Anfang der 1880er Jahre verfolgte Leopold Wormser, ein junger Lehrer der jüdischen Schule in Dinslaken, den Plan, ein eigenes israelitisches Waisenhaus für die Provinz Rheinland zu errichten. Durch die Kollekte eines Lokalkomitees 1884 konnte bereits im Mai 1885 ein spätbarockes Bürgerhaus für diese Zwecke erworben werden.
Die Aufsicht über das neue Institut führte ein 15-köpfiges Kuratorium. Erziehung nach den Grundsätzen des israelitischen Glaubens und Ersatz der elterlichen Fürsorge gehörten zu den obersten Grundsätzen.

Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes befanden sich eine Küche und fünf Zimmer. Hier wurde auch ein kleiner Betsaal eingerichtet. Im Obergeschoss befanden sich sechs Stuben und eine kleine Kammer. Darüber hinaus standen ein Stallgebäude, ein großer Garten und ein zur Straße gelegener Hofraum zur Verfügung.

Ende der 1920er Jahre gestaltete der Düsseldorfer Architekt Fritz Katz das Haus und den Betsaal grundlegend um. Im Betsaal brachte er alle 2000 Stifternamen an den Wänden an. 1933 wurde die Wiedereinweihung gefeiert.

Während des Novemberpogroms 1938 wurde die Einrichtung des Waisenhauses vollständig zerstört und die Kinder vertrieben. Die Kinder wurden zunächst nach Köln in das jüdische Lehrlingsheim in der Agrippastraße gebracht, von wo aus ihre Auswanderung vorangetrieben wurde. Das Gebäude wurde durch einen Bombentreffer am 23. März 1945 zerstört. Seit 1981 erinnert ein Gedenkstein an die jüdische Gemeinde Dinslaken und an das Waisenhaus.