LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 14.03.14

Presse-Infos | Soziales

Rietberg: Spannende Firmen in Serie

LWL-Messe der Integrationsunternehmen 2014 in Münster

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Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen,

in Westfalen-Lippe sorgen rund 150 Integrationsunternehmen für Inklusion im Arbeitsleben. Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten in den Firmen zusammen, die sich auf dem freien Markt beweisen müssen. Und die Arbeitsplätze für die Menschen mit Behinderung sind im Schnitt mit 7.100 Euro pro Jahr deutlich kostengünstiger als die Plätze in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung (14.500 Euro pro Jahr).

Bei der LWL-Messe der Integrationsunternehmen am 9. April in Münster präsentieren sich rund 90 dieser Firmen, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) bei ihrer Arbeit unterstützt. Bis zur Messe veröffentlichen wir regelmäßig Porträts dieser Unternehmen.


Inklusion mit Tradition: Großewinkelmann in Rietberg
Rietberg (lwl).
Stall- und Weidetechnik sowie Zaun- und Toranlagen sind das Produktionsprogramm der Firma Großewinkelmann. Bei dem Unternehmen im ostwestfälischen Rietberg (Kreis Gütersloh) arbeiten seit Jahrzehnten Menschen mit Behinderung. Die 2010 gegründete Integrationsabteilung umfasst mittlerweile elf Kräfte ¿ hinzu kommen zehn Menschen mit Behinderung auf ausgelagerten Werkstattarbeitsplätzen.

Mit einem geübten Schwung fährt Andre Sasse den Gabelstapler um das Stahlregal herum. Er lädt eine Palette auf die Zinken. Quer durch das Außenlager der Firma transportiert der 30-Jährige sie zu einem LKW. In der hinteren Halle, montiert derweil Frank Merschbrock einen Sattelschrank. Langsam, aber sehr stetig schraubt er die Befestigungen für Halfter und Trensen in das Möbelstück für den Pferdestall. Andre Sasse und Frank Merschbrock sind zwei von rund 20 Menschen mit Behinderung, die beim Stalltechnikspezialisten arbeiten.

Zusammenarbeit seit Jahrzehnten
Die Beschäftigung von Mitarbeitern mit Handicaps hat bei Großewinkelmann Tradition. Das 1942 gegründete Unternehmen produziert mit 130 Beschäftigten für unterschiedliche Kunden: Vom einfachen Jägerzaun für das Eigenheim bis hin zu Sicherheitszäunen für die Münchner Allianz-Arena oder forensische Kliniken reicht die Produktpalette der Firma. Und schon vor über 25 Jahren begann der damalige Firmenchef Hans Hesse die Zusammenarbeit mit den Werkstätten für behinderte Menschen ¿ dem heutigen Wertkreis Gütersloh. Großewinkelmann transportierte damals die Einzelteile für Sattelschränke zu den Menschen mit Behinderungen, die diese zusammenbauten. ¿Das hat sehr gut geklappt¿, sagt Ralf Hesse. Der Sohn von Hans Hesse führt Großewinkelmann heute mit seinem Bruder Frank. ¿Aber als das Auftragsaufkommen immer größer wurde, mussten wir etwas unternehmen.¿ Zufällig wurden im Jahr 2008 auf dem benachbarten Grundstück Hallen frei. Großewinkelmann übernahm die Gebäude und bündelte dort die Außenarbeitsplätze für sieben Menschen mit Behinderungen. Die Logistikkosten sind wegen der wegfallenden Transporte gesunken.

Drang zum ersten Arbeitsmarkt
Die Einrichtung einer eigenen Integrationsabteilung hingegen war für Ralf Hesse nicht zwangsläufig. ¿Als das Thema insgesamt aber immer größer wurde und hier im Ort ein solcher Betrieb eröffnete, merkten wir, dass einige unserer besten Mitarbeiter mit Behinderung Interesse an diesen Firmen hatten. Sie wollten verständlicherweise gerne auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt beschäftigt sein.¿ Anstatt erst dann zu reagieren, wenn die Kräfte abwanderten, beschloss der Geschäftsführer, selbst aktiv zu werden. Er informierte sich ¿ und der Entschluss stand schnell fest: Am 1. Oktober 2010 eröffnete die Integrationsabteilung mit sieben Menschen mit Hör-, geistigen oder psychischen Behinderungen. Mittlerweile sind es elf, vor allem Werkstattwechsler und Auszubildende.

¿Der Weg dorthin war gar nicht so schwierig. Wir haben sehr viel Hilfe vom LWL und dem Integrationsfachdienst bekommen¿, sagt Ellen Wiethof, Personalchefin von Großewinkelmann. Das LWL-Integrationsamt beriet das Unternehmen und unterstützte es mit 140.000 Euro dabei, eine Montagehalle auszubauen. Zudem bekommt Großewinkelmann Zahlungen als Minderleistungsausgleich und für den erhöhten Betreuungsaufwand.

