Heliand (Neuhochdeutsche Übersetzung nach Köne 1855)

[Überschriften Könes und Angaben der Evangelien sind beibehalten,
zur Orientierung und zum Abgleich mit der Transkription ist Verszählung
nach Edition Sievers 1878 und die Fittenzählung in den üblichen römischen
Ziffern beigeben, außerdem wurde die Übersetzung in die üblichen Langzeilen
gesetzt]

<Eingang>
<I.> Manche waren, | welche ihr Muth bewog,
[...] | daß sie begannen, Gottes Wort
zu verkünden, das Geheimniß, | das der reiche Christ
unter dem Menschengeschlechte, | die Herrlichkeit, vollendete
5mit Worten und mit Werken. | Das wollten da viel weiser
Leute Kinder loben,| die Lehre Christes,
das heilige Wort Gottes, | und mit ihren Händen schreiben
prächtiglich in ein Buch, | wie sie sollten seine Gebote
vollenden, die Menschenkinder. | Dann waren doch sie viere dazu
10unter der Menge, | die hatten Macht Gottes,
Hülfe vom Himmel, | heiligen Geist,
Kraft von Christe, | sie wurden gekoren dazu,
daß sie dann das Evangelium | alleinig sollten
in ein Buch schreiben, | und so manches Gebot Gottes,
15heilig himmlisch Wort, | ihnen nicht durften der Helden dann mehr,
der Menschenkinder, helfen, | nur allein sie viere dazu
durch Kraft Gottes | gekoren wurden,
Mattthäus und Markus, | so waren die Männer geheißen,
Lukas und Johannes, | sie waren Gott lieb,
20würdig zu dem Gewirke. | Hatte ihnen der waltende Gott,
den Helden, in ihrem Herzen | heiligen Geist
fest befohlen, | und beseelten Sinn,
so manch weisliche Wort, | und großes Wissen,
daß sie sollten erheben | mit heiliger Stimme
25Gottesrede, die gute, | die nicht hat einiges Gleichen irgend
die Worte in dieser Welt, | das jemals mehr den waltenden
Herrscher verherrliche, | oder derbe Dinge,
Frevelwerk fälle, | oder der Feinde Drange,
dem Streite, widerstehe, | weil er hatte starken Sinn,
30milden und guten, | der des Meister war,
edeler Urheber, | allmächtiger.
Das sollten sie viere da | mit Fingern schreiben,
setzen und singen | und sagen weiter,
was sie von Christes | Kraft, der mächtigen,
35sahen und hörten, | das er selber sprach,
wies und wirkte, | Wunderbares viel,
so Manches bei den Mannen, | der mächtige Herrscher,
gleichwie er es von dem Anbeginne | durch seine einige Kraft,
der Waltende sprach, | da er erst diese Welt erschuf,
40und da alles befing | mit Einem Worte,
Himmel und Erde und alles, | was sie umschlossen halten
Gewürktes und Gewachsenes: | das ward da alles mit Worten Gottes
fest befanden, | und verfüget nach dem,
welche Leutschaft dann | des Landes sollte
45weitest gewalten, | oder wo die Welt
die Alter enden sollte. | Eins war ihrer da annoch
den Menschenkindern bevor, | und die fünf waren vergangen,
sollte da das sechste | seliglich
kommen durch Kraft Gottes | und Christes Geburt,
50der Heilande besten, | heiliges Geistes
in diesen Mittelgarten | Manchen zu Hülfe,
Menschenkindern zu Frommen, | wider Feinde Drang,
wider der Finstern Qualm. | Dann hatte da der Herr-Gott
den Römerleuten verliehen | der Reiche meiste,
55hatte der Herrschaft | das Herz gestärket,
daß sie hatten bezwungen | der Völker jegliches,
hatten von Romaburg | Reiche gewonnen,
die Helmtrotzigen, | saßen ihre Herzoge
in der Lande jedwedem, | hatten der Leute Gewalt,
60aller Fremdvölker. | Herodes war
in Hierusalem | über das Judenvolk
gekoren zum Könige, | so ihn der Kaiser dorthin
von Romaburg | der reiche Volksherr
setzte unter das Gesinde. | Er war jedoch nicht mit Sippen verwandt
65den Abkommen Israheles, | durch Edelgeburt
gekommen von ihrem Geschlechte, | außer daß er durch des Kaisers Gnade
von Romaburg | das Reich hatte,
daß ihm waren so gehorsam | die Heldenmänner,
die Abkommen Israheles, | die Kraftberühmten,
70unwandelhafte Freunde, | so lange er die Gewalt besaß,
Herodes, des Reiches, | und der Rathpflege
über die Judenleute. |

<Zacharias und Elisabeth, kinderlos. (Luk.1,5-7)>
| Dann war dort ein bejahrter Mann
das war ein erfahrner Greis, | hatte beseelten Sinn,
war von den Leuten | des Levi's Geschlechtes,
75Jakobssohnes, | von gutem Volke,
Zacharias war er geheißen, | das war ein gar seliger Mann,
dieweil er immer gerne | Gotte dienete,
wirkte nach seinem Willen, | that sein Weib desgleichen
war gealterte Frau, | nicht sollte ihnen ein Erbwart
80in ihrer Jugendzeit | bescheert werden,
lebten fern von Laster, | wirkten Lob Gotte,
waren so gehorsam | dem Himmelskönige,
priesen unsern Herrn, | nicht wollten sie Derbes irgend
unter dem Menschengeschlechte, | Meinthat, verüben, <ab hier auch Text HS M>
85nicht Schuld, nicht Sünde. | War ihnen doch in Sorgen ihr Herz,
daß sie einen Erbwart | haben nicht mußten,
sondern waren sich kinderlos. | Dann mußte er das Gebot Gottes
dort in Hierusalem, | so oft an ihm der Gang stand,
daß ihn sichtbarlich | die Zeiten gemahnten,
90so mußte er in dem Weihtum | des Waltenden Dienst,
den heiligen, vollbringen, | des Himmelsköniges,
Gottes Jüngerschaft. | Begierig war er sehr,
daß er ihn durch frommen Sinn | vollführen möchte.

<Zacharias opfert im Tempel. (Luk.1,8-11)>
<II.> Da war die Zeit gekommen, | die dar bedeutet hatten
95weise Männer mit Worten, | daß sollte das Weihtum Gottes
Zacharias versehen. | Da ward dort versammelt viel,
dort zu Hierusalem, | der Judenleute,
des Volkes in dem Weihtum, | wo sie den waltenden Gott,
sehr demüthiglich | anflehen sollten,
100den Herrn um seine Huld, | daß sie der Himmels König
des Leides entließe. | Die Leute standen
um das heilige Haus. | Und ging der geehrte Mann
in das Weihtum hinein. | Die andere Menge harrte
um den Tempel außen, | die Hebräerleute
105bis der erfahrne Mann | vollbracht hätte
des Waltenden Willen. | Wie er da den Weihrauch trug,
der Alte, inner dem Tempel, | und um den Altar ging
mit seinen Rauchfässern | dem Reichen zu dienen,
vollführte frommsinnig | seines Frohnes,
110Gottes Jüngerschaft | sehr beflissen
mit lauterem Herzen, | wie man dem Herrn soll
gerne willfahren; |

<Ein Engel verkündigt dem Zacharias die Geburt eines Sohnes. (Luk.1,11-18)>
| von Grauen kamen ihm
Schrecken in dem Tempel, | er sah dar nachdem einen Engel Gottes
in dem Weihthum innen, | der sprach ihm mit seinen Worten zu,
115hieß, daß der fromme Diener | furchtsam nicht wäre,
hieß, daß er sich nicht entsetzte; | deine Thaten sind, sprach er,
dem Waltenden werth, | und dein Wort desgleichen,
dein Dienst ist ihm zu Danke, | daß du solche Andacht hast
an des einen Kraft. | Ich sein Engel bin,
120Gabriel bin ich geheißen, | der ich immer vor Gotte stehe,
gegenwärtig vor dem Allwaltenden, | es sei denn, daß er mich zu seinem Dienst
irgend wohin senden wolle. | Nun hieß er mich dieses Wegs fahren,
hieß, daß ich dir doch verkündete, | daß dir ein Sohn geboren,
von deiner alten Gemahlin | gewährt sollte werden
125in dieser Welt, | ein in Worten weiser,
der nie soll in seinem Leben je | des Leites kosten,
des Weines in seiner Welt, | so hat ihm das Wurdgeschick,
der Schöpfer bestimmt | und die Macht Gottes,
hieß, daß ich dir doch sagte, | daß er sollte ein Gefährte sein
130des Himmelsköniges, | hieß, daß ihr ihn hieltet wohl,
erzöget in Treuen, | sprach daß er ihm Zierde so viel
in Gottes Reiche | geben wollte,
er sprach, daß der gute Knabe | Johannes zum Namen
haben sollte, | gebot, daß ihr ihn hießet so,
135den Knaben, wenn er käme, | sprach, daß er Christes Gefährte
in dieser weiten Welt | werden sollte,
seines eigenen Sohnes, | und sprach, daß sie schleunig
hieher auf seine Botschaft | beide kämen.

<Zacharias wegen Unglaubens mit Stummheit bestraft. (Luk.1,18-21)>
Zacharias da redete, | und zu selbem sprach,
140zu des Herrn Engel, | und sich der Thaten begann
zu wundern, der Worte, | wie mag das geschehen so, sprach er,
nachher im Alter? | es ist uns schon zu spät,
so zu gewinnen, | so du mit deinen Worten sprichst.
dieweil wir hatten Alters vorher | zugleich zwanzig Winter
145in unserer Lebenszeit, | ehe dann kam das Weib zu mir.
Dann waren wir nun zusammen | siebenzig Winter
Tisch und Lagergenossen, | seit ich sie mir zur Gattin erkor.
So wir in unserer Jugend | erreichen nicht mochten,
daß wir einen Erbwart | besitzen konnten,
150nähren auf unserm Estrich. | Nun wir so bejahret sind,
hat uns die Älte benommen | Kraftthaten,
daß wir sind an unserm Gesicht geschwächt, | in unserem Gange säumig,
das Fleisch ist uns entfallen, | die Haut unschön,
ist unser Wuchs vergangen, | der Leib erschöpft,
155sind unsere Gebärden | veränderter,
Muth und Machtkraft, | wie wir einst so manchen Tag
waren in dieser Welt. | So mir des Wunder dünket,
wie es so geschehen möge, | als du mit deinen Worten sprichst.
<III.> Da ward das dem Himmelskönigsboten | Harm in seinem Gemüthe,
160daß er seines Werkes so | sich wundern konnte
und das nicht wollte gedenken, | daß ihn möchte der heilige Gott
so alljung, | wie er zuerst war,
selber umschaffen, | wenn er so wollte.
Beschied ihm da zur Strafe, | daß er nicht konnte einig Wort sprechen,
165melden mit seinem Munde, | ehe dann dir ein Sohn wird
von deiner alten Gemahlin | ein Knabe genährt,
kindjung geboren | guten Geschlechtes
im Glanz zu dieser Welt, | dann sollst du wieder Worte sprechen,
haben deiner Stimme Gewalt, | nicht darfst du stumm bleiben
170längere Weile. | Da ward es bald geleistet so,
gewirket zum Wahren, | wie es dar in dem Weihtum sprach
der Engel des Allwaltenden, | ward der alte Mann
der Sprache beraubt, | obwohl er weisen Sinn
trug in seiner Brust. | Harrete all den Tag
175die Menge vor dem Weihthum, | und wunderten sich alle,
warum er dar so lange, | der lobselige Mann,
der sehr erfahrne Greis | dem Frohne sein
dienen durfte, | wie dar zuvor einig Degen nicht that,
wann sie dar in dem Weihthum | des Waltenden Opfer
180mit Händen vollbrachten. | Da kam der erfahrne Alte
hervor aus dem Heiligthum. | Die Männer drangen
mächtig näher, | war ihnen Verlangen groß,
was er ihnen Sicheres | sagen wollte,
weisen in Wahrheit | Er nicht konnte da einig Wort sprechen,
185aussagen dem Gesinde, | nur mit seiner stärkern Hand
bedeutete er der Wehrschaft, | daß sie unseres Waltenden
Lehre leisteten. | Die Leute verstanden,
daß er dar hatte wirklich | eine göttliche Erscheinung
gesehen selber, | obwohl er deß nicht konnte sagen etwas,
190weisen in Wahrheit. | Da hatte er unseres Waltenden
Opfer vollbracht, | allwie sein Amt war
bestimmt unter den Mannen. |

<Die Geburt des Johannes. (Luk.1,21-24 u. 57-58)>
| Da ward bald nach dem die Macht Gottes gekündet,
seine große Kraft. | Ward die Gattin gesegnet,
die Frau in ihrem Alter, | sollte ihm ein Erbwart,
195ein sehr göttlicher Mann | gegeben werden,
ein Sohn, in den Burgen. | Erwartete dar nach
das Weib die Wurd-Schöpfungen, | schritt der Winter fort,
ging des Jahres Gezeit. | Johannes kam
an der Leute Licht. | Der Leib war ihm schön,
200war ihm die Haut sein, | Fachs und Nägel,
Wangen waren ihm rosig. | Dann traten dar weise Männer,
wackere, zusammen, | die Verwandtesten zumeist,
wunderten sich des Werkes, | warum es je mochte geschehen so,
daß von so alten zweien | gewonnen würde
205ein Sohn durch Geburt, | wäre es nicht, daß es Gebot
Gottes selbes wäre. | Erkannten sie gar wohl,
daß es anders so wirklich | werden nicht mochte.

<Johannes ist sein Name. (Luk.1,59-63)>
Da sprach dar ein alterfahrner Mann | der so viel kannte
von weisen Worten, | hatte großes Wissen,
210fragte angelegentlich, | was sein Name sollte sein,
in dieser Welt: | mich dünket an seiner Weise gleich
wie auch an seiner Gebärde | daß er sei besser, denn wir,
drum ich wähne, daß ihn uns wahrhaftig | Gott vom Himmel
selber sandte. | Da sprach gleich nach dem
215die Mutter des Kindes, | die den Knaben hatte,
das Kind, an ihrem Busen, | hier kam Gottes Gebot, sagte sie,
vorigen Jahrs, | mit erstem Wort
das Gebot, daß er Johannes | nach Gottes Lehre
heißen sollte, | was ich in meinem Sinne
220nicht wage zu wenden mit etwas, | wenn ich deß gewalten muß.
Da sprach ein übermüthiger Mann, | der ihr Verwandter war,
nicht hieß eher etwas so, sagte er, | edelgebornes,
unseres Stammes oder Geschlechtes, | laßt uns wählen ihm einen andern
beliebten Namen, | den besitze er, wenn er darf.
225Da sprach wieder der erfahrne Mann, | der da wußte viel zu reden,
nicht gebe ich das zu Rathe, sagte er, | der Recken keinem,
daß er Gottes Wort | zu wenden beginne,
sondern laßt uns darüber den Vater fragen | der da so erfahren sitzet
weise in seinem Leidwesen. | Obwohl er nicht kann einig Wort sprechen,
230doch vermag er mit Buchstaben | eine Schrift zu wirken,
einen Namen zu schreiben. | Dann er näher ging,
legte ihm eine Tafel auf den Schoß, | und bat inständig
zu schreiben weislich | mit Wortzeichen,
wie sie das heilige Kind | heißen sollten.
235Da nahm er die Tafel in die Hand | und in seinem Sinne dachte
sehr inniglich zu Gott, | den Namen Johannes
weislich schrieb er, | und auch dann mit seinem Worte sprach
sehr beredt, | hatte wieder seiner Sprache Gewalt,
des Wissens und der Weise. | Die Strafe war da vergangen,
240das harte Harmbescher, | welches der heilige Gott
der mächtige, bereitete, | damit er in seinem Gemüthe
Gottes nicht vergäße, | wann er ihm wieder sendete seinen Jünger zu.

<Ein Engel verkündigt Marien die Geburt Jesu. (Luk.1,26-38)>
<IV.> Da nicht währte lange darnach, | daß es all so geleistet ward,
wie er dem Menschengeschlechte | zu manchen Zeiten,
245Gott, der allmächtige, | versprochen hatte,
daß er sein himmlisch Kind, | hierher zur Welt,
seinen eigenen Sohn, | senden wollte,
dazu, daß er hier erlöste | alle Leutstämme,
die Menschheit vom Wehe. | Da geschah, daß sein Sendbote
250nach Galiläaland, | Gabriel, kam,
der Engel des Allwaltenden, | wo er ein Weib wußte,
eine liebreiche Magd, | Maria war sie geheißen,
war eine züchtige Jungfrau. | Sie ein Degen hatte,
Joseph, erkoren, | ein Mann guten Geschlechtes,
255die Tochter Davids. | Das war ein theures Weib,
verlobte Braut, | da sie der Engel Gottes
in Nazarethburg | bei Namen selber
nannte gegenwärtig, | und sie von Gotte grüßte:
Heil dir, Maria, sprach er, | du bist deinem Herrn lieb,
260dem Waltenden werth, | weil du Weisheit hast,
Weib Gnaden voll, | du sollst sein vor allen
Weibern geweihet. | Nicht habe zaglichen Muth,
nicht fürchte du deinem Leben, | nicht kam ich dir zu einger Fahr hieher,
nicht bringe ich einig trüglich Ding, | du sollst unseres Herrn sein
265Mutter unter den Mannen, | und du sollst den Sohn nähren
des hohen Himmelsköniges Sohn, | der soll Heiland zum Namen
haben bei den Menschen, | ein Ende nicht kommt
des weiten Reiches, | deß er gewalten soll,
der erlauchte Volksherr. | Da sprach ihm die Magd entgegen,
270zu dem Engel Gottes, | der Frauen schönste,
aller Weiber schmuckste, | wie mag das werden so, sprach sie,
daß ich ein Kind nähre, | da ich je eines Mannes nicht ward weis
in meiner Lebenszeit | Da hatte wieder sein Wort bereit
der Engel des Allwalters | dem Weibe entgegen:
275In dich soll der heilige Geist | von der Himmels-Au kommen
durch Kraft Gottes, | von da soll dir ein Kind geboren werden
in dieser Welt, | des Waltenden Kraft
soll dich von dem höchsten | Himmelskönige
beschatten mit Strahlen, | nie ward schönere Geburt,
280nie so glorreich bei den Menschen, | weil sie kommt durch Macht Gottes
in diese weite Welt. | Da ward des Weibes Sinn,
nach der Botschaft, | all geworben
in Gottes Willen. | Dann ich hier bereit stehe, sprach sie,
zu solchem Dienstgeschäft, | deß er mich würdigen will,
285Dienerin bin ich des Volksgottes. | Nun ich des Dinges getraue,
werde mir nach deinen Worten, | ganz wie sein Wille ist,
des Herrn mein, | nicht ist mein Herz zweifelig,
nicht Wort, nicht Weise. | So vernahm ich, daß das Weib empfing
die Gottes-Botschaft | sehr willfährig
290mit lichtem Sinn, | und mit gutem Glauben,
und mit lauterer Treue. | Ward da der heilige Geist,
das Kind, in ihrem Schoß, | und sie in ihrer Brust verstand,
und auch in ihrem Geiste selber, | sagte, wem sie wollte,
daß sie hatte gesegnet | des Allwaltenden Kraft,
295die heilige, vom Himmel. |

<Joseph will Marien verlassen. (Matth.1,18-19)>
| Da ward der Sinn Josephs,
sein Muth gewirret, | der sich früher die Magd hatte,
die verlobte Jungfrau, | das Weib edlen Geschlechtes,
gewonnen sich hatte zur Gattin. | Er erkannte, daß sie hatte ein Kind bei sich
nicht dachte er daran im Geringsten, | daß sich das Weib hatte
300gewahrt so wachsamlich, | nicht wußte er des Waltenden da noch
frohe Gebotschaft, | nicht wollte er sie sich zur Gattin da
holen, sich zur Ehefrau, | vielmehr begann er in seinem Sinn zu denken,
wie er sie da verließe, | wie ihr dar nicht würde Leides irgend,
erwirkt Beschwerniß. | Nicht wollte er sie nachdem
305melden vor der Menge, | fürchtete, daß sie die Menschenkinder
des Lebens beraubten. | So war der Leute Brauch
durch das alte Gesetz, | des Hebräer-Volkes,
wer je dar im Unrecht | ein Weib heimte,
daß es die Unkeuschheit | büßen mußte,
310das Weib, mit seinem Leben. | Nicht war jemals das Weib so gut,
daß sie bei den Leuten länger | leben durfte,
wohnen unter der Menge. | Da begann sich der weise Mann,
der sehr gute Mann, | Joseph in seinem Muthe
zu denken der Dinge, | wie er die Jungfrau da
315mit Listen verließe. |

<Joseph im Traume belehrt. (Matth.1,20-24)>
| Da geschah nicht lange nachdem,
daß ihm dar im Traume kam | des Herrn Engel,
des Himmelsköniges Bote, | und hieß ihn sie halten wohl,
sie minnen in seinem Gemüthe, | nicht sei du, sprach er, Marien abhold,
der Geliebten dein, | sie ist ein züchtiges Weib,
320nicht denke du über sie zu hart, | du sollst sie halten wohl,
ihrer warten in dieser Welt, | leiste du eure Minne-Treue
fort, wie du thatest, | und halte eure Freundschaft wohl,
nicht verlaß du sie, die dir leidige, | da sie als Mutter sich erfreuet,
eines Kindes in ihrem Schoße, | es kommt durch Gebot Gottes,
325des heiligen Geistes, | von der Himmels-Au,
das ist Jesus Christ, | Gottes eigen Kind,
des Waltenden Sohn, | du sollst sie wohl halten,
heiliglich. | Nicht laß du deinen Sinn zweifeln,
nicht hindern deinen Muthgedanken. | Da ward wieder des Mannes Sinn
330gewendet durch die Worte, | daß er sich zu dem Weibe faßte,
zu der Magd, Minne, | erkannte die Macht Gottes,
des Waltenden Gebot, | war ihm der Wille mächtig,
daß er sie heiliglich | halten mußte,
besorgte sie in seinem Gesinde. | Und sie so säuberlich trug
335ganz um die Huld Gottes, | heiligen Geist,
den herrlichen Sohn, | bis daß sie Gottes Bestimmung
mächtig mahnte, | daß sie an der Menschen Licht
aller Söhne besten | bringen sollte.

<Schatzung des Volkes durch Kaiser Augustus. (Luk.2,1-4)>
<V.> Da geschah, daß von Romaburg | des reichen Mannes
340über all dies Erdenvolk | des Octavian
Bann und Botschaft | über sein breites Reich
kam von dem Kaiser | ander Könige jeglichen,
daheim sitzenden, | so weit wie seine Herzoge
über all die Landschaft | der Leute gewalteten.
345Man hieß, daß alle die ausheimischen Menschen | ihr Urheim suchten,
die Männer ihren Gerichtshof; | entgegen ihres Herrn Boten
käme zu dem Geschlechte jeder, | woher er Stammes war,
geboren von den Burgen. | Das Gebot ward geleistet
über diese weite Welt, | Volk sammelte sich
350zu aller Burgen jedweder. | Reiseten die Boten überall,
die von dem Kaiser | gekommen waren,
schriftkundige Männer, | und in Rollen sie schrieben
sehr sorgfältiglich | der Namen jeglichen,
je Land, je Leute, | daß ihm nicht möchte auslassen Jemand
355der Wohner solchen Schoß, | so ihm sollte zahlen
jeder Mann von seinem Kopfe. |

<Christus wird geboren zu Bethlehem. (Luk.2,3-7)>
| Da machte sich auf auch mit seinem Haus
Joseph, der gute, | wie es Gott, der mächtige,
der Waltende wollte, | suchte sich das glanzvolle Heim,
die Burg in Bethlehem, | wo ihrer beider war,
360des Helden Gerichtshof, | und auch der heiligen Jungfrau,
Maria's, der guten. | Dort war des erlauchten Stuhl
in früheren Tagen, | des Adel-Königes,
Davids, des guten, | so lange, als er die Volksherrschaft dort
als Fürst unter den Hebräern | besitzen mußte,
365bewahren den Hochsitz. | Sie waren seines Hauses,
gekommen von seinem Stamme, | guten Geschlechtes,
beide von Geburt aus. | Weiter erfuhr ich, daß sie die herrlichen Wirkungen,
Marien, gemahnten | und die Macht Gottes,
daß ihr auf der Fahrt | ein Sohn gegeben ward,
370geboren in Bethlehem, | der Söhne stärkster,
aller Könige kräftigster, | kommend ward der erlauchte, mächtige,
an der Menschen Licht, | wie von ihm früher manchen Tag
Bilder waren | und Zeichen viel
geworden in dieser Welt. | Da war es all erfüllet so,
375wie es eher weise Männer | gesprochen hatten,
in welcher Demuther | dies Erdreich hier
durch seine eigene Kraft | suchen wollte,
der Menschen Mundherr. | Da ihn die Mutter nahm,
bewand ihn mit Gewand | der Weiber schönste,
380mit seinem Staat, | und mit ihren Händen zwei
legte sie liebreich | den kleinen Mann,
das Kind, in eine Krippe, | da er doch hatte Kraft Gottes,
der Mannen Herrscher. | Dar saß die Mutter davor,
das Weib wachend, |wahrte selber,
385hütete den heiligen Sohn, | nicht war ihr Herz zweifelig,
der Magd ihr Muthsinn. |

<Die Geburt Christi wird den Hirten verkündigt. (Luk.2,8-13)>
| Da ward Manchen kund
über diese weite Welt. | Wärter gewahrten,
die dar Rosseschälke | außen waren,
Wehren auf der Wacht | der Pferde zu pflegen,
390des Viehes über dem Felde, | sie sahen die Finstere entzwei,
zerlassen in der Luft. | Und kam Licht Gottes
in Strahlen durch die Wolken, | und die Wärter dar
befing in dem Felde. | Sie geriethen in Furchten da,
die Männer in ihrem Muthe. | Sie sahen dar den mächtigen
395Gottes Engel kommen, | der ihnen entgegen sprach,
hieß, daß die Wärter | nichts nicht fürchteten
Leides von dem Lichte, | ich soll euch, sprach er, liebere Dinge,
sehr wahrhaftiglich | ein Glück sagen,
künden mächtige Kraft. | Nun ist Christ geboren
400in dieser selbigen Nacht, | der selige Sohn Gottes
in dieser Davids-Burg, | der Herr, der gute.
Das ist Frohlocken | des Menschengeschlechtes,
aller Lebendigen Frommen. | Dort ihr ihn finden möget,
in der Bethlehemburg, | der Söhne reichsten.
405Habet das zum Zeichen, | das ich erzählen mag,
mit wahren Worten, | daß er dar bewunden liegt,
das Kind, in einer Krippe, | obwohl er sei König über Alles,
Erde und Himmel, | und über der Menschen Kinder,
der Welt waltend. | Eben wie er da das Wort sprach,
410so ward dar der Engel zu dem einen | eine Unzahl kommend,
heilige Heerschar | von der Himmels-Au,
fröhliches Volk Gottes, | und viel sprachen sie,
manches Lobwort | dem Herrn der Menschen,
erhoben da heiligen Sang, | dann sie wieder zur Himmels-Au
415schwebten durch die Wolken. | Die Wärter hörten,
wie der Engel Kraft | den allmächtigen Gott
sehr wahrhaftig | mit Worten lobten,
Ehre sei nun, sprachen sie, | dem Herrn selber
in dem höchsten | Reiche der Himmel,
420und Friede auf Erden | den Menschenkindern,
den gutwilligen Guten, | denen, die Gott erkennen
mit lauterem Herzen. |

<Die Hirten besuchen das Kind. Sein Name: Jesus. (Luk.2,14-22)>
| Die Hirten verstanden,
daß sie ein mächtig Ding | gemahnet hatte,
eine fröhliche Botschaft. | Entschieden sich, nach Bethlehem dannen
425des Nachts zu eilen, | war ihnen mächtiges Verlangen,
daß sie denselbigen Christ | sehen mochten.
<VI.> Hatte ihnen der Engel Gottes | Alles gewiesen
mit lichthellen Zeichen, | daß sie sich da selber
zu dem Gotteskinde | begeben mußten,
430und sie fanden sofort | der Völker Fürsten,
der Leute Herrn, | sagten da Lob Gotte,
dem Waltenden mit ihren Worten, | und weit verkündeten sie
inner der herrlichen Burg | was ihnen dar für ein Bild ward
von der Himmels-Au | heilig gezeiget,
435fröhlich im Felde. | Die Frau alles behielt
in ihrem Gedächtnisse | die heilige Jungfrau,
die Magd in ihrem Gemüthe, | alles was sie hörte die Männer sprechen.
Erzog ihn da sein | der Frauen schönste,
die Mutter in Minne, | der Menschen Herrscher,
440das heilige, himmlische Kind. | Die Helden sprachen
an dem achten Tage, |Fürsten manche,
sehr glaue Freunde | mit der Gottes-Dienerin,
daß er Heiland zum Namen | erhalten sollte,
wie es der Gottes-Engel, | Gabriel sprach
445mit wahren Worten, | und dem Weibe gebot,
der Bote des Herrn, | da sie zuerst den Sohn empfing
in Strahlen zu dieser Welt. | War ihr Wille mächtig,
daß sie ihn so heilig | halten müßte,
willfahrte ihm da so gerne. |

<Mariä Opferung. Was von dem Jesus Kinde und seiner Mutter Simeon sagt. (Luk.2,22-30)>
| Das Jahr fürder schritt
450bis daß das Friedekind Gottes | vierzig hatte
der Tage und Nächte. | Da sollten sie dar eine That verrichten,
daß sie ihn zu Hierusalem | dargeben sollten,
dem Waltenden zu dem Weihthum. | So war ihre Weise dann,
der Leute Landsitte, | daß das nicht dürfte unterlassen keine
455Frau unter Hebräern, | wenn ihr zuerst ward
ein Sohn geboren, | daß sie ihn immer dorthin
zu dem Gottes Hause | darbieten mußte.
Machten sich auf da die guten zwei, | Joseph und Maria,
beide von Bethlehem, | hatten das Kind bei sich,
460den heiligen Christ, | suchten sich das Haus Gottes
in Hierusalem, | dar sollten sie ihre Schuld entrichten
dem Waltenden in dem Weihthum, | die Weise leisten
des Judenvolkes. | Da fanden sie einen guten Mann,
alten in dem Heiligthum, | einen edelgebornen.
465Der hatte in dem Weihthume | so viele Winter und Sommer
gelebt in dem Lichte. | Oft wirkte er Lob Gotte
mit lauterem Herzen, | hatte in sich heiligen Geist
seliglichen Sinn, | Simeon war er geheißen.
Ihm hatte gewiesen | des Waltenden Kraft
470vor langer Zeit, | daß er nicht sollte dies Licht aufgeben,
scheiden von dieser Welt, | eher denn ihm der Wunsch erfüllt sei,
daß er denselben Christ | sehen müßte,
den heiligen Himmelskönig. | Da ward ihm sein Herz hoch-
freudig in seiner Brust, | da er sah das Kind kommen
475in das Weihthum hinein. | Dann sagte er dem Waltenden Dank, <V. 475 in HS M ausradiert - Übersetzung nach HS C>
dem allmächtigen Gotte, | daß er ihn mit seinen Augen ersah,
ging ihm da entgegen | und ihn gern empfing,
der Alte mit den Armen, | all erkannte er
die Zeichen und Bilder | und auch das Kind Gottes,
480den heiligen Himmelskönig. | Nun ich dich, Herr, soll, sprach er,
gerne bitten, | nun ich so gealtert bin,
daß du deinen holden Diener nun | hingehen lässest
zu deinem wahren Frieden fahren, | wohin eher meine Vordern thaten,
die Wehren, von dieser Welt, | nun mir mein Wunsch erfüllt ist
485am liebsten Tage, | daß ich meinen Drosten sah,
den holden Herrn, | so mir verheißen war
lange Zeit. | Du bist ein mächtig Licht
allen Fremdvölkern, | die zuvor des Allwaltenden
Kraft nicht erkannten. | Deine Kunst ist
490zum Gericht und zur Ehre, | Droste, Herr mein,
den Abkommen Israheles, | dem eigenen Volke,
deinen lieben Sprößlingen. | Mit Klugheit erzählte da
der alte Mann in dem Tempel | der Frau, der guten,
sagte wahrhaft, | wie ihr Sohn sollte
495über diesen Mittelgarten | Manchen werden,
einigen zum Falle, andern zum Trost, | den Menschenkindern,
den Leuten zur Liebe, | die seine Lehre hörten,
und den zum Harme, | die hören nicht wollten
Christes Lehre. | Du sollst noch, sprach er, Trauer finden,
500Harm in deinem Herzen, | wann ihn der Helden Söhne
mit Waffen quälen, | daß wird dir ein groß Werk,
eine Pein zu erdulden. | Die Dienerin all verstand
des weisen Mannes Worte. |

<Die Prophetin Anna. (Luk.2,31-38)>
| Da kam dort auch ein Weib gegangen
ein betagtes inner dem Tempel. | Anna war sie geheißen,
505Tochter Fanueles, | sie hatte ihrem Herrn wohl
gedienet zu Danke, | war ein züchtiges Weib,
sie mußte nach ihrer Magdheit, | seit sie Mannes ward,
eines Fürsten in der Ehe, | edle Jungfrau,
so mußte sie mit ihrem Gemahle | des Hauswesens walten
510sieben Winter zusammen. | Da vernahm ich, daß ihr dar Sorge entstand,
daß sie die gewaltige Macht | des Schöpfers zertheilte,
hartes Wurd-Geschick. | Da war sie Witwe nachdem
in dem Friedenstempel | vier und achzig Winter
in ihrer Lebenszeit, | wo sie nie den Tempel nicht verließ,
515und sie dar ihrem Drosten | Tages und Nachtes
Gotte diente. | Sie kam dar auch gegangen zu
in derselbigen Zeit, | sofort erkannte sie
das heilige Kind Gottes | und den Helden kündete,
der Wehrschaft inner dem Weihthum | die Glücksmelde, die große,
520sagte, daß ihnen des Rettenden Rettung | genahet wäre,
Hülfe des Himmelsköniges, | nun ist der heilige Christ
der Waltende selber | in dies Weihthum gekommen,
zu erlösen die Leute, | die hier nun lange harrten
in diesem Mittelgarten | manche Weile,
525dürftiger Haufe, | so nun der Dinge
möge sich freuen | manches Menschengeschlecht.
Frolockte das Volk inner dem Tempel, | hörte die große Freudenbotschaft
von Gotte sagen. |

<Joseph und Maria kehren mit dem Jesus Kinde nach Haus zurück. (Luk.2,38-39)>
| Die Schuld hatte da geleistet
die Frau in dem Tempel, | wie es sich in ihrem Bund verstand,
530und in der glänzenden Burg | Schriften wiesen,
der Heiligen Handgewirk. | Begaben sich da nach Hause dannen
von Hierusalem | Joseph und Maria,
die heiligen Eheleute, | hatten sich den Himmelskönig
immer zum Gefährten | den Sohn des Drosten,
535der Menschen Mundherr. |

<Die Ankunft der Weisen aus Morgenlande. (Matth.2,1-2)>
| So es je ruchtbar nicht ward
weiter in dieser Welt | als wie sein Wille ging,
des Himmelsköniges Gedanke. | <VII.> Obwohl dar dann jeder heilige Mann
den Christ erkannte, | doch nicht ward es je zu des Königs Hofe
den Mannen gemeldet, | die ihm in ihrem Muthsinne
540hold nicht waren, | sondern er war ihnen so verhohlen fort
mit Worten und mit Werken, | bis daß dar Wehren von Osten,
sehr glaue Männer, | gegangen kamen,
drei zu dem Volke, | rüstige Degen,
auf langem Wege | über das Land dorthin,
545folgten einem leuchtenden Zeichen | und suchten das Kind Gottes
mit lauterem Sinne, | wollten sich ihm verneigen,
sich ihm bekennen zu Jüngern, | trieben sie Gottes Schöpfungen,
da sie den Herodes dort | den reichen fanden,
in seinem Saale sitzen, | den trugsinnigen König,
550den muthigen mit seinen Mannen, | immer war er Mordes gierig.
Da grüßten sie ihn höflich | in Königs-Weise,
sein in seinem Saale, | und er fragte sofort,
was sie für ein Bewerb | nach außen brächte,
die Männer auf die Wanderfahrt, | wohl führet ihr gewunden Gold
555zur Gabe für jeglichen Gönner, | zu dem ihr so im Gange kommet,
gefahren zu Fuße, | wie? ich weiß nicht, von wo fernher ihr seid,
Fürsten von andern Völkern, | ich sehe, daß ihr seid edelgebürtige,
des Geschlechtes von gutem Stamme, | nie hieher eher kommend wurden solche
Boten von andern Völkern, | seit ich mußten dieses Männer-Volkes gewalten,
560dieses weiten Reiches, | ihr sollt mir in Wahrheit sagen,
vor dieser Leute Volke, | weshalb ihr seid zu diesem Lande gekommen.

<Der Weisen Rede an den König Herodes. (Matth. 2,2)>
Da sprachen ihm wieder entgegen | die Männer von Osten,
wortweise Wehren, | wir dir in Wahrheit mögen, sprachen sie,
unseren Bewerb | leichtlich erzählen,
565sagen aufrichtig, | weshalb wir kamen auf diese Fahrt hieher
von Osten dieser Erde. | Einst waren dar Adelsmänner,
wohlredige Freunde, | die uns gutes so viel,
Hülfe verhießen | vom Himmelskönige
mit wahren Worten. | Dann war dort ein gewitziger Mann
570erfahren und viel weise, | voralters war das einst
unser Ahn nach Osten von hier, | dar nicht ward seither einig Mann
der Sprachen so kundig, | er konnte berichten Wort Gottes,
weil ihm hatte verliehen | der Leute Herr,
daß er vermochte von der Erde | aufwärts zu hören
575des Waltenden Wort, | drum war sein Wissen groß,
des Degens Gedanken. | Als er dann sollte
aufgeben die Wohnungen, | der Verwandten Gesellschaft,
verlassen der Leute Traum, | suchen anderes Licht,
da er seine Jünger hieß | näher gehen,
580die Erbwarte | und seine Hörigen da,
sagte wahrhaftig, | was Alles seitdem kam,
geschah in dieser Welt. | Da sagte er, daß hieher sollte kommen ein weiser König
ruhmreich und mächtig | zu diesem Mittelgarten
von der besten Geburt, | sagte, daß es sollte sein Sohn Gottes,
585sagte, daß er dieser Welt | walten sollte stets
zum Ewigkeitstage, | der Erde und des Himmels,
er sagte, daß an dem selben Tage, | wo ihn, den seligen,
in diesen Mittelgarten | die Mutter brächte,
so sagte er, daß von Osten her | sollte scheinen
590ein Himmelsgestirn weiß, | solches wie wir hier nicht hatten zuvor
unter zwischen Erde und Himmel, | ein anderes irgendwo,
nicht solch Kind, nicht solch Zeichen, | hieß daß da zur Anbetung führen
drei Männer von dem Volke, | hieß sie bedenken wohl,
wann eher sie sähen | von Osten aufsteigen,
595das Gotteszeichen gehen, | hieß sie sich rüsten sogleich,
hieß, daß wir ihm folgten, | so es vorwärts ginge
westlich über diese Welt. | Nun ist alles gewahret so,
gekommen durch Kraft Gottes, | der König ist erschienen,
geboren kühn und gestreng, | wir sahen sein Zeichen scheinen
600heiter unter des Himmels Gestirnen, | wie ich weiß, daß es der heilige Droste
bestimmte, der mächtige, selber, | wir sahen jegliches Morgens
blicken den strahlenden Stern, | und wir gingen hinter dem Zeichen hieher
Wege und Wälder zuweilen. | Wäre uns das aller Wünsche größter,
daß wir ihn selber sähen, | wüßten, wo wir ihn selber suchen sollten,
605den König in diesem Kaiserthume, | sage uns, in welchen dieser Geschlechter er sei entsprossen.

<Herodes befragt die Schriftgelehrten wegen Christus. (Matth. 2,2-4)>
Da ward dem Herodes | innen der Brust
Harm ums Herze, | begann sein Gemüth zu wallen,
die Seele mit Sorgen, | hörte sagen da,
daß er dar ein Oberhaupt | haben sollte,
610einen kräftigern König, | guten Geschlechtes,
seligern unter dem Gesinde. | Da er sich sammeln hieß,
alles was in Hierusalem | von guten Männern,
von allen die weisesten | in Sprachen wäre,
und die in ihrer Brust | Schriftkunde meist
615wüßten in Wahrheit. | Und er sie mit seinen Worten frug,
sehr sorgfältig | der neidsinnige Mann,
der König der Leute, | wo Christ geboren
im Weltreiche | werden sollte,
der Friedewarte bester. | Da sprach ihm drauf das Volk entgegen,
620die Wehrschaft wahrlich, | sagten, daß sie wüßten gar,
daß er solle in Bethlehem geboren werden, | so ist in unsern Büchern geschrieben,
weislich verzeichnet, | wie es die Wahrsager,
gar glaue Freunde, | durch Gottes Kraft
hochweise Männer | zuvor gesprochen,
625daß sollte von Bethlehem | der Burgen Hirte,
der liebe Landeswart, | an dies Licht kommen,
der reiche Rathgeber, | der führen soll
der Juden Herrschaft, | und werden mit seiner Gabe
milde über den Mittelgarten | manchen Völkern.

<Des Herodes falsche Frömmigkeit. (Matth. 2,5-9)>
630<VIII.> Da erfuhr ich, daß gleich nachdem | der trugsinnische König
der Wahrsager Worte | den Fremdlingen sagte,
die dar ins Ausland | als Sendlinge waren
fernher gefahren, | und er fragte sie nachdem,
wann sie auf den Ostwegen | zuerst sahen
635den Königsstern kommen, | das Zeichen leuchten
heiter vom Himmel. | Sie nicht wollten deß ihm da hehlen etwas,
und sagten es ihm aufrichtig. | Da hieß er sie auf den Weg fahren,
hieß, daß sie ihr Geschäft | ganz ausrichteten
um des Kindes Kunst. | Und der König selber Gebot
640sehr hart, | der Herr der Juden,
den weisen Männern, | ehe denn sie führen von Westen fort,
daß sie ihm erst kündeten, | wo er den König sollte |
suchen in seinem Sitze, | sagte, daß er dahin wollte mit seinem Gesinde
zu beten zu dem Kinde. | Dann dachte er ihm zum Mörder zu werden |
645mit der Waffen Schärfe. | Dann aber der waltende Gott
dachte wider den Gedanken | und er vermochte zu gedenken mehr,
zu leisten in diesem Lichte, | das ist noch lange sichtbar,
gekündet die Kraft Gottes. |

<Die Weisen beschenken und beten an das Kindlein Jesu. (Matth.2,9-12)>
| Da gingen wieder die Zeichen hervor
in Strahlen unter die Wolken. | Da waren die weisen Männer
650fertig zu fahren. | Sie begaben sich fort dannen
tapfer zur Botschaft, | wollten das Kind Gottes
selber suchen. | Sie nicht hatten von da des Gesindes mehr,
außer daß sie drei waren, | wußten sich der Dinge Bescheid,
waren sich glaue Freunde, | die die Gaben führten.
655Dann sahen sie so weislich, | unter der Wolken Gewölbe,
auf zu dem hohen Himmel, | wie da fuhren die weißen Sterne.
Sie erkannten die Zeichen Gottes, | die waren für Christ hieher
gewirkt zu dieser Welt. | Die Männer nach gingen,
folgten andächtig. | Sie förderte, der es konnte,
660bis daß sie da sahen, | die reisemüden Männer
das prächtige Zeichen Gottes | blank am Himmel
stille stehen. | Der Stern licht leuchtete
weiß über dem Hause, | dar das heilige Kind
wohnte mit Willen. | Und ihn das Weib behütete,
665die Dienerin demüthig. | Da ward der Degen Herz
froh in ihrer Brust. | Bei dem Zeichen verstanden sie,
daß sie das Friedekind Gottes | gefunden hatten,
den heiligen Himmelskönig. | Da sie in das Haus hinein
mit ihren Gaben gingen, | die Getreuen von Osten,
670die reisemüden Männer, | gleich erkannten sie,
die Wehren, den waltenden Christ. | Die Wanderer fielen
vor dem Kinde ins Kniegebet, | und ihn in Königsweise,
den Guten, grüßten, | und ihm die Gaben brachten,
Gold und Weihrauch, | nach den Gottes-Zeichen,
675und Myrrhe darmit. | Die Männer standen bereit
hold vor ihrem Herrn, | die es mit ihren Händen gleich
fröhlich empfingen. | Da begaben sich die frommen Männer,
die Sprecher, zur Rüste, | die reisemüden Freunde
in ein Gasthaus, | dar ihnen Gottes Engel,
680den schlafenden, bei Nacht | einen Traum zeigte,
ein Gesicht im Schlummer, | all wie es der Droste selber,
der waltende, wollte, daß ihnen däuchte, | daß man ihnen mit Worten geböte,
daß sie dannen einen andern Weg, | die Gesandten, führen,
reiseten nach ihrem Lande, | und den leidigen Mann,
685den Herodes, | ferner nicht suchten,
den grimmigen König. | Da ward der Morgen kommend
in Strahlen zu dieser Welt. | Da begannen die weisen Männer
zu sagen ihre Gesichte, | selber erkannten sie |
des Waltenden Wort, | weil sie großes Wißthum
690trugen in ihrer Brust, | baten den Allwaltenden,
den hehren Himmelskönig, | daß sie möchten seine Huld hinfort
wirken, seinen Willen, | sagten, daß sie zu ihm hätten gewendet den Sinn
und ihren Muth, Morgens Jedem. |

<Der Weisen Heimkehr. Josephs Flucht nach Aegypten. (Matth.2,12-14-16)>
| Da fuhren wieder die Männer dannen
die Gesandten von Osten, | all wie ihnen der Engel Gottes
695mit Worten gewiesen, | nahmen einen andern Weg,
vollbrachten Gottes Lehren, | nicht wollten dem Judenkönige
um des Kindes Geburt | die Boten von Osten,
die fahrtmüden Männer, | sagen etwas,
und kehrten zurück nach ihrem Willen. | <IX.> Da ward bald nachdem des waltenden
700Gottes Engel kommend | Josephe zur Sprache,
sagte ihm im Traume, | dem schlafenden, bei Nacht,
der Bote des Drosten, | daß den Sohn Gottes
der argsinnige König | suchen wollte,
berauben des Lebens, | nun sollst du ihn in Ägyptens
705Land entleiten, | und unter den Leuten bleiben
mit dem Gotteskinde | und mit der guten Dienerin
wohnen unter dem Wehrthum, | bis daß dir das Wort komme
des Herren dein, | daß du das heilige Kind
wieder zu dieser Landschaft | leiten müssest,
710den Drosten dein. | Da von dem Traume aufsprang
Joseph in seinem Gastsaale | und das Gottes Gebot
gleich erkannte er. | Machte sich auf den Weg dannen,
der Degen mit der Dienerin, | suchte sich ein ander Volk
jenseit breiten Berges, | wollte den Sohn Gottes
715Feinden entführen. | Da erfuhr nachdem
Herodes der König, | da er in seinem Reiche saß,
daß waren die weisen Männer | von Westen gekehrt
nach Osten zu ihrem Erbheim, | und fuhren sich einen andern Weg,
wußte, daß sie ihm ihre Erfahrung | nun nicht wollten
720sagen an seinem Hofe. | Da war ihm deß in Sorgen die Seele,
das Gemüth bekümmert, | sagte, daß es ihm die Männer thäten,
die Helden, zum Hohne. | Da er traurig saß,
erzürnte in seiner Brust, | sagte, daß er deß wüßte bessern Rath,
einen andern erdenken. | Nun ich sein Alter kenne,
725weiß seiner Winter Zahl, | nun ich gewinnen mag,
daß er je ober dieser Erde | alt nicht wird,
hier unter dieser Herrschaft. |

<Des Herodes grausamer Kindermord. (Matth.2,16-18)>
| Dann er so hart gebot,
Herodes, über sein Reich, | hieß da seine Knechte fahren,
der König der Leute, | hieß, daß sie der Kinder so viele
730durch ihre Handmacht | des Hauptes beraubten,
so manche Kinder um Bethlehem, | so viele, als dar geboren wurden,
in zweien Jahren erzogen. | Die Blutthaten vollführten
des Königs Gesellen. | Da sollte dar so mach kindlicher Mann
sterben sündenlos, | nicht ward seitdem, noch eher,
735so jämmerlicher Vergang | junger Männer,
so erbärmlicher Tod. | Frauen wehklagten,
viele Mütter sahen | ihre Söhne gespießet.
Nicht mochte sie ihnen nimmer helfen, | obwohl sie mit ihren Händen beiden
ihr eigen Kind, | mit den Armen umfing,
740das liebe und kleine, | dennoch sollte es immer das Leben abgeben,
der Sohn vor der Mutter. | Des Verbrechens nicht achteten
der Strafe, die Schandthäter. | Mit des Waffens Schärfe
vollführten sie Frevelwerk groß, | fielen in Menge
Söhne, junge Männer, | die Mütter beweinten
745junger Kinder Todqual, | Klage war in Bethlehem,
der Jammer lautester. | Obwohl man ihre Herzen entzwei
schnitte mit dem Schwerte, | doch mochte ihnen nimmer härtere That
werden in dieser Welt, | den Weibern männiglich,
den Ehefrauen in Bethlehem, | sie sahen ihre Söhne vor sich,
750kindjunge Männer, | in Qual verscheiden,
blutig in ihrem Schoße. | Die Schergen mordeten
die unschuldige Schar, | nicht scherten sich, gar nichts,
die Männer um Meinwerk, | wollten den mächtigen Christ
selbsten todtquälen. |

<Josephs Rückkehr und Wohnung in Nazareth. (Matth.2,19-23 u. Luk.2,40-42)>
| Dann hatte ihn der kräftige Gott
755geschützt wider ihre Wuth, | daß ihn Nachtes dannen
nach Ägyptenland | die Männer entleiteten,
die Gönner mit Joseph, | zu der grünen Au,
zur besten der Erden, | dar eine Ahe fließt,
der Nilstrom mächtig | nördlich zur See,
760der Fluten feinste. | Dar das Friedekind Gottes
wohnte mit Willen, | bis daß die Wurd wegnahm
Herodes, den König, | daß er verließ die Weltkinder,
der muthige, der Männer Traum. | Da sollte der Mark Gewalt
haben sein Erbwart, | der war Archelaus geheißen,
765als Herzog | der Helmträger,
der sollte um Hierusalem | des Judenvolkes,
des Wehrthums, gewalten. | Da ward das Wort kommend
dar in Ägypten | dem edelen Manne,
das er dort zu Josephe, | Gottes Engel, sprach,
770der Bote des Drosten, | hieß ihn wieder das Kind dannen
leiten zum Lande. | Nun hat dies Licht aufgegeben, sprach er,
Herodes der König, | er wollte ihn ächten einst,
berauben seines Lebens. | Nun magst du in Frieden leiten
das Kind unter euer Geschlecht, | nun der König nicht lebet,
775der übermüthige Fürst. | All erkannte Joseph
die Gotteszeichen, | rüstete sich schleunig,
der Degen mit der Dienerin, | da sie dannen wollten,
beide mit dem Sohne, | erfülten die herrlichen Fügungen,
des Waltenden Willen, | all wie er ihm früher mit seinen Worten gebot.
780<X.> Sie begaben sich da wieder nach Galiläaland, | Joseph und Maria,
die heiligen Haushalter | des Himmelsköniges,
waren in Nazarethburg, | wo der rettende Christ
wuchs unter dem Wehrthum, | ward Weisheit voll,
bei war ihm Gunst Gottes, | er war lieb allen
785Mutter-Verwandten, | er nicht war andern Mannen gleich,
der Gute in seiner Güte. |

<Jesus zwölf Jahre alt, unter den Lehrern im Tempel zu Jerusalem. (Luk.2,41-48)>
| Da er die Jahzahl
zwölf hatte, | da ward die Zeit kommend,
daß dar zu Hierusalem | die Judenleute
ihrem Stammgotte | dienen mußten,
790wirken seinen Willen. | Da ward dar in dem Weihthum innen,
dort zu Hierusalem, | der Juden versammelt
eine mächtige Mannkraft. | Dort Maria war
selbst in der Gesellschaft | und hatte ihren Sohn,
Gottes eigen Kind. | Als sie ihre Schuld hatten,
795die Menschen, in dem Tempel, | wie es in ihrem Bunde geboten,
geleistet nach ihrer Landweise, | da fuhren wieder die Leute dannen,
die Wehren, nach ihrem Willen. | Und dar in dem Weihthum blieb
das mächtige Kind Gottes, | wie ihn die Mutter dar
nicht wußte in Wahrheit, | sondern sie wähnte, daß er mit dem Haufen fort
800führe, mit ihren Freunden. | Erfuhr nachdem
erst am andern Tage, | das adelgebürtige Weib,
die selige Dienerin, | daß er unter der Gesellschaft nicht war.
Ward Marien da | das Gemüth in Sorgen,
weh um ihr Herze, | da sie das heilige Kind
805nicht fand unter dem Volke. | Viel wehklagte
die Gottes Dienerin. | Begaben sich da wieder nach Hierusalem,
ihren Sohn zu suchen, | fanden ihn sitzen allda
in dem Weihthum innen, | wo die weisen Männer,
sehr glaue Berather, | in Gottes Gesetze
810lasen und lernten, | wie sie Lob sollten
wirken mit ihren Worten, | dem, der diese Welt erschuf.
Dar saß mitten unter | das mächtige Kind Gottes,
Christ, der allwaltende, | wie ihn die gar nicht mochten erkennen,
die des Weihthums dar | warten sollten,
815und fragte sie | geflissentlich,
mit weisen Worten, | sie wunderten sich alle,
wodurch je ein so kindlicher Mann | solche Rede möchte
melden mit seinem Munde. | Dort ihn die Mutter fand
sitzen in der Gesellschaft, | und ihren Sohn grüßte,
820den weisen, unter dem Wehrthum, | sprach ihm da mit ihren Worten zu:
wie wolltest du deiner Mutter, | der Männer liebster,
zufügen solche Sorge, | daß ich dich so schmerzhafte
armmüthige Frau | heischen sollte
unter diesen Burgleuten? | Da sprach ihr aber das Kind entgegen,
825mit weisen Worten, | wie? du weißt ja doch, sprach es,
daß ich dort sein muß, | wo ich mit Rechten soll
wohnen nach Willen, | wo Gewalt hat
mein mächtiger Vater. | Die Männer nicht verstanden,
die Wehren in dem Weihthum, | warum er so das Wort sprach,
830meldete mit seinem Munde. | Maria alles behielt,
verbarg in ihrer Brust, | jegliches was sie da hörte ihr Kind sprechen
an weisen Worten. |

<Jesus kehrt mit seinen Eltern nach Nazareth zurück. (Luk.2,51-52)>
| Begaben sich da wieder
dannen von Hierusalem | Joseph und Maria,
hatten ihn zum Gefährten, | den Sohn des Drosten,
835aller Kinder bestes, | deren, die je geboren wurden,
Söhne von einer Mutter, | hatten dar Minne zu ihm
durch lauteres Gemüth, | und er so gehorsam war,
Gottes eigen Kind, | als Verwandter den Verwandten,
in seiner Demuth, | den Eltern sein.
840Nicht wollte er in seiner Kindheit da schon | seine große Kraft
den Menschen zeigen, | daß er solche Macht hatte,
Gewalt in dieser Welt, | sondern er in seinem Willen wartete,
demüthig unter dem Volke | dreißig Jahre,
ehe denn er dar einig Zeichen | zeigen wollte,
845sagen der Gesellschaft, | daß er selber war
in diesem Mittelgarten | der Menschen Herr,
hatte so verhohlen | das heilige Kind Gottes,
Wort und Weisthum | und das größte Wissen,
sehr einsichtigen Sinn. | Nicht mochte an seinen Reden man werden,
850an seinen Worten gewahr, | daß er solch Wissen hatte,
der Degen solche Gedanken, | sodern er so demüthig harrte
glänzender Zeichen. | Nicht war noch dann die Zeit gekommen,
daß er sich über diesen Mittelgarten | offenbaren sollte,
lehren die Leute, | wie sie sollten ihren Glauben halten,
855wirken den Willen Gottes. | Wußten das wohl manche
Leute inner dem Lande, | daß er war an dies Licht gekommen,
dennoch sie ihn kundlich | erkennen nicht mochten,
eher denn er sich selber | sagen wollte.

<Johannes lehret und taufet. (Matth.3,1-2 u. Mark.1,4-8 u. Luk.3,2-3)>
<XI.> Dann war sich Johannes | von seiner Jugendzeit
860erwachsen in einer Wüstenei. | Dar nicht war der Wohnerschaft mehr,
nur allein er dort einsiedelig | dem allwaltenden Gotte,
der Degen, diente, | verließ Volksgedränge
der Menschen Gemeinschaft. | Dort ward ihm mächtig kommend,
in der Wüstenei, | das Wort vom Himmel
865die herrliche Stimme Gottes, | und dem Johannes gebot,
daß er Christes Kunst | und seine große Kraft
über diesen Mittelgarten | verkünden sollte,
hieß ihn wahrlich | mit Worten sagen,
daß wäre das Himmelreich | den Helden Söhnen
870in der Landschaft, | den Leuten, genahet,
der Güter wonnesamstes. | Ihm war da der Wille mächtig,
daß er von solchen Seligkeiten | sagen mußte,
entschied sich da zu gehen, | allwo der Jordan floß,
das Wasser, zu Willen, | und den Wohnern all den Tag,
875über die Landschaft | den Leuten, kündete,
daß sie mit Fasten | der Frevelthaten viele,
ihre eigenen | Sünden, büßten,
daß ihr werdet rein, sprach er, | das Himmelreich
ist genahet den Menschenkindern, | nun laßt in euerm Gemüthe
880euerer selbsteigenen | Sünden euch reuen,
des Leides, das ihr in diesem Lichte thatet, | und meinen Lehren höret,
wendet euch nach meinen Worten, | ich euch im Wasser soll
taufen kostbarlich, | obwohl ich euere Thaten nicht möge,
euere eigenen | Sünden, erlassen,
885daß ihr durch mein Handgewirk | lauter würdet
von leidigen Handlungen, | sondern der ist an dies Licht gekommen,
mächtig zu den Mannen, | und unter euch in Mitten steht,
obwohl ihr ihn selber | sehen nicht wollet,
der euch taufen soll | auf eueres Herrn Namen,
890auf den heiligen Geist, |das ist der Herr über Alles,
er mag aller Menschen jeden | von Meingedanken,
von Sünden befreien, | jeden, so da selig muß
werden in dieser Welt, | der deß Willen hat,
daß er so leiste, | wie er diesen Leuten will
895gebieten, der Sohn Gottes. | Ich bin zu seiner Botschaft hieher,
in diese Welt gekommen, | und soll ihm den Weg räumen,
lehren diese Leute, | wie sie sollen ihren Glauben
halten mit lauterem Sinne, | und daß sie in die Hölle nicht dürfen
fahren, in das Feuer, das heiße. | Deß wird so froh in seinem Muthe
900der Mensch zu so mancher Stunde. | Wer die Missethat verläßt
gerne, des Gramen Befehle, | der mag sich erwirken des Guten
Huld, des Himmelsköniges, | wofern er hat lautere Treue
empor zu dem allmächtigen Gotte. |

<Johannes gefragt, wer er sei (Luk.3,15 u. Joh.1,19-21)>
| Hörer in Menge
durch die Lehren da, | Leute meinten,
905Wehren, in Wahrheit, | daß das der waltende Christ
selber wäre, | dieweil er so viel Sicheres sprach,
der wahren Worte. | Da ward das gar weit kund
über das vergebene Land | der Wirthe jeglichem,
den Sassen auf ihren Höfen. | Da kamen ihn zu suchen dorthin
910von Hierusalem | der Judenleute
Boten von der Burg, | und fragten, ob er wäre der Sohn Gottes,
was hier lange schon, sprachen sie, | die Leute sagten,
die Wehren, in Wahrheit, | daß er sollte in diese Welt kommen.
Johannes da meldete | und entgegen sprach
915den Boten standhaft, | nicht bin ich, sagte er, der Sohn Gottes,
wahrer waltender Christ, | aber ich soll ihm den Weg räumen,
dem Herrn mein. | Die Helden fragten,
die dar in dem Auftrage | Besorger waren,
Boten von der Burg: | wenn du nun nicht bist der Sohn Gottes,
920bist du dann doch Elias, | der hier in frühern Tagen war
unter diesem Wehrthum, | der ist Heimsucher noch
in diesem Mittelgarten, | sage uns, wer du der Männer seiest,
bist du einer derer, | die hier früher waren,
von den weisen Wahrsagern? | was sollen wir dem Wehrthum von dir
925sagen für Sicher? | Nimmer hier ein solcher nicht ward
in diesen Mittelgarten, | ein anderer Mann kommend,
durch Thaten so ruhmreich. | Weshalb du hier Taufe verrichtest
unter diesem Volke, | wenn du von den Weissagern
etwelcher nicht bist? |

<Johannes antwortet, wer er sei. (Luk.3,15-16 u. Joh.1,21-28)>
| Da hatte wieder bereit
930Johannes, der gute, | die kluge Antwort:
ich bin Vorbote | des Frohnes mein,
des lieben Herrn. | Ich soll dies Land bereiten
dies Wehrthum nach seinem Willen, | ich habe von seinem Worte mit mir
strenge Stimme, | obwohl sie hier nicht wollen verstehen viele
935von dem Wehrthum in dieser Wüstenei, | nicht bin ich mit etwas gleich
dem Drosten mein, | er ist mit seinen Thaten so strenge,
ruhmreich und mächtig, | das wird kund manchen
Wehren über diese Welt, | daß ich deß würdig nicht bin,
daß ich dürfte an seinen Schuhen, | obwohl ich sei sein eigener Knecht,
940an so reichen Drosten, | die Riemen losbinden.
So um Vieles ist er besser, denn ich. | Nicht ist ihm ein Bote gleich,
ein einiger auf der Erde, | noch von nun an soll es
werden in dieser Welt. | Habet euern Willen dorhin,
Leute, euern Glauben! | Dann euch lange bleiben soll
945euer Sinn rühmlich, | wenn ihr das Höllengezwinge
verlasset, der Leidigen Traum, | suchet euch Licht Gottes,
des Emporerbes Heim, | das ewige Reich,
die hohe Himmelsau. | Nicht lasset euern Sinn zweifeln.
<XII.> So sprach der junge Schüler | nach Gottes Lehren
950den Männern zur Kunde. | In Menge sammelten sich dar
zu Bethania | Kinder Israheles,
kamen dar zu Johannes, | der Könige Gesinde,
Leute zu den Lehren, | und ihren Glauben empfingen.
Er taufte sie an der Tage jeglichem, | und ihnen ihre Thaten verwies,
955der Bösen Willen, | und lobte ihnen das Wort Gottes
des Herrn sein. | Das Himmelreich wird, sprach er,
bereit der Männer jedem, | so zu Gott denket,
und an den Heiland will | lauterlich glauben,
leisten seine Lehre. |

<Jesus wird getaufet von Johannes. (Matth.3,13-16 u. Mark.1,9-10 u. Luk.3,21-23 u. Joh.1,32)>
| Da nicht währte lange dazu,
960daß sich von Galiläa aufmachte | Gottes eigenes Kind,
der theuere Drosten-Sohn, | die Taufe zu suchen,
war sich da in seiner Vollkraft | des Waltenden Sohn, <Vv. 961-962 nicht in HS M - Übersetzung nach HS C>
all wie er bei dem Volke | dreißig hatte
der Winter in seinem Lebensalter, | da kam er in seinem Willen,
965wo Johannes | im Jordanstrome
den ganzen Tag lang | Leute in Menge
taufte kostbarlich. | Eben als er da seinen Drosten sah,
den holden Herrn, | so ward ihm sein Herz froh,
daß ihm sein Wille erfüllt wurde, | und sprach ihm da mit seinen Worten zu
970der gar gute Jünger, | Johannes zu Christe:
Nun kommst du zu meiner Taufe | Droste, mein Herr,
Volks-Gönner, der beste, | so sollte ich zu der deinen thuen,
weil du bist der Könige kräftigster. | Christ selber gebot,
der Waltende, wahrlich, | daß er nicht spräche der Worte da mehr.
975Weißt du, das uns so geziemt, sprach er, | aller Rechte jegliches
zu erfüllen | fortan nun
nach Gottes Willen? | Johannes stand,
taufte den ganzen Tag | Dienstvolk viel,
Wehrthum im Wasser, | und auch den waltenden Christ,
980den Herrn, den Himmelskönig, | mit seinen Händen,
in aller Bäder dem besten, | und sich dar zum Gebete
neigte auf die Knie. | Der kräftige Christ aufstieg
fein aus der Flut, | das Friedekind Gottes
der liebe Leutewart. | Wie er da das Land betrat,
985so öffneten sich des Himmels Thore, | und kam der heilige Geist
von dem Allwaltenden | vo oben zu Christe,
war in Gestalt | eines wackern Vogels
einer zärtlichen Taube, | und setzte sich auf unseres Herrn Achsel,
verweilte sich über des Waltenden Kinde. | Nachkam dar ein Wort vom Himmel
990laut von der hohen Heitre | und grüßte den Heiland selbst,
Christ, aller Könige besten, | sprach, daß er ihn gekoren habe
selber von seinem Reiche, | sprach, daß ihm der Sohn gefalle
best aller gebornen Männer, | sprach, daß er ihm wäre aller Söhne liebster.

<Des Johannes Zeugniß von Jesus. (Mark.1,11 u. Joh.1,32-34)>
Das mußte Johannes, | allwie es Gott wollte,
995hören und sehen. | Er that es bald nachdem
den Menschen kund, | daß sie dar einen mächtigen
Herrn hatten. | Das ist, sprach er, des Himmelsköniges Sohn,
allein Allwaltender, | dieses will ich ein Zeuge
sein in dieser Welt, | weil es sagte mir Gottes Wort,
1000des Drosten Stimme, | da er mich taufen hieß
Menschen im Wasser, | allwo ich sähe wahrlich
den heiligen Geist | von der Himmelsau
in diesen Mittelgarten, | den einigen Mann gewahrend,
kommen mit Kraft, | das, sagte er, sollte Christ sein,
1005der theuere Gottes-Sohn, | er taufen soll
in den heiligen Geist, <zweiter Versteil 1001 bis erster Versteil 1006 fehlt in HS M - Übersetzung nach HS C> | und heilen in Menge
der Menschen Meinthaten. | Er hat die Macht von Gotte,
daß er erlassen mag | der Leute jeglichem
Schuld und Sünde. | Dies ist Christ selber
1010Gottes eigen Kind, | der Guten bester,
ein Friede wider Feinde. | Wohl euch, daß euch drob mag frohmüthiger Sinn
sein in dieser Welt, | daß euch der Wunsch gewährt wird,
daß ihr so lebend | den Landeswart
selber sahet. | Nun muß schleunig sündenlos
1015mancher Geist fahren | nach Gottes Willen
von Schuld befreiet. | der mit Treue will
für seine Freunde wirken, | und an den waltenden Christ
fest glauben. | Das soll zu Frommen werden
der Menschen jeglichem, | so das gerne thut.
1020<XIII.> So erfuhr ich, daß Johannes da | der Menschen jeglichem
lobte, den Leuten, | die Lehre Christes,
des Herren sein, | und das Himmelreich
zu gewinnen, | der Güter das größte,
selig Ewigleben. |

<Jesus fastet in der Wüste. Des Teufels Bosheit. (Matth.4,1-2 u. Mark.1,12-13 u. Luk.4,1-2)>
| Da er sich selber begab,
1025nach der Taufe, | der Herr, der gute,
in eine Wüstenei, | des Waltenden Sohn,
war da in der Einöde | der Arbeiter Droste,
lange Weile, | nicht halte er der Leute da mehr,
der Jünger zu Gefährten, | ganz wie er sich selber erkor,
1030wollte sich dar lassen versuchen | kräftige Wichte,
den Satan selbst, | der immer in Sünde locket
den Menschen, zum Meinwerk. | Er kannte seinen Muthsinn,
seinen verkehrten Willen, | wie er diese Welt
zuerst in dem Anbeginne, | das Erdenvolk,
1035berückte mit Sünden, | da er die beiden Eheleute
Adam und Eva | durch Untreue
verleitete, mit seinen Lügen, | daß der Leute Kinder
nach ihrer Hinfahrt | die Hölle suchten,
der Menschen Geister. | Da wollte das der mächtige Gott,
1040der waltende wenden, | und wollte diesem Wehrthum geben
das hohe Himmelreich, | deshalb er hieher den heiligen Boten,
seinen Sohn sandte. | Das war dem Satanas harter
Harm in seinem Herzen. | Er mißgönnte das Himmelreich
dem Menschengeschlechte, | wollte da den Mächtigen
1045mit denselben Versuchungen, | den Sohn des Drosten,
womit er den Adam | in frühern Tagen
hämisch betrog, | daß er ward seinem Herrn leid,
bethörte ihn mit Sünden, | so wollte er da thuen selbst den Sohn des Drosten,
den heilenden Christ. | Dann hatte er seinen Sinn fest
1050wider den Schandthäter, | des Waltenden Sohn,
das Herz so gehärtet, | wollte das Himmelreich
den Leuten erwirken. | War da der Landeswart
in Fasten | vierzig Nächte,
der Menschen Droste. | Wie er da Speise nicht kostete,
1055so lange nicht wagten ihm | hämische Wichte,
der neidsinnische Feind | näher zu gehen,
zu grüßen ihn gegenwärtig, | wähnte, daß er Gott selber,
ein außermenschliches Wesen, | der mächtige wäre,
der heilige Himmelswart. |

<Jesus läßt sich vom Teufel versuchen. (Matth.4,3-7 u. Luk.4,3-12)>
| Als er sich da hungern ließ,
1060daß ihn begann durch die Menschheit | der Kost zu gelüsten
nach den vierzig Tagen, | der Feind näher ging,
der finstere Meinthäter, | meinte, daß er ein Mensch bloß
wäre gewißlich, | sprach ihm da mit seinen Worten zu,
anredete ihn der Erzfeind, | wenn du seist Gottes Sohn, sprach er,
1065weshalb nicht heißest du dann werden, | wenn du die Gewalt hast,
aller Söhne bester, | Brod aus diesen Steinen?
Heile deinen Hunger! | da sprach ihm aber der heilige Christ,
nicht mögen die Zeitkinder, sagte er, | nur allein vom Brode,
die Leute, leben, | sondern sie sollen durch Lehre Gottes
1070bestehen in dieser Welt, | und sollen die Werke vollbringen,
die da werden verlautet | von der heiligen Zunge,
von der Stimme Gottes. | Das ist der Menschen Leben,
der Leute eines jeglichen, | so das leisten will,
was von des Waltenden | Worte geboten wird.
1075Da begann wieder zu versuchen | und näher ging
der ungeheure Feind | zum anderen Male,
fahndete seinen Frohn. | Das Friedekind duldete
des Bösen Willen, | und ihm die Gewalt gab,
daß er um seine große Kraft | forschen mochte,
1080ließ sich da leiten | von dem Leuteschänder,
daß er ihn in Hierusalem | auf dem Gottestempel
aller oberwärts | aufsetzte,
auf aller Häuser höchstes, | und mit Hohnworten sprach
der Grimme, mit großer Anmaßung, | wenn du seist Gottes Sohn, sagte er,
1085schreite du zur Erde hinab, | geschrieben war es schon lange
in Büchern verzeichnet, | wie geboten hat
seinen Engeln | der allmächtige Vater,
daß sie dir auf der Wege jedem | Wärter sind,
halten dich auf ihren Händen, | daß du irgendwo nicht darfst
1090mit deinen Füßen | an einen Fels anstoßen,
an einen harten Stein. | Da sprach aber der heilige Christ,
aller Söhne bester, | so ist auch in Büchern geschrieben, sprach er,
daß du zu hart nicht sollst | den Herrn dein
versuchen, deinen Frohn, | das gereicht dir zu gar keinem Frommen.
1095Ließ sich da zum dritten Male | von dem Volksverderber
bringen auf einen Berg, den hohen, | wo ihn der Verführer
ließ all übersehen | die Erdenvölker,
die wonnesamen Reichthümer, | und die Weltreiche,
und solches Erbthum, | wie diese Erde trägt
1100von glänzenden Gütern. | Und sprach ihm da der Feind entgegen,
sagte, daß er ihm das all so prachtvolle | übergeben wollte,
hohe Herrschaft, | wenn du willst neigen zu mir,
fallen zu meinen Füßen, | und mich für einen Herrn hast,
betest zu meinem Schoße. | Dann lasse ich dich brauchen wohl
1105aller dieses Güterschatzes, | den ich dir habet gezeiget hier.
Da nicht wollte des Leidigen Worte | längere Weile
hören der heilige Christ, | sondern er ihn von seiner Huld forttrieb,
den Satanas verscheuchte | und sofort darauf sprach,
aller Söhne bester, | sagte, daß man beten sollte
1110zu dem allmächtigen Gotte, | und ihm dem einigen
dienen ganz demüthig, | die Degen männiglich,
die Helden um seine Huld, | dann ist die Hülfe bereit
der Menschen jeglichem. | Da entfernte sich der Meinthäter
sehr trauermüthig, | Satanas von dannen,
1115der Feind in die Schreckenstiefen. | Ward dar großes Volk
von dem Allwaltenden | von oben zu Christe
der Engel Gottes kommend, | die ihm seitdem Jüngerthum sollten,
Dienstgeschäfte | nachher leisten,
dienen demüthiglich, | wie man soll dem Volksgotte,
1120dem Herrn um seine Huld, | dem Himmelskönige.

<Jesus verläßt die Wüste. Siehe das Lamm Gottes.Joh.1,28-29).>
<XIV.> Verweilte sich im Gewälde | das selige Kind Gottes
lange Weile, | bis daß ihm lieber ward,
daß er seine Kraftgröße | künden wollte
dem Wehrthum zu Wunsche. | Da verließ er des Waldes Laube,
1125der Einöde Art, | und suchte suchte sich wieder der Leute Gemeinschaft,
die bekannte Volksmenge, | und der Menschentraum.
Ging er da an des Jordans Gestade, | wo ihn Johannes fand,
den Friedesohn Gottes, | den Fürsten sein,
heiligen Himmelskönig. | Und zu den Helden sagte
1130Johannes, zu seinen Jüngern, | da er ihn gehen sah:
Dies ist das Lamm Gottes, | das da lösen soll
ab dieser weiten Welt | die widrige Sünde,
des Menschengeschlechtes Meinthat, | der erlauchte Droste,
der Könige kräftigster. |

<Jesus lehret in Galiläa. (Luk.4,14 u. Mark.1,14-15)>
| Christ sich fort begab
1135nach Galiläaland, | Gottes eigen Kind,
fuhr zu den Freunden, | wo er geboren war,
zierlich erzogen, | und erzählte mit Worten,
Christ unter seinem Geschlechte, | der Könige reichster,
wie sie sollten ihre eigenen | Sünden büßen,
1140hieß, daß sie sich ihr vieles Harmwerk | gereuen ließen,
fälleten ihre Frevelthaten. | Nun ist es all erfüllet so,
wie hier alte Männer | ehemals sprachen,
verhießen euch zu Hülfe | das Himmelreich,
nun ist es schon genahet durch des Rettenden Kraft, | des müßt ihr nützen fortan,
1145jeder der gerne will | Gotte dienen,
wirken nach seinem Willen. | Da ward des Volkes gar viel,
der Leute, in Lusten, | wurden ihm die Lehren Christes
so süße, dem Gefolge. | Er begann sich zu sammeln dann
Freunde zu Jüngern | von guten Männern,
1150wortweise Wehren. |

<Jesus beruft den Petrus und Andreas, zween Brüder. (Matth.4,18-19 u. Mark.1,16-17)>
| Ging er dann bei eines Wassers Gestade,
da, wo hatte der Jordan | neben Galiläaland
einen See geschaffen, | dort er sitzen fand
Andreas und Petrus | bei dem Ahestrome,
beide die Gebrüder, | wo sie am breiten Wasser
1155sehr geschäftig | Netze stellten,
fischten sich in der Flut, | wo sie das Friedekind Gottes
an des Sees Gestade | selber grüßte,
hieß, daß sie ihm folgten, | sagte, daß er ihnen gar viel wollte
des Gottesreiches geben. | Wie ihr hier im Jordanstrome
1160Fische fanget, | so sollet ihr noch Menschenkinder
holen zu euern Händen, | daß sie ins Himmelreich
durch euere Lehre | gelangen mögen,
fahren Volk in Menge. | Da ward frohmüthig der Sinn
beiden Gebrüdern, | erkannten das Kind Gottes,
1165den lieben Herrn, | verließen Alles gesamt
Andreas und Petrus, | was sie bei der Ahe hatten,
Gewonnenes bei dem Wasser. | War ihre Freude groß,
daß sie mit dem Gottessohne | gehen mußten
zusammen in seiner Gesellschaft | sollten seliglich
1170Lohn empfangen. | So thut der Leute jeglicher
der will des Herrn | Huld dienen,
wirken seinen Willen. |

<Jesus beruft den Jakobus und Johannes, zween Brüder. (Matth.4,20-22 u. Mark.1,18-20 u. Joh.5,10-11)>
| Da sie an des Wassers Gestade
fürder kamen, da fanden sie dar | einen erfahrnen Mann
sitzen bei dem See | und seine zwei Söhne,
1175Jakobus und Johannes, | waren junge Männer,
saßen die Söhne mit Vater | auf einem Sande oben,
flochten und besserten | mit beiden Händen
ihre Netze emsiglich, | die sie hatten Nachts zuvor
verschlissen in dem See. | Dar sprach ihnen selber zu
1180das selige Kind Gottes, | hieß, daß sie auf dem Weg mit ihm,
Jakobus und Johannes, | gingen beide,
kindjunge Männer. | Da waren ihnen Christes Worte
so werth in dieser Welt, | daß sie bei des Wassers Gestade
ihren alten Vater | allein verließen,
1185den erfahrnen, bei der Flut, | und alles was sie dar von Habe hatten,
Netze und genagelte Schiffe, | koren sich den rettenden Christ,
den heiligen, zum Herrn. | War ihnen seiner Hülfe Durft,
ihm zu dienen, | wie ist aller Degen jedem,
Menschen in dieser Welt. |

<Jesus beruft den Matthäus und heilt Kranke. (Matth.9,9 u. Mark.2,14 u. Luk.5,27)>
| Da begab sich des Waltenden Sohn
1190mit den vieren fort, | und sich da den fünften erkor
Christ a einer Kaufstätte | eines Königs Jünger
einen muthspähen Mann, | Mattheus war er geheißen,
war ein Amtmann | edeler Männer,
mußte dar zu seines Herrn | Händen empfangen
1195Zins und Zoll. | Treue hatte er, gute,
adeliges Ansehn, | verließ alles gesamt,
Gold und Silber | und manche Gabe,
theuere Schätze, | und ward unseres Drosten Mann,
kor sich der Königsdiener | den Christ zum Herrn,
1200den mildern Miethegeber, | als früher sein Herr war,
Droste in dieser Welt, | empfing wonnigere Dinge,
langwierigern Rath. | Da ward es allen den Leuten kund,
von aller Burgen jeglicher, | wie der Sohn Gottes
sammelte Gefährten, | und selber sprach
1205so manch weislich Wort | und des Wahren so viel,
des Herrlichen, zeigte | und Zeichen viele
wirkte in dieser Welt. | War das in seinen Worte sichtlich
und auch in seinen Thaten zugleich, | daß er der Droste war,
der himmlische Herr, | und zu Hülfe kam
1210in diesen Mittelgarten | den Menschenkindern,
den Leuten, zu diesem Lichte. | <XV.> Oft machte er das im Lande sichtbar,
wann er dort wunderbar | manches Zeichen wirkte,
da er heilte mit seinen Händen | Hinkende und Blinde,
löste von ihrer Schwachheit | der Leute viele,
1215von allen Suchten, | wie denn die allerschwersten
den Menschekindern | Feinde zufügten,
sehr langwieriges Lager. |

<Jesus begleitet von großen Scharen. Deren Gesinnung. Matth.4,23-25 u. Luk.4,14-15)>
| Da fuhren dar die Leute zu
an der Tage jeglichem, | wo unser Herr war
selber unter dem Gefolge, | bis daß dar gesammelt war
1220eine mächtige Volksmenge | vieler Völker,
doch sie dorthin alle in gleicher | Neigung nicht kamen,
die Wehren, durch gleichen Willen, | einige suchten des Waltenden Kind,
armer Leute viele, | war ihnen der Atzung Durft,
daß sie sich dort bei der Menge | Speise und Trank
1225erfleheten bei dem Volke, | weil dort war mancher Degen so gut,
die ihre Almosen | armen Menschen
gerne gaben, | einige waren sodann vom Judengeschlechte,
gleißende Folgerschaft, | waren dorthin gefahren darum,
daß sie unseres Herrn | Thaten und Worte
1230belauern wollten, | hatten in sich verwegenen Sinn,
feindlichen Willen, | wollten den waltenden Christ
verleiden den Leuten, | daß sie seine Lehren nicht hörten,
nicht sich wendten nach seinem Willen, | einige waren aber so weise Männer,
waren glaue Begleiter | und Gotte werth,
1235erlesene unter den Leuten, | kamen dorthin wegen der Lehren Christes,
daß sie sein heilig Wort | hören möchten,
lernen und leisten, | hatten mit ihrem Glauben zu ihm
fest sich gefangen, | hatten andächtigen Sinn,
wurden seine Degen darum, | daß er sie zum Volks-Glücke
1240nach ihren Lebtagen | empor brächte
in Gottes Reich. | Er so gerne empfing
vom Menschengeschlechte viel | und Schutzbürde verhieß
auf längere Dauer, | und er mochte so leisten wohl.
Da ward dar so mächtige Menge | um den erlauchten Christ,
1245der Leute, gesammelt. | Da sah er von allen Landen kommen
auf allen weiten Wegen | Wehrthum zusammen
von jungen Leuten. | Sein Lob war so weithin
der Menge verkündet. |

<Jesus geht auf eine Berg, beruft die übrige Jünger. (Matth.10,2-4 u. Mark.3,13-19 u. Luk.6,12-16)>
| Da begab sich der Mächtige selber
einen Berg hinauf, | der Söhne reichster,
1250sonders zu sitzen, | und sich selber erkor,
zwölfe ernannte, | treuhafte Männer
von guten Freunden, | die er zu Jüngern fortan
an aller Tage jeglichem, | der Droste, wollte
zu seiner Gefährtschaft | immer haben.
1255Nannte sie da bei Namen | und hieß sie näher gehen,
Andreas und Petrus | zuerst besonders,
die zween Gebrüder, | und beide mit ihnen,
Jakobus und Johannes, | sie waren Gotte lieb
milde war er ihnen in seinem Gemüthe, | sie ware eines Mannes Söhne
1260beide der Geburt nach, | sie erkor der Sohn Gottes,
die guten, zu Jüngern, | und von den Freunden viele,
von erlauchten Männern, | Matthäus und Thomas,
die beiden Judas, | und Jakob, den andern,
sein selbes Vetter, | sie waren von zwei Schwestern,
1265des Geschlechtes gekommen, | Christ und Jakob,
gute Blutsfreunde. | Da hatte der Gefährten dort
der beglückende Christ | neue ernannt
treuhafte Männer. | Da hieß er auch den zehnten gehen
selber mit den Gefährten, | Simon war er geheißen,
1270hieß auch den Bartholomäus | auf den Berg hinauf
fahren von dem andern Volke, | und den Philippus mit ihm,
treuhafte Männer. | Die gingen sie zwölfe zusammen,
die Recken zu der Rede, | wo er rathend saß,
der Menge Mundherr, | welcher dem ganzen Menschengeschlechte
1275wider das Höllengezwinge | helfen wollte,
beistehen wider den Pful | jedem, der befolgen will,
so liebliche Lehre, | wie er den Leuten dort
durch seine große Weisheit | zu weisen gedachte.

<Jesus lehrt auf dem Berge: die acht Seligkeiten. (Matth.5,1-10 u. Luk.6,20-25)>
<XVI.> Da um den beglückenden Christ | näher gingen
1280solche Gefährten, | die er sich selber erkor,
der Waltende unter dem Wehrthum, | standen die weisen Männer
die Getreuen um den Gottessohn | begierig gar sehr,
die Wehren williglich, | war ihnen nach den Worten Verlangen,
dachten und staunten, | was ihnen der Völker Droste
1285wollte, der Waltende selber | mit Worten künden,
diesen Leuten zu Liebe. | Dan saß der Landeshirt
angesichts der Getreuen, | Gottes eigener Sohn,
wollte mit seiner Sprache | manches weise Wort
lehren die Leute, | wie sie Lob Gotte
1290in diesem Weltreiche | wirken sollten,
saß da und schwieg, | und sah sie an lange,
war ihnen Hold in seinem Herzen, | der heilige Droste,
mild in seinem Gemüthe, | und nun seinen Mund öffnete er,
wies mit seinen Worten, | des Waltenden Sohn,
1295manch herrlich Ding, | und den Mannen,
sagte er in weisen Worten, | denen, die er zu der Sprache dorthin,
Christ, der Allwaltende, | gekoren hatte,
welche wären von allen | Erdenmännern
Gotte die werthesten, | von dem Menschengeschlechte,
1300sagte ihnen da für Sicher, | sprach, daß sie selig wären,
die Männer, in diesem Mittelgarten, | die hier in ihrem Muthe wären
arm durch Demuth, | denen ist das ewige Reich
sehr heiliglich | auf der Himmelsau,
Ewigleben verliehen, | sagte, daß auch selig wären
1305mildmüthige Männer, | die müssen die herrliche Erde
besitzen, dasselbige Reich, | sagte, daß auch selig wären,
die hier beweinten ihre schändlichen Thaten, | die müssen wieder Freude gewärtigen,
Trost in demselben Reiche, | selig sind auch, denen Frommes gelüstet,
die Recken, daß sie recht urtheilen, | dafür müssen sie werden in dem Reiche des Herrn
1310befriedigt wegen ihrer gerechten Thaten. | Solchen Frommens müssen die genießen,
die Recken, die hier recht urtheilen, | nicht wollen in der Rede täuschen
die Menschen, wo sie im Rathe sitzen. | Selig sind auch, denen hier milde wird
das Herz in der Heldenbrust, | denen wird der heilige Droste
milde, der mächtige, selber. | Selig sind auch unter diesem großen Volke,
1315die haben ihr Herz gereinigt, | die müssen den Himmelswalter
sehen in seinem Reiche, | sagte, daß auch selig wären,
die hier friedsam unter diesem Volke leben | und nicht wollen einige Fehde stiften,
Schuld mit ihren eigenen Thaten, | die müssen sein Söhne des Drosten genannt,
dieweil er ihnen will gnädig werden, | dafür müssen sie genießen lange
1320selber seines Reiches, | sagte, daß auch selig wären,
die Recken, die das Rechte wollten, | und deswegen dulden von reichen Männern
Haß und Harmrede, | denen ist auch im Himmel
Gottes Au gegeben | und geistiges Leben
dereinst im Ewigkeitstage, | wovon jemals das Ende nicht kommt,
1325der Güter wonnesamstes. | So hatte da der waltende Christ
vor den Männern dort | gezählt acht
Seligkeiten gesagt, | mit denen soll immer jeder
das Himmelreich erlangen, | wenn er es haben will,
oder er soll im Ewigkeitstage | künftig darben
1330an Wohl und Wonne, | seit er diese Welt verläßt
des Erdenlebens Geschicke, | und sucht sich ein anderes Licht,
so lieb, so leid, | wie er unter diesen Leuten hier
werket in dieser Welt, | ganz wie es dort da mit seinen Worten sagte
Christ, der Allwaltende, | der Könige reichster,
1335Gottes eigen Kind, | zu den Jüngern sein.
Ihr werdet auch selig, sagte er, | dafür daß euch Schuld geben
die Leute inner diesem Lande | und euch Leid sprechen,
haben euch zum Hohne | und Harmes viel
erwirken in dieser Welt | und Weh bereiten,
1340anstiften euch Lästerrede, | und Feindschaft,
leugnen eure Lehren, | thuen euch Leides so viel,
und Harmes wegen eueres Herrn, | deshalb lasset euern Sinn immerdar,
euer Leben in Lusten, | dieweil euch der Lohn steht
in Gottes Reiche bereit, | für der Güter jegliches,
1345groß und mannigfalt. | Das wird euch zum Preise gegeben,
weil ihr hier ehevor | Arbeit erduldetet,
Wehe in dieser Welt. | Übeler ist den andern,
beschert grimmere Dinge, | denen, die hier Güter haben,
weites Weltwohl, | die verzehren ihre Wonne hier,
1350ergötzen sich des Genügens. | Sie sollen aber knappere Dinge
nach ihrer Hinfahrt, | die Helden, erdulden.
Dann beweinen dar die Wahnthaten, | die hier zuvor in Wonnen sind,
leben in allen Lüsten, | nicht wollen davon verlassen etwas,
von Meingedanken, | wozu sie an ihr Muth reizet,
1355von leidigen Leistungen. | Dann ihnen der Lohn kommt,
müsehliges Übel, | dann sie deß das Ende sollen
sorgend sehen, | dann wird ihnen schwer das Herz,
daß sie dieser Welt so viel | Willen vollbrachten,
die Männer, in ihrem Muthsinne. |

<Jesus lehrt: Ihr seid das Salz der Erde (Matth.5,13)>
| Nun sollt ihr ihnen das Mein verweisen,
1360wehren mit Worten, | all wie ich euch nun erweisen mag,
sagen sicherlich, | ihr Gefährten mein,
mit wahren Worten, | daß ihr dieser Welt von nun an
sollt das Salz sein, | der sündigen Menschen,
bessern ihre Bösthaten, | daß sie in bessere Dinge,
1365die Völker, gerathen, | und verlassen des Feindes Gewerk,
des Teufels Thaten, | und suchen ihres Drosten Reich.
So sollt ihr mit euern Lehren | Leutevolk in Menge
wenden nach meinem Willen. | Wenn von euch dann verdirbt welcher,
verläßt die Lehre, | die er leisten soll,
1370dann ist ihm, wie dem Salze, | das man bei des Sees Gestade
weit zerwirft, | weil es zu etwas nicht taugt,
sondern es die Menschenkinder | mit Füßen treten,
die Gänger im Grieße. | So geschieht dem, der das Gotteswort soll
den Menschen melden. | Wenn er sich dann läßt seinen Muth zweifeln,
1375daß er nicht will mit lauterem Sinne | zum Himmelreiche
spornen mit seiner Sprache | und sagen die Rede Gottes,
sondern wanket in den Worten, | dann wird ihm der Waltende gram,
der Mächtige zornig, | und desgleichen die Menschenkinder,
er wird allen den | Erdenvölkern,
1380den Leuten, verleidet, | wenn er durch seine Lehre nicht taugt.
<XVII.> So sprach da weislich | und sagte Wort Gottes,
lehrte der Landeswart | die Leute sein
mit lauterem Sinne. | Die Helden standen,
die Gönner um den Gottes Sohn | begierig gar sehr,
1385Wehren mit Willen. | War in ihnen der Worte Lust,
sie dachten und staunten, | hörten der Völker Drosten
sagen das Gesetz Gottes | den Menschensöhnen.
Er verhieß ihnen das Himmelreich | und zu den Helden sprach:

<Jesus lehrt: Ihr seid das Licht der Welt. (Matth.5,14-18)>
Auch mag ich euch sagen, | Gefährten mein,
1390mit wahren Worten, | daß ihr dieser Welt von nun an
sollt das Licht sein, | den Leutekindern,
lustsam unter den Lebendigen, | über manches Volk
blitzig und wonnesam, | nicht mögen euere mächtigen Werke
verhohlen werden, | mit welchem Herzen ihr sie kündet,
1395mehr als die Burg nicht mag, | die auf dem Berge steht,
auf hoher Holmklippe, | verhohlen werden,
ein riesiges Bauwerk, | nicht mögen euere Worte mehr
in diesem Mittelgarten | den Menschen werden,
euere Thaten, verborgen. | Thuet, so ich euch lehre,
1400lasset euer mächtig Licht | den Leuten leuchten,
den Menschenkindern, | daß sie verstehen euern Gemüths-Sinn,
euere Werke und euern Willen, | und droh den waltenden Gott
mit lauterem Herzen, | den himmlischen Vater,
loben in diesem Lichte, | daß er euch solche Lehren verlieh.
1405Nicht soll Niemand Licht, der es that, | den Leuten verbergen,
zu dicht verhüllen, | sondern er es hoch soll
in den Saal setzen, | daß die sehen mögen,
alle und jegliche, | die dar inne sind,
die Helden in der Halle. | Um so mehr nicht sollt ihr euer heilig Wort
1410in dieser Landschaft | den Leuten verbergen,
dem Heldengeschlechte verhehlen, | sondern ihr es hoch sollet
ausbreiten, das Gebot Gottes, | daß es aller Söhne jeglicher
über diese Landschaft, | die Leute, verstehe,
und so befolge, | wie es in frühern Tagen
1415hochweise Männer | mit Worten gesprochen,
wo sie den alten Bund, | die Diener, hielten,
und auch um so stärker, | wie ich euch nun sagen mag,
aller Guten jeglicher | Gotte diene
als es dar in dem alten | Bunde geboten ist.
1420Nicht wähnet (ihr) das im Geringsten, | daß ich deshalb in diese Welt kam,
daß ich den alten Bund | irren wolle,
fällen unter diesem Volke, | oder der Weissager
Wort widerlegen, | die hier so wahrhafte Männer
offenbarlich geboten, | eher sollen beide zerfahren,
1425Himmel und Erde, | die nun gefestiget stehen,
ehe denn von den Worten etwas | bleibe ungeleistet
in diesem Lichte, | die sie diesen Leuten hier
wahrhaft geboten. | Nicht kam ich in diese Welt deshalb,
daß ich fällte der Weissager Worte, | sondern ich sie erfüllen soll,
1430mehren und neuern | den Menschenkindern,
diesem Volke zu Frommen, | was war vormals geschrieben
in dem alten Bunde. |

<Jesus lehrt: liebet eure Feinde.<(Matth.5,21-44)>
| Ihr hörtet es oft sprechen
in Worten weise Männer: | jeder, der das in dieser Welt thut,
daß er einen andern | am Alter verkürzt,
1435des Lebens entlöset, | dem sollen die Leutekinder
den Tod ertheilen. | Dann will ich es euch tiefer nun
fürder befassen: | Wer sich durch Feindschaft,
ein Mann wider den andern, | in seinem Muthsinne
erzürnt in seiner Brust, | da sie alle Gebrüder sind,
1440selig Volk Gottes, | in Sippen engverbunden,
die Männer mit Magschaft, | dann doch wird einer dem andern in seinem Muthe so gram,
des Lebens wollte ihn ledigen, | wenn er möchte leisten so,
dann ist der schon verfehmt, | und ist des Todes würdig,
all solchen Urtheiles, | wie der andere war,
1445der durch seine Handkraft | des Hauptes ledigte
einen andern Mann. | Auch ist in dem Bunde geschrieben
mit wahren Worten, | so ihr wisset alle,
daß man seinen Nächsten | eiferig soll
minnen in seinem Gemüthe, | sein den Magen hold,
1450den Verwandten gut, | und sein in seiner Gabe milde,
lieben seiner Freunde jeden, | und soll seine Feinde hassen,
widerstehen ihnen mit Streit, | und mit starkem Sinn
sich wehren gegen Widersacher. | Dann sage ich euch nun in Wahrheit
vollkommner vor diesem Volke, | daß ihr eure Feinde sollet
1455minnen in eurem Gemüthe, | eben so wie ihr eure Magen thut.
In Gottes Namen | thut ihnen Gutes viel,
zeiget ihnen lauteren Sinn, | holde Treue,
Liebes wider ihr Leid. | Das ist langer Nutz
der Männer jeglichem, | der sein Gemüth dazu
1460bequemt für seine Feinde. | Dann müsset ihr die Frucht ernten,
daß ihr müsset heißen | des Himmelsköniges Söhne,
seine freudigen Kinder. | Nicht möget ihr euch bessern Rath
gewinnen in dieser Welt. |

<Jesus lehrt: von Haß und Versöhnung, von Ehebruch und Ärgerniß. (Matth.5,23-30)>
| Dann sage ich euch wahrlich auch,
der Söhne jeglichem, | daß ihr nicht möget mit grollendem Sinne
1465von euerem Gute etwas | zu den Gotteshäusern
dem Waltenden dargeben, | daß es ihm würdig sei
zu empfangen, | so lange du Feindschaft irgend
wider anderen Mann, | Gefährde, sinnest
eher sollst du dich immer versöhnen | mit dem Widersacher,
1470Einmuth verabreden, | seit dem magst du deine Geschenke
zum Altare Gottes geben, | dann sind sie dem Guten werth,
dem Himmelskönige. | Mehr sollt ihr nach seiner Huld dienen
Gottes Willen folgen, | als die Juden thuen,
wenn ihr wollet haben | das ewige Reich
1475das ewige Leben sehen. | Auch soll ich euch sagen noch,
wie es dar im alten | Bunde geboten wird,
daß einig Mann | des Anderen Frau nicht beschimpfe,
das Weib mit Schande. | Dann sage ich euch wahrlich auch,
daß dar einen Mann seine Augen mögen | gar sehr verleiten
1480zu schwarzer That, | wenn er sich läßt seinen Muth reizen,
daß er es beginne, der zu begehren, | die ihn zukommen nicht soll.
Dann hat er in sich selber schon | Sünde gewirket,
geheftet in sein Herze | Höllenstrafe.
Wann dann den Mann seiner Augen Blick will, | oder seine stärkere Hand
1485verleiten seiner Glieder eins | auf leidigen Weg,
dann ist der Männer jedem | ein anderes besser,
den Menschenkindern, | daß er es wegwerfe,
und das Glied löse | von dem Leichname,
und ohne dasselbe komme | empor zum Himmel,
1490denn daß er mit allen | zu dem Feuer
fahre, mit so heilen | in den Höllengrund.
Dann mahnet der Mangel, | daß einer der Leute nicht soll
folgen seinem Freunde, | wenn er ihn zum Falle reizet,
ein verwandter Mann, zur Schuld. | Dann nicht sei er ihm
je so stark | an Sippen verbunden,
1495noch ihre Magschaft so mächtig, | wenn er ihn zum Morde treibt,
erwartet Böswerke, | besser ist ihm dann anders,
daß er den Freund von sich | fern verstieße,
miede des Vettern, | und nicht habe dar einige Liebe zu,
daß er möge allein | aufersteigen
1500das hohe Himmelreich, | als daß sie das Höllengezwinge,
breites Bösweh, | beide suchen,
übeles Drangsal. |

<Jesus lehrt: vom Eidschwur. (Matth.5,33-37)>
| <XVIII.> Auch ist in dem alten Bunde geschrieben
mit wahren Worten, | so ihr wisset alle,
daß meide Meineide | des Menschengeschlechtes jeglicher,
1505nicht verschwöre sich selber, | das ist Sünde zu groß,
verleitet der Leute zu viel | auf leidigen Weg.
Dann will ich euch aber sagen, | daß wahrlich nicht schwöre, Niemand,
irgend einen Eidschwur | von den Erdenkindern,
nicht bei dem Himmel, dem hohen, | dieweil das ist des Herrn Stuhl,
1510nicht bei der Erde darunter, | dieweil das ist des Allwaltenden
feiner Fußschemel, | auch nicht einer der Menschenkinder
schwöre bei seinselbes Haupte, | weil er da nicht mag, nicht schwarz nicht weiß,
einig Haar erwirken, | anders als es der heilige Gott
bestimmte, der mächtige. | Deshalb sollen meiden
1515die Männer viel Eidworte, | wer es oftmals thut,
so wird es immer ärger, | weil er sich nicht zu wahren vermag.
Deshalb soll ich euch mit wahren | Worten gebieten,
daß ihr niemals nicht schwöret | stärkere Eide
mehr unter den Menschen, | als ich, wie ich euch hier
1520sehr wahrhaftig soll | mit meinen Worten, gebiete:
Wenn einer wem Sache sucht, | er sage das Wahre,
spreche ja, wenn es sei, | bekenne, was da wahr ist,
sage nein, wenn es nicht ist, | lasse sich genügen an dem.
Alles was mehr über dies | ein Mann verrichtet,
1525so kommt es all vom Übel | für die Zeitkinder,
daß ein Mann aus Untreue | nicht will eines Anderen
Worte glauben. |

<Jesus lehrt: von Selbstrache und Wohlthätigkeit. (Matth.5,38-39 u. Luk.6,30-36)>
| Dann sage ich euch wahrlich auch
wie es dar im alten | Bunde geboten wird:
wen Jemand die Augen benimmt | einem anderen Manne,
1530löset von seinem Leibe, | oder seiner Glieder welches,
daß er es wieder mit seinen eignen soll | wahrlich entgelten,
mit gleichen Gliedern. | Dann will ich euch lehren nun,
daß ihr so nicht rächet | feindliche Thaten,
sondern daß ihr mit Demuth | alles erduldet,
1535Qual und Schande, | was immer ein Mann euch in dieser Welt anthue.
Thue aller Männer jeglicher | dem andern Manne
Frommen und Gefallen, | wie er will daß ihm die Menschenkinder
Gutes dagegen thuen. | Dann wird ihm Gott milde,
der Leute jeglichem, | der das leisten will.
1540Ehret (ihr) den armen Mann, | theilet euern Reichthum
unter das dürftige Volk, | nicht berechnet, ob ihr dafür einigen Dank
empfahet oder Lohn | in dieser geliehenen Welt,
sondern vertrauet euerem | lieben Herrn
die Gaben zur Vergeltung, | daß sie euch Gott lohne,
der mächtige Mundherr, | alles was ihr in seiner Minne thut.
1545Wenn du dann geben wolltest | guten Männern
kostbare Geldschätze, | wo du dir wieder Nutzen gedenkest
mehr zu empfangen, | wie hättest du deß irgend Verdienst von Gott
oder Lohn in diesem seinem Lichte | weil das ist Lehngut?
So ist das alles und jedes, | was du andern thuest,
1550den Leuten, zu Liebe, | wo du dir gedenkest wieder Gleiches zu nehmen
für die Worte und für die Werke. | Wie weiß dir deß der Waltende Dank,
wenn du das deine so dargibst, | und empfängst wieder, wenn du willst?
Eueren Reichthum gebet den Menschen, | die ihn euch in dieser Welt nicht lohnen,
und trachtet zu eueres | Waltenden Reiche.
1555Zu laut nicht thue du es, | wenn du mit deinen Händen darbietest
deine Almosen dem armen Manne, | sondern thue es mit demüthiglichen Herzen
gerne zu Gottes Danke, | dann kannst du wieder Vergeltung nehmen,
sehr lieblichen Lohn, | wo du deß lange bedarfst,
fröhlichen Frommens. | Was du so mit bedächtigem Sinne
1560heimlich ertheilest, | so ist es unserm Drosten werth.
Nicht prahle du mit deinen Gaben zu sehr, | und auch sonst einer der Geber nicht soll,
damit sie ihm durch den eitelen Ruhm | wieder nicht werden
leidig verloren, | woher du sollst Lohn empfangen
vor Gottes Augen | für gute Werke.

