LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 02.12.02

Presse-Infos | Der LWL

Internationaler Tag der behinderten Menschen: LWL unterstützt das selbstständige Lernen

Bewertung:

Werl (lwl). Für den 3. Dezember haben die Vereinten Nationen den Internationalen Tag der behinderten Menschen ausgerufen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) weist anlässlich dieses Tages in einer Serie auf Beispiele praktischer Hilfen hin, die zu einem selbstbestimmten Leben behinderter Menschen geführt haben. Im letzten Teil der Serie geht es um das selbstständige Lernen in der LWL-Schule in Werl.

"Wenn ich drücke, passiert was!"

Sabine Paul klatscht in die Hände. "Wir haben Besuch!", ruft die Lehrerin in die Klasse. Die Schülerinnen und Schüler der vierten Jahrgangsstufe drehen sich nur kurz um, lassen sich aber nicht weiter ablenken. Es sind keine gewöhnlichen Jungen und Mädchen, die hier im Computerraum an der neuen Ausgabe ihrer Klassenzeitung arbeiten. Es sind Schülerinnen und Schüler der Hedwig-Dransfeld-Schule, der Westfälischen Schule für Körperbehinderte in Werl (Kreis Soest).

Rund 160 Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren werden hier unterrichtet. Mit den Neuen Medien, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in seinen Schulen einsetzt, sollen sie lernen, den Computer ebenso selbstverständlich zu benutzen wie einen Rollstuhl oder eine Gehhilfe.

"Computergestütztes Lernen wird im Unterricht immer wichtiger", sagt Jörg Schultze, stellvertretender Schulleiter. "Der Umgang mit dem PC macht heute viele Dinge möglich, die bis vor wenigen Jahren mit konventionellen Methoden gar nicht denkbar waren."

Den Computer als Kontaktmittel benutzen, mit seiner Hilfe kommunizieren - die Schülerinnen und Schüler lernen schnell, worauf es dabei ankommt. "Erst mal muss man überlegen, was man schreiben will", sagt Kevin und die Konzentration steht ihm ins Gesicht geschrieben. "Dann muss man das in den Computer schreiben", fährt er fort und mahnt: "Aber nicht gleich alles drucken, dafür müsste man viel zu viel Papier nehmen."

Kevin ist zehn Jahre alt und kann sich im Unterschied zu den meisten Mitschülerinnen und Mitschülern logisch und sprachlich verständlich ausdrücken. Er hat sich gemeldet, als seine Lehrerin die Frage stellte, wie denn die Klassenzeitung gestaltet werde. Die neueste Ausgabe ist komplett: Marcel hat einen neuen Rollstuhl bekommen, ist da zu lesen. Und damit auch jeder sehen kann, wie Marcel in seinem neuen Rollstuhl aussieht, hat er von sich selbst ein Bild gemalt - mit großen Augen und einem sehr großen lachenden Mund.

Im Gegensatz zu Kevin ist Marcel, ebenfalls zehn, durch seine mangelnde Sprachfähigkeit gehandicapt. Dass er dennoch mit Buchstaben, Wörtern und Grammatik erfolgreich umgehen kann, lernt er mit verschiedenen Computerprogrammen. Am Computer arbeitet er gerade mit einem Programm, das Gebrauchsgegenstände zeigt und dann verlangt, dass die richtigen Silben gefunden und zusammengesetzt werden. Auf Knopfdruck kann
Marcel seinen Gedanken sogar eine Stimme geben. Der so genannte "DeltaTalker" macht's möglich. Die Oberfläche ist eine ganz normale Tastatur, allerdings nicht mit Alphabet und Zahlen, sondern mit Symbolen, Bildern und Grammatiktasten.

Beate Plonka ist Sonderschullehrerin und zuständig für Computer und unterstützte Kommunikation an der Westfälischen Schule für Körperbehinderte. "Computer erfüllen hier viele Funktionen", sagt sie und konkretisiert das Schlagwort Medienkompetenz: "Der Computer ist als Schreibgerät, Internet-Zugang, Lern- und Übungsgerät' 'Ersatzstimme' oder Spielzeug gerade für Jungen und Mädchen mit körperlichen oder geistigen Handicaps ein ideales Hilfsmittel, denn eines begreift jedes Kind sehr schnell: 'Wenn ich drücke, passiert was!'" Außerdem ermögliche der Computer - "effizienter als viele andere Lehrmittel" - das individuelle Lernen. "Er verhilft unseren Schülerinnen und Schülern zu mehr Selbstständigkeit, bietet ideale Voraussetzungen für zukunftsorientiertes Lernen, Berufsvorbereitung und Alltagsbewältigung."

Westfälische Schulen: LWL setzt auf Medienkompetenz

Computer als Lern- und Lebenshilfen gewinnen gerade an Schulen für behinderte Kinder und Jugendliche zunehmend an Bedeutung. Der LWL hat ein dichtes Netz von 41 Westfälischen Schulen und Internaten geknüpft, an denen rund 5.400 blinde, sehbehinderte, gehörlose, schwerhörige, körperbehinderte und sprachbehinderte Schülerinnen und Schüler unterrichtet und auf den Alltag und die Berufswelt vorbereitet werden. Die den konkreten Anforderungen entsprechende Architektur und die kindgerechte Einrichtung der Schulen geht in jüngster Zeit mit der Anschaffung von Lehr- und Lernmitteln der modernen Computertechnologie einher. 48 Prozent aller Absolventinnen und Absolventen der LWL-Schulen haben dieses Jahr einen Hauptschulabschluss gemacht. Das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr.






Pressekontakt:
Claudia Miklis, Telefon 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0




Kommentar(e)

Sofia Giglio04.01.2014 16:43
Ich persönlich finde es wichtig, dass die Schüler, z.B. der Hedwig-Dransfeld-Schule lernen auch mit Sachen umzugehen mit denen wir im Alltag umgehen. Sie profittieren in ihrer Zukunf davon, wenn sich (wie schon bei sehr vielen Fällen) der Stand der Sachen so verbessert, dass sie das arbeiten können. Ich möchte damit sagen, dass ich diese Art von lernen sehr unterstütze und sehr zu schätzen weiß, weil mein Cousin diese Art von Bildung brauchte, doch es die noch nicht zu seinen Zeiten gab.


Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos