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Mitteilung vom 17.02.04

Presse-Infos | Der LWL

Mehr behinderte Menschen sollen in die eigene Wohnung ziehen können
Neues Verfahren zur "Wahl der Wohnform" eingeführt

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Bochum (lwl). In Nordrhein-Westfalen werden rund 11.400 behinderte Menschen in ihrer eigenen Wohnung betreut, vier Mal so viele - rund 46.000 - dagegen leben in Wohnheimen. Damit die Zahl der Menschen im so genannten Betreuten Wohnen weiter steigt, hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ein neues Verfahren zur "Wahl der geeigneten Wohnform" flächendeckend eingeführt.

Die beiden Landschaftsverbände in NRW finanzieren die Unterbringung für die insgesamt 58.000 Menschen in NRW, die wegen ihrer - meist geistigen - Behinderung dauerhaft fremde Hilfe brauchen.

Wie Thomas Profazi vom LWL am Dienstag (17.2.) am Rande einer der bisher 122 westfälischen Hilfeplan-Konferenzen ("Clearingsitzungen") in Bochum erläuterte, rechnet der Verband damit, dass westfalenweit über die bislang 5.800 Menschen im Betreuten Wohnen hinaus weitere 3.200 Behinderte vom Elternhaus oder vom Wohnheim in ihre eigene Wohnung ziehen könnten.

Seit dem 1. Juli 2003 ist der LWL nicht nur für die Heimkosten, sondern auch für die Kosten des Betreuten Wohnens verantwortlich und hat ein "individuelles Hilfeplanverfahren" für alle Wohnhilfen flächendeckend in allen 27 Mitgliedskörperschaften eingeführt. Neu daran ist, dass die Betroffenen - manchmal zum ersten Mal - persönlich bei einem Hilfeplan-Gespräch Stellung nehmen und ihre Wünsche selbst äußern können, wenn sie wollen zusammen mit einer Vertrauensperson.

Fachleute des LWL, der Kommune, der Wohnheimträger und der ambulanten Dienste sowie die Betroffenen erörtern in dem Gespräch, welche Hilfen wann und wie oft nötig sind, ob eine ambulante oder eine stationäre Betreuung besser erscheint. Die Entscheidung fällt dann der Landschaftsverband als Kostenträger.

"Bisher mussten wir nur nach Aktenlage befinden", sagt Michael Heisler, Hilfeplaner beim LWL, der die Konferenzen mit jeweils mehreren Gesprächen einmal im Monat in Bochum leitet. Zwar basiere die Entscheidung immer noch auf Fragebögen, ärztlichen Gutachten und Sozialberichten. "Doch im Gespräch merkt man oft, dass die Probleme eigentlich anderswo liegen", so Heisler.

"Längst nicht jeder behinderte Mensch braucht die "All inclusive'-Betreuung, die ein Wohnheim bietet", meint der LWL-Koordinator der Behinderten-Hilfe, Profazi. "Es gibt eine große Gruppe von Leuten, die gerne selbstständiger leben will - in einer eigenen Wohnung oder einer Wohngemeinschaft. Sie könnten das auch, wenn ein Betreuer zwei bis drei Stunden pro Woche oder eben öfter kommt, je nach Bedarf. Und diesen Bedarf ermitteln wir in dem Gespräch."

Der Leitspruch der Behinderten-Selbsthilfe "Nichts über uns ohne uns" komme damit besser zur Geltung, so Profazi weiter. Und auch der Steuerzahler spare Geld, denn ein Platz im betreuten Wohnen koste nur etwa 30 Euro pro Tag, im Wohnheim dagegen durchschnittlich 80 Euro.

Achtung Redaktionen: Über den aktuellen Stand der Hilfeplan-Konferenzen ("Clearing-Sitzungen") in Ihrem Berichtsgebiet informieren wir Sie gern - Anruf oder E-Mail genügt.




Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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