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Mitteilung vom 09.07.13

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manu factum

Staatspreis für das Kunsthandwerk in NRW geht an Glasmacher des LWL-Industriemuseums Glashütte Gernheim

Bewertung:

Petershagen (lwl). Für ihre Schauvorführung ist die Glashütte Gernheim inzwischen weithin bekannt. Nun wird ¿ nicht zum ersten Mal ¿ die künstlerische Qualität eines dort arbeitenden Glasmachers honoriert: Torsten Rötzsch, Glasmacher im LWL-Industriemuseum Glashütte Gernheim, erhält den ¿Staatspreises für das Kunsthandwerk im Lande Nordrhein-Westfalen¿ im Werkbereich Glas. Der Preis für herausragende Leistungen kunsthandwerklichen Schaffens wird dieses Jahr zum 26. Mal vergeben. Eine Fachjury wählte dazu in acht verschiedenen Werkbereichen je einen Preisträger aus. Alle am Wettbewerb teilnehmenden Werke sind in der Landesausstellung ¿manu factum¿ vom 14. Juli bis 8. September im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in Dortmund zu bewundern. Die feierliche Ehrung der Preisträger findet während der Eröffnungsfeier am Samstag, 13. Juli, in Dortmund statt.

Anlässlich der Auszeichnung von Torsten Rötzsch zeigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) eine Werkschau des 31-jährigen Künstlers in der Glashütte Gernheim. Die Eröffnung findet am Sonntag, 28. Juli, um 11 Uhr statt.

Das Werk
Bei dem prämierten Werk von Torsten Rötzsch handelt es sich um ein so genanntes Reticello, ein Fadenglas. Für die Gewinnerplastik hat der Gernheimer Glasmacher allein eineinhalb Stunden am Ofen gearbeitet. Bei einem derart großen und schweren Werkstück eine extreme Belastung, die an die Grenzen des Möglichen geht. Am Anfang einer Arbeit in Reticello-Technik steht das Ziehen der Glasstäbe. Aus heißem Glas werden dabei meterlange Fäden gezogen, die erstarren, sobald das Glas mit abnehmendem Durchmesser an Temperatur verliert. Die Stäbe werden in gleich große Stücke geschnitten und sortiert. Zwei Schichten von nebeneinanderliegenden Glasstäben werden nacheinander aufgerollt, gegeneinander verdreht und ineinander geblasen. Die Technik erfordert viel Erfahrung und lebt von der makellosen Ausführung sowie der genauen Planung aller Arbeitsschritte.

Das mit dem Staatspreis ausgezeichnete Werk trägt keinen Titel. Es ist Teil einer Serie: Die organisch asymmetrische Form im Kontrast zur Strenge des Reticello eint vier Werkstücke. Eines von ihnen wurde 2013 in die Sammlung Ernsting aufgenommen und ist im Alten Hof Herding ausgestellt, zwei weitere befinden sich in der Ausstellung ¿50 Jahre Studioglas in Europa¿, derzeit im Glasmuseum Lauscha. ¿Der einende Gedanke ist die Asymmetrie¿, beschreibt Torsten Rötzsch, wodurch sich die Stücke auszeichnen. ¿Der Ausgang bei der Herstellung einer solchen Form ist immer ungewiss, weil die asymmetrische Form schwer zu beherrschen ist.¿ Glasgefäße werden aus der Drehung heraus geformt und sind daher zunächst rotationssymmetrisch. Im besonderen Fall wird die Form durch Absinken, Drücken oder Ziehen beeinflusst.

Der Künstler
Auf die Ausbildung zum Glasgestalter an der Glasfachschule Zwiesel folgte für Rötzsch ein von der Leonardo da Vinci Stiftung geförderter Aufenthalt als Assistent bei Michael Ruh in London. Nach der traditionellen Ausbildung steht hier die individuelle gestalterische Umsetzung im Vordergrund. Als besondere Inspirationsquelle beschreibt er die in diese Zeit fallende Teilnahme an einem Seminar zur Einführung in die traditionellen venezianischen Techniken des Glasmachens am Corning Museum of Glass. Bei Assistenzen im Bild-Werk Frauenau erweiterte er seinen Horizont und arbeitete mit verschiedenen namenhaften Glaskünstlern zusammen. Seit 2008 ist Rötzsch schließlich als Glasmacher an der Glashütte Gernheim tätig. Für die Arbeit in der Schauproduktion des LWL-Industriemuseums muss er viele verschiedene Techniken beherrschen. Gleichzeitig hat er hier Raum für freie künstlerische Arbeit.

Auch das Stück, das den Staatspreis gewonnen hat, entstand unter den Augen der Besucher. Als besonderen Moment beschreibt Rötzsch, ¿wenn ich sehe, dass die Besucher den Herstellungsprozess verfolgen und dabei bleiben.¿ Immer wieder entstehe in der alltäglichen Arbeit so die Möglichkeit, unkompliziert miteinander ins Gespräch zu kommen. Insgesamt beschäftigt sich der Gernheimer Glasmacher seit sieben Jahren mit den venezianischen Techniken, besuchte 2010 einen Meisterkurs bei Dante Marioni, und seine Arbeitsweise begeistert auch die Museumsbesucher immer wieder.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Katrin Holthaus, LWL-Industriemuseum Glashütte Gernheim, Telefon: 05707 9311-30,
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Museum Glashütte Gernheim
Gernheim 12
32469 Petershagen-Ovenstädt
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