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Mitteilung vom 16.08.13

Presse-Infos | Kultur

Ein Schleiferkarren aus dem 19. Jahrhundert

Exponatgeschichten zur Ausstellung Wanderarbeit im LWL-Ziegeleimuseum Lage

Bewertung:

Lage (lwl). "Wanderarbeit - Mensch, Mobilität, Migration" heißt eine Ausstellung, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) bis zum 29. September in seinem Ziegeleimuseum Lage zeigt. Eine kleine Serie stellt in den kommenden Wochen Exponate vor, die besondere Geschichten erzählen. Heute: Die Arbeit der Scherenschleifer.

Fahrende Händler, Handwerker und Gaukler gab es in Europa bereits seit dem Mittelalter. Sie zählten meist zur Gruppe der Juden, Sinti oder Roma. Weder durften sie sich als Handwerker in den Städten niederlassen, noch wurden sie in die städtischen Zünfte aufgenommen. Dennoch erfüllten sie eine wichtige Rolle in der städtischen und ländlichen Gesellschaft. Als fahrende Händler boten sie Waren wie Nähnadeln, Körbe und Garne an, die von den ortsansässigen Händlern häufig nicht verkauft wurden. Als Handwerker reparierten sie Kessel und Töpfe und schliffen Scheren, Messer und Werkzeuge. Sie deckten mit ihrem Können eine Nische im städtischen Handwerk ab, die einerseits eine gewisse Kunstfertigkeit erforderte, andererseits aber auch in der Stadt nicht für den Lebensunterhalt ausreichte. Im Gegensatz zu den sesshaften Händlern und Handwerkern boten die Scherenschleifer und Hausierer ihre Waren an der Haustür an. Laute Rufe und Musik machten auf ihr Kommen aufmerksam. Ihre Waren transportierten sie in Bauchläden, Säcken und auf kleinen Handwagen.

Ein Karren eines Scherenschleifers steht als beeindruckendes Exponat in der Ausstellung ¿Wanderarbeit. Mensch-Mobilität-Migration¿ im LWL-Industriemuseum Ziegelei Lage. An einem mit Muskelkraft betriebenen Schleifstein schliff der Scherenschleifer Messer und Scheren . Der Schleiferkarren stammt aus dem LVR-Industriemuseum in Solingen. Der Förderverein des dortigen Museums kaufte ihn Anfang in Wien. Dort stand er, nachdem er viele Jahrzehnte lang mit einem Scherenschleifer durch die Stadt gezogen war, in einer Apotheke.

Scherenschleifer und fahrende Händler zählten zu den Außenseitern in der städtischen Gesellschaft. Sie galten vielen als unehrliche, zwielichtige Gestalten und wurden häufig des Diebstahls und Betruges verdächtigt. Die Bevölkerung war von ihnen fasziniert und beängstigt zugleich. Während sie auf dem Land eine wichtige Rolle bei der Versorgung der ländlichen Bevölkerung mit wichtigen Waren einnahmen, waren sie in den Städten nicht gern gesehen. Häufig reichten ihre Einnahmen tatsächlich nicht aus und sie lebten vom Schmuggeln und Betteln. Mit der beginnenden Industrialisierung verschwanden die meisten fahrenden Händler und Handwerker in den Städten. Nur während der Weltwirtschaftskrise in den 1920er-Jahren tauchten sie in den Großstädten kurzzeitig wieder auf. Heute leben nur noch wenige Sinti und Roma vom Handel in den ländlichen Gebieten. Die Wegwerfgesellschaft benötigt keine Reparaturen von Scheren und Messern mehr.

Zu sehen ist der Scherenschleiferkarren in der Ausstellung ¿Wanderarbeit. Mensch ¿ Mobilität ¿ Migration¿ im LWL-Industriemuseum Ziegelei Lage noch bis zum 29. September täglich von Di-So 10-18 Uhr.

Wanderarbeit. Mensch-Mobilität-Migration
28.4. bis 29.9.2013

LWL-Industriemuseum I Ziegeleimuseum Lage
Sprikernheide 77
32791 Lage
Geöffnet Di ¿ So 10-18 Uhr
http://www.lwl-industriemuseum.de



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127
presse@lwl.org



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Sprikernheide 77
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