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Mitteilung vom 02.04.14

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Licht ins Dunkel

LWL zeigt ¿Unterwelten ¿ Die andere Sicht der Dinge¿ im Ziegeleimuseum Lage

Bewertung:

Lage (lwl). Ein klingender Barfußpfad, ein offenes Grab, Fotos aus anatomischen Sammlungen und eine ¿Peep Show¿ für Regenwürmer. Wie passt das zusammen? Eine neue Ausstellung im LWL-Ziegeleimuseum Lage wagt das Experiment. Aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und mit verschiedenen Darstellungsformen beleuchtet sie Grenzen und Übergänge zwischen dem Diesseits und dem Jenseits, zwischen oben und unten, Leben und Tod. ¿Unterwelten ¿ Die andere Sicht der Dinge¿ heißt die Schau, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Sonntag, 6. April, im LWL-Industriemuseum in Lage eröffnet. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Bielefeld und den Beaugrand Kulturkonzepten Bielefeld und ist bis zum 21. September in Lage zu sehen. Zur Eröffnung um 11 Uhr sind Gäste herzlich willkommen.

Der Bielefelder Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Beaugrand hat Künstler, Wissenschaftler, Lehrende und Studierende eingeladen, sich mit dem umfassenden Thema auseinanderzusetzen. ¿Das Projekt basiert konzeptuell auf dem geisteswissenschaftlichen Begriff ¿Unterwelt`, ursprünglich ein Ort, der sich unterhalb der normal zugänglichen Welt befindet¿, erläuterte Andreas Beaugrand am Mittwoch (2.4.) bei der Vorstellung der Ausstellung in Lage. LWL-Museumsleiter Willi Kulke ergänzt: ¿Die Thema Unterwelten bietet eine solche Fülle an Assoziationen und Möglichkeiten der Darstellung, dass wir das gesamte Museumsgelände nutzen, um dieser Vielfalt Ausdruck zu verleihen.¿

Das Projekt im LWL-Ziegeleimuseum ist eine Ausstellung zum Themenjahr ¿Unterwelten¿, das das Westfälische Landesmuseum für Industriekultur an seinen acht Standorten ausgerufen hat. Die Hauptausstellung auf der Zeche Zollern in Dortmund mit dem Titel ¿Über Unterwelten. Zeichen und Zauber des anderen Raums¿ beleuchtet Mythos und Realität der Welt jenseits des Sichtbaren. Das Spektrum der weiteren Begleitausstellungen reicht von versunkenen Schiffen über Dessous in der Mode und die verborgene Welt der Glashütten von Murano bis hin zu Rüstungsproduktion und Krieg. ¿Es war genau dieses Vielseitigkeit des Themas ¿Unterwelten`, das uns gereizt. Es bietet ganz unterschiedliche Zugänge und inspiriert Ausstellungsmacher ebenso wie Künstler, Studierende und Schüler. Das zeigen unsere Präsentationen in diesem Jahr sehr eindrucksvoll¿, erklärte Dirk Zache, Direktor des LWL-Industriemuseums. Alle Informationen unter http://www.unterwelten.lwl.org.

Das Projekt ¿ die Beteiligten

Der Musiker und Hochschullehrer Prof. Peter Ausländer entwickelt zusammen mit Studierenden des Fachbereichs Sozialwesen der Fachhochschule Bielefeld ein Klangkunstprojekt zum Thema ¿Ton¿ ¿ doppeldeutig begriffen. Die Installation ¿Terraphonie¿ ist ein Klangexperiment, das zur musikalischen Interaktion einlädt, aber auch für konzertante Darbietungen geeignet ist. Acht Barfußfelder mit verschiedenen Bodenbelägen erzeugen, wenn sie betreten werden, unterirdisch unterschiedliche Schalle. Beim Betreten entstehen rhythmisch musikalische Prozesse, die über akustische Installationen hörbar gemacht werden. Die so auf dem Barfußpfad intuitiv oder geplant entstehende Musik hat für Prof. Ausländer ¿Achterlei Beweggründe¿.

Die Designerin Georgia Beaugrand entwickelt mit ihren Studierenden der Kostümgeschichte am Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld die zeitkritische Ausstellungseinheit zum Thema ¿Kostüm ¿ Kleidung ¿ Mode¿, die an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten auf dem Ringofen, im Pferdestall, im Zieglerkotten und im zentralen Ausstellungsgebäude präsentiert wird. Beteiligt sind Andreas Stang (¿stumm.¿ Eine Kollektion), Okan Zafrak (Illustrationen zu ¿stumm¿), Christin Lohmann (¿Living in the past.¿ Zeichnungen), Marcia Dambowy (¿Voodoo¿), Ursula Moos (¿Kleidungsgifte¿), Romana Haake (¿Frauenkleidung im Nationalsozialismus¿), Paul Kaminsky (¿Verschleiern¿), Beatrice Meier (¿Kleidungsherstellung¿), Julia Krisp (¿Skarifizierung¿) sowie Mario Wallenfangs Fotografie zum Thema ¿klappen, fenster, türen. Anonyme Kindesabgabe und Neonatizid¿ (Neugeborenentötung).

Die Bestatterinnen Monika Noller, Lindy Ziebell (Bielefeld) und Maike Ramrath (Detmold) inszenieren an verschiedenen Stellen des Ziegeleiareals den Umgang mit Sterben und Tod. Bei einer Aufbahrung im Zieglerkotten, an einem offenen Grab im Garten der Beermann-Villa und an weiteren Stationen geben sie Denkanstöße zu den Bestattungsritualen in unserer Gesellschaft. Bei Lesungen, Filmvorführungen, der Präsentation eines Leichenwagens und anderen Aktionen laden sie ein, über ein Thema ins Gespräch zu kommen, das wohl niemanden unberührt lässt und gleichermaßen fasziniert und erschreckt.

Der aus der Nähe von Warschau stammende und seit mehr als 20 Jahren in Bielefeld lebende und arbeitende Künstler Marek Bieganik präsentiert in der zweiten Jahreshälfte (Eröffnung 29. Juni) im Obergeschoss der Beermann- Villa neue Gemälde und Zeichnungen aus seiner bereits in den 1990er Jahren begonnenen Werkreihe ¿Eine Reise nach Innen ¿ ein Blick in künstlerische Unterwelten¿.

Der Kultur- und Medientheoretiker Prof. Dr. Martin Roman Deppner vom Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld konzipiert zusammen mit Ben Rohde und den Studierenden Stephanie Schüler, Matthias Diedrichs, Rike Dröscher, Alina Hellmons, Janina Kamander und Marcel Degen im Container im Eingangsbereich des LWL-Industriemuseums eine wissenschaftsbasierte multimediale Ausstellungseinheit über den jüdischen Philosophen Hans Blumenberg, seine Publikation ¿Höhlenausgänge¿ (Frankfurt 1989) sowie Platons Höhlengleichnis.

Der 1927 in Wien geborene Wissenschaftler und Schriftsteller Prof. Dr. Herbert W. Franke gilt als einer der bedeutendsten lebenden deutschsprachigen Science-Fiction-Autoren, vielen auch bekannt unter seinen Pseudonymen Sergius Both oder Peter Parsival. Er beschäftigt sich außerdem mit Zukunftsforschung, Höhlenforschung und Computerkunst. Wesentliches Thema in Frankes Werken ist die ausweglose Situation von Individuen in zunehmend technisierten und totalitären Welten der Zukunft. Franke arbeitet über die Schnittstelle zwischen Höhlenforschung (¿geologische Tiefe¿) und Science Fiction (¿fantastische Tiefe¿) und zeigt Teile seines Werks in der zentralen Ausstellungshalle des LWL-Ziegeleimuseums.

Die in Berlin und Frankfurt lebenden Fotokünstler Daniel & Geo Fuchs präsentieren ebenfalls in der zentralen Ausstellungshalle und im Ringofen Bilder aus ihrer Fotoserie ¿Conserving¿ zum Thema Leben und Tod in naturwissenschaftlichen und anatomischen Sammlungen. Obwohl die Objekte teilweise seit Hunderten von Jahren konserviert sind, zeigen diese Bilder eine eigentümliche Schönheit und ein ¿Leben im Tod¿, das aus einer Art ¿Zwischenwelt¿ zu stammen scheint.

Der Künstler und frühere Hochschullehrer am Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld, Prof. Jochen Geilen, erarbeitet das Thema ¿Drunter und Drüber. Zeichnung und Druckgrafik¿ mit Techniken und Methoden grafischer Kunst: Arbeiten aus 45 Jahren, Begegnung mit Wirbellosen, Kleinsäugern, Balsamierten und Stein und Bein. Aufgespürt in ¿Schlupfwinkeln, wahren Lebensräumen und an üblichen Orten¿. Neben seiner Ausstellung im Pferdestall der Ziegelei entsteht in der zweiten Jahreshälfte ein ¿Atelier auf Zeit¿ auf dem LWL-Museumsgelände.

Der Medienkünstler Prof. Thomas Henke, Professor für Medienkunst am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Bielefeld, präsentiert im Ringofen mit den Meta-Porträts eines Psychiaters und seines Patienten eine künstlerisch-filmisch-psychotherapeutische Interpretation des Themas Unterwelten in Form einer zweiteiligen Videoinstallation.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Elke Schubert und in Kooperation mit ihrem Kollegen Prof. Peter Ausländer konzipieren Studierende vom Fachbereichs Sozialwesen der Fachhochschule Bielefeld zusammen mit einer kooperierenden Kindertagesstätte frei nach Hugo Kükelhaus einen ¿Boden unter den Füßen-Lehrpfad¿: Kinder, Jugendliche und Erwachsene können barfuß verschiedene Böden und Beläge erkunden. In Zusammenarbeit mit Museumsmitarbeitern und Biologin Sabine Schierholz entsteht außerdem eine Beobachtungsstation für das Leben im Boden ¿ eine Art ¿Peep Show¿ für Regenwürmer und Co.

Der im Odenwald lebende und arbeitende Künstler Hans Sieverding zeigt in der ersten Jahreshälfte im Obergeschoss der Villa Beermann Werke aus seiner Reihe ¿Himmel, Hölle, 1, 2, 3¿: Malerisches und Zeichnerisches um Hölle, Satan und Teufel, um Leben, Hoffnung und Zuversicht ¿ auf den ersten Blick eine Diskrepanz. Die Arbeiten regen den Betrachter dazu zum Nachdenken über das eigene Leben an und stellen heraus, dass Leben und Tod zusammengehören. Es gibt kein Paradies ohne den Tod, und es gibt kein Leben ohne das Fragen nach seinem Sinn: ¿Warum bin ich hier?¿, wie eine Arbeit Sieverdings betitelt ist.

Der Bielefelder Bildhauer Christian Stiesch schließlich inszeniert auf der Betonfläche im Ziegeleiaußengelände mit einer tonnenschweren Betonplastik den Übergang vom Leben zum Tod.

Die Fotografin Daniela Berheide aus Halle/Westfalen und der Bielefelder Fotograf Mario Wallenfang stellen in der Zentralen Ausstellungshalle den weithin unbekannten ¿Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes im Krisen- und Verteidigungsfall zur Wahrung von deren Funktionstüchtigkeit¿ vor, der sich in den Unterwelten des Ahrtals befindet und in Zeiten des Kalten Krieges als Atomschutzbunker errichtet worden ist.


Begleitbuch
LWL-Industriemuseum, Andreas Beaugrand (Hg.):
Unterwelten. Die andere Sicht der Dinge,
Klartext Verlag, Essen 2014. ISBN 978-3-8375-1208-3,
264 Seiten, Preis 14,95 Euro


Begleitprogramm

So, 13.4. 11 Uhr:
Matinee zum Unterwelten-Projekt: Saxophon und Literatur ¿ Verbrechen in der Unterwelt und anderswo. Hans-Jörg Kühne liest aus seinem neuen Kriminalroman ¿Totes Haus¿

