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PRESSEMITTEILUNG

Zahme Rehe und plätschernde Brunnen

Die üppige Natur dem menschlichen Willen zu unterwerfen, stand bei der Gartengestaltung der Superreichen vor 2000 Jahren hoch im Kurs. Ausdruck fand dies in geradlinig geschnittenen Hecken, kunstvoll arrangierten Blumenbeeten und efeuberankten Wänden. Für die Pflege der Prachtgärten wurde Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. eigens der Beruf des "topiarius", des Kunstgärtners, erfunden.

Wege und Beete flankierten Skulpturen aus Marmor und Bronze, aus Brunnenfiguren plätscherte unablässig Wasser. Der enorme Verbrauch spielte keine Rolle, wie der Dichter Martial spöttisch bemerkte: "Überall rauscht Flut vom verströmenden Wasser." Die grüne Pracht der Gärten bot den Hausbesitzern reichlich Gelegenheit zum Philosophieren und Lustwandeln - aber auch zur Demonstration ihres Wohlstands.

Dass mit süßer Musik auch die wildesten Kreaturen bezwungen werden können, war bei den wohlhabenden Römern am Golf von Neapel eine beliebte Vorstellung - so wie es Orpheus, dem berühmtesten Sänger der griechischen Mythologie, gelang, durch sein Spiel mit der Leier, die wilden Höllenhunde in der Unterwelt zu besänftigen.

Wilde Tiere zu zähmen und als Haustiere in Parks zu halten, galt in Italien als besonders exklusiv. So ist zum Beispiel von dem römischen Redner Hortensius überliefert, dass er bei einem Bankett in einem seiner Lustgärten einen Sklaven in der Rolle des Orpheus auftreten ließ. Dieser blies in sein Horn und lockte damit "wilde" Rehe und Hirsche aus dem Garten an. Ein Schauspiel, das die Gästeschar beeindruckt und den Gastgeber als Kenner der griechischen Sagenwelt ausgezeichnet haben dürfte.

Wie sich in der Gartengestaltung die römische Luxuswelt widerspiegelte, zeigt die Ausstellung im LWL-Römermuseum. Gemälde und Wandmalereien mit idyllischen Motiven sowie zahlreiche Gar-tenskulpturen machen deutlich, welche Rolle die Inszenierung und Bezähmung der Natur in der betuchten Gesellschaft spielte.
 
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LWL Focke Museum

Archäologische Staatssammlung