Detail Bildkamin von Schloss Horst

Bildkamine von Schloss Horst

Turfstr. 21 • 45899 Gelsenkirchen

Besondere Glanzstücke der Innenausstattung sind die großen Bildkamine aus Baumberger Sandstein. Ursprünglich waren es mindestens neun Kamine, die teils erst nach 1571 entstanden. Charakteristisch ist der architektonisch reich gestaltete Aufbau mit Bekrönung, die jeweils mit Reliefszenen aus der antiken Mythologie sowie dem Alten und Neuen Testament geschmückt sind.

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Niederländisch geschulte Künstler entwerfen Bildkamine nach italienischen Drucken

In Schloss Horst befanden sich ursprünglich mindestens neun mit bildlichen Darstellungen geschmückte monumentale Kamine aus Baumberger Sandstein. Charakteristisch ist der architektonisch reich gestaltete Aufbau mit Bekrönung, die jeweils mit Reliefszenen aus der antiken Mythologie sowie dem Alten und Neuen Testament geschmückt sind. Den Bildschmuck schufen niederländisch geschulte Künstler vom Niederrhein, die bekannte zeitgenössische, meist italienische Werke, in Form von Drucken als Vorlagen verwendeten. 

Allein der Küchenkamin, der wegen seiner szenischen Darstellung auf dem Frontsturzrelief als „Auferstehungs-Kamin“ bezeichnet wird, verblieb bis auf geringe Veränderung an seinem ursprünglichen Platz im Erdgeschoss des Eingangsflügels von Schloss Horst. Ihn krönte eine Mosesstatue nach Michelangelos Moses in S. Pietro in Vincoli.

Von den übrigen Kaminen sind nur Fragmente erhalten geblieben. Aus ihnen konnten nach der 1999 abgeschlossenen Restaurierung des Schlosses der „Historien-Kamin“ im Rittersaal und der „Diana-Kamin“ im Erkerzimmer teilrekonstruiert werden. Der Historien-Kamin nahm auf seinem Frontsturzrelief Raphaels „Schlacht an der Milvischen Brücke“ aus der Sala di Costantino im Vatikanpalst auf. Viele weitere Szenen nach Stichen von Marcantonio Raimondi, Phillip Galle, Cornelis Cort, aber auch Jost Amman zierten die Horster Bildkamine.

Mehrere Reliefs mit Darstellungen aus der biblischen Erzählung vom barmherzigen Samariter befinden sich mit Fassadenskulpturen zusammengesetzt als Konglomeratkamin im Privathaus der Familie von Fürstenberg. Sie ließ auch, seit 1706 durch Kauf im Besitz des Horster Schlosses, drei besonders schöne Exemplare aus dem baufällig gewordenen Adelssitz in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts bergen und restaurieren und in einem anderen Familiensitz, Schloss Hugenpoet bei Kettwig, neu aufstellen. Sie sind nach den Themen ihrer szenischen Darstellungen als „Lot-Kamin“, „Kain und Abel-Kamin“ und „Troja-Kamin“ bekannt.

Autor der Bildprogramme war der Bauherr selbst: Rutger von der Horst hatte im Stiftsgymnasium von Emmerich unter dem Humanisten Matthias Bredenbach eine fundierte schulische Ausbildung u. a. in Latein, Griechisch und ebenso intensiv in Theologie erhalten. Die verwendeten historischen oder mythologischen Erzählungen, waren als Baudekor in jener Zeit in Westfalen noch unüblich.
Auch das Vorlagenmaterial stellte der umfassend humanistisch gebildete Rutger von der Horst zur Verfügung. So gelangten, über die vor allem in Antwerpen und Köln verlegte Druckgrafik, Meisterwerke italienischer Künstler und auch der Antike auf den Kaminen in Horst zur Anschauung.

Der Bildkamin von 1597 in Haus Goldschmieding in Castrop Rauxel weist deutliche Parallelen zu den Horster Bildkaminen auf. Auch die Kamine im Haus Kemnade in Bochum, im Aufbau etwas reduzierter, sind eine besonders schöne Gruppe, die dem Vorbild der Horster Kamine folgt. Sie zeigen zudem in noch beeindruckender Weise die zeitgenössischen Farbfassungen, die solchen Kaminen einen besonderen optischen Reiz gaben, von dem in Horst bis auf geringste Spuren leider nichts mehr erhalten geblieben ist.

 


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