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Möbelmuseum Steinheim
Möbelfabrik Günther Rolfzener Straße
32839 Steinheim
Tel. (0 52 33) 85 52 schuler.steinheim@freenet.de

Öffnungszeiten Mi, So 14 - 17 Uhr;
für Besuchergruppen auf Anfrage
Eintritt frei
Führungen frei
 | | Steinheim |  | | 590 -> Höxter |
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Höxterstraße |
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W 120 Min., Sa 120 Min./nm - So - |
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3 Min. |
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Steinheims Renaissance
Im 19. Jahrhundert erlebte Steinheim den Niedergang des Schuhmacher- und des Leinengewerbes. Viele Familien verarmten. Diese Situation änderte sich erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, als immer mehr Tischlereien und Möbelfabriken entstanden. Anton Spilker (1838 - 1893) war einer der ersten Tischler, der so genannte Stilmöbel im Stil der Neugotik und der Neorenaissance herstellte. Innerhalb weniger Jahre wurden die Steinheimer Kunsttischler mit ihren Möbeln nicht nur in der Region, sondern weit über die Grenzen Westfalens hinaus berühmt. In fast alle europäische Länder und sogar nach Südamerika exportierten die Steinheimer die Herrenzimmerausstattungen und Büfetts mit den reich geschnitzten Fronten. Der Bau der
Eisenbahnstrecke Hannover-Altenbeken begünstigte diese Entwicklung. Nun mussten die Möbel nicht mehr mit dem Pferdefuhrwerk zu den Käufern außerhalb der Region gebracht werden, sondern konnten schneller und schonender transportiert werden. Durch die neue Möbelindustrie entwickelte sich Steinheim zur Industrie-Kleinstadt. Nahezu 40 mittelständische Handwerksbetriebe und acht Möbelfabriken begründeten den Ruf Steinheims als Möbelstadt. Auch nachdem 1903 in den Steinheimer Möbelfabriken die Serienfertigung eingeführt wurde, blieb der Begriff "Steinheimer Möbel" ein Symbol für Qualität.
Die Geschichte des Tischlerhandwerks und die Entwicklung der Steinheimer Möbelindustrie wird nun in der ehemaligen Möbelfabrik Josef Günther gezeigt.
Der Kunsttischler Josef Günther (1874-1940) erlernte bei Anton Spilker das Tischler- und Holzbildhauerhandwerk und machte sich 1899 selbstständig. 1905 ließ er das neue Fabrikgebäude mit Kesselhaus errichten, es wurde mehrfach erweitert. Bis etwa 1922 produzierte die Firma kunstvolle Möbel mit schweren Schnitzereien. Daneben entstanden vollständige Einrichtungen von Kirchen, Villen und Herrenhäusern.
Ab 1922 wurden kleine Serien von Wohn- und Herrenzimmerschränken, daneben Einzelanfertigungen reich geschnitzter Möbel im Danziger
Barock hergestellt, die weltweit exportiert wurden. Später spezialisierte sich der Betrieb, der zeitweilig
bis zu 100 Mitarbeiter hatte, auf Chippendale-Stilmöbel. Mit der großen Krise für hochwertige Möbel musste 1988 die Produktion eingestellt werden.
Im Museum finden Besucher Werkzeuge von Tischlern, Drechslern und Bildhauern. Anhand der ausgestellten Möbel können sie eine Reise durch die Stilgeschichte des Möbels machen und etwas über die Geschichte der 100 Werkstätten und Fabriken erfahren, die Möbel in dieser Region herstellten.
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