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Mitteilung vom 21.01.03

Presse-Infos | Der LWL

'Robin Hoods der Pädagogik'
LWL-Berufskolleg in Hamm bildet auch Quereinsteiger zu Erziehern aus

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Hamm (lwl). Mittagspause am Westfälischen Berufskolleg in Hamm: Im so genannten Lehrerzimmer sitzt eine gut gelaunte Runde beim Mittagessen. Mit dabei ist auch Stefan Geiselhart, 38 Jahre alt, angehender Erzieher. Er ist einer von rund 250 Frauen und Männern zwischen 19 und 51 Jahren, die am Berufskolleg des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Hamm die Ausbildungsgänge Heilpädagogik,Heilerziehungspflege, Sozialpädagogik und Motopädie besuchen.

Ein 38-jähriger Familienvater noch in der Ausbildung? Stefan Geiselhart erzählt, wie es dazu kam. Als gelernter Einzelhandelskaufmann stieß er in seinem Heimatort Erndtebrück (Kreis Siegen-Wittgenstein) auf eine Anzeige in der dortigen Lokalzeitung. Die Christlichen Jugenddörfer suchten Betreuerinnen und Betreuer für Jugendliche auf Schloss Kaltenstein. Das war vor zehn Jahren. Geiselhart fand Gefallen an seinem neuen Job als pädagogische Hilfskraft, der ihn in den folgenden Jahren in unterschiedliche Einrichtungen der Christlichen Jugenddörfer führte. Die Bandbreite der Aufgaben reichte von der Hausaufgaben-Betreuung bis hin zur Organisation mehrwöchiger Ferienfreizeiten.

¿Mir wurde eines allerdings sehr schnell klar¿, sagt der 38-Jährige rückblickend: ¿Ohne entsprechende Ausbildung würde ich nie in höher qualifizierte Stellen aufrücken können.

¿Schmerzhaft war diese Erkenntnis vor allem an dem Tag, als Geiselhart erfuhr, dass er zwar für die Stelle des Internatsleiters, auf die er sich beworben hatte, geeignet sei, wegen fehlender Abschlüsse aber nicht in Frage käme.

¿Damals hat mir ein Freund und Kollege vom Westfälischen Berufskolleg in Hamm erzählt ¿ oder besser: vorgeschwärmt¿, erinnert sich der Schüler. Die Broschüren der Schule überzeugten ihn schnell. Er erfuhr, dass das LWL-Berufskolleg berufsbegleitend ausbildet, er seinen Job bei den Christlichen Jugenddörfern also während der Ausbildung behalten konnte. Geiselhart stellte einen Aufnahmeantrag. ¿Abgesehen von einigen formalen Voraussetzungen für die Aufnahme, wie zum Beispiel eine abgeschlossene Berufsausbildung, ist es am Ende das persönliche Gespräch mit den Bewerberinnen und Bewerbern, das den Ausschlag gibt¿, erklärt Schulleiter Heinz-Joachim Büker.

Geiselhart überzeugte in dem Gespräch und fährt nun seit fast zwei Jahren jeden Dienstag in aller Frühe die gut 100 Kilometer bis nach Hamm, am Mittwoch Abend geht¿s wieder nach Hause. Zwei Tage Unterricht, von morgens acht bis nachmittags um vier, inklusive Übernachtung im Wohnheim des Berufskollegs. Etwa zwei Drittel seiner 23 Mitschülerinnen und Mitschüler tun es ihm gleich, weil sie ebenfalls von weit her kommen.

Nach den zwei Schultagen kehren alle wieder in ihren beruflichen Alltag zurück. ¿Viele arbeiten dann auch samstags und sonntags¿, erklärt Büker, ¿weil sie an zwei Wochentagen in Hamm sind. Büker zollt dieser Haltung großen Respekt: ¿Für mich sind meine Schülerinnen und Schüler Robin Hoods der Pädagogik. Sie lernen mit dem Ziel, sich besser einsetzen zu können für die Rechte und die Entwicklungsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen, von verhaltensauffälligen Jugendlichen, von Kindern mit Lernstörungen oder traumatisierten Menschen ¿ Zielgruppen, die in einer leistungsorientierten Gesellschaft oft nur geringen Chancen haben.¿







Pressekontakt:
Karl G. Donath, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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