Landschaftsverband Westfalen-Lippe - 11.05.18 - 15:23 Uhr

URL: https://www.lwl.org/LWL/Kultur/fremde-impulse/die_impulse/Impuls-Vielfalt-Religionen-nach-1945

Zuwanderer bringen ihre Religionen mit in die neue Heimat

Die Zeit nach 1945 bedeutete eine weitere Öffnung des Ruhrgebietes für Zuwanderer der verschiedensten Nationen und Religionen. Sie bringen immer wieder neue Impulse in die Region, die teils nur zum Nebeneinander, aber immer mehr auch zum Miteinander der Bevölkerung werden und die Kultur des Ruhrgebietes entscheidend mitbestimmen.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges etablierten sich die beiden christlichen Kirchen wieder sehr schnell. Bedingt durch den großen Anteil von Vertriebenen kam es besonders im Ruhrgebiet in der Nachkriegszeit zu vielen Gemeinde- und Kirchenneugründungen. Die Integration der sogenannten Ruhrpolen in die katholische Kirche war erfolgreich abgeschlossen, doch nun kamen viele Katholiken besonders aus Oberschlesien in die Ruhrregion und brachten Gebräuche aus ihrer Heimat mit.
Die während des Zweiten Weltkrieges vor allem als Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter ins Ruhrgebiet verschleppten, rund zwei Millionen Polen wurden durch polnische Seelsorger betreut; seit 1970 gab es in Dortmund eine polnische Mission.

Trotz der vielen neuen Zuwanderer unmittelbar nach dem Krieg kam es zur Zeit des Wirtschaftswunders zu einem erheblichen Arbeitskräftemangel in der Montanindustrie.
Aus diesem Grund wurden von 1955 bis 1968 bilaterale Abkommen zur Vermittlung ausländischer Arbeitnehmer mit Italien, Spanien, Griechenland, der Türkei, Portugal, Tunesien, Marokko und Jugoslawien abgeschlossen. Die Arbeiter lebten zunächst häufig in den früheren Siedlungen der Zuwanderer aus den Ostprovinzen, z.B. in der Zechenkolonie Pluto IV in Wanne-Eickel und auch in den ehemaligen Unterkünften der Zwangsarbeiter während des 2. Weltkrieges wie an der Gewerkenstraße in Bochum-Gerthe im Lager der Zeche Lothringen III. Glaubensmäßig wurden die katholischen Italiener und Spanier von der katholischen Kirche betreut. Es wurden auch spanische Missionen, so z.B. in der St. Anna-Kirche (bis 1993) in Dortmund eingerichtet.

Aus Griechenland kamen überwiegend orthodoxe Christen, die sich bis heute in neun griechische Gemeindevereine im Ruhrgebiet aufteilen. In Dortmund-Wambel existieren ein griechisches Gymnasium und Lyzeum. Es gibt von Herten abgesehen, keine eigens errichteten griechisch-orthodoxen Gotteshäuser. Die griechischen Gemeinden übernahmen meist leerstehende Kirchen anderer Konfessionen, die sie entsprechend ihrer Anforderungen umnutzten.
Die serbisch-orthodoxen Christen aus dem ehemaligen Jugoslawien bildeten zwei Kirchengemeinden in der Region. Ähnlich wie bei den griechisch-orthodoxen Christen sind die Gemeinden Veranstalter zahlreicher kultureller Angebote.
Die russisch-orthodoxen Gemeinden im Ruhrgebiet waren bis auf eine kurze Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg recht klein und zu Anfang der 1990er Jahre sehr überaltert.
Der Zuzug von orthodoxen Christen aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion füllte die Gemeinden wieder mit Leben und brachte deren stärkere Bindung zum Heimatland mit. Die Gründung von Sonntagsschulen und sozialen Einrichtungen war die Folge.
Überwiegend muslimischen Glaubens waren die Arbeitskräfte, die aus der Türkei, Marokko, Tunesien und auch Jugoslawien angeworben wurden. Der Islam ist heute die drittstärkste Religion in der Bundesrepublik. Ein Drittel der muslimischen Bevölkerung lebt in Nordrhein-Westfalen und dort vor allem in der Ruhrregion. Das Bedürfnis sich zu versammeln und zu beten führte schon 1966 zur Gründung einer ersten Moschee und eines türkischen Arbeitnehmervereins in Dortmund.

Neben den Arbeitnehmerwanderungen gibt es auch internationale Migration und Flüchtlinge, die aus politischen Gründen zuwandern und ihre Religion im Ruhrgebiet ausüben möchten. Ein Beispiel dafür ist der Hindutempel in Hamm, gegründet von einem tamilischen Priester, der als junger Mann 1985 vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat Sri Lanka geflohen ist. 
 

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