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Mitteilung vom 05.11.13

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Neu entdeckte Bergarbeiterdichtung im LWL-Industriemuseum

Vorstellung des Lesebuch zu Heinrich Kämpchen mit Musik in Bochum

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Bochum (lwl). Er zählt zu den ersten und bekanntesten Arbeiterdichtern in Deutschland: Von 1890 bis 1912 verfasste der Bergarbeiterdichter Heinrich Kämpchen (1847-1912) für jede Ausgabe der "Bergarbeiter-Zeitung" ein Gedicht. Tausende von Bergarbeitern erfreuten sich an der Arbeiterdichtung, die in Versform den Alltag unter Tage widerspiegelte. Der Bochumer Literaturwissenschaftler Joachim Wittkowski hat bekannte und bisher unveröffentlichte Texte von Heinrich Kämpchen in einem Lesebuch zusammengestellt. Am Sonntag, 10. November, um 11 Uhr stellt er das Lesebuch Heinrich Kämpchen im LWL-Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum vor. Musikalisch begleitet wird die Lesung vom Herner Arbeiterdichter und Liedermacher Karl Kühn. Die Veranstaltung ist eine Kooperation des LWL-Industriemuseums und des Fördervereins Zeche Hannover zum 25-jährigen Bestehen des Fördervereins. Das Lesebuch Heinrich Kämpchen ist in diesen Tagen in der Reihe westfälischer Lesebücher der LWL-Literaturkommission in Zusammenarbeit mit der Nyland-Stiftung erschienen.

In Kämpchens Gedichten tritt das Elend des Bergmanns ungeschönt vor Augen, wie in dem Gedicht ¿Bergmannslos¿: ¿Das ist des Bergmanns früher Tod: / Er muß im Schacht / Tagtäglich scharren um sein Brot / In Dunst und Nacht.¿

Schon als Jugendlicher fuhr Kämpchen erstmals selbst ins Bergwerk ein und arbeitete über 30 Jahre lang als Bergmann in Bochum. Die meisten seiner Texte thematisieren den Alltag der Bergleute: die Härte der Arbeit untertage, Unglücke und Berufskrankheiten, das ungerechte Verhalten von Vorgesetzten und den Arbeitskampf. Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, engagierte sich Kämpchen im Bergarbeiterverband, der sich das Ziel gesetzt hatte, den Bergmannsstand wieder zu Ehren kommen zu lassen. Beim großen Bergarbeiterstreik 1889 wurde er als Delegierter vorgeschlagen und einstimmig gewählt, was ihm allerdings eine Abmahnung seines Dienstherren einbrachte. Trotzdem war Kämpchen bis zuletzt im Bergarbeiterverband aktiv, für dessen Zeitung er von Anfang an bis zu seinem Tod schrieb.

Jeder sentimentalen Verklärung seines Berufs erteilte Kämpchen eine klare Absage. Im Gedicht "Bergmannsleben" heißt es: "Und jedwedem möcht' ich raten, / Der dich rühmend will besingen: / In die Tiefe soll er steigen / Und die Keilhau' soll er schwingen". Auch Kämpchens "Westfalenlied" ist ohne Schwulst und sentimentale Verklärung: "Wohl will ich dich, Westfalen, preisen, / Doch ächten auch die harte Fron, / Womit man Kohle hier und Eisen / Gewinnt um einen Hungerlohn."

Als Heinrich Kämpchen 1912 im Alter von 64 Jahren starb, war die Anteilnahme groß: Er wurde, wie es hieß, "unter einer hier noch nie dagewesenen großen Beteiligung zu Grabe getragen; der Leichenzug zählte wohl an die 4000 Teilnehmer." Das neue Lesebuch bietet nun einen Querschnitt durch das Werk mit zahlreichen erstmals edierten Texten des frühen Arbeiterdichters, der vor allem Heinrich Heine, aber auch Annette von Droste-Hülshoff zu seinen Vorbildern zählte.

Lesebuch Heinrich Kämpchen.
Zusammengestellt und mit einem Nachwort von Joachim Wittkowski.
Bielefeld:
Aisthesis Verlag 2013. 166 Seiten.
8,50 Euro. ISBN 978-3-89528-911-8.



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