | beide die Gebrüder, | und sich dann hinauf den Berg begab, |
| sonders mit den Gefährten, | das selige Kind Gottes, |
| mit den Degen dreien, | der Völker Droste, |
| der Walter dieser Welt, | wollte ihnen dar Wunders viel, |
| der Zeichen, zeigen, | daß sie getraueten desto daß, |
3115 | daß er selber war | Sohn des Drosten, |
| heiliger Himmelskönig. | Dann sie hinan den hohen Wall |
| stiegen, Stein und Berg, | bis daß sie zur Stätte kamen, |
| die Wehren, nah den Wolken, | wo der waltende Christ, |
| der Könige kräftigster, | gekoren hatte, |
3120 | daß er seine Göttlichkeit | seinen Jüngern |
| durch seine eigene Kraft | zeigen wollte, |
| ein prächtliches Gemählde. | <XXXVIII.> Dann er sich dort zum Gebete neigte, |
| da ward ihm dar oben | anders gestaltet |
| Antlitz und Gewand, | wurden ihm seine Wangen licht, |
3125 | blinkend wie die prächtige Sonne, | so schien das Kind Gottes, |
| leuchtete sein Leib, | Strahlen strömten |
| glanzvoll von des Waltenden Kinde, | ward sein Gewand so weiß |
| wie Schnee zu sehen. | Dann ward dar ein seltsam Ding |
| gezeiget nachdem: | Elias und Moyses |
3130 | kamen dar zu Christe | mit so kräftigem |
| Worte zu wechseln. | Dar ward so wonnesame Sprache, |
| so gut Wort unter den Guten, | wo der Gottessohn |
| mit den erlauchten Männern | sich unterreden wollte. |
| So helle ward oben auf dem Berge, | schien das prächtige Licht, |
3135 | war dort herrlicher Garten | und grüne Au, |
| dem Paradise gleich. | Petrus dann redete, |
| der starkmüthige Held, | und zu seinem Herrn sprach, |
| grüßte den Gottes Sohn: | herrlich ist hier zu weilen, |
| wenn du es erkiesen wollest, | allwaltender Christ, |
3140 | daß man dir hier auf dieser Höhe | ein Haus erbaue, |
| prachtvoll mache, | und dem Moyses ein anderes |
| und Elias ein drittes, | dies ist Glückes-Heim, |
| der Wohle wonnesamstes. | Eben als er da das Wort sprach, |
| da ließ sich die Luft entzwei, | eine Licht-Wolke schien, |
3145 | glitzender Gleim, | und die guten Männer |
| blitzige Schönheit umgab. | Da aus der Wolke kam |
| heilige Stimme Gottes, | und zu den Helden dar |
| er selber sagte, | daß das sein Sohn wäre, |
| der Lebenden liebster, | in dem mir geliebet wohl |
3150 | in meinen Herzenskräften, | dem ihr hören sollet, |
| nachfolget ihm gerne. | Da nicht konnten die Jünger Christes |
| der Wolke Blitze, | und dem Worte Gottes, |
| seiner gewaltigen Macht, | die Männer, widerstehen, |
| sondern fielen da vorwärts nieder, | an der Seele verzagend, |
3155 | an längerem Leben. | Da ging zu ihnen der Landeswart, |
| berührte sie mit seinen Händen, | der Heilande bester, |
| hieß, daß sie sich nicht entsetzten, | nicht soll euch hier schaden etwas, |
| was ihr hier Seltsames | gesehen habet, |
| von den herrlichen Dingen. | Da wieder den Männern ward |
3160 | Sinn in ihrem Herzen, | und geheilter Muth, |
| Kraft in ihrer Brust, | sahen das Kind Gottes |
| allein stehen, | war das Andere dann |
| verhüllet, das Himmelslicht. | Da begab sich der heilige Christ |
| von dem Berge nieder, | gebot nachdem |
3165 | den Jüngern sein, | daß sie unter das Judenvolk |
| nicht sagten die Gesichte, | eher denn ich selber |
| hochherrlich | vom Tode erstehe, |
| mich aufrichte von der Rüste, | seitdem möcht ihr es verkünden offen, |
| melden über den Mittelgarten | der Völker Menge, |
3170 | weit über diese Welt. | |
|
|
| <Jesus sagt nochmals seinen Jüngern sein künftig Leiden. (Matth.17,22 u. Mark.9,31 u. Luk.9,44)> |
| | <XXXIX.> Da begab sich der waltende Christ |
| wieder nach Galiläaland, | besuchte seine Verwandten, |
| der Mächtige, seiner Magen Heim, | sagte dar Mancherhand |
| von prächtigen Bildern, | und das Kind Gottes |
| seinen seligen Gefährten | Trauerrede nicht verhehlte, |
3175 | sondern er ihnen öffentlich | allen sagte, |
| seinen guten Jüngern, | wie ihn sollte das Judenvolk |
| quälen zum Entsetzen, | deß wurden dar die weisen Männer |
| sehr in Sorgen, | ward ihnen krank der Sinn, |
| schwer um ihr Herze, | hörten ihren Herrn da, |
3180 | des Waltenden Sohn, | mit Worten erzählen, |
| was er unter dem Volke | dulden sollte |
| willig unter der Wehrschaft. | |
|
|
| <Jesus zahlt Steuer und lehrt, wie Jeder sie zahlen soll seinem weltlichen Herrn. (Matth.17,23-26)> |
| | Da begab sich der waltende Christ, |
| der Gute, von Galiläa, | besuchte eine Juden-Burg. |
| Sie kamen nach Kapharnaum. | Dar fanden sie eines Königs Degen, |
3185 | hochmüthigen unter dem Wehrthum, | sagte, daß er wäre gewaltiger Bote |
| des Adel-Kaisers. | Er anredete nachdem |
| den Simon Petrus, | sagte, daß er wäre gesendet dahin, |
| daß er da gemahnte | der Mannen jeglichen |
| an die Kopfsteuern, | die sie zu dem Hofe sollten |
3190 | als Zinsen zahlen. | Nicht ist deß Zweifel irgend, |
| der Wohner keinem, | daß sie dieselbe zahlen gleich |
| aus der Schätze Überfluß, | außer euer Meister allein |
| hat es unterlassen, | nicht soll das gelieben wohl |
| meinem Herrn, | wenn man es ihm an seinem Hofe kündet, |
3195 | dem Adel-Kaiser. | Da ging nachdem |
| Simon Petrus | wollte es sagen da |
| dem Herrn sein, | er war deß in seinem Sinne da schon |
| gewahr, der waltende Christ, | ihm nicht mochte einig Wort |
| verhohlen werden, | er wußte die Gedanken |
3200 | der Menschen eines jegliches. | Hieß dann den rühmlichen Degen sein, |
| den Simon Petrus, | in den See hinein |
| einen Angel werfen, | solchen, so du dar zu erst magst |
| fangen, den Fisch, | so zieh du den aus der Flut zu dir, |
| entklemme ihm die Kinnladen, | da magst du unter den Kiefern nehmen, |
3205 | goldene Münzen, | damit du auszahlen kannst |
| dem Manne zur Befriedigung | meinen und deinen |
| jeglichen Zins, | den er uns zurechnet. |
| Er nicht brauchte ihm da nachdem | mit zweitem Worte |
| ferner gebieten. | Ging der gute Fischer, |
3210 | Simon Petrus, | warf in den See hinein |
| den Angel, in die Wogen | und aufwärts zog er |
| einen Fisch aus der Flut | mit seinen zwei Händen, |
| zerklob ihm die Kinnladen, | und unter den Kiefern nahm er |
| die goldenen Münzen, | that, allwie ihm der Gottessohn |
3215 | mit Worten gewiesen. | Da war dann des Waltenden |
| Machtkraft verherrlicht, | wie soll aller Menschen jeglicher |
| sehr willfährig | seinem weltlichen Herrn |
| Schulden und Schosse, | die ihm beschieden sind, |
| gerne gülten. | Nicht soll er ihn versäumen jemals, |
3220 | nicht vergesse er ihn in seinem Muthe, | sondern er sei ihm im Herzen milde, |
| diene ihm demüthiglich. | Darin kann er des Volksgottes |
| Willen wirken, | und auch seines weltlichen Herrn |
| Huld haben. | |
|
|
| <Jesus lehrt: Rüge und Vergebung der Beleidigungen. (Matth.18,15-22)> |
| | <XL.> So lehrte der heilige Christ |
| die guten Jünger sein: Wenn einer der Menschen wider euch, sagte er, |
3225 | Sünde wirket, | dann nimm du ihn sonders zu dir, |
| den Recken zur Rede, | und ihm seinen Rath sage. |
| weise ihm mit Worten. | Wenn ihm das werth nicht ist, |
| daß er dir höre, | hole dir dazu einen andern |
| der guten Freunde, | und verweise ihm seine grimmen Werke, |
3230 | tadele ihn mit wahren Worten. | Wenn ihm dann seine Sünden nachdem, |
| seine leidigen Werke nicht leid werden, | dann thue es andern Leuten kund, |
| melde es vor der Menge, | und laß der Mannen viele |
| wissen seine Verwirkungen. | Leicht beginnen ihn dann seine Werke zu widern, |
| in seinem Herzen zu reuen, | wenn er es hört der Helden viele |
3235 | rügen, die Zeitkinder, | und ihm seine übelen Thaten |
| wehren mit Worten. | Wenn er auch dann sich wenden nicht will, |
| sondern verschmähet solche Menge, | dann laß du den Mann fahren, |
| halte ihn dann für einen Heiden, | und achte ihn dir in deinem Herzen für leidig, |
| meide ihn in deinem Gemüthe, | es sei denn, daß ihm wieder der milde Gott, |
3240 | der hehre Himmelskönig, | Hülfe verliehe, |
| der Vater aller lebenden Kinder. | Da fragte Petrus |
| aller Degen bester | den Herrn sein: |
| wie oft soll ich den Menschen, | die wider mich haben |
| Leidwerke gethan, | lieber Droste, |
3245 | soll ich ihnen zu sieben Malen | ihre Sünde erlassen, |
| feindliche Werke, | ehe denn ich dafür einige Rache übe, |
| für Leid zum Lohne? | Da sprach ihm aber der Landeswart entgegen, |
| der Gottessohn, | dem guten Degen: |
| nicht sage ich dir von sieben, | so du selber sprichst, |
3250 | meldest mit deinem Munde, | ich thue dir mehr dar zu, |
| sieben Mal siebenzig, | so sollst du Sünde jedem, |
| das Leid, erlassen, | so will ich dir zur Lehre geben |
| mit wahrhaften Worten. | Nun ich dir solche Gewalt gab, |
| daß du meines Hauses | Höchster wärest, |
3255 | jegliches Menschengeschlechtes, | nun sollst du ihnen milde sein, |
| den Leuten linde. | |
|
|
| <Jesus lehrt: die Gefahr des Reichthums. (Matth. 19.16-24 u. Mark.10,17-25 u. Luk.18,18-25)> |
| | Dann dort zu dem Lehrenden kam |
| ein junger Mann entgegen, | und fragte Jesum Christ, |
| Meister, der gute, sprach er, | was soll ich des Meinigen thuen, |
| damit ich das Himmelreich | haben möge? |
3260 | Er hatte sich die Erbgüter | alle gewonnen, |
| großen Schatzeshort, | dennoch er milden Sinn |
| trug in seiner Brust. | Da sprach ihm das Kind Gottes: |
| was redest du von Güte? | Nicht ist das der Menschen einer, |
| außer der allein, | der da alles erschuf, |
3265 | Welt und Wonne. | Wenn du dazu Willen hast, |
| daß du in das Licht Gottes | eingehen mögest, |
| dann sollst du behalten | die heilige Lehre, |
| die da in dem alten | Bunde gebietet, |
| dies: du einen Mann nicht erschlage, | du Meineid nicht schwöre, |
3270 | Ehebruch hinterlasse, | und erlogenes Zeugniß, |
| Streit und Diebstahl, | nicht sei zu hart im Herzen, |
| nicht neidisch, nicht gehässig, | Nothraub nicht übe, |
| Abgunst alle verlasse, | sei deinen Eltern gut, |
| Vater und Mutter, | und deinen Freunden hold, |
3275 | den Nächsten geneigt, | dann du genießen kannst |
| des Himmelreiches, | wenn du es halten willst, |
| vollbringen Gottes Lehren. | Da sprach drauf der junge Mann, |
| alles habe ich so geleistet, sagte er, | wie du mir lehrest nun, |
| mit Worten weisest, | so ich deß nichts unterließ |
3280 | seit meiner Kindheit. | Da begann ihn Christ |
| anzusehen mit seinen Augen, | eis ist dar nun noch, sprach er, |
| mangelnd an den Werken, | wen du dazu den Willen hast, |
| daß du dienen | dem Drosten mögest, |
| dem Herrn dein, | dann sollst du dort deinen Hort nehmen, |
3285 | sollst deine Erbgüter | alle verkaufen, |
| die theuern Schätze, | und theilen heiße |
| armen Menschen, | dann hast du nachdem |
| einen Hort im Himmel, | komm dann erhalten zu mir, |
| folge meiner Fährte, | dann hast du Friede seitdem. |
3290 | Da wurden Christes Worte | dem kindjungen Manne |
| sehr zu Sorgen, | war ihm schwer der Sinn, |
| der Muth ums Herze, | hatte der Schätze viel, |
| der Reichthümer gewonnen, | wandte sich wieder dannen, |
| es war ihm unleicht | drinnen in der Brust, |
3295 | in seiner Seele schwer. | Sah ihm nach dann |
| Christ, der Allwaltende, | sagte es da, wo er wollte, |
| zu seinen guten Jüngern, den zugewandten, | daß es wäre in Gottes Reich |
| einem reichen Manne unleicht | empor zu kommen, |
| leichter mag man einen Elephanten, | obwohl er sei unmäßig groß |
3300 | durch ein Nadel-Öhr, | wiewohl es sei enge sehr, |
| bequemer durchschleifen, | als möge kommen die Seele zum Himmel |
| des reichen Mannes, | der hier ganz hat |
| gewendet zu dem Weltschatze | seinen Willen, |
| die Muthgedanken, | und sich nicht kümmert um die Macht Gottes. |
|
|
| <Jesus lehrt: der Lohn für die Nachfolge Christi. (Matth.19,27-30 u. Mark.10,28-31 u. Luk.28-30)> |
3305 | <XLI.> Ihm antwortete | der ehrenfeste Jünger, |
| Simon Petrus, | und zu sagen bat |
| den lieben Herrn, | was sollen wir dafür zu Lohne nehmen, sprach er, |
| Gutes zur Vergeltung, | daß wir um dein Jüngerthum |
| Eigen und Erbe, | alles verließen, |
3310 | Hof und Haus, | und dich zum Herrn erkoren, |
| folgten deiner Fährte, | was soll uns zum Frommen werden |
| dauerndes zum Lohne? | Der Leute Droste |
| sagte ihm da, selber der Sohn des Drosten: | Wann ich zu sitzen komme, sprach er, |
| in die gewaltige Macht | an dem herrlichen Tage, |
3315 | wo ich soll allen | Erdenvölkern |
| Urtheile zuerkennen, | dann sollet ihr mit euerm Drosten |
| da selber sitzen, | und sollet der Sache walten, |
| sollet Israhels | Edelvölkern |
| urtheilen nach ihren Thaten, | so sollet ihr da verherrlicht werden. |
3320 | Dann sage ich euch in Wahrheit, | jeder welcher das in dieser Welt thuet, |
| daß er durch meine Minne | der Magen Gesiedel, |
| das liebe, verläßt, | dafür soll er hier Lohn nehmen |
| zehnmalzehnfältig, | wenn er es mit Treuen thut, |
| mit lauterem Herzen, | über das hat er auch des Himmels Licht, |
3325 | offen, ewig Leben. | |
|
|
| <Jesus lehrt im Gleichniß vom reichen Manne und Lazarus. (Luk.16,19-31)> |
| | Begann da nachdem |
| aller Söhne bester, | ein Bild zu sagen, |
| sagte, daß dar ein vermöglicher Mann | in frühern Tagen war |
| unter dem Wehrthume, | der hatte Reichthümer genug, |
| des Erzes gesammelt, | und er immer war |
3330 | gekleidet in Golde | und in prächtige Gewebe, |
| in seinem Staate, | und auch viel hatte |
| Gutes in seinem Hofe, | und bei seinem Schmause saß |
| an aller Tage jeglichem, | hatte ein köstliches Leben, |
| Ergetzung an seiner Tafel. | Dann war da auch ein bittender Mann, |
3335 | versehrt an seinem Leibe, | Lazarus war er geheißen, |
| lag an der Tage jeglichem | an den Thüren vorn, |
| wo er den vermöglichen Mann | drinnen wußte |
| in seinem Gastsaale | das Mahl genießen, |
| sitzen beim Gelage, | und er beständig harrte |
3340 | verarmet dar außen. | Nicht durfte er darein kommen, |
| er auch nicht mochte erbitten, | daß man ihm von dem Brode dahin |
| zutragen wollte, | das dar von dem Tische nieder |
| entfiel unter ihre Füße, | nicht mochte ihm da einiges Gute werden |
| von dem Hehrsten, der des Hauses waltete, | außer daß dar gingen desse Hunde hinzu, |
3345 | leckten seine Leibwunden, | wo er liegend |
| Hunger duldete. | Nicht kam ihm da zu Hülfe etwas |
| von dem reichen Manne. | da erfuhr ich, daß ihn die Machtgeschicke, |
| den armen Mann, | sein Endtag, gemahnten, |
| mächtig mit Macht schwere Seuche, | daß er der Menschen Traum |
3350 | aufgeben sollte, | Gottes Engel |
| empfingen seine Seele, | und führten ihn fort dannen, |
| daß sie in Abrahams Schoß | des armen Mannes |
| Seele setzten, | da mußte er immer fort |
| weilen in Wonnen. | Da kamen auch die Wurdschöpfungen |
3355 | dem reichen Manne, | die Orlogstunde, |
| daß er dies Licht verließ, | leidige Wichte |
| versenkten seine Seele | in die schwarze Hölle, |
| bis in das Feuer hinein, | den Feinden zu Willen, |
| begruben ihn in der Grimmen Heim, | von da konnte er schauen den guten, |
3360 | Abraham sehen, | wo er war oben |
| in Lusten des Lebens, | und Lazarus saß |
| fröhlich in dessen Schoße, | prächtigen Lohn empfing er |
| für alle seine Armut, | und lag der reiche Mann |
| heiß in der Hölle, | rief empor dannen, |
3365 | Vater Abraham, sprach er, | mir ist schrecklich Durft, |
| daß du mir in deinem Gemüthe | milde werdest, |
| lind in dieser Lohe, | sende mir Lazarus hieher, |
| daß er mir bringe | in diese Tiefe hinein |
| kalten Wassers, | ich hier quick brenne, |
3370 | heiß in dieser Hölle, | nun ist mir deiner Hülfe Durft, |
| daß er mir lösche | mit seinem kleinen Finger |
| die Zunge mein, | nun sie als Zeichen hat |
| arges Drangsal | für Arglist-Rath, |
| der Leidigen Sprache, | alles des ist mir nun der Lohn gekommen. |
3375 | Ihm antwortete da Abraham, | das war der Altvater, |
| gedenke du in deinem Herzen, sprach er, | was du hattest einst |
| für Wohlleben in der Welt, | daß du dar alle deine Wonne verbrauchtest |
| an dem Guten im Hofe, | was dir beschert immer |
| werden sollte. | Weh duldete |
3380 | Lazarus in jenem Lichte, | hatte dar Leides viel, |
| des Wehes in der Welt. | Darum soll er nun Wohl haben, |
| leben in Lusten, | du sollst die Lohe dulden, |
| brennendes Feuer, | nicht kann dir einige Linderung kommen |
| von hier zur Hölle. | Sie hat der heilige Gott |
3385 | so gefestnet mit seinen Händen, | nicht mag dahin fahren einig |
| Degen durch die Düsterniß, | sie ist hier so dicke unter uns. |
| Da sprach drauf zu Abraham | der Reiche dagegen |
| aus der heißen Hölle, | und Hülfe bat, |
| daß er den Lazarus | in der Leute Traum |
3390 | selber sende, | damit er sage dort |
| den Brüdern mein, | wie ich hier brennend |
| Folterwerk dulde. | Sie unter der Dienerschaft sind, |
| sie fünfe unter dem Volke | ich in Fürchten bin, |
| daß sie sich dar verwirken, | daß sie müssen auch in dies Weh zu mir |
3395 | in so gefäßig Feuer. | Da ihm wieder entgegen sprach |
| Abraham, der Altvater, | sagte, daß sie dar das Gesetz Gottes |
| in der Landschaft, | die Leute, hätten, |
| des Moyses Gebot, | und dazu so mancher |
| Weissager Wort, | wenn sie dazu willig sind, |
3400 | daß sie das beobachten, | dann nicht brauchen sie in die Hölle hinein, |
| in das Feuer zu fahren, | wenn sie handeln so, |
| wie es die gebieten, | welche die Bücher lesen |
| den Leuten zur Lehre. | Wenn sie davon dann nicht wollen leisten etwas, |
| dann nicht hören sie auch | den, der von hier aufersteht, |
3405 | der Mann, vom Tode | lasse man sie in ihrem Muthsinne |
| selber kiesen, | was ihnen süßer dünke, |
| zu bewerkstelligen, | so lange sie in dieser Welt sind, |
| daß sie daraus Übeles oder Gutes | dereinst haben. |
|
|
| <Jesus lehrt im Gleichniß von den Arbeitern im Weinberge. (Matth.20,1-16)> |
| <XLII.> So lehrte er da die Leute | mit lichten Worten, |
3410 | aller Kinder bestes, | und der Bilder sagte |
| manches dem Menschengeschlechte, | der mächtige Droste, |
| sagte, daß sich ein seliger Hausherr | zu sammeln begann |
| Männer am Morgen, | und ihnen Miethe verhieß, |
| der hehrste des Hauses, <ab hier HS M mit Blattverlust - Übersetzung nach HS C> | gar holdlichen Lohn |
3415 | sagte, daß er ihrer Aller jedem | gäbe einen |
| Silberpfennig, | da sammelten sich manche |
| Wehren in seinen Weingarten, | und er ihnen Wert befahl |
| früh in der Uchte, | mancher kam dar auch im Untern zu, |
| mancher kam dar am Mittage, | der Mann, zum Werke, |
3420 | mancher kam dar zur None | da war die neunte Stunde |
| des sommerlangen Tages, | mancher dar auch später kam, |
| um die elfte Stunde. | Da ging der Abend zu, |
| die Sonne zum Giebel, | da er selber gebot |
| seinem Amtmanne, | der Löhner Drostes, |
3425 | daß man der Männer jedem | seine Miethe auszahlte |
| den Werknern den Arbeitslohn, | hieß denen zuerst geben, |
| welche dahin zuletzt waren, | die Leute gekommen, |
| die Wehren zu dem Werke, | und mit seinen Worten gebot, |
| daß man den Mannen | ihre Miethe auszahlte |
3430 | zu allerhinterst | denen, die da kamen zuerst zu, |
| willig zu dem Werke. | Hofften diese sehr, |
| daß man für sie mehr Lohn, | einen angemessenen hätte |
| für ihre Arbeit. | Dann man ihnen gab allen |
| den Leuten gleich viel. | Leid war das sehr, |
3435 | allen denen ein Ärger, | die dar kamen zuerst zu, |
| wir kamen hierhin am Morgen, | sagten sie und ertrugen hier am Tage viele |
| mühsame Werke, | zuweilen unmäßige Hitzte, |
| die scheinende Sonne, | nun nicht gibst du uns Selbes mehr, |
| als du den andern thuest, | die hier nur eine Stunde |
3440 | waren an deinem Werke. | Da hatte aber sein Wort bereit |
| der hehrste des Hauses, | sagte, er ihnen nicht hätte verheißen mehr |
| Entgelt für ihr Werk, | was, ich Gewalt habe, sagte er, |
| daß ich euch allen darf gleichviel | Lohn auszahlen, |
| eueres Werkes Werth. | Dann der waltende Christ |
3445 | meinte ja doch ein größer Ding, | obwohl er über das Männervolk |
| von den Weingarten so | mit Worten sprach. |
| Wie dort ungleich | Arbeiter kamen, |
| die Wehren, zu dem Werke, | so sollen aus der Welt thuen |
| der Menschheit Kinder | in das herrliche Licht, |
3450 | die Guten, in die Gottesau. | Mancher beginnet sich zu bereiten |
| schon in seiner Kindheit, | hat sich erkoren |
| Muthwillen, guten, | Weltsache er meidet, |
| verläßt seine Lüste, | nicht mag ihn sein Leib |
| ins Unglück verlocken, | Weisheit lernt er, |
3455 | Gottes Gesetz, | verläßt der Gramen, |
| der Feindlichen Willen, | thuet so in seiner Lebenszeit fort, |
| leistet so in diesem Lichte, | bis ihm kommt seines Lebens, |
| des Alters, Abend, | wählt sich dann den Empor-Weg, |
| daß wird ihm seine Arbeit | all gelohnet, |
3460 | vergolten mit Gutem | im Gottesreiche. |
| Das bedeuteten die Werkner, | die in dem Weingarten |
| früh in der Uchte | mühevoll |
| das Werk begannen | und ausharreten fort, |
| die Arbeiter, bis zum Abende. | Mancher darhin auch im Untern kam, |
3465 | hatte da versäumet | die Morgenstunde, |
| das Tagwerk verzaubert. | So thuet der Thoren viel, |
| der verirrten Mannen, | treibt sich mißliche Dinge |
| gerne in der Jugend, | hat sich Lästerreden, |
| leidige, gelohnet, | und lose Worte viel, |
3470 | bis daß seine Kindheit | zu verkommen anfängt, |
| daß ihn nach seiner Jugend | Gottes Gnade mahnet, |
| freudig in seiner Brust, | fähigt sich dann zu besseren |
| Worten und Werken, | leitet sein Leben damit, |
| sein Alter, bis zu dem Ende, | kommt ihm für Alles Lohn |
