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Mitteilung vom 14.04.08

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Der Jahresbericht der LWL-Archäologie für Westfalen und der Altertumskommission für Westfalen

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Münster (lwl). Die LWL-Archäologie für Westfalen und die Altertumskommission für Westfalen haben ihren 156-seitigen Jahresbericht 2007 veröffentlicht. Die Wissenschaftler des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) beschreiben die herausragenden Ereignisse des vergangenen Jahres aus Sicht der drei archäologischen Museen, der archäologischen und paläontologischen Denkmalpflege in Westfalen und der Altertumskommission. Der Neujahrsgruß ist für drei Euro in den LWL-Museen in Herne, Haltern und Paderborn erhältlich.

¿Das Jahr 2007 begann mit einem Paukenschlag¿, kommentiert Dr. Gabriele Isenberg, Direktorin der LWL-Archäologie für Westfalen, die Aktivitäten des vergangenen Jahres. ¿Denn der Orkan Kyrill, der am 18. Januar 2007 über Deutschland tobte, erwies sich auch als ¿Denkmalkiller¿ ersten Ranges. Daneben waren es überwiegend die Neubaugebiete, die vor allem mit ausgedehnten vorgeschichtlichen und frühmittelalterlichen Siedlungen die Kolleginnen und Kollegen der archäologischen Denkmalpflege ganz schön in Trab gehalten haben,¿ so die LWL-Chefarchäologin. Als Folge brachten die Fachleute auch 2007 die verschiedensten Funde ans Tageslicht ¿ von 130 Millionen Jahre alten Dinosaurierknochen bis zum Kampfflugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg. Bei der Altertumskommission stand im vergangenen Jahr die Realisierung des Jakobspilgerweges durch Westfalen im Vordergrund.

Bielefeld, Sparrenburg: Geschützebene des Kiekstattrondells entdeckt
In der Sparrenburg haben LWL-Archäologen das ehemalige Obergeschoss des nordwestlichen Geschützturms wiederentdeckt. Diese neue Ebene der renaissancezeitlichen Festung fanden sie im Zuge der umfangreichen Sanierungsarbeiten des Bielefelder Wahrzeichens unter der heutigen Oberfläche des sogenannten Kiekstattrondells. Dafür mussten 1000 Kubikmeter Verfüllung entfernt werden. Die Archäologen legten die Geschützebene mit einem Sandsteinplattenboden, vier mächtigen Schießscharten in der Außenmauer, einem Munitionsraum und sieben Luftschächten in der darunter liegenden Ebene frei. Zwei eiserne Türangeln im Boden stammen vom ehemaligen Zugangstor. Die Stadt Bielefeld möchte nun auch diesen Teil des in Westfalen einzigartigen Festungsbaus aus dem 16. Jahrhundert öffentlich zugänglich machen.

Saerbeck: 5000 Jahre altes Grab eines Bogenschützen
Die Fachleute der LWL-Archäologie legten in Saerbeck-Westladbergen (Kreis Steinfurt) ein Grab aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. frei. Sie konnten in der 1,30 Meter mal 90 Zentimeter breiten Grabgrube die Lage des Bestatteten rekonstruieren. Demnach war der Tote in Hockerstellung auf der rechten Seite liegend mit dem Kopf im Süden beigesetzt worden. Vor seiner Brust fanden die Ausgräber die Reste eines verzierten Bechers. Das Besondere der Bestattung aber waren neun Pfeilspitzen aus Feuerstein hinter dem Kopf des Toten, eine ungewöhnlich hohe Zahl. Sie waren gleichmäßig ausgerichtet. Deshalb meinen die Archäologen, dass sie ursprünglich von kompletten Pfeilen stammen, die in einem Köcher steckten. Pfeilschäfte, Bogen und Köcher haben sich nicht erhalten.

Orkan Kyrill im Sauerland
Im Sauerland war die Arbeit der LWL-Archäologen der Außenstelle Olpe von den Auswirkungen Kyrills geprägt. Bislang galten Wälder als guter Schutz für archäologische Denkmäler. Doch in den Wäldern hatten umstürzende Bäume ganze Bodendenkmäler auseinandergerissen. Dies gilt besonders für das Römerlager in Rüthen-Kneblinghausen (Kreis Soest), einige ur- und frühgeschichtliche Höhenbefestigungen und sogar für einzelne Grabhügel. Auch durch die manchmal hektischen Aufräumarbeiten mit modernen Maschinen wurden Bodendenkmäler beschädigt. Viele Hohlwege und Landwehren, zum Beispiel in Breckerfeld (Ennepe-Ruhr-Kreis), sind auf diese Weise gestört worden. Es zeigte sich, dass die LWL-Archäologie in Südwestfalen mit den Nachwehen von Kyrill noch länger zu tun haben wird.

Museen
Im LWL-Museum für Archäologie in Herne endete 2007 die bislang bundesweit größte Klima-Ausstellung ¿Klima und Mensch¿ mit 125.000 Besuchern. Am 1. November wurde die Mitmachausstellung ¿Achtung Ausgrabung!¿ eröffnet. Das LWL-Römermuseum in Haltern am See zeigte drei Monate lang die Ausstellung ¿Luxus und Dekadenz. Römisches Leben am Golf von Neapel¿, die in dieser Zeit 68.500 Interessierten den Prunk der reichen Oberschicht vor 2000 Jahren präsentierte. Das Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn eröffnete nach einer fünfmonatigen Umbauphase seine neugestaltete und aktualisierte Dauerausstellung. In der sogenannten Kleinen Aula der Pfalzanlage, die der Rolle des ¿Reisenden Königs¿ gewidmet ist, beginnt nun der Rundgang.

Interessierte können den Jahresbericht (¿Neujahrsgruß 2008¿) in den LWL-Museen (LWL-Museum für Archäologie in Herne, LWL-Römermuseum in Haltern am See, Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn) zum Preis von drei Euro erwerben oder im Internet herunterladen (https://www.lwl-archaeologie.de, PDF, 4 MB).

Neujahrsgruß 2008
Jahresbericht für 2007

der LWL-Archäologie für Westfalen und der Altertumskommission für Westfalen
156 Seiten, 56 Abbildungen
Münster 2008

Achtung Redaktionen:
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Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Tel.: 0251 591-235 und Yasmine Freigang, Tel.: 0173 8301752
presse@lwl.org



Anlagen:
Anlage 1: Register der Fundorte.pdf



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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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