LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 16.12.02

Presse-Infos | Der LWL

Bei Integration behinderter Menschen drohen Einschnitte
Landschaftsverbände weisen auf Herausforderung hin / Betreutes Wohen ausbauen

Bewertung:

Düsseldorf. Vor dem "am meisten unterschätztem Problem der kommenden Jahre", der stetig steigenden Kosten für die Hilfen für behinderte Menschen, haben die Direktoren der Landschaftsverbände Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland (LVR), Wolfgang Schäfer und Udo Molsberger, angesichts der dramatischen Finanzlage der Kommunen am Montag (16. Dezember) in Düsseldorf gewarnt.

Schon heute fließe bundesweit mehr Geld in die Behindertenhilfe als in die ¿herkömmliche¿ Sozialhilfe, hieß es. Die beiden Kommunalverbände
mit Sitz in Köln und Münster finanzieren für 41.000 behinderte Menschen die Betreuung in Wohnheimen und für 46.400 Menschen die Beschäftigung in Werkstätten mit über zwei Milliarden Euro. 2005 würden es voraussichtlich drei Milliarden Euro für 48.700 Menschen in Heimen und für 51.700 Menschen in Werkstätten sein, wenn der Bedarf wie erwartet weiter wächst wie bisher. Im Jahr 2000 kostete die Unterstützung eines Menschen im Heim durchschnittlich 33.800 Euro, in diesem Jahr sind es bereits 36.300 Euro. "Die Kostenentwicklung sprengt die Haushalte unserer Mitglieder, der Städte und Kreise", sagten Schäfer und Molsberger.
Die Landschaftsverbände würden daher alle Anstrengungen unternehmen, um diese Entwicklung zu stoppen. Sie fordern für diese gesamtgesellschaftliche Herausforderung aber auch die Unterstützung vom Bund ein.

Beide Direktoren begrüßten, dass das Land auf Initiative von LVR und LWL die Hilfen zum Wohnen 2003 neu regeln wolle. Dem Ziel eines selbstständigen Lebens von Menschen mit Behinderungen sollen diese Hilfen besser gerecht werden, so Molsberger. "Statt neue Heimplätze zu planen und zu bauen, werden die Landschaftsverbände das Betreute Wohnen flächendeckend ausbauen", kündigte der LVR-Direktor an. Trotz der dramatischen Finanzlage hätten die Landschaftsverbände jedes Jahr auf freiwilliger Basis neue Plätze im Betreuten Wohnen geschaffen im Sinne der behinderten Menschen.

Nach Schätzungen der Landschaftsverbände können in NRW über die bestehenden 9.000 Plätze im Betreuten Wohnen hinaus weitere 5.000 behinderte Menschen außerhalb von Heimen leben. Notwendig sei dafür die ab Mitte 2003 geplante Bündelung der Zuständigkeiten bei den Landschaftsverbänden, die für das Leben in Wohnheimen zahlen, während bisher die Städte und Kreise ambulante Hilfen wie zum Beispiel Betreutes Wohnen finanzieren. Ein Platz im Wohnheim kostet durchschnittlich 80 Euro am Tag. Im so genannten Betreuten Wohnen dagegen kostet der Tag pro Person etwa 30 Euro. So lasse sich die Kostenlawine zwar bremsen, aber nicht aufhalten.

Denn jährlich nimmt die Zahl der behinderten Menschen, die Hilfen zum Wohnen brauchen, in NRW um etwa 1.900 zu. Gründe dafür sind der medizinische Fortschritt und die Altersstruktur der Gruppe der behinderten Menschen. Sie seien erheblich jünger als die übrige Bevölkerung. Durch die Verbrechen in der Nazi-Zeit war fast eine ganze Generation behinderter Menschen ausgelöscht worden. Inzwischen sei auch, wie in der übrigen Bevölkerung, die Lebenserwartung behinderter Menschen gewachsen.

Als Konsequenz der Finanznot drohe, dass behinderte Menschen in Zukunft länger auf ihr Geld warten müssten. So habe zum Beispiel der LWL bereits einen Stellenstopp bei den Bearbeitern der Anträge verhängt. ¿Wir müssen außerdem mit den Trägern der Heime und Werkstätten eine Nullrunde - wie sie auch im Gesundheitswesen im nächsten Jahr kommen wird - bei der Kostenerstattung vereinbaren¿, so LWL-Direktor Schäfer. Pauschalen wie im Krankenhauswesen und Aus-schreibungen von neuen Leistungen unter den Trägern der Wohlfahrtspflege seien weitere Maßnahmen.

Diese Einschnitte könne Berlin lindern. "Wir brauchen als Notbremse eine Bundesbeteiligung, die die Kommunen nicht mit den steigenden Kosten der Integration Behinderter allein lässt, sondern Land und Bund angemessen an der Finanzierung beteiligt", sagte Schäfer weiter. Die Kommunalpolitiker aller Parteien seien sich einig, dass die kommunale Familie die Hilfen für behinderte Menschen nicht allein schultern könne.



Die Landschaftsverbände Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland (LVR) arbeiten als Kommunalverbände mit 27.000 Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen. Mit ihren 78 Schulen, 27 Krankenhäusern, 27 Museen und als größte Sozialhilfezahler Deutschlands erfüllen LVR und LWL Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvoller weise regional wahrgenommen werden. Die kreisfreien Städte und Kreise in NRW sind die Mitglieder von LWL und LVR. Sie tragen und finanzieren die Landschaftsverbände, die durch Abgeordnete aus den Kommunen kontrolliert werden.





















Pressekontakt:
Achim Hermes, LVR-Pressamt, Telefon: 0221 809 2781 und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos