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Mitteilung vom 01.08.14

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Winzige Kopfbedeckungen und Kinderarbeit: Bergbau bei den Kelten war kein Vergnügen

LWL-Ausstellung zeigt Aspekte des Salzabbaus in Hallstatt

Bewertung:

Herne (lwl). Kopfbedeckungen unter Tage sind Pflicht, nicht nur im Steinkohlebergbau. Auch im ältesten noch genutzten Salzbergwerk der Welt in Hallstatt gingen die ersten Bergleute gut behütet in die Stollen, um das wertvolle Salz abzubauen. Ob mit Zipfelmütze oder heute noch modischem Barett: Fell schützte das Haupt in mehreren Hundert Metern Tiefe vor Staub, untertägigem Wetter und anderem Ungemach ¿ und war auch im Alltag Mode. In der Sonderausstellung ¿Das weiße Gold der Kelten ¿ Schätze aus dem Salz¿, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ab dem 23. August in seinem LWL-Museum für Archäologie in Herne zeigt, tun sich aus heutiger Sicht schockierende Einblicke in den Arbeitsalltag der keltischen Bergleute auf: Offenbar war die ganze Familie unter Tage im Einsatz.

Davon zeugt ein Kinderbarett, das erstmals in Deutschland zu sehen ist. Unter den rund 250 Exponaten erzählt dieses vom Salz besonders gut konservierte Fundstück eine aus heutiger Sicht erschütternde Geschichte. Ganz offensichtlich haben die Menschen, die in den Stollen des Salzbergwerkes von Hallstatt (Österreich) das begehrte Kristall zu Tage förderten, auch ihre Kinder mit in die Tiefe genommen.

Das winzige Barett, das in einem der sechs verschiedenen Themen-¿Salzblöcke¿ ausgestellt ist, passt einem Säugling im Alter von drei bis sechs Monaten. Es wurde in über 100 Metern Tiefe gefunden und ist 2.500 bis 2.800 Jahre alt. Weitere ausgestellte Fundstücke aus den Jahrtausende alten Stollen wie abgenutzte Schuhe in Kindergrößen zeigen, dass die Bewohner von Hallstatt bereits in frühester Kindheit mit der harten Arbeit in dem Bergwerk begannen. Kinder hatten auch für die Beleuchtung unter Tage zu sorgen. Darauf deuten die Reste von Leuchthölzern, an deren Ende sich häufig Bissabdrücke von Kindern erhalten haben. Kinder hielten diese prähistorischen Fackeln mit dem Mund, damit sie die Hände frei hatten, um Lasten zu tragen. Wissenschaftler haben auch das riesige Gräberfeld von Hallstatt untersucht, auf dem die Bergarbeiterfamilien über Generationen ihre Verstorbenen bestatteten. An 29 der dort geborgenen Kinderskelette zeigen sich deutliche Abnutzungsspuren an den Halswirbeln. Das belegt, dass bereits Achtjährige schwere Lasten am Kopf oder mit einem Stirnband tragen mussten. Mehr noch: Ein Kinderzahn aus dem Gräberfeld, der ebenfalls in der Sonderausstellung zu sehen ist, hat einen stark unterwickelten Zahnschmelz. Das deuten die Wissenschaftler als Zeichen für eine schwere Krankheit oder Unterernährung. Die Arbeit im Salzbergwerk von Hallstatt verlangte demnach den Kindern alles ab und war extrem hart.

Aber auch die Erwachsenen hatten im Berg Schwerstarbeit zu leisten. Eine Studie an 215 Skeletten des Gräberfeldes belegt, dass die Knochen bei jüngeren und älteren Menschen, bei Frau und Mann hochgradig strapaziert waren. So sehr, dass die Knochen an den Muskelansatzstellen verändert und die Gelenke abgenutzt waren. Diese Spuren verraten, dass die Frauen die schweren Transportarbeiten übernahmen, während die Männer mit dem Pickel arbeiteten und den Abbau vorantrieben.

Die Ausstellung
¿Die Sonderausstellung gewährt ab dem 23. August faszinierende Einblicke anhand von Ausstellungsstücken, die zum Teil erstmals überhaupt in Deutschland zu sehen sind¿, betont LWL-Museumsleiter Dr. Josef Mühlenbrock. Die Ausstellungsarchitektur besteht aus sechs riesigen, begehbaren ¿Salzblöcken¿. Originalobjekte, Videoinstallationen und Multimedia-Shows bieten eine Ausstellungserfahrung für alle Sinne: Man kann die Salzwelten von Hallstatt nicht nur sehen und hören, sondern auch riechen, berühren und schmecken.

Über 250 Fundstücke erzählen von Aufstieg und Fall der vom Salzbergbau geprägten Kultur von Hallstatt, von den enormen technischen Leistungen einer der ältesten Bergbauindustrien Europas, vom durch den Handel mit dem Salz gewonnenem Reichtum, von prachtvollen Bestattungen mit Gold, Elfenbein und Glas. Die Ausstellung wurde erstellt vom Naturhistorischen Museum Wien in Zusammenarbeit mit der Ausstellungsgesellschaft MuseumsPartner. Eröffnet wird ¿Das weiße Gold der Kelten ¿ Schätze aus dem Salz¿ mit einer Podiumsdiskussion und geladenen Gästen am Freitag, 22. August, um 17 Uhr. Bis zum Januar 2015 können Interessierte im LWL-Museum für Archäologie in die Welt der Kelten und des Salzes abtauchen. Ein vielseitiges museumspädagogisches Programm begleitet die Besucher bei ihrer Zeitreise.

Weitere Informationen auch zu Eintrittspreisen gibt es unter http://www.kelten-ausstellung.lwl.org.

Termin:
Sonderausstellung ¿Das weiße Gold der Kelten ¿ Schätze aus dem Salz¿ vom 23. August bis 25. Januar 2015 im LWL-Museum für Archäologie in Herne
Ausstellungseröffnung am Freitag, 22. August 2014, um 17 Uhr

Mehr Infos: http://www.lwl-landesmuseum-herne.de
LWL-Museum für Archäologie, Europaplatz 1, 44623 Herne, Tel. 02323 94628-0



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Katja Burgemeister, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8921.
presse@lwl.org



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