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Mitteilung vom 23.10.06

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Hocelhem-Historie umschreiben: Archäologen setzen Untersuchung der mittelalterlichen Siedlung in Erwitte-Bad Westernkotten fort

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Erwitte (lwl). Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe (LWL) haben in Erwitte-Bad Westernkotten (Kreis Soest) ihre im vergangenen Jahr begonnene Untersuchung der hochmittelalterlichen Siedlung Hocelhem fortgesetzt und erneut zahlreiche Siedlungsreste entdeckt. Die neuen Funde zeigen, dass dieser Ort vom siebten bis zum 14. Jahrhundert durchgehend besiedelt war. Damit ist Hocelhem mindestens 600 Jahre älter, als aus den schriftlichen Quellen bislang bekannt war.

Verursacht durch den Neubau einer Schießhalle müssen die LWL-Archäologen in Bad Westernkotten eine Fläche von 3200 Quadratmetern untersuchen. Wie schon im vergangenen Jahr wurden hier erneut mittelalterliche Siedlungsreste entdeckt. So legte das Team des LWL-Museums für Archäologie in Zusammenarbeit mit der Stadt Erwitte drei Grubenhäuser, Siedlungsgruben und zahlreiche Pfostenlöcher frei. Rätsel gibt derzeit vor allem ein viereckiger Brunnen auf. Normalerweise sind Brunnen rund, eckig eingefasste Schächte sind dagegen eher als Latrinen aus städtischem Umfeld bekannt. Hier werden die Grabungen der kommenden Wochen Klarheit bringen, wenn sich die Archäologen bis an den Grund vorgearbeitet haben.

Außer Keramikscherben und einigen Kämmen aus Knochen kamen auch Metallfunde, darunter ein Reitersporn sowie einige Schmuckstücke, zum Vorschein. Davon ist eine Fibel (Gewandspange) besonders interessant. Da bereits ein vergleichbares Stück in unmittelbarer Nähe der Grabung gefunden wurde, hoffen die Wissenschaftler, auch einen Werkstattbereich ausfindig machen zu können.

Die Grabungen liegen im Bereich der aus alten Schriften bekannten hochmittelalterlichen Siedlung Hocelhem, an die heute noch ein Straßenname erinnert. Die diesjährigen Ausgrabungen bestätigen, dass die Anfänge der Besiedlung auf dem Gelände des hochmittelalterlichen Hocelhems bereits im frühmittelalterlichen siebten Jahrhundert liegen. ¿Ein Teil der geborgenen Keramik und Metallfunde stammt nämlich aus der merowingischen Zeit, aus dem siebten Jahrhundert¿, erklärt LWL-Grabungsleiterin Anna-Helena Schubert. Es zeichnet sich aber schon jetzt ab, dass Hocelhem vom siebten bis in das 14. Jahrhundert kontinuierlich besiedelt war. In den Schriftquellen wird Hocelhem dagegen erst im späten 13. Jahr-hundert erwähnt.

¿Wir freuen uns sehr, dass die Archäologen zeigen konnten, dass Hocelhem um mindestens 600 Jahre älter ist, als die schriftlichen Quellen ausgewiesen hatten und mindestens über einen ebenso langen Zeitraum durchgängig besiedelt war. Dieser Fundplatz zeigt, wie wichtig archäologische Untersuchungen als Korrektiv der schriftlich Quellen sind. Für uns bedeutet das, dass wir wohl die Historie dieses geschichtsträchtigen Ortes umschreiben müssen¿, so Wolfgang Marcus, Ortsvorsteher von Bad Westernkotten.

Insgesamt haben die Wissenschaftler des LWL-Museums für Archäologie hier drei Grubenhäuser sowie Pfosten, die sich wohl zu zwei weiteren Gebäuden zusammenfügen lassen, freigelegt. Obwohl sie damit nur einen Ausschnitt der eigentlichen Siedlungsfläche untersucht haben, können sie durch die Ausgrabungen die Vorstellungen von der mittelalterlichen Besiedlung dieses Platzes immer weiter konkretisieren. Es zeichnet sich das Bild eines ehemaligen Großweilers oder eines größeren Dorfes ab.

Dass dieser Ort auch schon für Menschen attraktiv war, die vor noch längerer Zeit lebten, zeigen einzelne Funde, die bereits im vorigen Jahr gemacht wurden. Dazu gehören ein Fragment eines keltischen Glasarmringes und einige Keramikscherben aus dem letzten Jahrhundert v. Chr.

Bis Mitte November soll die Untersuchung in diesem Jahr abgeschlossen werden. Die LWL-Archäologen hoffen, im nächsten Jahr die Ausgrabung fortführen zu können.



Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235 und Jana Sager, Tel.: 0251 5907-287
presse@lwl.org




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