LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 15.10.08

Presse-Infos | Soziales

Umbau der Unterstützungslandschaft für Menschen mit Behinderung vereinbart:

Mehr Selbstbestimmung für Betroffene und Planungssicherheit für Einrichtungen

Bewertung:

Achtung Redaktionen:
Für eine Berichterstattung zum Betreuten Wohnen nennen wir Ihnen gern ein Beispiel aus Ihrem Berichtsgebiet.

Im TV- und Audio-Service finden Sie auf der Internetseite

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LWL-Bild- und Ton-Material in digitalisierter Form - zum Thema Betreutes Wohnen bieten wir Originaltöne von LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch. Sie können das TV-Material in sendefä-higer Qualität (DV 16:9) und das Radio-Material im MP3-Format kostenfrei herunterladen.


Landschaftsverbände LVR und LWL schließen Vereinbarung mit Freier Wohlfahrtspflege

Köln / Münster / Essen. Die beiden Landschaftsverbände Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL) haben sich mit den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrt in NRW darauf geeinigt, gemeinsam den Umbau der Unterstützungslandschaft für Menschen mit Behinderung voran zu treiben.

In einer jetzt in Essen unterschriebenen Rahmenzielvereinbarung legen sie Ziele und Schritte fest, die die Selbstbestimmung der Betroffenen stärken und Hilfen individueller machen sollen. So soll die ambulante Unterstützung NRW-weit Vorrang haben vor der stationären Unterbringung im Heim. Auch Menschen mit stärkerer Behinderung sollen die Möglichkeit haben, mit ambulanter Unterstützung selbstständig in der eigenen Wohnung zu leben. Mehrbett-Zimmer in Heimen sollen abgeschafft, das Wohnen von Menschen mit Behinderung in Gastfamilien ausgebaut werden.

¿Wir wollen den mit der ersten Rahmenzielvereinbarung Wohnen 2006 eingeschlagenen Weg zur Weiterentwicklung der Wohnhilfen für Menschen mit Behinderung gemeinsam fortsetzen¿, erklärten LVR-Direktor Harry K. Voigtsberger, LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch und der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NW, Wolfgang Altenbernd. Ehrgeiziges Ziel: Nachdem die Beteiligten in einer ersten Phase 1.800 Plätze in stationären Einrichtungen abgebaut haben, sollen weitere tausend Heimplätze wegfallen.

Im Mai 2006 hatten die beiden Landschaftsverbände und die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege sich erstmals in einer bundesweit einmaligen Vereinbarung dazu verpflichtet, mehr behinderten Menschen als bisher das selbstständige Leben mit ambulanter Unterstützung zu ermöglichen und gleichzeitig fünf Prozent der vorhandenen rund 36.000 Heimplätze abzubauen. ¿Dieses Ziel wird erreicht¿, freuten sich Kirsch, Voigtsberger und Altenbernd. Die Zahl der behinderten Menschen, die mit ambulanter Betreuung in der eigenen Wohnung leben, konnte innerhalb der letzten fünf Jahre verdoppelt werden auf heute über 26.400.

Die Zahl der Menschen mit Behinderung, die Wohnunterstützung benötigen ¿ ob im Heim oder als ambulante Unterstützung zuhause ¿ wächst aus demographischen Gründen seit Jahren bundesweit an: in NRW jedes Jahr um rund 2500 Personen. Insgesamt geben LWL und LVR rund zwei Milliarden Euro im Jahr an so genannter Eingliederungshilfe für behinderte Menschen zur Unterstützung beim Wohnen aus.

Gleichzeitig mit der Zielvereinbarung unterzeichneten LWL, LVR und der Vertreter der Wohlfahrtsverbände eine Empfehlung zur Vergütung der ambulanten und stationären Wohnunter-stützung. Diese sieht eine Erhöhung um 4,95 Prozent vor. Darüber hinaus erklärten alle drei Unterzeichner, ein einheitliches Vergütungssystem für alle Betreuungsformen entwickeln zu wollen und 2009 erste konkrete Erprobungsmodelle zu starten.

LWL-Direktor Kirsch und LVR-Direktor Voigtsberger erklärten dazu: ¿Der Kompromiss in schwieriger Zeit sichert tarifgerechte Entlohnung in Einrichtungen der Behindertenhilfe. Dies bedeutet eine Belastung kommunaler Haushalte. Aber nur so können wir eine qualitätsvolle Betreuung der Menschen mit Behinderung sicherstellen.¿

Ein Beispiel aus der Praxis
¿Endlich kann ich mit meinem Freund zusammen leben¿

Manuela K. (32) und Frank S. (40) leben seit Sommer 2007 mit vier anderen ehemaligen Heimbewohnern in einer Wohngemeinschaft in Essen-Steele. Sie sind beeeinträchtigt durch eine geistige Behinderung und arbeiten in einer Werkstatt für behinderte Menschen in Essen. Beide wurden vorher viele Jahre lang in einem Wohnheim betreut. Bereits seit 1987 lebte der gebürtige Wattenscheider Frank S. im Essener Franz-Sales-Haus, zuletzt In einer sogenannten ¿Trainingswohnung¿. Hier wurde er gezielt auf ein selbstständiges Leben vorbereitet: ¿Hier habe ich gelernt, was man können muss, wenn man ausziehen will: waschen, kochen und mit Geld umgehen.¿

Die Essenerin Manuela K. lebte seit 1995 ebenfalls im Franz-Sales-Haus. Ihr großer Wunsch war es, aus dem Heim auszuziehen und mit ihrem Freund Frank zusammen zu leben. Als sich die Möglichkeit bot, mit vier anderen Bekannten aus dem Wohnheim eine Wohngemeinschaft zu gründen, griff das Paar schnell zu. Beide freuen sich über ihre Selbstständigkeit und sind sehr zufrieden mit ihrer neuen Lebenssituation. In der großen, sich über zwei Etagen erstreckenden Wohnung in Essen-Steele haben die beiden ihren eigenen kleinen Paar-Bereich. Aber auch den WG-Alltag mit ihren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern genießen sie. ¿Die Hausarbeit teilen wir auf und abends kochen wir zusammen¿, erzählt Manuela K. Streit gibt¿s eigentlich nie, freut sich Frank S.: ¿Und wenn doch setzen wir uns zusammen und reden drüber.¿
Einen guten Kontakt hat die WG auch zu ihrem Vermieter, der mit seiner Familie im gleichen Haus wohnt.
Bei all den Dingen, bei denen Frank, Manuela und ihre Mitbewohner noch Unterstützung brauchen, hilft die Betreuerin, die regelmäßig für einige Stunden in der Woche bei der WG vorbei schaut.



Pressekontakt:
Martina Krause, LVR-Fachbereich Kommunikation, Telefon: 0221 809-7767, E-mail: martina.krause@lvr.de und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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