Landschaftsverband Westfalen-Lippe - 11.05.18 - 15:17 Uhr

URL: https://www.lwl.org/LWL/Kultur/fremde-impulse/die_baudenkmale/Impuls-Syburg-Westhofen/Kaiserdenkmal-Hohensyburg

Preußisch-nationaler Erinnerungskult auf dem Syberg

Im 19. Jahrhundert bekam das Bergplateau auf dem Syberg, auf dem sich noch heute die Ruinen der mittelalterlichen Burganlagen befinden, im Zuge der deutsch-nationalen Denkmalsbewegung eine neue Funktion zugesprochen (H25). Während der Vincketurm von 1857 noch einer Frühphase angehört, stellt das 1902 eröffnete Kaiser-Wilhelm-Denkmal ein steingewordenes Zeugnis des Wunsches dar, die karolingische Geschichte in einen Sinnzusammenhang mit Kaiser Wilhelm I., den »Reichseiniger«, zu stellen. Das Denkmal wurde als monumentale Dreiturmgruppe mit reichem neugotischem Bauschmuck nach einem Entwurf des Architekten Hubert Stier gestaltet. Vor den Turmbauten standen das zentrale Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm I. sowie die Standbilder Ottos von Bismarck, des Grafen von Moltke, Kaiser Friedrichs III. und des Prinzen Friedrich Karl. Hierbei handelte es sich um Arbeiten der Stuttgarter Bildhauer Adolf und Karl von Donndorf.

Die Nationalsozialisten reduzierten 1935 die Denkmalgruppe und deuteten sie damit bewusst um. Sie entfernten die Skulpturen der beiden Söhne Wilhelms I., Kaiser Friedrich III. und Prinz Friedrich Karl. Der Kaiser war nun nur noch von Bismarck und Moltke umgeben; seine Rolle als Alleinherrscher wurde somit betont. Infolge der Abtragung der flankierenden Turmbauten erhielten die Standbilder Bismarcks und Moltkes ihren neuen Standort vor den seitlichen Nischen des Hauptturms. Die Lebensdaten Kaiser Wilhelms I. wurden durch das Datum der Reichsgründung, 18. Januar 1871, ersetzt.
 

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