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Mitteilung vom 03.09.08

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Neue Broschüre über Wälder

¿Geheimnisvolle Orte ¿ große und kleine Wälder¿

Bewertung:

Münster (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat eine neue Broschüre ¿Geheimnisvolle Orte ¿ große und kleine Wälder¿ herausgegeben. In fünf Beiträgen beleuchten Fachleute das Thema ¿Wald¿ unter historischen, archäologischen und naturkundlichen Aspekten. Ein Exkursionsteil rundet das reich bebilderte Heft ab. Die Broschüre ist für fünf Euro im LWL-Museum für Naturkunde in Münster und im LWL-Museum für Archäologie in Herne erhältlich.

Die Geschichte der westfälischen Wälder ist nur wenigen bekannt. Schon vor 800.000 Jahren war der Wald Existenzgrundlage für die Menschen, indem sie in ihm jagten und Pflanzen und Beeren sammelten. Von alters her stellten sie aus dem Holz alltägliche Gegenstände her wie Geschirr, Schmuck, Löffel, Kämme, Handwerksgeräte und Bauteile, etwa Zäune. Die Broschüre zeigt auch, welche Bedeutung Wälder heute für den Menschen haben. In den vergangenen Jahren ist das ¿Ausflugsziel Wald¿ vom sogenannten Waldsterben bedroht oder wurde von Stürmen bis hin zu Orkanen wie Kyrill heimgesucht.

Entwicklung des Waldes
Der LWL-Landschaftsökologe Dr. Bernd Tenbergen schildert, wie sich die Wälder seit ihrer Entstehung vor 320 Millionen Jahren entwickelt haben. Vor allem Klimaveränderungen bestimmten Wachstum und Rückgang der Wälder. Später griffen die ersten Menschen in Westfalen in das ökologische System des Waldes ein, indem sie in ihm Tiere jagten und Beeren sammelten.

Vor 7000 Jahren begannen sie die Bäume zu roden und legten Äcker und Weideflächen an: Aus Jägern und Sammlern wurden Ackerbauern und Viehzüchter. Wie eng die Menschen im Münsterland noch heute mit dem Wald verbunden sind, zeigt sich darin, dass 91 Prozent der Waldfläche Privatpersonen gehören. Diese und andere forstwirtschaftliche Aspekte zeigt Diplom-Forstwirt Klaus Offenberg auf.

Nutzung durch den Menschen
Die Historikerin Dr. Cornelia Kneppe beschreibt, wie sich der Wald in den letzten 2000 Jahren entwickelt hat. An Beispielen zeigt sie verlassene Siedlungen, Reste von Gewerbeanlagen, Klöstern oder sogar Städten, die heute von Wald bedeckt sind. So gründeten der Bischof von Paderborn und der Abt von Corvey im 13. Jahrhundert die Stadt Blankenrode im von Hochwald bedeckten Eggegebirge.

Die Stelle war deswegen günstig, weil in der Umgebung Blei abgebaut wurde und das Herrschaftsgebiet gegen Übergriffe der benachbarten Grafen von Waldeck verteidigt werden sollte. Letzteres gelang ihnen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts. Dann wurde Blankenrode zerstört und verlassen. Heute erkennt der Spaziergänger die ehemalige Stadt nur noch an ihren bis zu fünf Meter hohen bewaldeten Befestigungswällen.

Ein weiteres, seltenes archäologisches Denkmal steht auf dem Jostberg bei Bielefeld. Hier erbauten Mönche um 1500 in der Waldeinsamkeit ein Franziskanerkloster, das sie schon wenige Jahre nach der Fertigstellung gegen den Schutz von Stadtmauern eintauschten und ins Zentrum von Bielefeld umsiedelten.

Einzig bekannte Holzbibliothek in Westfalen
Ein weiterer Artikel in der Broschüre beschreibt die so genannte Holzbibliothek im Bad Berleburger Schloss (Kreis Siegen-Wittgenstein). Ihre am Ende des 18. Jahrhunderts hergestellten hölzernen Bücher sind die Vorgänger der heute geläufigen Bestimmungsbücher. Sie dienten im 19. Jahrhun-dert als Anschauungsmaterial an herrschaftlichen Forstschulen, in Klöstern und in naturkundlichen Museen.

Die ähnlich einem Herbarium aufgebauten Werke in Bad Berleburg zeigen alle wesentlichen Pflanzenteile von sowohl einheimischen Bäumen als auch von ¿neuen¿ Baumarten wie Strobe, Japanische Lärche und Robinie. Die in Nordrhein-Westfalen einzig bekannte Holzbibliothek gehört zum Archiv der Fürstenfamilie von Wittgenstein und besteht aus 85 Bänden. Bis zum 19.Oktober 2008 können Besucher die Holzbibliothek im LWL-Museum für Naturkunde in Münster besichtigen.

Zum Schluss stellen Dr. Cornelia Kneppe und Dr. Rudolf Bergmann als Exkursionsziele den Dülmener Wildpark (Kreis Coesfeld), die Hofwüstung in Dülmen-Limbergen (Kreis Coesfeld) und die Kartause in Weddern-Karthaus (Kreis Coesfeld) vor.

LWL-Archäologie für Westfalen (Hrsg.): Geheimnisvolle Orte ¿ große und kleine Wälder. Münster 2008. 56 Seiten mit 118 Abbildungen und einer Karte. 5 Euro. Erhältlich im LWL-Museum für Naturkunde in Münster und im LWL-Museum für Archäologie in Herne. Gedruckt mit Mitteln des Ministeriums für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen.



Pressekontakt:
Eileen Bergmann, Telefon: 0251 5907-264 und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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