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Mitteilung vom 14.11.05

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Größtes mittelalterliches Haus in Ostwestfalen entdeckt
Archäologen finden Mammutzahn in 800 Jahre altem Haus

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Petershagen (lwl). In Petershagen-Lahde (Kreis Minden-Lübbecke) haben Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) das bislang größte mittelalterliche Haus in Ostwestfalen entdeckt. Vom 8. bis zum 13. Jahrhundert haben Menschen hier gelebt und gearbeitet. Dagegen stammt die erste schriftliche Erwähnung Lahdes erst aus dem Jahr 1168. Die Notgrabung war nötig geworden, weil auf dem Gelände Häuser gebaut werden.
Mit rund 22 Meter Länge und neun Meter Breite ist das rund 800 Jahre alte Haupthaus des mittelalterlichen Gehöftes in Petershagen-Lahde das bislang größte in Ostwestfalen. Zu dem Hallenhaus, so genannt, weil es keine Innengliederung hatte, gesellen sich rund 20 Gruben, vier Grubenhäuser und ein Brunnen. Das Einzigartige an dem Brunnen: Er ist in eine Grube eingetieft, stand nach Meinung der Ausgräber vom Westfälischen Museum für Archäologie also wohl in einem Grubenhaus.

Kurioser Fund ist ein 15 Zentimeter langer und 1,1 Kilogramm schwerer Backenzahn eines Mammuts. ¿Mammuts sind in unserer Region mit dem Ende der Eiszeit, also schon vor über 12.000 Jahren ausgestorben. Offensichtlich war dieser Zahn den Menschen aufgefallen und sie haben ihn, vielleicht sogar über viele Generationen hinweg, aufgehoben¿, überlegt Dr. Werner Best, Archäologe des Westfälischen Museums für Archäologie beim LWL. Genaueres erhoffen sich die Experten von weiteren Untersuchungen.

In den Grubenhäusern haben die Archäologen neben den üblichen Funden - vor allem Kochgeschirr - Werkzeuge für die Lederverarbeitung und Tuchherstellung geborgen, zum Beispiel Webgewichte und Messer.

Die Stelle wurde den archäologischen Ergebnissen zufolge vom 8. bis ins 13. Jahrhundert besiedelt. Und lässt damit auf einen älteren Ursprung von Lahde schließen, als man anhand der schriftlichen Überlieferung meinen könnte. Die erste Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1168: Damals schenkte Heinrich der Löwe die Gemarkung ¿Curia Lothe¿ an das Bistum Minden. ¿Es ist durchaus denkbar, dass auch das Gehöft, das wir ausgraben haben, dazugezählt hat. Hier hatten die Menschen zu der Zeit, als die Urkunde ausgestellt wurde, schon seit mehreren hundert Jahren gelebt; verließen den Ort aber kaum drei Generationen später¿, erklärt Archäologe Best und schlägt den Bogen zur Zukunft: ¿Die zukünftigen Bewohner hier siedeln sich damit nachgewiesenermaßen am Ursprung von Lahde an¿.

Das Baugebiet ¿Auf dem Ufer¿ am Südrand von Lahde wurde von der Stadt Petershagen vor fünf Jahren projektiert und von der Erschließungsgesellschaft der Sparkasse Minden-Lübbecke entwickelt und erschlossen.

Nachdem das 12.000 Quadratmeter große Baugebiet nun mit Straßen, Kanälen und Versorgungsleitungen erschlossen ist und auch die archäologischen Untersuchungen zum Jahresende vorläufig beendet werden, können die ersten Grundstückseigentümer mit dem Bau ihrer Häuser beginnen. ¿Wir sind froh, nun fünf Monate nach Rechtskraft des Bebauungsplanes soweit mit der Erschließung zu sein, dass mit den einzelnen Bauvorhaben begonnen werden konnte,¿ so Dietrich von der Recke, Geschäftsführer der S-ImmoGrund. ¿Besonders freut uns aber, dass es nun endlich gelungen ist, diese für die städtebauliche Entwicklung von Lahde so wichtige Fläche einer Bebauung zuzuführen.¿

Die archäologischen Untersuchungen wurden gefördert vom NRW-Ministerium für Bauen und Verkehr, dem LWL, der S-ImmoGrund und der Beschäftigungsgesellschaft proArbeit Minden. Über die Initiative für Arbeit und Schule (IFAS) organisiert, gibt es seit Beginn der Notgrabung vor drei Monaten zwischen fünf und zehn Arbeitsgelegenheiten. Die "Hartz IV-Empfänger" werden dabei als Ausgräber angelernt.
Die Fundstelle wird als so bedeutend eingeschätzt, dass die LWL-Archäologen neue Mittel beim Land NRW zur Fortsetzung der Grabung im kommenden Jahr beantragen.



Pressekontakt:
Dr. Yasmine Freigang, Tel. 0251 5907-267 und Frank Tafertshofer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




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