3475 | in Gottes Reiche, | für die guten Werke. |
| Mancher Mann dann mitten im Leben | das Mein verläßt, |
| schwere Sünden, | füget sich in selig Ding, |
| beginnet durch Gottes Kraft | gute Werke, |
| bessert böse Rede, | läßt sich seine bittere Thaten |
3480 | in seinem Herzen reuen, | kommt ihm die Hülfe von Gotte, |
| daß ihm leistet der Glaube, | so lange ihm sein Leben währt, |
| er fährt fort damit, | empfängt seine Miethe, |
| guten Lohn von Gotte, | nicht gibt es irgend bessere Gaben. |
| Mancher beginnet dann auch später, | wann er ist erfahren mehr, |
3485 | seines Alters auf der Neige, | dann beginnen ihm seine übeln Werke |
| leid zu sein in diesem Lichte, | dann ihn die Lehre Gottes |
| gemahnet in seinem Gemüthe, | wird ihm milder das Herz, |
| fortfährt er mit dem Guten | und Vergeltung empfängt er, |
| das hohe Himmelreich, | wenn er von hinnen scheidet, |
3490 | wird ihm seine Miethe eben so, <ab hier auch wieder HS M> | als sie den Mannen ward, |
| die dar zur None des Tages | um die neunte Stunde |
| in den Weingarten | um zu wirken kamen. |
| Mancher wird dann so sehr bejahrt, | daß er nicht will seine Sünden bessern, |
| sondern er mehrt sie mit jeglichem Übel, | bis daß ihm sein Abend nahet, |
3495 | seines Alters Ende seine Wonne verschleißt, | dann beginnet er Weh zu fürchten, |
| seine Sünden werden ihm Sorge im Gemüthe, | gedenket, was er selber verübte |
| Grimmes, so lange, als er konnte seiner Jugend genießen, | nicht kann er dann mit anderm Gute bessern |
| die Thaten, die er, so derbe, verübte, sondern er schlägt an jeglichem Tage |
| an seine Brust mit beiden Händen, | und beweint sie mit bitteren Thränen, |
3500 | laut er sie mit Schluchzen beklagt, | bittet den heiligen Drosten, |
| den mächtigen, daß er ihm milde werde, | nicht läßt er ferner seinen Muth zweifeln, |
| so barmherzig ist, der da Alles beherrscht, | er nicht will einem der Erdenmenschen |
| verweigern seinen Wunsch, | verleihet ihm der Waltende selber |
| das heilige Himmelreich, | dann ist ihm geholfen seitdem. |
3505 | Alle sollen sie dar Ehre empfahen, | obwohl sie dorthin zur selben Zeit |
| nicht kommen, das Menschengeschlecht, | dennoch will ihnen der mächtige Droste |
| gleich lohnen aller Leute jeglichem, | der hier seinen Glauben empfängt. |
| Und das Himmelreich gibt er | allen Völkern, |
| den Mannen, zum Lohne. | Das meinte der mächtige Christ, |
3510 | der Kinder das beste, | als er das Bild sprach, |
| wie da zu dem Weingarten | die Werkner kamen, |
| die Männer ungleich, | doch empfing seine Miethe jeder, |
| die volle, von seinem Frohne. | So sollen der Lebenden Kinder |
| vom Gotte selber | Vergeltung empfangen, |
3515 | sehr lieblichen Lohn, | obwohl sie einzeln spät kommen. |
|
|
| <Jesus sagt seinen Jüngern nochmals seine künftigen Leiden. (Matth.20,17-19 u. Mark.10,32-34 u. Luk.18,31-33)> |
| <XLIII.> Hieß ihm da seine guten | Jünger näher, |
| die zwölfe, kommen, | die waren ihm die treuesten |
| Männer auf Erden, | sagte ihnen der mächtige selber |
| zum andern Male, | welche Ängste ihm da |
3520 | zukünftig waren, | deß nicht mag einiger Zweifel werden, sprach er, |
| sagte, daß sie jetzt nach Jerusalem | in das Judenvolk |
| reisen müßten. | Dar wird alles geleistet so, |
| erfüllet unter dem Volke, | wie es in Vorzeiten |
| weise Männer von mir | mit Worten gesprochen. |
3525 | Dar sollen mich verkaufen | unter das kräftige Volk |
| die Helden an die Herrschaft, | dar werden meine Hände gebunden, |
| die Arme werden mir dar gefestet, | viel soll ich dort erdulden, |
| des Hohnes hören, | und Harmrede, |
| Schandsprache, | und Haßworte in Menge. |
3530 | Sie martern mich zum Entsetzen | mit des Wassers Schärfe, |
| entlösen mich des Leibes. | Ich zu diesem Lichte soll |
| durch Gottes Kraft | vom Tode auferstehen |
| am dritten Tage. | Nicht kam ich unter dies Volk hieher |
| deshalb, daß um mich die Zeitkinder | Drangsal hätten, |
3535 | daß mir diente dies Volk. | Nicht will ich darum sie begehren nun, |
| flehen diese Volkschaft, | sondern ich soll ihnen zum Frommen werden, |
| dienen ihnen demüthig, | und für all dieses Volk geben |
| die Seele mein, | ich will sie selber nun |
| erlösen mit meinem Leben, | die hier lange harreten, |
3540 | des menschengeschlechtes Menge, | meiner Hülfe. |
|
|
| <Jesus thut Wunder: die Blinden bei Jericho. (Matth.20,29-34 u. Mark.10,46-52 u. Luk.18,35-43)> |
| Fahrtete dann vorwärts, | hatte sich muthigen Sinn, |
| freudigen in seiner Brust | das Kind des Drosten, |
| wollte (sich) zu Jerusalem | des Judenvolkes |
| Willen weisen, | er kannte gar wohl des Wehrthums |
3545 | heißgrimmigen Sinn, | und harten Streit, |
| sträubigen Willen. | Die Wehrschaft zog |
| vor Hierichoburg, | war der Gottessohn, |
| der mächtige, unter der Menge, | da saßen zwei Männer bei dem Wege, |
| blind waren sie beide, | war ihnen der Besserung Durft |
3550 | daß sie heilte | des Himmels Walter, |
| weil sie so lange | Lichtes entbehrten, |
| manche Weile. | Sie hörten da die Menge fahren |
| und fragten sogleich | geflissentlich |
| die starrblinden, | was da für ein reicher Mann |
3555 | unter der Volkschaft, | der vornehmste wäre, |
| der hehrste am Haupt. | Da sprach ihnen ein Held entgegen, |
| sagte, daß da Jesus Christ | vom Galiläalande, |
| der Heilande bester, | der hehrste wäre, |
| führe mit seinem Volke. | Da ward frohmütig das Herz |
3560 | beiden den blinden Männern, | da sie das Kind Gottes |
| wußten unter der Wehrschaft, | riefen ihm da mit ihren Worten zu, |
| laut zu dem heiligen Christe, | baten, daß er ihnen Hülfe gewährte: |
| Droste, Davids Sohn, | sei uns mit deinen Thaten milde, |
| rette uns aus dieser Noth, | wie du häufigen thust |
3565 | vom Menschengeschlechte, | du bist so manchen gut, |
| hilfst und heilest. | Da begann ihnen das Heldenvolk |
| zu wehren mit Worten, | daß sie an den waltenden Christ |
| so laut nicht riefen. | Sie nicht wollten das ihnen hören darauf, |
| sondern sie immer mehr und mehr | über das Männervolk |
3570 | laut riefen. | Der Heiland stand still, |
| aller Kinder bestes, | hieß sie bringen zu ihm, |
| leiten die Leute hindurch, | sprach ihnen mit Listen zu, |
| milde vor der Menge: | was wollt ihr hier, sprach er, von meiner |
| Hülfe bitten? | Sie baten ihn, den Heiligen, |
3575 | daß er ihnen ihre Augen | offen thäte, |
| verliehe dieses Lichtes, | daß sie der Leute Traum, |
| den hellen Sonnenschein | sehen möchten, |
| die wunderschöne Welt. | Der Waltende willfahrte, |
| berührte sie da mit den Händen, | that seine Hülfe dazu |
3580 | daß den Blinden da, | den beiden, wurden |
| die Augen geöffnet, | daß sie Erde und Himmel |
| durch Kraft Gottes | erkennen konnten, |
| Licht und Leute. | Da sagten sie Lob Gotte, |
| priesen seine Thaten, | daß sie des Tages Lichtes |
3585 | sich erfreuen mußten, | gesellten sich beide zu ihm, |
| folgten seiner Fährte, | war ihnen die Hülfe gewährt, |
| und auch des Waltenden Werk | weitum verkündet, |
| der Menge gemeldet. | |
|
|
| <Die Heilung der Blinden bei Jericho wird von dem Sänger sinnbildlich gedeutet.> |
| | <XLIV.> Da war so mächtigliches |
| Bild dargestellt, | da die blinden Männer |
3590 | bei dem Wege saßen, | Wehe duldeten, |
| des Lichtes baar. | Das bedeutet doch der Leute Kinder, |
| alles Menschengeschlecht, | wie sie der mächtige Gott |
| in dem Anbeginne | durch seine eigene Kraft, |
| Eheleute zwei, | selber erschuf, |
3595 | Adam und Eva, | verlieh ihnen Empor-Wege, |
| das Himmelreich. | Aber da ward ihnen der Gehäßige zu nahe, |
| der Feind mit Falsche, | und mit Frevelwerken, |
| bethörte sie mit Sünden, | daß sie das ewigschöne |
| Licht verließen, | wurden an leidige Stätte, |
3600 | in diesen Mittelgarten, | die Menschen verworfen, |
| duldeten hier in der Düsterheit | Dienstmühsal, |
| litten Wanderfahrten, | des Glückes darbten, |
| vergaßen des Gottesreiches, | den Gramen dienten, |
| den Feinde-Kindern. | Sie zahlten dafür ihnen mit Feuer den Lohn |
3605 | in der heißen Hölle. | Darum waren sie in ihrem Sinne blind |
| in diesen Mittelgarten, | die Menschenkinder, |
| weil sie nicht erkannten | den kräftigen Gott, |
| den himmlischen Herrn, | der sie mit seinen Händen erschuf, |
| bildete nach seinem Willen. | Diese Welt war da so verirret, |
3610 | gezwungen in Düsterheit, | in Dienstbarkeit, |
| in Todesthale. | Saßen da bei des Herrn Straße, |
| jammermüthige, | Gottes Hülfe erwarteten. |
| Sie nicht mochte ihnen eher werden doch, | ehe denn der waltende Gott |
| in diesen Mittelgarten, | der mächtige Droste, |
3615 | seinselbes Sohn | senden wollte, |
| daß er das Licht erschlösse | den Menschenkindern, |
| öffnete ihnen ewiges Leben, | daß sie den Allwaltenden |
| möchten erkennen wohl, | den kräftigen Gott. |
| Auch mag ich euch erzählen, | wenn ihr darauf wollet |
3620 | sinnen und hören, | daß ihr des Heilandes |
| Kraft möget erkennen, | wie seine Kunft wurde |
| in diesem Mittelgarten | manchen zu Hülfe, |
| auch was er mit den Thaten, | der Droste selber, |
| manches meinte, | und warum die hehre Burg |
3625 | Hiericho heißet, | die da unter den Juden steht |
| gemacht mit Mauern. | Die ist nach dem Monde genamet, |
| nach dem leuchtenden Gestirn. | Er nicht mag seine Zeiten meiden, |
| sondern an der Tage jeglichem | thuet er eins von beiden, |
| er schwindet oder wächset. | So thuen in dieser Welt hier, |
3630 | in diesem Mittelgarten, | der Menschen Kinder, |
| sie fahren und folgen, | bejahrte sterben, |
| werden wieder junge, | nachgekommen, |
| zu Männern erwachsen, | bis das sie darauf die Wurd wegnimmt. |
| Das bedeutete das Kind Gottes, | als er von der Burg fuhr, |
3635 | der gute von Hiericho, | daß nicht mögte eher werden den Menschenkindern |
| die Blindheit gebessert, | daß sie das prächtige Licht |
| sähen, das ewigschöne, | ehe denn er selber hier |
| in diesem Mittelgarten | die Menschheit empfing, |
| Fleisch und Leib, | da wurden das die Menschenkinder |
3640 | gewahr in dieser Welt, | die hier in Wehethum eher |
| saßen, in Sünden, | des Gesichtes baar, |
| duldeten in Düsterheit, | sie erkannten, daß war diesem Volke |
| gekommen der Heiland zu Hülfe | vom Himmelreiche, |
| Christ, aller Könige bester. | Sie mochten ihn erkennen gleich, |
3645 | empfinden seine Fährten, | da sie viel riefen, |
| die Männer zu dem mächtigen Gotte, | daß ihnen milde nachdem |
| der Waltende würde. | Dann wehrten ihnen sehr |
| die schweren Sünden, | die sie sich früher selber thaten, |
| sie ließen von dem Glauben. | Sie nicht mochten den Leuten dennoch |
3650 | verwehren ihren Willen, | sondern sie an den waltenden Gott |
| laut riefen, | bis daß er ihnen ihr Heil verlieh, |
| daß sie ewig Leben | sehen mußten, |
| offen ewig Licht, | und einfahren |
| in die prächtigen Wohnungen. | Das bedeuteten die blinden Männer, |
3655 | die da bei Hierichoburg | zu dem Gottessohne |
| laut riefen, | daß er ihnen ihr Heil verliehe, |
| des Lichtes in diesem Leben, | da ihnen die Leute so viel |
| wehrten mit Worten, | die da auf dem Wege fuhren |
| davorn und dahinten. | So thun die Frevelsünden |
3660 | in diesem Mittelgarten | dem Menschengeschlechte. |
| Höret nun, wie die Blinden, | seitdem ihnen gewährt ward, |
| daß sie das Sonnenlicht | sehen konnten, |
| wie sie da thaten. | Sie gingen mit unserm Drosten zusammen, |
| folgten seiner Fährte, | sprachen viele Worte |
3665 | dem Landeshirten zum Lobe. | So thun auch noch der Leute Kinder |
| weit über diese Welt, | seitdem ihnen der waltende Gott |
| leuchtete mit seinen Lehren, | und ihnen ewig Leben, |
| Gottes Reich gab, | den guten Mannen, |
| des hohen Himmels Licht, | und seine Hülfe dazu, |
3670 | jedem, der das wirket, | daß er könne seinem Wege folgen. |
|
|
| <Jesu Einzug in Jerusalem. (Matth.21,8-11 u. Mark.11,9-10 u. Luk.19,36-44)> |
| <XLV.> Da nahete | der nährende Christ, |
| der gute, zu Hierusalem, | kam ihm dar entgegen viel |
| Wehrthums nach Willen, | wohl gesinntes, |
| empfingen ihn festlich, | und ihm zuvorn streueten |
3675 | den Weg mit ihren Gewanden | und mit Wurzen zugleich, |
| mit prächtigen Blumen | und mit Baumeszweigen, |
| das Feld mit seinen Palmen. | All wie seine Fahrt sich begab, |
| daß er, der Gottessohn, | gehen wollte |
| zu der hehren Burg, | drängte ihn Menge rings, |
3680 | Leute in Lusten, | und Lobgesang erhob |
| das Wehrthum nach Willen, | sagten dem Waltenden Dank, |
| daß dar selber kam | der Sohn Davids |
| zu besuchen die Wehrschaft. | Da sah der waltende Christ, |
| der gute, zu Hierusalem, | der Guten bester, |
3685 | blinken den Burgwall | und die Bäue der Juden, |
| die hohen Hornsäle, | und auch das Haus Gottes, |
| aller Weihthümer wonnesamstes. | Da wallte ihm im Innern |
| das Gefühl um sein Herz, | da nicht konnte das heilige Kind |
| des Weinens sich erwehren, | sprach da der Worte viel |
3690 | schmerzlich betrübt, | war ihm sein Herze schwer. |
| Weh ward dir Hierusalem, sagte er, | daß du in Wahrheit nicht weißt |
| die Wurd-Geschicke, | die dir noch werden sollen, |
| wie du noch wirst umhegt | mit der Herrschaft Kraft, |
| und dich besitzen | trugsinnische Männer, |
3695 | Feinde mit Völkern, | dann nicht hast du Friede irgends, |
| Hülfeleistung von den Menschen. | Sie führen hier wieder dich in Menge |
| Spitzen und Schneiden, | Orlogsworte |
| verfehmen deine Volkschaft, | Feuersflammen |
| diese Weiler verwüsten, | die hohen Wälle |
3700 | fällen zu Boden, | nicht bleibt stehen davon ein Fels irgend, |
| ein Stein über dem andern, | sondern werden diese Stätte wüste |
| um Hierusalem | der Judenleute, |
| weil sie nicht erkennen, | daß ihnen gekommen sind |
| ihre Zeiten zuwärts, | sondern sie haben zweifeligen Sinn, |
3705 | nicht wissen, daß sie besucht | des Waltenden Kraft. |
| Begab sich dann mit der Menge | der Männer Droste |
| in die prächtige Burg. | Wie das Kind Gottes |
| in Hierusalem hinein | mit dem Gönnervolke |
| einzog mit dem Geleite, | da ward aller Sänge größter, |
3710 | laute Stimmen erhoben, | mit heiligen Worten |
| lobeten sie den Landeswart, | der Leute Menge, |
| der Kinder das beste. | Die Burg ward in Aufruhr, |
| das Volk ward in Furchten | und fragten alsbald, |
| wer das wäre, | der da mit dem Wehrthum kam, |
3715 | mit der mächtigen Menge. | Da sprach ihnen ein Mann entgegen, |
| sagte, daß da Jesus Christ | von Galiläalande, |
| von Nazarethburg, | der Nährende, käme, |
| der weise Wahrsager, | der Wehrschaft zu Hülfe. |
| Da ward den Juden, | die ihm eher gram waren |
3720 | unhold im Herzen, | Harm im Gemüthe, |
| daß ihm die Leute so viel | Lobgesang wirkten, |
| verherrlichten ihren Drosten. | Da gingen Tollmüthige, |
| damit sie zum waltenden Christ | mit Worten sprächen, |
| baten, daß er das Geleit | schweigen hieße, |
3725 | hinderte die Leute, | daß sie ihm Lob so viel |
| mit Worten nicht spendeten, | es ist diesem Wehrthum leid, sagten sie, |
| diesen Burgleuten. | Da sprach drauf das Kind Gottes, |
| wenn ihr sie verhindert, sagte er, | daß hier nicht dürfen die Menschenkinder |
| des Waltenden Kraft | mit Worten verherrlichen, |
3730 | dann sollen es rufen doch | harte Steine |
| vor dieser Volkschaft, | starke Felsen, |
| ehe denn es je unterbleibe, | daß man sein Lob spreche |
| weit über diese Welt. | |
|
|
| <Jesus treibt die Verkäufer aus dem Tempel und thut dort Wunder. Matth.21,12-14 u. Mark.11,15-17 u. Luk.19,45-46)> |
| | Dann er in das Weihthum hinein |
| ging, in das Gotteshaus, | fand da der Juden viele |
3735 | mißliche Männer | in Menge beisammen, |
| die sich da eine Kaufstätte | gekoren hatten, |
| handelten da mit mancherlei, | Münztauscher saßen |
| in dem Tempel innen, | hatten ihren Wechsel täglich |
| bereit zu geben. | Das war dem Gotteskinde |
3740 | alles zum Ärger, | trieb sie aus dannen |
| geraum aus dem Tempel, | sagte, daß es wäre bessere That, |
| daß dar zu Gebete gingen | die Kinder Israhels, |
| und in diesem meinem Hause | um Hülfe bäten, |
| daß sie der Siegesfürst | von Sünden befreie, <V. 3744 nicht in HS M - Übersetzung nach HS C> |
3745 | als daß hier Diebe | an der Dingstätte halten, |
| die verworfenen Wehren | Wechsel treiben, |
| eitel Unrecht, | ihr einige Ehre nicht wisset |
| dieses Gotteshauses, | ihr Judenleute. |
| So räumte er da und reinigte, | der reiche Droste, |
3750 | das heilige Haus | und zu Hülfe war |
| so manchen Menschengeschlechte, | denen, die seine gewaltige Kraft |
| von fern erfuhren | und dar gefahren kamen |
| über langen Weg. | Ward da Krüppel so mancher, |
| Hinkender geheilt, | und Krummer zugleich, |
3755 | Blinden geholfen. | So that das Kind Gottes |
| willig dem Wehrthum, | weil alles in seiner Gewalt steht |
| um dieser Leute Leben, | und auch um dies Land zugleich. |
|
|
| <Jesus lehrt: das Scherflein der armen Witwe. (Mark.12,41-44 u. Luk.21,1-4)> |
| <XLVI.> Stand (sich) da vor dem Weihthum der waltende Christ, |
| der liebe Landeswart, | und sich der Leute Sinn, |
3760 | ihren Willen beobachtete, | sah großes Wehrthum |
| in das herrliche Haus | Kleinode bringen, |
| es begaben mit Golde, | und mit gutem Gewebe, |
| mit kostbarem Schmucke, | was alles Christ der Herr |
| gewahrte weislich. | Da kam dar auch eine Witwe zu, |
3765 | armseliges Weib, | und zu dem Weihthum ging, |
| und sie in das Schatzhaus | legte zween |
| kupferne Pfenninge, | war einfältigen Herzens, |
| guten Willens. | Da sprach der waltende Christ, |
| der gute, zu seinen Jüngern, | sagte, daß sie dar Gaben brächte, |
3770 | weit größere, | als sonst ein Menschensohn. |
| Ob hier reiche Männer, sprach er, | Geschenke brachten, |
| manchen Schatzes Hort, | sie ließen sich mehr zu Haus |
| gewonnener Reichthümer. | Nicht that diese Witwe so, |
| sondern sie zu diesem Weihthum gab | alles, was sie hatte |
3775 | an Reichthümern gewonnen, | da sie sich nichts hinterließ |
| an Gute in ihrem Gaden. | Darum sind ihre Gaben größer, |
| dem Waltenden wehrt | weil sie es mit solchen Willen gab |
| zu diesem Gotteshause. | Deß soll sie Vergeltung nehmen, |
| sehr langdauernden Lohn, | daß sie solchen Glauben hat. |
|
|
| <Jesus lehrt: soll man dem Kaiser Steuer geben? (Matth.22,15-22 u. Mark.12,13-17 u. Luk.20,20-26)> |
3780 | So erfuhr ich, daß dar in dem Weihthume | der waltende Christ |
| an aller Tage jeglichem, | der Herr der Menschen, |
| unterwies mit Worten, | stand Wehrthum um ihn, |
| groß Volk der Juden, | hörten seine guten Worte, |
| süße sagen. | Mancher so selig ward |
3785 | der Mannen unter der Menge, | daß er es begann in sein Gemüth zu legen. |
| Sie lernten sich die Lehre, | die der Landeswart |
| all in Bildern sprach, | der Sohn des Herrn. |
| Manchen waren dagegen gar leid | die Lehren Christes, |
| des Waltenden Worte. | war ihnen widermüthig das Herz |
3790 | allen, die in der Herrschaft | die hehrsten waren, |
| die Fürsten in dem Volke, | Gefährde sannen |
| die Feindlichen mit Worten, | hatten sich einen Widersacher |
| geholt zu Hülfe, | des Hehrsten Knecht |
| des Herodes Degen, | der da gegenwärtig stand, |
3795 | feindlichen Willens, | damit er ihre Worte behorchte, |
| wenn sie ihn verfingen, | daß sie ihn dann in Fesseln, |
| die Leute in Gliederbände | legen könnten, |
| den Sündelosen. | Da gingen die Gesellen hinzu, |
| bittergesinnte, | daß sie wider das Kind Gottes, |
3800 | die frechen Widersacher, | mit Worten sprächen, |
| was, du bist Rechtsprecher, sagten sie, | allen Völkern, |
| weisest Wahres so viel, | nicht ist dir werth je etwas |
| vorzuenthalten | der Menschen keinem, |
| um seines Reichthums willen, | nein, du immer das Recht sprichst, |
3805 | und auf den Gottes Weg | der Männer Gesinde |
| leitest mit deinen Lehren. | Nicht mag dir Tadel ein Mann |
| finden unter diesem Volke. | Nun wir dich fragen sollen, |
| reicher Volksherr: | welch Recht hat |
| der Kaiser von Rom, | der sich von dem Könige dahier |
3810 | Zinsen fordert, | und gezählt hat, |
| was wir ihm gülten sollen | in der Jahre jeglichem |
| an Kopfsteuern, | sage, was dir davon im Sinne dünket, |
| ist es recht oder nicht? | rathe für deine |
| Landsleute wohl, | uns ist deiner Lehre Durft. |
3815 | Sie wollten, daß er es verneinte. | Dann mochte er doch erkennen wohl |
| ihren feindlichen Willen. | Warum, ihr Wahrlügner, sagte er, |
| versucht ihr mich so tückisch? | Nicht soll euch das zum Frommen werden, |
| daß ihr Trügner | hinterlistig |
| wollet mich verfangen. | Hieß er dann vorbringen, |
3820 | zu schauen die Münzen, | die ihr schuldig seid |
| als die Gülte zu geben. | Die Juden brachten |
| einen Silberling heran. | Sahen manche zu, |
| wie er war gemünzet. | War in Mitten sichtlich |
| des Kaisers Bild, | das mochten sie erkennen wohl, |
3825 | ihres Herrn Hauptbild. | Da fragte sie der heilige Christ |
| nach wem dies Gleichniß | aufgeprägt wäre. |
| Sie sagten, daß es wäre | des Weltkaisers |
| von Romaburg, | des, der all dieses Reiches |
| hat die Gewalt auf dieser Welt. | Dann will ich euch in Wahrheit, sprach er, | |
3830 | selber sagen, | daß ihr ihm das Seine gebt, |
| dem Weltherrn seinen Gewinnst, | und dem waltenden Gotte |
| zahlet, was da sein ist, | daß mögen euere Seelen sein |
| der guten Geister. | Da ward der Juden Absicht |
| vereitelt in der Rede. | Nicht konnten die Meinthäter |
3835 | durch Worte gewinnen, | wie ihr Wille ging, |
