Landschaftsverband Westfalen-Lippe - 11.05.18 - 15:22 Uhr

URL: https://www.lwl.org/LWL/Kultur/fremde-impulse/die_impulse/Impule-ueber-die-Wupper-gehen/Lange-Riege-Hagen-Eilpe

Schöne gemächliche Werkstätten …

Die Lange Riege ist eine Reihe von Fachwerk-Wohnhäusern, die der „große“ Kurfürst Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg ab 1664 als Handwerkersiedlung entlang dem Selbecker Bach in Eilpe errichten ließ. Der Bach verfügte über ausreichend Gefälle für den Antrieb von Schmiedehämmern und Schleifsteinen. Auch Werkstätten und ein Reckhammer an einem angestauten Hammerteich gehörten zu dieser Anlage. Hier sollten mehr als ein Dutzend Klingenschmiede arbeiten und wohnen, die kurz zuvor aus dem bergischen Solingen – jenseits der Wupper - abgeworben worden waren. Diese hochspezialisierten Handwerker brachten aus der „Klingenstadt“ die Kunst des Schmiedens von Schwertern und Degen mit in die Grafschaft Mark und damit nach Brandenburg-Preußen.
Die Schmiede hatten in Eilpe zunächst zur Untermiete gewohnt, weil die finanziellen Mittel für den Hausbau erst durch die Erhebung eines Zolls aufgebracht werden mussten, bis ihre Häuser 1665/66, fünf Jahre nach ihrer Ankunft, fertig gestellt waren.

Sie bewohnten die kleinen einräumigen Häuschen der Fachwerkhausreihe in der Riegestraße 6-18 in Hagen-Eilpe, an denen sogar bergische Zimmerleute aus Solingen und dem benachbarten Wald im Auftrag des Kurfürsten mit arbeiteten. Auf der Rückseite dieser so genannten Gaden befinden sich noch heute dazugehörende Stallgebäude mit Aborten. Die drei Schleifkotten, der Stahlhammer zum Raffinieren und Recken, Härtehütten und die Schmieden lagen entlang dem Eilper Bach, von dem eine eigens angelegte Abzweigung mit Hammerteich abging. Die Kommunikation zwischen den einzelnen Produktionsstandorten war einfach und die Transportwege kurz. Mit dieser geschlossenen, systematisch geplanten Handwerkersiedlung sollte ein Standort für das kriegswichtige Klingenschmiedehandwerk in der preußischen Mark aufgebaut werden.

Die Handwerkersiedlung Lange Riege zeugt noch heute vom herrschaftlich unterstützten Technologietransfer. Sie ist im Ruhrgebiet ein einmaliges Bauensemble. Historische Schmiedetechniken, Degen und Schwerter können im nahe gelegenen LWL-Freilichtmuseum Hagen besichtigt werden.
 

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