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Mitteilung vom 01.07.03

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Hommage an das Schwein: Ausstellung zur Gegenwartskunst

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Detmold/Marl (lwl). Zum Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) bis zum 28. September westfalenweit eine Ausstellung mit Gegenwartskunst in Münster, Marl, Detmold und Dortmund präsentieren. "Mit insgesamt 20 Kunstwerken wollen wir zeigen, dass Sehende, Sehbehinderte und Blinde sich Kunst gleichermaßen erschließen können", so Dietmar Schade, Kurator der Ausstellung und selbst blind.
Im Skulpturenmuseum Glaskasten Marl wird am 20. Juli die zentrale Ausstellung "Mit Sinnen" eröffnet, deren Exponate zum größten Teil eigens für die Schau entstanden. Bereits seit diesem Dienstag (1.7.) wird ein Exponat von Helmut Lemke mit dem Titel "viel schwein - wenisch schwein" im Westfälischen Freilichtmuseum in Detmold gezeigt.
Die Klanginstallation Lemkes im Schweinestall des
"Paderborner Dorfes" ist zweigeteilt: Im rechten Raum erinnert der Künstler mit "internationalen Schweinelauten" von elf Tonbändern an das Leben der Tiere: Hier quieken und grunzen und schmatzen deutsche Hausschweine, afrikanische Wasserschweine und südamerikanische Pekaris. Im linken Raum geht's um den Tod und die Verwertung der Vierbeiner durch die Menschen: Dass Schweine Nutztiere sind, macht Lemke mit Lauten deutlich, die aus Schlachtprodukten entstehen. Eine Rassel aus einer Schweinsblase, gefüllt mit Zähnen der Tiere, bewegt sich von Zeit zu Zeit, als Klangkörper dienen drei Trommeln, bespannt mit Schweinehaut, oder Schweinesehnen, an denen Bögen mit Schweinedarm vorbeistreichen.
"Ich liebe Schweine. Diese Zuneigung und die Freude an ihrer Nützlichkeit stehen sich nicht im Wege, im Gegenteil", so der Künstler aus Bielefeld.
Seit seiner Kindheit auf dem Dorf Cappel (Lippstadt, Kreis Soest) sind ihm Schweine, aber auch ihre Schlachtung vertraut:"Die lebhafteste Erinnerung ist der extrem angenehme Geruch einer frischen Blutsuppe mit Öhrchen und Schwänzchen."
Das Konzept zur gesamten Ausstellung entwickelte der gelernte Theologe Dietmar Schade, der mit Unterstützung des LWL-Integrationsamtes Mitarbeiter beim Museumsamt des LWL wurde: "Der Sehende sieht, der Blinde fühlt, das ist zu einfach gedacht." In der Ausstellung "Mit Sinnen" möchte der Kurator mit diesem Vorurteil aufräumen. "Der Mensch hat fünf Sinne. Aber die werden in der Auseinandersetzung mit Kunst nur selten angesprochen."

Der Kurator konnte 17 Kunstschaffende gewinnen, die 13 Werke exklusiv für die Ausstellung anfertigen und sieben bereits vorhandene zeigen. Darunter sind renommierte Künstlerinnen und Künstler wie Victor Bonato, Mark Formanek, Carsten Gliese, Christina Kubisch, Rolf Julius und Timm Ulrichs. Gezeigt werden Performances, Skulpturen und Installationen.

Für Schade hört die Integration nicht bei den Kunstwerken auf: "Nicht nur die Kunstwerke, sondern die gesamte Ausstellung soll für Blinde, Sehbehinderte und Sehende gleichermaßen zugänglich und erfahrbar sein." Der Katalog zur Ausstellung erscheint darum nicht als Buch, sondern nur auf einer CD-ROM, die so programmiert ist, dass Computer mit einer Sprachausgabe die Texte vorlesen können.

Ebenfalls schon in Detmold zu sehen (bis 31.7.): Ein speziell entwickeltes Wegeleitsystem mit unterschiedlichen Bodenbelägen und Markierungen führt blinde und sehbehinderte Besucher durch die Ausstellung. Informationstafeln werden mit Blindenschrift versehen. So können Blinde den Ausstellungsrundgang eigenständig bewältigen.
Die EU hat die Ausstellung mit 51.000 Euro bezuschusst, so dass auch eine Audioführung angeboten werden kann. Digitale Wiedergabegeräte werden Sprechtexte mit Informationen zu einzelnen Exponaten liefern. "Eine der wesentlichen Aufgaben des Landschaftsverbandes ist die Integration schwerbehinderter Menschen in das gesellschaftliche Leben. Die Ausstellung soll einen Beitrag leisten, besonders Blinde und Sehbehinderte in das öffentliche kulturelle Leben zu integrieren", so der Leiter des Westfälischen Museumsamtes, Dr. Helmut Knirim.




Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 13.000 Beschäftigten für die 8,5 Millionen Menschen in der Region. Mit seinen 41 Schulen, 17 Krankenhäusern, 17 Museen und als einer der größten Sozialhilfezahler Deutschlands erfüllt der LWL Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, der durch ein Parlament mit 135 Mitgliedern aus den Kommunen kontrolliert wird.










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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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