<Jesus lehrt: vom Gebet. (Matth.6,1-8)>
1565Auch soll ich euch gebieten, | wenn ihr wollet zum Gebete neigen
und wollet zu euerem Herrn | um Hülfe bitten,
daß er euch entlasse | leidiges Dinges,
der Schulden und der Sünden, | die ihr euch selber hier
feindlich wirket, | daß ihr es dann vor anderm Volke nicht thuet,
1570nicht verkündet vor der Menge, | daß euch darum die Menschen nicht loben,
nicht preisen wegenn der Thaten, | damit ihr eueres Herrn Gebet
durch den eiteln Ruhm | all nicht verlieret,
sondern wann ihr wollet zu euerem Herrn | um Hülfe bitten,
erflehen demüthiglich, | dessen euch ist große Durft,
1575daß euch der Siegesherr | der Sünden befreie,
dann thuet das so heimlich, | doch ja weiß es euer Herr selber,
der heilige im Himmel, | weil ihm ist verhohlen kein Ding,
nicht Worte nicht Werke. | Er läßt es dann all geschehen so,
wie ihr ihn dann bittet, | wenn ihr zum Gebete neiget
1580mit lauterem Herzen. |

<Jesus lehrt: das Vater unser. (Matth.6,9-15)>
| Die Helden standen,
die Gönner um den Gottes Sohn | begierig gar sehr,
die Wehren mit Willen, | war ihnen der Worte Begehr,
sie dachten und schwiegen, | war ihnen die Durft groß,
daß sie sich des wieder erinnerten, | was ihnen das heilige Kind
1585zu dem ersten Male | mit Worten viel
Wunders erzählte. | Da sprach ihm einer von den Zwölfen entgegen,
von den glauen Gönnern, | zu dem Gottes Sohne:
<XIX.> Herr, der gute, sagte er, | uns ist deine Huld Bedürfniß,
zu wirken deinen Willen, | und auch deine Worte zugleich,
1590aller Söhne bester, | daß du uns beten lehrest,
die Jünger dein, | wie Johannes thut,
der theuere Täufer, | an der Tage jeglichem,
sein Wehrthum mit seinen Worten, | wie sie den Waltenden sollen,
den guten, grüßen. | Thue deinen Jüngern eben so,
1595berichte uns das Geheimniß. | Da hatte wieder der Reiche bereit
sofort nachdem, | der Sohn des Drosten,
gute Worte dagegen: | Wenn ihr Gott wollet, sagte er,
Wehren, mit euern Worten, | den Waltenden, grüßen,
aller Könige kräftigsten, | dann sprechet (ihr), wie ich euch lehre:
1600Vater ist unser, | der Menschenkinder,
du bist in dem hohen | Reiche der Himmel,
geweihet sei dein Name | mit jeglichem Worte,
komme dein | kräftige Reich,
werde dein Wille | über diese Welt all
1605eben so auf Erden | wie es dar oben ist,
in dem hohen | Reiche der Himmel,
gib uns an der Tage jeglichem den Bedarf, | Herr, der gute,
deine heilige Hülfe, | und erlaß uns, Himmelswart,
die Menge der Meinschulden, |all wie wir andern Menschen thuen,
1610nicht laß uns verleiten | ledige Wesen
so fort nach ihrem Willen, | so wir würdig sind,
sondern hilf uns wider alle | übelen Thaten.
So sollet ihr bitten, | wenn ihr zum Gebete neiget,
Wehren, mit euern Worten, | daß euch der waltende Gott
1615das Leid erlasse | im Leutegeschlechte.
Wenn ihr dann wollet erlassen | der Leute jeglichem
die Schulden und die Sünden, | die sie wider euch selber hier
feindlich erwirken, | dann erläßt euch der waltende Gott,
der allmächtige Vater, | groß Frevelwerk,
1620die Menge der Meinschulden. | Wenn euch dann wird euer Muth zu stark,
daß ihr nicht wollet andern | Menschen erlassen,
den Wehren, die Fehlthaten, | dann nicht will euch auch der waltende Gott
die Grimmwerke vergeben, | sondern ihr sollet dafür Entgelt nehmen,
sehr leidigen Lohn, | auf längere Weile,
1625für alles das Unrecht, | das ihr anderen hier
zufüget in diesem Lichte, | und dann gegen der Leute Kinder
die Schuld nicht sühnet, | bevor ihr zur Reise fahret,
Wehren, von dieser Welt. |

<Jesus lehrt: vom Fasten. (Matth.6,15-21)>
| Auch soll ich euch wahrlich sagen,
wie ihr leisten sollet | die Lehre mein
1630wenn ihr euere Fasten | ausüben wollet,
mindern euere Meinthaten, | dann nicht thuet (ihr) das der Menge kund,
sondern meidet das vor andern Menschen, | weiß doch der allmächtige Gott,
der Waltende, eueren Willen, | obwohl euch anderes Wehrthum,
der Leute Kinder, nicht loben. | Er zahlt dafür euch Lohn nachher,
1635euer heilige Vater | im Himmelreiche,
daß ihr ihm mit solcher Demuth | als Diener dienet,
so frommsinnig unter diesem Volke. |

<Jesus lehrt: von dem wahren Schatze. (Matth.6,15-21)>
| Nicht wollet einen Schatz gewinnen,
ihr Werkner, mit Unrecht, | sondern wirket empor zu Gott,
Männer, um Verdienst, | das ist größeres Ding,
1640als wenn man hier auf Erden | begütert lebt,
des Weltschatzes gewohnt. | Wenn ihr wollet meinen Worten hören,
dann nicht sammelt euch hier mächtigen Klump | des Silbers, nicht des Goldes
in diesem Mittelgarten, | des Kleinodhortes,
weil er rottet hier im Roste | und ihn Gewaltdiebe stehlen,
1645Würmer verwüsten, | wird das Gewand verschlissen,
zergehet der Goldschatz. | Leistet euere guten Werke,
sammelt euch im Himmel | den Hort, den größern,
herrlichen Güterschatz, | den nicht mag euch einig Feind wegnehmen,
nie etwas verderben, | weil der Reichthum stehet
1650bereit entgegen, | wie viel ihr Gutes dorthin
in das Himmelreich, | des Hortes, gesammelt,
ihr Helden, durch euere Handgabe, | und habet dorthin euern Sinn fest,
weil dar ist aller Menschen jedes | Muthgedanke,
Sinn und Herze, | wo sein Hort liegt,
1655das Erz gehäufet. | Nicht ist je so selig ein Mann,
der möge in dieser breiten Welt | beides erzielen,
je daß er auf dieser Erde | begütert lebe,
in allen Weltlüsten webe, | jedoch dem waltenden Gotte
zu Danke diene, | sondern er muß von aller Dinge jeglichem
1660immer das andere von beiden, | eines verlassen,
entweder Lüste des Leibes, | oder Leben, das ewige.

<Jesus lehrt: von Sorge um Nahrung und Kleidung. (Matth.6,24-30)>
Darum nicht zaget (ihr) um euern Anzug, | sondern vertrauet zu Gotte fest,
nicht sorget in euerm Gemüthe, | was ihr wieder am Morgen sollet
essen oder trinken | oder anhaben,
1665ihr Wehren, zu Gewande. | Es weiß alles der waltende Gott,
wessen die bedürfen, | die ihm hier dienen wohl,
folgen ihres Frohnes Willen, | wie ihr das bei diesen Vögeln möget
wahrlich gewahren, | die hier in dieser Welt sind,
fahren in Federkleidern, | sie nicht können einigen Schatz gewinnen,
1670doch gibt ihnen Gott der Herr | an der Tage jeglichem
Hülfe wider den Hunger. | Auch möget ihr in euern Sinn merken,
Wehren, wegen eueres Gewandes, | wie da Gewächse sind
fein geschmücket, | die hier im Felde stehen
prächtiglich blühend. | Nicht mochte der Burgenwart,
1675Salomon der König, | der einen mächtigen Schatz,
des Kleinodhortes größten, | der Reichthümer, die je ein Mann besaß,
hatte gewonnen, | und aller Gewande Auswahl,
doch nicht mochte er für seinen Leib, | obwohl er hatte alles dieses Landes Gewalt,
gewinnen solches Gewand, | wie das Gewächs hat,
1680das hier im Felde steht, | fein gekleidet,
die Lilie mit so lieblichen Blumen. | Sie bewandet der Landeswalter,
der hehre, von der Himmelsau, | mehr ist ihm jedoch um dies Heldengeschlecht,
die Leute sind ihm lieber viel, | die er sich in diesem Lande
geschaffen, der Waltende, zu seinem Willen. | Deshalb nicht dürft ihr um euere Gewande sorgen,
1685nicht jammert um euern Anzug zu sehr, | Gott will zu dem allen rathen,
helfen von der Himmelsau, | wenn ihr wollet um seine Huld dienen.
Begehret (ihr) immer erst des Gottesreiches, | und dann thuet nach dessen guten Werken,
trachtet (ihr) nach rechten Dingen, | denn will euch der reiche Droste
begaben mit aller Güter jeglichem, | wenn ihr ihm so folgen wollet,
1690wie ich euch in Wahrheit hier | mit Worten sage.

<Jesus lehrt: von Gerechtigkeit. Das Gleichniß vom Halm und Balken. (Matth.7,1-5)>
<XX.> Nicht sollet ihr einigem Manne Unrechtes irgend, | Hartes zuerkennen,
weil das Urtheil wieder kommt | über denselben Mann,
wo es ihm zu sorgen soll | werden, dem zum Wehe,
der hier mit seinen Worten zuspricht |
1695Unrecht einem anderen. | Niemals das von euch einer (nicht) thue,
von euch Getreuen, in diesen Gärten | bei Entgeltung oder Kauf,
daß er unrecht Gemäß, | einem andern Manne,
fehlerhaftes gebe, | weil es immer begegnen soll
der Männer jeglichem solches, | wie er einem anderen thut
1700so kommt es ihm wieder entgegen, | wo er gerne nicht will
sehen seine Sünden. | Auch soll ich euch sagen noch,
wo ihr euch wahren sollet | vor Verweis zumeist,
vor manchem Meinwerk. | Wie magst du einigen Mann beschelten,
deinen Bruder, | daß du unter seinen Brauen sähest
1705einen Halm in seinen Augen, | und gewahren nicht willst
den schmerzhaften Balken, | den du in deiner Gehe hast,
den harten Baum und gewichtigen. | Laß dir das in deinen Sinn fallen,
wie du den erst ausziehest, | dann scheinet Licht vor dir,
die Augen werden dir geöffnet, | dann magst du darauf
1710des verwandten Mannes Gesicht | demnächst besseren,
heilen in seinem Haupte. | So mag das dessen Gedanke
mehr in diesem Mittelgarten | der Menschen jeglichem
sein in dieser Welt, | was er hier Schändliches verübet,
als daß er rüge | anderen Mannes
1715Schuld und Sünde, | und hat sich selber mehr
Frevelwerke vollführt. | Wenn er will sein Frommen leisten,
dann soll er sich selber zuvor | von Sünden befreien,
von leidigeren Werken lösen, | seitdem mag er mit seinen Lehren werden
den Helden zu Hülfe, | seitdem er sich lauter weiß,
1720von Sünden sicher. |

<Jesus lehrt: werfet eure Perlen nicht vor die Schweine, hütet euch vor den falschen Lehrern. (Matth.7,6-20)>
| Nicht sollt ihr den Schweinen vor
euere Meerperlen werfen, | oder der Kleinode Gewirk,
heilig Halsgeschmeide, | weil sie es in den Koth treten,
sülen es im Sande, | nicht wissen von Sauberkeit Bescheid,
von festlichem Schmucke. | Solches Volkes sind hier viele,
1725welche euer heilig Wort | hören nicht wollen,
befolgen Gottes Lehren, | nicht wissen von Gott Bescheid,
sondern sind ihnen leere Worte | lieber bei Weitem,
unbiedere Dinge, | als des Stammgottes
Werke und Willen. | Nicht sind sie würdig dann,
1730daß sie hören euer heilig Wort, | wenn sie deß nicht wollen in ihrem Sinne denken,
nicht lernen, nicht leisten, | denen sagt ihr von euern Lehren nichts,
damit ihr die Sprache Gottes | und manche Rede
nicht verlieret an den Leuten, | sie daran nicht wollen glauben,
an die wahren Worte. | Auch sollt ihr euch wahren viel
1735mit Listen unter diesen Leuten, | wo ihr über diesem Lande fahret,
daß euch nicht mögen die lügenhaften | Lehrer verführen,
nicht mit Worten, nicht mit Werken. | Sie kommen in solchen Gewanden zu euch,
in seinem Schmucke, | doch haben sie falschen Sinn.
Die möget ihr bald erkennen, | wenn ihr sie kommen sehet.
1740Sie sprechen weisliche Worte, | doch ihre Werke nicht taugen,
der Degen Gedanken, | weil ihr wisset, daß je an Dornen nicht sollen
Weinbeeren wachsen, | oder von Werthe etwas,
von freudigen Früchten, | noch auch Feigen leset
ihr Helden, von Hiesen. | Das möget ihr bedenken wohl,
1745daß jemals der übele Baum, | wo er in der Erde steht,
gutes Wachsthum nicht gibt | und es auch Gott nicht schuf,
daß der gute Baum | den Menschenkindern
trüge etwas Bitteres, | vielmehr kommt von aller Bäume jeglichem
solch Wachsthum zu dieser Welt, | wie es ihm aus seinen Wurzeln dringt,
1750entweder prächtig oder bitter. | Das zeigt doch das Brustgefühl,
der Menge Muthsinn, | des Menschengeschlechtes,
wie aller Männer jeglicher | bekundet selber,
meldet mit dem Munde, welch ein Gemüth er hat,
Sinn um sein Herze, deß nicht mag er verhehlen je etwas,
1755sondern es kommt von dem übelen Manne | arger Rath
bitterböse Rede, | solche, wie er in seiner Brust hat,
geheftet um sein Herz, | immer seinen Sinn er kündet,
seinen Willen mit seinen Worten, | und auch seine Werke nachher.
So kommt von dem guten Manne | sinnige Antwort,
1760weißlich aus seinem Wissen, | daß er immer mit seinem Worte spricht,
der Mann mit seinem Munde, | solches so er in seinem Gemüthe hat,
als Hort um sein Herze, | von dannen kommt die heilige Lehre,
sehr wonnesam Wort, | und sollen seine Werke darnach
dem Volke gedeihen, | den Degen männiglich
1765werden zu Willen, | allwie es der Waltende selber
guten Männern gibt, | Gott der Allmächtige,
der himmlische Herr, | weil sie ohne seine Hülfe nicht mögen,
nicht mit Worten nicht mit Werken, | etwas erwirken,
Gutes in diesen Gärten. | Deshalb sollen der Menschen Söhne
1770an seine alleinige Kraft | alle glauben.

<Jesus lehrt durch das Gleichniß vom engen und breiten Wege. (Matth.7,13-14)>
<XXI.> Auch soll ich euch weisen, | wie hier Wege zwei
liegen in diesem Lichte, | die fahren der Leute Kinder,
alles Erden-Volk, | deren ist einer wahrlich
eine weite Straße und breite, | es fährt sie des Wehrthums viel,
1775des Menschengeschlechtes die Menge, | weil sie dorthin ihr Muth treibet,
Weltlüste die Wehren, | die zur linken Hand
die Leute leitet, | wo sie zum Verlies gehen,
die Helden zur Hölle, | dar es ist heiß und schwarz,
fürchterlich drinnen. | Leicht ist dorthin zu fahren
1780den Zeitkindern, | obwohl es ihnen an dem Ende nicht frommt.
Dann liegt ferner ein anderer | weit engerer
Weg auf dieser Welt, | es fährt ihn des Wehrthums wenig,
kleine Volksschaft. | Nicht wollen ihn Menschenkinder
gerne gehen, | obwohl er zu Gottes-Reiche,
1785in das ewige Leben | die Waller leitet.
Dann nehmet ihr euch den engen, | obwohl er so leicht nicht sei
den Lebenden zu fahren, | doch soll er euch zu Frommen werden;
jeder der ihn durchgehet, | der soll seine Gülte nehmen,
sehr lang dauernden Lohn, | und Leben ewig,
1790herrlichen Traum. | Immer ihr darum den Drosten sollet,
den Waltenden, bitten, | daß ihr den Weg müsset
von vorn anfangen, | und fort durchgehen
in das Gottes-Reich. | Er ist bereit immer
dafür zu geben, | daß man ihn gerne bittet,
1795anflehen die Menschenkinder. | Suchet eueren Vater oben
in dem ewigen Reiche, | dann müsset ihr ihn nachdem
zu euerem Frommen finden, | kündet euere Fahrt dorthin,
zu eueres Drosten Thüren, | dann werden euch aufgethan nachdem
die Himmelspforten geöffnet, | daß ihr in das heilige Licht,
1800in das Gottes-Reich | gehen möget,
des Erbtheils achten. |

<Jesus lehrt durch das Gleichniß vom klugen und thörichten Hausbauer (Matth.7,24-27 u. Luk.6,47-49)>
| Auch soll ich euch sagen noch
vor diesem Wehrthum all | ein wahrhaft Gleichniß,
daß aller Leute jeglicher, | so diese meine Lehre will
halten in seinem Herzen, | und will ihrer in seinem Sinne gedenken,
1805leisten sie in diesem Lande, | der gleich thuet
einem weisen Manne, | der Wißthum hat,
wackere Sinnigkeit, | und eine Hausstätte kieset
auf festem Grunde | und zu dem Felsen empor
Wege wirket, | wo ihm der Wind nicht vermag,
1810nicht Woge, nicht Wasserstrom | etwas zu schaden,
sondern es vermag da wider die Ungewitter | alle zu stehen
auf dem Felsen oben, | weil es so fest ward
gestellt auf dem Steine, | erhält es die Stätte,
von unten schützt sie wider Wind, | daß es weichen nicht mag.
1815So thut aber der Männer jeglicher, | der nicht will diesen meinen
Lehren hören, | und nicht davon leisten etwas,
so thut der unweisem Manne gleich, | ungewitzigem Wehre,
der sich bei Wassers Gestade im Sande will | ein Wohnhaus wirken,
1820wo es westlicher Wind, | und der Wogen Strom,
Seewellen zerschlagen, | nicht mag ihm Sand und Grand
helfen wider den Wind, | sondern es wird zerworfen dannen,
zerschellt in der Flut, weil es nicht ist auf fester
Erde gezimmert. | So soll aller Arbeiter jeglichem
1825das Werk gedeihen dafür, | daß er so mein Wort befolgt,
der Held, das heilige Gebot. |

<Jesus sendet die Jünger aus, zu lehren und Wunder zu thun. (Matth.10,7 u. Luk.9,2)>
| Da begann in seinem Sinne sich zu wundern
gewaltig viel Volk, | sie hörten des mächtigen Gottes
liebliche Lehre. | Nicht waren sie in dem Lande gewohnt,
daß sie je zuvor hörten | sagen von solchen
1830Worten oder Werken. | Verstanden die weisen Männer,
daß er so lehrte | der Leute Droste,
mit wahren Worten, | wie er Gewalt hatte,
allen denen ungleich, | die dar in frühern Tagen
unter der Leutschaft | Lehrer waren,
1835auserkoren unter dem Geschlechte. | Nicht hatten die Worte Christes
ihres Gleichen bei den Männern, | die er vor der Menge sprach,
gebot oben auf dem Berge. | <XXII.> Er ihnen da beides verlieh
zu sagen | mit seinen Worten,
wie man das Himmelreich | erlangen sollte,
1840weitbreites Wohl, | ja er ihnen Gewalt gab,
daß sie konnten heilen | Hinkende und Blinde,
der Leute Schwachheiten, | Bettlägrige in Menge,
schwere Suchten, | und er ihnen auch selber gebot,
daß sie von einigem Manne | Gabe nicht nähmen,
1845theuere Geschenke, | bedenket (ihr), sprach er,
wann euch ist die That gekommen, | das Wissen und die Weisheit,
und euch die Gewalt verleihet | aller Lebendigen Vater.
Da ihr sie nicht braucht für einiges Gut zu kaufen, | zu miethen für Geschenke,
so seid allen Mannen fortan in eueren Sinneskräften | an Hülfeleistungen milde,
1850lehret den Leutekindern | langdauernden Rath,
Förderung vorwärts, | Frevelwerk tadelt,
schwere Sünde, | nicht haltet Silber, nicht Gold
für Dinge des würdig, | daß es in euere Gewalt komme,
glänzende Geldschätze, | es nicht mag euch zu einigem Frommen irgend
1855werden, zu einiger Freude. |

<Jesus ermahnt die Jünger zur Geduld, Klugheit und Einfalt. (Matth.10,10-16)>
| Nicht sollet ihr Gewandes mehr,
ihr Werkner, besitzen, | als was ihr dann anhabet,
ihr Freunde, zur Bekleidung, | wann ihr gehen sollet
in die Gemeinde hinein, | nie um euere Kost sorget,
länger um euere Leibnahrung, | weil den Lehrenden soll
1860nähren die Völkerschaft, | dafür daß er ihr zum Frommen werde,
zum lieblichen Lohne | dessen was er den Leuten sagt,
würdig ist der Werkner, | daß man ihn wohl versehe,
den Mann mit Zehrung, | der so Manchem soll
die Seele besorgen, | und auf den Weg leiten,
1865die Geister auf die Gottesau. | Das ist ein größeres Ding,
daß man besorgen soll | Seelen so viele,
wie man die erhalte | für das Himmelreich,
als daß man den Leib | der Leutekinder
mit Speise versorge. | Deshalb man soll
1870halten denjenigen huldlich, | der ihnen zum Himmelreich
den Weg weiset, | und sie den Schandthätern,
den Feinden, vorwegfängt, | und Frevelwerk tadelt,
rüget schwere Sünden. | Nun ich euch senden soll
über diese Landschaft, | wie Lämmer unter die Wölfe,
1875so sollt ihr unter euere Feinde fahren, | unter viele Völker,
unter mißliche Männer. | Habet eueren Muth wider sie,
so klugen entgegen, | eben so wie der kluge Wurm,
die Natter, die bunte, | wo sie sich Neidsinn,
Gefährde erwartet, | daß man euch unter dem Volke nicht möge
1880beschleichen auf der Fahrt, | dafür ihr sorgen sollet,
daß euch die Männer nicht mögen | die Muthgedanken,
den Willen verwenden. | Seid einst so wachsam dawider,
wider ihre Listigkeit da, | wie man wider Feinde soll.
Dann seid dagegen in eueren Thaten | Tauben gleich,
1885habet gegen den Menschen jeden | einfältigen Sinn,
mildes Gemüthswesen, | daß dar kein Mensch
durch euere Thaten | betrogen nicht werde,
verführt durch euere Sünde. |

<Jesus verheißt den Jüngern den Beistand des heil. Geistes in den zu duldenden Verfolgungen. (Matth.10,16-20)>
| Nun sollet ihr auf den Weg fahren,
auf die Botschaft, | dar sollet ihr Mühsals viel
1890dulden unter dem Volke, | und Gezwinge desgleichen
manches und mißliches, | weil ihr in meinem Namen
die Leute lehret, | drum sollet ihr Leides viel
vor den Weltkönigen | Verweise empfangen.
Oft sollet ihr dar vor Gerichte | wegen dieses meines rechten Wortes
1895gebunden stehen | und beides erdulden,
je Hohn, je Harmrede. | Darum lasset euern Sinn nicht zweifeln,
die Seele schwanken. | Ihr nicht dürft in einigen Sorgen sein
in euern Herzen irgend, | wenn man euch vor die Obrigkeit fort
in den Gastsaal | gehen heißt,
1900was ihr ihnen dann entgegen sollet | von guten Worten
weise sprechen, | weil euch die Beredheit kommt,
Hülfe vom Himmel, | und spricht der heilige Geist
mächtig von euerem Munde. | Drum nicht scheuet jemals der Männer Drang,
nicht fürchtet ihre Feindschaft, | obwohl sie haben eueres Lebens Gewalt,
1905daß sie mögen den Leib | des Lebens berauben,
erschlagen mit dem Schwerte, | dennoch sie der Seele nicht mögen
etwas verderben, | scheuet euch vor dem waltenden Gotte,
fürchtet eueren Vater, | vollführet gerne
seine Gebotschaft, | weil er hat über beides Gewalt,
1910über der Leute Leben, | und auch über ihren Leib,
und auch über die Seele desgleichen. | Wenn ihr die euere auf dem Wege dorthin
verlieret ob dieser Lehre, | dann müsset ihr sie wieder in dem Lichte Gottes
künftig finden, | weil sie euer Vater
bewahrt, der heilige Gott | im Himmelreiche.

<Jesus unterweiset die Jünger für ihr Lehramt. Schluß der Bergrede. (Matth.7,21 u. 10,10-15)>
1915<XXIII.> Nicht kommen die alle zum Himmel, | die hier rufen zu mir,
die Männer, um Schutzbürde, | manche sind derer,
die wollen an aller Tage jeglichem | zu dem Drosten sich neigen,
rufen da um Hülfe, | und denken an anderes,
wirken Schandthaten, | nicht sind ihnen dann die Worte Nutzen,
1920nur die müssen gelangen | in das Himmelslicht,
gehen in das Gottes-Reich, | die des beflissen sind,
daß sie hier vollführen | des Vaters, des allwaltenden,
Werke und Willen, | die nicht dürfen mit Worten so viel
rufen um Hülfe, | weil der heilige Gott
1925weiß aller Männer jedes | Muthgedanken,
Worte und Willen | und zahlt ihm seiner Werke Lohn.
Drum sollet ihr sorgen, | wenn ihr auf den Weg fahret,
wie ihr euere Botschaft | an das Volk bringet.
Dann ihr wandern sollet | über diese Landschaft,
1930weit über diese Welt, | allwie euch die Menge leiten,
die Breite Straße zur Burg. | Immer kieset (ihr) euch den besten
Mann unter der Menge | und kündet ihm eueren Muthsinn
mit wahren Worten, | wenn sie dann deß würdig sind,
daß sie euere guten Werke | gerne leisten
1935mit lauterem Herzen, | dann ihr in dem Hause mit ihnen
wohnet nach Willen | und ihnen wohl lohnet,
vergeltet mit Gutem, | und sie zu Gotte selber
mit Worten weihet, | und saget ihnen gewissen Frieden,
heilige Hülfe | des Himmelsköniges.
1940Wenn sie dann so selig | durch ihre eigene That
werden nicht mögen, | daß sie euere Werke üben,
leisten euere Lehre, | dann ihr von den Leuten sogleich
fahret, von dem Volke, | wo euer Friede sich wendet wieder
auf eueren eigenen Weg. | Und lasset sie bei Sünden fortan,
1945bei Böswerken bleiben, | und suchet euch eine andere Burg,
groß Menschenvolk, | und nicht lasset des Melmes etwas
folgen an euern Füßen | von da, wo man euch empfangen nicht will,
sondern schüttelt ihn von eueren Schuhen, | daß es ihnen darauf zur Schande werde,
dem Wehrthume zur Wissenschaft, | daß ihr Wille nicht taugt.
1950Dann sage ich euch wahrlich, | wenn diese Welt endet,
und der herrliche Tag | über die Männer fährt,
daß dann die Sodomsburg, | die hier wegen Sünden ward
in den Grundfesten | durch die Kraft der Glut,
durch Feuer gestürzt, | daß die dann hat Friede mehr,
1955milderen Mundherrn, | als die Männer haben,
welche euch hier verwerfen, | und nicht wollen euere Worte befolgen.
Wer euch aber empfängt | mit andächtigem Sinne,
mit mildem Gemüthe, | der hat aus meinen
Willen gewirkt, | und auch den waltenden Gott
1960empfangen, eueren Vater, | der Lebendigen Herrn,
den reichen Rathgeber, | den, der alles Recht kennt,
weiß als Waltender selber, | und den Willen lohnet,
der Guten jeglichem | was er hier Gutes thut,
auch wenn er nur aus Liebe zu Gott | der Menschen jeglichem
1965willig dargibt | Wassers zu trinken,
daß er dem dürftigen Manne | den Durst stille
mit kaltem Brunnen. | Diese Worte werden wahr,
daß jemals nicht ausbleibt, | daß der dafür Lohn soll
vor Gottes Augen, | Entgelt empfangen,
1970Vergütung mannigfalt, | für alles was er davon in meiner Liebe thut.
Wer mich aber verläugnet | von den Leutekindern,
von den Helden, vor dieser Schar, | dem thue ich im Himmel eben so,
dort oben vor dem allwaltenden Vater, | und vor aller Kraft seiner Engel,
vor der mächtigen Menge. | Welcher dann aber von den Menschenkindern
1975in dieser Welt nicht will | mit Worten meiden,
sondern bekennet vor der Gönnerschaft, | daß er mein Jünger sei,
den will ich wieder bekennen | vor Gottes Augen,
vor aller Lebendigen Vater, | wo Völker in Menge
vor den Allwaltenden | alle gehen,
1980abzurechnen mit dem Reichen. | Dar will ich ihm zu Recht sein
ein milder Mundherr, | jedem, so hier meinen
Worte hört | und die Werke übet,
welche ich hier auf diesem Berge oben | geboten habe.
Hatte da wahrlich | des Waltenden Sohn
1985gelehrt die Leute, | wie sie Lob Gotte
wirken sollten. | Da ließ er das Wehrthum dannen
nach aller und jeder Seite, | die Scharen der Menschen
scheiden nach Heimaten. | Sie hatten sein selbes Wort
gehört, des Himmelsköniges | heilige Lehren,
1990wie immer in der Welt sind | in Worten und in Thaten
des Menschengeschlechtes so viele | über diesen Mittelgarten,
in Sprachen weiser, | jeder, der je die Rede vernahm,
welche dar auf dem Berge sprach | der Söhne reichster.

<Jesus thut Wunder: die Hochzeit zu Kana. (Joh.2,1-11)>
<XXIV.> Begab sich dann um drei Nächte nachher | dieser Völker Herr
1995nach Galiläaland, | wo er zu einem Gönner ward
gebeten, das Kind Gottes. | Da sollte man eine Braut vergeben,
eine minnigliche Magd. | Da Maria war
mit ihrem Sohne selber, | die selige Dienerin,
des Mächtigen Mutter. | Der Menschen Herr
2000ging da mit seinen Jüngern, | Gottes eigen Kind,
in das hohe Haus, | wo die Herrschaft trank,
die Juden in dem Gastsaale. | Er auch unter den Gästen war
und er auch da kündete, | daß er hatte Kraft Gottes,
Hülfe vom Himmelsvater, | heiligen Geist,
2005des Waltenden Weisheit. | Das Wehrthum freuete sich,
waren da in Lusten | Leute beisammen,
frohmüthige Gäste. | Gingen Dienstmänner,
Schenken mit Schalen, | trugen schieren Wein
mit Krügen und Kannen. | War dort der Herrn Traum
2010heiter im Saale. | Dann dar das Volk unter sich
auf den Bänken aufs beste | die Luft anhub,
waren in Wonnen, | als ihnen des Weines gebrach,
den Leuten des Leites. | Des nicht war verblieben etwas
irgends im Hause, | das vor die Herrschaft noch
2015die Schenken trügen, | sondern die Schaffe waren
des Leites entleert. | Da nicht währte lange nachdem,
daß es schon merkte | der Frauen schönste,
Christes Mutter, | ging, mit ihrem Kinde zu sprechen,
mit ihrem Sohne selber, | sagte ihm mit Worten,
2020daß die Wirthe da mehr | Weines nicht hätten
den Gästen zur Gastung. | Sie da gerne bat,
daß dafür der heilige Christ | Hülfe bereitete,
den Wehren zu Willen. | Da hatte sein Wort bereit
das mächtige Kind Gottes, | und zu seiner Mutter sprach.
2025Was ist mir und dir, sagte er, | um dieser Männer Leit,
um dieser Wehrschaft Wein, | warum sprichst du davon, Weib, so viel,
mahnst mich vor dieser Menge? | Noch nicht sind meine
Zeiten gekommen. | Dann doch getrauete gar wohl
in ihrem Herzenssinne | die heilige Dienerin,
2030daß hier nach den Worten | des Waltenden Sohn,
der Heilande bester, | helfen wollte.
Hieß da die Dienstmänner | der Frauen schönste,
die Schenken und Schaffwärter, | die dar mußten der Versammlung dienen,
daß sie davon, nicht Wort nicht Werk, | nichts unterließen,
2035was sie der heilige Christ | heißen wollte,
zu leisten vor den Leuten. | Leer standen dar
Steinkrüge sechse. | Da so stille gebot
das mächtige Kind Gottes, | wie es dar der Männer viele
nicht wußten in Wahrheit, | wie er es mit seinem Worte sprach.
2040Er hieß die Schenken da | mit schierem Wasser
die Gefäße füllen, | und dar mit seinen Fingern dann
segnete selber, | mit seinen Händen,
wirkte es zu Weine, | und hieß davon in ein Becken thuen,
schöpfen mit einer Schale, | und da zu den Schenken sprach,
2045hieß es von den Gästen, | die bei dem Gastmahl waren,
dem hehrsten | zu Handen geben
die Schale mit der Rechten, | dem, der des Volkes dar
gewaltete nächst dem Wirthe. | Eben wie er da des Weines trank,
so nicht mochte er meiden, | daß er vor der Menge sprach
2050zu dem Bräutigam, | sagte, daß immer das beste Leit
aller Wirthe jeglicher | zuerst sollte
geben bei seinem Gastmahl, | unterdeß wird dieser Gäste Herz
erwecket von dem Weine, | daß sie wohl sich freuen,
trunken träumen. | Dann mag man dar tragen nachdem
2055gelindere Leite, | so ist dieser Leute Sitte.
Da hast du nun wunderlich | deine Bewirthung
angelegt vor dieser Menge, | heißest vor dies Männervolk
all deines Weines | den werthlosesten
deine Dienstleute | zuerst bringen,
2060geben an deiner Hochzeit. | Nun sind deine Gäste satt,
sind deine Herrschaften | trunken sehr,
ist dies Volk frohmüthig, | nun heißest du hier vortragen
aller Leite lobesamstes, | deren, die ich jemals in diesem Lichte gesehen,
irgendwo haben. | Mit diesem solltest du uns heute eher
2065begaben und bewirthen, | dann es aller Gäste jeglicher
empfing zu Danke. | Da ward dort mancher Degen
gewahr aus den Worten, | seit sie des Weines getrunken,
daß der heilige Christ dar | in dem Hause innen
ein Zeichen wirkte. | Vertraueten sie seitdem
2070desto mehr auf seine Schutzbürde, | daß er habe Gottes Macht,
Gewalt in dieser Welt. | Da ward das so weithin kund
über Galiläaland | den Judenleuten,
wie dar selber wandelte | der Sohn des Drosten
Wasser zu Weine. | Das ward da der Wunder erstes,
2075deren, die er dar in Galiläa | den Judenleuten
als Zeichen zeigte. | Nicht mag erzählen ein Mann,
sagen zur Genüge, | was dar seitdem ward
Wunders unter dem Wehrthum, | wo der waltende Christ
in Gottes Namen | den Judenleuten
2080den ganzen Tag lang | Lehre sagte,
verhieß ihnen das Himmelreich, | und das Höllengezwinge
er abwehrte mit Worten, | hieß sie Gottes wahres
ewige Leben suchen, | wo ist der Seelen Licht,
der Traum des Herrn, | und Tagesschein,
2085die Herrlichkeit Gottes, | wo mancher Geist
wohnt nach Wunsche, | der hier wohl bedenkt,
daß er hier behalte | des Himmelsköniges Gebot.

<Jesus thut Wunder: der Hauptmann zu Kapharnaum. (Matth.8,5-13 u. Luk.7,1-10)>
<XXV.> Begab sich da mit seinen Jüngern | von der Hochzeit
Christus, nach Kapharnaum, | der Könige reichster
2090zu der herrlichen Burg. | Eine Macht sammelte sich,
Gönner ihm entgegen, | von guten Männern,
selige Gefährtschaft, | wollten die süßen Worte,
die heiligen, hören. | Dar ihm ein Hauptmann kam,
ein guter Mann, entgegen, | und ihn sehnlich bat
2095zu helfen, den Heiligen, | sagte, daß er unter seiner Dienerschaft
einen Lahmkranken | lange hätte,
einen Siechen in seiner Wohnung, | wie ihn einig Arzt nicht mag
mit Händen heilen. | Nun ist ihm deiner Hülfe Durst,
mein Frohn, der gute. | Da sprach ihm darauf das Friedekind Gottes
2100bald nachdem | selber entgegen,
sagte, daß er dorthin käme, | und das Kind wollte
retten aus der Noth. | Da ihm näher ging
der Mann vor der Menge | mit dem Mächtigen
Worte zu wechseln, | ich deß würdig nicht bin, sprach er,
2105Herr, der gute, | daß du in mein Haus kommest,
besuchest meine Wohnung, | weil ich bin so sündiger Mann
mit Worten und mit Werken, | ich glaube, daß du Gewalt hast,
daß du ihn von hieraus kannst | gesund machen,
waltender Frohn mein, | wenn du es mit deinen Worten sprichst,
2110dann ist gleich die Krankheit gelöset, | und wird sein Leib
heil und rein, | wenn du ihm deine Hülfe verleihest,
ich bin selber ein Dienstmann | habe mir Güter genug,
Reichthümer gewonnen, | obwohl ich unter der Gewalt bin
des Adelköniges, | drum doch habe ich Dienergefolge,
2115holde Heerknappen, | die mir so gehorsam sind,
daß sie deß, nicht Wort nicht Werk, | nichts unterlassen,
was ich sie in dieser Landschaft | leisten heiße,
sondern sie fahren und vollführen, | und wieder zu ihrem Frohne kommen,
holde zu ihrem Herrn. | Obwohl ich in meinem Hause habe
2120weitbreiten Besitz, | und Wehrthums genug,
Helden kühnsinnige, | drum doch nicht wage ich dich so heiligen
zu bitten, den Sohn Gottes, | daß du in meinen Bau gehest,
besuchest mein Gehöfde, | dieweil ich so sündig bin,
weiß meine Verwirkungen. | Da sprach drauf der waltende Christ,
2125der Gönner, gegen seine Jünger, | sagte, daß er bei den Juden irgend
unter Israheles | Abkommen nicht fände
ein Gleichen des Mannes, | der je mehr zu Gotte
in der Landschaft | Glauben hätte,
lauteren zum Himmel. | Nun lasse ich euch dazu hören,
2130wo ich es euch hier mit wahren | Worten sage,
daß noch sollen Fremdvölker | von Osten und von Westen,
des Menschengeschlechtes kommen | eine Menge zusammen,
heilig Volk Gottes | zum Himmelreiche,
die sollen dar an Abrahams, | und an Isaaks desgleichen,
2135und auch an Jakobs, | der guten Männer,
Busen rasten, | und beides genießen,
Wohl und Willen | und wonnesames Leben,
gutes Licht bei Gotte. | Dann sollen der Juden viele,
dieses Reiches Söhne | beraubet werden,
2140entblößet solcher Ehre, | und sollen in Thalen, düstern,
in dem allerfernsten | Abgrunde liegen,
dar mag man hören | Helden klagen,
dar sie ihren Zorn vielfach | mit den Zähnen beißen,
dar ist grimmiger Geist, | und fräßig Feuer,
2145hart Höllengezwinge, | heiß und düster,
schwarze ewige Nacht, | der Sünde zum Lohne,
den boshaften Werken | für jeden, der den Willen nicht hat,
daß er sich erlöse, | ehe er dies Licht aufgebe,
sich wende von dieser Welt. | und magst du nach deinem Willen fort
2150reisen zu Hause, | dann findest du gesund daheim
den knabjungen Mann, | der Muth ist ihm in Lusten,
das Kind ist geheilt, | wie du batest zu mir.
Es wird all so geleistet, | wie du Glauben hast
in deinem Herzen fest. | Da sagte dem Himmelskönige
2155der Dienstmann, | dem allwaltenden Gotte,
Dank vor dem Volke, | daß er ihm in solchen Nöthen half.
Hatte da erwirkt | allwie er wollte
seliglich. | Begab sich auf den Weg dannen,
wendete sich nach seinen Willen, | wo er Güter besaß,
2160Bau und Boden, | fand den Knaben gesund,
den kindjungen Mann. | Waren da Christes
Worte erfüllet. | Er Gewalt hatte
zu zeigen Zeichen, | wie nicht vermag zu erzählen ein Mann,
zu erachten über dieser Erde, | was er durch seine alleinige Kraft
2165in diesem Mittelgarten, | Herrliches, vollbrachte,
Wunders wirkte, | dieweil alles in seiner Gewalt steht,
Himmel und Erde. |

<Jesus thut Wunder: der Jüngling zu Naim. (Luk.7,11-15)>
| <XXVI.> Da entschloß sich der heilige Christ
vorwärts zu fahren, | verrichtete allmächtig
an aller Tage jeglichem | der Droste, der gute,
2170den Leutekindern Liebes, | lehrte mit Worten
Gottes Willen den Gönnern, | hatte sich der Jünger viel
immer zu Gefährten, | selig Volk Gottes,
der Mannen große Menge, | von so manchen Stämmen,
eine heilige Hehrheit, | war in seiner Hülfe gütig,
2175den Mannen milde. | da er mit der Menge kam,
mit dem Gewühl das Kind Gottes, | zur Burg, der hohen,
der Rettende, nach Naim, | dar sollte sein Name werden
den Mannen verkündet. | Da ging der Mächtige zu,
der rettende Christ, | bis daß er genahet war,
2180der Heiland Christ. | Da sahen sie dort eine Leiche geleiten,
einen leblosen Leib. | Die Leute trugen,
brachten auf einer Bahre | hinaus zum Burgthore,
einen kindjungen Mann. | Die Mutter dahinter ging,
in ihrem Herzen betrübt, | und die Hände rang,
2185beklagte und bejammerte | ihres Kindes Tod,
die armschaffene Frau. | Es war ihr einziger Sohn,
sie war selber Witwe. | Nicht hatte sie Wonne da mehr,
außer daß zu dem einzigen Sohne | sie alles sich versah,
der Wonne und des Willens, | bis daß ihn ihr die Wurd nahm,
2190die herrlichen Schöpfer-Bestimmungen. | Eine Menge folgte,
Burgleute Gedräng, | wo man ihn auf der Bahre trug,
den jungen Mann zum Grabe. | Da ward der Gottes-Sohn,
der mächtige, milde, | und zu der Mutter sprach,
hieß, daß die Witwe | vom Weinen abließe,
2195von der Klage hinter dem Kinde. | Du sollst hier die Kraft sehen,
des Waltenden Werk. | Dir soll hier der Wille geschehen,
Trost vor diesem Volke. | Nicht darfst du das Leben beklagen
des Kindes dein. <ab hier HS M mit Blattverlust - Übersetzung nach HS C> | Dann er zu der Bahre ging
und auch er ihn selber berührte, | der Sohn des Drosten,
2200mit heiligen Händen, | und zu dem Helden sprach,
hieß ihn alljung | auferstehen,
sich aufrichten von der Raste. | Der Recke sich aufsetzte,
der Sohn auf der Bahre, | war ihm wieder in seine Brust gekommen
der Geist durch Gottes Kraft, | und er entgegen sprach,
2205der Mann zu den Magen. | Da ihn wieder der Mutter befahl
der heilende Christ zu Handen. | Das Herz ward ihr in Freude,
dem Weibe in Wonne, | weil ihr da solcher Wunsch gewährt ward,
fiel sie dann zu Füßen Christes | und der Völker Herrn
lobete vor der Leute Menge, | weil er ihr zu so Liebes Leben
2210geholfen wider des Schöpfers Schickungen, | verstand sie, daß er war der mächtige Droste,
der heilige, der des Himmels gewaltet, | und daß er mag helfen so manchen,
allen Erden-Völkern. | Da begannen das zu beachten viele,
das Wunder, das unter dem Volke sich zutrug, | sagten, daß der Waltende selber,
mächtig käme dorthin, seine Menge zu besuchen, und daß er ihnen sandte einen so erlauchten
2215Weissager in dieser Welt Reich, | der ihm dar solchen Willen vollbrächte.
Ward dar dann mancher Mann | mit Ängsten befangen,
das Volk gerieth in Furchten, | sahen den sein Leben haben,
Tageslicht sehen, | den, welcher vorhin den Tod empfand,
auf dem Siechbette verschied. | Nun war er wieder gesund nachdem,
2220kindjung erquicket. | Da ward das kund überall
den Abkommen Israhels. | Eben als da der Abend kam,
so ward dar alles versammelt, | von siechen Mannen,
von lahmen und krummen, | was dar irgend war,
die kranken unter den Leuten, | und wurden dahin geleitet,
2225kamen zu Christe, | wo er ihnen durch seine Kraft, die große,
half und sie heilte | und ließ sie wieder gesundet dannen
zurückkehren nach ihrem Willen. | Drum soll man seine Werke preisen,
verherrlichen seine Thaten, | weil er ist der Droste selber,
der mächtige Schutzherr | dem Menschengeschlechte,
2230der Leute jeglichem, | welcher da glaubt daran,
an seine Worte und an seine Werke. |

<Jesus thut Wunder: der Meersturm. (Matth.8,18-27 u. Mark.4,36-40 u. Luk.8,22-25)>
| <XXVII.> Da war dort Wehrthums so viel
aller Fremdvölker | gekommen um Hülfe von Christ,
um des so mächtigen Beschützung. | Dann wollte er dar ein Meer befahren,
der Gottes-Sohn mit seinen Jüngern | neben Galiläaland hin,
2235der Waltende einen Wogenstrom. | Da hieß er das andere Wehrthum
vorwärts ziehen, | und er begab sich mit einigen wenigen
in einen Nachen hinein, | der rettende Christ
zu schlafen reisemüde. | Die Segel aufhißten
wetterkundige Wehren, | ließen den Wind nach-
2240treiben über den Meerstrom, | bis daß er zur Mitte kam,
der Waltende mit seiner Wehrschaft. | da begann des Wetters Kraft,
Wirbel aufzusteigen, | Wogen zu wachsen,
schwang sich Geschwärk in Gewühl, | die See kam in Aufruhr,
kämpfte Wind und Wasser, | die Wehren sorgten,
2245das Meer ward so muthig. | Nicht versah sich der Männer einer
längeres Lebens. | Da sie den Landeswart
weckten mit ihren Worten, | und sagten ihm des Wetters Kraft,
baten, daß ihnen gnädig | der rettende Christ
würde wider das Wasser, | oder wir müssen hier entsetzlichen Todes
2250sterben in diesem See. | Selber aufstand
der gute Gottessohn, | und zu seinen Jüngern sprach,
hieß, daß sie sich des Wetters Kampf | im Geringsten nicht fürchteten,
warum seid ihr so furchtsam, sprach er, | noch ist euch nicht fester Muth,
2255Glaube ist euch zu wenig, | nicht ist nun lange bis dahin,
daß die Ströme sollen | stiller werden, <ab hier auch wieder HS M>
und dies Wetter wonnesam. | Dann er zu dem Winde sprach,
und zu dem See desgleichen, | und sie schmeidig hieß
beide sich gebaren. | Sie das Gebot leisteten,
des Waltenden Wort, | die Wetter schwiegen,
2260heiter wards auf der Flut. | Da das Volk unter sich,
die Wehrschaft, sich wunderte, | und manche mit Worten sprachen,
welcher das von so mächtigen | Mannen wäre,
daß ihm so der Wind und die Woge | auf das Wort gehorchten,
beide seiner Gebotschaft. | Da hatte sie der Sohn Gottes
2265gerettet aus der Noth. | Der Nachen fürder schritt,
das hochgehörnte Schiff, | die Helden kamen,
die Leute zu Lande, | sagten Lob Gotte,
verherrlichten seine mächtige Kraft. |

<Jesus thut Wunder: die Besessenen. Matth.8,16 u. Mark.1,32 u. 5,2 u. Luk.8,27)>
| Kam da der Mannen viele
entgegen dem Gottessohne, | er sie gerne empfing,
2270jeden, so dar mit lauterem Herzen | Hülfe suchte,
lehrte sie ihren Glauben, | und ihre Leiber er
mit Händen heilte. | Nie ein Mann so hart nicht war
versehrt durch Suchten; | obwohl ihn des Satanas
tückische Jünger | mit des Feindes Kraft
2275hatten unter Händen, | und seine Seelenkräfte,
das Wissen verstört, | daß er wüthend
fuhr unter dem Volke, | dennoch ihm immer Verstand gab
der heilende Christ, | wen er zu seinen Händen kam,
trieb die Teufel dannen | durch Gottes Kraft
2280mit wahren Worten, | und ihm seine Besinnung gab,
ließ ihn dann heil sein | wider die Hassenden,
gab ihm gegen die Feinde Frieden, | und er sich fortbegab
in jegliches von den Landen, | das ihm dann am liebsten war.
<XXVIII.>So that des Herrn Sohn | an der Tage jeglichem
2285gutes Werk mit seinen Jüngern, | doch nie die Juden darum
an seine gewaltige Kraft | desto mehr nicht glaubten,
daß er der Allwalter | wäre alles
Landes und der Leute, | dafür sie annoch Lohn empfangen,
weite Wanderfahrt, | daß sie da den Kampf betrieben
2290wider ihn selbst, den Sohn des Herrn. |

<Jesus thut Wunder: der Gichtbrüchige. (Matth.9,1-8 u. Mark.1,1-12 u. Luk.5,16-26)>
| Dann er sich mit seinen Gefährten begab
wieder nach Galiläaland, | Gottes eigen Kind,
fahrtete zu den Freunden, | wo er geboren war,
und ganz unter seinem Geschlechte | kindjung erwuchs,
der heilige Heiland. | Um ihn Heerscharen
2295von Völkern drangen, | da war mancher Degen
so selig unter dem Gefolge. | Dar trugen einen siechen Mann
Leute auf ihren Armen, | wollten ihn vor die Augen Christes
bringen, vor das Kind Gottes, | war ihm der Hülfe Durft,
daß ihn heilte | des Himmels Walter,
2300der Menschen Mundherr. | Der war zuvor so manchen Tag
an den Gliedmaßen gelähmt, | nicht vermochte sein Leib
etwas zu beschicken. | Dann war dort des Wehrthums so viel,
daß sie ihn vor das Kind Gottes | bringen nicht konnten,
dringen durch das Volk, | daß sie des Dürftigen
2305Nothsache ansagten. | Da begab sich in einen Saal hinein
der heilende Christ. | Gewühl ward da rings,
mächtig Leutegedränge. | Da begannen die Männer zu sprechen,
die den Lahmkranken | lange führten,
trugen mit seinem Bette, | wie sie ihn brächten vor das Kind Gottes,
2310in das Wehrthum hinein, | wo ihn der waltende Christ
selber sähe. | Da gingen die Gefährten zu,
hoben ihn mit ihren Händen, | und oben auf das Haus stiegen sie,
öffneten den Saal von oben, | und ihn mit Seilen ließen
in das Gemach hinein, | wo der Reiche war,
2315der Könige kräftigster. | Gleich als er ihn da kommen sah
durch des Hauses Decke, | so er da an ihrer Gesinnung verstand,
an der Männer Gemüthe, | daß sie zu ihm mächtigen
Glauben hatten. | Da er vor den Leuten sprach,
sagte, daß er den siechen Mann | der Sünden freien,
2320entledigen wollte. | Da sprachen ihm aber die Leute entgegen,
gramherzige Juden, | die des Gotteskindes
Worten auflauerten, | sagten, daß das nicht möchte geschehen so,
Grimmwerke vergeben, | außer von Gott allein,
dem Walter dieser Welt. | Da hatte wieder sein Werk fertig
2325das mächtige Kind Gottes. | Ich thue das, sagte er, an diesem Manne kund,
der hier so siech liegt, | in diesem Saale innen
entsetzlich gequält, | daß ich Gewalt habe,
Sünden zu vergeben, | und auch den siechen Mann
zu heilen, | obwohl ich ihn zu berühren nicht brauche,
2330munterte ihn da | der erlauchte Droste,
den liegenden Lahmen, | hieß ihn vor den Leuten
auferstehen als allheilen | und hieß ihn auf seine Achseln nehmen
sein Bettgewand, auf den Rücken. | Er leistete das Gebot
schnell vor dem Gefolge, | und ging wieder gesund dannen,
2335heil aus dem Hause. | Da deß so mancher Heidenmann,
Wehren sich wunderten, | sagten, daß ihm der waltende selber,
Gott der allmächtige, | gegeben hätte
größere Mächte, | als sonst einigem Menschensohne,
Kraft und Künste. |

<Der Juden Unglaube. (Matth.9,2-8 u. Mark.2,6-12 u. Luk.5,21-26)>
| Sie nicht wollten anerkennen dennoch,
2340die Judenleute, | daß er Gott wäre,
nicht glaubten sie seinen Lehren, | sondern hatten (sich) leidigen Streit,
kämpften wider seine Worte, | wofür sie als Werk erlooseten
leidige Lohngülte, | und so noch lange sollen,
daß sie nicht wollten hören | dem Himmelskönige,
2345Christes Lehren, | die er kündete überall
weit über diese Welt, | und ließ sie seine Werke sehen
an aller Tage jeglichem, | seine Thaten schauen,
hören sein heilig Wort, | das er zu Hülfe sprach
den Menschenkindern | und so manches machtliche
2350Zeichen zeigte, | daß sie trauerten desto baß,
glaubten seinen Lehren. | Er so manchen Leib
böser Suchten entband, | Besserung bescherte,
gab dem Feigen Leben, | dem, der fertig war,
der Held, zur Höllenfahrt. | Den machte der Heiland selber,
2355Christ durch seine mächtige Kraft, | quick nach Tode,
ließ ihn in dieser Welt ferner | Wonnen genießen.
<XXIX.> So heilte er die hinkenden Menschen | und die krummen desgleichen,
half denen, die da blind waren, | ließ sie dies prächtige Licht,
das ewigschöne sehen, | Sünde lösete er,
2360der Menschen Grimmwerk. | Nicht war jemals darum der Juden,
der leidigen Leutschaft | Glaube desto besser
an den heiligen Christ, | sondern sie hatten hartes Herz,
sehr starken Streit, | verstehen nicht wollten sie,
daß sie hatten sich vergangen | den Feinden zu Willen,
2365die Leute, mit ihrem Glauben. |

<Jesus lehrt vom Schiff aus: das Gleichniß vom Säemann. (Matth.13,1-8 u. Mark.4,1-8 u. Luk.8,1-8)>
| Nicht war jemals desto lasser darum
der Sohn des Drosten, | sondern er sagte mit Worten,
wie sie sollten erlangen | des Himmels Reich,
lehrte in dem Lande, | hatte sich der Leute so viel
gewonnen mit seinen Worten, | daß ihm Wehrthum mächtigviel
2370Volk folgte, | und er ihnen viel sagte
in Bildern, der Sohn Gottes, | daß sie nicht mochten in ihrer Brust verstehen,
nicht erfassen in ihrem Herzen, | ehe es ihnen der heilige Christ
über das Menschenvolk | mit offenen Worten
durch seinselbes Kraft | sagen wollte,
2375melden, was er meinte. | Dar ihn Menge rings
von Völkern umdrängte, | war ihnen mächtige Durft,
anzuhören | des Himmelsköniges wahrhafte Worte.
Er stand da | bei eines Wassers Gestade,
nicht wollte da bei dem Gedringe | über das Degenvolk
2380auf dem Lande oben | die Lehren künden,
sondern ging da der Gute | und seine Jünger mit ihm,
das Friedekind Gottes | der Flut näher
in ein Schiff hinein, | und es schalten hieß
dem Lande ferner, | daß ihn die Leute so viel
2385das Volk nicht drängten. | Stand mancher Degen,
Wehrthum bei dem Wasser, | wo der waltende Christ
über das Leutevolk | Lehre sagte.
Was ich euch sagen mag, sprach er, | ihr Gefährten mein,
wie sich ein Ackerer begann | an die Erde zu säen
2390reines Korn mit seinen Händen. | Einiges an harten Stein
oberwärts fiel, | Erde nicht hatte es,
daß es dar nicht mochte wachsen, | oder Wurzel fassen,
keimen oder bekleiben, | sodern es ging das Korn verloren,
liebliche Feldes-Frucht, | einiges dagegen auf Land fiel,
2395auf Erde edeler Art, | begann es darauf
zu wachsen fröhlich, | und Wurzel zu fassen
lodete in Lusten, | war das Land so gut,
herrlich gefähigt, | einiges wieder gefallen war
auf eine starre Straße, | wo Stapfen gingen
2400der Rosse Hufschläge, | und der Helden Schritt,
es begann in dem Wege zu wachsen, | dann es aber wegnahm des Wehrthums,
des Volkes, mächtige Fahrt, | und Vögel es auflasen,
daß es dem Eigner etwas | nachher nicht konnte
2405werden nach Wunsche, | was dar auf dem Weg fiel.
Einiges war dann gefallen, | wo so viel stand
von dichten Dornen | an jenem Tage,
es kam dar in Erde | und dann aufging,
keimte dar und bekleibete. | Da sproßten aber Kräuter dazwischen,
2410wehrten ihm das Wachsthum, | hatte es des Waldes Laub
vorn überfangen, | daß es nicht konnte zu einigem Gedeihen kommen,
da die Dornen | so drängen mußten.
Da saßen und schwiegen | die Gefährten Christes,
wortweise Wehren, | war ihnen groß Wunder,
2415mit welchen Bildern | das Kind Gottes
solche wahrhafte Rede | zu sagen begönne.
Da begann ihn der Männer | einer zu fragen,
den holden Herrn, | neigte sich ihm entgegen
sehr würdiglich, | wahrlich, du Gewalt hast, sprach er,
2420wie im Himmel so auf Erden, | heiliger Droste,
droben und hienieden | bist du der Allwalter
der Menschen Geister, | und wir deine Jünger sind
in unserm Herzen hold, | Herr, der gute,
wenn es dein Wille sei, | laß uns deiner Worte dar
2425das Ende hören, | damit wir es nach dir ganz,
als Christenvolk, | verkünden können,
wir wissen, daß deinen Worten | wahrhafte Bilder
fortan folgen, | und uns ist dringliche Durft,
daß wir dein Wort und dein Werk, | weil es all von solcher Weisheit kommt,
2430daß wir es in diesem Lande | von dir lernen mögen.

<Jesus erklärt das Gleichniß vom Säemann. (Matth.13,11-23 u. Mark.4,11-23 u. Luk.8,10-15)>
<XXX.> Da ihnen wieder entgegen | der Guten bester
Antwort sprach, | nicht meinte ich irgend etwas, sagte er,
zu verheimlichen | von den Thaten mein,
von Worten oder Werken, | dies sollt ihr wissen alle,
2435meine Jünger, | weil euch gegeben hat
der Walter dieser Welt, | daß ihr wissen müßt
in eueren Sinnkräften | himmlisches Geheimniß,
den andern soll man in Bildern | das Gebot Gottes
mit Worten weisen, | nun will ich euch in Wahrheit hier
2440melden, was ich meinte, | damit ihr desto besser
über all diese Landschaft | meine Lehre verstehet.
Der Name, den ich euch sagte, | das ist seinselbes Wort,
die heilige Lehre | des Himmelsköniges,
wie man die verbreiten soll | über diesen Mittelgarten,
2445weit über diese Welt. | Die Wehren sind gesinnet,
die Männer, ungleich, | mancher solchen Muth heget,
harte Sinnkräfte, | und rauhe Seele,
daß er sich nicht würdigt, | daß er nach euern Worten thue,
daß er diese meine Lehre | leisten wolle,
2450sondern es gehen da so verloren | meine Lehren,
Gottes Angebote | und euere, der Guten, Worte
an dem übelen Mann, | wie ich euch eben sagte,
daß das Korn verdarb, | das da mit Keimen nicht mochte
auf dem Steine oben | stättehaft werden. |
2455Es gehet verloren all | der Edlen Rede,
die Botschaft Gottes, alles was man dem übelen Manne
mit Worten weiset, | und er es zu linken Hand,
unter der Feinde Volk | die Fahrt ertiefet
zu Gottes Unwillen | und zu der Grimmigen Ruhm
2460und zu des Feuers Schwalg, | forthin soll er hassen
mit seinem Brustsinne | breite Lohe.
Niemals (ihr) in diesem Lande desto lasser | die Lehre mein
Mit Worten weiset. | Ist dieses Wehrtums so viel,
der Leute über dieser Erde | gibt es dar einen andern Mann,
2465der ist noch jung und glau | und hat ein gut Gemüth,
in Sprechen weise, | und weiß von eueren Worten Bescheid,
gedenket deß dann in seinem Herzen, | und hört da mit seinen Ohren nach
sehr betriebsam, | und näher stehet
in seine Brust fasset | das Gebot Gottes,
2470es lernet und leistet, ist sein Glaube so gut,
er trachtet, wie er den Andern | wieder umkehre,
den meinthätigen Mann, | daß dessen Gemüth trage
lautere Treue | zum Himmelkönige,
dann breitet sich in dessen Brust | das Gebot Gottes,
2475der liebreiche Glaube, | wie in dem Lande thut
das Korn mit Keimen | wo es je Grund hat
und ihm die Wurd behaget, | und des Wetters Gang,
Regen und Sonne, | daß es sein Recht hat.
So thut die Gotteslehre | an dem guten Manne
2480Tages und Nachtes, | gehen ihm der Teufel fern,
feindliche Wesen, | und der Wart Gottes
weit näher | Tages und Nachtes,
bis daß sie ihn bringen, | daß da beides wird,
wie die Lehre zum Frommen | der Leute Kindern,
2485die von seinem Munde kommt, | so auch wird der Mann Gotte,
hat so eingewechselt | in dieser Welt-Stunde
mit seinen Sinnkräften | des Himmelsreiches Antheil,
von den Wonnen die größte, | er fährt in die Gewalt Gottes
von Lastern befreiet. | Treuen sind
2490so gut der Männer jeglichem, | wie nicht ist Goldes Hort
gleich solchem Glauben. | Seid mit euern Lehren fortan
dem Menschengeschlechte milde, | sie sind so ungleich,
die Helden, gesinnet, | mancher von ihnen hat harten Streit,
feindlichen Willen, | wankelhaftes Herz,
2495ist des Falsches voll, | und von Frevelwerken.
Dann beginnet ihm zu dünken, | wann er zwischen dem Volke steht,
und dar höret | unter Lauschen sprechen
die Gotteslehre, | dann dünket ihm, daß er sie gerne fortan
leisten wolle, | dann beginnet die Lehre Gottes
2500in seinem Herzen zu haften, | bis daß ihm wieder zur Hand kommt
Habe zum Erwerb | und fremder Schatz,
dan verleiten ihn | leidige Wichte,
dann er sich verfängt | in Geldgier,
auslöschet den Glauben, | dann war ihm das geringes Frommen,
2505daß er es je in seinem Herzen gedachte, | wenn er es halten nicht will.
Das ist so das Gewächs, | das auf dem Wege begann
zu loden in dem Lande, | doch wegnahm es wieder der Leute Fahrt.
So thuen ihr die mächtigen Sünden | in des Mannes Herzen,
der Gotteslehre, | wen er ihrer nicht pfleget wohl,
2510sonst fällen sie ihn | in dem Feuer zu Boden,
in die heiße Hölle, | wo er dem Himmelskönige nicht wird
fürder zum Frommen, | sondern ihn die Feinde sollen
mit Marter foltern. | Immer (ihr) mit Worten fort
lehret in diesem Lande. <ab hier HS M mit Blattverlust - Übersetzung nach HS C> | Ich kenne dieser Leute Sinn,
2515so ungleiche Gemüthsart, | des Menschengeschlechtes so wankele Weise,
mancher hat ganz dazu sein Herz gelassen, | und mehr sorget,
wie er das behalte, | als wie er des Himmelsköniges
Willen wirke. | Darum dort wachsen nicht mag
2520das heilige Gebot Gottes, | obwohl es dar haften möge,
mit Wurzeln bewachsen, | weil es der Reichthum dränget,
gleichwie das Kraut und der Dorn | das Korn empfangen,
wehren ihm das Wachsthum, | so thuet der Reichthum dem Manne.
Geheftet ist das Herz, | daß er es gedenken nicht kann,
2525der Mann in seinem Muthe, | wessen er meist bedarf,
wie er das erwirke, | so lange wie er in dieser Welt sei,
daß er im Ewigkeitstage | künftig möge
haben durch des Herrn Gnade | des Himmels Reich,
so endeloses Wohlsein | wie das nicht mag einiger Mann
2530wissen in dieser Welt, | niemals er so weit
nicht weiß zu gedenken, | ein Degen in seinem Gemüthe,
daß er es erfassen möge | das Herz des Mannes,
daß er es in Wahrheit wisse, | was der waltende Gott
Gutes bereitet hat, | das alles gegenwärtig steht
2535der Männer jeglichem, | der ihn hier minnet wohl
und selber dazu | seine Seele bewahrt,
daß er in das Licht Gottes | wallen möge.

<Jesus lehrt vom Schiff aus: das Gleichniß vom Weizen und Unkraut. (Matth.13,24-26)>
<XXXI.> So lehrte er da mit Worten, | stand Wehrthum, großes,
um das Kind Gottes, | hörten ihn in Bildern viel
2540über dieser Welt Wende | mit Worten erzählen,
sagte, daß sich auch ein Adelsmann | auf seinen Acker säete
lauter, rein Korn | mit seinen Händen,
wollte sich dar so wonnesames | Wachsthum zielen,
fröhliche Frucht, | da ging dar sein Feind nach
2545durch hämischen Sinn, | und es all mit Durt übersäete,
mit der Kräuter bösestem. | Da wuchsen sie beide,
wie das Korn, so das Kraut, | da kamen gegangen
seine Hagestolzen zu Haus, | ihrem Herrn sagten,
die Degen ihrem Frohne | mit dreisten Worten:
2550was, du säetest lauter Korn, | Herr, der gute,
einfaches an deinen Acker, | nun nichts siehet einer der Werkner mehr,
als Unkraut wachsen, | wie mag das werden so?
Da sprach drauf der Adelsmann | den Dienern entgegen,
der Hausherr zu den Knechten, | sagte, daß er es möchte muthmaßen wohl,
2555daß ihm der unholde Mann | hintennach sähete,
der Feind, falsches Kraut, | nicht gönnte er mir die Früchte wohl,
verwehrte mir das Gewächs. | Dann dort wieder die Freunde sprachen,
seine Jünger entgegen, | sagten, daß sie dar wollten gehen zu,
kommen mit Kraft, | und lösen das Kraut dannen,
2560holen es mit ihren Händen. | Da sprach ihnen aber der Herr entgegen:
nicht will ich, daß ihr es gätet, sagte er, | weil ihr bewahren nicht möget,
achten in euerm Gange, | obwohl ihr es gerne nicht thuet,
daß ihr nicht des Kornes zu viel, | der Keime verderbet,
fället unter euere Füße. | Lasse man sie forthin
2565beide wachsen, | bis daß die Ernte kommt,
und an dem Felde sind | die Früchte reif,
fertig auf dem Acker, | dann fahren wir dar alle zu,
holen es mit unsern Händen, | und das reine Korn
lesen sauber zusammen, | und in meine Scheune thuen,
2570haben es dar bewahrt, | daß es irgend nicht möge
etwas verderben, | und das Unkraut nehmen,
binden es zu Bündeln, | und werfen es in bitter Feuer,
lassen es dar verzehren | heiße Lohe,
unersättliche Glut. |

<Jesus erklärt das Gleichniß vom Weizen und Unkraut. (Matth.13,36-43)>
| Da stand mancher Mann,
2575Degen sinnend, | was der Volksgönner, <ab hier auch wieder HS M>
der erlauchte mächtige Christ | meinen wollte,
bedeuten mit dem Bilde, | der Söhne reichster,
baten da so sehnlich | den guten Drosten,
zu enthüllen die Lehre, | daß sie könnten die Leute fortan,
2580die heilige, hören. | Da sprach drauf ihr Herr entgegen,
der erlauchte mächtige Christ, | das ist, sprach er, des Menschen Sohn,
ich selber bin, der da säet, | und sind diese seligen Männer
das lautere rein Korn, | welche mir hier hören wohl,
wirken meinen Willen, | diese Welt ist der Acker,
2585dies breite Bauland | der Söhne des Menschengeschlechtes.
Der Satanas selber | ists, der da säet hinterher
leidige Lehre, | hat dieser Leute so viel
des Wehrthums verdorben, | daß sie Böses verüben,
wirken nach seinem Willen, | doch sollen sie hier wachsen fort,
2590die verworfenen Freunde, | eben so wie die guten Männer,
bis daß Mutspelles Macht | über die Menschen fährt,
das Ende dieser Welt. | Dann ist aller Äcker jeglicher
gereift in diesem Reiche, | sollen ihre Endbestimmung
erfüllen die Menschenkinder, | dann zerfährt die Erde,
2595das ist aller Ernten breiteste, | dann kommt der erlauchte Herr
von oben mit seiner Engel Kraft, | und kommen alle zusammen
die Leute, die je dies Licht sahen, | und sollen dann Lohn empfangen
des Übeln und des Guten. | Dann gehen Engel Gottes,
heilige Himmelswarte, | und lesen die lauteren Männer
2600sonders zusammen, | und thuen sie in das ewigschöne
hohe Himmelslicht, | und die andern in den Höllengrund,
werfen die Verdorbenen | in das wallende Feuer,
da sollen sie gebunden | bittere Lohe,
Folterpein erdulden, | und die andern im Volkeswohl
2605im Himmelreiche, | der weißen Sonne
leuchten gleich, | solchen Lohn empfangen
die Mannen für Wohlthaten. | Wer Gewissen hat,
Gedanken in seinem Herzen, | oder hören mag,
der Mann, mit seinen Ohren, | der lasse sich dies nach innen,
2610Sorge, in seinen Muthsinn, | wie er soll an dem herrlichen Tage
gegen den reichen Gott | zur Rede stehen
für Worte und Werke alle, | die er in dieser Welt thuet,
das ist das ängstlichste | von allen Dingen,
das fürchterlichste den Menschenkindern, | daß sie sollen mit ihrem Frohne rechnen,
2615die Diener mit ihrem guten Drosten. | Da wolle gerne jeder sein,
aller Menschen jeglicher, | des Meines frei,
der schlimmen Schulden. | Dafür soll sorgen früher
aller Leute jeglicher, | ehe er dies Licht aufgibt,
wer dann haben will | ewiglange Zier,
2620das hohe Himmelreich | und die Huld Gottes.
<Jesus lehrt im Gleichniß vom Senfkorn und vom Netze. (Matth.13,31-32 u. 13,47-50)>
<XXXII.> So erfuhr ich, daß da selber | der Sohn des Drosten,
aller Söhne bester | Bilder sagte,
welches derer wäre | im Weltreiche
unter dem Heldengeschlechte | dem Himmelreiche gleich,
2625sagte, daß oft ein winzig Ding | größer würde,
so hoch sich erhübe, | wie thut das Himmelreich,
welches ist immer größer | als das einig Mensch
wähnt in dieser Welt. | Auch ist ihm das Werk gleich,
das ein Man in die See hinein, | eine Senke, wirft,
2630ein Fischetz in die Flut, | und fähet beides,
übele und gute, | ziehet auf zum Gestade,
leitet sie zum Lande, | lieset demnächst
die guten im Grande, | und läßt die andern wieder zu Grunde fahren,
in die weite Woge. | So thuet der waltende Gott
2635an dem herrlichen Tage | den Menschenkindern,
er bringt das Erdenvolk | all zusammen,
lieset sich dann die lauteren | in das Himmelreich,
läßt die verdorbenen | in den Grund fahren
des Höllenfeuers. | Nicht weiß der Helden ein Mann
2640des Wehes ein Gegenstück, | das dar die Wehren treffen
in dem Abgrunde, | die Erdenvölker,
wie dagegen nicht mag des Lohnes man | ein Gleichen finden,
nicht des Wohles, nicht des Willens, | das da der Waltende beschert,
ertheilt Gott selber | der Guten jedwedem,
2645so sich hier bewahrt, | daß er ins Himmelreich,
in das langwierige Licht, | wallen möge.

<Jesus von seinen Mitbürgern verschmähet und mit Lebensgefahr bedrohet. (Matth.13,54-58 u. Mark.6,1-5 u. Luk.4,28-30)>
So lehrte er da mit Weisheit, | dann fuhren da die Leute zu
aus ganz Galiläaland, | das Gotteskind zu sehen,
thaten es aus Verwunderung, | wannen ihm möchte solch Wort kommen,
2650so weislich gesprochenes, | daß er die Rede Gottes immer
so wahrhaftig | zu sagen wußte,
so kräftiglich zu versichern. | Er ist dieses Geschlechtes von hier, sagten sie,
der Mann durch Magschaft, | hier ist seine Mutter bei uns,
ein Weib unter diesem Wehrthum, | was, wir sie hier kennen alle,
2655so kund ist uns seine Abkunft, | und seines Geschlechtes Jedwedes
erwuchs all unter diesem Wehrthum, | wannen sollte ihm solch Wissen kommen,
größere Mächte, | als hier andere Männer haben?
So verachtete ihn das Menschenvolk, | und sprachen ihm entehrende Worte,
verschmäheten ihn, den so Heiligen, | hören nicht wollten sie
2660seine Gebotschaft. | Nicht er da auch der Bilder viel
wegen ihres Unglaubens | zeigen nicht wollte,
der Wunderzeichen, | weil er kannte ihren zweifeligen Sinn,
ihren widrigen Willen, | daß nicht waren andere Menschen,
so grimme unter den Juden, | welche waren um Galiläaland,
2665so hart gesinnet, | obwohl da war der heilige Christ
geboren, das Kind Gottes, | sie nicht wollten seine Botschaft doch
empfangen bereitwillig, | sondern begann das Volk unter sich,
die Rangen zu berathen, | wie sie den reichen Christ
quälten zum Entsetzen, | hießen ihre Wehrschaft kommen,
2670Gesindel zusammen, | Sünde wollten sie
an den Gottessohn | gern andichten
feindlichen Willens, | nicht war ihnen an seinen Worten Lust,
an weisen Reden, | sondern sie begannen zu sprechen unter sich,
wie sie ihn, so kräftigen, | vor eine Klippe würfen,
2675über einen Burgwall, | wollten das Kind Gottes
des Lebens entlösen. | Doch er mit den Leuten zusammen
fröhlich fuhr, | nicht war ihm bange das Herz,
wußte, daß ihm nicht konnten | der Menschen Kinder,
wegen der Göttlichkeit, | die Judenleute
2680vor seinen Zeiten irgend | Schaden zufügen,
leidige Verletzung, | sondern er mit den Leuten samt
stieg auf den Steinholm, | bis daß sie zu der Stätte kamen,
wo sie ihn vor dem Walle nieder | zu werfen gedachten,
stürzen zu Boden, | daß er würde seines Lebens los,
2685des Alters zu Ende. | Da ward der Männer Absicht
auf dem Berge oben, | der bittere Gedanke
der Juden vereitelt, | daß ihrer einer nicht hatte so grimme Seele,
nicht so widrigen Willen, | daß sie mochten des Waltenden Sohn,
den Christ erkennen. | Er nicht war ihrer eher kund einigem,
2690daß sie ihn da unterschieden. | So konnte er unter ihrem Wehrthum stehen,
und in ihrer Gesellschaft | inmitten gehen,
fahren unter ihrem Volke. | Er that sich den Frieden selber,
Schutzwehr wider die Menge, | und begab sich dannen durch die Mitte
des Volkes der Feinde, | fuhr dahin,
2695wohin er wollte, in eine Wüstenei, | des Waltenden Sohn,
der Könige kräftigster, | hatte der Kür Gewalt,
wo er dann in dem Lande | am liebsten war,
zu weilen in dieser Welt. |

<Johannes des Täufers Enthauptung. (Matth.14,3-12 u. Mark.6,17-30)>
| <XXXIII.> Dann fuhr sich einen anderen Weg
Johannes mit seinen Jüngern, | Gottes Amtmann,
2700lehrte die Leute | langwierigen Rath,
hieß, daß sie Frommes übten, | Frevel verließen,
Meinthat und Mordwerk. | Er war dort lieb manchem
der guten Menschen. | Er besuchte sich da den Judenkönig,
den Herzog im Hause, | der geheißen war
2705Herodes nach seinen Eltern, | ein übermüthiger Mann,
wohnte bei der Frau, | die früher war seines Bruders
Weib in der Ehe, | bis daß er anderswohin ging,
die Welt wechselte. | Dann sich das Weib nahm
der König zur Gattin, | eher schon waren ihr Kinder geboren,
2710Erben bei seinem Bruder. | Da begann ihm die Frau zu tadeln
Johannes, der gute, | sagte, daß es Gotte wäre,
dem Waltenden, widermüthig, | daß es einig Mann thäte,
daß er Bruders Weib | auf sein Lager nähme,
halte sie sich zur Gattin. | Wenn du mir hören willst,
2715glauben meinen Lehren, | nicht sollst du sie länger besitzen,
sondern meide sie in deinem Herzen, | nicht habe dar solche Minne zu,
nicht versündige dich zu schwer. | Da ward in Sorgen die Seele
des Weibes nach den Worten, | fürchtete, daß er den Weltkönig
mit Reden verlockte | und mit spähen Worten,
2720daß er sie verließe. | Begann sie ihm Leides viel
zu bereiten im Geheimen, | und ihn Recken hieß,
den unsündigen, | Diener sahen,
und ihn in einem Kerker | mit Schloßbanden,
mit Bleifesseln beschließen | durch die Leute,
2725nicht wagten sie, ihn des Lebens zu berauben, | weil sie waren ihm Freund alle,
sie kannten ihn, so guten, | und Gotte werthen,
hielten ihn für einen Weissager, | wie sie wohl mochten. <V. 2727 nicht in HS M - Übersetzung nach HS C>
Da geschah, daß in dem Jahresgange | des Judenköniges
Zeiten kamen, | so da gezählt hatten
2730erfahrne Volksmänner, | wie er geboren war,
an das Licht gekommen. | Nun war der Leute Brauch,
daß das der Unterthanen jeglicher | feiern sollte,
die Juden mit Gastmahl. | Da ward dar in den Gastsaal
eine große Machtkraft | von Mannen versammelt,
2735von Herzogen in das Haus, wo ihr Herr war
auf seinem Königstuhle, | kamen in Menge
Juden in den Gastsaal, | ward ihnen da frohmüthiges Herz,
heiter in der Brust, | sie sahen ihren Festgeber
schweben in Wonnen, | trug man Wein ins Gemach
2740schieren mit Schalen, | Schenken schwärmten,
gingen mit Goldgefäßen, | Freude war dar innen
laut in der Halle, | die Helden tranken.
War deß in Lusten | der Landeshirt,
was er der Wehrschaft meist | zu Wonnen gewährte.
2745Hieß er da kommen sofort | die kecke Dirne,
seines Bruders Kind, | wo er in seinem Stuhle saß
von Wein verwogen, | und da zu dem Weibe sprach,
grüßte sie vor der Gönnerschaft | und gerne bat,
daß sie dar vor den Gästen | Scherz anhübe
2750fein auf den Fliesen, | laß dies Volk sehen,
wie du gelernt habest, | der Leute Menge
zu belustigen auf den Sitzen, | wenn du mir die Bitte gewährst,
mein Wort vor dieser Wehrschaft, | dann will ich es hier in Wahrheit betheuern,
laut vor diesen Leuten, | und auch leisten so,
2755daß ich dir dann nachher | verehren will,
um was du mich bittest, | vor diesen meinen Festfreunden,
auch wenn du mich um dieser Herrlichkeiten | Hälfte ersuchtest,
meines Reiches, | doch thu ich, daß es einig Recke nicht mag
mit Worten wenden, | und es soll geschehen so.
2760Da ward der Magd nachdem | das Gemüth gewendet,
das Herz zu ihrem Herrn, | daß sie in dem Hause innen,
in dem Gastsaale | den Tanz anhub,
allwie der Leute | Landesweise es brachte,
der Völker Brauch, | die Dirne spielte,
2765hüpfte in dem Hause, | das Herz war in Lusten,
der Mannen Muthsinn. | Da die Magd hatte
gedient zu Danke | dem Volkskönige,
und all der Gesellschaft, | die dar inne war
von guten Gästen, | da wollte sie ihre Gabe haben,
2770die Magd vor der Menge, | ging dann mit ihrer Mutter zu sprechen,
und fragte sie | beflissentlich,
um was sie den Burgwart | bitten sollte.
Da wies jene nach ihrem Willen, | hieß, daß sie etwas anders
nicht begehrte vor der Gesellschaft, | außer das man ihr von Johannes
2775in der Halle innen | das Haupt gäbe,
gelöset von seinem Leibe. | Das war allen den Leuten Harm,
den Mannen in ihrem Gemüthe, | da sie das hörten die Magd sprechen,
so war es auch dem Könige, | er nicht mochte sein Versprechen läugnen,
sein Wort wenden, | hieß da seinen Waffenträger
2780gehen aus dem Gastsaale, | und hieß den Gottesmann
des Leibes entlösen. | Da nicht währte es lange bis dahin,
daß man in die Halle | das Haupt brachte
des Volksfreundes, | und es da der Dirne dargab,
der Magd vor der Menge, | sie trug es zur Mutter hin.
2785Da war der Endtag | aller Männer
des weisesten derer, die je | in diese Welt kamen,
derer, die einige Frau | als Kinder getragen,
ein Weib vom Manne, | stellt man nur den Einen darüber
welchen die Jungfrau gebar, | die je Mannes nicht ward
2790weis in ihrem Leben, | nur der waltende Gott
von der Himmelsau | heiligen Geistes
ihn erschuf mächtig, | der nicht hatte einiges Gleichen irgend
vormals noch nachmals. | Männer drängten sich
Gönner um Johannes | von seinen Jüngern die Menge,
2795selige Gefährtschaft, | und ihn im Sande begruben,
des Geliebten Leichnam, | wußten, daß er das Licht Gottes,
den herrlichen Traum, | mit seinem Drosten zusammen
des Emporerbes Heim | besitzen mußte,
als seliger suchen. |

<Jesus thut Wunder: Sättigung der fünftausend Menschen. (Matth.14,13-21 u. Mark.6,35-44 u. Luk.9,12-17 u. Joh.6,5-15)>
| <XXXIV.> Da begaben sich die Gefährten dannen,
2800des Johannes Jünger, | jammermüthige,
heiligbeseelte, | war ihnen ihres Herren Tod
schmerzlich in Sorgen. | Entschlossen sich zu suchen dann
in der Wüstenei | des Waltenden Sohn,
den kräftigen Christ, | und ihm kund thaten
2805des Gottesmannes Hingang, | wie hatte der Juden König
der Männer den erlauchtesten | mit des Beiles Schärfe
des Hauptes enthauen. | Er nicht wollte darüber einigen Harm aussprechen,
der Sohn des Drosten, | er wußte, daß die Seele war
heilig bewahrt | wider die Hassenden
2810in Friede wider die Feinde. | Da ruhmhaft wurde
über die Landschaft | der Lehrenden bester
in der Wüstenei, | sammelte sich Wehrthum,
fuhren Völker hinzu | war ihnen mächtiger Eifer
nach weisen Worten, | ihm auch war mächtiger Wille,
2815dem Sohne des Drosten, | daß er solch Gefährtenvolk
in das Licht Gottes | laden möchte,
gewinnen nach Wunsche. | Der Waltende lehrte
all den Tag lang | die Leute männiglich,
auswärtige Menschen, | bis daß zu Abend
2820sank die Sonne zur Rüste. | Da gingen seine Gefährten, die zwölfe,
die Getreuen zum Gottessohne, | und sagten ihrem guten Herrn,
mit welcher Noth dar die Menschen weilten, | sagten, daß sie seiner Hülfe bedürften,
die Wehren in dem wüsten Lande, | sie nicht können sich hier mit etwas erhalten,
die Helden, bei des Hungers Gezwinge. | Nun laß du sie, Herr, der gute,
2825ziehen, wo sie Wohnungen finden, | nah sind hier bewohnte Burgen
manche von dichten Völkern, | dar finden sie Kost zu Kauf,
die Wehren, inner den Weilern. | Da sprach drauf der waltende Christ,
der Völker Droste, | sagte, daß deß einige Noth nicht wäre,
daß sie wegen Speisemangel | verlassen meine
2830liebliche Lehre, | gebet den Leuten die Genüge,
gewinnet sie hier mit Willen. | Da hatte sein Wort bereit
Philippus, der erfahrne Jünger, | sagte, daß dar so groß wäre
der Menschen Menge. | Wenn wir hier auch zum Mahle hätten
vorräthig ihnen zu geben, | wie wir könnten bezahlen zumeist,
2835wofern wir verausgabten | der Silberstücke
zweihundert zusammen, | Zweifel wäre daran dennoch,
daß von ihnen jeder dort | einiges bekäme,
so wenig wäre das für diese Leute. | Da sprach darauf der Landeswart,
und fragte sie | vorwissentlich,
2840der Menschen Droste, | was sie dar zum Mahle hätten
an Speise gewonnen. | Da sprach ihm wieder mit seinen Worten entgegen
Andreas vor den Männern | und dem Allwaltenden,
ihm selber sagte er, | daß sie auf ihrer Reise mehr
Vorrathes nicht hätten, | als Gerstenbrode
2845fünfe auf unserer Fahrt, | und Fische zween,
was soll das doch für diese Menge? | Da sprach drauf der mächtige Christ,
der gute Gottessohn, | und hieß das Folger-Volk
theilen und trennen | und hieß die Scharen setzen,
die Männer über der Erde, | das Gesammtvolk
2850im Grase, im grünen, | und dann zu seinen Jüngern sprach
aller Söhne bester, | hieß, ihm die Brode zu holen
und die Fische sofort. | Das Volk stille harrte,
saß das Gefolge, das große, | unterdeß er durch seinselbes Kraft,
der Menschen Herr, | das Mahl weihete,
2855der heilige Himmelskönig, | mit seinen Händen brach,
gab es seinen Jüngern sofort, | und hieß sie unter die Gesellschaft
tragen und theilen. | Sie leisteten ihres Herrn Wort,
seine Gabe gerne zutrugen | der Folger jedem,
heilige Hülfe. | Unter ihren Händen wuchs
2860die Kost der Männer jedem, | der Volksmenge ward
das Leben in Lusten, | die Leute wurden alle
satt, selig Volk, | was dar gesammelt war
auf allen weiten Wegen. | Da hieß der waltende Christ
gehen seine Jünger, | und hieß sie achten wohl,
2865daß das Bleibsel dar | verloren nicht würde,
hieß sie dann sammeln, | als dar satt war
des Menschengeschlechtes so viel. | Da des Mahles ward,
des Brodes zum Übrigen, | daß man Körbe zusammenlas
zwölfe voll. | Das war ein großes Zeichen,
2870große Kraft Gottes | weil da war der Gäste gezählt
ohne Weib und Kind, | die Wehren zusammen,
fünftausend. | Das Volk all verstand,
die Männer in ihrem Gemüthe, | daß sie dar einen mächtigen
Herrn hatten. | Dann sie den Himmelskönig,
2875die Leute, lobeten, | sagten, daß niemals wäre an dies Licht gekommen
ein weiserer Weissager, | oder daß er Gewalt mit Gotte
in diesem Mittelgarten | größere hätte,
einwaltigen Sinn. | Alle sprachen zusammen,
daß er wäre würdig | der Güter jegliches,
2880daß er das Erdreich | besitzen müßte,
den weiten Weltthron, | nun er solche Weisheit hat,
so große Kraft mit Gott. | Die Gönner alle wurden eins,
daß sie ihn erhöben | zum höchsten Herrn,
erkören ihn zum Könige. | Das dem Christe nicht war
2885etwas werth, | weil er dies Weltreich,
Erde und den Hochhimmel | durch seine einige Kraft
selber erschuf, | und seither erhielt
Land und Leute, | obwohl sie deß einigen Glauben nicht zeigten,
die sträubigen Widersacher, | daß alles in seiner Gewalt steht,
2890der Königreiche Kraft, | und des Kaiserthumes
des Gesammtvolkes Gericht. | Drum nicht wollte er durch der Männer Spruch
haben einige Herrschaft, | der heilige Droste,
Weltkönigs Namen. | Da nicht mit Worten Streit er anhob
wider das Volk fürder, | sondern fuhr da, wohin er wollte,
2895in ein Gebirge hinauf, | floh der Sohn Gottes
der Kecken Ruhmrede, | und seine Jünger hieß
über einen See segeln, | und ihnen selber gebot,
wo sie ihm wieder entgegen | gehen sollten.

<Jesus thut Wunder: Petrus geht auf dem Wasser. (Matth.14,24-33 u. Mark.6,47-51 u. Joh.6,16-21)>
<XXXV.> Da zerließ sich das Leutewehrthum | über all dem Lande,
2900zerfuhr das viele Volk, | seitdem ihr Frohn entwich
in das Gebirge hinauf, | der Söhne reichster,
der Waltende nach seinem Willen. | Dann zu des Wassers Gestade
sich sammelten die Gefährten Christes, | die er sich hatte selber gekoren,
sie zwölfe wegen ihrer guten Treue. | Nicht war ihnen Zweifel irgend,
2905daß sie zu dem Gottesdienste | gerne wollten
über den See setzen. | Da ließen sie den starken Strom
ein hoch gehörntes Schiff, | die lauteren Wellen
schneiden, schiere Wasser, | schied das Licht des Tages,
die Sonne ging zur Rüste, | die Seefahrenden
2910Nacht mit Nebel umfing. | Trieben die Männer
vorwärts in Flut. | Ward die vierte Zeit
der Nacht kommend. | Der rettende Christ
gewahrte die Wogenfahrer. | Da ward Wind mächtig,
hoch Wetter erhoben, | brauseten Wogen,
2915Strom am Rumpfe, | mit Anstrengungen steuerten
die Wehren wider Wind, | war unwillig ihr Sinn,
die Seele Sorgen voll, | selber nicht wähnten
die Lachenfahrer | ans Land zu kommen
ob des Wetters Wucht. | Da sahen sie den waltenden Christ
2920auf dem See oben | selber gehen,
fahren zu Fuße, | nicht mochte er in die Flut hinein,
in den See sinken, | weil ihn seinselbes Kraft,
die heilige, emporhielt. | Das Herz war in Furchten,
der Männer Muthsinn, | fürchteten, daß es ihnen der mächtige Feind
2925zur Täuschung thäte. | Da sprach ihnen ihr Droste zu,
der heilige Himmelskönig, | und sagte ihnen, daß es ihr Herr war,
erlaucht und mächtig, | nun sollet ihr Muth,
festen, fassen, | nicht sei euch fürchtig das Herz,
gebaret euch tapfer, | ich bin das Kind Gottes,
2930seinselbes Sohn, | der euch wider diesen See soll
schützen, wider diesen Meerstrom. | Da sprach ihm einer der Mannen entgegen
über Bord des Schiffes, | der hochwürdige Jünger,
Petrus, der gute, | nicht wollte er Pein dulden,
des Wassers Wuth, | wenn du es, der Waltende, bist, sprach er,
2935Herr, der gute, | wie mir in meinem Sinne dünket,
dann heiße mich dorthin kommen zu dir, | über diesen Meeresstrom,
trocken über tief Wasser, | wenn du mein Herr bist,
der Menschen Mundherr. | Da hieß ihn der mächtige Christ
gehen ihm entgegen, | er ward bereit sogleich,
2940trat aus dem Schiffe, | und mit Mühen ging er
fort zu seinem Fürsten. | Die Flut ertrug
den Mann durch Gottes Macht, | bis daß er in seinem Muthe begann
zu fürchten das tiefe Wasser, | als er treiben sah
die Woge mit dem Winde, | umwallten ihn Wellen,
2945hoher Strom ringsum. | Recht als er da in seinem Herzen zweifelte,
so wich ihm das Wasser unter | und er in die Woge
sank, in den Seestrom, | und er rief gleich darauf,
gählings zu dem Gottessohne | und sehnlich bat,
daß er ihn erhielte, | da er in Noth war,
2950der Degen, in Bedrängiß. | Der Völker Herr
empfing ihn da mit den Armen, | und fragte sogleich,
warum er verzagte, | wahrlich, du mochtest getrauen wohl,
wissen das in Wahrheit, | daß dir des Wassers Strom
in dem See innen | an deinen Gange nicht mochte,
2955der Lachenstrom, nachgeben, | so lange als du hast Glauben zu mir
in deinem Herzen fest. | Nun will ich dir zu Hülfe sein,
dich retten in dieser Noth. | Da nahm ihn der Allmächtige,
der Heilige, bei den Händen. | Da ward ihm wieder das lautere Wasser
fest unter den Füßen, | und sie zu Fuße zusammen
2960beide gingen, | bis daß sie über Bord des Schiffes
stiegen aus dem Strome, | auf dem Verdecke saß
aller Kinder bestes. | Da ward das breite Wasser,
die Ströme, gestillet. | Und sie zum Gestade kamen,
die Lachensegler, | ans Land zusammen
2965trotz des Wassers Wuth. | Sie sagten dann dem Waltenden Dank,
verehrten unsern Herrn | mit Thaten und Worten,
fielen ihm zu Füßen | und sprachen viel
weiser Worte, | sagten, daß sie wüßten nun,
daß er wäre selber | der Sohn des Herrn,
2970der wahre, in dieser Welt, | und Gewalt hätte
über den Mittelgarten, | und daß er könnte aller Menschen jedem
das Leben erhalten, | all wie er in der Flut gethan,
wider des Wassers Wucht. |

<Jesus thut Wunder: das kananäische Weib und ihre Tochter. (Matth.15,21-22 u. Mark.7,24-25)>
| <XXXVI.> Da entschloß sich der waltende Christ
zu scheiden von dem See, | der Sohn des Herrn,
2975einziges Kind Gottes, | von Fremdvölkern kamen ihm
Gönner entgegen, | waren seine guten Werke
fernher ruchtbar, | daß er sagte so viel
wahrer Worte. | War ihm mächtiger Wille,
daß er solche Völkerschaft | beförderen möchte,
2980daß sie immer gerne | Gotte dieneten,
wären gehorsam | dem Himmelskönige,
des Menschengeschlechtes die Menge. | Da begab er sich über die Mark der Juden,
suchte sich Sidonburg, | hatte die Gefährten bei sich,
die guten Jünger. | Da ihm entgegen kam
2985ein Weib von andern Völkern, | sie war adelgebürtig,
des Geschlechtes vom Kananäerlande, | sie bat den kräftigen Drosten, den heiligen,
daß er ihr Hülfe gewährte, | sagte, daß ihr wäre Harm erstanden,
Sorge um ihre eigene Tochter, | sagte, daß sie wäre mit Suchten befangen,
betrogen haben sie hämische Wesen, | nun ist ihr Tod bei Handen,
2990die Bösen haben ihr Bewußtsein genommen, | nun bitte ich dich Waltender, Frohn mein,
selber der Sohn Davids, | daß du sie von solchen Suchten befreiest,
daß du sie, die arme, | erbarmungsvoll
vor dem Schandthäter behütest. | Nicht gab ihr da noch der waltende Christ
einige Antwort. | Sie ihm nachging,
2995folgte zudringlich, | bis daß sie zu seinen Füßen kam,
grüßte ihn weinend. | Die Jünger Christes
baten ihren Herrn, | daß er in seinem Herzen milde
würde dem Weibe. | Da hatte wieder sein Wort bereit
der Sohn des Drosten, | und zu seinen Gefährten sprach:
3000erst soll ich Israhels | Abkommen werden,
der Volkschaft, zu Frommen, | daß sie andächtigen Sinn
haben zu ihrem Herrn, | ihnen ist der Hülfe Durft,
die Leute sind verloren, | verlassen haben sie
des Waltenden Wort, | das Wehrthum ist im Zweifel,
3005sie hegen finsteren Sinn, | nicht wollen sie ihrem Drosten hören,
Israhels Mannschaft, | ungläubige sind
die Helden ihrem Herrn, | doch soll dannen Hülfe kommen
allen Fremdvölkern. | Unablässig bat
das Weib mit ihren Worten, | daß ihr der waltende Christ
3010in seinem Muthsinne | milde würde,
daß sie ihres Kindes fortan | sich erfreuen möchte,
haben sie gesund. | Da sprach ihr der Herr entgegen,
der ruhmreiche und mächtige, | nicht ist das, sprach er, eines Mannes Recht,
der Guten keinem | gut zu verrichten,
3015daß er seinen Kindern | das Brod versage,
verweigere wider Willen, | lasse sie Noth leiden,
Hunger, heißgrimmigen, | und füttere seine Hunde damit.
Wahr ist das, Waltender, sprach sie, | was du mit deinen Worten sprichst,
aufrichtig sagst. | Aber dennoch oft im Saale innen
3020unter ihres Herrn Tische | die Hündlein verkehren,
von Brosamen satt, | die von der Tafel nieder
entfallen ihrem Herrn. | Da hörte das Friedekind Gottes
den Wunsch des Weibes | und sprach ihr mit Worten zu:
Wohl dir, daß du, Weib, hast | guten Willen,
3025groß ist dein Glaube | an die Macht Gottes,
an den Leute-Herrn, | alles wird geleistet so
um deiner Tochter Leben, | wie du batest zu mir.
Da ward sie sofort geheilet, | wie es der Heilige sprach,
mit wahrhaften Worten. | Das Weib frohlockte,
3030daß sie ihres Kindes forthin | sich erfreuen konnte,
hatte ihr geholfen | der heilende Christ,
hatte sie, die Verfangene | durch der Feinde Kraft,
vor dem Schandthäter geschützt. |

<Jesus gibt dem Petrus die Schlüssel des Himmels. (Matth.16,13-19 u. Mark.8,27-29 u. Luk.9,18-20)>
| Da begab sich der Waltende fort,
der Söhne bester, | suchte sich eine andere Burg,
3035die so dicht war | mit dem Volke der Juden,
mit Sünderleuten besetzt. | Dar, erfuhr ich, daß er seine Gefährten ansprach
die Jünger, die er sich hatte durch seine Güte erkoren, | daß sie gerne bei ihm weilten,
die Wehren, ob seiner weisen Sprache. | Alle soll ich euch, sprach er, mit Worten fragen,
ihr, meine Jünger, | was sagen diese Judenleute,
3040das rühmliche mächtige Volk, | was ich für ein Mann sei.
Ihm antworteten fröhlich | seine Freunde entgegen,
die Jünger sein: | nicht ist dies Judenvolk,
die Wohner, einstimmig, | einige sagen, daß du Elias seist,
der weise Wahrsager, | der hier einst lange war,
3045der gute, unter dieser Gönnerschaft, einige sagen, daß du Johannes seist,
des Drosten theuerer Bote, | der hier taufte einst
die Leute im Wasser, | Alle sie mit Worten sprechen,
daß du etwelcher seist | der edlen Männer,
der Weissager, | die hier mit Worten einst
3050lehrten diese Leute | und daß du seist wieder an dies Licht gekommen
zu unterweisen dies Wehrthum. | Da sprach drauf der waltende Christ,
wer bekennt ihr daß ich sei, | ihr, meine Jünger,
lieben Leutewehren? | Da zu spät nicht ward
Simon Petrus, | sprach gleich entgegen
3055allein vor ihnen Allen, | hatte in sich guten Eifer,
kühne Gedanken, | war seinem Herrn hold,
<XXXVII.> du bist der wahre | Sohn, sprach Petrus, des Waltenden,
des lebendigen Gottes, | der dies Licht erschuf,
Christ, König, ewig, | so wollen wir bekennen alle,
3060deine Jünger, | daß du seist Gott selber,
der Heilande bester. | Da sprach ihm wieder sein Herr entgegen,
selig bist du Simon, sagte er, | Sohn des Jonas,
nicht mochtest du das selber ersinnen, | bemerken in deinen Muthgedanken,
noch mochte es dir | eines Mannes Zunge
mit Worten weisen, | sondern gab es dir der Waltende selber,
3065der Vater aller Menschenkinder, | was du hervorsprachst,
so tief von deinem Herrn, | köstlich sollst du deß Lohn empfahen,
lauter hast du an deinen Herrn Glauben, | deine Gesinnungen sind einem Steine gleich,
so fest bist du, wie der Fels, der harte, | heißen sollen dich die Menschenkinder Sanct Peter.
Auf diesem Steine | soll man meinen Saal wirken,
3070das heilige Haus Gottes, | dar sollen die Seinigen zu
selig sich versammeln, | nicht vermögen wider deine starke Kraft
sich zu halten die Höllenpforten, | ich übergebe dir des Himmelreiches Schlüssel,
daß du mußt nach mir | Aller gewalten,
des Christenvolkes, | kommen alle zu dir
3075der Guten Geister. | Du habe große Gewalt:
wen du hier auf Erden | von den Zeitkindern
binden willst, | dem ist beides gethan,
das Himmelreich verschlossen | und die Höllen sind ihm offen,
das brennende Feuer, | wen du aber losbinden willst,
3080entheften seine Hände, | dem ist das Himmelreich
erschlossen, der Lichte größtes, | und ewiges Leben,
die grüne Gottesau. | Mit solcher Gabe will ich dir
belohnen deinen Glauben. | Nicht will ich, daß ihr diesen Leuten schon
meldet, dieser Menge, | daß ich bin der mächtige Christ,
3085Gottes einiger Sohn. |

<Jesus sagt den Jüngern sein Leiden vorher. (Matth.16,20-23 u. Mark.8,31-39 u. Luk.9,22-27)>
| Mich sollen die Juden noch,
den unschuldigen, | die Löhner binden,
quälen mich zum Entsetzen, | thuen mir des Wehes viel
inner Hierusalem, | mit Speeres Spitzen,
kürzen mein Alter, | mit scharfen Schneiden
3090lösen mir das Leben. | Ich in diesem Lichte soll
durch unseres Herrn Kraft | vom Tode erstehen
an dem dritten Tage. | Da ward der Degen bester
sehr in Sorgen, | Simon Petrus,
ward ihm das Herze schwer, | und zu seinem Herrn sprach,
3095der Kämpe im Vertrauen, | nicht soll das der reiche Gott, sprach er,
der Waltende wollen, | daß du je solches Weh,
großes erduldest | unter diesem Volke,
nicht ist das Noth irgend, heiliger Droste. | Da sprach ihm aber sein Herr entgegen,
der ruhmreiche mächtige Christ, | war ihm in seinem Gemüthe hold,
3100was, du nun widerwärtig bist, sagte er, | dem Willen mein,
der Kämpen bester? | was, du kennst dieser Völker
menschliche Sitte? | Du nicht weißt die Macht Gottes,
die ich bethätigen soll. | Ich mag dir viel sagen
mit wahren Worten, | daß hier unter dieser Wehrschaft
3105stehen Gefährten mein, | welche nicht müssen sterben eher,
wandeln zur Heimfahrt, | ehe sie des Himmels Licht,
Gottes Reich sehen. |

<Jesus thut Wunder: die Verklärung. (Matth.17,1-9 u. Mark.9,1-9 u. Luk.9,29-36).>
| Kor sich Jünger dann
alsbald nachdem, | den Simon Petrus,
Jakobus und Johannes, | Gefreunde zween,
3110beide die Gebrüder, | und sich dann hinauf den Berg begab,
sonders mit den Gefährten, | das selige Kind Gottes,
mit den Degen dreien, | der Völker Droste,
der Walter dieser Welt, | wollte ihnen dar Wunders viel,
der Zeichen, zeigen, | daß sie getraueten desto daß,
3115daß er selber war | Sohn des Drosten,
heiliger Himmelskönig. | Dann sie hinan den hohen Wall
stiegen, Stein und Berg, | bis daß sie zur Stätte kamen,
die Wehren, nah den Wolken, | wo der waltende Christ,
der Könige kräftigster, | gekoren hatte,
3120daß er seine Göttlichkeit | seinen Jüngern
durch seine eigene Kraft | zeigen wollte,
ein prächtliches Gemählde. | <XXXVIII.> Dann er sich dort zum Gebete neigte,
da ward ihm dar oben | anders gestaltet
Antlitz und Gewand, | wurden ihm seine Wangen licht,
3125blinkend wie die prächtige Sonne, | so schien das Kind Gottes,
leuchtete sein Leib, | Strahlen strömten
glanzvoll von des Waltenden Kinde, | ward sein Gewand so weiß
wie Schnee zu sehen. | Dann ward dar ein seltsam Ding
gezeiget nachdem: | Elias und Moyses
3130kamen dar zu Christe | mit so kräftigem
Worte zu wechseln. | Dar ward so wonnesame Sprache,
so gut Wort unter den Guten, | wo der Gottessohn
mit den erlauchten Männern | sich unterreden wollte.
So helle ward oben auf dem Berge, | schien das prächtige Licht,
3135war dort herrlicher Garten | und grüne Au,
dem Paradise gleich. | Petrus dann redete,
der starkmüthige Held, | und zu seinem Herrn sprach,
grüßte den Gottes Sohn: | herrlich ist hier zu weilen,
wenn du es erkiesen wollest, | allwaltender Christ,
3140daß man dir hier auf dieser Höhe | ein Haus erbaue,
prachtvoll mache, | und dem Moyses ein anderes
und Elias ein drittes, | dies ist Glückes-Heim,
der Wohle wonnesamstes. | Eben als er da das Wort sprach,
da ließ sich die Luft entzwei, | eine Licht-Wolke schien,
3145glitzender Gleim, | und die guten Männer
blitzige Schönheit umgab. | Da aus der Wolke kam
heilige Stimme Gottes, | und zu den Helden dar
er selber sagte, | daß das sein Sohn wäre,
der Lebenden liebster, | in dem mir geliebet wohl
3150in meinen Herzenskräften, | dem ihr hören sollet,
nachfolget ihm gerne. | Da nicht konnten die Jünger Christes
der Wolke Blitze, | und dem Worte Gottes,
seiner gewaltigen Macht, | die Männer, widerstehen,
sondern fielen da vorwärts nieder, | an der Seele verzagend,
3155an längerem Leben. | Da ging zu ihnen der Landeswart,
berührte sie mit seinen Händen, | der Heilande bester,
hieß, daß sie sich nicht entsetzten, | nicht soll euch hier schaden etwas,
was ihr hier Seltsames | gesehen habet,
von den herrlichen Dingen. | Da wieder den Männern ward
3160Sinn in ihrem Herzen, | und geheilter Muth,
Kraft in ihrer Brust, | sahen das Kind Gottes
allein stehen, | war das Andere dann
verhüllet, das Himmelslicht. | Da begab sich der heilige Christ
von dem Berge nieder, | gebot nachdem
3165den Jüngern sein, | daß sie unter das Judenvolk
nicht sagten die Gesichte, | eher denn ich selber
hochherrlich | vom Tode erstehe,
mich aufrichte von der Rüste, | seitdem möcht ihr es verkünden offen,
melden über den Mittelgarten | der Völker Menge,
3170weit über diese Welt. |

<Jesus sagt nochmals seinen Jüngern sein künftig Leiden. (Matth.17,22 u. Mark.9,31 u. Luk.9,44)>
| <XXXIX.> Da begab sich der waltende Christ
wieder nach Galiläaland, | besuchte seine Verwandten,
der Mächtige, seiner Magen Heim, | sagte dar Mancherhand
von prächtigen Bildern, | und das Kind Gottes
seinen seligen Gefährten | Trauerrede nicht verhehlte,
3175sondern er ihnen öffentlich | allen sagte,
seinen guten Jüngern, | wie ihn sollte das Judenvolk
quälen zum Entsetzen, | deß wurden dar die weisen Männer
sehr in Sorgen, | ward ihnen krank der Sinn,
schwer um ihr Herze, | hörten ihren Herrn da,
3180des Waltenden Sohn, | mit Worten erzählen,
was er unter dem Volke | dulden sollte
willig unter der Wehrschaft. |

<Jesus zahlt Steuer und lehrt, wie Jeder sie zahlen soll seinem weltlichen Herrn. (Matth.17,23-26)>
| Da begab sich der waltende Christ,
der Gute, von Galiläa, | besuchte eine Juden-Burg.
Sie kamen nach Kapharnaum. | Dar fanden sie eines Königs Degen,
3185hochmüthigen unter dem Wehrthum, | sagte, daß er wäre gewaltiger Bote
des Adel-Kaisers. | Er anredete nachdem
den Simon Petrus, | sagte, daß er wäre gesendet dahin,
daß er da gemahnte | der Mannen jeglichen
an die Kopfsteuern, | die sie zu dem Hofe sollten
3190als Zinsen zahlen. | Nicht ist deß Zweifel irgend,
der Wohner keinem, | daß sie dieselbe zahlen gleich
aus der Schätze Überfluß, | außer euer Meister allein
hat es unterlassen, | nicht soll das gelieben wohl
meinem Herrn, | wenn man es ihm an seinem Hofe kündet,
3195dem Adel-Kaiser. | Da ging nachdem
Simon Petrus | wollte es sagen da
dem Herrn sein, | er war deß in seinem Sinne da schon
gewahr, der waltende Christ, | ihm nicht mochte einig Wort
verhohlen werden, | er wußte die Gedanken
3200der Menschen eines jegliches. | Hieß dann den rühmlichen Degen sein,
den Simon Petrus, | in den See hinein
einen Angel werfen, | solchen, so du dar zu erst magst
fangen, den Fisch, | so zieh du den aus der Flut zu dir,
entklemme ihm die Kinnladen, | da magst du unter den Kiefern nehmen,
3205goldene Münzen, | damit du auszahlen kannst
dem Manne zur Befriedigung | meinen und deinen
jeglichen Zins, | den er uns zurechnet.
Er nicht brauchte ihm da nachdem | mit zweitem Worte
ferner gebieten. | Ging der gute Fischer,
3210Simon Petrus, | warf in den See hinein
den Angel, in die Wogen | und aufwärts zog er
einen Fisch aus der Flut | mit seinen zwei Händen,
zerklob ihm die Kinnladen, | und unter den Kiefern nahm er
die goldenen Münzen, | that, allwie ihm der Gottessohn
3215mit Worten gewiesen. | Da war dann des Waltenden
Machtkraft verherrlicht, | wie soll aller Menschen jeglicher
sehr willfährig | seinem weltlichen Herrn
Schulden und Schosse, | die ihm beschieden sind,
gerne gülten. | Nicht soll er ihn versäumen jemals,
3220nicht vergesse er ihn in seinem Muthe, | sondern er sei ihm im Herzen milde,
diene ihm demüthiglich. | Darin kann er des Volksgottes
Willen wirken, | und auch seines weltlichen Herrn
Huld haben. |

<Jesus lehrt: Rüge und Vergebung der Beleidigungen. (Matth.18,15-22)>
| <XL.> So lehrte der heilige Christ
die guten Jünger sein: Wenn einer der Menschen wider euch, sagte er,
3225Sünde wirket, | dann nimm du ihn sonders zu dir,
den Recken zur Rede, | und ihm seinen Rath sage.
weise ihm mit Worten. | Wenn ihm das werth nicht ist,
daß er dir höre, | hole dir dazu einen andern
der guten Freunde, | und verweise ihm seine grimmen Werke,
3230tadele ihn mit wahren Worten. | Wenn ihm dann seine Sünden nachdem,
seine leidigen Werke nicht leid werden, | dann thue es andern Leuten kund,
melde es vor der Menge, | und laß der Mannen viele
wissen seine Verwirkungen. | Leicht beginnen ihn dann seine Werke zu widern,
in seinem Herzen zu reuen, | wenn er es hört der Helden viele
3235rügen, die Zeitkinder, | und ihm seine übelen Thaten
wehren mit Worten. | Wenn er auch dann sich wenden nicht will,
sondern verschmähet solche Menge, | dann laß du den Mann fahren,
halte ihn dann für einen Heiden, | und achte ihn dir in deinem Herzen für leidig,
meide ihn in deinem Gemüthe, | es sei denn, daß ihm wieder der milde Gott,
3240der hehre Himmelskönig, | Hülfe verliehe,
der Vater aller lebenden Kinder. | Da fragte Petrus
aller Degen bester | den Herrn sein:
wie oft soll ich den Menschen, | die wider mich haben
Leidwerke gethan, | lieber Droste,
3245soll ich ihnen zu sieben Malen | ihre Sünde erlassen,
feindliche Werke, | ehe denn ich dafür einige Rache übe,
für Leid zum Lohne? | Da sprach ihm aber der Landeswart entgegen,
der Gottessohn, | dem guten Degen:
nicht sage ich dir von sieben, | so du selber sprichst,
3250meldest mit deinem Munde, | ich thue dir mehr dar zu,
sieben Mal siebenzig, | so sollst du Sünde jedem,
das Leid, erlassen, | so will ich dir zur Lehre geben
mit wahrhaften Worten. | Nun ich dir solche Gewalt gab,
daß du meines Hauses | Höchster wärest,
3255jegliches Menschengeschlechtes, | nun sollst du ihnen milde sein,
den Leuten linde. |

<Jesus lehrt: die Gefahr des Reichthums. (Matth. 19.16-24 u. Mark.10,17-25 u. Luk.18,18-25)>
| Dann dort zu dem Lehrenden kam
ein junger Mann entgegen, | und fragte Jesum Christ,
Meister, der gute, sprach er, | was soll ich des Meinigen thuen,
damit ich das Himmelreich | haben möge?
3260Er hatte sich die Erbgüter | alle gewonnen,
großen Schatzeshort, | dennoch er milden Sinn
trug in seiner Brust. | Da sprach ihm das Kind Gottes:
was redest du von Güte? | Nicht ist das der Menschen einer,
außer der allein, | der da alles erschuf,
3265Welt und Wonne. | Wenn du dazu Willen hast,
daß du in das Licht Gottes | eingehen mögest,
dann sollst du behalten | die heilige Lehre,
die da in dem alten | Bunde gebietet,
dies: du einen Mann nicht erschlage, | du Meineid nicht schwöre,
3270Ehebruch hinterlasse, | und erlogenes Zeugniß,
Streit und Diebstahl, | nicht sei zu hart im Herzen,
nicht neidisch, nicht gehässig, | Nothraub nicht übe,
Abgunst alle verlasse, | sei deinen Eltern gut,
Vater und Mutter, | und deinen Freunden hold,
3275den Nächsten geneigt, | dann du genießen kannst
des Himmelreiches, | wenn du es halten willst,
vollbringen Gottes Lehren. | Da sprach drauf der junge Mann,
alles habe ich so geleistet, sagte er, | wie du mir lehrest nun,
mit Worten weisest, | so ich deß nichts unterließ
3280seit meiner Kindheit. | Da begann ihn Christ
anzusehen mit seinen Augen, | eis ist dar nun noch, sprach er,
mangelnd an den Werken, | wen du dazu den Willen hast,
daß du dienen | dem Drosten mögest,
dem Herrn dein, | dann sollst du dort deinen Hort nehmen,
3285sollst deine Erbgüter | alle verkaufen,
die theuern Schätze, | und theilen heiße
armen Menschen, | dann hast du nachdem
einen Hort im Himmel, | komm dann erhalten zu mir,
folge meiner Fährte, | dann hast du Friede seitdem.
3290Da wurden Christes Worte | dem kindjungen Manne
sehr zu Sorgen, | war ihm schwer der Sinn,
der Muth ums Herze, | hatte der Schätze viel,
der Reichthümer gewonnen, | wandte sich wieder dannen,
es war ihm unleicht | drinnen in der Brust,
3295in seiner Seele schwer. | Sah ihm nach dann
Christ, der Allwaltende, | sagte es da, wo er wollte,
zu seinen guten Jüngern, den zugewandten, | daß es wäre in Gottes Reich
einem reichen Manne unleicht | empor zu kommen,
leichter mag man einen Elephanten, | obwohl er sei unmäßig groß
3300durch ein Nadel-Öhr, | wiewohl es sei enge sehr,
bequemer durchschleifen, | als möge kommen die Seele zum Himmel
des reichen Mannes, | der hier ganz hat
gewendet zu dem Weltschatze | seinen Willen,
die Muthgedanken, | und sich nicht kümmert um die Macht Gottes.

<Jesus lehrt: der Lohn für die Nachfolge Christi. (Matth.19,27-30 u. Mark.10,28-31 u. Luk.28-30)>
3305<XLI.> Ihm antwortete | der ehrenfeste Jünger,
Simon Petrus, | und zu sagen bat
den lieben Herrn, | was sollen wir dafür zu Lohne nehmen, sprach er,
Gutes zur Vergeltung, | daß wir um dein Jüngerthum
Eigen und Erbe, | alles verließen,
3310Hof und Haus, | und dich zum Herrn erkoren,
folgten deiner Fährte, | was soll uns zum Frommen werden
dauerndes zum Lohne? | Der Leute Droste
sagte ihm da, selber der Sohn des Drosten: | Wann ich zu sitzen komme, sprach er,
in die gewaltige Macht | an dem herrlichen Tage,
3315wo ich soll allen | Erdenvölkern
Urtheile zuerkennen, | dann sollet ihr mit euerm Drosten
da selber sitzen, | und sollet der Sache walten,
sollet Israhels | Edelvölkern
urtheilen nach ihren Thaten, | so sollet ihr da verherrlicht werden.
3320Dann sage ich euch in Wahrheit, | jeder welcher das in dieser Welt thuet,
daß er durch meine Minne | der Magen Gesiedel,
das liebe, verläßt, | dafür soll er hier Lohn nehmen
zehnmalzehnfältig, | wenn er es mit Treuen thut,
mit lauterem Herzen, | über das hat er auch des Himmels Licht,
3325offen, ewig Leben. |

<Jesus lehrt im Gleichniß vom reichen Manne und Lazarus. (Luk.16,19-31)>
| Begann da nachdem
aller Söhne bester, | ein Bild zu sagen,
sagte, daß dar ein vermöglicher Mann | in frühern Tagen war
unter dem Wehrthume, | der hatte Reichthümer genug,
des Erzes gesammelt, | und er immer war
3330gekleidet in Golde | und in prächtige Gewebe,
in seinem Staate, | und auch viel hatte
Gutes in seinem Hofe, | und bei seinem Schmause saß
an aller Tage jeglichem, | hatte ein köstliches Leben,
Ergetzung an seiner Tafel. | Dann war da auch ein bittender Mann,
3335versehrt an seinem Leibe, | Lazarus war er geheißen,
lag an der Tage jeglichem | an den Thüren vorn,
wo er den vermöglichen Mann | drinnen wußte
in seinem Gastsaale | das Mahl genießen,
sitzen beim Gelage, | und er beständig harrte
3340verarmet dar außen. | Nicht durfte er darein kommen,
er auch nicht mochte erbitten, | daß man ihm von dem Brode dahin
zutragen wollte, | das dar von dem Tische nieder
entfiel unter ihre Füße, | nicht mochte ihm da einiges Gute werden
von dem Hehrsten, der des Hauses waltete, | außer daß dar gingen desse Hunde hinzu,
3345leckten seine Leibwunden, | wo er liegend
Hunger duldete. | Nicht kam ihm da zu Hülfe etwas
von dem reichen Manne. | da erfuhr ich, daß ihn die Machtgeschicke,
den armen Mann, | sein Endtag, gemahnten,
mächtig mit Macht schwere Seuche, | daß er der Menschen Traum
3350aufgeben sollte, | Gottes Engel
empfingen seine Seele, | und führten ihn fort dannen,
daß sie in Abrahams Schoß | des armen Mannes
Seele setzten, | da mußte er immer fort
weilen in Wonnen. | Da kamen auch die Wurdschöpfungen
3355dem reichen Manne, | die Orlogstunde,
daß er dies Licht verließ, | leidige Wichte
versenkten seine Seele | in die schwarze Hölle,
bis in das Feuer hinein, | den Feinden zu Willen,
begruben ihn in der Grimmen Heim, | von da konnte er schauen den guten,
3360Abraham sehen, | wo er war oben
in Lusten des Lebens, | und Lazarus saß
fröhlich in dessen Schoße, | prächtigen Lohn empfing er
für alle seine Armut, | und lag der reiche Mann
heiß in der Hölle, | rief empor dannen,
3365Vater Abraham, sprach er, | mir ist schrecklich Durft,
daß du mir in deinem Gemüthe | milde werdest,
lind in dieser Lohe, | sende mir Lazarus hieher,
daß er mir bringe | in diese Tiefe hinein
kalten Wassers, | ich hier quick brenne,
3370heiß in dieser Hölle, | nun ist mir deiner Hülfe Durft,
daß er mir lösche | mit seinem kleinen Finger
die Zunge mein, | nun sie als Zeichen hat
arges Drangsal | für Arglist-Rath,
der Leidigen Sprache, | alles des ist mir nun der Lohn gekommen.
3375Ihm antwortete da Abraham, | das war der Altvater,
gedenke du in deinem Herzen, sprach er, | was du hattest einst
für Wohlleben in der Welt, | daß du dar alle deine Wonne verbrauchtest
an dem Guten im Hofe, | was dir beschert immer
werden sollte. | Weh duldete
3380Lazarus in jenem Lichte, | hatte dar Leides viel,
des Wehes in der Welt. | Darum soll er nun Wohl haben,
leben in Lusten, | du sollst die Lohe dulden,
brennendes Feuer, | nicht kann dir einige Linderung kommen
von hier zur Hölle. | Sie hat der heilige Gott
3385so gefestnet mit seinen Händen, | nicht mag dahin fahren einig
Degen durch die Düsterniß, | sie ist hier so dicke unter uns.
Da sprach drauf zu Abraham | der Reiche dagegen
aus der heißen Hölle, | und Hülfe bat,
daß er den Lazarus | in der Leute Traum
3390selber sende, | damit er sage dort
den Brüdern mein, | wie ich hier brennend
Folterwerk dulde. | Sie unter der Dienerschaft sind,
sie fünfe unter dem Volke | ich in Fürchten bin,
daß sie sich dar verwirken, | daß sie müssen auch in dies Weh zu mir
3395in so gefäßig Feuer. | Da ihm wieder entgegen sprach
Abraham, der Altvater, | sagte, daß sie dar das Gesetz Gottes
in der Landschaft, | die Leute, hätten,
des Moyses Gebot, | und dazu so mancher
Weissager Wort, | wenn sie dazu willig sind,
3400daß sie das beobachten, | dann nicht brauchen sie in die Hölle hinein,
in das Feuer zu fahren, | wenn sie handeln so,
wie es die gebieten, | welche die Bücher lesen
den Leuten zur Lehre. | Wenn sie davon dann nicht wollen leisten etwas,
dann nicht hören sie auch | den, der von hier aufersteht,
3405der Mann, vom Tode | lasse man sie in ihrem Muthsinne
selber kiesen, | was ihnen süßer dünke,
zu bewerkstelligen, | so lange sie in dieser Welt sind,
daß sie daraus Übeles oder Gutes | dereinst haben.

<Jesus lehrt im Gleichniß von den Arbeitern im Weinberge. (Matth.20,1-16)>
<XLII.> So lehrte er da die Leute | mit lichten Worten,
3410aller Kinder bestes, | und der Bilder sagte
manches dem Menschengeschlechte, | der mächtige Droste,
sagte, daß sich ein seliger Hausherr | zu sammeln begann
Männer am Morgen, | und ihnen Miethe verhieß,
der hehrste des Hauses, <ab hier HS M mit Blattverlust - Übersetzung nach HS C> | gar holdlichen Lohn
3415sagte, daß er ihrer Aller jedem | gäbe einen
Silberpfennig, | da sammelten sich manche
Wehren in seinen Weingarten, | und er ihnen Wert befahl
früh in der Uchte, | mancher kam dar auch im Untern zu,
mancher kam dar am Mittage, | der Mann, zum Werke,
3420mancher kam dar zur None | da war die neunte Stunde
des sommerlangen Tages, | mancher dar auch später kam,
um die elfte Stunde. | Da ging der Abend zu,
die Sonne zum Giebel, | da er selber gebot
seinem Amtmanne, | der Löhner Drostes,
3425daß man der Männer jedem | seine Miethe auszahlte
den Werknern den Arbeitslohn, | hieß denen zuerst geben,
welche dahin zuletzt waren, | die Leute gekommen,
die Wehren zu dem Werke, | und mit seinen Worten gebot,
daß man den Mannen | ihre Miethe auszahlte
3430zu allerhinterst | denen, die da kamen zuerst zu,
willig zu dem Werke. | Hofften diese sehr,
daß man für sie mehr Lohn, | einen angemessenen hätte
für ihre Arbeit. | Dann man ihnen gab allen
den Leuten gleich viel. | Leid war das sehr,
3435allen denen ein Ärger, | die dar kamen zuerst zu,
wir kamen hierhin am Morgen, | sagten sie und ertrugen hier am Tage viele
mühsame Werke, | zuweilen unmäßige Hitzte,
die scheinende Sonne, | nun nicht gibst du uns Selbes mehr,
als du den andern thuest, | die hier nur eine Stunde
3440waren an deinem Werke. | Da hatte aber sein Wort bereit
der hehrste des Hauses, | sagte, er ihnen nicht hätte verheißen mehr
Entgelt für ihr Werk, | was, ich Gewalt habe, sagte er,
daß ich euch allen darf gleichviel | Lohn auszahlen,
eueres Werkes Werth. | Dann der waltende Christ
3445meinte ja doch ein größer Ding, | obwohl er über das Männervolk
von den Weingarten so | mit Worten sprach.
Wie dort ungleich | Arbeiter kamen,
die Wehren, zu dem Werke, | so sollen aus der Welt thuen
der Menschheit Kinder | in das herrliche Licht,
3450die Guten, in die Gottesau. | Mancher beginnet sich zu bereiten
schon in seiner Kindheit, | hat sich erkoren
Muthwillen, guten, | Weltsache er meidet,
verläßt seine Lüste, | nicht mag ihn sein Leib
ins Unglück verlocken, | Weisheit lernt er,
3455Gottes Gesetz, | verläßt der Gramen,
der Feindlichen Willen, | thuet so in seiner Lebenszeit fort,
leistet so in diesem Lichte, | bis ihm kommt seines Lebens,
des Alters, Abend, | wählt sich dann den Empor-Weg,
daß wird ihm seine Arbeit | all gelohnet,
3460vergolten mit Gutem | im Gottesreiche.
Das bedeuteten die Werkner, | die in dem Weingarten
früh in der Uchte | mühevoll
das Werk begannen | und ausharreten fort,
die Arbeiter, bis zum Abende. | Mancher darhin auch im Untern kam,
3465hatte da versäumet | die Morgenstunde,
das Tagwerk verzaubert. | So thuet der Thoren viel,
der verirrten Mannen, | treibt sich mißliche Dinge
gerne in der Jugend, | hat sich Lästerreden,
leidige, gelohnet, | und lose Worte viel,
3470bis daß seine Kindheit | zu verkommen anfängt,
daß ihn nach seiner Jugend | Gottes Gnade mahnet,
freudig in seiner Brust, | fähigt sich dann zu besseren
Worten und Werken, | leitet sein Leben damit,
sein Alter, bis zu dem Ende, | kommt ihm für Alles Lohn
3475in Gottes Reiche, | für die guten Werke.
Mancher Mann dann mitten im Leben | das Mein verläßt,
schwere Sünden, | füget sich in selig Ding,
beginnet durch Gottes Kraft | gute Werke,
bessert böse Rede, | läßt sich seine bittere Thaten
3480in seinem Herzen reuen, | kommt ihm die Hülfe von Gotte,
daß ihm leistet der Glaube, | so lange ihm sein Leben währt,
er fährt fort damit, | empfängt seine Miethe,
guten Lohn von Gotte, | nicht gibt es irgend bessere Gaben.
Mancher beginnet dann auch später, | wann er ist erfahren mehr,
3485seines Alters auf der Neige, | dann beginnen ihm seine übeln Werke
leid zu sein in diesem Lichte, | dann ihn die Lehre Gottes
gemahnet in seinem Gemüthe, | wird ihm milder das Herz,
fortfährt er mit dem Guten | und Vergeltung empfängt er,
das hohe Himmelreich, | wenn er von hinnen scheidet,
3490wird ihm seine Miethe eben so, <ab hier auch wieder HS M> | als sie den Mannen ward,
die dar zur None des Tages | um die neunte Stunde
in den Weingarten | um zu wirken kamen.
Mancher wird dann so sehr bejahrt, | daß er nicht will seine Sünden bessern,
sondern er mehrt sie mit jeglichem Übel, | bis daß ihm sein Abend nahet,
3495seines Alters Ende seine Wonne verschleißt, | dann beginnet er Weh zu fürchten,
seine Sünden werden ihm Sorge im Gemüthe, | gedenket, was er selber verübte
Grimmes, so lange, als er konnte seiner Jugend genießen, | nicht kann er dann mit anderm Gute bessern
die Thaten, die er, so derbe, verübte, sondern er schlägt an jeglichem Tage
an seine Brust mit beiden Händen, | und beweint sie mit bitteren Thränen,
3500laut er sie mit Schluchzen beklagt, | bittet den heiligen Drosten,
den mächtigen, daß er ihm milde werde, | nicht läßt er ferner seinen Muth zweifeln,
so barmherzig ist, der da Alles beherrscht, | er nicht will einem der Erdenmenschen
verweigern seinen Wunsch, | verleihet ihm der Waltende selber
das heilige Himmelreich, | dann ist ihm geholfen seitdem.
3505Alle sollen sie dar Ehre empfahen, | obwohl sie dorthin zur selben Zeit
nicht kommen, das Menschengeschlecht, | dennoch will ihnen der mächtige Droste
gleich lohnen aller Leute jeglichem, | der hier seinen Glauben empfängt.
Und das Himmelreich gibt er | allen Völkern,
den Mannen, zum Lohne. | Das meinte der mächtige Christ,
3510der Kinder das beste, | als er das Bild sprach,
wie da zu dem Weingarten | die Werkner kamen,
die Männer ungleich, | doch empfing seine Miethe jeder,
die volle, von seinem Frohne. | So sollen der Lebenden Kinder
vom Gotte selber | Vergeltung empfangen,
3515sehr lieblichen Lohn, | obwohl sie einzeln spät kommen.

<Jesus sagt seinen Jüngern nochmals seine künftigen Leiden. (Matth.20,17-19 u. Mark.10,32-34 u. Luk.18,31-33)>
<XLIII.> Hieß ihm da seine guten | Jünger näher,
die zwölfe, kommen, | die waren ihm die treuesten
Männer auf Erden, | sagte ihnen der mächtige selber
zum andern Male, | welche Ängste ihm da
3520zukünftig waren, | deß nicht mag einiger Zweifel werden, sprach er,
sagte, daß sie jetzt nach Jerusalem | in das Judenvolk
reisen müßten. | Dar wird alles geleistet so,
erfüllet unter dem Volke, | wie es in Vorzeiten
weise Männer von mir | mit Worten gesprochen.
3525Dar sollen mich verkaufen | unter das kräftige Volk
die Helden an die Herrschaft, | dar werden meine Hände gebunden,
die Arme werden mir dar gefestet, | viel soll ich dort erdulden,
des Hohnes hören, | und Harmrede,
Schandsprache, | und Haßworte in Menge.
3530Sie martern mich zum Entsetzen | mit des Wassers Schärfe,
entlösen mich des Leibes. | Ich zu diesem Lichte soll
durch Gottes Kraft | vom Tode auferstehen
am dritten Tage. | Nicht kam ich unter dies Volk hieher
deshalb, daß um mich die Zeitkinder | Drangsal hätten,
3535daß mir diente dies Volk. | Nicht will ich darum sie begehren nun,
flehen diese Volkschaft, | sondern ich soll ihnen zum Frommen werden,
dienen ihnen demüthig, | und für all dieses Volk geben
die Seele mein, | ich will sie selber nun
erlösen mit meinem Leben, | die hier lange harreten,
3540des menschengeschlechtes Menge, | meiner Hülfe.

<Jesus thut Wunder: die Blinden bei Jericho. (Matth.20,29-34 u. Mark.10,46-52 u. Luk.18,35-43)>
Fahrtete dann vorwärts, | hatte sich muthigen Sinn,
freudigen in seiner Brust | das Kind des Drosten,
wollte (sich) zu Jerusalem | des Judenvolkes
Willen weisen, | er kannte gar wohl des Wehrthums
3545heißgrimmigen Sinn, | und harten Streit,
sträubigen Willen. | Die Wehrschaft zog
vor Hierichoburg, | war der Gottessohn,
der mächtige, unter der Menge, | da saßen zwei Männer bei dem Wege,
blind waren sie beide, | war ihnen der Besserung Durft
3550daß sie heilte | des Himmels Walter,
weil sie so lange | Lichtes entbehrten,
manche Weile. | Sie hörten da die Menge fahren
und fragten sogleich | geflissentlich
die starrblinden, | was da für ein reicher Mann
3555unter der Volkschaft, | der vornehmste wäre,
der hehrste am Haupt. | Da sprach ihnen ein Held entgegen,
sagte, daß da Jesus Christ | vom Galiläalande,
der Heilande bester, | der hehrste wäre,
führe mit seinem Volke. | Da ward frohmütig das Herz
3560beiden den blinden Männern, | da sie das Kind Gottes
wußten unter der Wehrschaft, | riefen ihm da mit ihren Worten zu,
laut zu dem heiligen Christe, | baten, daß er ihnen Hülfe gewährte:
Droste, Davids Sohn, | sei uns mit deinen Thaten milde,
rette uns aus dieser Noth, | wie du häufigen thust
3565vom Menschengeschlechte, | du bist so manchen gut,
hilfst und heilest. | Da begann ihnen das Heldenvolk
zu wehren mit Worten, | daß sie an den waltenden Christ
so laut nicht riefen. | Sie nicht wollten das ihnen hören darauf,
sondern sie immer mehr und mehr | über das Männervolk
3570laut riefen. | Der Heiland stand still,
aller Kinder bestes, | hieß sie bringen zu ihm,
leiten die Leute hindurch, | sprach ihnen mit Listen zu,
milde vor der Menge: | was wollt ihr hier, sprach er, von meiner
Hülfe bitten? | Sie baten ihn, den Heiligen,
3575daß er ihnen ihre Augen | offen thäte,
verliehe dieses Lichtes, | daß sie der Leute Traum,
den hellen Sonnenschein | sehen möchten,
die wunderschöne Welt. | Der Waltende willfahrte,
berührte sie da mit den Händen, | that seine Hülfe dazu
3580daß den Blinden da, | den beiden, wurden
die Augen geöffnet, | daß sie Erde und Himmel
durch Kraft Gottes | erkennen konnten,
Licht und Leute. | Da sagten sie Lob Gotte,
priesen seine Thaten, | daß sie des Tages Lichtes
3585sich erfreuen mußten, | gesellten sich beide zu ihm,
folgten seiner Fährte, | war ihnen die Hülfe gewährt,
und auch des Waltenden Werk | weitum verkündet,
der Menge gemeldet. |

<Die Heilung der Blinden bei Jericho wird von dem Sänger sinnbildlich gedeutet.>
| <XLIV.> Da war so mächtigliches
Bild dargestellt, | da die blinden Männer
3590bei dem Wege saßen, | Wehe duldeten,
des Lichtes baar. | Das bedeutet doch der Leute Kinder,
alles Menschengeschlecht, | wie sie der mächtige Gott
in dem Anbeginne | durch seine eigene Kraft,
Eheleute zwei, | selber erschuf,
3595Adam und Eva, | verlieh ihnen Empor-Wege,
das Himmelreich. | Aber da ward ihnen der Gehäßige zu nahe,
der Feind mit Falsche, | und mit Frevelwerken,
bethörte sie mit Sünden, | daß sie das ewigschöne
Licht verließen, | wurden an leidige Stätte,
3600in diesen Mittelgarten, | die Menschen verworfen,
duldeten hier in der Düsterheit | Dienstmühsal,
litten Wanderfahrten, | des Glückes darbten,
vergaßen des Gottesreiches, | den Gramen dienten,
den Feinde-Kindern. | Sie zahlten dafür ihnen mit Feuer den Lohn
3605in der heißen Hölle. | Darum waren sie in ihrem Sinne blind
in diesen Mittelgarten, | die Menschenkinder,
weil sie nicht erkannten | den kräftigen Gott,
den himmlischen Herrn, | der sie mit seinen Händen erschuf,
bildete nach seinem Willen. | Diese Welt war da so verirret,
3610gezwungen in Düsterheit, | in Dienstbarkeit,
in Todesthale. | Saßen da bei des Herrn Straße,
jammermüthige, | Gottes Hülfe erwarteten.
Sie nicht mochte ihnen eher werden doch, | ehe denn der waltende Gott
in diesen Mittelgarten, | der mächtige Droste,
3615seinselbes Sohn | senden wollte,
daß er das Licht erschlösse | den Menschenkindern,
öffnete ihnen ewiges Leben, | daß sie den Allwaltenden
möchten erkennen wohl, | den kräftigen Gott.
Auch mag ich euch erzählen, | wenn ihr darauf wollet
3620sinnen und hören, | daß ihr des Heilandes
Kraft möget erkennen, | wie seine Kunft wurde
in diesem Mittelgarten | manchen zu Hülfe,
auch was er mit den Thaten, | der Droste selber,
manches meinte, | und warum die hehre Burg
3625Hiericho heißet, | die da unter den Juden steht
gemacht mit Mauern. | Die ist nach dem Monde genamet,
nach dem leuchtenden Gestirn. | Er nicht mag seine Zeiten meiden,
sondern an der Tage jeglichem | thuet er eins von beiden,
er schwindet oder wächset. | So thuen in dieser Welt hier,
3630in diesem Mittelgarten, | der Menschen Kinder,
sie fahren und folgen, | bejahrte sterben,
werden wieder junge, | nachgekommen,
zu Männern erwachsen, | bis das sie darauf die Wurd wegnimmt.
Das bedeutete das Kind Gottes, | als er von der Burg fuhr,
3635der gute von Hiericho, | daß nicht mögte eher werden den Menschenkindern
die Blindheit gebessert, | daß sie das prächtige Licht
sähen, das ewigschöne, | ehe denn er selber hier
in diesem Mittelgarten | die Menschheit empfing,
Fleisch und Leib, | da wurden das die Menschenkinder
3640gewahr in dieser Welt, | die hier in Wehethum eher
saßen, in Sünden, | des Gesichtes baar,
duldeten in Düsterheit, | sie erkannten, daß war diesem Volke
gekommen der Heiland zu Hülfe | vom Himmelreiche,
Christ, aller Könige bester. | Sie mochten ihn erkennen gleich,
3645empfinden seine Fährten, | da sie viel riefen,
die Männer zu dem mächtigen Gotte, | daß ihnen milde nachdem
der Waltende würde. | Dann wehrten ihnen sehr
die schweren Sünden, | die sie sich früher selber thaten,
sie ließen von dem Glauben. | Sie nicht mochten den Leuten dennoch
3650verwehren ihren Willen, | sondern sie an den waltenden Gott
laut riefen, | bis daß er ihnen ihr Heil verlieh,
daß sie ewig Leben | sehen mußten,
offen ewig Licht, | und einfahren
in die prächtigen Wohnungen. | Das bedeuteten die blinden Männer,
3655die da bei Hierichoburg | zu dem Gottessohne
laut riefen, | daß er ihnen ihr Heil verliehe,
des Lichtes in diesem Leben, | da ihnen die Leute so viel
wehrten mit Worten, | die da auf dem Wege fuhren
davorn und dahinten. | So thun die Frevelsünden
3660in diesem Mittelgarten | dem Menschengeschlechte.
Höret nun, wie die Blinden, | seitdem ihnen gewährt ward,
daß sie das Sonnenlicht | sehen konnten,
wie sie da thaten. | Sie gingen mit unserm Drosten zusammen,
folgten seiner Fährte, | sprachen viele Worte
3665dem Landeshirten zum Lobe. | So thun auch noch der Leute Kinder
weit über diese Welt, | seitdem ihnen der waltende Gott
leuchtete mit seinen Lehren, | und ihnen ewig Leben,
Gottes Reich gab, | den guten Mannen,
des hohen Himmels Licht, | und seine Hülfe dazu,
3670jedem, der das wirket, | daß er könne seinem Wege folgen.

<Jesu Einzug in Jerusalem. (Matth.21,8-11 u. Mark.11,9-10 u. Luk.19,36-44)>
<XLV.> Da nahete | der nährende Christ,
der gute, zu Hierusalem, | kam ihm dar entgegen viel
Wehrthums nach Willen, | wohl gesinntes,
empfingen ihn festlich, | und ihm zuvorn streueten
3675den Weg mit ihren Gewanden | und mit Wurzen zugleich,
mit prächtigen Blumen | und mit Baumeszweigen,
das Feld mit seinen Palmen. | All wie seine Fahrt sich begab,
daß er, der Gottessohn, | gehen wollte
zu der hehren Burg, | drängte ihn Menge rings,
3680Leute in Lusten, | und Lobgesang erhob
das Wehrthum nach Willen, | sagten dem Waltenden Dank,
daß dar selber kam | der Sohn Davids
zu besuchen die Wehrschaft. | Da sah der waltende Christ,
der gute, zu Hierusalem, | der Guten bester,
3685blinken den Burgwall | und die Bäue der Juden,
die hohen Hornsäle, | und auch das Haus Gottes,
aller Weihthümer wonnesamstes. | Da wallte ihm im Innern
das Gefühl um sein Herz, | da nicht konnte das heilige Kind
des Weinens sich erwehren, | sprach da der Worte viel
3690schmerzlich betrübt, | war ihm sein Herze schwer.
Weh ward dir Hierusalem, sagte er, | daß du in Wahrheit nicht weißt
die Wurd-Geschicke, | die dir noch werden sollen,
wie du noch wirst umhegt | mit der Herrschaft Kraft,
und dich besitzen | trugsinnische Männer,
3695Feinde mit Völkern, | dann nicht hast du Friede irgends,
Hülfeleistung von den Menschen. | Sie führen hier wieder dich in Menge
Spitzen und Schneiden, | Orlogsworte
verfehmen deine Volkschaft, | Feuersflammen
diese Weiler verwüsten, | die hohen Wälle
3700fällen zu Boden, | nicht bleibt stehen davon ein Fels irgend,
ein Stein über dem andern, | sondern werden diese Stätte wüste
um Hierusalem | der Judenleute,
weil sie nicht erkennen, | daß ihnen gekommen sind
ihre Zeiten zuwärts, | sondern sie haben zweifeligen Sinn,
3705nicht wissen, daß sie besucht | des Waltenden Kraft.
Begab sich dann mit der Menge | der Männer Droste
in die prächtige Burg. | Wie das Kind Gottes
in Hierusalem hinein | mit dem Gönnervolke
einzog mit dem Geleite, | da ward aller Sänge größter,
3710laute Stimmen erhoben, | mit heiligen Worten
lobeten sie den Landeswart, | der Leute Menge,
der Kinder das beste. | Die Burg ward in Aufruhr,
das Volk ward in Furchten | und fragten alsbald,
wer das wäre, | der da mit dem Wehrthum kam,
3715mit der mächtigen Menge. | Da sprach ihnen ein Mann entgegen,
sagte, daß da Jesus Christ | von Galiläalande,
von Nazarethburg, | der Nährende, käme,
der weise Wahrsager, | der Wehrschaft zu Hülfe.
Da ward den Juden, | die ihm eher gram waren
3720unhold im Herzen, | Harm im Gemüthe,
daß ihm die Leute so viel | Lobgesang wirkten,
verherrlichten ihren Drosten. | Da gingen Tollmüthige,
damit sie zum waltenden Christ | mit Worten sprächen,
baten, daß er das Geleit | schweigen hieße,
3725hinderte die Leute, | daß sie ihm Lob so viel
mit Worten nicht spendeten, | es ist diesem Wehrthum leid, sagten sie,
diesen Burgleuten. | Da sprach drauf das Kind Gottes,
wenn ihr sie verhindert, sagte er, | daß hier nicht dürfen die Menschenkinder
des Waltenden Kraft | mit Worten verherrlichen,
3730dann sollen es rufen doch | harte Steine
vor dieser Volkschaft, | starke Felsen,
ehe denn es je unterbleibe, | daß man sein Lob spreche
weit über diese Welt. |

<Jesus treibt die Verkäufer aus dem Tempel und thut dort Wunder. Matth.21,12-14 u. Mark.11,15-17 u. Luk.19,45-46)>
| Dann er in das Weihthum hinein
ging, in das Gotteshaus, | fand da der Juden viele
3735mißliche Männer | in Menge beisammen,
die sich da eine Kaufstätte | gekoren hatten,
handelten da mit mancherlei, | Münztauscher saßen
in dem Tempel innen, | hatten ihren Wechsel täglich
bereit zu geben. | Das war dem Gotteskinde
3740alles zum Ärger, | trieb sie aus dannen
geraum aus dem Tempel, | sagte, daß es wäre bessere That,
daß dar zu Gebete gingen | die Kinder Israhels,
und in diesem meinem Hause | um Hülfe bäten,
daß sie der Siegesfürst | von Sünden befreie, <V. 3744 nicht in HS M - Übersetzung nach HS C>
3745als daß hier Diebe | an der Dingstätte halten,
die verworfenen Wehren | Wechsel treiben,
eitel Unrecht, | ihr einige Ehre nicht wisset
dieses Gotteshauses, | ihr Judenleute.
So räumte er da und reinigte, | der reiche Droste,
3750das heilige Haus | und zu Hülfe war
so manchen Menschengeschlechte, | denen, die seine gewaltige Kraft
von fern erfuhren | und dar gefahren kamen
über langen Weg. | Ward da Krüppel so mancher,
Hinkender geheilt, | und Krummer zugleich,
3755Blinden geholfen. | So that das Kind Gottes
willig dem Wehrthum, | weil alles in seiner Gewalt steht
um dieser Leute Leben, | und auch um dies Land zugleich.

<Jesus lehrt: das Scherflein der armen Witwe. (Mark.12,41-44 u. Luk.21,1-4)>
<XLVI.> Stand (sich) da vor dem Weihthum der waltende Christ,
der liebe Landeswart, | und sich der Leute Sinn,
3760ihren Willen beobachtete, | sah großes Wehrthum
in das herrliche Haus | Kleinode bringen,
es begaben mit Golde, | und mit gutem Gewebe,
mit kostbarem Schmucke, | was alles Christ der Herr
gewahrte weislich. | Da kam dar auch eine Witwe zu,
3765armseliges Weib, | und zu dem Weihthum ging,
und sie in das Schatzhaus | legte zween
kupferne Pfenninge, | war einfältigen Herzens,
guten Willens. | Da sprach der waltende Christ,
der gute, zu seinen Jüngern, | sagte, daß sie dar Gaben brächte,
3770weit größere, | als sonst ein Menschensohn.
Ob hier reiche Männer, sprach er, | Geschenke brachten,
manchen Schatzes Hort, | sie ließen sich mehr zu Haus
gewonnener Reichthümer. | Nicht that diese Witwe so,
sondern sie zu diesem Weihthum gab | alles, was sie hatte
3775an Reichthümern gewonnen, | da sie sich nichts hinterließ
an Gute in ihrem Gaden. | Darum sind ihre Gaben größer,
dem Waltenden wehrt | weil sie es mit solchen Willen gab
zu diesem Gotteshause. | Deß soll sie Vergeltung nehmen,
sehr langdauernden Lohn, | daß sie solchen Glauben hat.

<Jesus lehrt: soll man dem Kaiser Steuer geben? (Matth.22,15-22 u. Mark.12,13-17 u. Luk.20,20-26)>
3780So erfuhr ich, daß dar in dem Weihthume | der waltende Christ
an aller Tage jeglichem, | der Herr der Menschen,
unterwies mit Worten, | stand Wehrthum um ihn,
groß Volk der Juden, | hörten seine guten Worte,
süße sagen. | Mancher so selig ward
3785der Mannen unter der Menge, | daß er es begann in sein Gemüth zu legen.
Sie lernten sich die Lehre, | die der Landeswart
all in Bildern sprach, | der Sohn des Herrn.
Manchen waren dagegen gar leid | die Lehren Christes,
des Waltenden Worte. | war ihnen widermüthig das Herz
3790allen, die in der Herrschaft | die hehrsten waren,
die Fürsten in dem Volke, | Gefährde sannen
die Feindlichen mit Worten, | hatten sich einen Widersacher
geholt zu Hülfe, | des Hehrsten Knecht
des Herodes Degen, | der da gegenwärtig stand,
3795feindlichen Willens, | damit er ihre Worte behorchte,
wenn sie ihn verfingen, | daß sie ihn dann in Fesseln,
die Leute in Gliederbände | legen könnten,
den Sündelosen. | Da gingen die Gesellen hinzu,
bittergesinnte, | daß sie wider das Kind Gottes,
3800die frechen Widersacher, | mit Worten sprächen,
was, du bist Rechtsprecher, sagten sie, | allen Völkern,
weisest Wahres so viel, | nicht ist dir werth je etwas
vorzuenthalten | der Menschen keinem,
um seines Reichthums willen, | nein, du immer das Recht sprichst,
3805und auf den Gottes Weg | der Männer Gesinde
leitest mit deinen Lehren. | Nicht mag dir Tadel ein Mann
finden unter diesem Volke. | Nun wir dich fragen sollen,
reicher Volksherr: | welch Recht hat
der Kaiser von Rom, | der sich von dem Könige dahier
3810Zinsen fordert, | und gezählt hat,
was wir ihm gülten sollen | in der Jahre jeglichem
an Kopfsteuern, | sage, was dir davon im Sinne dünket,
ist es recht oder nicht? | rathe für deine
Landsleute wohl, | uns ist deiner Lehre Durft.
3815Sie wollten, daß er es verneinte. | Dann mochte er doch erkennen wohl
ihren feindlichen Willen. | Warum, ihr Wahrlügner, sagte er,
versucht ihr mich so tückisch? | Nicht soll euch das zum Frommen werden,
daß ihr Trügner | hinterlistig
wollet mich verfangen. | Hieß er dann vorbringen,
3820zu schauen die Münzen, | die ihr schuldig seid
als die Gülte zu geben. | Die Juden brachten
einen Silberling heran. | Sahen manche zu,
wie er war gemünzet. | War in Mitten sichtlich
des Kaisers Bild, | das mochten sie erkennen wohl,
3825ihres Herrn Hauptbild. | Da fragte sie der heilige Christ
nach wem dies Gleichniß | aufgeprägt wäre.
Sie sagten, daß es wäre | des Weltkaisers
von Romaburg, | des, der all dieses Reiches
hat die Gewalt auf dieser Welt. | Dann will ich euch in Wahrheit, sprach er, |
3830selber sagen, | daß ihr ihm das Seine gebt,
dem Weltherrn seinen Gewinnst, | und dem waltenden Gotte
zahlet, was da sein ist, | daß mögen euere Seelen sein
der guten Geister. | Da ward der Juden Absicht
vereitelt in der Rede. | Nicht konnten die Meinthäter
3835durch Worte gewinnen, | wie ihr Wille ging,
daß sie ihn verfingen, | weil sich das Friedekind Gottes
wahrte vor den Argen, | und in Wahrheit entgegen,
sichern Spruch sagte, | obwohl sie nicht waren so selig dazu,
daß sie ihn so empfingen, | wie es ihre Wohlfahrt war.

<Jesus lehrt: die Ehebrecherin. (Joh.3,8-11)>
3840<XLVII.> Sie nicht wollten es dennoch lassen, | sondern hießen dar leiten herbei
ein Weib vor dem Wehrthum, | die hatte eine Schandthat verübt,
großes Unrecht, | die Frau war ertappt
auf Eheverletzung, | war ihres Leibes schuldig,
daß sie die Menschenkinder | des Lebens beraubten,
3845endeten ihr Alter. | So war in ihrem Gesetze geschrieben.
Sie begannen ihn da zu fragen, | die frechen Leute,
böswillig mit ihren Worten, | was sie sollten dem Weibe thuen,
ob sie sie tödteten, | oder ob sie sie leben ließen,
oder was er wegen solcher That | urtheilen wollte.
3850Du weißt, wie dieser Menge, | sprachen sie, Moyses gebot
mit wahren Worten, | daß aller Frauen jegliche
in Eheverletzung | das Leben verwirke,
daß sie dann erwürfen | die Wehren mit Händen
durch starke Steine. | Nun magst du sie sehen stehen hier
3855in Sünden ergriffen, | sage, was du dafür wollest.
Wollten ihn die Widersacher | mit Worten verfangen.
Wenn er das aussagte, | daß sie sie leben ließen,
schützte ihre Seele, | dann würde das Volk der Juden sagen,
daß er ihrer Vorältern | Gesetze widerspäche,
3860der Leute Landrecht, | wenn er sie dann hieße des Lebens berauben,
die Magd vor der Menge, | dann wollten sie sagen, daß er so milden Sinn
nicht trüge in seiner Brust, | wie sollte haben das Kind Gottes.
Wollten sie beides Falles | den heiligen Christ
wegen der Worte beschuldigen, | die er da vor der Menge spräche,
3865vorbrächte zum Urtheil. | Dann wußte Christ der Herr
gar wohl der Männer | Muthgedanken,
ihren feindlichen Willen. | Dann er zu der Wehrschaft sprach,
zu allen den Löhnern, | Jeglicher von euch, der frei ist, sprach er,
von freventlicher Sünde, | der gehe zu ihr selber hin,
3870und sie zuerst, | der Mann, aus seinen Händen
mit einem Steine werfe. | Da standen die Juden,
dachten und sannen, | nicht mochte ein Degen irgend
wider den Wortspruch | eine Widersache finden,
entsann sich der Männer jeglicher | Meingedanken,
3875seinselbes Sünden, | nicht war ihrer so sicher einer,
daß er nach den Worten | dem Weibe sich getrauete
einen Stein anzuwerfen, | sondern ließen sie stehen dar,
allein dar inne, | und aus von dannen
gingen die gramharten | Judenleute
3880einer hinter dem andern, | bis daß ihrer da nicht einer war,
des Feindes-Volkes, | der ihr das Leben da,
der Frau den Alterslauf, | kürzen wollte.
Da erfuhr ich, daß sie fragte | das Friedekind Gottes,
aller Guten bester, | Wo blieben, das Judenvolk, sprach er,
3885deine Widersacher, | welche dich hier anklagten bei mir?
Nicht sie dir heute etwas | Harmes thaten,
die Leute Leides, | die dich wollten des Lebens berauben,
quälen zum Erstaunen? | Da sprach ihm drauf das Weib entgegen,
sagte, daß ihr da Niemand | ob des Errettenden
3890heiliger Hülfe | Harm gethan,
ihrem Laster zum Lohne. | Da sprach drauf der waltende Christ,
der Herr der Mannen, | ich dir auch jetzt schade nichts, sagte er,
sondern gehe heil von hier, | laß dir in dein Herz die Sorge,
daß du niemals wieder nach diesem | so sündig werdest.
3895Hatte ihr da geholfen | das heilige Kind Gottes,
gerettet ihr Leben. |

<Jesus lehrt vom h. Geist. Seine Freunde und Feinde. (Joh.7,37-39 u. 10,19-33)>
| Dann stand das Judenvolk
übeles - im Herzen, | wie von erst an -
feindlichen Willens, | wie sie Volkshaß
wider das Friedekind Gottes | erwirken möchten.
3900Hatten die Leute entzwei | mit ihrem Glauben sich getheilt,
war der bedürftige Theil | seines Willens,
begieriger um Vieles | des Gotteskindes
Wort zu vollbringen, | wie ihnen ihr Frohn gebot,
trachteten nach dem Rechten eifriger, | als die reichen Männer,
3905hielten ihn für den Herrn, | ja für den Himmelskönig,
folgten ihm gerne. | Da begab sich der Gottessohn
in das Weihthum hinein, | drängte ihm Wehrthum rings,
dichter Volkshaufe. | Er in der Mitte stand,
lehrte die Leute | mit lichten Worten
3910mit lauter Stimme, | war großes Lauschen,
staunte mancher Degen, | und er dem Volke gebot,
wer da mit Durfte | bedrängt wäre,
der komme hieher zu trinken zu mir, | sagte er an der Tage jeglichem,
süßen Brunnen. | Ich mag euch sagen viel,
3915wer immer hier glaubet an mich | von den Leutekindern
fest unter diesem Volke, | daß ihm dann fließen sollen
von seinem Leibe | lebende Flut,
rinnendes Wasser, | ein Ahespring mächtig,
kommen von da quicke Borne. | Diese Worte werden wahr,
3920den Leuten erfüllet, | jedem, der hier glaubet an mich.
Da meinte mit dem Wasser | der waltende Christ
der hehre Himmelskönig | den heiligen Geist,
wie den der Menschenkinder | empfahen sollen,
Licht und Weisheit, | und Leben ewig,
3925hohe Himmelsau, | und Huld Gottes.
<XLVIII.> Kamen da die Leute | um die Lehre Christes,
um die Worte in Zwietracht. | Standen stolze Männer,
keckmüthige Juden, | sprachen Hohn, derben,
thaten es ihm zum Spotte, | sagten, daß sie es könnten hören wohl,
3930daß sprächen aus ihm | grimmige Wichte,
unholde, hervor, | nun er zum Übeln lehrt, sagten sie,
mit jeglichem Wort. | Da sprach aber das andere Volk,
nicht dürft ihr den Lehrenden schelten, sagten sie, | kommen Lebens-Worte
mächtig von seinem Munde, | er spricht mancherhand |
3935Wunder in dieser Welt. | Nicht ist das der bösen That
durch der Feinde Kraft. | Nie es sonst zu solchem Segen würde,
ja es offenbar | von Gott den Allwaltenden,
kommt, von dessen Kraft, | das möget ihr erkennen wohl
an seinen wahren Worten, | daß er Gewalt hat
3940über Alles auf Erden. | Da wollten ihn die Widersacher da
an der Stätte fahen, | oder mit Steinen erwerfen,
Wenn sie sich vor der Mannen | Menge nicht scheueten,
nicht fürchteten die Volkschaft. | Da sprach das Friedekind Gottes:
ich zeige euch Gutes so viel | von Gotte selber
3945in Worten und Werken, | und wollt ihr mich strafen hier
in euerm starren Sinne | mit Steinen erwerfen,
entlösen mich des Lebens. | Da sprachen ihm drauf die Leute entgegen,
die feindlichen Widesacher, | nicht wir es wegen deiner Werke thun, sagten sie,
daß wir dich des Lebens nun | berauben wollen,
3950sondern wir thuen es wegen deiner Worte, | weil du solche Bosheit sprichst, <ab hier HS M mit Blattverlust - Übersetzung nach HS C>
da du dich so rühmest, | und solche Frevel sagst,
prahlst vor diesen Juden, | daß du seiest Gott selber,
der mächtige Droste, | und bist dir doch ein Mensch, wie wir
gekommen von diesem Stamme. | Christ der Allwaltende
3955nicht wollte da der Juden | Hohn länger hören,
der Störrischen Willen, | sondern er von dem Weihthum ging
über den Jordanstrom, | hatte die Jünger bei sich
die seligen Gefährten sein, | welche immer bei ihm
willig weilten, | suchte Wehrschaft, andere,
3960that dar, wie er pflegte, | der Droste selber
lehrte die Leute, | glaubte, wer wollte,
an sein heiliges Wort, | welches bekam immer wohl
der Mannen jeglichem, | wer es in sein Gemüth nahm.

<Jesus thut Wunder: Auferweckung des Lazarus. <(Joh.7,1-45)>
Dann erfuhr ich, daß dar zu Christe | kamen gegangen
3965Boten von Bethania, | und sagten zu dem Sohne Gottes,
daß sie zu der Botschaft dorthin | Frauen sendeten,
Maria und Martha, | edle Frauen,
sehr wonnesame Weiber, | die kannte er beide,
waren sich Geschwister zwei, | die er selber zuvor
3970minnte in seinem Gemüthe | wegen ihres milden Sinnes,
die Frauen, wegen ihres guten Willens. | Dann sie ihm in Wahrheit
entboten von Bethania, | daß ihr Bruder war,
Lazarus, bettlägerig, | und daß sie sein Leben nicht hofften,
baten, daß dorthin käme | Christ der allwaltende,
3975der heilige zu Hülfe. | Gleich als er sie hörte
da sagten von so Siechem, | sprach er sofort entgegen,
sagte, daß des Lazarus | Lager nicht wäre
gemacht ihm zum Tode, | sondern dar soll des Drosten Lob, sprach er,
gefördert werden, | nicht ist es ihm zu sonstiger Gefahr gethan.
3980War sich dar dann selber | der Sohn des Drosten
zwei Nächte und Tage. | Die Zeit war dann genahet,
daß er wieder zu Hierusalem | die Judenleute
prüfen wollte, | wie er Gewalt hatte.
Sagte dann seinen Gefährten | der Sohn des Drosten,
3985daß er wieder jenseit des Jordans | die Judenleute
suchen wollte. | Da sprachen ihm gleich entgegen
die Jünger sein, | weshalb du so begehrst dahin, sagten sie,
mein Fürst, zu fahren? | Nicht das nun lange war,
daß sie dich deiner Worte wegen | zu strafen gedachten,
3990wollten dich mit starken Steinen erwerfen, | und du wieder unter das streitige Volk
dich bereitest zu fahren, | dar ist der Feinde genug,
übermüthige Dränger. | Da der zwölfe einer
Thomas äußerte, | war ein tugendhafter Mann,
des Drosten theuerer Degen, | nicht sollen wir ihm die That tadeln, sprach er,
3995nicht wehren wir ihm den Willen, | sondern, wolan! bleiben wir mit ihm,
dulden mit unserm Dienstherrn, | das ist eines Degens Preis,
daß er mit seinem Frohne samt | standhaft stehe,
sterbe dort im Gericht. | Thuen wir alle so,
folgen ihm auf der Fahrt, | nicht achten wir unser Leben dagegen
4000etwas werth, | außer wenn wir unter dem Volke mit ihm
sterben, mit unserm Drosten, | dann bleibt uns doch als Urtheil nachher
Gutwort vor dem Guten. | So wurden die Jünger Christes,
Kämpen, edelgeborne, | in einmüthigem Sinne
dem Herrn zu Willen. | Dann sagte der heilige Christ
4005selber seinen Gefährten, | daß entschlafen war
Lazarus auf dem Lager, | hat dies Licht aufgegeben,
entschlummert ist er zu Seligkeiten. | Nun wir zu der Stelle reisen,
und ihn erwecken, daß er möge wieder | diese Welt sehen,
lebend das Licht, | dann wird euer Glaube nachdem
4010weiterhin gefestiget. | Dann begab er sich über die Flut dannen,
der gute Gottessohn, | bis daß er mit seinen Jüngern kam
dort nach Bethania, | der Sohn des Drosten,
selber mit seinen Gefährten, | wo die zwei Geschwister
Maria und Martha | in Herzenskummer
4015schmerzvoll saßen. | War da versammelt viel
von Hierusalem | der Judenleute, <ab hier auch wieder HS M>
welche die Frauen wollten | mit Worten befrieden,
daß sie so nicht bejammerten | des Kindjungen Tod,
des Lazarus Verlust. | Wie da der Landeswart
4020kam zu dem Gehöfde, | so wurde des Gotteskindes,
Kunst dar gekündet, | daß er, der so kräftige, war
bei der Burg außen. | Da ihnen beiden war,
den Weibern solches nach Wunsche, | daß sie den waltenden Christ zu sich,
das Friedekind Gottes, | auf der Fahrt wußten.
4025<XLIX.> Da den Weibern war | der Wünsche größter
die Kunst des Drosten, | und Christes Wort
zu hören. | Weinend ging
Martha, seelenbetrübt, | mit dem Mächtigen
Worte zu wechseln, | und zu dem Waltenden sprach,
4030in ihrem Herzen bekümmert, | wofern du mir, mein Herr, sagte sie,
der Rettenden bester, | näher warst,
Heiland der gute, | dann nicht braucht ich jetzt solchen Harm zu dulden,
bitteres Herzeleid, | dann nicht wäre nun mein Bruder todt,
Lazarus von diesem Lichte, | sondern er sich möchte leben fort
4035des Geistes erfreuet, | ich jedoch, mein Herr, zu dir
lichthell glaube, | der Lehrenden Bester,
um was du immer bitten wollest | den erlauchten Drosten,
daß er es dir gleich gewährt, | Gott der allmächtige,
würdigt deinen Willen. | Da sprach drauf der waltende Christ
4040der Frau zur Antwort, | nicht laß du dir im Innern deshalb, sprach er,
die Seele verdüstern, | ich dir sagen mag
mit wahren Worten, | daß deß nicht ist Wende irgend
darin daß dein Bruder soll | durch Gebot Gottes,
durch des Drosten Kraft, | vom Tode auferstehen
4045in seinem Leichname. | Ganz habe ich den Glauben so, sprach sie,
daß es so geschehen soll, | dann wenn diese Welt endet,
wenn der hehre Tag | über die Menschen fährt,
daß er dann von der Erde wird | auferstehen
an dem Tage des Gerichts, | wann werden vom Tode lebendig
4050durch die Macht Gottes | des Menschengeschlechtes alle,
erheben sich von der Rüste. | Da sagte der reiche Christ
der Frau, der Allmächtige, | mit offenen Worten,
daß er selber war, | der Sohn des Drosten,
beides, wie Licht so Leben, | den Leute-Kindern
4055zum auferstehen. | Nie der sterben (nicht) soll,
sein Leben verlieren, | der hier glaubet an mich,
obwohl ihn die Zeitkinder | mit Erde bedecken,
tief vergraben, | nicht ist er todt darum mehr,
das Fleisch ist bestattet, | der Geist ist erhalten,
4060ist die Seele gesund. | Da sprach ihm drauf gleich entgegen
das Weib mit ihren Worten, | ich glaube, sagte sie, daß du bist der wahre
Sohn des Waltenden, Christ der Allwaltende, | das mag man erkennen wohl,
wissen an deinen Worten, | daß du Gewalt hast
durch die heilige Bestimmung | des Himmels und der Erde.
4065Da erfuhr ich, daß der Frauen | kam die andere gegangen,
Maria, seelenbetrübt, | gingen ihr in Menge nach
die Judenleute, | dann sie zu dem Gottessohne
sagte trauermüthig, | was ihr zu Sorgen war
in ihrem Herzen Harmes, | mit Seufzen bejammerte sie
4070des Lazarus Verlust, | des lieben Mannes,
weinte schluchzend, | bis daß dem Gotteskinde
das Herz ward gerührt, | heiße Thränen
mit Wehklage entwallten, | und dann zu den Weibern sprach,
hieß ihn dann leiten, | wo Lazarus war
4075mit Erde beschüttet, | lag dar ein Fels oben über,
ein harter Stein gedeckt. | Da hieß der heilige Christ
entheben die Decke, | daß er konnte die Leiche sehen,
den Todten schauen. | Da nicht konnte ihr Herz halten,
Martha vor der Menge, | zu dem Mächtigen sprach sie,
4080mein Herr, der gute, sagte sie, | wenn man den Fels wegnimmt,
den Stein abdeckt, | dann glaube ich, daß dannen Gestank kommt,
unsüßer Geruch, | weil ich dir sagen mag
mit wahren Worten, | und daß deß nicht ist einiger Zweifel,
daß er dar nun bestattet war | vier Nächte und Tage
4085in dem Erdgrabe. | Antwort gab
der Waltende dem Weibe, | was sagte ich dir in Wahrheit, sprach er,
wenn du glauben willst, | dann ist es nun nicht lange bis dahin,
daß du hier erkennen sollst | die Kraft des Drosten,
die gewaltige Macht Gottes. | Dann gingen Manche hinzu,
4090abhuben den harten Stein. | Da sah der heilige Christ
empor mit seinen Augen, | Dank sagte er
dem, der diese Welt erschuf, | daß du mein Wort erhörst, sprach er,
Siegesdroste, | selber ich weiß,
daß du so immer thuest. | Doch ich thu es
bei diesem großen | Judenvolke,
4095daß sie das in Wahrheit wissen, | daß du mich in diese Welt sandtest
diesen Leuten zu Lehren. | Dann er zu Lazarus rief
mit starker Stimme, | und hieß ihn aufstehen,
und aus dem Grabe gehen. | Da ward der Geist kommend
in den Leichnam, | er begann seine Glieder zu rühren,
4100erhob sich unter dem Gewande, | war bewunden da noch,
in Leichentücher gehüllt. | Hieß ihm helfen da
der waltende Christ. | Wehren gingen hinzu,
entwanden das Gewand. | Im Glanze auferstand
Lazarus zu diesem Lichte. | War ihm sein Leben wieder gegeben,
4105daß er seinen Altersgang | haben konnte,
den Frieden forthin. | Da freueten sich beide,
Maria und Martha. | Nicht vermag das ein Mann dem andern
zu sagen zur Genüge, | wie die zwei Schwestern
frohlockten in ihren Herzen. | Mancher wunderte sich
4110der Judenleute, | da sie ihn von dem Grabe sahen
wandeln, den gesunden, | den, welchen zuvor Sucht hinnahm,
und sie begruben | tief unter der Erde,
den Lebenslosen, | da konnte er leben fortan
heil in einem Heim. | So mag des Himmelskönigs
4115die gewaltige Macht Gottes | eines jeglichen Menschen
Seele begünstigen, | und wider der Feinde Drang,
der Heilige, helfen | jedem, dem er seine Huld verleihet.
<L.> Da ward dar so manchem Manne | das Gemüth zu Christe
gewendet, die Sinneskräfte, | seitdem sie seine heiligen Werke
4120selber gesehen, | weil jemals eher nicht geschah solches
Wunder in der Welt. |

<Jesu Feinde zu Jerusalem beschließen im Rathe unter Kaiphas, dem Hohepriester, seinen Tod. (Joh.11,46-56)>
| Dann war dagegen des Wehrthums so viel,
starrmüthige Männer, | nicht wollten sie die Macht Gottes
erkenn kundbarlich, | sondern sie wider seine große Kraft
kämpften mit ihren Worten, | waren ihnen des Waltenden
4125Lehren so leid, | suchten sich andere Leute
in Hierusalem, | wo war der Juden
Obrigkeit, Gerichtshof, | und Hauptstätte,
große Verbrüderung | grimmiger Völker.
Sie verkündeten ihnen da Christes Werk, | sagten, daß sie sahen lebendig
4130den Mann mit ihren Augen, | der in der Erde war,
vom Boden bedecket | vier Nächte und Tage
todt begraben, | bis daß er ihn mit seinen Thaten selber,
mit seinen Worten erweckte, | daß er mußte diese Welt sehen.
Da ward das sehr widermüthig | den störrischen Männern,
4135den Judenleuten, | hießen ihre Gönnerschaft dann,
Wehrthum sammeln, | Meuten vereinigen,
eine gewaltige Volksmenge | wider den mächtigen Christ,
berathschlagten in Versammlung. | Nicht ist das Rath mehr, sprachen sie,
daß wir das dulden, | will dieses Volkes zu viel
4140glauben nach seiner Lehre, | dann greifen uns die Leute
an, Kriegsvolk, | werden unsere Oberhäupter
die Ritter von Rom, | dann wir dieses Reich werden
verlustig leben, | oder wir werden unseres Lebens entbehren,
wir Helden unserer Häupter. | Dann sprach dar ein bewürdeter Mann,
4145der Oberwart der Wehren, | der war des Wehrthums allda,
in der Burg innen, | Bischof der Leute,
Kaiphas war er geheißen, | hatten ihn gekoren dazu
nach dem Jahrgange | die Judenleute,
daß er des Gotteshauses | achten sollte,
4150warten des Weihthums, | mich dünket groß Wunder, sprach er,
erlauchtes Volk, | ihr kennet von so Manchem Bescheid,
wie ihr das in Wahrheit nicht wisset, | ihr Wehrthum von Juden,
daß hier ist besserer Rath | für der Söhne jeglichen,
daß man hier Einen Mann | des Lebens entlöse,
4155und daß er durch euere Thaten | blutig sterbe
für diese Volkschaft | die Seele verlasse,
als daß all dies Leutewehrthum | verloren werde.
Nicht war es jedoch sein Wille, | daß er so wahr sprach,
so heraus vor dem Volke, | das Wohl des Menschengeschlechtes
4160bezweckte vor der Menge, | sondern es kam ihm von der Macht Gottes
durch sein heiliges Amt, | da er das Haus Gottes
dar in Hierusalem | versehen sollte,
warten des Weihthums. | Drum er so wahr sprach,
der Bischof der Leute, | wie sollte das Kind Gottes
4165alle Erdenvölker | mit seiner alleinigen Seele,
mit seinem Leben erlösen. | Das war aller dieser Leute Rath,
weil er holte damit | das Heidenvolk,
das Wehrthum zu seinem Willen, | der waltende Christ.
Da wurden einstimmig | die übermüthigen Männer,
4170das Wehrthum der Juden, | und in ihrem Rathe sprachen sie,
das rühmliche Volk, | daß sie nicht ließen ihren Muth irren,
jeder, der ihn unter dem Volke | finden möchte,
daß der ihn gleich finge | und sofort brächte
in der Gemeinde Gericht, | sagten, daß sie nicht möchten gedulden länger,
4175daß sie der eine Mann so | alle wollte,
das Wehrthum, überwinden. |

<Jesus meidet die Volksmenge und geht nach Ephraim, dann nach Bethania. (Luk.12,38-42 u. Joh.11,54 u. 12,1-3)>
| Dann wußte der waltende Christ
sogar der Mannen | Muthgedanken,
haßgrimmigen Sinn, | weil ihm war nicht verhohlen irgend etwas
in diesem Mittelgarten. | Er nicht wollte da in die Menge hinein
4180seitdem öffentlich, | unter das Löhner-Volk,
gehen, unter die Juden, | harrte der Gottessohn
der hellen Zeit, | die ihm zukünftig war,
wo er für dieses Volk | dulden wollte,
für dies Wehrthum Strafe, | wußte er ja selber
4185das Tageding sogar. | Da begab sich unser Herr fort,
und dann zu Ephraim | der allwaltende Christ
in der hohen Burg, | der heilige Droste, wohnte
mit seinem Wehrthum, | bis daß er mit seinem Willen kehrte
wieder nach Bethania | mit dem Gefolge, dem großen,
4190mit seiner guten Gönnerschaft. | Die Juden besprachen es da
mit jeglichem Worte, | da sie ihm so großes Wehrthum
folgen sahen. | Nicht ist einig Frommen, sprachen sie,
unseres Reiches ein Bestand, | obwohl wir recht sprechen,
nicht gedeihet uns der Dinge eins, | das Volk will
4195sich wenden nach seinem Willen, | ihm all dies Wehrthum folgt,
die Leute um seine Lehre, | daß wir ihm Leides irgend
bei dieser Volkschaft | anthuen nicht können.
<LI.> Begab sich da das Kind Gottes | hin nach Bethania
sechs Nächte | eher, denn die Versammlung
4200dar in Hierusalem | der Judenleute,
in den Weihtagen | werden sollte,
daß sie sollten halten | die heiligen Zeiten,
der Juden Ostern, | harrte der Gottessohn,
der mächtige, unter der Menge, | war da der Mannen Kraft,
4205des Wehrthums, wegen seiner Worte. | Da gingen um ihn zwei Weiber,
Maria und Martha, | mit mildem Sinne,
dienten ihm demüthig. | Der Dienenden Droste
gab ihnen wierigen Lohn, | machte sie jeglichen Leides,
der Sünden frei, | und selber gebot,
4210daß sie in Frieden führen | wider der Feinde Drang,
die Frauen mit seinem Urlaub dem guten, | hatten ihre Dienstgeschäfte
verwaltet nach seinem Wunsche. |

<Jesus geht wieder nach Jerusalem, lehrt des Tags im Tempel, übernachtet auf dem Ölberg. (Luk.21,37-38)>
| Da begab sich der waltende Christ
fort mit dem Volke, | der Lebenden Droste,
hin nach Hierusalem, | da war der Juden
4215gehäßige Obrigkeit, | da sie die heilige Zeit
feierten in dem Weihthum. | War dort des Wehrthums so viel
von kräftigen Stämmen, | die nicht wollten Christes Wort
gerne hören, | nicht zu dem Gottessohne
in ihrem Muthsinne | Minne hatten,
4220sondern waren ihm so abgeneigt, | feindselig das Volk,
eine zornige Menschenart, | hatten Mordlust,
Falsch im Innern, | zum Verkehrten empfingen sie
Christes Lehre, | wollten ihn, den kräftigen,
züchtigen der Worte wegen. | Aber es war dort des Wehrthums soviel umher,
4225Dienerschaft | aushaltend den Tag,
hatte ihn das geringe Volk | wegen seiner süßen Worte
mit Wehrschaft umringt, | daß ihn die Widersacher
in der Volkschaft | zu fahen nicht wagten,
sondern mieden seiner ob der Menge. | Dann stand der mächtige Christ
4230in dem Weihthum innen, | sagte manches Wort
den Menschenkindern zum Frommen, | war dort Volk umher
den ganzen Tag lang, | bis daß ging die lichte
Sonne zum Siedel. | Dann zu Hause fuhr
des Menschengeschlechtes Menge. | Dann war da ein ruhmhafter Berg
4235bei der Burg außen, | der war breit und hoch,
grün und schön, | hießen ihn die Judensöhne
Ölberg mit Namen, | da hinauf sich begab
der rettende Christ, | wenn die Nacht anfing,
war da mit seinen Jüngern, | wie ihn da der Juden keiner
4240(nicht) wußte in Wahrheit, | weil er im Weihthum stand,
der Leute Droste, | wenn das Licht von Osten kam,
empfing die Volkschaft, | und sagte ihnen viel
wahrer Worte. | So nicht ist in dieser Welt einer,
in diesem Mittelgarten | so beredt der Männer,
4245der Leutekinder keiner, | daß er vermöchte die Lehren
zu Ende zu erzählen, | die er dar in dem Tempel sprach,
der Waltende in dem Weihthum, | und immer mit seinen Worten gebot,
daß sie trachteten | nach dem Gottesreiche,
aller Menschen jeglicher, | daß sie möchten
4250an dem ruhmreichen Tage ihres Drosten | Herrlichkeit empfangen,
sagte ihnen, was sie für Sünden verübten, | und immer gebot,
daß sie die auslöschten, | hieß sie das Licht Gottes,
minnen in ihrem Gemüthe, | Meinthat verlassen,
den übelen Übermuth, | Demut annehmen,
4255prägen die in ihr Herz, | sagte, daß ihnen dann wäre das Himmelreich,
bereit der Güter größtes. | Da ward da der Hörer so viel
gewendet nach seinem Willen, | seitdem sie das Wort Gottes,
das heilige, vernahmen, | des Himmelsköniges,
erkannten die große Kraft, | die Kunst des Drosten,
4260des Herrn Hülfe. | Ja das Himmelreich war
rettend genahet, | und Gnade Gottes
den Menschenkindern. | Mancher gar muthig war
des Judenvolkes, | hatten grimmigen Sinn,
argmüthige Seele, | [...]
4265nicht wollten sie seinem Worte hören, | sondern hatten mächtigen Kampf
wider die Kraft Christes, | nicht wollten dazu kommen
die Leute ob leidigen Streits, | daß sie Glauben zu ihm
fest erfaßten, | nicht war ihnen das Glück beschieden,
daß sie das Himmelreich | besitzen konnten.

<Jesus weissagt: Untergang des Tempels und der Welt. (Matth.24,1-29 u. Mark.13,1-37 u. Luk.21,5-36)>
4270Ging dann der Gottessohn, | und seine Jünger mit ihm,
der Waltende, aus dem Weihthum, | allwie sein Wille ging,
und auch oben auf den Berg stieg | der Sohn des Drosten,
saß da mit seinen Gefährten, | und ihnen sagte viel
wahrer Worte. | Sie begannen ihm da von dem Weihthum zu sprechen,
4275die Jünger, von dem Gotteshause, | sagten, daß nicht wäre ein prachtvollerer
Tempel auf Erden, | der je durch Künstler Hand,
durch Mannesgewerk | mit mächtiger Kraft
als Gebäude errichtet. | Dann der Reiche sprach,
der hehre Himmelskönig, | hörten die andern,
4280ich mag euch erzählen, sprach er, | daß noch wird die Zeit kommen,
daß davon stehen nicht soll | ein Stein über dem andern,
sondern er fällt zu Boden, | und ihn Feuer erfaßt,
gefräßige Lohe, | obwohl er nun so prachtvoll ist,
so weislich gewirkt. | und so thuen all dieser Welt Geschöpfe,
4285es zergleitet die grüne Au. | Da gingen zu ihm die Jünger,
fragten ihn so stille, | wie lange soll stehen noch, sprachen sie,
diese Welt in Wonnen, | ehe denn die Wende komme,
daß der letzte Tag | des Lichtes scheine
durch den Wolkenhimmel, | oder wann ist dein Wille wieder zu kommen
4290in diesen Mittelgarten, | das Menschengeschlecht
zu richten, | die Todten und Lebendigen,
Herr mein, der gute? | uns ist darnach Verlangen groß,
waltender Christ, | wann das geschehen solle.
<LII.> Da ihnen Antwort | der allwaltende Christ
4295gütlich gab, | den Jüngern er selbst,
das hat so verborgen, sprach er, | der Droste, der gute,
und auch so dicht verholen | des Himmelreiches Vater,
der Waltende dieser Welt, | so daß wissen nicht mag
einig Mannessohn, | wann die herrliche Zeit
4300kommt in dieser Welt, | nicht es auch in Wahrheit nicht kennen
Gottes Engel, | die vor ihm gegenwärtig
immer sind, | sie es auch sagen nicht mögen
in Wahrheit mit ihren Worten, | wann es dann werden solle,
daß er wolle in diesem Mittelgarten, | der mächtige Droste,
4305die Menschen heimsuchen. | Der Vater weiß es allein,
der heilige im Himmel, | sonst ist es verholen allen,
Lebendigen und Todten, | wann seine Kunst werde,
ich mag euch erzählen, | welche Zeichen ehe bevor
werden wunderbarlich, | ehe denn er in diese Welt komme
4310an dem herrlichen Tage, | das wird hier zuvor an dem Monde sichtlich
und auch an der Sonne eben so, | geschwerken sie beide,
mit Finstere werden sie befangen, | fallen die Sterne,
weiße Himmelslichter, | und zittert die Erde,
bebet die breite Welt, | wird solcher Zeichen viel,
4315grimmet die große See, | wirket des Meeres Strom
Schrecken mit seinen Wogen | den Erdwohnenden,
dann dorret die Menge | durch das große Gezwinge,
das Volk durch die Furcht, | dann nicht ist Friede irgends,
sondern wird Kampf so mancher | über diese Welt all
4320hitzig erhoben, | und die Herrschaft leitet
ein Geschlecht über das andere, | wird der Könige Kampf,
gewaltige Machtfahrt, | wird mancher Qualtodt
offener Orlog, | das ist ein schrecklich Ding,
daß je solchen Mord sollen | Männer erheben.
4325Wird Pest, so große, | über diese Welt all
Menschensterben zumeist, | als je in diesem Mittelgarten
verschieden durch Seuche, | liegen sieche Menschen,
stürzen und sterben, | ihren Tag enden,
füllen sie mir ihrem Leben, | fährt unmäßig großer
4330Hunger heißgrimmig | über der Helden Kinder,
der Speisebegierden größte. | Nicht ist das das kleinste
der Wehe in dieser Welt, | die hier werden sollen
vor dem Urtheilstage. | Wann je ihr diese Thaten sehet
geschehen in dieser Welt, | so möget ihr wahrlich verstehen,
3435daß dann der letzte Tag | den Leuten nahet,
der hehre den Mannen, | und die Macht Gottes,
der Himmelskraft Bewegung, | und des Heiligen Kunst,
des Drosten, mit seinen Herrlichkeiten. | Seht, ihr von diesen Thaten möget
in diesen Bäumen | ein Bild erkennen:
4340wann sie knospen und blühen, | und Blätter zeigen,
Laub sich entfaltet, | dann wissen der Leute Kinder,
daß dann ist bald nachdem | der Sommer genahet,
warm und wonnesam, | und das Wetter schön.
So wisset ihr auch bei diesen Zeichen, | die ich euch erzählte hier,
4345wann der letzte Tag | den Leuten nahet.
Dann sage ich euch wahrlich, | daß eher dies Wehrthum nicht muß
zerfahren, diese Volkschaft, | ehe denn werde erfüllet so
mein Wort, bewährt. | Nach Wende kommt
Himmels und Erden, | und stehet mein heilig Wort
4350fest fortwährend, | und wird alles erfüllet so,
geleistet in diesem Lichte, | wie ich vor diesen Leuten spreche.
Wachet (ihr) gewahrsam. | euch ist Heimsucher
des Gerichtes Tag, der hehre, | und eueres Drosten Kraft,
die große Machtstrenge | und die hehre Zeit,
4355Wende dieser Welt. | Dafür ihr euch wahren sollet,
daß er euch schlafende | in Schlummer-Ruhe
fährlich nicht befange, | in Frevelwerken,
des Meines voll. | Das Welt-Ende kommt
in düsterer Nacht, | allwie ein Dieb fähret
4360heimlich mit seinen Thaten, | so kommt der Tag den Mannen,
der letzte dieses Lichtes, | wie es eher diese Leute nicht wissen,
eben so wie es die Flut that | in Vordertagen,
die da mit Wasserströmen | die Leute verzehrte
bei Noahs Zeiten, | nur daß ihn schützte Gott
4365mit seinem Hause, | der heilige Droste
wider den Schwalg der Flut. | So geschah auch, daß Feuer kam
heiß vom Himmel, | welches die hohen Burgen
um Sodomaland, | schwarze Lohe, umpfing,
grimm und gefräßig, | daß dar einig Mensch nicht genas
4370außer Loth allein, | ihn entleiteten dannen
des Drosten Engel, | und seine zwei Töchter,
auf einen Berg hinauf, | das andere Alles brennend Feuer
wie Land so Leute, | die Lohe verzehrte.
Wie jählings ward das Feuer kommend, | wie ward eher die Flut desgleichen,
4375so wird der letzte Tag. | Darauf soll aller Leute jeglicher
gedenken, vor dem Ereigniß, | deß ist große Durft
der Menschen jeglichem. | Darum lasset in euer Gemüth Sorge,

<Jesus weissagt: das jüngste Gericht. (Matth.25,31-46)>
<LIII.> weil wenn das geschiehet, | daß der waltende Christ,
der erlauchte Menschensohn, | mit der Macht Gottes
4380kommt, mit der Kraft, | der Könige reichster,
zu sitzen in seinselbes Macht, | und zusammen mit ihm
alle die Engel, | die dar oben sind,
die heiligen im Himmel, | dann sollen dorthin der Helden Kinder,
die Fremdvölker kommen | alle zusammen,
4385von lebenden Leuten, | was je in diesem Lichte,
von Menschen, ward geboren. | Dort er dem Volke soll,
allem Menschengeschlechte, | der erlauchte Droste,
ertheilen nach ihren Thaten. | Dann scheidet er die verdorbenen Menschen,
die verworfenen Wehren, | zur linken Hand,
4390so thuet er auch die Seligen | zur rechten Seite,
grüßet er dann die Guten | und ihnen entgegen spricht,
kommet ihr, spricht er, die da gekoren sind, | und empfanget dies kräftige Reich,
dies gute, das hier bereitet steht, | das da ward der guten Kindern
gewirkt nach dieser Welt Ende, | euch hat geweihet selber
4395der Vater aller Lebenden Kinder, | ihr müsset dieses Glückes genießen,
gewalten dieses weiten Reiches, | weil ihr oft meinen Willen thatet
willfahret mir gerne, | und waret mir mit euerer Gabe milde,
wann ich bedrängt war | von Durst und Hunger,
von Frost befangen, | oder ich in Fesseln lag
4400beklemmt im Kerker, | oft ward mir dorthin kommend
Hülfe von euern Händen, | ihr wart mir in euern Herzen milde,
heimsuchtet mich würdiglich. | Dann spricht ihm drauf das Wehrthum entgegen,
Herr mein, der gute, sprechen sie, | wann warst du befangen so,
bedrängt in solchen Darbungen, | wie du vor diesem Volk erzählst,
4405Mächtiger, erwähnst? | Wann sah dich einig Mann
bedrängt in solchen Darbungen, | da du ja hast aller Völker Gewalt,
und auch im gleichen der Güter, | die je Menschen Söhne
gewannen in dieser Welt. | Dann spricht ihnen wieder der waltende Gott,
alles was ihr thatet, sagt er, | in eueres Drosten Namen
4410Gutes, vergabtet zu Gottes Ehre |
den Menschen, die hier die mindesten sind, | die hier unter dieser Menge stehen,
und aus Demuth | waren arme
Wehren, weil sie meinen Willen vollbrachten, | alles was ihr ihnen von euerm Reichthum gabet,
thatet zu meiner Verherrlichung, | das empfing euer Droste selber,
4415die Hülfe kam zum Himmelskönige | darum will euch der heilige Droste
lohnen euern Glauben, | gibt euch Leben ewig.
Wendet sich dann der Waltende | zu der linken hand,
der Droste zu den verdorbenen Menschen, | sagt ihnen, daß sie sollen die Thaten entgelten,
die Menschen, ihre Meinwerke, | nun ihr von mir sollet, spricht er
4420fahren so verfluchte | in das ewige Feuer,
das da bereitet ward | Gottes Widersachern,
dem Feindevolke | ob Frevelwerken,
weil ihr mir nicht halfet, | wann mich Hunger und Durst
quälte zum Erstaunen, | oder ich Gewandes baar
4425ging, jammermüthig, | war mir große Durft,
dann nicht hatte ich da einige Hülfe, | wann ich geheftet war
in Gliederkrampen geschlossen, | oder mich das Bette befing,
schwere Seuche, | dann nicht wolltet ihr mich siechen da
heimsuchen mit etwas, | nicht war euch werth je etwas,
4430daß ihr meiner gedächtet, | darum ihr in der Hölle sollet
dulden in Dunkel. | Dann spricht ihm drauf das Volk entgegen,
ei doch waltender Gott, sagten sie, | wie willst du so wider dies Wehrthum sprechen,
reden wider diese Menge, | wann war dir der Menschen Durft
des Guten von Gönnern, | weil sie es alles durch deine Gaben besitzen,
4435den Reichthum in dieser Welt. | Dann spricht drauf der waltende Gott,
wann ihr die ärmsten, sagt er, | der Zeitkinder,
von den Menschen die mindesten | in euerm Muthsinne,
die Helden, übersahet, | ließet sie in euerm Herzen leidig,
entzoget ihnen euere Verehrung, | dann thatet ihr euerm Drosten desgleichen,
4440ihr weigertet mit euern Reichthum. | Darum nicht will euch der waltende Gott
empfangen, euer Vater, | sondern ihr in das Feuer sollt,
in den tiefen Tod, | den Teufeln dienen,
den wuthigen Widersachern, | weil ihr so handeltet zuvor.
Dann nach diesen Worten | zerfährt das Vok entzwei,
4445die Guten und die Übeln, | fahren die verworfenen Menschen,
in die heiße Hölle, | trauermüthig,
die verdorbenen Wehren, | Weh empfangen,
Übel endelos, | leitet empor dannen
der hehre Himmelskönig | die lauteren Scharen
4450in das langwierige Licht, | wo ist Leben ewig
bereitet, Gottes Reich, | den guten Völkern.
<LIV.> So erfuhr ich, daß den Kämpen da | der reiche Droste
von der Welt Wende | mit Worten erzählte,
wie sie fortwähret, | so lange sie der Lebenden Kinder
4455bewohnen müssen, | und wie sie an dem Ende soll
zergleiten und zergehen. |

<Jesus weissagt seinen nahen Tod. Seiner Feinde Versammlung. An diese verkauft ihn Judas. (Matth.26,1-5 u. Mark.14,1-2 u. Luk.22,2-6)>
| Er sagte auch seinen Jüngern da
mit wahren Worten, | was, ihr wisset alle, sprach er,
daß nun über zwei Nächte | sind die Zeiten kommend,
der Juden Ostern, | daß sie sollen ihrem Gotte dienen,
4460die Wehren in dem Weihthum, | deß nicht ist einige Wende,
daß dar wird des Menschensohn | an die Volksmenge,
der kräftige, verkauft, | und ans Kreuz geschlagen,
erduldet Todesqual. | Da ward dort mancher Degen,
trugsinniger, gesammelt, | von Süderleuten,
4465der Juden Gönnerschaft, | (wo sie sollten ihrem Gotte dienen)
wurden die Gesetzlehrer | alle kommend,
zur Versammlung die Wehren, | die sie da zu den weisesten,
unter der Menge, | von den Männern zählten,
eine kräftige Geschlechtsart, | wo Kaiphas war,
4470der Bischof der Leute. | Sie rathschlagten da wider das Kind Gottes,
wie sie ihn erschlügen, | den Sündelosen,
sagten, daß sie ihn an dem heiligen Tage | ergreifen nicht sollten
unter der Mannen Menge, | damit nicht gerathe diese Volksmenge,
die Helden, in Aufruhr, | weil ihn diese Herrschaft will
4475vertheidigen mit Streit, | wir so stille müssen
trachten nach seinem Leben, | damit das Volk der Juden
an den Weihtagen | Lärm nicht erhebe.
Da ging dorthin Judas fort, | ein Jünger Christes,
einer der Zwölfe, | wo der Adel saß,
4480der Juden Gönnerschaft, | sagte, daß er ihnen hier guten Rath
sagen möchte, | was wollet ihr mir zahlen hier, sprach er,
von Geld zur Miethe, | wenn ich euch den Mann gebe
ohne Kampf und ohne Lärm? | Da ward des Wehrthums Herz,
der Leute, in Lusten, | wenn du willst leisten so, sprachen sie,
4485dein Wort bewähren, | dann du Gewalt hast,
was du von dieser Versammlung | begehren wollest
an gutem Gelde. | Da verhieß im die Verbrüderung dort
nach seinselbes Willkür | von Silbermünzen
dreißig zusammen, | und er zu der Schar sprach
4490mit derben Worten, | daß er gäbe seinen Drosten dafür,
entfernte sich dann von dem Wehrthum, | war ihm feindlicher Sinn,
berechnete bei sich, der so treulose, | wannehr würde ihm die Zeit kommen,
daß er ihn möchte überweisen | der wüthigen Schar,
dem Feinde-Volke | Dann wußte das Friedekind Gottes,
4495der wahre waltende Christ, | daß er diese Welt sollte
aufgeben diese Gehöfde, | und suchen sich das Gottesreich,
heimfahren zu seines Vaters Erbe. |

<Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße. (Joh.13,1-9)>
| Da nicht sah einer der Lebenden Kinder
größere Minne, | als er da zu den Mannen bewies
zu den guten Jüngen sein. | Ein Mahl bereitete er,
4500setzte sie vertraulich, | und ihnen sagte viel
wahrer Worte. | Schritt westlich der Tag,
die Sonne zum Siedel. | Da er selber gebot,
der Waltende mit seinen Worten, | hieß ihm Wasser bringen,
lauteres, zu Handen, | und auffstand da der heilige Christ,
4505der gute, beim Mahle | und dar seinen Jüngern zwagte
die Füße mit seinen Händen, | und rieb sie mit seiner Quehle drauf,
trocknete sie verehrlich. | Dann zu seinem Drosten sprach
Simon Petrus: | nicht dünkt mir dies so angemessene Sache,
Herr mein, der gute, | daß du meine Füße zwagest
4510mit deinen heiligen Händen. | Da sprach ihm drauf sein Herr entgegen,
der Waltende mit seinen Worten, | wenn du dazu Willen nicht hast, sagte er,
entgegen zu nehmen, | daß ich deine Füße zwage
aus solcher Minne, | wie ich diesen andern Männern hier
thue aus Verehrung, | dann nicht hast du einigen Theil mit mir
4515im Himmelreiche, | Das Herz ward da gewendet
dem Simon Petrus, | du habe dir selber Gewalt, sprach er,
Herr mein, der gute, | über meine Füße und Hände,
und über mein Haupt desgleichen | [.......]
als Gebieter, sie zu zwagen, | auf daß ich möge fortan deine
Huld haben, | und des Himmelreiches
4520solchen Antheil, | so du mir als Herr willst
dargeben durch deine Güte. | Die Jünger Christes
die Diensterweisung, | die Diener, duldeten,
die Degen mit Geduld, | alles was ihnen ihr Herr that,
der mächtige, aus Minne, | und gedachte ihnen noch mehr Dienst,
4525den Männern, zu erweisen, | <LV.> das Friedekind Gottes,
ging dann wieder sitzen | unter der Gefährten Zahl
und sagte Vieles, langdauernden Rath. |

<Jesus feiert mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl. (Matth.26,17-35 u. Mark.14,12-31 u. Luk.22,7-34 u. Joh.13.21-38 u. 14,16-30)>
| Ward wieder Licht kommend,
der Morgen zu den Menschen. | Den mächtigen Christ
grüßten seine Jünger, | und fragten, wo sie sein Mahl da
4530an dem Weihtage | bereiten sollten,
wo er wollte halten | die heiligen Zeiten
selber mit seinen Gefährten. | Dann er sie suchen hieß,
die Trauten, Hierusalem, | so ihr dann gegangen kommt, sprach er,
in die Burg hinein, | wo ist Gebraus groß
4535mächtig Volksgemeng, | dar möget ihr einen Mann sehen
in seinen Händen tragen | lauteres Wassers
ein Schöpfgefäß mit seinen Armen, | dem ihr folgen sollet,
in welches Gehöfde | ihr ihn gehen sehet,
und ihr sodann dem Herrn, | der den Hof besitzet,
4540selber saget, | daß ich euch sandte dorthin
zu bereiten mein Mahl. | Dann zeigt er euch ein prächtiges Haus,
einen hohen Söller, | der ist behangen ganz
mit seinem Schmuck. | Da ihr beschaffen sollt
meine Wirtschaft. | Dar bin ich ein Wißkomm,
4545selber mit meinen Gefährten. | Da begaben sich sofort darauf
dar gen Hierusalem | die Jünger Christes
fürbaß auf die Fahrt, | fanden alles, wie er sprach,
die Wortzeichen wahr, | nicht war daran einig Fehl.
Dort bereiteten sie das Mahl. | Ward der Gottes Sohn,
4550der heilige Droste, | in das Haus kommend,
wo sie die Landesweise | leisten sollten,
vollbringen Gottes Gebot, | allwie war der Juden
Gesetz und Altsitte | in Vordertagen.
Ging dann an dem Abende | der allwaltende Christ
4555in den Saal sitzen, | hieß dar seine Gefährten zu ihm
die zwölfe kommen, | welche ihm die getreuesten
in ihrem Muthsinne | von den Männern waren
in Worten und in Weisen. | Wußte selber
ihre Gesinnungen | der heilige Droste,
4560grüßte sie über dem Mahle. | Begierig bin ich sehr, sprach er,
daß ich zusammen mit euch | sitzen möge
des Mahles zu genießen, | der Juden Pascha
zu theilen mit euch so theuern. | Nun ich soll euch eueres Drosten
Willen sagen, | daß ich in dieser Welt nicht muß
4565mit Menschen mehr | Speise kosten,
fürder mit Lebenden, | ehe denn erfüllet wird
das Reich der Himmel, | mit ist vor Handen nun
Weh und Schreckensqual, | die ich für dies Wehrthum soll
dulden, für dies Volk. | Wie er da so zu den Degen sprach,
4570der heilige Droste, | da ward ihm sein Herz betrübt,
ward ihm verdüstert die Seele, | und drauf zu den Gefährten sprach
der gute zu seinen Jüngern, | wahrlich, ich euch Gottes Reich, sagte er,
verhieß, des Himmels Licht, | und ihr mir holdlich
euere Degenschaft, | nun wollt ihr nicht verharren so,
4575sondern wanket von den Worten. | Nun sage ich euch in Wahrheit hier,
daß will von euch Zwölfen einer | die Treue brechen,
will mich verkaufen | unter dies Geschlecht der Juden,
verhandeln gegen Silber, | und will sich da Erz nehmen,
theuere Münze, | und geben seinen Drosten dafür,
4580den holden Herrn, | das ihm doch zum Harme soll
werden, zum Wehe. | Indem den Erfolg er siehet,
und er der Arbeit | Ende schauet,
dann weiß er das in Wahrheit, | daß ihm wäre ein ander Ding
besser um vieles, | daß er je geboren nicht wäre
4585lebend zu diesem Lichte, | wann er zu Lohn empfängt
übeles Elend | für argen Verrath.
Da begann der Männer jeglicher | nach dem andern zu schauen,
sorgend zu sehen, | war ihnen das Gefühl schwer,
weh um ihr Herze, | sie hörten ihren Herrn da
4590Trauerworte sprechen, | die Freunde sorgten,
welchen er von den Zwölfen | dazu zählen wollte
als schuldigen zum Schädiger, | daß er habe die Silberlinge da
bedungen von dem Volke. | Nicht war es der Degen einigem
zu solcher Falschheit | möglich sich zu bekennen,
4595Meingedanken entsagte | der Männer jeglicher,
wurden alle in Furchten, | zu fragen nicht wagten sie
ehe denn da winkte | der hochwürdige Jünger,
Simon Petrus, | nicht wagte er es selber zu sprechen,
zu Johannes, dem guten, | der war dem Gotteskinde
4600in den Tagen | der degen liebster
zumeist in Minne, | und mußte darum an des mächtigen Christes
Busen ruhen, | und an seiner Brust er lag,
sich lehnte mit seinem Haupte. | da vernahm er so manch heilig Geheimnis,
tiefe Gedanken. | Und da zu seinem Drosten sprach,
4605begann ihn zu fragen, | wer soll das, Herr mein, sein , fragte er,
der dich verkaufen will, | der Könige reichsten
unter deiner Feinde Volk? | [...]
Waltender, das zu wissen. | Da hatte drauf sein Wort bereit
der heilige Christ: | Sieh (dir), wem ich hier zu Handen gebe
4610von meiner Speise, vor diesen Mannen, | der hat Weihgedanken,
bittere Herzensgesinnung, | der soll mich in der Mörder Gewalt,
den Feinden liefern, | dar man mein Leben soll,
mein Alter enden, | nahm er dann nachdem
von der Speise vor den Mannen, | und gab davon den Meinthäter
4615dem Judas in die Hand, | und ihm entgegen sprach
selber vor seinen Gefährten, | und ihn schleunig hieß
fahran von seinem Volke, | handle, so du denkest, sagte er,
thue, was du Ihnen sollst, | du nicht magst verbergen länger
den Willen dein, | die Wurd ist vorhanden,
4620die Zeiten sind nun genahet. | Wie da der Treulüger,
das Mus empfing, | und mit seinem Munde einbiß,
so verließ ihn da die Gotteskraft, | die Gramen einfuhren
in seinen Leichnam, | leidige Wesen,
ward ihm Satanas, | sehr klamm,
4625hart um sein Herz, | seitdem ihn die Hülfe Gottes
verließ in diesem Lichte. | So ist dem der Menschen Wehe,
der so unter diesem Himmel | wird den Herrn wechseln,
<LVI.> Machte sich da auf dannen, | der Verrathes begierig,
Judas zu gehen, | hatte grimmen Sinn
4630der Degen wieder den Dienstherrn, | war da schon düstere Nacht
dicht geschweret. | Der Sohn des Drosten
blieb beim Mahle noch, | und seine Jünger dort,
der Waltende Wein und Brod, | weihete beides,
heiligte, der Himmelskönig, | mit seinen Händen es brach,
4635gab es seine Jünger | und Gotte dankte,
sagte dem Dank, | der da Alles erschuf,
Welt und Wonne, | und sprach manches Wort,
glaubet (ihr) das lichthell, fragte er, | das dies ist mein Leib,
und mein Blut desgleichen, | ich gebe euch beides zusammen,
4640zu essen und zu trinken, | dieses ich auf Erden soll
hingehen und vergießen, | und euch zu Gottes Reiche
erlösen mit meinem Leibe | in das Leben, das ewige,
in das Licht des Himmels, | gedenket (ihr) immer,
daß ihr das vollbringet, | was ich bei diesem Mahle thue,
4645verkündet dies vor der Menge, dies ist ein mächtig Ding,
mit diesem sollt ihr euren Drosten, | Ehre wirken,
habet dies meiner zu Erinnerungen, | das heilige Bild,
daß es die Zeitkinder | künftig nachthun,
wahren in dieser Welt, | daß das wissen alle
4650Menschen über diesen Mittelgarten, | daß es durch meine Minne gethan
dem Herrn zur Huldigung. | Gedenkt (ihr) immer,
wie ich euch hier gebiete, | daß ich euere Brüderschaft
glaubhaft bewahret, | habet frommen Sinn,
minnet euch in euerem Gemüthe, | daß das der Menschen Kinder
4655über das Erdenvolk | alle verstehen,
daß ihr seid wahrhaftig | meine Jünger.
Auch soll ich euch sünden, | wie hier will der kräftige Feind
hassend bittergrimmig | um euer Herz spüren,
Satanas selber, er kommt | hieher euere Seelen
4660tückisch zu gefährden, | immer (ihr) fest zu Gotte
traget euere Herzgedanken, | ich soll in eurem Gebete stehen,
daß euch nicht mag der Meinthäter | das Gemüth berücken,
ich leiste euch Hülfe wider den Feind, | Auch kam er hierher einst mich zu belisten,
doch ihm seines Willens hier | nichts gelang
4665des Lieben an diesem meinem Leibe. | Nun nicht will ich euch länger verhehlen,
was euch hier nun schleunig soll | für Sorge entstehen:
ihr werdet mir versagen, | ihr meine Gefährten,
euere Degenschaft, | ehe dann diese düstere Nacht
die leute verlasse, | und wieder Licht komme,
4670der Morgen zu den Menschen. | Da ward der Muth den Getreuen
stark verdüstert, | und krank ihr Gefühl,
schmerzlich um ihr Herz, | und ihres Herrn Wort
schwer in Sorgen. | Simon Petrus dann
der Degen zu seinem Drosten | in kühnen Worten sprach
4675aus Huld <ab hier HS M mit Blattverlust - Übersetzung aus HS C> zu seinem Herrn,
ob auch dich all dies Heldenvolk, sagte er, | verläßt, deine Gefährten,
doch ich standhaft mit dir | in allen Drangsalen dulden will,
ich bin bereit immer, | wenn mir Gott verleihet,
das ich zu deiner Hülfe | standhaft stehe,
4680wenn sie dich auch in Kerkers | Schlösser enge,
diese Leute, beschließen, | so ist mir wenig Bedenken,
daß ich in den Banden mit dir | harren will,
liegen mit dir, so liebem. | Wenn sie deines Lebens dann
mit des Schwertes hieb | dich berauben wollen,
4685mein Fürst, der gute, | ich gebe mein Leben für dich
im Waffenspiel, | nicht ist mir werth, je etwas
zu vermeiden, | so lange mir währet mein
Muth und handcraft. | Da sprach ihm drauf sein Herr entgegen,
was du dich versiehest, sagte er, | weiser Treue,
4690dreister Dinge | du hast Degens Sinn,
guten Willen, | ich mag dir sagen, wie es dennoch geschehen soll,
daß du wirst so schwachmüthig, | obwohl du jetzt nicht wähnest so,
daß du deinen Herrn bei Nacht | dreimal verleugnest
vor dem Hahnenschrei, | und sagst, daß du ich dein Herr nicht sei,
4695sondern du verschmähest mein Schutzrecht. | Da sprach aber der Mann entgegen,
wenn es auch in dieser Welt, sagte er, | geschehen müßte,
daß ich zusammen mit dir | sterben müßte,
sterben gebührlich, | so würde doch niemals der Tag kommen
daß ich dich verleugnete, | lieber Droste,
4700gern vor diesen Juden. | Da sprachen alle die Jünger so,
das sie dar in den Gedinge | mit ihm dulden wollten.
<LVII.> Da ihnen drauf mit seinen Worten gebot | der Waltende selber,
der hehre Himmelskönig, | daß sie sich nicht ließen ihr Herz zweifeln,
hieß, daß sie nicht hegten | tiefe Gedanken,
4705nicht betrübe sich euer Herze | durch eueres Drosten Wort,
nicht fürchtet zu viel, | ich soll unseren Vater,
ihn selber suchen, | und euch senden soll
vom Himmelsreiche | den heiligen Geist,
der soll euch wieder trösten, | und zum Frommen werden,
4710mahnen euch an die Gedanken, | die ich euch in Menge habe
mit Worten gewiesen, | er gibt euch Weisheit in die Brust,
lustsame Lehre, | das ihr leistet fortan
die Worte und die Werte, | die ich euch in dieser Welt gebot.

<Jesus betet auf dem Ölberge. (Matth.26,47 u. Mark.14,26-43 u. Luk.2,39-47 u. Joh.16,6-20)>
Erhub sich dann der Reiche | in dem Saale innen
4715der rettende Christ, | und verließ ihn des Nachts
selber mit seinen Gefährten, | traurig gingen
sehr jammernd | die Jünger Christes,
wehmüthig. | Dann er sich begab auf den hohen
Berg der Ölbäume, | da war er auf gewohnt
4720zu gehen mit seinen Jüngern, | das wußte Judas wohl,
der bösherzige Mann, | weil er oft war auf dem Berge mit ihm,
dar grüßte der Gottessohn | die Jünger sein,
ihr seid nun so betrübt, sprach er, | nun ihr mein Tod wisset,
nun jammert ihr und grämt euch, | und die Juden sind in Lusten,
4725freuet sich die Menge, | sind in ihrem Gemüthe froh,
diese Welt ist in Wonnen, | deß wird doch eine Wende kommen
sehr schleunig, | dann wird ihnen schwer das Herz,
dann trauern sie in ihrem Gemüthe, | und ihr euch freuen sollt
künftig im Ewigstage | weil jemals Ende nicht kommt,
4730eueres Wohllebens Wende. | Darum nicht dürfen euch diese Werke härmen,
schmerzen meine Hinfahrt, | weil von da soll die Hülfe kommen
den Kindern der Guten. | Dann hieß er seine Jünger dar
auf dem Berge warten, | sagte, daß er zum Gebete wollte
auf dem Kuppenhange | höher steigen,
4735hieß dann mit ihm drei | Degen gehen,
den Jakobus und Johannes, | und den guten Petrus,
den dreistmuthigen Degen, | dann sie mit ihrem Herrn zusammen
gerne gingen. | da hieß sie der Gottessohn
auf dem Berge oben | zum Gebete sich neigen,
4740hieß sie Gott grüßen, <ab hier auch wieder HS M> | sehnlich bitten,
daß er ihnen der Versucher | Kraft abwehre,
der Bösen Willen, | daß er ihnen der widersacher nicht möchte,
der Meinthäter, | den Muth verführen.
Auch sich dann selber neigte | der Sohn des Drosten,
4745der Kräftige zum Kniegebet, | der Könige reichster,
vorwärts zur Erde, | den Vater aller Menschen,
den guten, grüßte er, | mit Trauerworten er sprach,
wehmüthiglich, | war ihm sein Herz betrübt,
bei seiner Menschheit | das Gemüth gerührt,
4750sein Fleisch war in Furchten, | entfielen ihm Thränen,
troff sein kostbarer Schweiß, | allwie Blut kommt
wallend aus Wunden, | war im Kampfe da
in dem Gotteskinde | der Geist
und der Leib, | der eine war bereit
zum Heimwege, | der Geist zum Heimwege,
4755der Geist zum Gottesreiche, | der andere in Jammer stand,
der Leib Christes, | nicht wollte er das Licht aufgeben,
sondern bebte vor dem Tode, | immer er den Drosten fort
desto mehr nachdem, | den mächtigen, anredete,
den hohen Himmelsvater, | den heiligen Gott,
4760den Waltenden, mit seinen Worten, | wenn nun werden nicht mag, sprach er
das Menschengeschlecht erlöset, | es sei denn das ich hingebe meinen
lieben Leib | für der Leute Kinder
zur Qual bis zum Erstaunen, | es sei denn dein Wille so,
ich will deß dann kosten, | ich nehme den Kelch an die Hand,
4765trinke ihn dir zu Ehren, | Droste, mein Fürst,
mächtiger Mundherr, | nicht achte du hier meines
Fleisches Wohlfahrt, | ich erfüllen soll
den Willen dein, | du hast Gewalt über das All.
Giwet sich dann zu gehen, | wo er seine Jünger ließ
4770warten auf dem Berge, | fand sie das Kind Gottes
schlafen in Sorgen, | war ihnen schwer das Herze,
daß sie von ihrem Drosten | scheiden soolten.
So sind das Herzensleiden | der Menschen jeglichem
daß er verlassen soll | den lieben Herrn,
4775aufgeben den so guten. | Dann er zu seinen Jüngern sprach,
weckte sie der Waltende, | und mit Worten grüßte,
wie wollt ihr so schlafen, sagte er, | nicht möget zusammen mit mir
wachen eine Weile, |die Wurd ist vorhanden,
das er ergehen soll, | wie es Gott Vater
4780ordnete, der Mächtige. | Nicht ist in meinem Muthe Zweifel,
mein Geist ist bereit | in Gottes Willen,
fertig zu fahren, | mein Fleisch ist in Sorgen,
aufhält mich mein Leib, | leid ist ihm sehr
Weh zu dulden, | ich dennoch den Willen soll
4785meines Vaters erfüllen, | habet ihr so festen Sinn.
Begab sich da wider dannen | zum anderen Male
auf den Berg hinauf | zum Gebete zu gehen,
der erlauchte Droste, | und dort sprach er so manche
gute Worte. | Gottes Engel kam,
4790der Heilige, vom Himmel, | sein Herz festigte er,
stärkte er zu den Banden. | Er war in dem Gebete immer
fort mit Fleiße, | und seinen Vater anrief er,
den Waltenden, mit seinen Worten, | wenn es nun sein nicht mag, sprach er,
erlauchter Droste, | außer daß ich für dieses Menschenvolk
4795Todesqual dulde, | ich soll in deinem
Willen verharrenv | Begab sich darauf wieder dannen
zu suchen seine Gefährten, | fand sie schlafen,
grüßte sie jählings, | ging wieder dannen
zum dritten Male zum Gebete, | und sprach der Volkskönig
4800all dieselben Worte, | der Sohn des Drosten,
zum allwaltenden Vater, | wie er vorhin that,
mahnte den Mächtigen | an der Menschen Heil
sehr kräftiglich | der erlösende Christ,
ging dann wieder zu seinen Jüngern, | grüßte sie sogleich,
4805schlafet (ihr) und ruhet, sagte er, | nun wird schleunig hieher
kommen mit Kraft, | der mich verkauft hat,
den sündelosen verhandelt. |

<Jesus wird durch des Judas Verrath gefangen und gebunden. (Matth.26,47-56 u. Mark.14,43-50 u. Luk.22,47-54 u. Joh.18,3-15)>
| Die Gefährten Christes
erwachten da nach den Worten, | und sahen da das Wehrthum kommen
auf den Berg herauf | in Schwarme, gewaltigem,
4810wüthige Waffenknechte, | <LVIII.> führte sie Judas,
der gramsinnige Mann, | die Juden nachdrangen,
eine Feinde-Volksschar, | trug man Feuer dazwischen,
Flammen in Lichtgefäßen, | führte man Fackeln,
brennende, von der Burg, | als sie auf den Berg hinauf
4815stiegen mit Streit. | Die Stätte wußte Judas wohl,
wo er die Leute hin | leiten sollte,
sagte ihnen da zum Zeichen, | als sie darhin fuhren,
der Volkschaft zum Voraus, | darum daß sie nicht ergriffen dort,
die Knechte, einen andern Mann, | ich gehe zuerst zu ihm, sprach er,
4820küsse ihn und kose, | das ist der Christ selber
den ihr fahen sollt | mit Volkes Kraft,
binden auf dem Berge, | und ihn zur Burg von hier
leiten unter die Leute, | er sein Leben hat
mit Worten verwirkt. | Das Wehrthum eilte dann,
4825bis daß sie zu Christe | gekommen waren,
das Grimmvolk von Juden, | wo er mit seinen Jüngern stand,
der erlauchte Droste, | wartete der Gottesbestimmung,
entscheidender Zeiten. | Da ging ihm der treulose Mann,
Judas, entgegen, | und zu dem Gotteskinde
4830sich neigte mit dem Haupte, | und seinen Herrn grüßte,
küßte ihn, den kräftigen, | und sein Wort leistete,
wies ihn der Wehrschaft, | all wie er zuvor mit Worten verhieß.
Das duldete alles mit Geduld | der Völker Herr,
der Walter dieser Welt, | und sprach zu ihm mit seinen Worten,
4835fragte ihn frank: | weshalb kommst du so mit diesem Volke zu mir,
warum leitest du mir diese Leute zu, | und mich an dieses leidige Volk
verkaufst mit deinem Kusse, | unter diese Meute von Juden,
bezeichnest mich der Rotte? | Ging dann mit den Männern zu sprechen,
mit dem andern Wehrthum, | und sie mit seinen Worten fragte,
4840wen sie mit dem Gesinde | zu suchen kämen,
so dringlich in der Nacht, | als wenn ihr wolltet Noth bereiten
der Menschen etwelchem. | Da sprach ihm drauf die Menge entgegen,
sagten, daß ihnen der Heiland dar | auf dem Holme oben
gewiesen wäre, | der dies Gewirre stiftet
4845den Judenleuten, | und sich Gottes Sohn
selber heißet, | ihn kamen wir zu suchen hieher,
wollten ihn gerne ergreifen, | er ist von Galiläaland,
von Nazarethburg. | Wie ihnen da der erlösende Christ
sagte in Wahrheit, | daß er es selber war,
4850so wurden sie dann in Furchten, | das Volk der Juden,
wurden so eingeschüchtert, | daß sie hinterrücks fielen,
alle die Ebene, | die Erde suchten widerwärts.
Das Wehrthum nicht vermochte | das Wort Gottes,
die Stimme zu bestehen, | waren doch so streitbare Männer,
4855sie liefen wieder hinauf an dem Hange, | ihren Muth stärkten sie,
faßten Herzgedanken, | erzürnt gingen sie
näher mit Hast, | bis daß sie den erlösenden Christ
mit Wehrthum umringten. | Standen die weisen Männer
sehr trauernd, | die Jünger Christes,
4860umher bei der derben That, | und zu ihrem Herrn riefen,
wäre es jetzt dein Wille, sagten sie, | Waltender, Fürst mein,
da sie uns an Speeres Spitzen | spießen sollten,
durch Waffen wund, | dann nicht wäre uns etwas so gut,
als daß wir hier für unsern Drosten | sterben müßten
4865durch Miethe bleich. | Da erzürnt ward
der schnelle Schwertdegen, | Simon Petrus,
wallte ihm innen sein Muth, | daß er nicht mochte einig Wort sprechen,
so harm ward ihm im Herzen, | daß man seinen Herrn da
binden sollte, | dann er aufgebracht ging,
4870der sehr dreistmuthige Degen, | vor seinen Drosten stehen,
hart vor seinen Herrn, | nicht war ihm sein Herz zweifelig,
blöd in der Brust, | sondern er seine Haue auszog,
das Schwert an der Seite, | schlug entgegen
auf den vordersten Feind | mit der Fäuste Kraft,
4875daß dann Malchus ward | mit des Degens Schneide
an de rechten Seite, | mit dem Schwerte geschmarret,
das Gehör ward ihm verhauen, | er ward an dem Haupte wund,
daß ihm derb getroffen | Backe und Ohr
durch die Beinschröte barst, | Blut nachsprang,
4880quoll aus der Wunde, | da war an seinen Wangen schartig
der vorderste der Feinde. | Da machte das Volk Raum,
sie scheueten vor des Beiles Biß. | Da sprach das Kind Gottes
selber zu Simon Petrus, | hieß, daß er sein Schwert thäte,
das scharfe, in die Scheide, | wenn ich wider diese Schar wollte, sagte er,
4885wider dieses Wehrthums Kampf | Kriegssache üben,
dann mahnte ich den erlauchten | mächtigen Gott,
den heiligen Vater | im Himmelreiche,
daß er so manchen Engel hieher | von oben sendete,
des Kampfes so kundigen, | daß nicht möchte deren Waffengewalt
4890die Männer ertragen, | ihrer nicht stände je solche Macht zusammen,
des VOlkes gefestiget, | daß ihnen ihr Leben seitdem
verbleiben möchte, | aber es hat der waltende Gott,
der allmächtige Vater, | ein anderes bestimmt,
daß wir dulden sollen, | alles was uns dies Volk
4895Bitteres zubringt. | Nicht sollen wir uns erzürnen irgend,
wehren wider ihren Angriff, | weil jeder, der Waffenstreit
grimmen Gehrkampf will | gerne üben,
er kommt um oft | durch des Schwertes Schärfe,
stirbt blutig. | Wir mit unsern Thaten nicht sollen
4900etwas verderben. | Ging er dann zu dem wunden Manne,
fügte mit Weisheit | den Leib zusammen,
die Hauptwunde, | daß sie sofort geheilet ward,
des Schwertes Biß, | und sprach der Sohn Gottes
zu dem wüthigen Wehrthum, | mich dünket groß Wunder, sagte er,
4905wenn ihr mir was Leides | zufügen wolltet,
wie ihr mich dann nicht finget, | wann ich unter euerm Volke stand
in dem Weihthum innen, | und dar manches Wort,
wahrhaftiges, sagte. | Dann war Sonnenschein,
theueres Tageslicht, | dann nicht wolltet ihr mir thuen je etwas
4910Leides in diesem Lichte, | und nun führt ihr mir euere Leute zu
in düsterer Nacht, | allwie man dem Diebe thut,
wenn man den fangen will, | und er sein Leben hat
verwirkt, der Schandthäter. | Das Wehrthum der Juden
griff drauf an den Gottessohn, | der grimmige Troß,
4915der Hauf der Hassenden, | umdrängte ihn rings
muthiges Männervolk, | der Meinthat nicht achteten sie,
hefteten mit harten Banden | die Hände zusammen,
die Arme mit Fesseln. | Ihm nicht war solche Angstqual
Noth zu dulden, | Todespein
4920auszuhalten solches Weh, | aber er es für dies Wehrthum that,
weil er der Leute Kinder | erlösen wollte,
holen aus der Hölle | in das Himmelreich,
in das weite Wohl. | Darum er das nicht besprach,
was sie ihm aus Argwillen | zeigen wollten.
<LIX.> <4925> Da wurden sie darob stolz, | das muthige Volk der Juden,
die Rotte ward darüber gar rühmig, | daß sie den heiligen Christ
in Gliederbanden | leiten konnten, <V. 4927 nicht in HS M - Übersetzung nach HS C>
führen in Fesseln. | Die Feinde nun eilten
von dem Berge zur Burg, | ging das Kind Gottes
4930unter der Heerschar | an Händen gebunden,
betrübt zu Thale, | waren ihm da die theuern
Gefährten entwichen, | allwie er ihnen zuvor gesagt.
Nicht kam es jedoch durch einige Feichheit, | daß sie den Sohn Gottes,
den lieben, verließen, | sondern es war so lange zuvor
4935der Wahrsager Wort, | daß es sollte geschehen so,
darum nicht konnten sie es vermeiden. | Dann hinter der Menge
gingen Johannes und Petrus, | die zween Getreuen,
folgten von ferne, | war ihre Wißbegierde groß,
was die grimmen Juden | dem Gotteskinde wollten,
4940ihrem Drosten, thuen. |

<Jesus zu Kaiphas geführt. Des Petrus Verleugnung und Reue. (Matth.26,57-75 u. Mark.14,53-72 u. Luk.22,54-62 u. Joh.18,15-27)>
| Da sie zu Thale kamen
von dem Berge zur Burg, | wo ihr Bischof war,
ihres Weihthums Wart, | da leiteten ihn die anmaßenden Männer,
die Söldner, hinter das Gatter, | da war große Glut,
Feuer im Friedhof, | dem Volke gegenüber,
4945geschürt für das Wehrthum, | da gingen sie, sich zu wärmen, hin,
die Judenleute, | ließen den Gottessohn
warten in Banden, | war dort großer Lärm,
der Keckmuthigen Geschrei, | Johannes war schon eher
dem Hehrsten bekannt, | darum konnte er in den Hof
4950hinein dringen mit dem Volke. | Stand aller Degen bester,
Petrus, da draußen, | nicht ließ ihn da der Thorwart
folgen seinem Frohne, | bis es von seinem Freunde erbat
Johannes, von einem der Juden, | daß man ihn gehen ließ
hinein in den Friedhof. | Da kam ihm ein falsches Weib
4955gegangen entgegen, | die war eines Juden,
ihres Dienstherrn Dienerin, | und dann zu dem Degen sprach
die Magd ungütig, | wie, du magst ein Mann sein, sagte sie,
von Galiläa, ein Jünger | des, der da gegenüber steht,
an den Armen gefestiget. | Da in Furchten ward
4960Simon Petrus gleich, | schleh an seinem Muthe,
sagte, daß er des Weibes | Wort nicht begriffe,
nicht des Dienstherrn | Degen (nicht) wäre,
entsagte seiner da vor der Menge, | sagte, daß er den Mann nicht kennte,
nicht sind mir deine Worte kund, sprach er, | war ihm die Kraft Gottes
4965der Starkmuth aus dem Herzen | fern gewichen,
fort ging er unter dem Volke, | bis daß er zu dem Feuer kam,
ging sich da zu wärmen. | Dort ihm auch ein Weib begann
zu geben Schmährede, | hier mögt ihr, sprach sie, euern Feind ansehen,
dies ist offenbar | ein Jünger Christes,
4970seinselbes Gefährte. | Da gingen ihm sofort nachdem
näher die Neidharte, | und ihn eifrig
fragten der Feinde Kinder, | welches Volkes es wäre,
nicht bist du (einer) dieser Burgleute, sagten sie, | das können wir an deinem Gebaren sehen,
an deinen Worten und an deiner Weise, | daß du dieses Wehrthums nicht bist,
sondern du bist ein galiläischer Mann, | er nicht wollte des gestehen etwas,
4975sondern stand da und stritt, | und einen starken eid
kräftiglich schwur, | daß er des Gesindes nicht wäre,
nicht hatte er seiner Worte Gewalt, | es sollte geschehen so,
wie es der bestimmte, | der des Menschengeschlechtes
4980wartet in dieser Welt. | Da trat auch in dem Schwarme zu ihm
des Mannes Verwandter, | den er vorhin mit dem Säbel hieb,
mit dem Schwerte, dem scharfen, | sagte, daß er ihn sahe dar
auf dem Berge oben, | wo wir in dem Baumgarten
dem Herrn dein | die Hände banden,
4985festigten seine Arme. | Er da mit bangem Herzen
verleugnete seinen lieben Herrn, | sagte, daß er wollte sein des Todes schuldig,
wenn es möchte einer dar | von allen Mannen
sagen mit Sicherheit, | daß er des Gesindes wäre,
folgte dessen Fährte. | Da ward zum ersten Male
4990der Hahnenschrei erhoben. | Da sah der heilige Christ,
der Kinder das beste, | wo er gebunden stand,
selber zu Simon Petrus, | der Sohn des Drosten
zu dem Jünger über seine Achsel. | Da ward ihm im Innern sofort,
dem Simon Petrus | Schmerz in seinem Gemüthe,
4995Harm in seinem Herzen, | und sein Sinn betrübt,
sehr ward ihm zu Sorgen, | was er vorhin selber gesprochen,
gedachte der Worte da, | die ihm der waltende Christ
selber sagte, | daß er in der schwarzen Nacht
vor dem Hahnenschrei | seinen Herrn sollte
5000dreimal verleugnen. | Das quälte ihm innen das Herz,
bitter in seiner Brust, | und er ging da erzürnt dannen,
der Mann aus der Menge | in Herzenskummer,
tief in Sorgen, | und seinselbes Wort,
die Fehlthat beklagte, | bis daß ihm wallen kamen
5005durch das Herzeleid | heiße Thränen,
blutige aus seiner Brust, | er nicht hoffte, daß er deß könnte bessern etwas,
das Frevelwerk künftig, | oder zu seinem Frohne zu kommen,
zu des Herrn Hulde. | Nicht ist einer der Helden so alt,
daß er je eines Menschen Sohn | mehr sah
5010seinselbes Wort | sehrer bereuen,|
beklagen und bejammern. | Weh, kräftiger Gott, sprach er,
daß ich habe mich so vergangen, | wie ich für meine Lebenszeit nicht darf
Dank sagen, | wenn ich nun im Alter soll
deiner Huld, | und des Himmelreiches, |
5015o Herr entbehren, | dann nicht kann mir des einiger Dank sein,
o lieber Droste, | daß ich je zu diesem Lichte kam,
nicht bin ich des würdig, | waltender Fürst mein,
daß ich unter deine Jünger | gehen könnte,
so sündig unter deine Gefährten, | ich sie selber soll
5020meiden in meinem Gemüthe, | nun ich mir solch Meinwort sprach.
So jammerte | der Menschen bester,
reuete ihn so hart, | daß er hatte seinen Herrn da,
den lieben, verleugnet. | Dann nicht dürfen deß der Leute Kinder
die Wehren, sich wundern, | weshalb es wollte Gott,
5025daß so lieben Mann | Leid betraf,
daß er so höhnlich | den Herrn sein
durch der Dirne Wort, | der Degen wackerster,
verleugnete, so lieben. | Es war alles um diese Leute gethan,
den Menschenkindern zu Frommen. | Er wollte ihn zum Fürsten machen,
5030zum Hehrsten über sein Haus | der heilige Droste
ließ ihn erkennen, | welche Kraft
hat der menschliche Muth | ohne die Macht Gottes,
ließ ihn sündigen, | damit er seitdem desto baß
den Leuten glaubte, | wie lieb da ist
5035der Menschen jeglichem, | wenn er Mein verübet,
daß man ihm erlasse | leidige Handlung,
die Schulden und die Sünden, | wie ihnen da selber that
des Himmelreiches Gott, | das Harmgewirk.
<LX.> Darum ist eines Mannes Prunk, | der große, eitelthöricht,
5040eines Hofknechtes Ruhm, | wenn ihm die Hülfe Gottes
gebricht durch seine Sünde, | dann ist ihm bald nachdem
der Herzsinn blöder, | wiewohl er früher prahlerisch sprach,
rühmte von seiner Stärke, | von seiner Handkraft,
der Mann von seiner Macht. | Das ward da sichtlich an dem Erlauchten,
5045der Degen bestem, | da ihm gebrach seines Herrn
heilige Hülfe. | Darum nicht sollte rühmen ein Mann
zu sehr von sich selber | weil ihm da schwindet oft
Wahn und Wille, | wenn ihm der waltende Gott,
der hehre Himmelskönig, | das Herz nicht stärket.

<Jesus in der Priesterversammlung unter Kaiphas zum Tode verurtheilt. (Matth.26,59-67 u. Mark.14,55-64 u. Luk.22,63-71)>
5050Dann harrte aller Söhne bester, | die Bande duldete
für das Menschengeschlecht, | umdrängten ihn in Menge rings
die Juden-Leute, | sprachen Spottes viel
hatten ihn zum Hohne, | wo er geheftet stand,
duldete mit Geduld | alles, was ihm das Volk that,
5055die Leute, Leides. | Da ward wieder Licht kommend,
der Morgen zu den Menschen. | In Menge versammelte sich
die Herrschaft der Juden, | hatten den Sinn der Wölfe,
Falsch im Innern. | Wurden da Schriftgelehrte
zur Morgenzeit | in Menge versammelt,
5060irre und verstockte, | der Falschheit zugethan,
feindlichen Willens, | gingen in Gesellschaft zusammen,
die Recken zur Besprechung, | begannen sich zu berathen dann,
wie sie es einrichteten | mit wahrlosen Menschen,
mit meineidigen, | den mächtigen Christ
5065zu bezüchtigen der Sünde | durch seinselbes Wort,
damit sie ihn dann mit härtester Qual | peinigen könnten,
verurtheilen zum Tode. | Sie nicht konnten an dem Tage finden
so feindliches Zeugniß, | daß sie ihm Weh darum
zuerkennen konnten, | oder den Tod anthuen,
5070das Leben nehmen. | Dann kamen da zuletzt hervor
in den kreis der Wehren | wahrlose Männer
zween gegangen, | und beganen zu erzählen,
sagten, daß sie ihn selber | sagen hörten,
daß er könnte zerwerfen | den Tempel Gottes,
5075aller Häuser höchstes, | und durch seine Handmacht
durch seine alleinige Kraft | wieder aufrichten
am dritten Tage, | wie das sonst sich nicht durfte zutrauen ein Mann.
Er schwieg und duldete, | nicht sprach je das Volk so viel,
die Leute, mit Lügen, | daß er es dagegen mit leidigen
5080Worten rächte. | Dann dort unter dem Wehrthum aufstand
der bösherzige Mann, | der Bischof der Leute,
der Oberste des Volkes, | und fragte den Christ,
ja ihn bei ihm selber beschwor | mit starken Eiden,
grüßte ihn in Gottes Namen | und dringlich bat,
5085daß er ihm das sagte, | ob er der Sohn wäre
des lebendigen Gottes, | der dies Licht erschuf,
Christ König ewig, | wir nicht mögen des erkennen etwas,
nicht an deinen Worten, nicht an deinen Werken. | Da sprach ihm drauf entgegen der wahre
der gute Gottessohn: | Du sprichst es vor diesen Juden jetzt,
5090in Wahrheit sagst du, | daß ich es selber bin,
was nicht glauben mir diese Leute, | nicht wollen sie mich loslassen darum,
nicht sind ihnen meine Worte werth. | Nun sage ich euch in Wahrheit doch,
daß ihr noch sollet sitzen sehen | an der rechten Seite Gottes
den erlauchten Menschensohn | in der Machtkraft
5095des allwaltenden Vaters, | und danen wieder kommen
in Himmelswolken hieher, | und allem Heldengeschlechte
mit seinen Worten ertheilen, | allwie ihre Werke sind.
Da erboßte sich der Bischof, | hatte bittern Sinn,
ereiferte sich wider das Volk, | und sein Gewand riß,
5100brach er vor seiner Brust. | Nun nicht braucht ihr zu warten länger, sprach er,
dies Wehrthum, auf Zeugniß, | nun ihm solche Worte fahren,
Meinrede, aus seinem Munde, | das hören der Männer viele,
der Recken in diesem Ringe, | daß er sich so reich nennt,
rühmt, daß er Gott sei, | was wollet ihr Juden dafür
5105ertheilen als Richtspruch, | ist er des Todes nun
würdig bei solchen Worten? | <LXI.> Das Wehrthum alle sprach,
das Volk der Juden, | daß er wäre des Lebens schuldig,
der Strafe so würdig. | Nicht war es jedoch wegen seiner Werke gethan,
daß ihm dar in Hierusalem | die Judenleute,
5110den Sohn des Drosten, | den sündelosen
verurtheilten zum Tode. |

<Jesus wird mißhandelt und zum Landpfleger Pontius Pilatus geführt. (Matth.26,67 u. Mark.14,65 u. Luk.22,63-65 u. Joh.18,28)>
| Da war der Thaten Ruhm
den Judenleuten, | was sie nun dem Gottessohne
möchten dem so gefesselten zumeist | Harmes anthuen.
Umringten ihn da mit Wehrschaft, | und ihn an seine Wangen schlugen,
5115an seine Kiefern mit ihren Händen, | alles war ihm das zum Hohn gethan,
sagten ihm Lästerworte, | der Feinde,
Schandreden. | Stand das Kind Gottes
fest unter den Feinden, | waren ihm seine Arme gebunden,
duldete mit Geduld | alles, was ihm der Troß da
5120Bitteres brachte, | nicht erzürnte ihn irgend etwas
wider des Wehrthums Bestrebung, | Da nahmen die wüthigen Männer,
den so gebundenen, | das Kind Gottes,
und ihn dann leiteten, | wo war der Leute,
der Völker, Dinghaus, | wo die Degen in Menge
5125schwärmten um ihren Herzog, | da war ihres Herrn Bote
von Romaburg, | des, da des Reiches gewaltete,
gekommen war er vom Kaiser, | gesendet war er unter das Geschlecht der Juden,
zu richten das Reich, | war da Rathgeber,
Pilatus war er geheißen, | er war von Ponteoland
5130dem Geschlechte nach gebürtig, | hatte sich große Kraft
in dem Dinghause, | von Volk versammelt,
zum Gericht die Wehren, | wahrlose Menschen.
Übergaben dort den Gottessohn | die Judenleute
unter der Feinde Volk, | sagten daß er wäre des Todes schuldig,
5135daß man ihn strafe | mit des Waffens Schneide,
mit scharfen Klingen. | Da nicht wollte die Schar der Juden
dringen in das Dinghaus, | sondern das Volk außen stand,
sprachen von da mit der Menge, | nicht wollten sie in das Gedränge fahren,
unter fremdländische Männer, | damit sie dar unrecht Wort
5140an dem Tage, etwas hartes | ertheilen nicht hörten,
sondern sagten, daß sie so lautere | heilige Zeiten wollten,
ihr Pascha, halten. | Pilatus empfing
von den Schandthätern | des Waltenden Sohn,
den sündelosen. |

<Judas bereuet den Verrath und erhenkt sich. (Matth.27,3-5)>
|Da in Sorgen gerieth
5145des Judas Gemüth, | als er hingegeben sah
seinen Drosten zum Tode. | Da begann ihn die That nachdem
in seinem Herzen zu reuen, | daß er hatte seinen Herrn eher,
den sündelosen, verkauft. | Nahm sich da sein Silber zur Hand,
die dreißig Pfenninge, | die man ihm früher für seinen Herrn gab,
5150ging dann zu den Juden, | und ihnen seine grimme That,
die Sünde sagte, | und ihnen das Silber bot
gerne zu geben, | ich habe es so gräulich,
mit meines Drosten | Blute gekauft,
wie ich weiß, daß es mir nicht gedeihet. | Das Volk der Juden,
5155nicht wollten sie es da empfangen, | sondern hießen ihn jetzt nachdem
wegen solcher Sünde | selber achten,
was er gegen seinen Frohn | verschuldet habe.
Du siehe dir das selber, sagten sie, | was willst du das schieben auf uns?
nicht verweise du das diesem Wehrthum. | Da entfernte sich wieder dannen
5160Judas, zu gehen | zu dem Gotteshause
sehr in Sorgen, | und das Silber warf
in das Weihthum hinein, | nicht wagte er es zu haben länger.
Gerieth dann so in Furchten, | da ihn der Feinde Kinder,
die muthigen mahnten, | hatten des Mannes Herz
5165die Grimmigen bewältigt. | War ihm Gott erzürnt,
daß er sich selber dann | einen Strick wirkte,
schloff ins harte Seil, | in das Gehänge,
der Würger in den Strang, | und zur Strafe erkor
hart Höllengezwing, | heißes und düsteres,
5170tiefe Todes Thale, | weil er eher gegen seinen Herrn fehlte.

<Jesus angeklagt bei Pilatus und von diesem schuldlos befunden. (Matth.27,11 u. Mark.15,2 u. Luk.23,3 u. Joh.18,18-38)>
<LXII.> Dann harrte der Gottessohn, | duldete die Bande
in dem Dinghause, | bis das Volk unter sich
die Buben einhellig | alle würden,
was sie ihm für Seelenqual | anthuen wollten.
5175Dann dort auf den Bänken sich erhub | der Bote des Kaisers
von Romaburg | und ging mit der Herrschaft der Juden,
muthig zu sprechen, | wo die Menge stand,
auf dem Hofe haufenweis, | nicht wollten sie in das Haus kommen
an dem Paschatage. | Pilatus begann
5180frank zu fragen | über das Volk der Juden,
womit der Mann hätte | den Tode verschuldet,
Strafe verwirkt, | warum seid ihr ihm so feind,
in euerm Herzen aufgebracht? | Sie sagten, daß er ihnen hätte Harmes so viel,
Leides gethan, | nicht gaben ihn diese Leute dir,
5185wofern sie ihn eher zuvor | als übelen nicht kannten,
durch Worte schuldigen, | er hat dieses Wehrthums so viel
verleitet mit seinen Lehren, | und diese Leute ärgert er,
macht ihnen ihren Sinn zweifeln, | daß wir nicht brauchen zum Hofe des Kaisers
Zinsen zu zahlen, | deß mögen wir ihn bezüchtigen
5190mit wahrem Zeugniß, | er spricht auch ein großes Wort,
behauptet, daß er Christ sei, | König über dies Reich,
maßt sich an so Großes. | Da ihnen wieder entgegen sprach
der Bote des Kaisers, | wenn er so offenbar, sagte er,
unter dieser Menge | Meinwerk verübet,
5195empfanget ihn dann zurück unter euere Volkschaft, | wenn er ist sein Leben schuldig,
und ihm so ertheilet, | wenn er ist des Todes werth,
wie es in euerer Altvordern | Gesetz geboten ist.
Sie sagten da, daß sie nicht dürften, | der Menschen keinem,
in der heiligen Zeit | zu Mordthätern werden
5200mit Waffen an dem Weihtage, | weil es nicht wäre ihre Gewohnheit.
Da wandte sich von dem Wehrthume | der bösgesinnte Mann,
der Degen des Kaisers, | er über das Volk war
Bote von Romaburg, | hieß ihm das Kind Gottes
näher gehen, | und ihn nachdrücklich
5205fragte frank, | ob er über das Volk,
König des Wehrthums wäre. | Da hatte drauf sein Wort bereit
der Sohn des Drosten, | ob du das aus dir selber sprichst, sagte er,
oder es dir andere hier, | Diener, sagten,
redeten von meinem Königthum? | Da sprach drauf des Kaisers Bote
5210stolz und widerwillig, | da er mit dem waltenden Christ
redete im Richtsaal, | nicht bin ich dieses Reiches von hier, sagte er,
der Judenleute, | nicht dein Verwandter,
dieser Männer Magfreund, | sondern mir dich diese Menge überlieferte,
übergaben dich deine Landsleute mir, | die Judenleute
5215verhaftet zu Handen, | was hast du Harmes gethan,
daß du sollst so bittere | Bande dulden
den Tod unter deinem Geschlechte? | Da sprach ihm drauf Christ entgegen,
der Heilande bester, | wo er gebunden stand
in dem Saale innen, | Nicht ist mein Reich von hier, sagte er,
5220aus dieser Weltstunde, | wenn es aber wäre so,
dann wären so starkmuthig | wider Streitsucht,
wider das grame Volk, | meine Jünger,
daß man mich nicht gäbe | den Judenleuten,
den Hassenden, in die Hände, | in harten Banden
5225zu quälen zum Erstaunen, | dazu ward ich in dieser Welt geboren,
daß ich Zeugniß | von wahren Dingen
mit meiner Kunst kündete, | das mögen erkennen wohl
Wehren, die sind aus Wahrem gekommen, | die mögen mein Wort verstehen,
glauben meinen Lehren. | Da nicht mochte Tadel irgend
5230an dem Kinde Gottes | der Bote des Kaisers
finden, falsches Wort, | daß er des Todes darum
schuldig wäre. | Da ging er wieder mit der Schar der Juden
muthig zu sprechen, | und der Menge sagte
unter großer Aufmerksamkeit, | daß er an dem verhafteten Manne
5235solche Frevelrede | finden nicht möchte
vor dem Volke, <dieser Halbvers nicht in HS M> | daß er wäre sein Leben schuldig,
des Todes werth. | Dann standen tollsinnig
die Judenleute, | und den Gottessohn
mit Worten rügten, | sagten, daß er Verwirrung erst
5240begonnen im Galiläaland, | und über die Juden fuhr
herwärts von dannen, | das Herz verstörte,
der Männer Muthsinn. | So ist er des Todes werth,
daß man ihn züchtige | mit des Waffens Schärfe,
wenn je ein Mann mit solchen Thaten mag | den Tod verschulden.
5245<LXIII.> So verklagte ihn mit Worten | das Wehrthum der Juden
mit zornigem Herzen. |

<Jesus von Pilatus zu Herodes geschickt und daselbst verspottet. (Luk.23,5-8)>
| Dann der Herzog,
der trugsinnige Mann, | sagen hörte,
von welchem Geschlechte | war Christ geboren,
der Menschen der beste, | er war von dem erlauchten Stamme,
5250der gute, von Galiläalande, | wo war Brüderschaft
von edelen Mannen. | Herodes hielt das
kräftige Königthum, | wie es ihm der Kaiser gab,
der reiche von Rom, | daß er dar der Rechte jegliches
vollführte unter dem Volke, | und Frieden leistete,
5255Urtheile spräche. | Er war auch an dem Tage
selber in Hierusalem | mit seinem Hofstaate,
mit seinem Wehrthum in dem Tempel, | so war ihre Weise dann,
daß sie die heilige Zeit | halten sollten,
das Pascha der Juden. | Pilatus gebot da,
5260daß den verhafteten Mann | die Helden nähmen,
so gebunden | das Kind Gottes,
und daß sie ihn dem Herodes, | die Knechte, brächten
gehaftet zu Handen, | weil er von dessen Herrschaft war,
von dessen Wehrthums Gewalt. | Die Kämpen vollführten
5265ihres Herrn Wort, | den heiligen Christ
führten sie in Fesseln | vor den Volksherrn,
aller Söhne besten, | derer, die je geboren wurden
an der Leute Licht. | In Gliederbanden ging er,
bis daß sie ihn brachten, | wo er auf seiner Bank saß,
5270der König Herodes, | umgab ihn Kraft der Wehren,
stolze Kämpfer, | war ihr Wunsch groß,
daß sie dar den Christ selber | sehen könnten,
wähnten, daß sie irgend ein Zeichen da | zeigen würde,
herrlich und mächtig, | wie er es so häufig that
5275durch seine Göttlichkeit | den Judenleuten. <ab hier HS M mit Blattverlust - Übersetzung nach HS C>
Fragte ihn da der Volkskönig | geflissentlich
mit manchen Worten, | wollte seinen Muthsinn
weiter ausforschen, | was er zu Frommen möchte
den Männern entscheiden. | Dann stand der mächtige Christ,
5280schwieg und duldete. | Nicht wollte er dem Volkskönige,
dem Herodes, nicht seinen Knechten | Antwort geben,
mit keinem Worte. | Dann stand das böse Volk,
die Judenleute, | und den Gottessohn
verwirrten und berüchtigten, | bis daß ihm ward der Weltkönig
5285in seinem Gemüthe erzürnt, | und all seine Dienerschaft,
verachteten ihn in ihrem Herzen, | nicht erkannten sie die Macht Gottes
des himmlischen Herrn, | sondern war ihnen ihr Sinn düster,
von Bosheit geblendet. | Das Kind Gottes
ihre Werke, | Worte und Thaten,
5290in Demuth | alles er duldete,
was sie ihm nur für Schimpf da | erzeigen wollten.
Sie ließen ihm da zum Hohne | ein weiß Gewand
um seine Glieder legen, | damit mehr er würde den Leuten da,
den jungen, zur Freude, | die Juden frohlockten,
5295da sie ihn so zum Gespött | haben sahen,
die übermüthigen Knechte. |

<Jesus von Herodes wieder zu Pilatus geschickt, der will Jesum freilassen, aber seine Ankläger dringen auf seinen Tod. (Luk.23,9-16 u. Joh.19,7-15)>
| Da sandte ihn wieder dannen
Herodes der König | zu dem andern Volke,
leiten hieß er ihn behende Männer, | und Lästerung sie sprachen,
häuften auf ihn Frevelworte, | als er in Fesseln ging,
5300verlacht mit Hohn, | nicht war ihm sein Herz zweiflig,
daß er es in Demuth | alles erduldete.
Nicht wollte er ihre übelen Worte | erwiedern,
Hohn und Harmrede. | Da brachten sie ihn wieder in das Haus hinein,
in den Pallast hinauf, | wo Pilatus war
5305an der Dingstätte, | die Degen übergaben
der Kinder bestes | in die Mörderhände,
den sündelosen, | wie er selber erkor.
Er wollte der Menschen Kinder | vom Tode befreien,
retten aus der Noth. | Standen die Neidharte,
5310die Juden vor dem Gastsaale, | sie hatten der Gramen Kinder,
den Haufen verführt, | daß sie sich nicht zuschrieben etwas
von den grimmigen Thaten. | Dann erhob sich zu gehen dorthin
der Degen des Kaisers, | mit der Rotte zu sprechen,
der harte Herzog, | wie ihr mir diesen verhafteten Mann, sagte er,
5315in diesen Saal sandtet, | und selber ansagtet,
daß er eueres Wehrthums so viel | verdorben habe,
verleitet mit seinen Lehren, | nun ich mit diesen leuten nicht vermag
zu finden, mit diesem Volke | daß er des Todes sei
für diese Schar schuldig, | sichtbar war das heute,
5320Herodes nicht vermochte, | der euer Gesetz kennt,
euerer Leute Landrecht, | der nicht konnte sein Leben beschuldigen,
daß er hier ob einiger Sünde (heute) am Tage | sterben sollte,
das Leben verlassen. | Nun will ich ihn vor diesen Leuten hier
bedrohen mit Gedinge, | mit dreisten Worten,
5325bessern ihm seinen Herzsinn, | lassen ihn sich freuen fortan
des Lebens mit den Seinigen. | Das Volk der Juden,
sie riefen da alle zusammen | mit lauter Stimme,
hießen wetteifernd | des Lebens zu berauben
den Christ mit Marter, | und ihn ans Kreuz schlagen,
5330foltern zum Erstaunen, | er mit seinen Worten hat
den Tod verschuldet, | sagt, daß er der Herr sei,
offenbar Gottes Sohn. | Das er entgelten soll,
die Lästersprache, | so ist in unserm Gesetze geschrieben,
daß man solche Frevelrede | mit dem Leben büße.
5335<LXIV.> Da ward der in Furchten, | der des Volkes gewaltete,
mächtig in seinem Gemüthe, | als er hörte die Männer
sprechen, daß sie ihn selber | sagen hörten,
behaupten vor der Gesellschaft, | daß er wäre Gottes Sohn.
Da kehrte zurück der Herzog | in das Haus hinein,
5340zu der Dingstätte. | Mit dreisten Worten
anredete er den Gottessohn, | und fragte, was er für ein Mann wäre,
was bist du für ein Mensch, sprach er, | warum du mir dein Gemüth verhehlst,
verbirgst tiefen Gedanken? | weißt du, daß es all in meiner Macht steht
um deines Lebens Lage. | Mir haben diese Leute überlassen,
5345das Wehrthum der Juden, | daß ich entscheiden muß,
so dich zu erspießen | an Speeres Spitze,
so dich zu tödten am Kreuze, | so leben zu lassen,
wie eins von beiden mir selber | süßer dünket
zu vollführen mit meinem Volke. | Da sprach drauf das Friedekind Gottes,
5350weißt du das in Wahrheit, sagte er, | daß du Gewalt über mich
haben nicht möchtest, | wäre es nicht, daß dir es der heilige Gott
selber gegeben, | auch haben die der Sünden mehr,
die mich dir überlieferten | aus Feindschaft,
übergaben mit Seilen geheftet. | Da wollte ihn wieder nachdem
5355der gramsinnige Mann | gerne freilassen,
der Degen des Kaisers, | da er darüber hatte vor dem Volke Gewalt,
aber sie wehrten ihm den Willen | mit jeglichem Worte,
das Geschlecht der Juden, | nicht bist du, sagten sie, des Kaisers Freund,
deinem Herrn hold, | wenn du ihn von hinnen lässest,
5360scheiden unversehrt, | das dir noch zu Sorgen mag
werden, zur Strafe, | weil er immer solch Wort spricht,
erhebet sich so hoch, | behauptet, daß er haben möge
Königthumes Namen, | ohne daß ihn ihm der Kaiser gäbe,
er wirret ihm sein Weltreich, | und sein Wort verachtet er,
5365verschmähet ihn in seinem Gemüthe. | Darum sollst du solchen Frevel
rächen, | wenn du um deinen Herrn sorgst,
um deines Frohnes Freundschaft, | dann sollst du ihm das Leben nehmen.
Als hörte der Herzog | die Herrschaft der Juden
drohen von seinen Herrn, | da er von der Dingstätte ging,
5370selber zu sitzen, | wo versammelt war so großer
Schwarm des Wehrthums, | hieß den waltenden Christ
leiten vor die Leute. | Es verlangte die Juden,
wannehr sie das heilige Kind | hangen sähen,
sterben am Kreuze. | Sie sagten, daß sie einen andern König
5375nicht hätten unter ihrer Herrschaft | außer den hehren Kaiser
von Romaburg, | der hat hier das Reich über uns.
Darum nicht sollst du diesen loslassen, | er hat uns so viel Leides gesprochen,
verthan hat er sich mit seinen Thaten, | er soll den Tod leiden
Weh und Wunderqual. | Das Wehrthum der Juden
5380so manch mißlich Ding | auf den mächtigen Christ
sagten zu Sünde. | Er schweigend stand
aus Demuth, | nicht antwortete jemals
auf ihre wüthigen Worte, | wollte diese Welt all
erlösen mit seinem Leben. | Darum ließ er sich vom leidigen Volke
5385wehthuen zum Entsetzen, | allwie ihr Wille ging,
nicht wollte er ihnen öffentlich | allen künden,
den Judenleuten, | daß er war Gott selber,
weil wußten sie das in Wahrheit, | daß er solche Gewalt hatte,
über diesen Mittelgarten, | dann wäre ihnen ihr Muthsinn
5390geblödet in ihrer Brust, | dann nicht wagten sie das Kind Gottes
mit den Händen anzurühren, | dann nicht wurde das Himmelreich
erschlossen, der Lichte größtes, | den Leute-Kindern,
Darum mied er das in seinem Gemüthe, | nicht ließ er das Menschenvolk
wissen, was sie thaten. | Die Wurd nahete da,
5395die herrliche Macht Gottes, | und der Mittag,
daß sie die Todesqual | vollbringen sollten.

<Jesu Ankläger bitten statt seiner den Barrabas frei. (Matth.27,15-23 u. Mark.15,6-11)>
Dann lag dar auch in Banden | in der Burg innen
ein berüchtigter Erzschächter, | der hatte unter dem Reiche so viel
Mord angestiftet, | und Todschlag verübt,
5400war ein berühmter Gewaltsdieb, | nicht war da seines Gleichen irgend,
war dort auch wegen seiner | Sünden gefesselt,
Barrabas war er geheißen, | er in den Burgen war
durch seine Meinthaten | manchen bekannt.
Dann war Landesweise | der Leute der Juden,
5405daß sie in dem Jahre jeglichem | in Gottes Minne
an dem heiligen Tage | einen verhafteten Mann
losbitten durften, | daß ihm ihr Burgwart,
ihr Volksführer, | das Leben schenkte.
Da begann der Herzog | die Versammlung der Juden,
5410das Volk zu fragen, | wie sie vor ihm standen,
welchen sie von den zweien | befreien wollten,
das Leben erbitten, | die hier in Fesseln sind
gebunden unter dieser Herrschaft. | Die Herrn der Juden hatten da
die armen Menschen | alle angetrieben,
5415daß sie dem Landschächter | das Leben erbäten,
bedüngen dem Diebe, | der oft in düsterer Nacht
Frevel verübte, | und den waltenden Christ
todtquälten am Kreuze. | Da ward das kund überall,
wie das Volk hatte Urtheile gesprochen. | Da sollten sie die That vollführen,
5420hängen das heilige Kind. | Das ward dem Herzog
seitdem zu Sorgen, | daß er die Sache wußte,
daß aus Eifersucht | den erlösenden Christ
haßte die Hehrheit, | und er ihnen hörte deshalb,
gewährte ihren Willen. | Dafür er Strafe empfing,
5425Lohn in diesem Lichte, | und nachher langes
Weh seitdem gewann, | seitdem er diese Welt aufgab.

<Des Pilatus Weib bittet auf Antrieb des Satanas für Jesus. (Matth.27,19 u. Joh.19,13)>
<LXV.> Da ward das der Böse gewahr, | der Schandthäter Meister,
Satanas selber, | als die Seele kam
des Judas im Grund | der grimmigen Hölle,
5430da wußte er in Wahrheit, | daß das war der waltende Christ,
der Sohn des Drosten, | der da gebunden stand,
wußte da in Wahrheit, | daß er wollte diese Welt all
durch seine Henkung | von dem Höllengezwinge,
die Leute erlösen | zum Lichte Gottes.
5435Das war dem Satanas | Schmerz in der Seele,
großer Harm im Herzen. | Wollte dazu helfen dann,
daß ihm der Leute Kinder | das Leben nicht nähmen,
nicht todtquälten am Kreuze, | sondern er wollte, daß er lebend bliebe,
darum das die Menschenkinder | von der Hölle nicht würden,
5440von den Sünden frei. | Satanas begab sich dann hin,
wo des Herzoges | Haushalt war
in der Burg innen. | Er dessen Gemahlin begann,
der Frau sichtbarlich, | der ungeheuere Feind
Wunder zu zeigen, | daß sie Worthülfe
5445dem Christe leistete, | daß er lebend müßte bleiben,
der Droste der Menschen, | er war da schon zum Tode verurtheilt.
Er wußte das in Wahrheit, | daß er ihm würde die Gewalt benehmen,
daß er sie über diesen Mittelgarten | so groß nicht hätte,
über die weite Welt. | Das Weib ward da in Furchten,
5450sehr in Sorgen, | als ihr die Gesichte kamen
durch des Schwarzen That | bei Tages Lichte
im Hehlhelme behüllt. | Dann sie zu ihrem Herrn entbot,
das Weib mit ihren Worten, | und ihm in Wahrheit hieß
selber sagen, | was ihr da für Gesichte kamen
5455um den heiligen Mann, | und ihm zu helfen bat,
zu schützen ihm sein Leben, | ich habe hier so viel um ihn
Seltsames gesehen, | daß ich weiß, daß die Sünden sollen
aller Menschen jeglichem | übel gedeihen,
wer ihm da frech | das Leben kürzet.
5460Der Bote machte sich da auf den Weg | bis daß er fand
den Herzog | im Hausen innen
an dem Steinwege, | wo die Straße war
mit Fliesen gefüget. | Da er zu seinem Frohne ging,
sagte ihm des Weibes Worte. |

<Jesus wird den Schergen übergeben und zum Tode geführt. (Matth.27,24-31 u. Mark.15,15-21 u. Luk.23,24-30 u. Joh.19,16)>
| Da ward ihm gekehrt der Sinn,
5465dem Herzoge, | wandte sich im Innern
geblödet der Herzgedanke. | That ihm beides weh,
theils daß sie ihn tödteten, | den sündelosen,
theils er es vor den Leuten da | unterlassen nicht durfte
um des Volkes Wort. | Ward ihm gewendet dann
5470der Sinn im Herzen | nach der Hehrheit der Juden,
zu gewähren ihren Willen. | Nicht abwehrte ihm etwas
die schweren Sünden, | die er sich dann selber that.
Hieß ihm da zu seinen Händen tragen | lauteren Brunnen,
Wasser in der Wanne, | wo er vor dem Wehrthum saß,
5475zwagte sich da vor dem Volke | der Degen des Kaisers,
der harte Herzog, | und dann vor der Versammlung sprach,
sagte, daß er sich vor den Sünden da | säubern thäte
von ungerechten Werken, | nicht will ich davon etwas verschulden, sprach er,
um diesen heiigen Mann, | sondern nehmt auf euch das alles,
5480wie Worte, so Werke, | was ihr ihm hier zum Schmerze thut.
Da rief alles zusammen, | die Versammlung der Juden,
die große Menge, | sagten, daß sie wollten um den Mann schulden
wegen der derben Thaten. | Fahre sein Blut über uns,
sein Blut und sein Tod, | und über unsere Kinder desgleichen,
5485über unsere Kindeskinder darnach, | wir wollen das alles verschulden, sagten sie,
die Tödtung selber, | wenn wir damit Sünde thuen.
Übergeben ward dann darauf vor den Juden | aller Guten bester
den Hassenden in Hand, | in herbe Bande
enge gezwungen, | wo ihn die Neidharte,
5490die Feinde, empfingen, | Volk ihn umdrängte
der Schandthäter Menge. | Der mächtige Droste
duldete mit Geduld, | alles was ihm das Volk that.
Sie hießen ihn da geißeln, | ehe denn sie ihn am Leibe da,
am Leben straften, | und ihm unter seine Augen spien,
5495thaten ihm das zum Hohne, | das sie mit ihren Händen schlugen,
die Wehren, an seine Wangen, | und ihm sein Gewand benahmen,
bekleideten ihn die Erzschänder | mit rothen Laken,
thaten ihm noch andres an | aus Unholde,
hießen da ein Hauptband | harter Dörner
5500wunderbar winden, | und auf den waltenden Christ
selber setzen, | und gingen ihm die Gesellen zu,
grüßten ihn in Königsweise, | und dar in die Knie fielen,
neigten ihm mit ihrem Haupte. | All war ihm das zum Hohn gethan,
doch er es all duldete, | der Völker Droste,
5505der mächtige, durch die Minne | des Menschengeschlechtes.
Hießen sie da fertigen | mit der Waffe Schärfe,
die Helden, mit ihren Händen | aus harten Baume
ein kräftig Kreuz, | und hießen sie den Christ dann,
das selige Kind Gottes | selber es führen,
5510tragen hießen sie unsern Drosten, | wo er sollte verbluten,
sterben, der sündelose. | Abgingen die Juden,
die Wehren nach Willen, | leiteten den waltenden Christ,
den Drosten zum Tode. | Dar konnte man dar herbe Dinge,
harmvolle hören. | Weinend dahinter gingen
5515Weiber mit Schluchzen, | Wehren wehklagten,
die von Galiläa mit ihm | gegangen kamen,
folgten über ferne Wege, | war ihnen ihres Frohnes Tod
sehr in Sorgen. | Dann er selber sprach,
der Kinder das beste, | und hinterrücks er sah,
5520hieß daß sie nicht weinten, | nicht darf euch betrüben, sagte er,
meine Hinfahrt, | sondern ihr mit Weinen möget
eure thörichten Werke, | mit Seufzen bejammern,
mit bittern Thränen. | Noch wird die Zeit kommen,
daß die Mütter | deß sich freuend sind,
5525die Frauen der Juden, | daß ihnen je ein Kind nicht ward
geboren im Leben. | Dann ihr euern Falsch sollet
grausig entgelten, | dann ihr so begierig seid,
daß euch hier bedecken | hohe Berge,
tief begraben. | Tod wäre euch dann allen
5530lieber in diesem Lande, | als solche Menschenqual
zu erdulden, | als hier dann diesem Volke kommt.

<Jesus wird gekreuzigt. (Matth.27,35-43 u. Mark.15,24-32 u. Luk.23,33-38 u. Joh.19,17-24)>
<LXVI.> Dann sie dar auf dem Grieße | einen Galgen errichteten,
auf dem Felde oben, | das Volk der Juden,
einen Baum auf dem Berge, | und daran das Kind Gottes
5535quälten, an dem Kreuze, | sie schlugen kalt Eisen,
neue Nägel, | unten scharfe,
hart mit Hämmern | durch seine Hände und durch seine Füße,
bittere Bande, | sein Blut rann zur Erde,
das Blut von unserm Herrn, | er nicht wollte dennoch die That rächen,
5540die grimme, an den Juden, | sondern er darum Gott Vater,
den mächtigen, bat, | daß er nicht wäre dem Männervolke,
dem Wehrthume, deshalb böse, | weil sie nicht wissen, was sie thuen, sprach er.
Dann die Knechte | das Gewänder Christes
theilten, | die derben Männer,
5545des reichen Kleider. | Die Recken nicht konnten
um den Leibrock | Eintracht gewinnen,
bis sie in ihrem Truppe | Loose warfen,
welcher von ihnen sollte haben | den heiligen Rock,
aller Gewänder wonnesamstes. | Des Wehrthums Hirte
5550hieß da, der Herzog, | ober dem Haupte desselben Christes
am Kreuze schreiben, | daß das wäre König der Juden,
Jesus von Nazarethburg, | der da genagelt stand
an den neuen Galgen | durch Eifersucht,
an des Baumes Stamm. | Da baten die Leute
5555das Wort zu ändern, | sagten, daß er ihm so in seinem Willen spräche,
er selber sagte, | daß er hätte des Volkes Gewalt,
König wäre über die Juden. | Da sprach drauf des Kaisers Bote,
der harte Herzog | es ist nun so über seinem Haupte geschrieben,
weislich geschrieben, | wie ich es nun ändern nicht mag.

<Jesus am Kreuze zwischen zwei Schächern. (Luk.23,39-43)>
5560Thaten sie dar dann zur Strafe, | das Wehrthum der Juden,
zwei verurtheilte Männer | an beiden Seiten Christes
an das Kreuz, | ließen sie Todesqual leiden
an dem Würgeholze | zum Lohne der Werke,
der leidigen Thaten. | Die Leute sprachen
5565Hohnworte in Menge | dem heiligen Christe,
grüßten ihn mit Spott, | sahen aller Guten besten
leiden an dem Kreuze. | Wenn du bist König über alles, sagten sie,
Sohn des Drosten, | wie du hast selber gesprochen,
rette dich aus der Noth, | und des Zwanges entledige,
5570steige heil herab, | dann wollen an dich der Helden Söhne,
diese Leute glauben. | Einer ihm auch Lästerung sprach,
ein sehr keckherziger Jude, | wo er vor dem Galgen stand,
Weh ward dieser Welt, sprach er, | wenn ihrer du solltest Gewalt haben,
du sagtest, daß du könntest an einem Tage | ganz zerwerfen
5575das hohe Haus | des Himmelsköniges,
der Steinwerke größtes, | und wieder stehen machen
am dritten Tage, | wie es sonst sich nicht getraute zu können ein Mann
dieses Volkes weiter, | sieh nun, wie du nun befestiget stehst
arg versehrt, | nicht magst du dir selber etwas
5580von dem Übel bessern. | Dann dar auch in den Banden sprach
der Diebe einer, | allwie er vom Volke hörte,
mit feindlichen Worten. | Nicht war sein Wille gut,
des Degens Gedanke, | wenn du bist der Volkskönig, sagte er,
Christ Gottes Sohn, | dann geh von dem Kreuze nieder,
5585schlüpfe aus den Seilen, | und uns zusammen allen
hilf und heile, | wenn du bist der Himmelskönig,
der Walter dieser Welt, | dann mach es in deinen Worten sichtlich,
verherrliche dich vor dieser Menge. | Da sprach von den Männern der andere
an dem Hängeholze, | wo er geheftet stand,
5590rang mit Entsetzensqual: | warum willst du solch Wort sprechen,
grüßest ihn mit Hohn, | stehst hier an den Galgen geheftet,
gestrickt am Baume, | wir hier beide dulden
Schmerz durch unsere Sünden, | ist uns unsere eigene That
geworden zur Strafe, | er steht hier frevellos,
5595aller Sünden frei, | da er selber jemals
Schandthat nicht vollführte, | nur daß er durch des Volkes Neid
willig in dieser Welt | Weh empfängt,
ich will dar glauben an, sprach er, | und will den Landeswart,
den Gottessohn | sehnlich bitten,
5600daß du meiner gedenkest | und zur Hülfe seist,
du der Rathenden bester, | wenn du in dein Reich kommst,
sei mir dann gnädig. | Da sprach ihm drauf der helfende Christ
mit den Worten entgegen, | ich sage dir wahrlich hier, sagte er,
daß du heute mußt | im Himmelreiche
5605mit mir zusammen | sehen das Licht Gottes
in dem Paradiese, | obwohl du nun in solcher Pein bist.

<Jesus befiehlt seine Mutter dem Jünger Johannes. (Joh.19,25-27)>
Dann stand dar auch Maria | die Mutter Christes
bleich unter dem Baume, | sah ihr Kind dulden,
ringen mit Entsetzensqual, | auch waren dorthin Weiber mit ihr
5610in des so mächtigen | Minne gekommen.
Dann stand dar auch Johannes | der Jünger Christes
betrübt unter seinem Herrn, | war ihm sein Herz krank,
sie bebten vor dem Tode. | Da sprach Christ der Herr,
der mächtige, zu der Mutter: | nun ich dir hier soll meinem
6515Jünger befehlen, | dem, der hier gegenwärtig steht,
sei in meiner Umgebung zugleich, | du sollst ihn für einen Sohn haben,
grüßte er da den Johannes, | hieß, daß er ihr willfahrte wohl,
minnte sie so milde, | wie man seine Mutter soll,
die unbefleckte Frau. | Dann er sie in seine Obhut empfing
5620mit lauterem Herzen, | wie ihm sein Herr gebot.

<Jesus stirbt. Wunder bei seinem Tode. (Matth.27,45-54 u. Mark.15,33-39 u. Luk.23,44-49 u. Joh.19,28-30)>
<LXVII.> Da ward dar mitten am Tage | ein mächtiges Zeichen
wunderbarlich gewirkt | über diese ganze Welt,
da man den Gottessohn | an den Galgen hob,
den Christ an das Kreuz, | da ward es kund überall,
5625wie die Sonne ward verfinstert, | nicht mochte helles Licht,
schönes, erscheinen, | sonden sie Schatten umfing
dumpf und düster, | und so verursacht
aller Tage trübster, | dunkel sehr,
über diese weite Welt, | so lange, wie der waltende Christ
5630Qual litt an dem Kreuze, | der Könige reichster,
bis zur None des Tages. | Dann der Nebel zerging,
das Geschwärk ward da zerschwungen, | begann Sonnenlicht
zu glänzen am Himmel. | Da rief auf zu Gotte
aller Könige kräftigster, | als er an dem Kreuze hing,
5635an den Armen gefestigt, | Vater, allmächtiger, sprach er,
warum du mich so verließest, | lieber Herr,
heiliger Himmelskönig, | und deine Hülfe thatest,
deine Errettung so fern, | ich stehe unter diesen Feinden hier
zum Entsetzen gepeinigt. | Das Wehrthum der Juden
5640lachte deß ihm da zum Hohne, | hörte den heiligen Christ,
den Drosten, vor dem Tode | zu trinken bitten,
er sprach, daß ihn dürstete. | Das Volk nicht säumte,
die bösen Widersacher, | war ihnen mächtiger Wille,
was sie ihm Bitteres hinzu | bringen möchten,
5645hatten ihm unsüßen | Essig und Galle
gemischet die Meinthäter, | stand ein Mann bereit,
ein sehr schuldiger Schächer, | den hatten sie beschieden dazu,
verleitet mit Reden, | daß er es in einen Schwamm nahm,
der Getränke das leideste, | trug es an einem langen Schafte,
5650gebunden an einem Baume, | und that es dem Sohne Gottes,
dem mächtigen, zu Munde. | Er erkannte ihre schwarzen Thaten,
fühlte ihre Falschheit, | weiter nicht wollte er das
so Bittere anrühren, | sondern rief das Kind Gottes
laut zu dem himmlischen Vater, | ich in deine Hände befehle, sprach er,
5655meinen Geist in Gottes Willen, | er ist nun bereit dazu,
fertig zu fahren, | du der Lebenden Herr.
Neigte dan sein Haupt, | den heiligen Odem
ließ er von dem Leibe. | Als da der Landeswart
starb an dem Kreuze, | so ward sofort nachdem
5660ein Wunderzeichen gewirkt, | daß dar des Waltenden Tod
des Leblosen so viel | erkennen sollte,
daß in seinem Verscheiden | die Erde bebte,
schütterten die hohen Berge, | harte Steine kloben,
Felsen über dem Felde, | und das schmucke Laken zerbarst
5665in der Mitte entzwei, | das bisher manchen Tag
in dem Weihthum innen | wunderbar gewirkt,
heil gehangen, | nicht durften der Helden Kinder,
die Leute schauen, | was hinter den Laken war,
Heiliges behangen. | Da konnten an den Hort sehen
5670die Judenleute. | Gräber wurden geöffnet
der todten Menschen, | und sie durch des Drosten Kraft
in ihren Leibern | lebend erstanden
auf aus der Erde, | und wurden sichtbar dort
den Menschen zur Kunde. | Das war ein so mächtig Ding,
5675daß dar Christes Tod | erkennen sollten,
so viel das fühlen, | was je mit Menschen nicht sprach
ein Wort in dieser Welt. | Das Wehrthum der Juden
sah ein seltsames Ding, | aber ihnen war ihr arger Sinn
so verhärtet in ihrem Herzen, | daß dar je nicht ward so heilig
5680Zeichen gezeigt, | daß sie glauben desto baß
an die Christes-Kraft, | daß er König über all
die Menschheit wäre. | Einige ihrer da mit Worten sprachen,
die des Leichnams dort | hüten mußten,
daß das wäre in Wahrheit | des Waltenden Sohn,
5685Gottes offenbar, | der da an dem Galgen verschied
der Söhne bester. | Schlugen an ihre Brust viele
weinende Weiber, | war ihnen die Wunderqual
Harm in ihrem Herzen, | und ihres Herrn Tod
sehr zu Sorgen. |

<Jesus wird in die Seite verwundet. (Joh.19,31-37)>
| Nun war Sitte der Juden,
5690daß sie die gehefteten Männer an dem heiligen Tage | hangen nicht ließen
längere Weile, | wann ihnen das Leben entwich,
die Seele entschwand. | Argsinnige Männer
gingen mit Bosheit näher, | wo die zwei schuldigen Schächer angenagelt standen,
die zween Diebe, | duldeten beide
5695Qual bei Christe, | waren lebend annoch,
bis daß sie die grimmen | Judenleute
an den Beinen zerbrachen, | daß sie beide zusammen
das Leben verließen, | suchten sich ein anderes Licht.
Sie nicht brauchten Christ den Herrn | zum Tode zu bringen
5700weiter mit einiger Gewalt, | fanden ihn verschieden da schon,
seine Seele war gesendet | auf sicheren Weg
zum langwierigen Licht, | seine Glieder kalteten,
sein Geist war von dem Volke. | Da ging einer der Feinde hinzu
im Argsinne, | trug einen genagelten Speer
5705fest in seinen Händen, | mit derber Wucht stach er,
ließ des Waffens Spitze | eine Wunde schneiden,
daß ward an desselben | Christes Seite
erschlossen sein Leichnam. | Die Leute sahen,
daß daraus Blut und Wasser | beide sprangen,
5710wallten aus der Wunde, | allwie sein Wille ging,
und er hatte bestimmt eher | dem Menschengeschlechte
den Kindern der Lebenden zum Frommen. | Da war es all erfüllet so.

<Jesus wird begraben. Die Juden lassen das Grab bewachen. (Matth.27,56-64 u. Mark.15,42-47 u. Luk.18,50-55 u. Joh.19,38-41)>
<LXVIII.> Als da gesenket ward | dem Siedel näher
die heitere Sonne | samt den Himmelsstrahlen
5715an dem trüben Tage, | da ging unseres Drosten ein Degen,
war ein glauer Verehrer, | ein Jünger Christes
manche Weile, | wie es da der Mannen viele
nicht wußten in Wahrheit, | weil er es mit seinen Worten hehlte
der Juden Gemeinheit. | Joseph war er geheißen,
5720heimlich war er unsers Drosten Jünger, | er nicht wollte dem verworfenen Volke
folgen zu einigen Frevelwerken, | sondern er harrte unter dem Volke der Juden
des heiligen Himmelsreiches. | Er ging dann mit dem Herzog zu sprechen,
zu dingen mit dem Degen des Kaisers, | begehrte von ihm flehentlich,
daß er dürfte ablösen | den Leichnam
5725Christes vor dem Kreuze, | der da todtgequält stand,
des Guten, von dem Galgen, | und in ein Grab legen,
der Erde befehlen. | Ihm nicht wollte der Volksfürst da
wehren den Willen, | sondern ihm Gewalt gab,
daß er so konnte vollführen. | Er begab sich da fort dannen
5730zu gehen zu dem Galgen, | wo er wußte das Kind Gottes,
den Leichnam hangen | des Herrn sein.
Nahm ihn dann von dem neuen Kreuze, | und von den Nägeln ihn befreiete,
empfing ihn mit seinen Armen, | wie man seinen Frohn soll,
des lieben Leichnam, | und ihn in Leinen wand,
5735trug ihn ehrfürchtig, | so war der Droste werth,
wo sie die Stätte hatten | in einem Steine innen
mit Händen gehauen, | wo je der Helden Kinder
Gefreunde nicht begruben, | dar sie das Kind Gottes
nach ihrer Landesweise, | der Leiber heiligsten,
5740der Erde befahlen, | und mit einem Fels beschlossen
aller Gräber herrlichstes. | Jammernd saßen
die Frauen, die arm gewordenen, | die das alles gesehen,
des Guten grimmen Tod, | beschlossen da zu gehen dannen
die weinenden Weiber, | und wahr nahmen,
5745wie sie nachher zu dem Grabe | gehen möchten,
hatten sich erfahren | Sorgen genug,
großen Gemüthskummer, | Maria waren sie geheißen,
die Frauen, die armschaffenen. | Da ward der Abend kommend,
die Nacht mit Nebel, | das Neidvolk der Juden ward
5750am Morgen darauf | in Menge versammelt,
redeten im Rathe, | was, du weißt,
wie dies Reich war | durch diesen einen Mann
ganz verführt, | das Wehrthum verworren.
Nun liegt er durch Wunden siech |
tief begraben | er sagte immer, daß er werde vom Tode erstehen
5755am dritten Tage, | dies Volk glaubet zu viel,
dies Wehrthum nach seinen Worten, | nun du hier zu wachsen heiße,
über das Grab zu achten, | daß ihn seine Jünger dort
nicht stehlen aus dem Steine, | und sagen dann, daß er erstanden sei,
der Reiche von der Raste. | Dann wird dies Reckenvolk
5760mehr verstört, | wenn sie beginnen zu prahlen hier.
Dann wurden dar beschieden | von der Schar de Juden
Wehren zu der Wacht, | begaben sich mit ihren Gewaffen dorthin,
zu dem Grabe zu gehen, | wo sie sollten des Gotteskindes
Hülle hüten. | War der heilige Tag
5765der Juden vergangen, | sie über dem Grabe saßen,
die Wehren auf der Wacht | in den hellen Nächten,
sie harreten unter ihren Schilden, | bis daß der herrliche Tag
über den Mittelgarten | den Mannen käme,
den Leuten zum Lichte. |

<Jesus aufersteht vom Tode. (Matth.18,1-4 u. Mark.16,1-5 u. Luk.24,1-5 u. Joh.20,1)>
| Da nicht währte lange nachdem,
5770daß dar ward der Geist kommend | durch Gottes Kraft,
der heilige Odem | unter den harten Stein
in den Leichnam. | Licht war da geöffnet
den Kindern der Lebenden zum Frommen, | war mancher Riegel
entheftet von den Höllenthoren, | und zum Himmel der Weg
5775gewirkt von dieser Welt. | Im Glanze auferstand
das Friedekind Gottes, | fuhr dann, wohin er wollte,
so die Wärter deß | nichts merkten,
die derben Leute, | wann er von dem Tode erstand,
sich aufrichtete von der Rast. | Die Knechte saßen
5780um das Grab außen, | die Judenleute,
die Schar mit ihren Schilden, | schritt vorwärts
das helle Sonnenlicht, | walleten die Frauen
zu dem Grabe zu gehen, | die gutartigen Weiber,
die minnelichen Marien, | hatten Geldes viel
5785gezahlt für Salben, | Silbers und Goldes,
Werthes für Würzen, | wie sie mochten gewinnen zumeist,
daß sie den Leichnam | des lieben Herrn,
den Sohn des Drosten | salben möchten,
den wund gerissenen. | Die Weiber sorgten
5790in ihrer Seele sehr, | und einige sprachen,
wer ihnen den großen Stein | von dem Grabe sollte
schieben auf die Seite, | den sie über die Leiche sahen
die Leute legen, | als sie den Leichnam dar
bestatteten in dem Felsen. | Wie die Frauen waren
5795gegangen zu dem Garten, | daß sie zu dem Grabe mochten
hinsehen selber, | so dar gesauset kam
ein Engel des Allwaltenden | oben von der Heitre
gefahren im Federkleide, | daß all das Feld ertönte,
die Erde dröhnte, | und die Knechte
5800wurden schwachen Sinnes, | die Wächter der Juden
fielen nieder aus Furchten, | nicht wähnten sie ihre Seele zu haben,
Leben längere Weile. | <LXIX.> Lagen die Wächter,
die Gesellen halb todt, | sogleich auf sich hob
der große Stein von dem Grabe, | wie ihn der Engel Gottes
5805kehrte auf die Seite, | und sich oben auf den Deckel setzte
der theuere Bote des Drosten, | er war in seinen Geberden gleich,
in seinem Angesichte, wer ihm konnte | unter seine Augen schauen,
so glänzend und so blinkend, | allwie des Blitzes Licht,
war ihm sein Gewand | winterkaltem Schnee am gleichsten.

<Jesu Auferstehung verkündet den Frauen ein Engel. (Matth.28,5-7 u. Mark.16,6-7 u. Luk.24,5-7)>
5810Da sahen sie ihn | sitzen allda,
die Weiber, auf dem gewendeten Steine, | und ihnen von dem Blitze,
den Frauen, solche Schrecken entgegen -- | all wurden
die Frauen in Furchten von dem großen Grausen, | weiter nicht wagten sie
zu dem Grabe zu gehen, | bis sie der Engel Gottes
5815des Waltenden Bote | mit Worten grüßte,
sagte, daß er ihre Absicht | ganz erkännte,
Werk und Willen, | und der Weiber Sinn,
hieß, daß sie sich nicht entsetzten: | ich weiß, daß ihr euern Herrn suchet,
den erlösenden Christ | von Nazarethburg,
5820welchen hier quälten, | und ans Kreuz schlugen
die Judenleute, | und in ein Grab legten
den sündelosen, | nun nicht ist er selber hier,
sondern er ist auferstanden schon, | und sind diese Stätten lehr,
dies Grab auf diesem Grunde. | Nun möget ihr gehen hieher
5825näher um Vieles, | ich weiß, daß euch ist Verlangen zu sehen
in diesen Stein hinein, | hier sind noch die Stätten sichtbar,
wo sein Leichnam lag. | Behende empfingen
Ermuthigung in ihrer Brust | die bleichen Frauen,
die wunderschönen Weiber, | war ihnen sehr freudig das Wort
5830zu vernehmen, | das ihnen von ihrem Herrn sagte
der Engel des Allwaltenden. | Hieß sie wieder dannen
von dem Grabe gehen, | und fahren zu den Jüngern Christes,
sagen seinen Gefährten | mit sicheren Worten,
daß ihr Droste war | vom Tode erstanden,
5835hieß auch in Sonderheit | dem Simon Petrus
die große Freudenbotschaft | mit Worten zu künden,
die Kunst des Drosten, | und daß Christ selber war
in Galiläaland, | wo ihn wieder seine Jünger sollen
sehen, seine Gefährten, | wie er ihnen zuvor selber sagte
5840mit wahren Worten. | Eben als da die Weiber
dannen gehen wollten, | so standen ihnen gegenüber da
zwei Engel, | in allweißen
glänzenden Gewanden, | und sprachen mit ihren Worten zu
heiliglich. | Das Herz ward geblödet
5845den Frauen in Ängsten, | nicht mochten sie an den Engel Gottes
ob dem Blitze schauen, | war ihnen der Glanz zu streng,
zu stark zu sehen. | Da sprachen ihnen gleich entgegen
des Waltenden Boten, | und die Weiber fragten,
warum sie den Christ dorthin, | den quicken bei den Todten,
5850den Sohn des Drosten, | zu suchen kämen,
den lebensvollen, | nun ihr ihn nicht findet hier,
in diesem Steingrabe, | sondern er ist auferstanden nun
in seiner leiblichen Hülle, | das ihr glauben sollet,
und gedenken der Worte, | die er euch in Wahrheit oft
5855selber sagte, | als er in euerer Gesellschaft war
in Galiläaland, | wie er sollte gegeben werden,
verkauft selber | in der sündigen Menschen
der hassenden Hände | der heilige Droste,
daß sie ihn quälten, | und ans Kreuz schlügen,
5860todt ihn machten, | und daß er sollte durch des Drosten Kraft
am dritten Tage | dem Volke nach Wunsche
lebendig erstehen. | Nun hat er alles geleistet so,
erfüllet bei den Lebenden, | eilet (ihr) nun fort hinweg,
gehet jählings, | und thuet es seinen Jüngern kund.
<LXX.> <5865> Er ist ihnen schon vorangefahren, | und ist fort von hier
in Galiläalande, | wo ihn wieder seine Jünger
sollen sehen, | seine Gefährten.
Da ward nachdem den Weibern nach Wunsche, | daß sie hörten solch Wort sprechen,
künden die Kraft Gottes, | waren so beklommen da noch,
5870auch so bange gemacht, | begaben sich fort dannen,
von dem Grabe zu gehen, | und sagten den Jüngern Christes
das seltsame Gesicht, | wo sie sorgend
harreten solches Trostes. |

<Die Juden bestechen die Wächter, Petrus und Johannes besuchen das Grab Jesu. (Matth.28,11-15 u. Joh.20,3-10)>
| Da geschah, daß auch zur Burg kamen
der Juden Wächter, | die über dem Grabe saßen
5875all die Nacht lang, | und des Leichnams dar
hüteten, der Hülle, | sie sagten der Herrschaft der Juden,
was ihnen dar gegenwärtig | für Schrecken kamen,
seltsames Gesicht, | sagten mit Worten,
allwie es geschehen war | durch des Drosten Kraft,
5880nicht unterließen sie es in ihrem Gemüthe. | Da boten ihnen Geschenke viel
die Judenleute, | Gold und Silber,
zahlten ihnen manch Stück dafür, | daß sie es nicht sagten weiter,
nicht meldeten der Menge, | sondern sagt, daß euch müde der Sinn
entwich mit Schlaf, | und da kamen die Gefährten hinzu, |
5885stahlen ihn in dem Steine, | immer seid (ihr) im Streite damit,
fortan mit Fleiße, | wenn es wird dem Volksfürsten kund,
wir helfen euch wider den Hehrsten, | daß er euch harmes etwas,
Leides nicht anthut. | Da nahmen sie von den Leuten viel
theuere Geschenke, | thaten -- allwie sie begannen,
5890durften sie nicht -- | ihren Willen kund,
den Leuten über dem Lande, | daß sie solche Lüge wollten
erheben über dem heiligen Drosten. | Dann war wieder geheilet das Herz
den Jüngern Christes, | als sie hörten die guten Weiber
melden die Macht Gottes, | da waren sie in ihrem Gemüthe froh,
5895und zu dem Grabe beide, | Johannes und Petrus,
liefen eiligst, | ward eher ankommend
Johannes, der gute, | und über dem Grabe stand er,
bis daß dar gleich nachkam | Simon Petrus,
der Kämpe kraftberühmt, | und sich darein begab
5900in das Grab zu gehen, | sah des Gotteskindes
Leichengewand, | des Herrn sein,
das Linnen liegen, | mit dem war zuvor der Leichnam
zierlich umfangen, | lag das Tuch gesondert,
mit dem war das Haupt verhüllet | des heiligen Christes,
5905des reichen Drosten, | als er in dieser Raste war.
Da ging auch Johannes | in das Grab hinein,
zu sehen das seltsame Ding, | ward ihm gleich nachdem
erschlossen der Glaube, daß er wußte, | daß sollte wieder an das Licht kommen
sein Droste herrlich, | vom Tode erstehen
5910auf aus der Erde. | Da schieden sie wieder dannen,
Johannes und Petrus, | und kamen die Jünger Christes,
die Gefährten, zusammen. |

<Jesus erscheint den Frauen und den Jüngern, die nach Emaus gehen. (Joh.20,11-18 u. Matth.28,9-10 u. Luk.24,13-18)>
| Dann stand wehmüthig
eine der Frauen | zum andern Male
weinend über dem Grabe, | war sich jammermüthig,
5915Maria war das Magdalena, | war ihr Muthgedanke
selber mit Sorgen sehr geblendet, | nicht wußte sie, wo sie suchen sollte
den Herrn, wovon ihr war die Hülfe bereitet, | sie nicht konnte da dem Wehklagen wehren,
das Weib nicht konnte das Weinen lassen, | nicht wußte, wohin sie sich wende sollte,
verstört waren ihr darüber die Muthgedanken, | da sah sie den mächtigen Christ da stehen
5920obwohl sie ihn kundlich erkennen nicht konnte | ehe denn er sich künden wollte,
sagen, daß er es selber wäre, | er fragte, was sie so sehr beweine,
so härmlich mit heißen Thränen, | sie sagte, um ihren Herrn,
nicht wisse sie in Wahrheit, wo er sein sollte, | ob du ihn mir weisen kannst,
mein Herr, wenn ich dich fragen dürfte, | ob du ihn hier in diesem Felsen nahmst?
5925weise ihn mir mit den Worten dein, | dann wäre mir aller Wünsche größter,
daß ich ihn selber sähe, | sie nicht wußte, daß sie der Sohn des Drosten
grüßte mit guter Sprache, | sie meinte, daß es der Gärtner wäre,
der Hofwart seines Herrn. | Da grüßte sie der heilige Droste
bei Namen, der Rettenden bester, | sie ging ihm da näher schnell,
5930das Weib mit gutem Willen, | erkannte ihren Waltenden selber,
zu meiden sie ihn | in der Minne nicht wußte,
wollte ihn bei ihren Worten greifen | die Frau, an der Völker Drosten,
allein sie das Friedkind Gottes | wehrte mit seinen Worten,
sagte, daß sie ihn gar nicht müßte | mit den Händen anrühren,
ich noch nicht stieg, sprach er, zu dem | himmlischen Vater,
5935sondern eile du nun geschwinde, | und den Männern künde,
den Brüdern mein, | daß ich unser beider Vater
den Allwaltenden, | eueren und meinen,
den wahrhaftigen Gott | suchen will.
<LXXI.> Das Weib ward da in Wonnen, | daß sie mußte solchen Willen künden,
5940sagen von ihm, dem gesunden, | ward sofort bereit
die Frau zu der Botschaft, | und den Männern brachte
das Frohwort, den Jüngern, | daß sie den waltenden Christ,
den gesunden sahe, | und sagte, wie er ihr selber gebot
mit verlässigen Zeichen. | Sie nicht wollten getrauen da noch
5945des Weibes Worten, | daß sie solchen Willkomm brächte
gewiß von dem Gottes Sohne, | sondern sie saßen jammermüthig,
die Helden, wehklagend. | Da ward der heilige Christ wieder
offenbar | zum andern Male,
der Droste gezeiget, | seit er vom Tode erstand,
5950den Weibern nach Wunsche, | daß er ihnen da auf dem Berge begegnete,
grüßte sie erkennbar, | und sie zu seinen Knien neigten,
fielen ihm zu Füßen, | er hieß, daß sie bangen Sinn
nicht trügen in ihrer Brust, | sondern ihr meinen Brüdern sollet
diese Rede künden, | daß sie kommen nach mir
5955nach Galiläaland, | wo ich ihnen wieder zugegen bin.
Dann fuhren auch von Hierusalem | der Jünger zween
an demselben Tage | schon frühmorgens,
Männer in ihrem Geschäfte, | wollten nach Emaus,
die Feste besuchen. | Da begannen manche Reden
5960unter den Wehren zu wachsen, | wo sie auf dem Wege fuhren,
die Helden, um ihren Herrn. | Da kam ihnen der Heilige zu,
gegangen der Gottes Sohn. | Sie nicht konnten ihn gar
erkennen den kräftigen. | Er nicht wollte sich da noch künden ihnen,
war jedoch in ihrer Gesellschaft zusammen, | und fragte, über welche Sache sie sprächen,
5965wie gehet ihr so trauernd, sagte er, | ist euch jammervoll das Herz,
die Seele sorgenvoll? | Sie sprachen ihm gleich entgegen,
die Männer die Antwort, | warum du das so heischest? sagte sie,
bist doch von Hierusalem | des Judenvolkes. <ab hier HS C mit Blattverlust - Übersetzung nach HS M>

<Jesu Himmelfahrt. (Mark.16,19 u. Luk.24,49-53)>
[...] dem heiligen Geiste | von der Himmelsau
5970mit der großen Kraft Gottes | Nahm seine Jünger dann,
die guten Gefährten, | leitete sie aus dann,
bis daß er sie brachte | nach Bethania,
dar hob er seine Hände auf, | und heiligte sie alle,
weihete sie mit seinen Worten, | entschwebte empor dannen,
5975suchte sich das hohe Reich der Himmel, | und seinen heiligen Stuhl,
sitzet alldar | an der rechten Seite Gottes,
des allmächtigen Vaters, | und von da alles siehet
der waltende Christ | alles was diese Welt befasset.
Da an derselben Stätte | die guten Gefährten
5980zum Gebete fielen, | und drauf zur Burg dannen,
dar nach Hierusalem, | die Jünger Christes
fuhren frohlockend, | war ihnen frohmüthig das Herz,
waren da in dem Weihthume. | Des Waltenden Kraft