Do, 17. April 16.30 Uhr
Gespräch in der Ausstellung mit Andreas Stang

So, 27. April 11 Uhr:
Matinee zum Unterwelten-Projekt ¿drittens¿: Musikalische Anspielungen zum dritten Tag
mit Terraphonen, Aquaphonen und Aerophonen Schallereignissen auf irdenen Gefäßen und Tonplatten. Besucher können selbst Spielversuche machen. Abschließend entsteht ein improvisiertes Tonstück. Ausführende: Prof. Peter Ausländer und Studierende des Fachbereichs Sozialwesen der Fachhochschule Bielefeld

Do, 8. Mai 16.30 Uhr
Gespräch in der Ausstellung mit den Bestatterinnen Monika Noller, Maike Ramrath und Lindy Ziebell

So, 18. Mai 11 Uhr:
Matinee zum Unterwelten-Projekt: Interventionen: Führung zur Kunst, Kultur, Mode und mehr mit dem Ausstellungskurator Prof. Dr. Andreas Beaugrand

Do, 5. Mai 16.30 Uhr
Gespräch in der Ausstellung mit Georgia Beaugrand

So, 15. Juni 11 Uhr:
Sterben, Tod und Leichenwagen: Aktionen und Gespräche mit drei Bestatterinnen sowie Mitarbeitern der Vereine ¿Sterntaler¿ (Trauerbegleitung für Kinder, Bielefeld) und ¿Leuchtturm¿ (Wir begleiten trauernde Kinder und Jugendliche, Detmold)

So, 22. Juni 11 Uhr
Führung zur Finissage der Ausstellungen im Wirtschaftsgebäude und in der Beermann-Villa

Do, 26. Juni 16.30 Uhr
Gespräch in der Ausstellung mit Prof. Peter Ausländer und Prof. Dr. Elke Schubert

So, 29. Juni 11 Uhr
Eröffnung der Ausstellungen von Marek Bieganik (¿Eine Reise nach innen.¿ Malerei; Beermann-Villa) und Jochen Geilen (¿Drunter und Drüber.¿ Zeichnung und Druckgrafik; Wirtschaftsgebäude)

So, 13. Juli, bis So, 20. Juli, jeweils 11¿13 und 15¿18 Uhr
Offene Druckwerkstatt mit Prof. Jochen Geilen

Do, 17. Juli 16.30 Uhr
Gespräch in der Ausstellung mit Mario Wallenfang

Do, 31. Juli 16.30 Uhr
Gespräch in der Ausstellung mit Prof. Peter Ausländer

Do, 14. August 16.30 Uhr
Gespräch in der Ausstellung mit Prof. Dr. Andreas Beaugrand

Fr, 22. August 19 Uhr
Geheimnisvolle Bünde? Das Sozialwerk Bielefelder Freimaurer e.V. und die Logen Freiherr vom Stein und Armin zur deutschen Treue. Vortrag und Diskussion

So, 24. August, bis So, 31. August, jeweils 11¿13 und 15¿18 Uhr
Offene Druckwerkstatt mit Prof. Jochen Geilen

Do, 28. August 16.30 Uhr
Gespräch in der Ausstellung mit Marek Bieganik

Fr, 29. August 19 Uhr
Fotografie als Sprache. Vortrag von Jürgen Escher, Herford

Do, 4. September 16.30 Uhr
Gespräch in der Ausstellung mit Prof. Dr. Andreas Beaugrand

Freitag, 12. September 2014, 19 Uhr
Performance für Cello solo: Zyklon, Willem Schulz. Willem Schulz: Cello. Marcus Beuter: Klangtechnik. In einer permanenten Drehung schleudert der Musiker sein Instrument um sich herum. Die dabei entstehenden Windgeräusche werden über ein schnurloses Mikrofon abgenommen und verstärkt

So, 21. September 11 Uhr
Finissage. Kulturbegegnung zum Projektende

Unterwelten ¿ Die andere Sicht der Dinge
6.4.-21.9.2014
LWL-Industriemuseum
Ziegeleimuseum Lage
Geöffnet Di ¿ So 10-18 Uhr
http://www.lwl-industriemuseum.de



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Willi Kulke, LWL-Industriemuseum Ziegelei Lage, Tel. 05232 9490-11
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
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Sprikernheide 77
32791 Lage
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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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