| daß sie ihn verfingen, | weil sich das Friedekind Gottes |
| wahrte vor den Argen, | und in Wahrheit entgegen, |
| sichern Spruch sagte, | obwohl sie nicht waren so selig dazu, |
| daß sie ihn so empfingen, | wie es ihre Wohlfahrt war. |
|
|
| <Jesus lehrt: die Ehebrecherin. (Joh.3,8-11)> |
3840 | <XLVII.> Sie nicht wollten es dennoch lassen, | sondern hießen dar leiten herbei |
| ein Weib vor dem Wehrthum, | die hatte eine Schandthat verübt, |
| großes Unrecht, | die Frau war ertappt |
| auf Eheverletzung, | war ihres Leibes schuldig, |
| daß sie die Menschenkinder | des Lebens beraubten, |
3845 | endeten ihr Alter. | So war in ihrem Gesetze geschrieben. |
| Sie begannen ihn da zu fragen, | die frechen Leute, |
| böswillig mit ihren Worten, | was sie sollten dem Weibe thuen, |
| ob sie sie tödteten, | oder ob sie sie leben ließen, |
| oder was er wegen solcher That | urtheilen wollte. |
3850 | Du weißt, wie dieser Menge, | sprachen sie, Moyses gebot |
| mit wahren Worten, | daß aller Frauen jegliche |
| in Eheverletzung | das Leben verwirke, |
| daß sie dann erwürfen | die Wehren mit Händen |
| durch starke Steine. | Nun magst du sie sehen stehen hier |
3855 | in Sünden ergriffen, | sage, was du dafür wollest. |
| Wollten ihn die Widersacher | mit Worten verfangen. |
| Wenn er das aussagte, | daß sie sie leben ließen, |
| schützte ihre Seele, | dann würde das Volk der Juden sagen, |
| daß er ihrer Vorältern | Gesetze widerspäche, |
3860 | der Leute Landrecht, | wenn er sie dann hieße des Lebens berauben, |
| die Magd vor der Menge, | dann wollten sie sagen, daß er so milden Sinn |
| nicht trüge in seiner Brust, | wie sollte haben das Kind Gottes. |
| Wollten sie beides Falles | den heiligen Christ |
| wegen der Worte beschuldigen, | die er da vor der Menge spräche, |
3865 | vorbrächte zum Urtheil. | Dann wußte Christ der Herr |
| gar wohl der Männer | Muthgedanken, |
| ihren feindlichen Willen. | Dann er zu der Wehrschaft sprach, |
| zu allen den Löhnern, | Jeglicher von euch, der frei ist, sprach er, |
| von freventlicher Sünde, | der gehe zu ihr selber hin, |
3870 | und sie zuerst, | der Mann, aus seinen Händen |
| mit einem Steine werfe. | Da standen die Juden, |
| dachten und sannen, | nicht mochte ein Degen irgend |
| wider den Wortspruch | eine Widersache finden, |
| entsann sich der Männer jeglicher | Meingedanken, |
3875 | seinselbes Sünden, | nicht war ihrer so sicher einer, |
| daß er nach den Worten | dem Weibe sich getrauete |
| einen Stein anzuwerfen, | sondern ließen sie stehen dar, |
| allein dar inne, | und aus von dannen |
| gingen die gramharten | Judenleute |
3880 | einer hinter dem andern, | bis daß ihrer da nicht einer war, |
| des Feindes-Volkes, | der ihr das Leben da, |
| der Frau den Alterslauf, | kürzen wollte. |
| Da erfuhr ich, daß sie fragte | das Friedekind Gottes, |
| aller Guten bester, | Wo blieben, das Judenvolk, sprach er, |
3885 | deine Widersacher, | welche dich hier anklagten bei mir? |
| Nicht sie dir heute etwas | Harmes thaten, |
| die Leute Leides, | die dich wollten des Lebens berauben, |
| quälen zum Erstaunen? | Da sprach ihm drauf das Weib entgegen, |
| sagte, daß ihr da Niemand | ob des Errettenden |
3890 | heiliger Hülfe | Harm gethan, |
| ihrem Laster zum Lohne. | Da sprach drauf der waltende Christ, |
| der Herr der Mannen, | ich dir auch jetzt schade nichts, sagte er, |
| sondern gehe heil von hier, | laß dir in dein Herz die Sorge, |
| daß du niemals wieder nach diesem | so sündig werdest. |
3895 | Hatte ihr da geholfen | das heilige Kind Gottes, |
| gerettet ihr Leben. | |
|
|
| <Jesus lehrt vom h. Geist. Seine Freunde und Feinde. (Joh.7,37-39 u. 10,19-33)> |
| | Dann stand das Judenvolk |
| übeles - im Herzen, | wie von erst an - |
| feindlichen Willens, | wie sie Volkshaß |
| wider das Friedekind Gottes | erwirken möchten. |
3900 | Hatten die Leute entzwei | mit ihrem Glauben sich getheilt, |
| war der bedürftige Theil | seines Willens, |
| begieriger um Vieles | des Gotteskindes |
| Wort zu vollbringen, | wie ihnen ihr Frohn gebot, |
| trachteten nach dem Rechten eifriger, | als die reichen Männer, |
3905 | hielten ihn für den Herrn, | ja für den Himmelskönig, |
| folgten ihm gerne. | Da begab sich der Gottessohn |
| in das Weihthum hinein, | drängte ihm Wehrthum rings, |
| dichter Volkshaufe. | Er in der Mitte stand, |
| lehrte die Leute | mit lichten Worten |
3910 | mit lauter Stimme, | war großes Lauschen, |
| staunte mancher Degen, | und er dem Volke gebot, |
| wer da mit Durfte | bedrängt wäre, |
| der komme hieher zu trinken zu mir, | sagte er an der Tage jeglichem, |
| süßen Brunnen. | Ich mag euch sagen viel, |
3915 | wer immer hier glaubet an mich | von den Leutekindern |
| fest unter diesem Volke, | daß ihm dann fließen sollen |
| von seinem Leibe | lebende Flut, |
| rinnendes Wasser, | ein Ahespring mächtig, |
| kommen von da quicke Borne. | Diese Worte werden wahr, |
3920 | den Leuten erfüllet, | jedem, der hier glaubet an mich. |
| Da meinte mit dem Wasser | der waltende Christ |
| der hehre Himmelskönig | den heiligen Geist, |
| wie den der Menschenkinder | empfahen sollen, |
| Licht und Weisheit, | und Leben ewig, |
3925 | hohe Himmelsau, | und Huld Gottes. |
| <XLVIII.> Kamen da die Leute | um die Lehre Christes, |
| um die Worte in Zwietracht. | Standen stolze Männer, |
| keckmüthige Juden, | sprachen Hohn, derben, |
| thaten es ihm zum Spotte, | sagten, daß sie es könnten hören wohl, |
3930 | daß sprächen aus ihm | grimmige Wichte, |
| unholde, hervor, | nun er zum Übeln lehrt, sagten sie, |
| mit jeglichem Wort. | Da sprach aber das andere Volk, |
| nicht dürft ihr den Lehrenden schelten, sagten sie, | kommen Lebens-Worte |
| mächtig von seinem Munde, | er spricht mancherhand | |
3935 | Wunder in dieser Welt. | Nicht ist das der bösen That |
| durch der Feinde Kraft. | Nie es sonst zu solchem Segen würde, |
| ja es offenbar | von Gott den Allwaltenden, |
| kommt, von dessen Kraft, | das möget ihr erkennen wohl |
| an seinen wahren Worten, | daß er Gewalt hat |
3940 | über Alles auf Erden. | Da wollten ihn die Widersacher da |
| an der Stätte fahen, | oder mit Steinen erwerfen, |
| Wenn sie sich vor der Mannen | Menge nicht scheueten, |
| nicht fürchteten die Volkschaft. | Da sprach das Friedekind Gottes: |
| ich zeige euch Gutes so viel | von Gotte selber |
3945 | in Worten und Werken, | und wollt ihr mich strafen hier |
| in euerm starren Sinne | mit Steinen erwerfen, |
| entlösen mich des Lebens. | Da sprachen ihm drauf die Leute entgegen, |
| die feindlichen Widesacher, | nicht wir es wegen deiner Werke thun, sagten sie, |
| daß wir dich des Lebens nun | berauben wollen, |
3950 | sondern wir thuen es wegen deiner Worte, | weil du solche Bosheit sprichst, <ab hier HS M mit Blattverlust - Übersetzung nach HS C> |
| da du dich so rühmest, | und solche Frevel sagst, |
| prahlst vor diesen Juden, | daß du seiest Gott selber, |
| der mächtige Droste, | und bist dir doch ein Mensch, wie wir |
| gekommen von diesem Stamme. | Christ der Allwaltende |
3955 | nicht wollte da der Juden | Hohn länger hören, |
| der Störrischen Willen, | sondern er von dem Weihthum ging |
| über den Jordanstrom, | hatte die Jünger bei sich |
| die seligen Gefährten sein, | welche immer bei ihm |
| willig weilten, | suchte Wehrschaft, andere, |
3960 | that dar, wie er pflegte, | der Droste selber |
| lehrte die Leute, | glaubte, wer wollte, |
| an sein heiliges Wort, | welches bekam immer wohl |
| der Mannen jeglichem, | wer es in sein Gemüth nahm. |
|
|
| <Jesus thut Wunder: Auferweckung des Lazarus. <(Joh.7,1-45)> |
| Dann erfuhr ich, daß dar zu Christe | kamen gegangen |
3965 | Boten von Bethania, | und sagten zu dem Sohne Gottes, |
| daß sie zu der Botschaft dorthin | Frauen sendeten, |
| Maria und Martha, | edle Frauen, |
| sehr wonnesame Weiber, | die kannte er beide, |
| waren sich Geschwister zwei, | die er selber zuvor |
3970 | minnte in seinem Gemüthe | wegen ihres milden Sinnes, |
| die Frauen, wegen ihres guten Willens. | Dann sie ihm in Wahrheit |
| entboten von Bethania, | daß ihr Bruder war, |
| Lazarus, bettlägerig, | und daß sie sein Leben nicht hofften, |
| baten, daß dorthin käme | Christ der allwaltende, |
3975 | der heilige zu Hülfe. | Gleich als er sie hörte |
| da sagten von so Siechem, | sprach er sofort entgegen, |
| sagte, daß des Lazarus | Lager nicht wäre |
| gemacht ihm zum Tode, | sondern dar soll des Drosten Lob, sprach er, |
| gefördert werden, | nicht ist es ihm zu sonstiger Gefahr gethan. |
3980 | War sich dar dann selber | der Sohn des Drosten |
| zwei Nächte und Tage. | Die Zeit war dann genahet, |
| daß er wieder zu Hierusalem | die Judenleute |
| prüfen wollte, | wie er Gewalt hatte. |
| Sagte dann seinen Gefährten | der Sohn des Drosten, |
3985 | daß er wieder jenseit des Jordans | die Judenleute |
| suchen wollte. | Da sprachen ihm gleich entgegen |
| die Jünger sein, | weshalb du so begehrst dahin, sagten sie, |
| mein Fürst, zu fahren? | Nicht das nun lange war, |
| daß sie dich deiner Worte wegen | zu strafen gedachten, |
3990 | wollten dich mit starken Steinen erwerfen, | und du wieder unter das streitige Volk |
| dich bereitest zu fahren, | dar ist der Feinde genug, |
| übermüthige Dränger. | Da der zwölfe einer |
| Thomas äußerte, | war ein tugendhafter Mann, |
| des Drosten theuerer Degen, | nicht sollen wir ihm die That tadeln, sprach er, |
3995 | nicht wehren wir ihm den Willen, | sondern, wolan! bleiben wir mit ihm, |
| dulden mit unserm Dienstherrn, | das ist eines Degens Preis, |
| daß er mit seinem Frohne samt | standhaft stehe, |
| sterbe dort im Gericht. | Thuen wir alle so, |
| folgen ihm auf der Fahrt, | nicht achten wir unser Leben dagegen |
4000 | etwas werth, | außer wenn wir unter dem Volke mit ihm |
| sterben, mit unserm Drosten, | dann bleibt uns doch als Urtheil nachher |
| Gutwort vor dem Guten. | So wurden die Jünger Christes, |
| Kämpen, edelgeborne, | in einmüthigem Sinne |
| dem Herrn zu Willen. | Dann sagte der heilige Christ |
4005 | selber seinen Gefährten, | daß entschlafen war |
| Lazarus auf dem Lager, | hat dies Licht aufgegeben, |
| entschlummert ist er zu Seligkeiten. | Nun wir zu der Stelle reisen, |
| und ihn erwecken, daß er möge wieder | diese Welt sehen, |
| lebend das Licht, | dann wird euer Glaube nachdem |
4010 | weiterhin gefestiget. | Dann begab er sich über die Flut dannen, |
| der gute Gottessohn, | bis daß er mit seinen Jüngern kam |
| dort nach Bethania, | der Sohn des Drosten, |
| selber mit seinen Gefährten, | wo die zwei Geschwister |
| Maria und Martha | in Herzenskummer |
4015 | schmerzvoll saßen. | War da versammelt viel |
| von Hierusalem | der Judenleute, <ab hier auch wieder HS M> |
| welche die Frauen wollten | mit Worten befrieden, |
| daß sie so nicht bejammerten | des Kindjungen Tod, |
| des Lazarus Verlust. | Wie da der Landeswart |
4020 | kam zu dem Gehöfde, | so wurde des Gotteskindes, |
| Kunst dar gekündet, | daß er, der so kräftige, war |
| bei der Burg außen. | Da ihnen beiden war, |
| den Weibern solches nach Wunsche, | daß sie den waltenden Christ zu sich, |
| das Friedekind Gottes, | auf der Fahrt wußten. |
4025 | <XLIX.> Da den Weibern war | der Wünsche größter |
| die Kunst des Drosten, | und Christes Wort |
| zu hören. | Weinend ging |
| Martha, seelenbetrübt, | mit dem Mächtigen |
| Worte zu wechseln, | und zu dem Waltenden sprach, |
4030 | in ihrem Herzen bekümmert, | wofern du mir, mein Herr, sagte sie, |
| der Rettenden bester, | näher warst, |
| Heiland der gute, | dann nicht braucht ich jetzt solchen Harm zu dulden, |
| bitteres Herzeleid, | dann nicht wäre nun mein Bruder todt, |
| Lazarus von diesem Lichte, | sondern er sich möchte leben fort |
4035 | des Geistes erfreuet, | ich jedoch, mein Herr, zu dir |
| lichthell glaube, | der Lehrenden Bester, |
| um was du immer bitten wollest | den erlauchten Drosten, |
| daß er es dir gleich gewährt, | Gott der allmächtige, |
| würdigt deinen Willen. | Da sprach drauf der waltende Christ |
4040 | der Frau zur Antwort, | nicht laß du dir im Innern deshalb, sprach er, |
| die Seele verdüstern, | ich dir sagen mag |
| mit wahren Worten, | daß deß nicht ist Wende irgend |
| darin daß dein Bruder soll | durch Gebot Gottes, |
| durch des Drosten Kraft, | vom Tode auferstehen |
4045 | in seinem Leichname. | Ganz habe ich den Glauben so, sprach sie, |
| daß es so geschehen soll, | dann wenn diese Welt endet, |
| wenn der hehre Tag | über die Menschen fährt, |
| daß er dann von der Erde wird | auferstehen |
| an dem Tage des Gerichts, | wann werden vom Tode lebendig |
4050 | durch die Macht Gottes | des Menschengeschlechtes alle, |
| erheben sich von der Rüste. | Da sagte der reiche Christ |
| der Frau, der Allmächtige, | mit offenen Worten, |
| daß er selber war, | der Sohn des Drosten, |
| beides, wie Licht so Leben, | den Leute-Kindern |
4055 | zum auferstehen. | Nie der sterben (nicht) soll, |
| sein Leben verlieren, | der hier glaubet an mich, |
| obwohl ihn die Zeitkinder | mit Erde bedecken, |
| tief vergraben, | nicht ist er todt darum mehr, |
| das Fleisch ist bestattet, | der Geist ist erhalten, |
4060 | ist die Seele gesund. | Da sprach ihm drauf gleich entgegen |
| das Weib mit ihren Worten, | ich glaube, sagte sie, daß du bist der wahre |
| Sohn des Waltenden, Christ der Allwaltende, | das mag man erkennen wohl, |
| wissen an deinen Worten, | daß du Gewalt hast |
| durch die heilige Bestimmung | des Himmels und der Erde. |
4065 | Da erfuhr ich, daß der Frauen | kam die andere gegangen, |
| Maria, seelenbetrübt, | gingen ihr in Menge nach |
| die Judenleute, | dann sie zu dem Gottessohne |
| sagte trauermüthig, | was ihr zu Sorgen war |
| in ihrem Herzen Harmes, | mit Seufzen bejammerte sie |
4070 | des Lazarus Verlust, | des lieben Mannes, |
| weinte schluchzend, | bis daß dem Gotteskinde |
| das Herz ward gerührt, | heiße Thränen |
| mit Wehklage entwallten, | und dann zu den Weibern sprach, |
| hieß ihn dann leiten, | wo Lazarus war |
4075 | mit Erde beschüttet, | lag dar ein Fels oben über, |
| ein harter Stein gedeckt. | Da hieß der heilige Christ |
| entheben die Decke, | daß er konnte die Leiche sehen, |
| den Todten schauen. | Da nicht konnte ihr Herz halten, |
| Martha vor der Menge, | zu dem Mächtigen sprach sie, |
4080 | mein Herr, der gute, sagte sie, | wenn man den Fels wegnimmt, |
| den Stein abdeckt, | dann glaube ich, daß dannen Gestank kommt, |
| unsüßer Geruch, | weil ich dir sagen mag |
| mit wahren Worten, | und daß deß nicht ist einiger Zweifel, |
| daß er dar nun bestattet war | vier Nächte und Tage |
4085 | in dem Erdgrabe. | Antwort gab |
| der Waltende dem Weibe, | was sagte ich dir in Wahrheit, sprach er, |
| wenn du glauben willst, | dann ist es nun nicht lange bis dahin, |
| daß du hier erkennen sollst | die Kraft des Drosten, |
| die gewaltige Macht Gottes. | Dann gingen Manche hinzu, |
4090 | abhuben den harten Stein. | Da sah der heilige Christ |
| empor mit seinen Augen, | Dank sagte er |
| dem, der diese Welt erschuf, | daß du mein Wort erhörst, sprach er, |
| Siegesdroste, | selber ich weiß, |
| daß du so immer thuest. | Doch ich thu es |
| bei diesem großen | Judenvolke, |
4095 | daß sie das in Wahrheit wissen, | daß du mich in diese Welt sandtest |
| diesen Leuten zu Lehren. | Dann er zu Lazarus rief |
| mit starker Stimme, | und hieß ihn aufstehen, |
| und aus dem Grabe gehen. | Da ward der Geist kommend |
| in den Leichnam, | er begann seine Glieder zu rühren, |
4100 | erhob sich unter dem Gewande, | war bewunden da noch, |
| in Leichentücher gehüllt. | Hieß ihm helfen da |
| der waltende Christ. | Wehren gingen hinzu, |
| entwanden das Gewand. | Im Glanze auferstand |
| Lazarus zu diesem Lichte. | War ihm sein Leben wieder gegeben, |
4105 | daß er seinen Altersgang | haben konnte, |
| den Frieden forthin. | Da freueten sich beide, |
| Maria und Martha. | Nicht vermag das ein Mann dem andern |
| zu sagen zur Genüge, | wie die zwei Schwestern |
| frohlockten in ihren Herzen. | Mancher wunderte sich |
4110 | der Judenleute, | da sie ihn von dem Grabe sahen |
| wandeln, den gesunden, | den, welchen zuvor Sucht hinnahm, |
| und sie begruben | tief unter der Erde, |
| den Lebenslosen, | da konnte er leben fortan |
| heil in einem Heim. | So mag des Himmelskönigs |
4115 | die gewaltige Macht Gottes | eines jeglichen Menschen |
| Seele begünstigen, | und wider der Feinde Drang, |
| der Heilige, helfen | jedem, dem er seine Huld verleihet. |
| <L.> Da ward dar so manchem Manne | das Gemüth zu Christe |
| gewendet, die Sinneskräfte, | seitdem sie seine heiligen Werke |
4120 | selber gesehen, | weil jemals eher nicht geschah solches |
| Wunder in der Welt. | |
|
|
| <Jesu Feinde zu Jerusalem beschließen im Rathe unter Kaiphas, dem Hohepriester, seinen Tod. (Joh.11,46-56)> |
| | Dann war dagegen des Wehrthums so viel, |
| starrmüthige Männer, | nicht wollten sie die Macht Gottes |
| erkenn kundbarlich, | sondern sie wider seine große Kraft |
| kämpften mit ihren Worten, | waren ihnen des Waltenden |
4125 | Lehren so leid, | suchten sich andere Leute |
| in Hierusalem, | wo war der Juden |
| Obrigkeit, Gerichtshof, | und Hauptstätte, |
| große Verbrüderung | grimmiger Völker. |
| Sie verkündeten ihnen da Christes Werk, | sagten, daß sie sahen lebendig |
4130 | den Mann mit ihren Augen, | der in der Erde war, |
| vom Boden bedecket | vier Nächte und Tage |
| todt begraben, | bis daß er ihn mit seinen Thaten selber, |
| mit seinen Worten erweckte, | daß er mußte diese Welt sehen. |
| Da ward das sehr widermüthig | den störrischen Männern, |
4135 | den Judenleuten, | hießen ihre Gönnerschaft dann, |
| Wehrthum sammeln, | Meuten vereinigen, |
| eine gewaltige Volksmenge | wider den mächtigen Christ, |
| berathschlagten in Versammlung. | Nicht ist das Rath mehr, sprachen sie, |
| daß wir das dulden, | will dieses Volkes zu viel |
4140 | glauben nach seiner Lehre, | dann greifen uns die Leute |
| an, Kriegsvolk, | werden unsere Oberhäupter |
| die Ritter von Rom, | dann wir dieses Reich werden |
| verlustig leben, | oder wir werden unseres Lebens entbehren, |
| wir Helden unserer Häupter. | Dann sprach dar ein bewürdeter Mann, |
4145 | der Oberwart der Wehren, | der war des Wehrthums allda, |
| in der Burg innen, | Bischof der Leute, |
| Kaiphas war er geheißen, | hatten ihn gekoren dazu |
| nach dem Jahrgange | die Judenleute, |
| daß er des Gotteshauses | achten sollte, |
4150 | warten des Weihthums, | mich dünket groß Wunder, sprach er, |
| erlauchtes Volk, | ihr kennet von so Manchem Bescheid, |
| wie ihr das in Wahrheit nicht wisset, | ihr Wehrthum von Juden, |
| daß hier ist besserer Rath | für der Söhne jeglichen, |
| daß man hier Einen Mann | des Lebens entlöse, |
4155 | und daß er durch euere Thaten | blutig sterbe |
| für diese Volkschaft | die Seele verlasse, |
| als daß all dies Leutewehrthum | verloren werde. |
| Nicht war es jedoch sein Wille, | daß er so wahr sprach, |
| so heraus vor dem Volke, | das Wohl des Menschengeschlechtes |
4160 | bezweckte vor der Menge, | sondern es kam ihm von der Macht Gottes |
| durch sein heiliges Amt, | da er das Haus Gottes |
| dar in Hierusalem | versehen sollte, |
| warten des Weihthums. | Drum er so wahr sprach, |
| der Bischof der Leute, | wie sollte das Kind Gottes |
4165 | alle Erdenvölker | mit seiner alleinigen Seele, |
| mit seinem Leben erlösen. | Das war aller dieser Leute Rath, |
| weil er holte damit | das Heidenvolk, |
| das Wehrthum zu seinem Willen, | der waltende Christ. |
| Da wurden einstimmig | die übermüthigen Männer, |
4170 | das Wehrthum der Juden, | und in ihrem Rathe sprachen sie, |
| das rühmliche Volk, | daß sie nicht ließen ihren Muth irren, |
| jeder, der ihn unter dem Volke | finden möchte, |
| daß der ihn gleich finge | und sofort brächte |
| in der Gemeinde Gericht, | sagten, daß sie nicht möchten gedulden länger, |
4175 | daß sie der eine Mann so | alle wollte, |
| das Wehrthum, überwinden. | |
|
|
| <Jesus meidet die Volksmenge und geht nach Ephraim, dann nach Bethania. (Luk.12,38-42 u. Joh.11,54 u. 12,1-3)> |
| | Dann wußte der waltende Christ |
| sogar der Mannen | Muthgedanken, |
| haßgrimmigen Sinn, | weil ihm war nicht verhohlen irgend etwas |
| in diesem Mittelgarten. | Er nicht wollte da in die Menge hinein |
4180 | seitdem öffentlich, | unter das Löhner-Volk, |
| gehen, unter die Juden, | harrte der Gottessohn |
| der hellen Zeit, | die ihm zukünftig war, |
| wo er für dieses Volk | dulden wollte, |
| für dies Wehrthum Strafe, | wußte er ja selber |
4185 | das Tageding sogar. | Da begab sich unser Herr fort, |
| und dann zu Ephraim | der allwaltende Christ |
| in der hohen Burg, | der heilige Droste, wohnte |
| mit seinem Wehrthum, | bis daß er mit seinem Willen kehrte |
| wieder nach Bethania | mit dem Gefolge, dem großen, |
4190 | mit seiner guten Gönnerschaft. | Die Juden besprachen es da |
| mit jeglichem Worte, | da sie ihm so großes Wehrthum |
| folgen sahen. | Nicht ist einig Frommen, sprachen sie, |
| unseres Reiches ein Bestand, | obwohl wir recht sprechen, |
| nicht gedeihet uns der Dinge eins, | das Volk will |
4195 | sich wenden nach seinem Willen, | ihm all dies Wehrthum folgt, |
