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Mitteilung vom 22.01.07

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LWL-Archäologen entdecken rätselhafte Gruben und eine Schafbestattung in Erwitte-Bad Westernkotten

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Erwitte (lwl). Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben auf einem Baugrundstück südlich der Herrengasse in Erwitte-Bad Westernkotten in nur drei Tagen vorgeschichtliche, mittelalterliche und neuzeitliche Siedlungsspuren aufgedeckt. Dabei handelt es sich um Pfostengruben und größere Gruben, in denen die Menschen zum Beispiel ihren Abfall entsorgten. Einige ungewöhnlich große Gruben geben den LWL-Wissenschaftlern der Außenstelle Olpe des Westfälischen Museums für Archäologie noch Rätsel auf.

Das untersuchte Grundstück am Rand des städtischen Siedlungskerns liegt in unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche. Daher vermuteten die LWL-Archäologen bereits im Vorfeld, dass hier ältere Siedlungsspuren zu finden sein würden. Bei den ersten Ausschachtungsarbeiten untersuchten die Wissenschaftler dann zwei Flächen auf denen sie insgesamt 43 Verfärbungen im Boden fanden.

Unter den neuzeitlichen, das heißt nach 1500 datierenden Funden, war eine Grube besonders auffällig, in der ein Schaf sorgfältig bestattet worden war. ¿Dieser Fund war eine Überraschung, denn eigentlich war das Entsorgen von totem Vieh innerhalb der Stadt im Mittelalter und in der Neuzeit verboten. Wie verschiedene zeitgenössische Quellen belegen, wurde es empfindlich bestraft¿, berichtet LWL-Archäologin Dr. Eva Cichy.
Eine 1,60 Meter tiefe Grube gibt den LWL-Wissenschaftlern ebenfalls noch Rätsel auf. Diese Grube war mit einem dicken Paket aus verziegeltem Lehm verfüllt und enthielt nur wenige Keramikscherben. Verziegelter Lehm entsteht bei großer Hitze, wie bei einem Feuer oder einem Ofen. Eine eindeutige Interpretation dieses Fundes ist derzeit nicht möglich, da er zum Teil außerhalb des Untersuchungsareals lag.

Außerdem entdeckten die Archäologen einige ungewöhnlich große, spätmittelalterliche Gruben mit bis zu drei Metern Durchmesser. Die Keramik, die aus ihnen geborgen wurde, verrät den Forschern, dass die ältesten dieser Gruben aus dem 13. Jahrhundert n. Chr. stammen.

Älter sind dagegen Pfostengruben, aus denen sich teilweise Hausgrundrisse rekonstruieren lassen. Dabei handelt es sich um die Reste von mindestens drei kleineren Gebäuden, die vermutlich als Speicher oder für handwerkliche Tätigkeiten genutzt wurden. Einige wenige Keramikfunde datieren diese bislang ältesten eindeutigen Spuren einer Besiedlung des Areals vermutlich in die vorrömische Eisenzeit, die Zeit von etwa 700 v. Chr. bis zur Zeitenwende.

Die LWL-Archäologen schlossen die Untersuchung nach drei arbeitsreichen Tagen ab. Jedoch soll ein Nebengrundstück in nächster Zeit bebaut werden, sodass sich den Forschern eine weitere Möglichkeit bietet, den Kenntnisstand über die ältesten Einwohner Bad Westernkottens zu erweitern. Die Ausgrabung war notwendig geworden, da auf dem 4 500 Quadratmeter großen Gelände südlich des Stadtkerns von Bad Westernkotten eine Anlage für betreutes Wohnen entstehen soll. Bauträger Bernhard Kreling aus Lippstadt unterstützte die Archäologen mit Technik und durch die gute Kooperation.



Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235, presse@lwl.org und Jana Sager, Tel. 0251 5907-287
presse@lwl.org




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