Landschaftsverband Westfalen-Lippe - 11.05.18 - 15:22 Uhr

URL: https://www.lwl.org/LWL/Kultur/fremde-impulse/die_impulse/Impuls-Mulvany-Castrop-Rauxel-Herne/koksstrasse

Ein »fremdartiger Eindruck«

 »Schon von Weitem macht diese Grube durch ihre hohen hölzernen Gerüste … und die runden Dächer ihrer Arbeiterwohnungen einen äußerst fremdartigen Eindruck«, so beschreibt ein Zeitgenosse 1864 in einer Bergarbeiterzeitschrift die Zeche Shamrock in Herne. Ungewöhnlich waren nicht nur ihre hölzernen Fördergerüste, sondern auch die Wohnhäuser der Arbeiter.
Zunächst hatten die aus England eingewanderten Facharbeiter in Baracken gewohnt. Schnell ließ der irische Repräsentant und Anteilseigner der Zeche Shamrock für seine Beschäftigten aber »der Reinlichkeit und Gesundheit der Arbeiter wegen« diese befestigten Wohnhäuser in der Nähe der Tagesanlagen der Zeche Shamrock bauen. Mulvany beauftragte mit dieser Aufgabe vermutlich seinen Bruder John Skipton, der im irischen Portlaw eine Mustersiedlung für eine Spinnerei gebaut hatte. Deren halbrunde Dächer waren aus geteerter Baumwolle hergestellt, die sich als äußerst haltbar erwies. In Herne bezeichnete man diese lang gestreckten Häuser mit den Tonnendächern später wie überall im Ruhrgebiet als »D-Zug-Siedlung«. Nur ein Foto aus den 1960er Jahren vermittelt noch einen Eindruck dieser ungewöhnlichen Häuser, die man bald darauf abriss. Das Bewusstsein für die Denkmale des Industriezeitalters hat sich gewandelt – heute wären diese einzigartigen Wohnhäuser eingetragenes Baudenkmal, an dem der Import einer neuen Bauform ins Ruhrgebiet im Zuge von Arbeitsmigration deutlich würde.

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