| die Leute um seine Lehre, | daß wir ihm Leides irgend |
| bei dieser Volkschaft | anthuen nicht können. |
| <LI.> Begab sich da das Kind Gottes | hin nach Bethania |
| sechs Nächte | eher, denn die Versammlung |
4200 | dar in Hierusalem | der Judenleute, |
| in den Weihtagen | werden sollte, |
| daß sie sollten halten | die heiligen Zeiten, |
| der Juden Ostern, | harrte der Gottessohn, |
| der mächtige, unter der Menge, | war da der Mannen Kraft, |
4205 | des Wehrthums, wegen seiner Worte. | Da gingen um ihn zwei Weiber, |
| Maria und Martha, | mit mildem Sinne, |
| dienten ihm demüthig. | Der Dienenden Droste |
| gab ihnen wierigen Lohn, | machte sie jeglichen Leides, |
| der Sünden frei, | und selber gebot, |
4210 | daß sie in Frieden führen | wider der Feinde Drang, |
| die Frauen mit seinem Urlaub dem guten, | hatten ihre Dienstgeschäfte |
| verwaltet nach seinem Wunsche. | |
|
|
| <Jesus geht wieder nach Jerusalem, lehrt des Tags im Tempel, übernachtet auf dem Ölberg. (Luk.21,37-38)> |
| | Da begab sich der waltende Christ |
| fort mit dem Volke, | der Lebenden Droste, |
| hin nach Hierusalem, | da war der Juden |
4215 | gehäßige Obrigkeit, | da sie die heilige Zeit |
| feierten in dem Weihthum. | War dort des Wehrthums so viel |
| von kräftigen Stämmen, | die nicht wollten Christes Wort |
| gerne hören, | nicht zu dem Gottessohne |
| in ihrem Muthsinne | Minne hatten, |
4220 | sondern waren ihm so abgeneigt, | feindselig das Volk, |
| eine zornige Menschenart, | hatten Mordlust, |
| Falsch im Innern, | zum Verkehrten empfingen sie |
| Christes Lehre, | wollten ihn, den kräftigen, |
| züchtigen der Worte wegen. | Aber es war dort des Wehrthums soviel umher, |
4225 | Dienerschaft | aushaltend den Tag, |
| hatte ihn das geringe Volk | wegen seiner süßen Worte |
| mit Wehrschaft umringt, | daß ihn die Widersacher |
| in der Volkschaft | zu fahen nicht wagten, |
| sondern mieden seiner ob der Menge. | Dann stand der mächtige Christ |
4230 | in dem Weihthum innen, | sagte manches Wort |
| den Menschenkindern zum Frommen, | war dort Volk umher |
| den ganzen Tag lang, | bis daß ging die lichte |
| Sonne zum Siedel. | Dann zu Hause fuhr |
| des Menschengeschlechtes Menge. | Dann war da ein ruhmhafter Berg |
4235 | bei der Burg außen, | der war breit und hoch, |
| grün und schön, | hießen ihn die Judensöhne |
| Ölberg mit Namen, | da hinauf sich begab |
| der rettende Christ, | wenn die Nacht anfing, |
| war da mit seinen Jüngern, | wie ihn da der Juden keiner |
4240 | (nicht) wußte in Wahrheit, | weil er im Weihthum stand, |
| der Leute Droste, | wenn das Licht von Osten kam, |
| empfing die Volkschaft, | und sagte ihnen viel |
| wahrer Worte. | So nicht ist in dieser Welt einer, |
| in diesem Mittelgarten | so beredt der Männer, |
4245 | der Leutekinder keiner, | daß er vermöchte die Lehren |
| zu Ende zu erzählen, | die er dar in dem Tempel sprach, |
| der Waltende in dem Weihthum, | und immer mit seinen Worten gebot, |
| daß sie trachteten | nach dem Gottesreiche, |
| aller Menschen jeglicher, | daß sie möchten |
4250 | an dem ruhmreichen Tage ihres Drosten | Herrlichkeit empfangen, |
| sagte ihnen, was sie für Sünden verübten, | und immer gebot, |
| daß sie die auslöschten, | hieß sie das Licht Gottes, |
| minnen in ihrem Gemüthe, | Meinthat verlassen, |
| den übelen Übermuth, | Demut annehmen, |
4255 | prägen die in ihr Herz, | sagte, daß ihnen dann wäre das Himmelreich, |
| bereit der Güter größtes. | Da ward da der Hörer so viel |
| gewendet nach seinem Willen, | seitdem sie das Wort Gottes, |
| das heilige, vernahmen, | des Himmelsköniges, |
| erkannten die große Kraft, | die Kunst des Drosten, |
4260 | des Herrn Hülfe. | Ja das Himmelreich war |
| rettend genahet, | und Gnade Gottes |
| den Menschenkindern. | Mancher gar muthig war |
| des Judenvolkes, | hatten grimmigen Sinn, |
| argmüthige Seele, | [...] |
4265 | nicht wollten sie seinem Worte hören, | sondern hatten mächtigen Kampf |
| wider die Kraft Christes, | nicht wollten dazu kommen |
| die Leute ob leidigen Streits, | daß sie Glauben zu ihm |
| fest erfaßten, | nicht war ihnen das Glück beschieden, |
| daß sie das Himmelreich | besitzen konnten. |
|
|
| <Jesus weissagt: Untergang des Tempels und der Welt. (Matth.24,1-29 u. Mark.13,1-37 u. Luk.21,5-36)> |
4270 | Ging dann der Gottessohn, | und seine Jünger mit ihm, |
| der Waltende, aus dem Weihthum, | allwie sein Wille ging, |
| und auch oben auf den Berg stieg | der Sohn des Drosten, |
| saß da mit seinen Gefährten, | und ihnen sagte viel |
| wahrer Worte. | Sie begannen ihm da von dem Weihthum zu sprechen, |
4275 | die Jünger, von dem Gotteshause, | sagten, daß nicht wäre ein prachtvollerer |
| Tempel auf Erden, | der je durch Künstler Hand, |
| durch Mannesgewerk | mit mächtiger Kraft |
| als Gebäude errichtet. | Dann der Reiche sprach, |
| der hehre Himmelskönig, | hörten die andern, |
4280 | ich mag euch erzählen, sprach er, | daß noch wird die Zeit kommen, |
| daß davon stehen nicht soll | ein Stein über dem andern, |
| sondern er fällt zu Boden, | und ihn Feuer erfaßt, |
| gefräßige Lohe, | obwohl er nun so prachtvoll ist, |
| so weislich gewirkt. | und so thuen all dieser Welt Geschöpfe, |
4285 | es zergleitet die grüne Au. | Da gingen zu ihm die Jünger, |
| fragten ihn so stille, | wie lange soll stehen noch, sprachen sie, |
| diese Welt in Wonnen, | ehe denn die Wende komme, |
| daß der letzte Tag | des Lichtes scheine |
| durch den Wolkenhimmel, | oder wann ist dein Wille wieder zu kommen |
4290 | in diesen Mittelgarten, | das Menschengeschlecht |
| zu richten, | die Todten und Lebendigen, |
| Herr mein, der gute? | uns ist darnach Verlangen groß, |
| waltender Christ, | wann das geschehen solle. |
| <LII.> Da ihnen Antwort | der allwaltende Christ |
4295 | gütlich gab, | den Jüngern er selbst, |
| das hat so verborgen, sprach er, | der Droste, der gute, |
| und auch so dicht verholen | des Himmelreiches Vater, |
| der Waltende dieser Welt, | so daß wissen nicht mag |
| einig Mannessohn, | wann die herrliche Zeit |
4300 | kommt in dieser Welt, | nicht es auch in Wahrheit nicht kennen |
| Gottes Engel, | die vor ihm gegenwärtig |
| immer sind, | sie es auch sagen nicht mögen |
| in Wahrheit mit ihren Worten, | wann es dann werden solle, |
| daß er wolle in diesem Mittelgarten, | der mächtige Droste, |
4305 | die Menschen heimsuchen. | Der Vater weiß es allein, |
| der heilige im Himmel, | sonst ist es verholen allen, |
| Lebendigen und Todten, | wann seine Kunst werde, |
| ich mag euch erzählen, | welche Zeichen ehe bevor |
| werden wunderbarlich, | ehe denn er in diese Welt komme |
4310 | an dem herrlichen Tage, | das wird hier zuvor an dem Monde sichtlich |
| und auch an der Sonne eben so, | geschwerken sie beide, |
| mit Finstere werden sie befangen, | fallen die Sterne, |
| weiße Himmelslichter, | und zittert die Erde, |
| bebet die breite Welt, | wird solcher Zeichen viel, |
4315 | grimmet die große See, | wirket des Meeres Strom |
| Schrecken mit seinen Wogen | den Erdwohnenden, |
| dann dorret die Menge | durch das große Gezwinge, |
| das Volk durch die Furcht, | dann nicht ist Friede irgends, |
| sondern wird Kampf so mancher | über diese Welt all |
4320 | hitzig erhoben, | und die Herrschaft leitet |
| ein Geschlecht über das andere, | wird der Könige Kampf, |
| gewaltige Machtfahrt, | wird mancher Qualtodt |
| offener Orlog, | das ist ein schrecklich Ding, |
| daß je solchen Mord sollen | Männer erheben. |
4325 | Wird Pest, so große, | über diese Welt all |
| Menschensterben zumeist, | als je in diesem Mittelgarten |
| verschieden durch Seuche, | liegen sieche Menschen, |
| stürzen und sterben, | ihren Tag enden, |
| füllen sie mir ihrem Leben, | fährt unmäßig großer |
4330 | Hunger heißgrimmig | über der Helden Kinder, |
| der Speisebegierden größte. | Nicht ist das das kleinste |
| der Wehe in dieser Welt, | die hier werden sollen |
| vor dem Urtheilstage. | Wann je ihr diese Thaten sehet |
| geschehen in dieser Welt, | so möget ihr wahrlich verstehen, |
3435 | daß dann der letzte Tag | den Leuten nahet, |
| der hehre den Mannen, | und die Macht Gottes, |
| der Himmelskraft Bewegung, | und des Heiligen Kunst, |
| des Drosten, mit seinen Herrlichkeiten. | Seht, ihr von diesen Thaten möget |
| in diesen Bäumen | ein Bild erkennen: |
4340 | wann sie knospen und blühen, | und Blätter zeigen, |
| Laub sich entfaltet, | dann wissen der Leute Kinder, |
| daß dann ist bald nachdem | der Sommer genahet, |
| warm und wonnesam, | und das Wetter schön. |
| So wisset ihr auch bei diesen Zeichen, | die ich euch erzählte hier, |
4345 | wann der letzte Tag | den Leuten nahet. |
| Dann sage ich euch wahrlich, | daß eher dies Wehrthum nicht muß |
| zerfahren, diese Volkschaft, | ehe denn werde erfüllet so |
| mein Wort, bewährt. | Nach Wende kommt |
| Himmels und Erden, | und stehet mein heilig Wort |
4350 | fest fortwährend, | und wird alles erfüllet so, |
| geleistet in diesem Lichte, | wie ich vor diesen Leuten spreche. |
| Wachet (ihr) gewahrsam. | euch ist Heimsucher |
| des Gerichtes Tag, der hehre, | und eueres Drosten Kraft, |
| die große Machtstrenge | und die hehre Zeit, |
4355 | Wende dieser Welt. | Dafür ihr euch wahren sollet, |
| daß er euch schlafende | in Schlummer-Ruhe |
| fährlich nicht befange, | in Frevelwerken, |
| des Meines voll. | Das Welt-Ende kommt |
| in düsterer Nacht, | allwie ein Dieb fähret |
4360 | heimlich mit seinen Thaten, | so kommt der Tag den Mannen, |
| der letzte dieses Lichtes, | wie es eher diese Leute nicht wissen, |
| eben so wie es die Flut that | in Vordertagen, |
| die da mit Wasserströmen | die Leute verzehrte |
| bei Noahs Zeiten, | nur daß ihn schützte Gott |
4365 | mit seinem Hause, | der heilige Droste |
| wider den Schwalg der Flut. | So geschah auch, daß Feuer kam |
| heiß vom Himmel, | welches die hohen Burgen |
| um Sodomaland, | schwarze Lohe, umpfing, |
| grimm und gefräßig, | daß dar einig Mensch nicht genas |
4370 | außer Loth allein, | ihn entleiteten dannen |
| des Drosten Engel, | und seine zwei Töchter, |
| auf einen Berg hinauf, | das andere Alles brennend Feuer |
| wie Land so Leute, | die Lohe verzehrte. |
| Wie jählings ward das Feuer kommend, | wie ward eher die Flut desgleichen, |
4375 | so wird der letzte Tag. | Darauf soll aller Leute jeglicher |
| gedenken, vor dem Ereigniß, | deß ist große Durft |
| der Menschen jeglichem. | Darum lasset in euer Gemüth Sorge, |
|
|
| <Jesus weissagt: das jüngste Gericht. (Matth.25,31-46)> |
| <LIII.> weil wenn das geschiehet, | daß der waltende Christ, |
| der erlauchte Menschensohn, | mit der Macht Gottes |
4380 | kommt, mit der Kraft, | der Könige reichster, |
| zu sitzen in seinselbes Macht, | und zusammen mit ihm |
| alle die Engel, | die dar oben sind, |
| die heiligen im Himmel, | dann sollen dorthin der Helden Kinder, |
| die Fremdvölker kommen | alle zusammen, |
4385 | von lebenden Leuten, | was je in diesem Lichte, |
| von Menschen, ward geboren. | Dort er dem Volke soll, |
| allem Menschengeschlechte, | der erlauchte Droste, |
| ertheilen nach ihren Thaten. | Dann scheidet er die verdorbenen Menschen, |
| die verworfenen Wehren, | zur linken Hand, |
4390 | so thuet er auch die Seligen | zur rechten Seite, |
| grüßet er dann die Guten | und ihnen entgegen spricht, |
| kommet ihr, spricht er, die da gekoren sind, | und empfanget dies kräftige Reich, |
| dies gute, das hier bereitet steht, | das da ward der guten Kindern |
| gewirkt nach dieser Welt Ende, | euch hat geweihet selber |
4395 | der Vater aller Lebenden Kinder, | ihr müsset dieses Glückes genießen, |
| gewalten dieses weiten Reiches, | weil ihr oft meinen Willen thatet |
| willfahret mir gerne, | und waret mir mit euerer Gabe milde, |
| wann ich bedrängt war | von Durst und Hunger, |
| von Frost befangen, | oder ich in Fesseln lag |
4400 | beklemmt im Kerker, | oft ward mir dorthin kommend |
| Hülfe von euern Händen, | ihr wart mir in euern Herzen milde, |
| heimsuchtet mich würdiglich. | Dann spricht ihm drauf das Wehrthum entgegen, |
| Herr mein, der gute, sprechen sie, | wann warst du befangen so, |
| bedrängt in solchen Darbungen, | wie du vor diesem Volk erzählst, |
4405 | Mächtiger, erwähnst? | Wann sah dich einig Mann |
| bedrängt in solchen Darbungen, | da du ja hast aller Völker Gewalt, |
| und auch im gleichen der Güter, | die je Menschen Söhne |
| gewannen in dieser Welt. | Dann spricht ihnen wieder der waltende Gott, |
| alles was ihr thatet, sagt er, | in eueres Drosten Namen |
4410 | Gutes, vergabtet zu Gottes Ehre | |
| den Menschen, die hier die mindesten sind, | die hier unter dieser Menge stehen, |
| und aus Demuth | waren arme |
| Wehren, weil sie meinen Willen vollbrachten, | alles was ihr ihnen von euerm Reichthum gabet, |
| thatet zu meiner Verherrlichung, | das empfing euer Droste selber, |
4415 | die Hülfe kam zum Himmelskönige | darum will euch der heilige Droste |
| lohnen euern Glauben, | gibt euch Leben ewig. |
| Wendet sich dann der Waltende | zu der linken hand, |
| der Droste zu den verdorbenen Menschen, | sagt ihnen, daß sie sollen die Thaten entgelten, |
| die Menschen, ihre Meinwerke, | nun ihr von mir sollet, spricht er |
4420 | fahren so verfluchte | in das ewige Feuer, |
| das da bereitet ward | Gottes Widersachern, |
| dem Feindevolke | ob Frevelwerken, |
| weil ihr mir nicht halfet, | wann mich Hunger und Durst |
| quälte zum Erstaunen, | oder ich Gewandes baar |
4425 | ging, jammermüthig, | war mir große Durft, |
| dann nicht hatte ich da einige Hülfe, | wann ich geheftet war |
| in Gliederkrampen geschlossen, | oder mich das Bette befing, |
| schwere Seuche, | dann nicht wolltet ihr mich siechen da |
| heimsuchen mit etwas, | nicht war euch werth je etwas, |
4430 | daß ihr meiner gedächtet, | darum ihr in der Hölle sollet |
| dulden in Dunkel. | Dann spricht ihm drauf das Volk entgegen, |
| ei doch waltender Gott, sagten sie, | wie willst du so wider dies Wehrthum sprechen, |
| reden wider diese Menge, | wann war dir der Menschen Durft |
| des Guten von Gönnern, | weil sie es alles durch deine Gaben besitzen, |
4435 | den Reichthum in dieser Welt. | Dann spricht drauf der waltende Gott, |
| wann ihr die ärmsten, sagt er, | der Zeitkinder, |
| von den Menschen die mindesten | in euerm Muthsinne, |
| die Helden, übersahet, | ließet sie in euerm Herzen leidig, |
| entzoget ihnen euere Verehrung, | dann thatet ihr euerm Drosten desgleichen, |
4440 | ihr weigertet mit euern Reichthum. | Darum nicht will euch der waltende Gott |
| empfangen, euer Vater, | sondern ihr in das Feuer sollt, |
| in den tiefen Tod, | den Teufeln dienen, |
| den wuthigen Widersachern, | weil ihr so handeltet zuvor. |
| Dann nach diesen Worten | zerfährt das Vok entzwei, |
4445 | die Guten und die Übeln, | fahren die verworfenen Menschen, |
| in die heiße Hölle, | trauermüthig, |
| die verdorbenen Wehren, | Weh empfangen, |
| Übel endelos, | leitet empor dannen |
| der hehre Himmelskönig | die lauteren Scharen |
4450 | in das langwierige Licht, | wo ist Leben ewig |
| bereitet, Gottes Reich, | den guten Völkern. |
| <LIV.> So erfuhr ich, daß den Kämpen da | der reiche Droste |
| von der Welt Wende | mit Worten erzählte, |
| wie sie fortwähret, | so lange sie der Lebenden Kinder |
4455 | bewohnen müssen, | und wie sie an dem Ende soll |
| zergleiten und zergehen. | |
|
|
| <Jesus weissagt seinen nahen Tod. Seiner Feinde Versammlung. An diese verkauft ihn Judas. (Matth.26,1-5 u. Mark.14,1-2 u. Luk.22,2-6)> |
| | Er sagte auch seinen Jüngern da |
| mit wahren Worten, | was, ihr wisset alle, sprach er, |
| daß nun über zwei Nächte | sind die Zeiten kommend, |
| der Juden Ostern, | daß sie sollen ihrem Gotte dienen, |
4460 | die Wehren in dem Weihthum, | deß nicht ist einige Wende, |
| daß dar wird des Menschensohn | an die Volksmenge, |
| der kräftige, verkauft, | und ans Kreuz geschlagen, |
| erduldet Todesqual. | Da ward dort mancher Degen, |
| trugsinniger, gesammelt, | von Süderleuten, |
4465 | der Juden Gönnerschaft, | (wo sie sollten ihrem Gotte dienen) |
| wurden die Gesetzlehrer | alle kommend, |
| zur Versammlung die Wehren, | die sie da zu den weisesten, |
| unter der Menge, | von den Männern zählten, |
| eine kräftige Geschlechtsart, | wo Kaiphas war, |
4470 | der Bischof der Leute. | Sie rathschlagten da wider das Kind Gottes, |
| wie sie ihn erschlügen, | den Sündelosen, |
| sagten, daß sie ihn an dem heiligen Tage | ergreifen nicht sollten |
| unter der Mannen Menge, | damit nicht gerathe diese Volksmenge, |
| die Helden, in Aufruhr, | weil ihn diese Herrschaft will |
4475 | vertheidigen mit Streit, | wir so stille müssen |
| trachten nach seinem Leben, | damit das Volk der Juden |
| an den Weihtagen | Lärm nicht erhebe. |
| Da ging dorthin Judas fort, | ein Jünger Christes, |
| einer der Zwölfe, | wo der Adel saß, |
4480 | der Juden Gönnerschaft, | sagte, daß er ihnen hier guten Rath |
| sagen möchte, | was wollet ihr mir zahlen hier, sprach er, |
| von Geld zur Miethe, | wenn ich euch den Mann gebe |
| ohne Kampf und ohne Lärm? | Da ward des Wehrthums Herz, |
| der Leute, in Lusten, | wenn du willst leisten so, sprachen sie, |
4485 | dein Wort bewähren, | dann du Gewalt hast, |
| was du von dieser Versammlung | begehren wollest |
| an gutem Gelde. | Da verhieß im die Verbrüderung dort |
| nach seinselbes Willkür | von Silbermünzen |
| dreißig zusammen, | und er zu der Schar sprach |
4490 | mit derben Worten, | daß er gäbe seinen Drosten dafür, |
| entfernte sich dann von dem Wehrthum, | war ihm feindlicher Sinn, |
| berechnete bei sich, der so treulose, | wannehr würde ihm die Zeit kommen, |
| daß er ihn möchte überweisen | der wüthigen Schar, |
| dem Feinde-Volke | Dann wußte das Friedekind Gottes, |
4495 | der wahre waltende Christ, | daß er diese Welt sollte |
| aufgeben diese Gehöfde, | und suchen sich das Gottesreich, |
| heimfahren zu seines Vaters Erbe. | |
|
|
| <Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße. (Joh.13,1-9)> |
| | Da nicht sah einer der Lebenden Kinder |
| größere Minne, | als er da zu den Mannen bewies |
| zu den guten Jüngen sein. | Ein Mahl bereitete er, |
4500 | setzte sie vertraulich, | und ihnen sagte viel |
| wahrer Worte. | Schritt westlich der Tag, |
| die Sonne zum Siedel. | Da er selber gebot, |
| der Waltende mit seinen Worten, | hieß ihm Wasser bringen, |
| lauteres, zu Handen, | und auffstand da der heilige Christ, |
4505 | der gute, beim Mahle | und dar seinen Jüngern zwagte |
| die Füße mit seinen Händen, | und rieb sie mit seiner Quehle drauf, |
| trocknete sie verehrlich. | Dann zu seinem Drosten sprach |
| Simon Petrus: | nicht dünkt mir dies so angemessene Sache, |
| Herr mein, der gute, | daß du meine Füße zwagest |
4510 | mit deinen heiligen Händen. | Da sprach ihm drauf sein Herr entgegen, |
| der Waltende mit seinen Worten, | wenn du dazu Willen nicht hast, sagte er, |
| entgegen zu nehmen, | daß ich deine Füße zwage |
| aus solcher Minne, | wie ich diesen andern Männern hier |
| thue aus Verehrung, | dann nicht hast du einigen Theil mit mir |
4515 | im Himmelreiche, | Das Herz ward da gewendet |
| dem Simon Petrus, | du habe dir selber Gewalt, sprach er, |
| Herr mein, der gute, | über meine Füße und Hände, |
| und über mein Haupt desgleichen | [.......] |
| als Gebieter, sie zu zwagen, | auf daß ich möge fortan deine |
| Huld haben, | und des Himmelreiches |
4520 | solchen Antheil, | so du mir als Herr willst |
| dargeben durch deine Güte. | Die Jünger Christes |
| die Diensterweisung, | die Diener, duldeten, |
| die Degen mit Geduld, | alles was ihnen ihr Herr that, |
| der mächtige, aus Minne, | und gedachte ihnen noch mehr Dienst, |
4525 | den Männern, zu erweisen, | <LV.> das Friedekind Gottes, |
| ging dann wieder sitzen | unter der Gefährten Zahl |
| und sagte Vieles, langdauernden Rath. | |
|
|
| <Jesus feiert mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl. (Matth.26,17-35 u. Mark.14,12-31 u. Luk.22,7-34 u. Joh.13.21-38 u. 14,16-30)> |
| | Ward wieder Licht kommend, |
| der Morgen zu den Menschen. | Den mächtigen Christ |
| grüßten seine Jünger, | und fragten, wo sie sein Mahl da |
4530 | an dem Weihtage | bereiten sollten, |
| wo er wollte halten | die heiligen Zeiten |
| selber mit seinen Gefährten. | Dann er sie suchen hieß, |
| die Trauten, Hierusalem, | so ihr dann gegangen kommt, sprach er, |
| in die Burg hinein, | wo ist Gebraus groß |
4535 | mächtig Volksgemeng, | dar möget ihr einen Mann sehen |
| in seinen Händen tragen | lauteres Wassers |
| ein Schöpfgefäß mit seinen Armen, | dem ihr folgen sollet, |
| in welches Gehöfde | ihr ihn gehen sehet, |
| und ihr sodann dem Herrn, | der den Hof besitzet, |
4540 | selber saget, | daß ich euch sandte dorthin |
| zu bereiten mein Mahl. | Dann zeigt er euch ein prächtiges Haus, |
| einen hohen Söller, | der ist behangen ganz |
| mit seinem Schmuck. | Da ihr beschaffen sollt |
| meine Wirtschaft. | Dar bin ich ein Wißkomm, |
4545 | selber mit meinen Gefährten. | Da begaben sich sofort darauf |
| dar gen Hierusalem | die Jünger Christes |
| fürbaß auf die Fahrt, | fanden alles, wie er sprach, |
| die Wortzeichen wahr, | nicht war daran einig Fehl. |
| Dort bereiteten sie das Mahl. | Ward der Gottes Sohn, |
