LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 07.01.16

Presse-Infos | Kultur

Glasmacherkinder zwischen Schulpflicht und Kinderarbeit

Themenführung in der Glashütte Gernheim

Bewertung:

Petershagen (lwl). Kinderlachen, Spiele, harte Arbeit, Disziplin und Ordnung? ¿ Wie sah das Leben der Kinder im Gernheimer Fabrikdorf aus? Zur Einweihung des Schulraums im Industriemuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) berichtet Frieder Korff am Sonntag (17.01.) um 15 Uhr in einer offenen Themenführung vom Dasein der Glasmacherkinder zwischen Schule und Arbeit. Korff liest Szenen aus seinem Buch ¿Die Hütte¿ zur Veranschaulichung. Nach dem Vortrag im Klassenzimmer, ausgestattet mit historischem Schulmobiliar, wird der Glasturm besucht. Dort am Ofen befand sich die Hauptarbeitsstätte der Kinder.

Die Kinder der Gernheimer Glasmacher waren an die Schulpflicht gebunden, dennoch arbeiteten sie in der Glasproduktion unter den gleichen harten Bedingungen wie die Glasmacher. Durch die Einrichtung einer Fabrikschule im Jahr 1822 garantierte der Fabrikant Friedrich Schrader zwar den Schulunterricht, stellte aber auch sicher, dass die Arbeitskraft der Kinder jederzeit zur Verfügung stand, wenn die Glasschmelze bereit und ihr Einsatz im Turm erforderlich war.

Erst ab 1839 regulierte die preußische Regierung die Kinderarbeit auf maximal zehn Stunden am Tag für Kinder über neun Jahren. Jüngere Kinder durften nicht mehr in den Fabriken angestellt werden. Obwohl die Kinderarbeit in der Folge zunehmend kritisch beäugt wurde, war die Arbeit von Kindern, vor allem von Jungen bis 14 Jahren auch in der Glashütte Gernheim bis zu ihrer Schließung Gang und Gebe. Ein Totalverbot der Kinder- und Jugendarbeit in einzelnen Branchen, darunter auch die Glashütten, wurde erst 1892 erlassen.

Korff (geb. 1936) hat viele Talente: Er war Maschinenführer in der Glasfabrik Stoevesandt in Rinteln, später Glashüttentechniker bei der gleichen Firma, er war Gewerkschaftssekretär, Organisator und Entwicklungshelfer, er war als Glassammler und Museumsberater tätig und arbeitet als Künstler. In dem 2010 erschienenen autobiografischen Buch ¿Die Hütte¿ stellt er seine Zeit in der Glashütte in Rinteln ins Zentrum und beleuchtet die Lebenswelt von Hütte und Glasmachersiedlung über Jahrzehnte - gesehen aus der Perspektive eines aus der Arbeiterschaft stammenden Kindes, Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Die Themenführung ist kostenlos. Es ist nur der Museumseintritt zu zahlen (Erwachsene 3 Euro, ermäßigt 2 Euro, Kinder bis einschließlich 17 Jahren 1,50 Euro). Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Svenja Laufhütte, LWL-Industriemuseum Glashütte Gernheim, Tel. 05707-9311-18
presse@lwl.org



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LWL-Museum Glashütte Gernheim
Gernheim 12
32469 Petershagen-Ovenstädt
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