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Ravensberger Spinnerei: Historisches Museum Bielefeld
Ravensberger Park 2
33607 Bielefeld
Tel. (05 21) 51 36 30 o. 51 36 35 Fax. (05 21) 51 67 45 info@historisches-museum-bielefeld.de www.historisches-museum-bielefeld.de
 
Sonderausstellungen
museumspädagogische Programme
Aktionstage, Faltblatt
Öffnungszeiten Mi - Fr 10 - 17 Uhr, Sa, So 11 - 18 Uhr
Eintritt 4,50 / 3,- EUR
ohne Sonderausstellung 3,- / 1,50 EUR
Führungen 40,- / ermäßigt 30,- EUR
 | | Bielefeld Hbf. |  | | alle STB bis Jahnplatz |
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Jahnplatz |
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W 10 Min., Sa 10/15 Min., So 30/15 Min. |
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8 Min. |
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Das Zentrum der Bielefelder Textilindustrie
Mit der Gründung der Ravensberger Spinnerei im Jahr 1854 setzte sich die Industrialisierung in Bielefeld endgültig durch. Zunächst war diese Entwicklung mit der ãSpinnerei VorwärtsÒ nur zögerlich angelaufen, deren denkmalgeschützte Gebäude in der Arthur-Ladebeck-Straße heute von der Firma Dr. Oetker genutzt werden. Die Anlage der Ravensberger Spinnerei geht auf die Initiative der Bielefelder Leinenkaufleute Delius, Kisker, Tiemann, van Laer u. a. zurück, deren Familien auch andernorts in der Region unternehmerisch tätig waren (siehe Nr. 3 und 28). Sie schlossen sich zu einer Aktiengesellschaft zusammen und beauftragten Ferdinand Kaselowsky mit der Planung und Durchführung. Der Unternehmer hatte bereits in Schlesien und Großbritannien einschlägige Erfahrungen gesammelt. Kaselowsky errichtete ein ganzes Fabrikviertel, die Ravensberger Spinnerei war zeitweise die größte Flachsgarnspinnerei auf dem Kontinent. Sie bot vor allem Arbeitsplätze für Frauen. Die ersten Arbeiterinnen waren nicht nur arbeitslos gewordene Handspinnerinnen aus der Umgebung, sondern auch Schlesierinnen, die mit der reglementierten Arbeitsweise der Fabrik bereits vertraut waren. Die Besonderheiten des Flachsspinnen führten zu sehr schweren Arbeitsbedingungen, was einen häufigen Wechsel in der Belegschaft nach sich zog. Deshalb musste die Spinnerei schon sehr früh ausländische Arbeitskräfte anwerben. In der Blütezeit der 1870er Jahre beschäftigte die Spinnerei rund 1 700 Arbeiterinnen und Arbeiter an 100 Maschinen, in der Weberei waren 500 Arbeitskräfte an 450 Webstühlen tätig. Damit liefen zehn bis elf Prozent aller mechanischen Webstühle Deutschlands in Bielefeld.
Nachdem in den 1970er Jahren der Abriss der nicht mehr industriell genutzten Anlage verhindert werden konnte, wurden die einzelnen Gebäude für eine kulturelle Nutzung denkmalgerecht saniert. Das mehrstöckige Hauptgebäude mit den Spinnsälen, in dem seit 1985 die VHS untergebracht ist, erhielt den europäischen Denkmalspflegepreis. Die Sheddach-Halle, zwei Werkstattgebäude sowie die Karderie wurden mit modernen Ergänzungen zum Historischen Museum umgebaut.
Die Direktorenvilla beherbergt das Museum Huelsmann mit internationalem Kunstgewerbe, im Prokuristenwohnhaus ist das Bildungswerk ãArbeit und LebenÒ untergebracht, die alte Hechelei ist zu einer Partylocation umgebaut und die neue Hechelei ist langfristig für das städtische Naturkundemuseum vorgesehen.
Die Ravensberger Spinnerei mit ihren auffälligen Sandsteinfassaden liegt in einer großzügigen Parkanlage und wird architektonisch von dem hohen Schornstein dominiert, der an das Hauptgebäude anschließt. Das 105 m lange Hauptgebäude ist symmetrisch angelegt und beeindruckt durch seine imposante Schlossarchitektur mit Türmchen und Zinnen. Die am Vorbau des Mittelrisaliten angebrachte Uhr verweist auf die zentrale Bedeutung einer neuen Zeiterfahrung im Prozess der Industrialisierung. Die Teiche vor dem Haupteingang dienten als Wasserreservoir für das Kühlwasser der Dampfmaschinen.
In der unmittelbarren Umgebung der Spinnerei wurde 1864 die Mechanische Weberei eröffnet. Sie hatte nur ebenerdige Fabriksäle, da die Erschütterungen durch die laufenden Maschinen eine Aufstockung verhinderten. Heute befindet sich hier ein Supermarkt. Die alte Backsteinfassade an der Südseite ist denkmalgeschützt erhalten (Teutoburger Straße 96). Zwischen Spinnerei und Weberei befand sich das Logierhaus für ledige Arbeiterinnen, das heute als internationales Begegnungszentrum genutzt wird.
In der Nachbarschaft haben sich in der Webereistraße Arbeiterwohnhäuser aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhalten, die heutigen Wohnbedürfnissen angepasst sind.
Über die Lebens- und Arbeitsbedingungen in Bielefeld zur Zeit der Industrialisierung informiert vor allem das Historische Museum, das für seine Dauerausstellung mehrfach international ausgezeichnet wurde.
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