4550 | der heilige Droste, | in das Haus kommend, |
| wo sie die Landesweise | leisten sollten, |
| vollbringen Gottes Gebot, | allwie war der Juden |
| Gesetz und Altsitte | in Vordertagen. |
| Ging dann an dem Abende | der allwaltende Christ |
4555 | in den Saal sitzen, | hieß dar seine Gefährten zu ihm |
| die zwölfe kommen, | welche ihm die getreuesten |
| in ihrem Muthsinne | von den Männern waren |
| in Worten und in Weisen. | Wußte selber |
| ihre Gesinnungen | der heilige Droste, |
4560 | grüßte sie über dem Mahle. | Begierig bin ich sehr, sprach er, |
| daß ich zusammen mit euch | sitzen möge |
| des Mahles zu genießen, | der Juden Pascha |
| zu theilen mit euch so theuern. | Nun ich soll euch eueres Drosten |
| Willen sagen, | daß ich in dieser Welt nicht muß |
4565 | mit Menschen mehr | Speise kosten, |
| fürder mit Lebenden, | ehe denn erfüllet wird |
| das Reich der Himmel, | mit ist vor Handen nun |
| Weh und Schreckensqual, | die ich für dies Wehrthum soll |
| dulden, für dies Volk. | Wie er da so zu den Degen sprach, |
4570 | der heilige Droste, | da ward ihm sein Herz betrübt, |
| ward ihm verdüstert die Seele, | und drauf zu den Gefährten sprach |
| der gute zu seinen Jüngern, | wahrlich, ich euch Gottes Reich, sagte er, |
| verhieß, des Himmels Licht, | und ihr mir holdlich |
| euere Degenschaft, | nun wollt ihr nicht verharren so, |
4575 | sondern wanket von den Worten. | Nun sage ich euch in Wahrheit hier, |
| daß will von euch Zwölfen einer | die Treue brechen, |
| will mich verkaufen | unter dies Geschlecht der Juden, |
| verhandeln gegen Silber, | und will sich da Erz nehmen, |
| theuere Münze, | und geben seinen Drosten dafür, |
4580 | den holden Herrn, | das ihm doch zum Harme soll |
| werden, zum Wehe. | Indem den Erfolg er siehet, |
| und er der Arbeit | Ende schauet, |
| dann weiß er das in Wahrheit, | daß ihm wäre ein ander Ding |
| besser um vieles, | daß er je geboren nicht wäre |
4585 | lebend zu diesem Lichte, | wann er zu Lohn empfängt |
| übeles Elend | für argen Verrath. |
| Da begann der Männer jeglicher | nach dem andern zu schauen, |
| sorgend zu sehen, | war ihnen das Gefühl schwer, |
| weh um ihr Herze, | sie hörten ihren Herrn da |
4590 | Trauerworte sprechen, | die Freunde sorgten, |
| welchen er von den Zwölfen | dazu zählen wollte |
| als schuldigen zum Schädiger, | daß er habe die Silberlinge da |
| bedungen von dem Volke. | Nicht war es der Degen einigem |
| zu solcher Falschheit | möglich sich zu bekennen, |
4595 | Meingedanken entsagte | der Männer jeglicher, |
| wurden alle in Furchten, | zu fragen nicht wagten sie |
| ehe denn da winkte | der hochwürdige Jünger, |
| Simon Petrus, | nicht wagte er es selber zu sprechen, |
| zu Johannes, dem guten, | der war dem Gotteskinde |
4600 | in den Tagen | der degen liebster |
| zumeist in Minne, | und mußte darum an des mächtigen Christes |
| Busen ruhen, | und an seiner Brust er lag, |
| sich lehnte mit seinem Haupte. | da vernahm er so manch heilig Geheimnis, |
| tiefe Gedanken. | Und da zu seinem Drosten sprach, |
4605 | begann ihn zu fragen, | wer soll das, Herr mein, sein , fragte er, |
| der dich verkaufen will, | der Könige reichsten |
| unter deiner Feinde Volk? | [...] |
| Waltender, das zu wissen. | Da hatte drauf sein Wort bereit |
| der heilige Christ: | Sieh (dir), wem ich hier zu Handen gebe |
4610 | von meiner Speise, vor diesen Mannen, | der hat Weihgedanken, |
| bittere Herzensgesinnung, | der soll mich in der Mörder Gewalt, |
| den Feinden liefern, | dar man mein Leben soll, |
| mein Alter enden, | nahm er dann nachdem |
| von der Speise vor den Mannen, | und gab davon den Meinthäter |
4615 | dem Judas in die Hand, | und ihm entgegen sprach |
| selber vor seinen Gefährten, | und ihn schleunig hieß |
| fahran von seinem Volke, | handle, so du denkest, sagte er, |
| thue, was du Ihnen sollst, | du nicht magst verbergen länger |
| den Willen dein, | die Wurd ist vorhanden, |
4620 | die Zeiten sind nun genahet. | Wie da der Treulüger, |
| das Mus empfing, | und mit seinem Munde einbiß, |
| so verließ ihn da die Gotteskraft, | die Gramen einfuhren |
| in seinen Leichnam, | leidige Wesen, |
| ward ihm Satanas, | sehr klamm, |
4625 | hart um sein Herz, | seitdem ihn die Hülfe Gottes |
| verließ in diesem Lichte. | So ist dem der Menschen Wehe, |
| der so unter diesem Himmel | wird den Herrn wechseln, |
| <LVI.> Machte sich da auf dannen, | der Verrathes begierig, |
| Judas zu gehen, | hatte grimmen Sinn |
4630 | der Degen wieder den Dienstherrn, | war da schon düstere Nacht |
| dicht geschweret. | Der Sohn des Drosten |
| blieb beim Mahle noch, | und seine Jünger dort, |
| der Waltende Wein und Brod, | weihete beides, |
| heiligte, der Himmelskönig, | mit seinen Händen es brach, |
4635 | gab es seine Jünger | und Gotte dankte, |
| sagte dem Dank, | der da Alles erschuf, |
| Welt und Wonne, | und sprach manches Wort, |
| glaubet (ihr) das lichthell, fragte er, | das dies ist mein Leib, |
| und mein Blut desgleichen, | ich gebe euch beides zusammen, |
4640 | zu essen und zu trinken, | dieses ich auf Erden soll |
| hingehen und vergießen, | und euch zu Gottes Reiche |
| erlösen mit meinem Leibe | in das Leben, das ewige, |
| in das Licht des Himmels, | gedenket (ihr) immer, |
| daß ihr das vollbringet, | was ich bei diesem Mahle thue, |
4645 | verkündet dies vor der Menge, dies ist ein mächtig Ding, |
| mit diesem sollt ihr euren Drosten, | Ehre wirken, |
| habet dies meiner zu Erinnerungen, | das heilige Bild, |
| daß es die Zeitkinder | künftig nachthun, |
| wahren in dieser Welt, | daß das wissen alle |
4650 | Menschen über diesen Mittelgarten, | daß es durch meine Minne gethan |
| dem Herrn zur Huldigung. | Gedenkt (ihr) immer, |
| wie ich euch hier gebiete, | daß ich euere Brüderschaft |
| glaubhaft bewahret, | habet frommen Sinn, |
| minnet euch in euerem Gemüthe, | daß das der Menschen Kinder |
4655 | über das Erdenvolk | alle verstehen, |
| daß ihr seid wahrhaftig | meine Jünger. |
| Auch soll ich euch sünden, | wie hier will der kräftige Feind |
| hassend bittergrimmig | um euer Herz spüren, |
| Satanas selber, er kommt | hieher euere Seelen |
4660 | tückisch zu gefährden, | immer (ihr) fest zu Gotte |
| traget euere Herzgedanken, | ich soll in eurem Gebete stehen, |
| daß euch nicht mag der Meinthäter | das Gemüth berücken, |
| ich leiste euch Hülfe wider den Feind, | Auch kam er hierher einst mich zu belisten, |
| doch ihm seines Willens hier | nichts gelang |
4665 | des Lieben an diesem meinem Leibe. | Nun nicht will ich euch länger verhehlen, |
| was euch hier nun schleunig soll | für Sorge entstehen: |
| ihr werdet mir versagen, | ihr meine Gefährten, |
| euere Degenschaft, | ehe dann diese düstere Nacht |
| die leute verlasse, | und wieder Licht komme, |
4670 | der Morgen zu den Menschen. | Da ward der Muth den Getreuen |
| stark verdüstert, | und krank ihr Gefühl, |
| schmerzlich um ihr Herz, | und ihres Herrn Wort |
| schwer in Sorgen. | Simon Petrus dann |
| der Degen zu seinem Drosten | in kühnen Worten sprach |
4675 | aus Huld <ab hier HS M mit Blattverlust - Übersetzung aus HS C> zu seinem Herrn, |
| ob auch dich all dies Heldenvolk, sagte er, | verläßt, deine Gefährten, |
| doch ich standhaft mit dir | in allen Drangsalen dulden will, |
| ich bin bereit immer, | wenn mir Gott verleihet, |
| das ich zu deiner Hülfe | standhaft stehe, |
4680 | wenn sie dich auch in Kerkers | Schlösser enge, |
| diese Leute, beschließen, | so ist mir wenig Bedenken, |
| daß ich in den Banden mit dir | harren will, |
| liegen mit dir, so liebem. | Wenn sie deines Lebens dann |
| mit des Schwertes hieb | dich berauben wollen, |
4685 | mein Fürst, der gute, | ich gebe mein Leben für dich |
| im Waffenspiel, | nicht ist mir werth, je etwas |
| zu vermeiden, | so lange mir währet mein |
| Muth und handcraft. | Da sprach ihm drauf sein Herr entgegen, |
| was du dich versiehest, sagte er, | weiser Treue, |
4690 | dreister Dinge | du hast Degens Sinn, |
| guten Willen, | ich mag dir sagen, wie es dennoch geschehen soll, |
| daß du wirst so schwachmüthig, | obwohl du jetzt nicht wähnest so, |
| daß du deinen Herrn bei Nacht | dreimal verleugnest |
| vor dem Hahnenschrei, | und sagst, daß du ich dein Herr nicht sei, |
4695 | sondern du verschmähest mein Schutzrecht. | Da sprach aber der Mann entgegen, |
| wenn es auch in dieser Welt, sagte er, | geschehen müßte, |
| daß ich zusammen mit dir | sterben müßte, |
| sterben gebührlich, | so würde doch niemals der Tag kommen |
| daß ich dich verleugnete, | lieber Droste, |
4700 | gern vor diesen Juden. | Da sprachen alle die Jünger so, |
| das sie dar in den Gedinge | mit ihm dulden wollten. |
| <LVII.> Da ihnen drauf mit seinen Worten gebot | der Waltende selber, |
| der hehre Himmelskönig, | daß sie sich nicht ließen ihr Herz zweifeln, |
| hieß, daß sie nicht hegten | tiefe Gedanken, |
4705 | nicht betrübe sich euer Herze | durch eueres Drosten Wort, |
| nicht fürchtet zu viel, | ich soll unseren Vater, |
| ihn selber suchen, | und euch senden soll |
| vom Himmelsreiche | den heiligen Geist, |
| der soll euch wieder trösten, | und zum Frommen werden, |
4710 | mahnen euch an die Gedanken, | die ich euch in Menge habe |
| mit Worten gewiesen, | er gibt euch Weisheit in die Brust, |
| lustsame Lehre, | das ihr leistet fortan |
| die Worte und die Werte, | die ich euch in dieser Welt gebot. |
|
|
| <Jesus betet auf dem Ölberge. (Matth.26,47 u. Mark.14,26-43 u. Luk.2,39-47 u. Joh.16,6-20)> |
| Erhub sich dann der Reiche | in dem Saale innen |
4715 | der rettende Christ, | und verließ ihn des Nachts |
| selber mit seinen Gefährten, | traurig gingen |
| sehr jammernd | die Jünger Christes, |
| wehmüthig. | Dann er sich begab auf den hohen |
| Berg der Ölbäume, | da war er auf gewohnt |
4720 | zu gehen mit seinen Jüngern, | das wußte Judas wohl, |
| der bösherzige Mann, | weil er oft war auf dem Berge mit ihm, |
| dar grüßte der Gottessohn | die Jünger sein, |
| ihr seid nun so betrübt, sprach er, | nun ihr mein Tod wisset, |
| nun jammert ihr und grämt euch, | und die Juden sind in Lusten, |
4725 | freuet sich die Menge, | sind in ihrem Gemüthe froh, |
| diese Welt ist in Wonnen, | deß wird doch eine Wende kommen |
| sehr schleunig, | dann wird ihnen schwer das Herz, |
| dann trauern sie in ihrem Gemüthe, | und ihr euch freuen sollt |
| künftig im Ewigstage | weil jemals Ende nicht kommt, |
4730 | eueres Wohllebens Wende. | Darum nicht dürfen euch diese Werke härmen, |
| schmerzen meine Hinfahrt, | weil von da soll die Hülfe kommen |
| den Kindern der Guten. | Dann hieß er seine Jünger dar |
| auf dem Berge warten, | sagte, daß er zum Gebete wollte |
| auf dem Kuppenhange | höher steigen, |
4735 | hieß dann mit ihm drei | Degen gehen, |
| den Jakobus und Johannes, | und den guten Petrus, |
| den dreistmuthigen Degen, | dann sie mit ihrem Herrn zusammen |
| gerne gingen. | da hieß sie der Gottessohn |
| auf dem Berge oben | zum Gebete sich neigen, |
4740 | hieß sie Gott grüßen, <ab hier auch wieder HS M> | sehnlich bitten, |
| daß er ihnen der Versucher | Kraft abwehre, |
| der Bösen Willen, | daß er ihnen der widersacher nicht möchte, |
| der Meinthäter, | den Muth verführen. |
| Auch sich dann selber neigte | der Sohn des Drosten, |
4745 | der Kräftige zum Kniegebet, | der Könige reichster, |
| vorwärts zur Erde, | den Vater aller Menschen, |
| den guten, grüßte er, | mit Trauerworten er sprach, |
| wehmüthiglich, | war ihm sein Herz betrübt, |
| bei seiner Menschheit | das Gemüth gerührt, |
4750 | sein Fleisch war in Furchten, | entfielen ihm Thränen, |
| troff sein kostbarer Schweiß, | allwie Blut kommt |
| wallend aus Wunden, | war im Kampfe da |
| in dem Gotteskinde | der Geist |
| und der Leib, | der eine war bereit |
| zum Heimwege, | der Geist zum Heimwege, |
4755 | der Geist zum Gottesreiche, | der andere in Jammer stand, |
| der Leib Christes, | nicht wollte er das Licht aufgeben, |
| sondern bebte vor dem Tode, | immer er den Drosten fort |
| desto mehr nachdem, | den mächtigen, anredete, |
| den hohen Himmelsvater, | den heiligen Gott, |
4760 | den Waltenden, mit seinen Worten, | wenn nun werden nicht mag, sprach er |
| das Menschengeschlecht erlöset, | es sei denn das ich hingebe meinen |
| lieben Leib | für der Leute Kinder |
| zur Qual bis zum Erstaunen, | es sei denn dein Wille so, |
| ich will deß dann kosten, | ich nehme den Kelch an die Hand, |
4765 | trinke ihn dir zu Ehren, | Droste, mein Fürst, |
| mächtiger Mundherr, | nicht achte du hier meines |
| Fleisches Wohlfahrt, | ich erfüllen soll |
| den Willen dein, | du hast Gewalt über das All. |
| Giwet sich dann zu gehen, | wo er seine Jünger ließ |
4770 | warten auf dem Berge, | fand sie das Kind Gottes |
| schlafen in Sorgen, | war ihnen schwer das Herze, |
| daß sie von ihrem Drosten | scheiden soolten. |
| So sind das Herzensleiden | der Menschen jeglichem |
| daß er verlassen soll | den lieben Herrn, |
4775 | aufgeben den so guten. | Dann er zu seinen Jüngern sprach, |
| weckte sie der Waltende, | und mit Worten grüßte, |
| wie wollt ihr so schlafen, sagte er, | nicht möget zusammen mit mir |
| wachen eine Weile, |die Wurd ist vorhanden, |
| das er ergehen soll, | wie es Gott Vater |
4780 | ordnete, der Mächtige. | Nicht ist in meinem Muthe Zweifel, |
| mein Geist ist bereit | in Gottes Willen, |
| fertig zu fahren, | mein Fleisch ist in Sorgen, |
| aufhält mich mein Leib, | leid ist ihm sehr |
| Weh zu dulden, | ich dennoch den Willen soll |
4785 | meines Vaters erfüllen, | habet ihr so festen Sinn. |
| Begab sich da wider dannen | zum anderen Male |
| auf den Berg hinauf | zum Gebete zu gehen, |
| der erlauchte Droste, | und dort sprach er so manche |
| gute Worte. | Gottes Engel kam, |
4790 | der Heilige, vom Himmel, | sein Herz festigte er, |
| stärkte er zu den Banden. | Er war in dem Gebete immer |
| fort mit Fleiße, | und seinen Vater anrief er, |
| den Waltenden, mit seinen Worten, | wenn es nun sein nicht mag, sprach er, |
| erlauchter Droste, | außer daß ich für dieses Menschenvolk |
4795 | Todesqual dulde, | ich soll in deinem |
| Willen verharrenv | Begab sich darauf wieder dannen |
| zu suchen seine Gefährten, | fand sie schlafen, |
| grüßte sie jählings, | ging wieder dannen |
| zum dritten Male zum Gebete, | und sprach der Volkskönig |
4800 | all dieselben Worte, | der Sohn des Drosten, |
| zum allwaltenden Vater, | wie er vorhin that, |
| mahnte den Mächtigen | an der Menschen Heil |
| sehr kräftiglich | der erlösende Christ, |
| ging dann wieder zu seinen Jüngern, | grüßte sie sogleich, |
4805 | schlafet (ihr) und ruhet, sagte er, | nun wird schleunig hieher |
| kommen mit Kraft, | der mich verkauft hat, |
| den sündelosen verhandelt. | |
|
|
| <Jesus wird durch des Judas Verrath gefangen und gebunden. (Matth.26,47-56 u. Mark.14,43-50 u. Luk.22,47-54 u. Joh.18,3-15)> |
| | Die Gefährten Christes |
| erwachten da nach den Worten, | und sahen da das Wehrthum kommen |
| auf den Berg herauf | in Schwarme, gewaltigem, |
4810 | wüthige Waffenknechte, | <LVIII.> führte sie Judas, |
| der gramsinnige Mann, | die Juden nachdrangen, |
| eine Feinde-Volksschar, | trug man Feuer dazwischen, |
| Flammen in Lichtgefäßen, | führte man Fackeln, |
| brennende, von der Burg, | als sie auf den Berg hinauf |
4815 | stiegen mit Streit. | Die Stätte wußte Judas wohl, |
| wo er die Leute hin | leiten sollte, |
| sagte ihnen da zum Zeichen, | als sie darhin fuhren, |
| der Volkschaft zum Voraus, | darum daß sie nicht ergriffen dort, |
| die Knechte, einen andern Mann, | ich gehe zuerst zu ihm, sprach er, |
4820 | küsse ihn und kose, | das ist der Christ selber |
| den ihr fahen sollt | mit Volkes Kraft, |
| binden auf dem Berge, | und ihn zur Burg von hier |
| leiten unter die Leute, | er sein Leben hat |
| mit Worten verwirkt. | Das Wehrthum eilte dann, |
4825 | bis daß sie zu Christe | gekommen waren, |
| das Grimmvolk von Juden, | wo er mit seinen Jüngern stand, |
| der erlauchte Droste, | wartete der Gottesbestimmung, |
| entscheidender Zeiten. | Da ging ihm der treulose Mann, |
| Judas, entgegen, | und zu dem Gotteskinde |
4830 | sich neigte mit dem Haupte, | und seinen Herrn grüßte, |
| küßte ihn, den kräftigen, | und sein Wort leistete, |
| wies ihn der Wehrschaft, | all wie er zuvor mit Worten verhieß. |
| Das duldete alles mit Geduld | der Völker Herr, |
| der Walter dieser Welt, | und sprach zu ihm mit seinen Worten, |
4835 | fragte ihn frank: | weshalb kommst du so mit diesem Volke zu mir, |
| warum leitest du mir diese Leute zu, | und mich an dieses leidige Volk |
| verkaufst mit deinem Kusse, | unter diese Meute von Juden, |
| bezeichnest mich der Rotte? | Ging dann mit den Männern zu sprechen, |
| mit dem andern Wehrthum, | und sie mit seinen Worten fragte, |
4840 | wen sie mit dem Gesinde | zu suchen kämen, |
| so dringlich in der Nacht, | als wenn ihr wolltet Noth bereiten |
| der Menschen etwelchem. | Da sprach ihm drauf die Menge entgegen, |
| sagten, daß ihnen der Heiland dar | auf dem Holme oben |
| gewiesen wäre, | der dies Gewirre stiftet |
4845 | den Judenleuten, | und sich Gottes Sohn |
| selber heißet, | ihn kamen wir zu suchen hieher, |
| wollten ihn gerne ergreifen, | er ist von Galiläaland, |
| von Nazarethburg. | Wie ihnen da der erlösende Christ |
| sagte in Wahrheit, | daß er es selber war, |
4850 | so wurden sie dann in Furchten, | das Volk der Juden, |
| wurden so eingeschüchtert, | daß sie hinterrücks fielen, |
| alle die Ebene, | die Erde suchten widerwärts. |
| Das Wehrthum nicht vermochte | das Wort Gottes, |
| die Stimme zu bestehen, | waren doch so streitbare Männer, |
4855 | sie liefen wieder hinauf an dem Hange, | ihren Muth stärkten sie, |
| faßten Herzgedanken, | erzürnt gingen sie |
| näher mit Hast, | bis daß sie den erlösenden Christ |
| mit Wehrthum umringten. | Standen die weisen Männer |
| sehr trauernd, | die Jünger Christes, |
4860 | umher bei der derben That, | und zu ihrem Herrn riefen, |
| wäre es jetzt dein Wille, sagten sie, | Waltender, Fürst mein, |
| da sie uns an Speeres Spitzen | spießen sollten, |
| durch Waffen wund, | dann nicht wäre uns etwas so gut, |
| als daß wir hier für unsern Drosten | sterben müßten |
4865 | durch Miethe bleich. | Da erzürnt ward |
| der schnelle Schwertdegen, | Simon Petrus, |
| wallte ihm innen sein Muth, | daß er nicht mochte einig Wort sprechen, |
| so harm ward ihm im Herzen, | daß man seinen Herrn da |
| binden sollte, | dann er aufgebracht ging, |
4870 | der sehr dreistmuthige Degen, | vor seinen Drosten stehen, |
| hart vor seinen Herrn, | nicht war ihm sein Herz zweifelig, |
| blöd in der Brust, | sondern er seine Haue auszog, |
| das Schwert an der Seite, | schlug entgegen |
| auf den vordersten Feind | mit der Fäuste Kraft, |
4875 | daß dann Malchus ward | mit des Degens Schneide |
| an de rechten Seite, | mit dem Schwerte geschmarret, |
| das Gehör ward ihm verhauen, | er ward an dem Haupte wund, |
| daß ihm derb getroffen | Backe und Ohr |
| durch die Beinschröte barst, | Blut nachsprang, |
4880 | quoll aus der Wunde, | da war an seinen Wangen schartig |
| der vorderste der Feinde. | Da machte das Volk Raum, |
| sie scheueten vor des Beiles Biß. | Da sprach das Kind Gottes |
| selber zu Simon Petrus, | hieß, daß er sein Schwert thäte, |
| das scharfe, in die Scheide, | wenn ich wider diese Schar wollte, sagte er, |
4885 | wider dieses Wehrthums Kampf | Kriegssache üben, |
| dann mahnte ich den erlauchten | mächtigen Gott, |
| den heiligen Vater | im Himmelreiche, |
| daß er so manchen Engel hieher | von oben sendete, |
| des Kampfes so kundigen, | daß nicht möchte deren Waffengewalt |
4890 | die Männer ertragen, | ihrer nicht stände je solche Macht zusammen, |
| des VOlkes gefestiget, | daß ihnen ihr Leben seitdem |
| verbleiben möchte, | aber es hat der waltende Gott, |
| der allmächtige Vater, | ein anderes bestimmt, |
| daß wir dulden sollen, | alles was uns dies Volk |
4895 | Bitteres zubringt. | Nicht sollen wir uns erzürnen irgend, |
| wehren wider ihren Angriff, | weil jeder, der Waffenstreit |
| grimmen Gehrkampf will | gerne üben, |
| er kommt um oft | durch des Schwertes Schärfe, |
| stirbt blutig. | Wir mit unsern Thaten nicht sollen |
4900 | etwas verderben. | Ging er dann zu dem wunden Manne, |
| fügte mit Weisheit | den Leib zusammen, |
| die Hauptwunde, | daß sie sofort geheilet ward, |
| des Schwertes Biß, | und sprach der Sohn Gottes |
| zu dem wüthigen Wehrthum, | mich dünket groß Wunder, sagte er, |
4905 | wenn ihr mir was Leides | zufügen wolltet, |
| wie ihr mich dann nicht finget, | wann ich unter euerm Volke stand |
| in dem Weihthum innen, | und dar manches Wort, |
| wahrhaftiges, sagte. | Dann war Sonnenschein, |
| theueres Tageslicht, | dann nicht wolltet ihr mir thuen je etwas |
4910 | Leides in diesem Lichte, | und nun führt ihr mir euere Leute zu |
| in düsterer Nacht, | allwie man dem Diebe thut, |
| wenn man den fangen will, | und er sein Leben hat |
| verwirkt, der Schandthäter. | Das Wehrthum der Juden |
| griff drauf an den Gottessohn, | der grimmige Troß, |
4915 | der Hauf der Hassenden, | umdrängte ihn rings |
| muthiges Männervolk, | der Meinthat nicht achteten sie, |
| hefteten mit harten Banden | die Hände zusammen, |
| die Arme mit Fesseln. | Ihm nicht war solche Angstqual |
| Noth zu dulden, | Todespein |
4920 | auszuhalten solches Weh, | aber er es für dies Wehrthum that, |
| weil er der Leute Kinder | erlösen wollte, |
| holen aus der Hölle | in das Himmelreich, |
| in das weite Wohl. | Darum er das nicht besprach, |
| was sie ihm aus Argwillen | zeigen wollten. |
| <LIX.> <4925> Da wurden sie darob stolz, | das muthige Volk der Juden, |
| die Rotte ward darüber gar rühmig, | daß sie den heiligen Christ |
| in Gliederbanden | leiten konnten, <V. 4927 nicht in HS M - Übersetzung nach HS C> |
| führen in Fesseln. | Die Feinde nun eilten |
| von dem Berge zur Burg, | ging das Kind Gottes |
4930 | unter der Heerschar | an Händen gebunden, |
| betrübt zu Thale, | waren ihm da die theuern |
| Gefährten entwichen, | allwie er ihnen zuvor gesagt. |
| Nicht kam es jedoch durch einige Feichheit, | daß sie den Sohn Gottes, |
| den lieben, verließen, | sondern es war so lange zuvor |
4935 | der Wahrsager Wort, | daß es sollte geschehen so, |
| darum nicht konnten sie es vermeiden. | Dann hinter der Menge |
| gingen Johannes und Petrus, | die zween Getreuen, |
| folgten von ferne, | war ihre Wißbegierde groß, |
| was die grimmen Juden | dem Gotteskinde wollten, |
4940 | ihrem Drosten, thuen. | |
|
|
| <Jesus zu Kaiphas geführt. Des Petrus Verleugnung und Reue. (Matth.26,57-75 u. Mark.14,53-72 u. Luk.22,54-62 u. Joh.18,15-27)> |
| | Da sie zu Thale kamen |
| von dem Berge zur Burg, | wo ihr Bischof war, |
| ihres Weihthums Wart, | da leiteten ihn die anmaßenden Männer, |
| die Söldner, hinter das Gatter, | da war große Glut, |
| Feuer im Friedhof, | dem Volke gegenüber, |
4945 | geschürt für das Wehrthum, | da gingen sie, sich zu wärmen, hin, |
| die Judenleute, | ließen den Gottessohn |
| warten in Banden, | war dort großer Lärm, |
| der Keckmuthigen Geschrei, | Johannes war schon eher |
| dem Hehrsten bekannt, | darum konnte er in den Hof |
4950 | hinein dringen mit dem Volke. | Stand aller Degen bester, |
| Petrus, da draußen, | nicht ließ ihn da der Thorwart |
| folgen seinem Frohne, | bis es von seinem Freunde erbat |
| Johannes, von einem der Juden, | daß man ihn gehen ließ |
| hinein in den Friedhof. | Da kam ihm ein falsches Weib |
4955 | gegangen entgegen, | die war eines Juden, |
| ihres Dienstherrn Dienerin, | und dann zu dem Degen sprach |
| die Magd ungütig, | wie, du magst ein Mann sein, sagte sie, |
| von Galiläa, ein Jünger | des, der da gegenüber steht, |
| an den Armen gefestiget. | Da in Furchten ward |
4960 | Simon Petrus gleich, | schleh an seinem Muthe, |
| sagte, daß er des Weibes | Wort nicht begriffe, |
| nicht des Dienstherrn | Degen (nicht) wäre, |
| entsagte seiner da vor der Menge, | sagte, daß er den Mann nicht kennte, |
| nicht sind mir deine Worte kund, sprach er, | war ihm die Kraft Gottes |
4965 | der Starkmuth aus dem Herzen | fern gewichen, |
| fort ging er unter dem Volke, | bis daß er zu dem Feuer kam, |
| ging sich da zu wärmen. | Dort ihm auch ein Weib begann |
| zu geben Schmährede, | hier mögt ihr, sprach sie, euern Feind ansehen, |
| dies ist offenbar | ein Jünger Christes, |
4970 | seinselbes Gefährte. | Da gingen ihm sofort nachdem |
| näher die Neidharte, | und ihn eifrig |
| fragten der Feinde Kinder, | welches Volkes es wäre, |
| nicht bist du (einer) dieser Burgleute, sagten sie, | das können wir an deinem Gebaren sehen, |
| an deinen Worten und an deiner Weise, | daß du dieses Wehrthums nicht bist, |
| sondern du bist ein galiläischer Mann, | er nicht wollte des gestehen etwas, |
4975 | sondern stand da und stritt, | und einen starken eid |
| kräftiglich schwur, | daß er des Gesindes nicht wäre, |
| nicht hatte er seiner Worte Gewalt, | es sollte geschehen so, |
| wie es der bestimmte, | der des Menschengeschlechtes |
4980 | wartet in dieser Welt. | Da trat auch in dem Schwarme zu ihm |
| des Mannes Verwandter, | den er vorhin mit dem Säbel hieb, |
| mit dem Schwerte, dem scharfen, | sagte, daß er ihn sahe dar |
| auf dem Berge oben, | wo wir in dem Baumgarten |
| dem Herrn dein | die Hände banden, |
4985 | festigten seine Arme. | Er da mit bangem Herzen |
| verleugnete seinen lieben Herrn, | sagte, daß er wollte sein des Todes schuldig, |
| wenn es möchte einer dar | von allen Mannen |
| sagen mit Sicherheit, | daß er des Gesindes wäre, |
| folgte dessen Fährte. | Da ward zum ersten Male |
4990 | der Hahnenschrei erhoben. | Da sah der heilige Christ, |
| der Kinder das beste, | wo er gebunden stand, |
| selber zu Simon Petrus, | der Sohn des Drosten |
| zu dem Jünger über seine Achsel. | Da ward ihm im Innern sofort, |
| dem Simon Petrus | Schmerz in seinem Gemüthe, |
4995 | Harm in seinem Herzen, | und sein Sinn betrübt, |
| sehr ward ihm zu Sorgen, | was er vorhin selber gesprochen, |
| gedachte der Worte da, | die ihm der waltende Christ |
| selber sagte, | daß er in der schwarzen Nacht |
| vor dem Hahnenschrei | seinen Herrn sollte |
5000 | dreimal verleugnen. | Das quälte ihm innen das Herz, |
| bitter in seiner Brust, | und er ging da erzürnt dannen, |
| der Mann aus der Menge | in Herzenskummer, |
| tief in Sorgen, | und seinselbes Wort, |
| die Fehlthat beklagte, | bis daß ihm wallen kamen |
5005 | durch das Herzeleid | heiße Thränen, |
| blutige aus seiner Brust, | er nicht hoffte, daß er deß könnte bessern etwas, |
| das Frevelwerk künftig, | oder zu seinem Frohne zu kommen, |
| zu des Herrn Hulde. | Nicht ist einer der Helden so alt, |
| daß er je eines Menschen Sohn | mehr sah |
5010 | seinselbes Wort | sehrer bereuen,| |
| beklagen und bejammern. | Weh, kräftiger Gott, sprach er, |
| daß ich habe mich so vergangen, | wie ich für meine Lebenszeit nicht darf |
| Dank sagen, | wenn ich nun im Alter soll |
| deiner Huld, | und des Himmelreiches, | |
5015 | o Herr entbehren, | dann nicht kann mir des einiger Dank sein, |
| o lieber Droste, | daß ich je zu diesem Lichte kam, |
| nicht bin ich des würdig, | waltender Fürst mein, |
| daß ich unter deine Jünger | gehen könnte, |
| so sündig unter deine Gefährten, | ich sie selber soll |
5020 | meiden in meinem Gemüthe, | nun ich mir solch Meinwort sprach. |
| So jammerte | der Menschen bester, |
| reuete ihn so hart, | daß er hatte seinen Herrn da, |
| den lieben, verleugnet. | Dann nicht dürfen deß der Leute Kinder |
| die Wehren, sich wundern, | weshalb es wollte Gott, |
5025 | daß so lieben Mann | Leid betraf, |
| daß er so höhnlich | den Herrn sein |
| durch der Dirne Wort, | der Degen wackerster, |
| verleugnete, so lieben. | Es war alles um diese Leute gethan, |
| den Menschenkindern zu Frommen. | Er wollte ihn zum Fürsten machen, |
5030 | zum Hehrsten über sein Haus | der heilige Droste |
| ließ ihn erkennen, | welche Kraft |
| hat der menschliche Muth | ohne die Macht Gottes, |
| ließ ihn sündigen, | damit er seitdem desto baß |
| den Leuten glaubte, | wie lieb da ist |
5035 | der Menschen jeglichem, | wenn er Mein verübet, |
| daß man ihm erlasse | leidige Handlung, |
| die Schulden und die Sünden, | wie ihnen da selber that |
| des Himmelreiches Gott, | das Harmgewirk. |
| <LX.> Darum ist eines Mannes Prunk, | der große, eitelthöricht, |
5040 | eines Hofknechtes Ruhm, | wenn ihm die Hülfe Gottes |
| gebricht durch seine Sünde, | dann ist ihm bald nachdem |
| der Herzsinn blöder, | wiewohl er früher prahlerisch sprach, |
| rühmte von seiner Stärke, | von seiner Handkraft, |
| der Mann von seiner Macht. | Das ward da sichtlich an dem Erlauchten, |
5045 | der Degen bestem, | da ihm gebrach seines Herrn |
| heilige Hülfe. | Darum nicht sollte rühmen ein Mann |
| zu sehr von sich selber | weil ihm da schwindet oft |
| Wahn und Wille, | wenn ihm der waltende Gott, |
| der hehre Himmelskönig, | das Herz nicht stärket. |
|
|
| <Jesus in der Priesterversammlung unter Kaiphas zum Tode verurtheilt. (Matth.26,59-67 u. Mark.14,55-64 u. Luk.22,63-71)> |
5050 | Dann harrte aller Söhne bester, | die Bande duldete |
| für das Menschengeschlecht, | umdrängten ihn in Menge rings |
| die Juden-Leute, | sprachen Spottes viel |
| hatten ihn zum Hohne, | wo er geheftet stand, |
| duldete mit Geduld | alles, was ihm das Volk that, |
5055 | die Leute, Leides. | Da ward wieder Licht kommend, |
| der Morgen zu den Menschen. | In Menge versammelte sich |
| die Herrschaft der Juden, | hatten den Sinn der Wölfe, |
| Falsch im Innern. | Wurden da Schriftgelehrte |
| zur Morgenzeit | in Menge versammelt, |
5060 | irre und verstockte, | der Falschheit zugethan, |
| feindlichen Willens, | gingen in Gesellschaft zusammen, |
| die Recken zur Besprechung, | begannen sich zu berathen dann, |
| wie sie es einrichteten | mit wahrlosen Menschen, |
| mit meineidigen, | den mächtigen Christ |
5065 | zu bezüchtigen der Sünde | durch seinselbes Wort, |
| damit sie ihn dann mit härtester Qual | peinigen könnten, |
| verurtheilen zum Tode. | Sie nicht konnten an dem Tage finden |
| so feindliches Zeugniß, | daß sie ihm Weh darum |
| zuerkennen konnten, | oder den Tod anthuen, |
5070 | das Leben nehmen. | Dann kamen da zuletzt hervor |
| in den kreis der Wehren | wahrlose Männer |
| zween gegangen, | und beganen zu erzählen, |
| sagten, daß sie ihn selber | sagen hörten, |
| daß er könnte zerwerfen | den Tempel Gottes, |
5075 | aller Häuser höchstes, | und durch seine Handmacht |
| durch seine alleinige Kraft | wieder aufrichten |
| am dritten Tage, | wie das sonst sich nicht durfte zutrauen ein Mann. |
| Er schwieg und duldete, | nicht sprach je das Volk so viel, |
| die Leute, mit Lügen, | daß er es dagegen mit leidigen |
5080 | Worten rächte. | Dann dort unter dem Wehrthum aufstand |
| der bösherzige Mann, | der Bischof der Leute, |
| der Oberste des Volkes, | und fragte den Christ, |
| ja ihn bei ihm selber beschwor | mit starken Eiden, |
| grüßte ihn in Gottes Namen | und dringlich bat, |
5085 | daß er ihm das sagte, | ob er der Sohn wäre |
| des lebendigen Gottes, | der dies Licht erschuf, |
| Christ König ewig, | wir nicht mögen des erkennen etwas, |
| nicht an deinen Worten, nicht an deinen Werken. | Da sprach ihm drauf entgegen der wahre |
| der gute Gottessohn: | Du sprichst es vor diesen Juden jetzt, |
5090 | in Wahrheit sagst du, | daß ich es selber bin, |
| was nicht glauben mir diese Leute, | nicht wollen sie mich loslassen darum, |
| nicht sind ihnen meine Worte werth. | Nun sage ich euch in Wahrheit doch, |
| daß ihr noch sollet sitzen sehen | an der rechten Seite Gottes |
| den erlauchten Menschensohn | in der Machtkraft |
5095 | des allwaltenden Vaters, | und danen wieder kommen |
| in Himmelswolken hieher, | und allem Heldengeschlechte |
| mit seinen Worten ertheilen, | allwie ihre Werke sind. |
| Da erboßte sich der Bischof, | hatte bittern Sinn, |
| ereiferte sich wider das Volk, | und sein Gewand riß, |
5100 | brach er vor seiner Brust. | Nun nicht braucht ihr zu warten länger, sprach er, |
| dies Wehrthum, auf Zeugniß, | nun ihm solche Worte fahren, |
| Meinrede, aus seinem Munde, | das hören der Männer viele, |
| der Recken in diesem Ringe, | daß er sich so reich nennt, |
| rühmt, daß er Gott sei, | was wollet ihr Juden dafür |
5105 | ertheilen als Richtspruch, | ist er des Todes nun |
| würdig bei solchen Worten? | <LXI.> Das Wehrthum alle sprach, |
| das Volk der Juden, | daß er wäre des Lebens schuldig, |
| der Strafe so würdig. | Nicht war es jedoch wegen seiner Werke gethan, |
| daß ihm dar in Hierusalem | die Judenleute, |
5110 | den Sohn des Drosten, | den sündelosen |
| verurtheilten zum Tode. | |
|
|
| <Jesus wird mißhandelt und zum Landpfleger Pontius Pilatus geführt. (Matth.26,67 u. Mark.14,65 u. Luk.22,63-65 u. Joh.18,28)> |
| | Da war der Thaten Ruhm |
| den Judenleuten, | was sie nun dem Gottessohne |
| möchten dem so gefesselten zumeist | Harmes anthuen. |
| Umringten ihn da mit Wehrschaft, | und ihn an seine Wangen schlugen, |
5115 | an seine Kiefern mit ihren Händen, | alles war ihm das zum Hohn gethan, |
| sagten ihm Lästerworte, | der Feinde, |
| Schandreden. | Stand das Kind Gottes |
| fest unter den Feinden, | waren ihm seine Arme gebunden, |
| duldete mit Geduld | alles, was ihm der Troß da |
5120 | Bitteres brachte, | nicht erzürnte ihn irgend etwas |
| wider des Wehrthums Bestrebung, | Da nahmen die wüthigen Männer, |
| den so gebundenen, | das Kind Gottes, |
| und ihn dann leiteten, | wo war der Leute, |
| der Völker, Dinghaus, | wo die Degen in Menge |
5125 | schwärmten um ihren Herzog, | da war ihres Herrn Bote |
| von Romaburg, | des, da des Reiches gewaltete, |
| gekommen war er vom Kaiser, | gesendet war er unter das Geschlecht der Juden, |
| zu richten das Reich, | war da Rathgeber, |
| Pilatus war er geheißen, | er war von Ponteoland |
5130 | dem Geschlechte nach gebürtig, | hatte sich große Kraft |
| in dem Dinghause, | von Volk versammelt, |
| zum Gericht die Wehren, | wahrlose Menschen. |
| Übergaben dort den Gottessohn | die Judenleute |
| unter der Feinde Volk, | sagten daß er wäre des Todes schuldig, |
5135 | daß man ihn strafe | mit des Waffens Schneide, |
| mit scharfen Klingen. | Da nicht wollte die Schar der Juden |
| dringen in das Dinghaus, | sondern das Volk außen stand, |
| sprachen von da mit der Menge, | nicht wollten sie in das Gedränge fahren, |
| unter fremdländische Männer, | damit sie dar unrecht Wort |
5140 | an dem Tage, etwas hartes | ertheilen nicht hörten, |
| sondern sagten, daß sie so lautere | heilige Zeiten wollten, |
| ihr Pascha, halten. | Pilatus empfing |
| von den Schandthätern | des Waltenden Sohn, |
| den sündelosen. | |
|
|
| <Judas bereuet den Verrath und erhenkt sich. (Matth.27,3-5)> |
| |Da in Sorgen gerieth |
5145 | des Judas Gemüth, | als er hingegeben sah |
| seinen Drosten zum Tode. | Da begann ihn die That nachdem |
| in seinem Herzen zu reuen, | daß er hatte seinen Herrn eher, |
| den sündelosen, verkauft. | Nahm sich da sein Silber zur Hand, |
| die dreißig Pfenninge, | die man ihm früher für seinen Herrn gab, |
5150 | ging dann zu den Juden, | und ihnen seine grimme That, |
| die Sünde sagte, | und ihnen das Silber bot |
| gerne zu geben, | ich habe es so gräulich, |
| mit meines Drosten | Blute gekauft, |
| wie ich weiß, daß es mir nicht gedeihet. | Das Volk der Juden, |
5155 | nicht wollten sie es da empfangen, | sondern hießen ihn jetzt nachdem |
| wegen solcher Sünde | selber achten, |
| was er gegen seinen Frohn | verschuldet habe. |
| Du siehe dir das selber, sagten sie, | was willst du das schieben auf uns? |
| nicht verweise du das diesem Wehrthum. | Da entfernte sich wieder dannen |
5160 | Judas, zu gehen | zu dem Gotteshause |
| sehr in Sorgen, | und das Silber warf |
| in das Weihthum hinein, | nicht wagte er es zu haben länger. |
| Gerieth dann so in Furchten, | da ihn der Feinde Kinder, |
| die muthigen mahnten, | hatten des Mannes Herz |
5165 | die Grimmigen bewältigt. | War ihm Gott erzürnt, |
| daß er sich selber dann | einen Strick wirkte, |
| schloff ins harte Seil, | in das Gehänge, |
| der Würger in den Strang, | und zur Strafe erkor |
| hart Höllengezwing, | heißes und düsteres, |
5170 | tiefe Todes Thale, | weil er eher gegen seinen Herrn fehlte. |
|
|
| <Jesus angeklagt bei Pilatus und von diesem schuldlos befunden. (Matth.27,11 u. Mark.15,2 u. Luk.23,3 u. Joh.18,18-38)> |
| <LXII.> Dann harrte der Gottessohn, | duldete die Bande |
| in dem Dinghause, | bis das Volk unter sich |
| die Buben einhellig | alle würden, |
| was sie ihm für Seelenqual | anthuen wollten. |
5175 | Dann dort auf den Bänken sich erhub | der Bote des Kaisers |
| von Romaburg | und ging mit der Herrschaft der Juden, |
| muthig zu sprechen, | wo die Menge stand, |
| auf dem Hofe haufenweis, | nicht wollten sie in das Haus kommen |
| an dem Paschatage. | Pilatus begann |
5180 | frank zu fragen | über das Volk der Juden, |
| womit der Mann hätte | den Tode verschuldet, |
| Strafe verwirkt, | warum seid ihr ihm so feind, |
| in euerm Herzen aufgebracht? | Sie sagten, daß er ihnen hätte Harmes so viel, |
| Leides gethan, | nicht gaben ihn diese Leute dir, |
5185 | wofern sie ihn eher zuvor | als übelen nicht kannten, |
| durch Worte schuldigen, | er hat dieses Wehrthums so viel |
| verleitet mit seinen Lehren, | und diese Leute ärgert er, |
| macht ihnen ihren Sinn zweifeln, | daß wir nicht brauchen zum Hofe des Kaisers |
| Zinsen zu zahlen, | deß mögen wir ihn bezüchtigen |
5190 | mit wahrem Zeugniß, | er spricht auch ein großes Wort, |
| behauptet, daß er Christ sei, | König über dies Reich, |
| maßt sich an so Großes. | Da ihnen wieder entgegen sprach |
| der Bote des Kaisers, | wenn er so offenbar, sagte er, |
| unter dieser Menge | Meinwerk verübet, |
5195 | empfanget ihn dann zurück unter euere Volkschaft, | wenn er ist sein Leben schuldig, |
| und ihm so ertheilet, | wenn er ist des Todes werth, |
| wie es in euerer Altvordern | Gesetz geboten ist. |
| Sie sagten da, daß sie nicht dürften, | der Menschen keinem, |
| in der heiligen Zeit | zu Mordthätern werden |
5200 | mit Waffen an dem Weihtage, | weil es nicht wäre ihre Gewohnheit. |
| Da wandte sich von dem Wehrthume | der bösgesinnte Mann, |
| der Degen des Kaisers, | er über das Volk war |
| Bote von Romaburg, | hieß ihm das Kind Gottes |
| näher gehen, | und ihn nachdrücklich |
5205 | fragte frank, | ob er über das Volk, |
| König des Wehrthums wäre. | Da hatte drauf sein Wort bereit |
| der Sohn des Drosten, | ob du das aus dir selber sprichst, sagte er, |
| oder es dir andere hier, | Diener, sagten, |
| redeten von meinem Königthum? | Da sprach drauf des Kaisers Bote |
5210 | stolz und widerwillig, | da er mit dem waltenden Christ |
| redete im Richtsaal, | nicht bin ich dieses Reiches von hier, sagte er, |
| der Judenleute, | nicht dein Verwandter, |
| dieser Männer Magfreund, | sondern mir dich diese Menge überlieferte, |
| übergaben dich deine Landsleute mir, | die Judenleute |
5215 | verhaftet zu Handen, | was hast du Harmes gethan, |
| daß du sollst so bittere | Bande dulden |
| den Tod unter deinem Geschlechte? | Da sprach ihm drauf Christ entgegen, |
| der Heilande bester, | wo er gebunden stand |
| in dem Saale innen, | Nicht ist mein Reich von hier, sagte er, |
5220 | aus dieser Weltstunde, | wenn es aber wäre so, |
| dann wären so starkmuthig | wider Streitsucht, |
| wider das grame Volk, | meine Jünger, |
| daß man mich nicht gäbe | den Judenleuten, |
| den Hassenden, in die Hände, | in harten Banden |
5225 | zu quälen zum Erstaunen, | dazu ward ich in dieser Welt geboren, |
| daß ich Zeugniß | von wahren Dingen |
| mit meiner Kunst kündete, | das mögen erkennen wohl |
| Wehren, die sind aus Wahrem gekommen, | die mögen mein Wort verstehen, |
| glauben meinen Lehren. | Da nicht mochte Tadel irgend |
5230 | an dem Kinde Gottes | der Bote des Kaisers |
| finden, falsches Wort, | daß er des Todes darum |
| schuldig wäre. | Da ging er wieder mit der Schar der Juden |
| muthig zu sprechen, | und der Menge sagte |
| unter großer Aufmerksamkeit, | daß er an dem verhafteten Manne |
5235 | solche Frevelrede | finden nicht möchte |
| vor dem Volke, <dieser Halbvers nicht in HS M> | daß er wäre sein Leben schuldig, |
| des Todes werth. | Dann standen tollsinnig |
| die Judenleute, | und den Gottessohn |
| mit Worten rügten, | sagten, daß er Verwirrung erst |
5240 | begonnen im Galiläaland, | und über die Juden fuhr |
| herwärts von dannen, | das Herz verstörte, |
| der Männer Muthsinn. | So ist er des Todes werth, |
| daß man ihn züchtige | mit des Waffens Schärfe, |
| wenn je ein Mann mit solchen Thaten mag | den Tod verschulden. |
5245 | <LXIII.> So verklagte ihn mit Worten | das Wehrthum der Juden |
| mit zornigem Herzen. | |
|
|
| <Jesus von Pilatus zu Herodes geschickt und daselbst verspottet. (Luk.23,5-8)> |
| | Dann der Herzog, |
| der trugsinnige Mann, | sagen hörte, |
| von welchem Geschlechte | war Christ geboren, |
| der Menschen der beste, | er war von dem erlauchten Stamme, |
5250 | der gute, von Galiläalande, | wo war Brüderschaft |
| von edelen Mannen. | Herodes hielt das |
| kräftige Königthum, | wie es ihm der Kaiser gab, |
| der reiche von Rom, | daß er dar der Rechte jegliches |
| vollführte unter dem Volke, | und Frieden leistete, |
5255 | Urtheile spräche. | Er war auch an dem Tage |
| selber in Hierusalem | mit seinem Hofstaate, |
| mit seinem Wehrthum in dem Tempel, | so war ihre Weise dann, |
| daß sie die heilige Zeit | halten sollten, |
| das Pascha der Juden. | Pilatus gebot da, |
5260 | daß den verhafteten Mann | die Helden nähmen, |
| so gebunden | das Kind Gottes, |
| und daß sie ihn dem Herodes, | die Knechte, brächten |
| gehaftet zu Handen, | weil er von dessen Herrschaft war, |
| von dessen Wehrthums Gewalt. | Die Kämpen vollführten |
5265 | ihres Herrn Wort, | den heiligen Christ |
| führten sie in Fesseln | vor den Volksherrn, |
| aller Söhne besten, | derer, die je geboren wurden |
| an der Leute Licht. | In Gliederbanden ging er, |
| bis daß sie ihn brachten, | wo er auf seiner Bank saß, |
5270 | der König Herodes, | umgab ihn Kraft der Wehren, |
| stolze Kämpfer, | war ihr Wunsch groß, |
| daß sie dar den Christ selber | sehen könnten, |
| wähnten, daß sie irgend ein Zeichen da | zeigen würde, |
| herrlich und mächtig, | wie er es so häufig that |
