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Mitteilung vom 08.10.04

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Überraschender römischer Münzfund in der münsterschen Altstadt

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Münster (lwl). Überraschend haben Archäologen bei Grabungen in der Altstadt von Münster eine römische Münze gefunden. Das stellte sich jetzt heraus, nachdem der Münzspezialist Dr. Peter Ilisch vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die bisher nicht zuzuordnende Münze im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte gereinigt und untersucht hat.

Münster bzw. die Vorgängersiedlung Mimigernaford ist rund 1200 Jahre alt. Der Domhügel war allerdings auch schon in der Römischen Kaiserzeit besiedelt, wie dort gefundene Silbermünzen des Augustus (27 vor ¿14 n.Chr.) und des Domitian nachweisen.

Die jetzt gefundene Münze tauchte auf bei einer im Auftrage des Generalvikariats von der Stadtarchäologie Münster unter Leitung von Stadtarchäologin Dr. Aurelia Dickers und örtlichem Grabungsleiter Dr. Ulrich Holtfester durchgeführten Ausgrabung im Umkreis der Überwasserkirche. Spuren einer germanischen Siedlung fanden sich dort nicht, so dass die Münze entweder von Bewohnern des Domberges oder von einer anderen bisher noch unentdeckten Siedlung in Nachbarschaft zur Überwasserkirche an den Fundort gelangt sein muss.

Als die Münze geborgen wurde, war sie zunächst nicht als römisch erkennbar. Erst als der LWL-Münzspezialist Dr. Peter Ilisch die Münze im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte bearbeitet hat, stellte sich das unerwartete Alter des Stücks heraus. Nachdem Ilisch anhaftende Verkrustungen entfernt hatte, war erkennbar, dass die Münze das Porträt des Kaisers Postumus zeigt. Dieser griff im Jahr 260 am Rhein nach der Macht und wurde 269 ermordet. Da sich sein Aufstand nicht bis Rom ausdehnte, errichtete er ein von Rom unabhängiges Gallisches Sonderreich.

Geprägt wurde die Fundmünze vom Überwasserkirchplatz nicht in einer offiziellen Münzstätte. Wegen der häufigen Aufstände verlor die Zentralgewalt an Einfluss und private, örtliche Größen errichteten eigene Münzstätten, in denen die offiziellen Zahlungsmittel oft etwas vergröbert nachgemacht wurden. Die in der Zeit des Postumus sich verstärkende Inflation führte zur Einführung neuer Münzwerte. Zu diesen gehörte der bronzene Doppelsesterz, der für Analphabeten daran zu erkennen war, dass der Kaiser auf dem Kopf eine Strahlenkrone trug. Das Fortschreiten der Inflation machte aber nach ein paar Jahren diese neue Münze sinnlos. Das eine solche römische Münze aus unedlem Metall im germanischen Umfeld gefunden wird, deutet auf einen wie auch immer gearteten Einfluss der Römer am Rhein über die Grenze hinaus.



Pressekontakt:
Dr. Daniel Müller Hofstede, Tel. 0251 5907-168 und Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
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