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Mitteilung vom 19.07.06

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Mittelalterlicher Hof in Hamm-Werries entdeckt

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Hamm (lwl). Archäologen haben nördlich der Lippestraße in Hamm eine neue Hofstelle aus dem Hochmittelalter entdeckt. Bei den Vorbereitungen für den Bau einer Erdgastrasse kamen Hausgrundrisse, Keller, Speicher und Gruben zum Vorschein. Die Wissenschaftler des Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) vermuten, einen Hof aus dem 9. bis 13. Jahrhundert vor sich zu haben.
Die neue Fundstelle befindet sich nur fünf Kilometer östlich des bekannten großen hoch-mittelalterlichen Hofes im Westhafen von
Hamm, den die LWL-Archäologen in den
vergangenen Jahren untersuchten.

Bei den Untersuchungen in Hamm-Werries entdeckten die Archäologen Siedlungsspuren aus dem Hochmittelalter. Zu Tage kamen zahlreiche Pfostengruben von Gebäuden, die zwischen dem 9. und dem 13. Jahrhundert bewohnt worden waren. Da die Ausgrabung lediglich im Bereich der Leitungstrasse stattfindet, erfassten die Wissenschaftler nur einen kleinen, acht Meter breiten Ausschnitt des Hofes. Die Gebäudegrundrisse konnten meist nicht vollständig aufgedeckt werden. Aufgrund bereits bekannter Hausgrundrisse von anderen Grabungen lassen sich trotzdem Aussagen über die Art der Bebauung treffen: Mindestens zwei große Häuser wurden ¿ vermutlich gleichzeitlich ¿ als Wohnhaus und Stall genutzt. Kleinere Gebäude dienten wahrscheinlich als Speicher. Auch zwei kellerartige Gruben wurden entdeckt ¿ sie dienten zur Lagerung von Vorräten oder auch als Werkstätten zur Herstellung von Textilien.

Damit weist die neue Fundstelle in Werries zahlreiche Parallelen zu den Grabungen im Westhafen und in Isenbeck auf. Die dort aufgedeckten Siedlungen lagen ¿ wie Werries ¿ an der Grenze von der Niederterrasse zur Aue. Und der große Hof aus dem 11./12. Jahrhundert im Westhafen, der nur etwa fünf Kilometer von der neuen Fundstelle entfernt liegt, weist ganz ähnliche Gebäude auf.

Den Hof im Westhafen interpretierten die Wissenschaftler als einen Meier- oder Herrenhof, bei dem die großen Nebengebäude der Lagerung von Abgaben in Form von Naturalien gedient haben könnten. ¿Ob die neue Hofstelle in Werries zeitgleich mit dem Meierhof im Westhafen ist ¿ ob sich viel-leicht sogar Beziehungen zwischen den Höfen feststellen lassen ¿, können wir erst durch die Auswertung der Grabung klären¿, vergleicht Dr. Eva Cichy von der Außenstelle Olpe des LWL-Museums für Archäologie. ¿Schon jetzt ist die Fundstelle spannend für die Rekonstruktion der Besiedlung dieser Gegend im Hochmittelalter.¿

Mittelalterliche Hausbauer siedelten immer wieder nahe an der Lippe um den Fluss als Nahrungs- und Trinkwasserquelle und als Verkehrsweg zu nutzen. Dabei mied man den überschwemmungsgefährdeten Auenbereich der Lippe. Da dieses Siedlungsmuster den Forschern bekannt ist, vermuteten sie am Rand der Niederterrasse der Lippe in Hamm-Werries die Spuren älterer Besiedlung und begleiten daher die Bauarbeiten, die hier zur Verlegung einer Erdgasleitung nötig wurden.

Mit Spannung erwarten die Archäologen die in den nächsten Wochen beginnenden Erdarbeiten auf den restlichen Abschnitten der 30 Kilometer langen Gastrasse von Werne nach Uentrop. Denn Ausgrabungen entlang einer derartig langen Strecke bieten immer die Möglichkeit, bisher unbekannte archäologische Fundstellen zu entdecken.

Die archäologischen Untersuchungen in Hamm-Werries finden seit Juni statt. Die Grabung wird von der Firma Martin Wurzel Archäologie und Umwelttechnik GmbH unter fachlicher Aufsicht der LWL-Archäologen durchgeführt und von der EON Ruhrgas Engineering GmbH finanziert. Sie soll bis Herbst abgeschlossen sein.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235 und Jana Sager, Tel.: 0251 5907-287
presse@lwl.org




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