5275 | durch seine Göttlichkeit | den Judenleuten. <ab hier HS M mit Blattverlust - Übersetzung nach HS C> |
| Fragte ihn da der Volkskönig | geflissentlich |
| mit manchen Worten, | wollte seinen Muthsinn |
| weiter ausforschen, | was er zu Frommen möchte |
| den Männern entscheiden. | Dann stand der mächtige Christ, |
5280 | schwieg und duldete. | Nicht wollte er dem Volkskönige, |
| dem Herodes, nicht seinen Knechten | Antwort geben, |
| mit keinem Worte. | Dann stand das böse Volk, |
| die Judenleute, | und den Gottessohn |
| verwirrten und berüchtigten, | bis daß ihm ward der Weltkönig |
5285 | in seinem Gemüthe erzürnt, | und all seine Dienerschaft, |
| verachteten ihn in ihrem Herzen, | nicht erkannten sie die Macht Gottes |
| des himmlischen Herrn, | sondern war ihnen ihr Sinn düster, |
| von Bosheit geblendet. | Das Kind Gottes |
| ihre Werke, | Worte und Thaten, |
5290 | in Demuth | alles er duldete, |
| was sie ihm nur für Schimpf da | erzeigen wollten. |
| Sie ließen ihm da zum Hohne | ein weiß Gewand |
| um seine Glieder legen, | damit mehr er würde den Leuten da, |
| den jungen, zur Freude, | die Juden frohlockten, |
5295 | da sie ihn so zum Gespött | haben sahen, |
| die übermüthigen Knechte. | |
|
|
| <Jesus von Herodes wieder zu Pilatus geschickt, der will Jesum freilassen, aber seine Ankläger dringen auf seinen Tod. (Luk.23,9-16 u. Joh.19,7-15)> |
| | Da sandte ihn wieder dannen |
| Herodes der König | zu dem andern Volke, |
| leiten hieß er ihn behende Männer, | und Lästerung sie sprachen, |
| häuften auf ihn Frevelworte, | als er in Fesseln ging, |
5300 | verlacht mit Hohn, | nicht war ihm sein Herz zweiflig, |
| daß er es in Demuth | alles erduldete. |
| Nicht wollte er ihre übelen Worte | erwiedern, |
| Hohn und Harmrede. | Da brachten sie ihn wieder in das Haus hinein, |
| in den Pallast hinauf, | wo Pilatus war |
5305 | an der Dingstätte, | die Degen übergaben |
| der Kinder bestes | in die Mörderhände, |
| den sündelosen, | wie er selber erkor. |
| Er wollte der Menschen Kinder | vom Tode befreien, |
| retten aus der Noth. | Standen die Neidharte, |
5310 | die Juden vor dem Gastsaale, | sie hatten der Gramen Kinder, |
| den Haufen verführt, | daß sie sich nicht zuschrieben etwas |
| von den grimmigen Thaten. | Dann erhob sich zu gehen dorthin |
| der Degen des Kaisers, | mit der Rotte zu sprechen, |
| der harte Herzog, | wie ihr mir diesen verhafteten Mann, sagte er, |
5315 | in diesen Saal sandtet, | und selber ansagtet, |
| daß er eueres Wehrthums so viel | verdorben habe, |
| verleitet mit seinen Lehren, | nun ich mit diesen leuten nicht vermag |
| zu finden, mit diesem Volke | daß er des Todes sei |
| für diese Schar schuldig, | sichtbar war das heute, |
5320 | Herodes nicht vermochte, | der euer Gesetz kennt, |
| euerer Leute Landrecht, | der nicht konnte sein Leben beschuldigen, |
| daß er hier ob einiger Sünde (heute) am Tage | sterben sollte, |
| das Leben verlassen. | Nun will ich ihn vor diesen Leuten hier |
| bedrohen mit Gedinge, | mit dreisten Worten, |
5325 | bessern ihm seinen Herzsinn, | lassen ihn sich freuen fortan |
| des Lebens mit den Seinigen. | Das Volk der Juden, |
| sie riefen da alle zusammen | mit lauter Stimme, |
| hießen wetteifernd | des Lebens zu berauben |
| den Christ mit Marter, | und ihn ans Kreuz schlagen, |
5330 | foltern zum Erstaunen, | er mit seinen Worten hat |
| den Tod verschuldet, | sagt, daß er der Herr sei, |
| offenbar Gottes Sohn. | Das er entgelten soll, |
| die Lästersprache, | so ist in unserm Gesetze geschrieben, |
| daß man solche Frevelrede | mit dem Leben büße. |
5335 | <LXIV.> Da ward der in Furchten, | der des Volkes gewaltete, |
| mächtig in seinem Gemüthe, | als er hörte die Männer |
| sprechen, daß sie ihn selber | sagen hörten, |
| behaupten vor der Gesellschaft, | daß er wäre Gottes Sohn. |
| Da kehrte zurück der Herzog | in das Haus hinein, |
5340 | zu der Dingstätte. | Mit dreisten Worten |
| anredete er den Gottessohn, | und fragte, was er für ein Mann wäre, |
| was bist du für ein Mensch, sprach er, | warum du mir dein Gemüth verhehlst, |
| verbirgst tiefen Gedanken? | weißt du, daß es all in meiner Macht steht |
| um deines Lebens Lage. | Mir haben diese Leute überlassen, |
5345 | das Wehrthum der Juden, | daß ich entscheiden muß, |
| so dich zu erspießen | an Speeres Spitze, |
| so dich zu tödten am Kreuze, | so leben zu lassen, |
| wie eins von beiden mir selber | süßer dünket |
| zu vollführen mit meinem Volke. | Da sprach drauf das Friedekind Gottes, |
5350 | weißt du das in Wahrheit, sagte er, | daß du Gewalt über mich |
| haben nicht möchtest, | wäre es nicht, daß dir es der heilige Gott |
| selber gegeben, | auch haben die der Sünden mehr, |
| die mich dir überlieferten | aus Feindschaft, |
| übergaben mit Seilen geheftet. | Da wollte ihn wieder nachdem |
5355 | der gramsinnige Mann | gerne freilassen, |
| der Degen des Kaisers, | da er darüber hatte vor dem Volke Gewalt, |
| aber sie wehrten ihm den Willen | mit jeglichem Worte, |
| das Geschlecht der Juden, | nicht bist du, sagten sie, des Kaisers Freund, |
| deinem Herrn hold, | wenn du ihn von hinnen lässest, |
5360 | scheiden unversehrt, | das dir noch zu Sorgen mag |
| werden, zur Strafe, | weil er immer solch Wort spricht, |
| erhebet sich so hoch, | behauptet, daß er haben möge |
| Königthumes Namen, | ohne daß ihn ihm der Kaiser gäbe, |
| er wirret ihm sein Weltreich, | und sein Wort verachtet er, |
5365 | verschmähet ihn in seinem Gemüthe. | Darum sollst du solchen Frevel |
| rächen, | wenn du um deinen Herrn sorgst, |
| um deines Frohnes Freundschaft, | dann sollst du ihm das Leben nehmen. |
| Als hörte der Herzog | die Herrschaft der Juden |
| drohen von seinen Herrn, | da er von der Dingstätte ging, |
5370 | selber zu sitzen, | wo versammelt war so großer |
| Schwarm des Wehrthums, | hieß den waltenden Christ |
| leiten vor die Leute. | Es verlangte die Juden, |
| wannehr sie das heilige Kind | hangen sähen, |
| sterben am Kreuze. | Sie sagten, daß sie einen andern König |
5375 | nicht hätten unter ihrer Herrschaft | außer den hehren Kaiser |
| von Romaburg, | der hat hier das Reich über uns. |
| Darum nicht sollst du diesen loslassen, | er hat uns so viel Leides gesprochen, |
| verthan hat er sich mit seinen Thaten, | er soll den Tod leiden |
| Weh und Wunderqual. | Das Wehrthum der Juden |
5380 | so manch mißlich Ding | auf den mächtigen Christ |
| sagten zu Sünde. | Er schweigend stand |
| aus Demuth, | nicht antwortete jemals |
| auf ihre wüthigen Worte, | wollte diese Welt all |
| erlösen mit seinem Leben. | Darum ließ er sich vom leidigen Volke |
5385 | wehthuen zum Entsetzen, | allwie ihr Wille ging, |
| nicht wollte er ihnen öffentlich | allen künden, |
| den Judenleuten, | daß er war Gott selber, |
| weil wußten sie das in Wahrheit, | daß er solche Gewalt hatte, |
| über diesen Mittelgarten, | dann wäre ihnen ihr Muthsinn |
5390 | geblödet in ihrer Brust, | dann nicht wagten sie das Kind Gottes |
| mit den Händen anzurühren, | dann nicht wurde das Himmelreich |
| erschlossen, der Lichte größtes, | den Leute-Kindern, |
| Darum mied er das in seinem Gemüthe, | nicht ließ er das Menschenvolk |
| wissen, was sie thaten. | Die Wurd nahete da, |
5395 | die herrliche Macht Gottes, | und der Mittag, |
| daß sie die Todesqual | vollbringen sollten. |
|
|
| <Jesu Ankläger bitten statt seiner den Barrabas frei. (Matth.27,15-23 u. Mark.15,6-11)> |
| Dann lag dar auch in Banden | in der Burg innen |
| ein berüchtigter Erzschächter, | der hatte unter dem Reiche so viel |
| Mord angestiftet, | und Todschlag verübt, |
5400 | war ein berühmter Gewaltsdieb, | nicht war da seines Gleichen irgend, |
| war dort auch wegen seiner | Sünden gefesselt, |
| Barrabas war er geheißen, | er in den Burgen war |
| durch seine Meinthaten | manchen bekannt. |
| Dann war Landesweise | der Leute der Juden, |
5405 | daß sie in dem Jahre jeglichem | in Gottes Minne |
| an dem heiligen Tage | einen verhafteten Mann |
| losbitten durften, | daß ihm ihr Burgwart, |
| ihr Volksführer, | das Leben schenkte. |
| Da begann der Herzog | die Versammlung der Juden, |
5410 | das Volk zu fragen, | wie sie vor ihm standen, |
| welchen sie von den zweien | befreien wollten, |
| das Leben erbitten, | die hier in Fesseln sind |
| gebunden unter dieser Herrschaft. | Die Herrn der Juden hatten da |
| die armen Menschen | alle angetrieben, |
5415 | daß sie dem Landschächter | das Leben erbäten, |
| bedüngen dem Diebe, | der oft in düsterer Nacht |
| Frevel verübte, | und den waltenden Christ |
| todtquälten am Kreuze. | Da ward das kund überall, |
| wie das Volk hatte Urtheile gesprochen. | Da sollten sie die That vollführen, |
5420 | hängen das heilige Kind. | Das ward dem Herzog |
| seitdem zu Sorgen, | daß er die Sache wußte, |
| daß aus Eifersucht | den erlösenden Christ |
| haßte die Hehrheit, | und er ihnen hörte deshalb, |
| gewährte ihren Willen. | Dafür er Strafe empfing, |
5425 | Lohn in diesem Lichte, | und nachher langes |
| Weh seitdem gewann, | seitdem er diese Welt aufgab. |
|
|
| <Des Pilatus Weib bittet auf Antrieb des Satanas für Jesus. (Matth.27,19 u. Joh.19,13)> |
| <LXV.> Da ward das der Böse gewahr, | der Schandthäter Meister, |
| Satanas selber, | als die Seele kam |
| des Judas im Grund | der grimmigen Hölle, |
5430 | da wußte er in Wahrheit, | daß das war der waltende Christ, |
| der Sohn des Drosten, | der da gebunden stand, |
| wußte da in Wahrheit, | daß er wollte diese Welt all |
| durch seine Henkung | von dem Höllengezwinge, |
| die Leute erlösen | zum Lichte Gottes. |
5435 | Das war dem Satanas | Schmerz in der Seele, |
| großer Harm im Herzen. | Wollte dazu helfen dann, |
| daß ihm der Leute Kinder | das Leben nicht nähmen, |
| nicht todtquälten am Kreuze, | sondern er wollte, daß er lebend bliebe, |
| darum das die Menschenkinder | von der Hölle nicht würden, |
5440 | von den Sünden frei. | Satanas begab sich dann hin, |
| wo des Herzoges | Haushalt war |
| in der Burg innen. | Er dessen Gemahlin begann, |
| der Frau sichtbarlich, | der ungeheuere Feind |
| Wunder zu zeigen, | daß sie Worthülfe |
5445 | dem Christe leistete, | daß er lebend müßte bleiben, |
| der Droste der Menschen, | er war da schon zum Tode verurtheilt. |
| Er wußte das in Wahrheit, | daß er ihm würde die Gewalt benehmen, |
| daß er sie über diesen Mittelgarten | so groß nicht hätte, |
| über die weite Welt. | Das Weib ward da in Furchten, |
5450 | sehr in Sorgen, | als ihr die Gesichte kamen |
| durch des Schwarzen That | bei Tages Lichte |
| im Hehlhelme behüllt. | Dann sie zu ihrem Herrn entbot, |
| das Weib mit ihren Worten, | und ihm in Wahrheit hieß |
| selber sagen, | was ihr da für Gesichte kamen |
5455 | um den heiligen Mann, | und ihm zu helfen bat, |
| zu schützen ihm sein Leben, | ich habe hier so viel um ihn |
| Seltsames gesehen, | daß ich weiß, daß die Sünden sollen |
| aller Menschen jeglichem | übel gedeihen, |
| wer ihm da frech | das Leben kürzet. |
5460 | Der Bote machte sich da auf den Weg | bis daß er fand |
| den Herzog | im Hausen innen |
| an dem Steinwege, | wo die Straße war |
| mit Fliesen gefüget. | Da er zu seinem Frohne ging, |
| sagte ihm des Weibes Worte. | |
|
|
| <Jesus wird den Schergen übergeben und zum Tode geführt. (Matth.27,24-31 u. Mark.15,15-21 u. Luk.23,24-30 u. Joh.19,16)> |
| | Da ward ihm gekehrt der Sinn, |
5465 | dem Herzoge, | wandte sich im Innern |
| geblödet der Herzgedanke. | That ihm beides weh, |
| theils daß sie ihn tödteten, | den sündelosen, |
| theils er es vor den Leuten da | unterlassen nicht durfte |
| um des Volkes Wort. | Ward ihm gewendet dann |
5470 | der Sinn im Herzen | nach der Hehrheit der Juden, |
| zu gewähren ihren Willen. | Nicht abwehrte ihm etwas |
| die schweren Sünden, | die er sich dann selber that. |
| Hieß ihm da zu seinen Händen tragen | lauteren Brunnen, |
| Wasser in der Wanne, | wo er vor dem Wehrthum saß, |
5475 | zwagte sich da vor dem Volke | der Degen des Kaisers, |
| der harte Herzog, | und dann vor der Versammlung sprach, |
| sagte, daß er sich vor den Sünden da | säubern thäte |
| von ungerechten Werken, | nicht will ich davon etwas verschulden, sprach er, |
| um diesen heiigen Mann, | sondern nehmt auf euch das alles, |
5480 | wie Worte, so Werke, | was ihr ihm hier zum Schmerze thut. |
| Da rief alles zusammen, | die Versammlung der Juden, |
| die große Menge, | sagten, daß sie wollten um den Mann schulden |
| wegen der derben Thaten. | Fahre sein Blut über uns, |
| sein Blut und sein Tod, | und über unsere Kinder desgleichen, |
5485 | über unsere Kindeskinder darnach, | wir wollen das alles verschulden, sagten sie, |
| die Tödtung selber, | wenn wir damit Sünde thuen. |
| Übergeben ward dann darauf vor den Juden | aller Guten bester |
| den Hassenden in Hand, | in herbe Bande |
| enge gezwungen, | wo ihn die Neidharte, |
5490 | die Feinde, empfingen, | Volk ihn umdrängte |
| der Schandthäter Menge. | Der mächtige Droste |
| duldete mit Geduld, | alles was ihm das Volk that. |
| Sie hießen ihn da geißeln, | ehe denn sie ihn am Leibe da, |
| am Leben straften, | und ihm unter seine Augen spien, |
5495 | thaten ihm das zum Hohne, | das sie mit ihren Händen schlugen, |
| die Wehren, an seine Wangen, | und ihm sein Gewand benahmen, |
| bekleideten ihn die Erzschänder | mit rothen Laken, |
| thaten ihm noch andres an | aus Unholde, |
| hießen da ein Hauptband | harter Dörner |
5500 | wunderbar winden, | und auf den waltenden Christ |
| selber setzen, | und gingen ihm die Gesellen zu, |
| grüßten ihn in Königsweise, | und dar in die Knie fielen, |
| neigten ihm mit ihrem Haupte. | All war ihm das zum Hohn gethan, |
| doch er es all duldete, | der Völker Droste, |
5505 | der mächtige, durch die Minne | des Menschengeschlechtes. |
| Hießen sie da fertigen | mit der Waffe Schärfe, |
| die Helden, mit ihren Händen | aus harten Baume |
| ein kräftig Kreuz, | und hießen sie den Christ dann, |
| das selige Kind Gottes | selber es führen, |
5510 | tragen hießen sie unsern Drosten, | wo er sollte verbluten, |
| sterben, der sündelose. | Abgingen die Juden, |
| die Wehren nach Willen, | leiteten den waltenden Christ, |
| den Drosten zum Tode. | Dar konnte man dar herbe Dinge, |
| harmvolle hören. | Weinend dahinter gingen |
5515 | Weiber mit Schluchzen, | Wehren wehklagten, |
| die von Galiläa mit ihm | gegangen kamen, |
| folgten über ferne Wege, | war ihnen ihres Frohnes Tod |
| sehr in Sorgen. | Dann er selber sprach, |
| der Kinder das beste, | und hinterrücks er sah, |
5520 | hieß daß sie nicht weinten, | nicht darf euch betrüben, sagte er, |
| meine Hinfahrt, | sondern ihr mit Weinen möget |
| eure thörichten Werke, | mit Seufzen bejammern, |
| mit bittern Thränen. | Noch wird die Zeit kommen, |
| daß die Mütter | deß sich freuend sind, |
5525 | die Frauen der Juden, | daß ihnen je ein Kind nicht ward |
| geboren im Leben. | Dann ihr euern Falsch sollet |
| grausig entgelten, | dann ihr so begierig seid, |
| daß euch hier bedecken | hohe Berge, |
| tief begraben. | Tod wäre euch dann allen |
5530 | lieber in diesem Lande, | als solche Menschenqual |
| zu erdulden, | als hier dann diesem Volke kommt. |
|
|
| <Jesus wird gekreuzigt. (Matth.27,35-43 u. Mark.15,24-32 u. Luk.23,33-38 u. Joh.19,17-24)> |
| <LXVI.> Dann sie dar auf dem Grieße | einen Galgen errichteten, |
| auf dem Felde oben, | das Volk der Juden, |
| einen Baum auf dem Berge, | und daran das Kind Gottes |
5535 | quälten, an dem Kreuze, | sie schlugen kalt Eisen, |
| neue Nägel, | unten scharfe, |
| hart mit Hämmern | durch seine Hände und durch seine Füße, |
| bittere Bande, | sein Blut rann zur Erde, |
| das Blut von unserm Herrn, | er nicht wollte dennoch die That rächen, |
5540 | die grimme, an den Juden, | sondern er darum Gott Vater, |
| den mächtigen, bat, | daß er nicht wäre dem Männervolke, |
| dem Wehrthume, deshalb böse, | weil sie nicht wissen, was sie thuen, sprach er. |
| Dann die Knechte | das Gewänder Christes |
| theilten, | die derben Männer, |
5545 | des reichen Kleider. | Die Recken nicht konnten |
| um den Leibrock | Eintracht gewinnen, |
| bis sie in ihrem Truppe | Loose warfen, |
| welcher von ihnen sollte haben | den heiligen Rock, |
| aller Gewänder wonnesamstes. | Des Wehrthums Hirte |
5550 | hieß da, der Herzog, | ober dem Haupte desselben Christes |
| am Kreuze schreiben, | daß das wäre König der Juden, |
| Jesus von Nazarethburg, | der da genagelt stand |
| an den neuen Galgen | durch Eifersucht, |
| an des Baumes Stamm. | Da baten die Leute |
5555 | das Wort zu ändern, | sagten, daß er ihm so in seinem Willen spräche, |
| er selber sagte, | daß er hätte des Volkes Gewalt, |
| König wäre über die Juden. | Da sprach drauf des Kaisers Bote, |
| der harte Herzog | es ist nun so über seinem Haupte geschrieben, |
| weislich geschrieben, | wie ich es nun ändern nicht mag. |
|
|
| <Jesus am Kreuze zwischen zwei Schächern. (Luk.23,39-43)> |
5560 | Thaten sie dar dann zur Strafe, | das Wehrthum der Juden, |
| zwei verurtheilte Männer | an beiden Seiten Christes |
| an das Kreuz, | ließen sie Todesqual leiden |
| an dem Würgeholze | zum Lohne der Werke, |
| der leidigen Thaten. | Die Leute sprachen |
5565 | Hohnworte in Menge | dem heiligen Christe, |
| grüßten ihn mit Spott, | sahen aller Guten besten |
| leiden an dem Kreuze. | Wenn du bist König über alles, sagten sie, |
| Sohn des Drosten, | wie du hast selber gesprochen, |
| rette dich aus der Noth, | und des Zwanges entledige, |
5570 | steige heil herab, | dann wollen an dich der Helden Söhne, |
| diese Leute glauben. | Einer ihm auch Lästerung sprach, |
| ein sehr keckherziger Jude, | wo er vor dem Galgen stand, |
| Weh ward dieser Welt, sprach er, | wenn ihrer du solltest Gewalt haben, |
| du sagtest, daß du könntest an einem Tage | ganz zerwerfen |
5575 | das hohe Haus | des Himmelsköniges, |
| der Steinwerke größtes, | und wieder stehen machen |
| am dritten Tage, | wie es sonst sich nicht getraute zu können ein Mann |
| dieses Volkes weiter, | sieh nun, wie du nun befestiget stehst |
| arg versehrt, | nicht magst du dir selber etwas |
5580 | von dem Übel bessern. | Dann dar auch in den Banden sprach |
| der Diebe einer, | allwie er vom Volke hörte, |
| mit feindlichen Worten. | Nicht war sein Wille gut, |
| des Degens Gedanke, | wenn du bist der Volkskönig, sagte er, |
| Christ Gottes Sohn, | dann geh von dem Kreuze nieder, |
5585 | schlüpfe aus den Seilen, | und uns zusammen allen |
| hilf und heile, | wenn du bist der Himmelskönig, |
| der Walter dieser Welt, | dann mach es in deinen Worten sichtlich, |
| verherrliche dich vor dieser Menge. | Da sprach von den Männern der andere |
| an dem Hängeholze, | wo er geheftet stand, |
5590 | rang mit Entsetzensqual: | warum willst du solch Wort sprechen, |
| grüßest ihn mit Hohn, | stehst hier an den Galgen geheftet, |
| gestrickt am Baume, | wir hier beide dulden |
| Schmerz durch unsere Sünden, | ist uns unsere eigene That |
| geworden zur Strafe, | er steht hier frevellos, |
5595 | aller Sünden frei, | da er selber jemals |
| Schandthat nicht vollführte, | nur daß er durch des Volkes Neid |
| willig in dieser Welt | Weh empfängt, |
| ich will dar glauben an, sprach er, | und will den Landeswart, |
| den Gottessohn | sehnlich bitten, |
5600 | daß du meiner gedenkest | und zur Hülfe seist, |
| du der Rathenden bester, | wenn du in dein Reich kommst, |
| sei mir dann gnädig. | Da sprach ihm drauf der helfende Christ |
| mit den Worten entgegen, | ich sage dir wahrlich hier, sagte er, |
| daß du heute mußt | im Himmelreiche |
5605 | mit mir zusammen | sehen das Licht Gottes |
| in dem Paradiese, | obwohl du nun in solcher Pein bist. |
|
|
| <Jesus befiehlt seine Mutter dem Jünger Johannes. (Joh.19,25-27)> |
| Dann stand dar auch Maria | die Mutter Christes |
| bleich unter dem Baume, | sah ihr Kind dulden, |
| ringen mit Entsetzensqual, | auch waren dorthin Weiber mit ihr |
5610 | in des so mächtigen | Minne gekommen. |
| Dann stand dar auch Johannes | der Jünger Christes |
| betrübt unter seinem Herrn, | war ihm sein Herz krank, |
| sie bebten vor dem Tode. | Da sprach Christ der Herr, |
| der mächtige, zu der Mutter: | nun ich dir hier soll meinem |
6515 | Jünger befehlen, | dem, der hier gegenwärtig steht, |
| sei in meiner Umgebung zugleich, | du sollst ihn für einen Sohn haben, |
| grüßte er da den Johannes, | hieß, daß er ihr willfahrte wohl, |
| minnte sie so milde, | wie man seine Mutter soll, |
| die unbefleckte Frau. | Dann er sie in seine Obhut empfing |
5620 | mit lauterem Herzen, | wie ihm sein Herr gebot. |
|
|
| <Jesus stirbt. Wunder bei seinem Tode. (Matth.27,45-54 u. Mark.15,33-39 u. Luk.23,44-49 u. Joh.19,28-30)> |
| <LXVII.> Da ward dar mitten am Tage | ein mächtiges Zeichen |
| wunderbarlich gewirkt | über diese ganze Welt, |
| da man den Gottessohn | an den Galgen hob, |
| den Christ an das Kreuz, | da ward es kund überall, |
5625 | wie die Sonne ward verfinstert, | nicht mochte helles Licht, |
| schönes, erscheinen, | sonden sie Schatten umfing |
| dumpf und düster, | und so verursacht |
| aller Tage trübster, | dunkel sehr, |
| über diese weite Welt, | so lange, wie der waltende Christ |
5630 | Qual litt an dem Kreuze, | der Könige reichster, |
