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Mitteilung vom 30.03.15

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Domplatz in Paderborn gibt Hellweg frei

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Paderborn (lwl). Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL erforschen derzeit das Herzstück der Stadt Paderborn, den Domplatz. Dort ist nicht nur die älteste Variante des Hellwegs als zentraler Handelsweg der Region zum Vorschein gekommen. Auch andere archäologische Funde sorgen dafür, dass die Paderborner Stadtarchäologie ihre Erkenntnisse über das Werden der Stadt weiter präzisieren kann.

Bauarbeiten auf dem Platz vor dem Dom ermöglichten den LWL-Archäologen einen Blick in den Boden und damit auch den Einblick in mehrere Kapitel Paderborner Stadtgeschichte. Zwei Schächte wurden hier errichtet ¿ mit wissenschaftlicher Begleitung durch die Archäologen. Dabei kam in einer Tiefe von 1,05 bis 1,30 Metern das historische Pflaster des Hellwegs zum Vorschein. Um 1150/80 erhielt der Weg, der die Menschen der Region seit jeher mit wichtigen Handelszentren verband, eine erste Pflasterung und damit auch den Garant für eine bessere Mobilität. Der Hellweg verlief zwischen dem Domkirchhof im Norden und der 1170/80 errichteten Gaukirche im Süden. Der Domkirchhof war wiederum durch eine Kirchhofmauer abgegrenzt, die ebenfalls unter den Werkzeugen der Archäologen zum Vorschein kam.

Die 80 Zentimeter breite Friedhofsmauer war noch 75 Zentimeter hoch erhalten. Sogar den ursprünglichen und später wieder verschlossenen Zugang zum Friedhof konnten die Archäologen noch nachvollziehen. Auch ein später über dem ersten Hellweg gebautes Pflaster wurde bei den Ausgrabungen wieder sichtbar ¿ inklusive des mittelalterlichen ¿Mülls¿. Die grün glasierte Keramik ist von vielen Füßen und Wagenrädern in das Pflaster eingetreten worden und zeigt, dass die Paderborner bis ins 16./17. Jahrhundert diesen Weg nutzten.

Begeistert sind die Fachleute darüber hinaus von einem Mauerrest, der noch älter als das Hellwegpflaster ist. Für die Pflasterung wurde diese mit 1,60 Metern Fundamentstärke sehr eindrucksvolle Mauer abgebrochen. Darüber bauten die Paderborner um 1170/80 die Gaukirche. Zu welchem Gebäude diese Mauer gehörte, lässt sich allerdings nicht mehr klären. Es könnte sich um einen ebenfalls sakralen Bau handeln oder um ein funktional völlig anders ausgerichtetes Gebäude. Vor der Errichtung dieses Bauwerks erhielt der Platz im Laufe der Zeit gleich drei Pflasterungen. Darunter sind bereits weitere Kulturschichten zu Tage getreten, die es in den nächsten Wochen durch die Archäologen zu erforschen gilt.

Am Ostrand des Domplatzes zeigte sich den Forschern ein ganz anderes Bild. Dort lagen zwei Laufhorizonte des 11. Jahrhunderts übereinander ¿ getrennt von einer horizontalen Platzbefestigung. In der unteren Schicht befand sich das Bruchstück einer Altarplatte oder eines Epitaphs aus Sandschein mit Resten einer Inschrift. Das Fundstück war wohl ursprünglich in einen Altar oder in eine Wand im Dom oder auch im Domkloster eingebunden. Eine Datierung vom späten 8. bis frühen 11. Jahrhundert lässt sich aufgrund des nur kleinen Ausgrabungsausschnittes nicht präzisieren.

Unter den Pflasterungen des 11. Jahrhunderts befindet sich hier direkt der natürliche Fels. Das heißt, dass die hier ursprünglich vorhandenen Erdschichten, 50 bis 80 Zentimeter dick, abgetragen wurden ¿ offenbar, um einen ebenen Burginnenraum zu bekommen im Zusammenhang mit der neuen Befestigung der Domburg und den umfangreichen Baumaßnahmen unter Bischof Meinwerk (1009-1036). Auch dieses Ausgrabungsergebnis zeigt, wie tiefgreifend die baulichen Veränderungen in der Bischofsburg damals waren.
Die Archäologen haben darüber hinaus noch ältere Siedlungsspuren wie Gruben und ein Pfostenloch gefunden. Interessant sind außerdem Funde wie eine Abfallgrube aus dem 10. Jahrhundert, in der Metallschmelzer Tiegelscherben, Schlacke, Buntmetallfragmente, gebrannten Lehm und Holzkohle entsorgten.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Katja Burgemeister, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8921.
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