LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 05.09.01

Presse-Infos | Der LWL

Opiumofen und Zauberzopf
Geschichten von völkerkundlichen Sammlern
LWL präsentiert Wanderausstellung 'Reisen - Entdecken - Sammeln'

Bewertung:

Vreden (lwl). Schon lange bevor das Fernsehen die weite Welt ganz einfach ins heimische Wohnzimmer transportierte, versuchten Händler, Diplomaten, Kolonialbeamte, Missionare und Reisende ihre Arbeit, ihre Erlebnisse und Besonderheiten der Länder, die sie besucht hatten, zu Hause zu veranschaulichen: Sie brachten Fotos oder verschiedenste Objekte mit in die Heimat. Das war die Geburtsstunde von Völkerkunde-Sammlungen. Bisher sind diese Sammlungen in Westfalen-Lippe öffentlich wenig bekannt. Um sie aus ihrem Schattendasein zu befreien, hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gemeinsam mit dem Städtischen Museum Hexenbürgermeisterhaus Lemgo die Wanderausstellung "Reisen - Entdecken - Sammeln. Völkerkundliche Sammlungen in Westfalen-Lippe" erarbeitet. In der Zeit vom 9. September bis 4. November ist die Ausstellung im Hamaland-Museum in Vreden zu sehen.

Was suchten Deutsche um 1900 in Kamerun, Ostafrika, Neuguinea und China? Oder ganz konkret: Warum verließen die Brüder Neubourg in den 1880/90er Jahren ihre lippische Heimat und nahmen die beschwerliche Schiffsreise nach Sumatra auf sich, um für niederländische Plantagen-Gesellschaften zu arbeiten? Die 220 Exponate der Ausstellung geben Antwort auf diese Fragen. "Die gesammelten Gegenstände verraten viel über Ort und Zeit, in der sie gesammelt wurden. Hinter jedem Einzelstück verbirgt sich aber auch eine persönliche Geschichte, die die Ausstellung erzählen will. Es geht also innerhalb der historisch-kritischen Betrachtung des Kolonialzeitalters immer auch um die Menschen, die zu Sammlern wurden", so LWL-Ausstellungsmacher Dr. Günter Bernhardt.

Die Ausstellung zeigt Fotos, Waffen, Alltagsgegenstände, Schmuck, Ahnenfiguren und rituelle Gegenstände. Dazu gehören auch skurrile Dinge wie etwa der Haarzopf den ein Missionar einem Zauberer aus dem damaligen Neupommern (heute Papua-Neuguinea) bei dessen Taufe 1929 abnahm.

Ein Reisetabernakel eines Franziskanerpaters ist in der Ausstellung ebenso zu sehen, wie andere Zeugnisse früher Missionsversuche, die bisher noch nie gezeigt wurden. Direkt neben der Jagdausrüstung eines Krokodiljägers ist eine seiner ausgestopften Jagdtrophäen zu sehen. Nur etwas weiter zeigt die Ausstellung ein chinesisches Opium-Öfchen samt Opium-Pfeife. All diese Objekte stammen aus außereuropäischen Ländern wie Sumatra, Neuguinea, China und den damaligen deutschen Kolonien in Afrika.

Die Sammelobjekte stehen nicht alleine, die Ausstellung zeigt auch die persönlichen Hinterlassenschaften der Sammler und Entdecker. Die Geschichten der Ausstellungsstücke können natürlich am besten die Sammler selbst erzählen. Deshalb kommen sie in Audio-Installationen, in denen aus ihren Briefen vorgelesen wird, zu Wort. So etwa der Jäger aus Lünen, der erzählt, wie er ein Nilpferd erlegt und plant, dessen Füße zu präparieren. Einer der präparierten Füße ist in der Ausstellung ebenso zu sehen wie Kultfiguren aus Neuguinea. Die Figuren spielten in Geheimbünden in Neuguinea eine wichtige Rolle. Ein Missionar aus Hiltrup (Stadt Münster) berichtet, wie er einen dieser Geheimbünde entzaubert hat, dem wilde Riten mit homosexuellen Hintergrund nachgesagt wurden: Der Missionar schlich sich zum Kultort, raubte die Kultfigur und nahm dem Ort seine magische Kraft, indem er ihn christlich segnete.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen fünf Sammlungen aus Museen in Detmold, Lemgo, Werl, Bad Driburg und Wuppertal (die frühere Sammlung der Bethel Mission in Bielefeld). Die Sammlungen entstanden in der Zeit deutscher Kolonial- und Missionsgeschichte in Asien, Ozeanien und Afrika vor dem Ende des Ersten Weltkrieges.
Die Berufswerkstatt der Universität Bielefeld hat zur Ausstellung museumspädagogisches Begleitmaterial erstellt. Die Arbeitsmaterialien beschäftigen sich mit Themen wie Kolonialismus, Missionsgeschichte, Reisen, Fremdheit und Länderkunde. Zu der Ausstellung ist ein 220 Seiten umfassendes Begleitbuch erschienen, das mit 163 Abbildungen illustriert ist. Es ist an der Museumskasse für 25 Mark (12,50 Euro) oder im Buchhandel (ISBN 3-89534-421-4) für 39 Mark (19 Euro) erhältlich.

"Reisen - Entdecken - Sammeln"

- Eine Ausstellung des LWL-Museumsamtes in Zusammenarbeit mit dem Städtischen Museum Hexenbürgermeisterhaus Lemgo;



Hamaland-Museum - Kreismuseum Borken,
Butenwall 4, Vreden
9. September bis 4. November;
Öffnungszeiten:
täglich außer montags 10 bis 17 Uhr;
Eintritt: 3 Mark

Weitere Stationen:

"Altes Amtshaus"
Karl-Pollender-Stadtmuseum
11.11.2001 bis 06.01.2002

Mindener Museum für Geschichte ,
Landes- und Volkskunde
13.01.2002 bis 10.03.2002

Museum Forum der Völker Völkerkundemuseum der Franziskaner
15.03.2002 bis 05.05.2002

Museum der Stadt Lüdenscheid
Stadtmuseum
12.05.2002 bis 07.07.2002

Städtisches Heimatmuseum
14.07.2002 bis 08.09.2002

Stadtmuseum Bocholt
Museum für Geschichte, Kunst und Kultur
15.09.2002 bis 10.11.2002

Städtisches Museum
Hexenbürgerhaus
17.11.2002 bis 12.01.2003

ca. 5371 Anschläge



Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 / 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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