Ellen Wiethof wirbt auch bei Treffen der Firmenchefs oder Personalverantwortlichen in der Region für die Gründung von Integrationsunternehmen oder -abteilungen und muss dabei nicht selten auf viel Skepsis reagieren. ¿Viele Kollegen haben großen Respekt vor einem solchen Schritt. Auch, weil sich in Wirtschaftskreisen hartnäckig das Vorurteil hält, dass der besondere Kündigungsschutz für Menschen mit Behinderungen die Unternehmen unflexibel macht.¿ Das stimme aber nicht: ¿Wenn es wirklich nicht funktioniert, gibt es immer ¿ auch in Zusammenarbeit mit dem Integrationsfachdienst und dem Integrationsamt ¿ einen Weg.¿ Damit das nicht passiere, müssten alle Beteiligten im Vorfeld sehr genau hinschauen. Bei langen Praktika und in der Anlernphase bei einer zunächst befristeten Anstellung sei gut zu erkennen, ob die Konstellation passe.

Zufrieden mit Arbeitsleistungen
Manchmal entpuppen sich dabei auch vermeintliche Wackelkandidaten als besonders gute Kräfte. ¿Wir haben einen Kollegen, der in der Werkstatt für behinderte Menschen anscheinend unterfordert war und dort überhaupt nicht zurechtkam. Bei uns läuft er wie ein Uhrwerk und übernimmt immer mehr Verantwortung¿, sagt Ralf Hesse. Der Nutzen der Integrationsabteilung sei für die Mitarbeiter mit Behinderung sehr groß ¿ aber auch für den Betrieb. ¿Wir bekommen sehr gute Arbeitsleistungen für unser Geld¿, sagt Ralf Hesse.

Zudem vermittle die besondere Zusammenarbeit ein gutes Gefühl. ¿Für alle¿, ergänzt Ellen Wiethof. ¿In der Halle, in der die Integrationsabteilung ihren Platz hat, arbeiten längst Menschen mit und ohne Behinderungen zusammen.¿ Ihr Chef nickt. ¿Das passt zu uns. Wir haben als Unternehmen schon immer eine starke soziale Verantwortung übernommen¿, erklärt der Geschäftsführer. ¿Diese tragen wir mit den integrativen Arbeitsplätzen nun weiter und wollen das auch in Zukunft tun.¿

Hintergrund Integrationsunternehmen
In Westfalen-Lippe gibt es zurzeit rund 150 Integrations-unternehmen oder -abteilungen in größeren Firmen aus Industrie, Handel und Gewerbe, in denen rund 1450 Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten. Die Betriebe, die in der Regel zwischen 25 und 50 Prozent Mitarbeiter mit Handicaps beschäftigen, sind rechtlich und wirtschaftlich selbstständig. Sie müssen sich wie jedes andere Unternehmen am freien Markt behaupten. Der LWL unterstützt diese Firmen mit Mitteln aus der Ausgleichsausgabe, die Unternehmen leisten müssen, die nicht mindestens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Mitarbeitern besetzen. Die Integrations-unternehmen bekommen Zuschüsse zu Investitionen, betrieblichem Mehraufwand, Betreuung und Lohnkosten. An der Finanzierung beteiligen sich auch die Bundesagentur für Arbeit und das Land Nordrhein-Westfalen über das Programm "Integration unternehmen!". Die Arbeitsplätze sind im Schnitt mit 7.100 Euro pro Jahr deutlich kostengünstiger als die Plätze in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung (14.500 Euro pro Jahr).

Fakten zur Messe
LWL-Messe der Integrationsunternehmen
Arbeit, Qualität, Inklusion
Halle Münsterland in Münster
9. April von 9 bis 17 Uhr geöffnet.
Der Eintritt zur Messe ist kostenlos.

Der LWL hat ein Internetportal zu sämtlichen Integrationsunternehmen in Westfalen-Lippe produziert. Auf den Seiten unter: http://www.integrationsunternehmen-westfalen.lwl.org finden Interessierte Unternehmensporträts, Interviews, Hintergrundtexte, Datenbanken und alle weitere Informationen zum Thema. Hier gibt es auch Informationen zur Messe. Außerdem hält der LWL die Öffentlichkeit über den Facebook-Account http://www.facebook.com/iu.westfalen auf dem Laufenden. Zudem ist in den App-Stores von Apple und Android eine App zur Messe erschienen.

ACHTUNG:
Zu diesem Unternehmen finden Sie auch einen neuen LWL-Film unter folgendem Link: http://www.lwl.org/LWL/Der_LWL/PR/tv_audioservice/Filme_Soziales/integrationsunternehmen_grossewinkelmann



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



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48143 Münster
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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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