| bis zur None des Tages. | Dann der Nebel zerging, |
| das Geschwärk ward da zerschwungen, | begann Sonnenlicht |
| zu glänzen am Himmel. | Da rief auf zu Gotte |
| aller Könige kräftigster, | als er an dem Kreuze hing, |
5635 | an den Armen gefestigt, | Vater, allmächtiger, sprach er, |
| warum du mich so verließest, | lieber Herr, |
| heiliger Himmelskönig, | und deine Hülfe thatest, |
| deine Errettung so fern, | ich stehe unter diesen Feinden hier |
| zum Entsetzen gepeinigt. | Das Wehrthum der Juden |
5640 | lachte deß ihm da zum Hohne, | hörte den heiligen Christ, |
| den Drosten, vor dem Tode | zu trinken bitten, |
| er sprach, daß ihn dürstete. | Das Volk nicht säumte, |
| die bösen Widersacher, | war ihnen mächtiger Wille, |
| was sie ihm Bitteres hinzu | bringen möchten, |
5645 | hatten ihm unsüßen | Essig und Galle |
| gemischet die Meinthäter, | stand ein Mann bereit, |
| ein sehr schuldiger Schächer, | den hatten sie beschieden dazu, |
| verleitet mit Reden, | daß er es in einen Schwamm nahm, |
| der Getränke das leideste, | trug es an einem langen Schafte, |
5650 | gebunden an einem Baume, | und that es dem Sohne Gottes, |
| dem mächtigen, zu Munde. | Er erkannte ihre schwarzen Thaten, |
| fühlte ihre Falschheit, | weiter nicht wollte er das |
| so Bittere anrühren, | sondern rief das Kind Gottes |
| laut zu dem himmlischen Vater, | ich in deine Hände befehle, sprach er, |
5655 | meinen Geist in Gottes Willen, | er ist nun bereit dazu, |
| fertig zu fahren, | du der Lebenden Herr. |
| Neigte dan sein Haupt, | den heiligen Odem |
| ließ er von dem Leibe. | Als da der Landeswart |
| starb an dem Kreuze, | so ward sofort nachdem |
5660 | ein Wunderzeichen gewirkt, | daß dar des Waltenden Tod |
| des Leblosen so viel | erkennen sollte, |
| daß in seinem Verscheiden | die Erde bebte, |
| schütterten die hohen Berge, | harte Steine kloben, |
| Felsen über dem Felde, | und das schmucke Laken zerbarst |
5665 | in der Mitte entzwei, | das bisher manchen Tag |
| in dem Weihthum innen | wunderbar gewirkt, |
| heil gehangen, | nicht durften der Helden Kinder, |
| die Leute schauen, | was hinter den Laken war, |
| Heiliges behangen. | Da konnten an den Hort sehen |
5670 | die Judenleute. | Gräber wurden geöffnet |
| der todten Menschen, | und sie durch des Drosten Kraft |
| in ihren Leibern | lebend erstanden |
| auf aus der Erde, | und wurden sichtbar dort |
| den Menschen zur Kunde. | Das war ein so mächtig Ding, |
5675 | daß dar Christes Tod | erkennen sollten, |
| so viel das fühlen, | was je mit Menschen nicht sprach |
| ein Wort in dieser Welt. | Das Wehrthum der Juden |
| sah ein seltsames Ding, | aber ihnen war ihr arger Sinn |
| so verhärtet in ihrem Herzen, | daß dar je nicht ward so heilig |
5680 | Zeichen gezeigt, | daß sie glauben desto baß |
| an die Christes-Kraft, | daß er König über all |
| die Menschheit wäre. | Einige ihrer da mit Worten sprachen, |
| die des Leichnams dort | hüten mußten, |
| daß das wäre in Wahrheit | des Waltenden Sohn, |
5685 | Gottes offenbar, | der da an dem Galgen verschied |
| der Söhne bester. | Schlugen an ihre Brust viele |
| weinende Weiber, | war ihnen die Wunderqual |
| Harm in ihrem Herzen, | und ihres Herrn Tod |
| sehr zu Sorgen. | |
|
|
| <Jesus wird in die Seite verwundet. (Joh.19,31-37)> |
| | Nun war Sitte der Juden, |
5690 | daß sie die gehefteten Männer an dem heiligen Tage | hangen nicht ließen |
| längere Weile, | wann ihnen das Leben entwich, |
| die Seele entschwand. | Argsinnige Männer |
| gingen mit Bosheit näher, | wo die zwei schuldigen Schächer angenagelt standen, |
| die zween Diebe, | duldeten beide |
5695 | Qual bei Christe, | waren lebend annoch, |
| bis daß sie die grimmen | Judenleute |
| an den Beinen zerbrachen, | daß sie beide zusammen |
| das Leben verließen, | suchten sich ein anderes Licht. |
| Sie nicht brauchten Christ den Herrn | zum Tode zu bringen |
5700 | weiter mit einiger Gewalt, | fanden ihn verschieden da schon, |
| seine Seele war gesendet | auf sicheren Weg |
| zum langwierigen Licht, | seine Glieder kalteten, |
| sein Geist war von dem Volke. | Da ging einer der Feinde hinzu |
| im Argsinne, | trug einen genagelten Speer |
5705 | fest in seinen Händen, | mit derber Wucht stach er, |
| ließ des Waffens Spitze | eine Wunde schneiden, |
| daß ward an desselben | Christes Seite |
| erschlossen sein Leichnam. | Die Leute sahen, |
| daß daraus Blut und Wasser | beide sprangen, |
5710 | wallten aus der Wunde, | allwie sein Wille ging, |
| und er hatte bestimmt eher | dem Menschengeschlechte |
| den Kindern der Lebenden zum Frommen. | Da war es all erfüllet so. |
|
|
| <Jesus wird begraben. Die Juden lassen das Grab bewachen. (Matth.27,56-64 u. Mark.15,42-47 u. Luk.18,50-55 u. Joh.19,38-41)> |
| <LXVIII.> Als da gesenket ward | dem Siedel näher |
| die heitere Sonne | samt den Himmelsstrahlen |
5715 | an dem trüben Tage, | da ging unseres Drosten ein Degen, |
| war ein glauer Verehrer, | ein Jünger Christes |
| manche Weile, | wie es da der Mannen viele |
| nicht wußten in Wahrheit, | weil er es mit seinen Worten hehlte |
| der Juden Gemeinheit. | Joseph war er geheißen, |
5720 | heimlich war er unsers Drosten Jünger, | er nicht wollte dem verworfenen Volke |
| folgen zu einigen Frevelwerken, | sondern er harrte unter dem Volke der Juden |
| des heiligen Himmelsreiches. | Er ging dann mit dem Herzog zu sprechen, |
| zu dingen mit dem Degen des Kaisers, | begehrte von ihm flehentlich, |
| daß er dürfte ablösen | den Leichnam |
5725 | Christes vor dem Kreuze, | der da todtgequält stand, |
| des Guten, von dem Galgen, | und in ein Grab legen, |
| der Erde befehlen. | Ihm nicht wollte der Volksfürst da |
| wehren den Willen, | sondern ihm Gewalt gab, |
| daß er so konnte vollführen. | Er begab sich da fort dannen |
5730 | zu gehen zu dem Galgen, | wo er wußte das Kind Gottes, |
| den Leichnam hangen | des Herrn sein. |
| Nahm ihn dann von dem neuen Kreuze, | und von den Nägeln ihn befreiete, |
| empfing ihn mit seinen Armen, | wie man seinen Frohn soll, |
| des lieben Leichnam, | und ihn in Leinen wand, |
5735 | trug ihn ehrfürchtig, | so war der Droste werth, |
| wo sie die Stätte hatten | in einem Steine innen |
| mit Händen gehauen, | wo je der Helden Kinder |
| Gefreunde nicht begruben, | dar sie das Kind Gottes |
| nach ihrer Landesweise, | der Leiber heiligsten, |
5740 | der Erde befahlen, | und mit einem Fels beschlossen |
| aller Gräber herrlichstes. | Jammernd saßen |
| die Frauen, die arm gewordenen, | die das alles gesehen, |
| des Guten grimmen Tod, | beschlossen da zu gehen dannen |
| die weinenden Weiber, | und wahr nahmen, |
5745 | wie sie nachher zu dem Grabe | gehen möchten, |
| hatten sich erfahren | Sorgen genug, |
| großen Gemüthskummer, | Maria waren sie geheißen, |
| die Frauen, die armschaffenen. | Da ward der Abend kommend, |
| die Nacht mit Nebel, | das Neidvolk der Juden ward |
5750 | am Morgen darauf | in Menge versammelt, |
| redeten im Rathe, | was, du weißt, |
| wie dies Reich war | durch diesen einen Mann |
| ganz verführt, | das Wehrthum verworren. |
| Nun liegt er durch Wunden siech | |
| tief begraben | er sagte immer, daß er werde vom Tode erstehen |
5755 | am dritten Tage, | dies Volk glaubet zu viel, |
| dies Wehrthum nach seinen Worten, | nun du hier zu wachsen heiße, |
| über das Grab zu achten, | daß ihn seine Jünger dort |
| nicht stehlen aus dem Steine, | und sagen dann, daß er erstanden sei, |
| der Reiche von der Raste. | Dann wird dies Reckenvolk |
5760 | mehr verstört, | wenn sie beginnen zu prahlen hier. |
| Dann wurden dar beschieden | von der Schar de Juden |
| Wehren zu der Wacht, | begaben sich mit ihren Gewaffen dorthin, |
| zu dem Grabe zu gehen, | wo sie sollten des Gotteskindes |
| Hülle hüten. | War der heilige Tag |
5765 | der Juden vergangen, | sie über dem Grabe saßen, |
| die Wehren auf der Wacht | in den hellen Nächten, |
| sie harreten unter ihren Schilden, | bis daß der herrliche Tag |
| über den Mittelgarten | den Mannen käme, |
| den Leuten zum Lichte. | |
|
|
| <Jesus aufersteht vom Tode. (Matth.18,1-4 u. Mark.16,1-5 u. Luk.24,1-5 u. Joh.20,1)> |
| | Da nicht währte lange nachdem, |
5770 | daß dar ward der Geist kommend | durch Gottes Kraft, |
| der heilige Odem | unter den harten Stein |
| in den Leichnam. | Licht war da geöffnet |
| den Kindern der Lebenden zum Frommen, | war mancher Riegel |
| entheftet von den Höllenthoren, | und zum Himmel der Weg |
5775 | gewirkt von dieser Welt. | Im Glanze auferstand |
| das Friedekind Gottes, | fuhr dann, wohin er wollte, |
| so die Wärter deß | nichts merkten, |
| die derben Leute, | wann er von dem Tode erstand, |
| sich aufrichtete von der Rast. | Die Knechte saßen |
5780 | um das Grab außen, | die Judenleute, |
| die Schar mit ihren Schilden, | schritt vorwärts |
| das helle Sonnenlicht, | walleten die Frauen |
| zu dem Grabe zu gehen, | die gutartigen Weiber, |
| die minnelichen Marien, | hatten Geldes viel |
5785 | gezahlt für Salben, | Silbers und Goldes, |
| Werthes für Würzen, | wie sie mochten gewinnen zumeist, |
| daß sie den Leichnam | des lieben Herrn, |
| den Sohn des Drosten | salben möchten, |
| den wund gerissenen. | Die Weiber sorgten |
5790 | in ihrer Seele sehr, | und einige sprachen, |
| wer ihnen den großen Stein | von dem Grabe sollte |
| schieben auf die Seite, | den sie über die Leiche sahen |
| die Leute legen, | als sie den Leichnam dar |
| bestatteten in dem Felsen. | Wie die Frauen waren |
5795 | gegangen zu dem Garten, | daß sie zu dem Grabe mochten |
| hinsehen selber, | so dar gesauset kam |
| ein Engel des Allwaltenden | oben von der Heitre |
| gefahren im Federkleide, | daß all das Feld ertönte, |
| die Erde dröhnte, | und die Knechte |
5800 | wurden schwachen Sinnes, | die Wächter der Juden |
| fielen nieder aus Furchten, | nicht wähnten sie ihre Seele zu haben, |
| Leben längere Weile. | <LXIX.> Lagen die Wächter, |
| die Gesellen halb todt, | sogleich auf sich hob |
| der große Stein von dem Grabe, | wie ihn der Engel Gottes |
5805 | kehrte auf die Seite, | und sich oben auf den Deckel setzte |
| der theuere Bote des Drosten, | er war in seinen Geberden gleich, |
| in seinem Angesichte, wer ihm konnte | unter seine Augen schauen, |
| so glänzend und so blinkend, | allwie des Blitzes Licht, |
| war ihm sein Gewand | winterkaltem Schnee am gleichsten. |
|
|
| <Jesu Auferstehung verkündet den Frauen ein Engel. (Matth.28,5-7 u. Mark.16,6-7 u. Luk.24,5-7)> |
5810 | Da sahen sie ihn | sitzen allda, |
| die Weiber, auf dem gewendeten Steine, | und ihnen von dem Blitze, |
| den Frauen, solche Schrecken entgegen -- | all wurden |
| die Frauen in Furchten von dem großen Grausen, | weiter nicht wagten sie |
| zu dem Grabe zu gehen, | bis sie der Engel Gottes |
5815 | des Waltenden Bote | mit Worten grüßte, |
| sagte, daß er ihre Absicht | ganz erkännte, |
| Werk und Willen, | und der Weiber Sinn, |
| hieß, daß sie sich nicht entsetzten: | ich weiß, daß ihr euern Herrn suchet, |
| den erlösenden Christ | von Nazarethburg, |
5820 | welchen hier quälten, | und ans Kreuz schlugen |
| die Judenleute, | und in ein Grab legten |
| den sündelosen, | nun nicht ist er selber hier, |
| sondern er ist auferstanden schon, | und sind diese Stätten lehr, |
| dies Grab auf diesem Grunde. | Nun möget ihr gehen hieher |
5825 | näher um Vieles, | ich weiß, daß euch ist Verlangen zu sehen |
| in diesen Stein hinein, | hier sind noch die Stätten sichtbar, |
| wo sein Leichnam lag. | Behende empfingen |
| Ermuthigung in ihrer Brust | die bleichen Frauen, |
| die wunderschönen Weiber, | war ihnen sehr freudig das Wort |
5830 | zu vernehmen, | das ihnen von ihrem Herrn sagte |
| der Engel des Allwaltenden. | Hieß sie wieder dannen |
| von dem Grabe gehen, | und fahren zu den Jüngern Christes, |
| sagen seinen Gefährten | mit sicheren Worten, |
| daß ihr Droste war | vom Tode erstanden, |
5835 | hieß auch in Sonderheit | dem Simon Petrus |
| die große Freudenbotschaft | mit Worten zu künden, |
| die Kunst des Drosten, | und daß Christ selber war |
| in Galiläaland, | wo ihn wieder seine Jünger sollen |
| sehen, seine Gefährten, | wie er ihnen zuvor selber sagte |
5840 | mit wahren Worten. | Eben als da die Weiber |
| dannen gehen wollten, | so standen ihnen gegenüber da |
| zwei Engel, | in allweißen |
| glänzenden Gewanden, | und sprachen mit ihren Worten zu |
| heiliglich. | Das Herz ward geblödet |
5845 | den Frauen in Ängsten, | nicht mochten sie an den Engel Gottes |
| ob dem Blitze schauen, | war ihnen der Glanz zu streng, |
| zu stark zu sehen. | Da sprachen ihnen gleich entgegen |
| des Waltenden Boten, | und die Weiber fragten, |
| warum sie den Christ dorthin, | den quicken bei den Todten, |
5850 | den Sohn des Drosten, | zu suchen kämen, |
| den lebensvollen, | nun ihr ihn nicht findet hier, |
| in diesem Steingrabe, | sondern er ist auferstanden nun |
| in seiner leiblichen Hülle, | das ihr glauben sollet, |
| und gedenken der Worte, | die er euch in Wahrheit oft |
5855 | selber sagte, | als er in euerer Gesellschaft war |
| in Galiläaland, | wie er sollte gegeben werden, |
| verkauft selber | in der sündigen Menschen |
| der hassenden Hände | der heilige Droste, |
| daß sie ihn quälten, | und ans Kreuz schlügen, |
5860 | todt ihn machten, | und daß er sollte durch des Drosten Kraft |
| am dritten Tage | dem Volke nach Wunsche |
| lebendig erstehen. | Nun hat er alles geleistet so, |
| erfüllet bei den Lebenden, | eilet (ihr) nun fort hinweg, |
| gehet jählings, | und thuet es seinen Jüngern kund. |
| <LXX.> <5865> Er ist ihnen schon vorangefahren, | und ist fort von hier |
| in Galiläalande, | wo ihn wieder seine Jünger |
| sollen sehen, | seine Gefährten. |
| Da ward nachdem den Weibern nach Wunsche, | daß sie hörten solch Wort sprechen, |
| künden die Kraft Gottes, | waren so beklommen da noch, |
5870 | auch so bange gemacht, | begaben sich fort dannen, |
| von dem Grabe zu gehen, | und sagten den Jüngern Christes |
| das seltsame Gesicht, | wo sie sorgend |
| harreten solches Trostes. | |
|
|
| <Die Juden bestechen die Wächter, Petrus und Johannes besuchen das Grab Jesu. (Matth.28,11-15 u. Joh.20,3-10)> |
| | Da geschah, daß auch zur Burg kamen |
| der Juden Wächter, | die über dem Grabe saßen |
5875 | all die Nacht lang, | und des Leichnams dar |
| hüteten, der Hülle, | sie sagten der Herrschaft der Juden, |
| was ihnen dar gegenwärtig | für Schrecken kamen, |
| seltsames Gesicht, | sagten mit Worten, |
| allwie es geschehen war | durch des Drosten Kraft, |
5880 | nicht unterließen sie es in ihrem Gemüthe. | Da boten ihnen Geschenke viel |
| die Judenleute, | Gold und Silber, |
| zahlten ihnen manch Stück dafür, | daß sie es nicht sagten weiter, |
| nicht meldeten der Menge, | sondern sagt, daß euch müde der Sinn |
| entwich mit Schlaf, | und da kamen die Gefährten hinzu, | |
5885 | stahlen ihn in dem Steine, | immer seid (ihr) im Streite damit, |
| fortan mit Fleiße, | wenn es wird dem Volksfürsten kund, |
| wir helfen euch wider den Hehrsten, | daß er euch harmes etwas, |
| Leides nicht anthut. | Da nahmen sie von den Leuten viel |
| theuere Geschenke, | thaten -- allwie sie begannen, |
5890 | durften sie nicht -- | ihren Willen kund, |
| den Leuten über dem Lande, | daß sie solche Lüge wollten |
| erheben über dem heiligen Drosten. | Dann war wieder geheilet das Herz |
| den Jüngern Christes, | als sie hörten die guten Weiber |
| melden die Macht Gottes, | da waren sie in ihrem Gemüthe froh, |
5895 | und zu dem Grabe beide, | Johannes und Petrus, |
| liefen eiligst, | ward eher ankommend |
| Johannes, der gute, | und über dem Grabe stand er, |
| bis daß dar gleich nachkam | Simon Petrus, |
| der Kämpe kraftberühmt, | und sich darein begab |
5900 | in das Grab zu gehen, | sah des Gotteskindes |
| Leichengewand, | des Herrn sein, |
| das Linnen liegen, | mit dem war zuvor der Leichnam |
| zierlich umfangen, | lag das Tuch gesondert, |
| mit dem war das Haupt verhüllet | des heiligen Christes, |
5905 | des reichen Drosten, | als er in dieser Raste war. |
| Da ging auch Johannes | in das Grab hinein, |
| zu sehen das seltsame Ding, | ward ihm gleich nachdem |
| erschlossen der Glaube, daß er wußte, | daß sollte wieder an das Licht kommen |
| sein Droste herrlich, | vom Tode erstehen |
5910 | auf aus der Erde. | Da schieden sie wieder dannen, |
| Johannes und Petrus, | und kamen die Jünger Christes, |
| die Gefährten, zusammen. | |
|
|
| <Jesus erscheint den Frauen und den Jüngern, die nach Emaus gehen. (Joh.20,11-18 u. Matth.28,9-10 u. Luk.24,13-18)> |
| | Dann stand wehmüthig |
| eine der Frauen | zum andern Male |
| weinend über dem Grabe, | war sich jammermüthig, |
5915 | Maria war das Magdalena, | war ihr Muthgedanke |
| selber mit Sorgen sehr geblendet, | nicht wußte sie, wo sie suchen sollte |
| den Herrn, wovon ihr war die Hülfe bereitet, | sie nicht konnte da dem Wehklagen wehren, |
| das Weib nicht konnte das Weinen lassen, | nicht wußte, wohin sie sich wende sollte, |
| verstört waren ihr darüber die Muthgedanken, | da sah sie den mächtigen Christ da stehen |
5920 | obwohl sie ihn kundlich erkennen nicht konnte | ehe denn er sich künden wollte, |
| sagen, daß er es selber wäre, | er fragte, was sie so sehr beweine, |
| so härmlich mit heißen Thränen, | sie sagte, um ihren Herrn, |
| nicht wisse sie in Wahrheit, wo er sein sollte, | ob du ihn mir weisen kannst, |
| mein Herr, wenn ich dich fragen dürfte, | ob du ihn hier in diesem Felsen nahmst? |
5925 | weise ihn mir mit den Worten dein, | dann wäre mir aller Wünsche größter, |
| daß ich ihn selber sähe, | sie nicht wußte, daß sie der Sohn des Drosten |
| grüßte mit guter Sprache, | sie meinte, daß es der Gärtner wäre, |
| der Hofwart seines Herrn. | Da grüßte sie der heilige Droste |
| bei Namen, der Rettenden bester, | sie ging ihm da näher schnell, |
5930 | das Weib mit gutem Willen, | erkannte ihren Waltenden selber, |
| zu meiden sie ihn | in der Minne nicht wußte, |
| wollte ihn bei ihren Worten greifen | die Frau, an der Völker Drosten, |
| allein sie das Friedkind Gottes | wehrte mit seinen Worten, |
| sagte, daß sie ihn gar nicht müßte | mit den Händen anrühren, |
| ich noch nicht stieg, sprach er, zu dem | himmlischen Vater, |
5935 | sondern eile du nun geschwinde, | und den Männern künde, |
| den Brüdern mein, | daß ich unser beider Vater |
| den Allwaltenden, | eueren und meinen, |
| den wahrhaftigen Gott | suchen will. |
| <LXXI.> Das Weib ward da in Wonnen, | daß sie mußte solchen Willen künden, |
5940 | sagen von ihm, dem gesunden, | ward sofort bereit |
| die Frau zu der Botschaft, | und den Männern brachte |
| das Frohwort, den Jüngern, | daß sie den waltenden Christ, |
| den gesunden sahe, | und sagte, wie er ihr selber gebot |
| mit verlässigen Zeichen. | Sie nicht wollten getrauen da noch |
5945 | des Weibes Worten, | daß sie solchen Willkomm brächte |
| gewiß von dem Gottes Sohne, | sondern sie saßen jammermüthig, |
| die Helden, wehklagend. | Da ward der heilige Christ wieder |
| offenbar | zum andern Male, |
| der Droste gezeiget, | seit er vom Tode erstand, |
5950 | den Weibern nach Wunsche, | daß er ihnen da auf dem Berge begegnete, |
| grüßte sie erkennbar, | und sie zu seinen Knien neigten, |
| fielen ihm zu Füßen, | er hieß, daß sie bangen Sinn |
| nicht trügen in ihrer Brust, | sondern ihr meinen Brüdern sollet |
| diese Rede künden, | daß sie kommen nach mir |
5955 | nach Galiläaland, | wo ich ihnen wieder zugegen bin. |
| Dann fuhren auch von Hierusalem | der Jünger zween |
| an demselben Tage | schon frühmorgens, |
| Männer in ihrem Geschäfte, | wollten nach Emaus, |
| die Feste besuchen. | Da begannen manche Reden |
5960 | unter den Wehren zu wachsen, | wo sie auf dem Wege fuhren, |
| die Helden, um ihren Herrn. | Da kam ihnen der Heilige zu, |
| gegangen der Gottes Sohn. | Sie nicht konnten ihn gar |
| erkennen den kräftigen. | Er nicht wollte sich da noch künden ihnen, |
| war jedoch in ihrer Gesellschaft zusammen, | und fragte, über welche Sache sie sprächen, |
5965 | wie gehet ihr so trauernd, sagte er, | ist euch jammervoll das Herz, |
| die Seele sorgenvoll? | Sie sprachen ihm gleich entgegen, |
| die Männer die Antwort, | warum du das so heischest? sagte sie, |
| bist doch von Hierusalem | des Judenvolkes. <ab hier HS C mit Blattverlust - Übersetzung nach HS M> |
|
|
| <Jesu Himmelfahrt. (Mark.16,19 u. Luk.24,49-53)> |
| [...] dem heiligen Geiste | von der Himmelsau |
5970 | mit der großen Kraft Gottes | Nahm seine Jünger dann, |
| die guten Gefährten, | leitete sie aus dann, |
| bis daß er sie brachte | nach Bethania, |
| dar hob er seine Hände auf, | und heiligte sie alle, |
| weihete sie mit seinen Worten, | entschwebte empor dannen, |
5975 | suchte sich das hohe Reich der Himmel, | und seinen heiligen Stuhl, |
| sitzet alldar | an der rechten Seite Gottes, |
| des allmächtigen Vaters, | und von da alles siehet |
| der waltende Christ | alles was diese Welt befasset. |
| Da an derselben Stätte | die guten Gefährten |
5980 | zum Gebete fielen, | und drauf zur Burg dannen, |
| dar nach Hierusalem, | die Jünger Christes |
| fuhren frohlockend, | war ihnen frohmüthig das Herz, |
| waren da in dem Weihthume. | Des Waltenden Kraft |