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Mitteilung vom 10.06.08

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Neue Erkenntnisse über das ehemalige Kloster Gravenhorst

LWL lädt ein zur Buchpräsentation 'Von Klostermauern und frommen Frauen'

Bewertung:

Hörstel (lwl). Vier Jahre lang hat ein Grabungsteam des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Gravenhorst in Hörstel-Gravenhorst (Kreis Steinfurt) archäologisch untersucht. Jetzt liegen die ersten Ausgrabungsergebnisse in dem Buch ¿Von Klostermauern und frommen Frauen¿ vor und der LWL lädt alle Interessierten ein zur öffentlichen Buchpräsentation am Freitag (13.6.) um 18 Uhr im Kloster Gravenhorst.

¿Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Gravenhorst hat eine 750-jährige wechselvolle Geschichte hinter sich. Diese hat die LWL-Archäologie für Westfalen während vier Jahre, von 1999 bis 2002, auf einer Fläche von fast 2.000 Quadratmetern untersucht. Es handelte sich damit nicht nur um die größte Ausgrabung eines Zisterzienserinnenklosters in Westfalen, sondern sogar um eine der größten Klostergrabungen im deutschsprachigen Raum¿ erklärt LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch die Bedeutung der Aufsatzsammlung.

15 Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen wie Archäologen, Kunsthistoriker, Bauforscher, Historiker, Numismatiker und Archäobotaniker haben die Funde und Befunde ausgewertet, die bei den Ausgrabungen zutage traten. Die LWL-Chefarchäologin Dr. Gabriele Isenberg freut sich, die Publikation nun der Öffentlichkeit vorlegen zu können. ¿Das Buch richtet sich sowohl an die Fachwelt als auch an historisch und archäologisch interessierte Leser. Es handelt sich aber in erster Linie um eine Veröffentlichung für die Bevölkerung, die ein Recht auf Erstinformation über die Ergebnisse der vielbeachteten Ausgrabung hat¿, so Isenberg über das 16,50 Euro teure Buch.

Die LWL-Archäologie für Westfalen lädt alle Interessierten herzlich ein zur öffentlichen Präsentation des Buches ¿Von Klostermauern und frommen Frauen¿ am Freitag, 13. Juni 2008 um 18 Uhr im Kleinen Saal des DA, Kunsthauses Kloster Gravenhorst.
Nach Grußworten von Bernhard Hembrock, stellvertretender Landrat des Kreises Steinfurt, und LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch werden die LWL-Chefarchäologin Dr. Gabriele Isenberg sowie die Ausgrabungsleiterin und Mitautorin des Buches, Dr. Birgit Münz-Vierboom, die Geschichte der Zisterzienserinnenklöster in Westfalen und speziell die Geschichte des Klosters Gravenhorst beleuchten. Im Mittelpunkt stehen dabei die archäologischen Funde und Befunde der archäologischen Untersuchungen. Um Anmeldung für kostenlose Veranstaltung per Telefon (0251 5907-02) oder E-Mail (lwl-archaeologie@lwl.org) wird gebeten.

Geschichte des Klosters und archäologische Ergebnisse
Dank der umfassenden Grabungsdokumentation konnten die Wissenschaftler die baugeschichtliche Entwicklung des Klosters vom Gutshof zur Frauenzisterze vom 13. bis ins 18. Jahrhundert genau verfolgen. Nachdem das Kloster Gravenhorst 1256 auf einem bereits bestehenden Gutshof mit Mühle und Teich gegründet worden war, begann im frühen 14. Jahrhundert der Ausbau der Klosteranlage.
Der Gebäudekomplex wurde mehrfach umgebaut beziehungsweise mit zusätzlichen Häusern ergänzt, bis im 16. Jahrhundert seine Grundstruktur entstanden war. Hierzu gehörten unter anderem der Bau des West- und Nordwestflügels und eines Kreuzganges im Nordwesten der Klosteranlage im 14. Jahrhundert, die Entstehung des Südflügels von der Mitte des 15. bis ins 16. Jahrhundert. Im Laufe des 17. Jahrhunderts standen der Aus- und Umbau mehrerer Wirtschaftsgebäude auf dem Plan.

Mehr als 16.000 Kleinfunde haben die Ausgräber gefunden. Sie stammen vorrangig von Keramikgefäßen wie Krügen, Kannen, Schüsseln und Tellern und gewähren einen Einblick in die mittelalterliche und frühneuzeitliche Klosterküche. Messer belegen deren Verwendung bei Tisch und zur Essenszubereitung. Als Tafelgeschirr dienten überwiegend gedrechselte Holzschalen und Steinzeuggefäße, aber auch kostbare Gläser. Auch Schlüssel traten ans Licht, von denen zwei aus den Anfangsjahren des Klosters um 1300 stammen.

Im feuchten Gräftenboden haben sich viele Ledersohlen und halbhohe Lederschuhe mit Bändern und Schlaufen für die Schnürung erhalten. Die starken Durchscheuerungen im Bereich der Fußballens und Zehen zeigen, dass die Klosterfrauen ihre Schuhe sehr lange trugen.

Nicht zuletzt ermöglichen die in Gravenhorst gefundenen Speisereste einen Blick auf den Speiseplan der Nonnen. Sie verraten den Experten zum Beispiel, dass die Nonnen Rinder und Schweine gehalten haben. Diese Tiere waren schon im Mittelalter die wichtigsten Fleisch- und Milchlieferanten. Ihre Häute und Knochen verarbeitete man zum Beispiel zu Schuhen und Kämmen.

Termine und Kosten:
13. Juni 2008, 18 Uhr im Kleinen Saal des DA, Kunsthauses Kloster Gravenhorst
Die Veranstaltung ist kostenlos.

Achtung Redaktionen --- Achtung Redaktionen --- Achtung Redaktionen

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
natürlich sind Sie herzlich zur Buchvorstellung eingeladen. Stefanie Mosch hält dann für Sie weitere Informationen sowie ein Rezensionsexemplar bereit.

Bibliographische Angaben:
Birgit Münz-Vierboom, Von Klostermauern und frommen Frauen. Die Ergebnisse der Ausgrabun-gen im ehemaligen Zisterzienserinnenkloster Gravenhorst. Mit Beiträgen von Elisabeth Bömken, Julia Hamelmann, Ulrich Holtfester, Peter Ilisch, Arie J. Kalies, Jutta Meurers-Balke, Silke Scha-muhn, Cornelia Kneppe, Hans-Werner Peine, Alexandra Pesch, Roland Pieper, Heike Tausend-freund, Jutta Tiemeyer und Matthias Untermann (Münster 2007). 197 S. mit 298 Abb. und 1 Beilage. ISBN 978-3-8053-3885-1. 16,50 ¿.



Pressekontakt:
Stefanie Mosch, LWL-Museum für Archäologie, Tel.: 0251 5907-264 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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