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Mitteilung vom 24.03.16

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Ausgrabung im Vorfeld der Ortsumgehung in Nottuln ist beendet

LWL-Archäologen wollen Ziegelbrennofen virtuell am Computer nachbauen

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Nottuln (lwl). In manchen Ziegeln sind noch die Fingerabdrücke der Menschen erhalten, die sie hier vor dem Jahr 1826 aus tonhaltigem Lehm formten, im Brennofen stapelten und brannten. Es ist vor allem aber der gute Erhaltungszustand der Ziegelei in Nottuln, der die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) nach Abschluss der Ausgrabungen begeistert.

Gute sechs Wochen lang haben die Fachleute Flamm- und Schürkanäle, die Reste von Pfosten für Dachstützen und viele Ziegel als Überreste der letzten Produktion in der Ofenanlage untersucht, die von der Ziegelei in Nottuln noch im Boden erhalten geblieben sind.

In den Chroniken, Archiven und Karten finden sich keine Hinweise auf die stattliche Anlage, in der Ziegel als beliebtes Baumaterial hergestellt wurden. Deshalb war ihre Entdeckung durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst im Zuge der Voruntersuchungen für den Bau einer Ortsumgehung auch überraschend. Auf der rund neun mal fünf Meter großen Fläche des Ziegelofens konnten die Archäologen dann auch einen Erhaltungszustand dokumentieren, der in dieser Form und Vollständigkeit einmalig in Westfalen ist.

¿Die Anlage war vermutlich nur für die Dauer der Baumaßnahme in Betrieb, für die Ziegel benötigt wurden¿, schildert Dr. Christoph Grünewald von der LWL-Archäologie für Westfalen. Wann genau das war und zu welchem Zweck, darauf haben die Archäologen keine Hinweise finden können. Ob ein verheerender Brand im Jahr 1748 die Ursache gewesen sein könnte und die Ziegel für den Wiederaufbau benötigt wurden, bleibt eine Vermutung.

Die Anlage ist auch mit 3-D-Techniken dokumentiert worden. Im so genannten ¿Structure from Motion¿-Verfahren ersteht demnächst anhand der gewonnenen Daten auf Standbildern virtuell die Ziegelei, die mit den Baumaßnahmen für die Ortsumgehung verschwinden wird.,.

So llassen sich Teile der ursprünglichen Gestalt rekonstruieren. Eventuell gibt auch die nahe gelegene Grube, aus der der tonhaltige Lehm für die Ziegel gewonnen wurde, bei der Auswertung der Grabungsergebnisse noch Aufschluss darüber, wie groß die Menge der hier hergestellten Ziegel gewesen sein könnte. Die Rekonstruktion der Brennkammer wird darüber hinaus Hochrechnungen zum Produktionsergebnis eines Brennganges und daraus abgeleitet zur Betriebsdauer des Ofens ermöglichen.

Ziegel für seine Vergleichssammlung hat sich das LWL-Ziegeleimuseum in Lage bereits sichern lassen. Darüber hinaus werden die Fachleute die Erkenntnisse der Archäologen auf Fachtagungen diskutieren und weitergeben.
Die Baumaschinen können nun mit ihrer Arbeit beginnen und die Ortsumgehung realisieren.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Katja Burgemeister, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8921.
presse@lwl.org



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