Wandgemälde

Klingenschmiede aus dem Bergischen Land

Friedrich Wilhelm I. ließ Klingenschmiede abwerben, um in seinem Herrschaftsbereich einen Produktionsstandort für Klingen aufzubauen. Die Handwerker kamen aus der Klingenstadt Solingen und der weiteren Umgebung im bergischen Land.

© Stadtarchiv Wetter, Wandgemälde von Fritz Gärtner

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Über die Wupper gehen…

Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, ließ Klingenschmiede aus dem bergischen Solingen abwerben, um in seinem Herrschaftsbereich einen Produktionsstandort für Klingen aufzubauen. Die Handwerkersiedlung Lange Riege in Hagen-Eilpe und einige Handwerkerhäuser in Wetter zeugen noch heute von einem Technologie- und Wissenstransfer, der im 17. Jahrhundert durch die gezielte Abwerbung von Klingenschmieden aus dem Herzogtum Berg in die brandenburg-preußische Grafschaft Mark initiiert worden ist.
Nur wenige Kilometer gewandert, aber über die Wupper und damit über eine Territorialstaatsgrenze gegangen waren zwölf Klingenschmiede, als sie sich am 19. April 1661 dem Drosten des Amtes Wetter vorstellten. Die Handwerker kamen aus der Klingenstadt Solingen und der weiteren Umgebung im bergischen Land. Die dort hergestellten Schwerter und Degen mit der Prägung „Me fecit Solingen“ waren begehrte Waffen und wurden europaweit exportiert. Die bergischen Fachleute baten, sich in der Grafschaft Mark niederlassen und ihr Handwerk dort ausüben zu dürfen.

Doch der Drost schickte die Auswanderer zunächst in das kurfürstliche Hoflager nach Cleve. Der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm I. war sehr interessiert an den Handwerker-Spezialisten und sicherte ihnen großzügige Privilegien zu. Nach seinem Willen sollten sie sich jedoch nicht in der Grafschaft Mark, sondern in der Mark Brandenburg ansiedeln. Dort wollte er ihnen Wohnungen und Werkstätten zur Verfügung stellen. Er versprach ihnen auch Zollfreiheit für fünfzehn und Steuererlasse für zehn Jahre und die ungehinderte Ausübung ihres reformierten Glaubens, und er ließ ihnen als „Aufbauhilfe“ 100 Reichsthaler auszahlen. Dafür sollte der Kurfürst ein Vorkaufsrecht für die hergestellten Waren und einen Preisnachlass erhalten. Später befreite Friedrich Wilhelm die Schmiede auch vom Militärdienst.

Die Handwerker waren von einem Mittelsmann, dem ehemaligen Amtmann in Wetter, der aus dem Herzogtum Berg stammte, angeworben worden. Diese Zuhilfenahme eines Werbers, die großzügigen Privilegien und die gezielte langfristige Vorbereitung der Aktion verdeutlichen das große Interesse der Landesregierung an den Handwerkern, die einen neuen Gewerbezweig mit kriegstechnischer Bedeutung in Preußen aufbauen sollten. Dahinter steckte aber auch das Ziel einer „Peuplierung“: Nach dem Dreißigjährigen Krieg sollten entvölkerte Landstriche wieder besiedelt und das Steueraufkommen langfristig gesichert werden. Die Ansiedlung der bergischen Klingenschmiede in Brandenburg scheiterte allerdings, weil die naturräumlichen Gegebenheiten denkbar ungünstig waren. Hier gab es weder Kohlevorkommen noch fließende Gewässer mit hinreichend Gefälle zum Betrieb von Schleifsteinen und Reckhämmern. Die Schmiede kehrten deshalb nach wenigen Wochen in die Grafschaft Mark zurück und ließen sich hier etwa zeitgleich an verschiedenen Stellen in Hagen-Eilpe, dem Dorf und der Freiheit Wetter und dem Eilper Hof in Oberwengern nieder. Der ersten Gruppe von Handwerkern folgten noch im selben Jahr weitere, so dass 1661 schließlich insgesamt 21 Klingenschmiede im Amt Wetter vorstellig wurden und um die Privilegien und das Niederlassungsrecht baten.

Die in Düsseldorf ansässige Regierung des Herzogtums Berg fürchtete die Konkurrenz jenseits der Grenze und versuchte die Abwanderung von Know-how in einen fremden Herrschaftsbereich zu verhindern. Doch auch ein Prozess vor dem Reichs-Hofrat in Wien konnte die Umsiedlung nicht mehr abwenden. Nach langen Verhandlungen sprach man die Klingenschmiede dort am 7.5.1662 frei, weil sie in ihrer Heimat keinen Verbleibungseid geleistet hätten.
 

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