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Mitteilung vom 21.01.13

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LWL-Archäologen sind dem Mammut auf der Spur

Emscher-Umbau gibt Knochen frei

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Herne (lwl). Bauarbeiter haben bei Kanalbauarbeiten in Herne Mammutknochen gefunden. Experten des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) nehmen an, dass der Riese der letzten Eiszeit an dieser Stelle in Herne vor mehr als 70.000 Jahren verendete.

Da waren auch die Bauarbeiter der Emschergenossenschaft zunächst sprachlos. Eigentlich haben sie bei der Renaturierung der Emscher in Herne schlicht mit Erde und Schlamm zu tun. Mit einem Oberarmknochen in der Größe eines Kleinkindes hatten sie nicht gerechnet. Schon gar nicht mit weiteren Skelett-Teilen. Die haben die Archäologen des LWL jetzt eindeutig als Mammutknochen identifiziert.

Prof. Dr. Michael Baales, Leiter der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen, und Dr. Manuel Zeiler wurden sofort von der Emschergenossenschaft verständigt und konnten vor Ort noch mehr herausfinden. ¿Alle Knochen lagen in dem entstehenden Schacht auf kleinem Raum zusammen. Vielleicht gehörten sie zu einem Tier¿, so Baales. Die Untersuchung der Erdschichten zeigte außerdem, dass der Oberarmknochen, das Schulterblattfragment und der Wirbel nicht über eine weite Entfernung vom Wasser transportiert wurden, sondern vermutlich ist das Tier an genau dieser Stelle verendet.

Nachdem die Baggerschaufeln erst einmal ruhen und die Untersuchungen abwarten mussten, konnten sie weiter den Schacht für die neue Abwasserführung ausheben ¿ diesmal unter den Blicken der LWL-Fachleute. Dabei tauchte ein weiterer großer Knochen in der Baggerschaufel auf. ¿Anders als bei dem zuvor entdeckten Oberarmknochen fehlen an diesem Exemplar die Gelenk-Enden¿, beschreibt Baales den Fund. ¿Offensichtlich sind sie von Hyänen, die damals ebenfalls hier lebten, abgenagt worden, wie die typischen Ausfransungen der beiden Enden des Knochenschafts zeigen.¿ Auch dieses Skelett-Element dürfte vom Mammut stammen, eventuell von einer Elle.

Bei den Knochenkiesen an der Fundstelle handelt es sich um ein für das Tal der Emscher typische Kiesschicht. Sie wurde während der letzten Eiszeit vor etwa 70.000 Jahren von der Ur-Emscher abgelagert. Damals war der Ur-Ahn des heutigen Flusses ein breites, vielverzweigtes Fluss-System, in dem ständig Sande und Kiese an den Ufern und Windungen ¿strandeten¿. In diesen so genannten Schotterfluren lebte die damals typische Tierwelt der Mammutsteppe: Neben dem großen Mammut weideten Wollnashörner, Pferde, Rentiere und Wisente im heutigen Ruhrgebiet. Auch Höhlenlöwen bereicherten die Tierwelt. Ihre Knochen werden seit über 100 Jahren immer wieder in den Knochenkiesen gefunden ¿ etwa beim Bau des Rhein-Herne-Kanals.

2008 war es den LWL-Archäologen gelungen, mit Mammutresten aus den Knochenkiesen der Lippe bei Hamm-Uentrop auch ein Feuersteinwerkzeug des Neandertalers zu bergen. Fas 100 Jahre zuvor, 1911 tauchten nicht weit entfernt von der aktuellen Fundstelle beim Bau der Schleuse VI des Rhein-Herne-Kanals einige Feuerstein-Werkzeuge auf, darunter ein Faustkeil. Die Funde deuten darauf hin, dass Neandertaler diese Stelle als kurzzeitigen Rastplatz genutzt haben. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass in einer weiteren Baustelle an einem der folgenden Schachtbauwerke an der Emscher neben Tierknochen auch wieder Steinwerkzeuge des bekanntesten Eiszeitjägers entdeckt werden.

Die Funde aus der Baustelle in Herne sind direkt ins LWL-Museum für Naturkunde in Münster gegangen, wo sie von Spezialisten des LWL weiter untersucht werden.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Katja Burgemeister, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8921.
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