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Mitteilung vom 19.10.05

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Deutschland wir weben dein Leichentuch - Öffentlicher Abendvortrag zum Weberaufstand in der Musikschule Bocholt

Bewertung:

Bocholt (lwl). Das Gedicht von Heinrich Heine zum schlesischen Weberaufstand, in dem es heißt ¿Deutschland wir weben dein Leichentuch, wir weben hinein den dreifachen Fluch, wir weben, wir we-ben¿, gehört nach wie vor zum Unterrichtsstoff an den Schulen. Einer der Schauplätze des blutig niedergeschlagenen Aufstandes von 1844, der nicht nur von Heine sondern auch von Gerhard Hauptmann und Käthe Kollwitz thematisiert wurde, ist die Textilfabrik Dierig in Langenbielau im heutigen Polen. Die Textilwerke Christian Dierig, die sich aus eher bescheidenen Anfängen zu einem der größten Textilkonzerne in Deutschland entwickelt hatten und der Umgang mit dem ¿historischen Erbe¿ des Weberaufstandes, stehen am Freitag, 21. Oktober 2005, um 20.15 Uhr in Bocholt im Mittelpunkt eines öffentlichen Abendvortrags, den der Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) im Rahmen der Jahrestagung seiner Volkskundlichen Kommission für Westfalen organisiert.

Der Referent Dr. Andreas Eiynck, Leiter des Emslandmuseums in Lingen, hat einen engen persönlichen Bezug zum Thema, stammt er doch aus der westmünsterländischen Textilregion. Als Kind hat er die Baumwollindustrie in Borken und Coesfeld noch aus erster Hand kennen gelernt und später ihren Niedergang miterlebt.

¿Mich hat vor allem interessiert, wie die Parteien, Gewerkschaften, aber auch die Arbeiter und vor allem auch die Unternehmerfamilien in der Folgezeit mit dem Weberaufstand umgegangen sind. In meinem Vortrag geht es um die Frage, welche Geschichtsmythen und Familienlegenden sich im 19. und 20. Jahrhundert herausgebildet haben und welche Funktion diese Geschichtsklitterungen bis heute erfüllen. Dabei sollten die Zeugnisse der Literatur und der Bildenden Kunst selbstverständlich nicht ausgeblendet werden, da sie mit der persönlichen und überindividuellen Sicht auf die Ereignisse in einer engen Wechselbeziehung stehen¿, so der Referent.

Der Vortrag beschränkt sich nicht nur auf die deutsche Sicht auf die Geschichte.
Seit 1945 befindet sich Langenbielau auf polnischem Staatsgebiet. Es stellt sich also auch die Frage, wie man in Polen mit diesem Kapitel der deutschen Sozial- und Industriegeschichte umging. Fühlten sich die Polen allein durch die Tatsache, dass sich auf polnischem Territorium ein zentraler Gedenkort der deutschen Sozialgeschichte befindet, veranlasst, sich mit den Geschehnissen an diesem Ort auseinander zu setzen? Lassen sich im Umgang der Polen mit der deutschen Historie Entwicklungen und Veränderungen ausmachen? ¿Diese und viele andere Fragen will ich in meinem Vortrag klären¿, so Eiynck.

Der Abendvortrag findet um 20.15 Uhr in der für die Textilfabrikantenfamilie Theodor Schwartz erbauten Villa, Salierstraße 6 in Bocholt statt. ¿Die Musikschule Bocholt, die heute in der Villa untergebracht ist, hat uns die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung gestellt, so dass wir auch unsererseits keinen Eintritt für diese Veranstaltung erheben müssen¿, freut sich Christiane Cantauw, Geschäftsführerin der Volkskundlichen Kommission für Westfalen. Alle historisch Interessierten aus Bocholt und Umgebung sind zu diesem Vortrag eingeladen. Eine vorhergehende Anmeldung ist nicht erforderlich.



Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




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