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Mitteilung vom 27.02.08

Presse-Infos | Kultur

Neue Broschüre über Landwehren

Von der mittelalterlichen Wehranlage zum Biotop

Bewertung:

Münster (lwl). Die LWL-Archäologie für Westfalen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) hat eine neue Broschüre ¿Landwehren ¿ Von der mittelalterlichen Wehranlage zum Biotop¿ herausgegeben. Sie beleuchtet die historischen, archäologischen, natur- und namenkundlichen Aspekte dieser im Mittelalter üblichen Wehranlagen rund um Städte und Kirchspiele. Ein Exkursionsteil rundet das reich bebilderte Heft ab. Es ist für fünf Euro im LWL-Museum für Naturkunde in Münster und im LWL-Museum für Archäologie in Herne erhältlich.

Landwehren hat vermutlich jeder schon einmal bei einem Waldspaziergang gesehen, aber nicht als solche wahrgenommen: doppelte oder dreifache Wälle, die von Gräben flankiert sind und sich meist abseits der bestehenden Wege durch den Wald ziehen. Die historischen Aspekte stellt Dr. Cornelia Kneppe, Historikerin der LWL-Archäologie für Westfalen, im ersten Kapitel der Broschüre vor.

Im Mittelalter waren die Landwehren mit dichten Hecken bewachsen und sollten Städte, Dörfer oder Landstriche vor Feinden schützen. Wo sie Wege kreuzten, waren sie mit Schlagbäumen, bisweilen auch mit sogenannten Warttürmen ausgestattet, die von sogenannten Schlagbäumern oder Wartmännern bewacht wurden. Sobald sich ein feindlicher Reiter näherte, schlugen diese mit akustischen oder visuellen Signalen wie Hörnern, Bannern oder Feuerkörben Alarm und warnten so die Bevölkerung.

Besonders in den unruhigen, von Gebietsstreitigkeiten unter den Adeligen bestimmten Zeiten des 14. und 15. Jahrhunderts haben die Landwehren somit so manchen Hofbesitzer vor Viehraub und Zerstörung der Äcker bewahrt und damit auch die Nahrungsversorgung der Bevölkerung gesichert.

Heute bieten die Reste der Landwehren einer großen
Zahl von Tieren und Pflanzen einen vielfältigen Lebensraum, wie der Landschaftsökologe Dr. Bernd Tenbergen vom LWL-Museum für Naturkunde in der Broschüre aufzeigt. Die enge Verknüpfung von Feucht- und Trockenbiotopen sowie das hohe Alter lässt die westfälischen Landwehren aus ökologischer Sicht zu wertvollen Biotopen werden und macht sie für vergleichende landschaftsökologische Untersuchungen besonders interessant.

Landwehren haben in Westfalen auch die Namensgebung beeinflusst: ¿Wehrmann¿ und ¿Lammers¿ benannten zum Beispiel Menschen, die in der Nähe einer Landwehr wohnten; ein ¿Heckmann¿ war jemand, dessen Hof an einem Schlagbaum an der Landwehr lag; ¿Wechter¿, ¿Böhmer¿ oder ¿Schlüter¿ bezeichneten denjenigen, der den Schlagbaum bewachte. Diesen Einfluss der Landwehren auf die Entwicklung von Orts- und Familiennnamen beleuchten Dr. Erhard Mietzner und Dr. Timothy Sodmann vom Landeskundlichen
Institut Westmünsterland.

Zum Schluss stellt die Broschüre als Exkursionsziele fünf gut erhaltene Landwehren bei Gut Havichhorst im Nordosten von Münster sowie in Münster-Roxel, bei Havixbeck (Kreis Coesfeld), Altenberge (Kreis Steinfurt) und bei Nordwalde (Kreis Steinfurt) vor. Sie ist für fünf Euro im LWL-Museum für Archäologie in Herne sowie in Münster im LWL-Museum für Naturkunde und in den Buchhandlungen Thalia und Poertgen-Herder erhältlich.

Cornelia Kneppe, Erhard Mietzner, Timothy Sodmann, Bernd Tenbergen:
Landwehren ¿ Von der mittelalterlichen Wehranlage zum Biotop.
Münster 2007. 48 Seiten mit 100 Abbildungen und einer Karte. 5 Euro. Erhältlich im LWL-Museum für Archäologie in Herne im LWL-Museum für Naturkunde in Münster und in den Buchhandlungen Thalia und Poertgen-Herder in Münster erhältlich.



Pressekontakt:
Stefanie Mosch, LWL-Museum für Archäologie, Tel.: 0251 5907-264 und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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