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Mitteilung vom 22.07.09

Presse-Infos | Soziales

Obwohl sie nichts sieht: Michelle gehört am Gymnasium zu den Besten

LWL verhilft Menschen mit Impfschäden zu selbstständigem Leben

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Menden (lwl). Mit kräftigem Druck fasst Friederike die Hand ihrer Freundin Michelle und führt sie über die farbigen Linien auf dem transparenten Papier. ¿Das ist die gelbe Linie, dort hält sie am Eiffelturm¿, sagt Friederike zu ihrer Freundin, die konzentriert mit dem Finger an den leicht erhobenen Haltesstellen auf dem selbst gezeichneten Pariser Metro-Plan entlang fährt. Als es klingelt, springen die beiden auf, stopfen ihre Rucksäcke mit den Schulsachen voll. Während Friederike in Windeseile Stifte, Zettel und Bücher einpackt, legt Michelle vorsichtig einen Laptop in die Tasche, verpackt mit sicherem Griff eine längliche Tastatur und greift einen langen Stock. Obwohl Michelles Schulalltag dem vieler anderer Teenager ähnelt, muss die 15-Jährige aus Fröndenberg einige ganz besondere Dinge beachten: Sie ist das einzige blinde Mädchen am Walburgis-Gymnasium im sauerländischen Menden. Michelle Stracke kann nicht mehr sehen, seitdem sie zwei Jahre alt ist ¿ Folge eines Impfschadens. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ermöglicht ihr heute ein möglichst selbstständiges Leben.

Michelle passierte etwas, was höchst selten vorkommt: Nach einer Standardimpfung gegen Hepatitis B stellten die Eltern fest, dass das kleine Mädchen plötzlich gegen Türrahmen lief. ¿Wir sind von Arzt zu Arzt, von Klinik zu Klinik gelaufen, bis feststand, dass Michelle wegen der Impfung erblindete¿, erinnert sich Klaus Stracke. Nach einem Jahr konnte seine Tochter bis auf eine Restsicht von 0,0005 Prozent auf dem linken Auge nichts mehr erkennen.

Die Erkrankung des Sehnervs wurde als Impfschaden anerkannt, berichtet Stracke. Seine Tochter wird seither nach dem Infektionsschutzgesetz vom LWL-Versorgungsamt Westfalen unterstützt. ¿Wir beraten die Familie bei den Hilfsmitteln, finanzieren die Hilfsmittel und sorgen dafür, dass Michelle ein weitestgehend selbständiges Leben führen kann¿, erklärt Maike Hübner vom LWL-Versorgungsamt. Dazu gehören zum Beispiel eine Blindenschreibmaschine und das Lesegerät mit Braillezeile für den Computer, aber auch Mobilitätstrainings am Langstock und Schulungen an behinderungsgerechten Computerprogrammen. ¿Außerdem haben wir ein Therapie-Tandem für Michelle angeschafft, damit sie gemeinsam mit ihrem Vater Fahrradtouren machen kann¿, berichtet die LWL-Mitarbeiterin.

¿Wir haben das Walburgis-Gymasium in Menden ausgesucht, weil wir gehört hatten, dass es hier schon ein blindes Mädchen bis zum Abitur geschafft hatte¿, sagt der Vater. ¿Für die Schule ist das allerdings eine deutliche Mehrbelastung: Einige Lehrer haben ebenfalls die Braille-Schrift gelernt und die Unterrichtsmaterialien müssen blindengerecht aufbereitet werden.¿ Michelle darf Klassenarbeiten 15 Minuten länger schreiben ¿ und sie steht immer wieder im Fokus von Französischlehrerin Maria Hoischen, die Michelle und ihre Freundin Friedericke öfter fragt, ob sie alles mitbekommen haben und schnell genug mitschreiben konnten. ¿Manchmal sind die anderen ganz schön genervt, wenn ich so viel Aufmerksamkeit bekomme¿, ist Michelle sich ihrer Sonderrolle bewusst.

Die 15-Jährige klingt sehr vernünftig für ihr Alter, sie weiß, was sie will ¿ zugleich aber lacht sie viel und ist albern wie wahrscheinlich alle Mädchen in ihrer Klasse. ¿Michelle ist sehr humorvoll und kennt keine Frustration wegen ihres Schicksals¿, sagt Klaus Stracke. Er ist stolz auf seine Tochter, die zu den Besten ihres Jahrgangs gehört. ¿Natürlich denken wir immer mal wieder daran, dass sie blind ist ¿ meistens aber merken wir das nicht einmal mehr.¿

Zum Thema finden Sie Videomaterial in sendefähiger Qualität unter
http://www.lwl.org/tvaudio/Impfschadensfall



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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