Landschaftsverband Westfalen-Lippe - 11.05.18 - 15:17 Uhr

URL: https://www.lwl.org/LWL/Kultur/fremde-impulse/die_baudenkmale/Impuls-Kirchen-Zuwanderer-1860-1930/St-Cyriakus-St-Josef-Herz-Jesu-Kirche-Bottrop

Neue katholische Gotteshäuser für die wachsende Bevölkerung im Ruhrgebiet

Vor allem wegen des prosperierenden Bergbaus kamen ab 1870 zahlreiche Arbeiter aus polnischen und schlesischen Gebieten ins Ruhrgebiet. Der Bedarf an Gotteshäusern stieg durch die Bevölkerungszunahme enorm, sodass zahlreiche Kirchen erweitert oder neugebaut wurden.

Ein erstes Beispiel in der Stadt Bottrop ist die St.-Cyriakuskirche, die durch den starken Zustrom von Bergarbeitern, vor allem in den Jahren 1872 und 1874, zu klein wurde, sodass ab 1860 eine neue, dreischiffige, neugotische Kirche errichtet wurde. Die Pläne zu diesem Neubau stammten von dem Architekten Emil von Manger aus Oelde.

Der Kohleabbau in Bottrop bewirkte, dass sich die Cyriakuskirche zwischen 1907 und 1964 um bis zu 7,20 Metern absenkte, sodass Wände und Gewölbe einzustürzen drohten. Durch ein neues Verfahren konnte die Kirche zwischen 1966 und 1967 gesichert werden. Der Innenraum wurde völlig neu gestaltet. Der Altarraum erhielt dabei in die Vierung vorgezogene Stufen und bezieht nun die Gemeinde mehr in den Gottesdienst mit ein.

Ein weiteres Beispiel ist die St.-Josefskirche. Die Arenberg’sche Bergbau AG schenkte der Kirchengemeinde ein Grundstück für einen Neubau der Kirche, sodass man im Jahr 1915 mit den Arbeiten beginnen konnte. Die Baupläne stammten von Josef Franke. Obwohl die Kirche aufgrund einiger Finanzierungsengpässe noch nicht ganz fertiggestellt war, wurde sie bereits im November 1919 geweiht und zu Teilen wohl schon genutzt. Zusätzlich zur Kollekte wurden Haussammlungen durchgeführt, um die Innenausstattung der Kirche finanzieren zu können. Insbesondere die Altarumbauten aus Marmor, das Kruzifix, die Skulpturen und das Tabernakel mit den aus Kupfer getriebenen Türen konnten so finanziert werden.

Ein drittes Beispiel in Bottrop ist der Bau der Herz-Jesu-Kirche. Der erste Kirchenbau entstand 1902 nach den Plänen der Architekten Kersten und Wenking aus Münster in neugotischen Formen. Bis 1905 hatte der Bergbau jedoch hier bereits solche verheerenden Schäden angerichtet, dass der Gottesdienst in eine Notkirche verlegt werden musste. Erst Ende der 1920er Jahre konnte das Geld aufgebracht werden, um einen Kirchenneubau für die Gemeinde zu errichten.

Der heutige Gebäude der Herz-Jesu-Kirche entstand zwischen 1923 und 1928 ebenfalls nach den Plänen des Gelsenkirchener Architekten Franke. Es ist als eine Staffelung unterschiedlich hoher kubischer Bauten, mit einfachen Sattel- und Pultdächern gestaltet. Die große Halle wird an den Seiten durch kleine eingezogene Wände in Nischen unterteilt, in denen sich die Fenster befinden. Diese indirekte Beleuchtung ist ein wichtiges Element der Architektur Frankes. Die gesamte Innenausstattung war in den 1920er Jahren von ihm mitentworfen worden. Von der ursprünglichen Ausmalung des Malers Andreas Wilhelm Ballin ist heute nichts mehr erhalten.

Seit 1999 präsentiert sich hier die neue Innenraumgestaltung durch Ute Becker-Kesseler und Thomas Kesseler. 
 

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