Landschaftsverband Westfalen-Lippe - 11.05.18 - 15:18 Uhr

URL: https://www.lwl.org/LWL/Kultur/fremde-impulse/die_baudenkmale/Impuls-Alliierte-Ruhrgebiet/Kennedyhaus-Essen

Ruhr`s Information Center: “…for free exchange of opinion…”

„Ich lernte, dass die amerikanische Kultur genauso hoch entwickelt ist wie unsere, auch wenn sie nicht so alt ist.“ Diese Aussage eines Besuchers des Essener Amerika-Hauses, kurz nach der Eröffnung im Februar 1952, entsprach exakt dem neuen Geist der „Re-education“ der amerikanischen Erbauer. Nach Kriegsende hatte diese Politik noch tatsächlich auf die „Umerziehung“ der Deutschen zu Demokraten gezielt. Mit dem zunehmenden Ost-West-Konflikt verfolgte sie eine Annäherung auf kulturellem Gebiet. Es galt, dem neuen Bündnispartner ein positives Amerikabild näherzubringen.

Dementsprechend befanden sich im linken Gebäudeteil eine Bibliothek und darüber ein Ausstellungsraum. Rechts vom Eingangsbereich lag der Vortragssaal. Inmitten der Essener Ruinenlandschaft wirkte das tempelartige Gebäude mit Grünanlage und Springbrunnen anfangs wie ein Fremdkörper.

Nur bedingt erfolgreich schien auf Dauer auch das Gesamtkonzept, denn die Bibliothek und die Vortragsveranstaltungen waren bald schlecht besucht. Nur die unterhaltenden Filmabende erfreuten sich regelmäßig großer Beliebtheit. Die zahlreichen deutschen Amerika-Häuser sahen sich zudem mit dem Vorwurf des Kulturimperialismus konfrontiert oder galten – wie das Haus in Essen – als bei Obdachlosen beliebter Aufenthaltsort.

1964 wurde das Amerika-Haus Ruhr mit der Begründung geschlossen, dass es seine Aufgabe erfüllt habe. Nach weitreichenden Umbauten, vor allem im Saalflügel, diente es unter dem neuen Namen „Kennedy-Haus“ bis 1979 als provisorisches Essener Rathaus. Danach beherbergte es bis 1988 die Sammlung „Haus Industrieform“, ein Vorläufer des Design Zentrums NRW. Es folgten eine Nutzung als Ladengeschäft und die Eintragung als Denkmal 1991.

Kurz darauf wurde das Haus von den Gebrüdern Stratmann übernommen, die dort im Rahmen des Konzeptes „Europahaus“ 1994 ein Theater mit Gastronomie, „Stratmanns Theater“, eröffneten.

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