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Mitteilung vom 28.10.16

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Dorfleben in den Nachkriegsjahren

LWL-Bildband und Fotoausstellung über Nottuln 1946-1955

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Nottuln (lwl). Den Alltag in einem münsterländischen Dorf der Nachkriegsjahre porträtiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in einem neuen Bildband. Am Freitag (28.10.) stellte der LWL die Publikation in Nottuln (Kreis Coesfeld) gemeinsam im Rahmen einer Ausstellungseröffnung der Öffentlichkeit vor.

Über 6.000 Fotoaufnahmen hat Johannes Weber (1904-1975) zwischen 1946 und 1955 in der Gemeinde Nottuln am Fuße der Baumberge gemacht. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war der gebürtige Hamburger als Mitarbeiter der Textilfirma Rhode nach Nottuln gekommen. Als leidenschaftlicher Amateurfotograf verfolgte Weber das Leben in seiner neuen Heimat. So entstand ein buntes Kaleidoskop von Aufnahmen: Hochzeiten, Begräbnisse, Prozessionen, Schützenfeste und Einweihungen lichtete Weber ebenso ab, wie das Dorf und seine landschaftliche Umgebung. Fast immer stehen bei seinen Aufnahmen die Dorfbewohner im Mittelpunkt.

2009 übergab der Sohn Manfred Weber auf Vermittlung des damaligen Coesfelder Kreisheimatpflegers Hans-Peter Boer diese umfangreiche Sammlung an das Bildarchiv des des LWL-Medienzentrums für Westfalen. Hier erkannte der Fotografenmeister Stephan Sagurna schnell ihr Potential: ¿Die Fotos von Johannes Weber fallen nicht unbedingt durch ihre fotografische Qualität auf, obschon er mit einer Leica-Kleinbildkamera und mehreren Objektiven gearbeitet hat. Das Besondere ist, dass sie exemplarisch das Dorfleben im ländlichen Westfalen zeigen, und zwar in einer Dichte, wie es in dieser Zeit selten vorkommt.¿ Denn Fotomaterial war in der Nachkriegszeit knapp. Der Sohn des Fotografen erinnerte sich bei der Übergabe der Sammlung: ¿Filme wurden gekungelt ¿ im Tauschgeschäft Socken gegen Negativfilm¿.

Sagurna beschäftigte sich mit der Sammlung und wählte aus dem großen Bestand zunächst 700 Motive aus, die inzwischen im Online-Bildarchiv des LWL-Bildarchivs erschlossen sind. Die 170 aussagekräftigsten Fotos stellte er dann für einen Fotoband in der Reihe ¿Westfalen in historischen Bildsammlungen¿ zusammen. Vier thematische Bildkapitel zeigen ¿Ortsansichten¿, ¿Festlichkeiten, Feiern und Ereignisse¿, ¿Rhode, die Nottulner Fabrikantenfamilie¿ und ¿Porträts¿.

Zusätzlich enthält das Buch, das mit Unterstützung des Lions-Clubs Baumberge-Münsterland beim Tecklenborg-Verlag erschienen ist, drei einleitende Aufsätze: Während Sagurna Webers Oeuvre unter wissenschaftlicher Perspektive fotohistorisch einordnet, gibt Boer einen Einblick in die Umbrüche und Kontinuitäten der Nachkriegsjahre. Den Arbeitsalltag in der Landwirtschaft beschreibt er dabei ebenso wie das Schicksal der Flüchtlinge und Vertriebenen oder den Einzug moderner Medien wie Kino und Fernsehen ins Leben der Dorfbevölkerung. Aber auch die bigotte Sexualmoral oder der Umgang mit Randgruppen bleiben nicht ausgespart. Im dritten Textbeitrag beschreibt Hermann-Josef Stenkamp, Leiter des LWL-Textilmuseums Bocholt, die bislang nicht untersuchte Unternehmensgeschichte der Strickerei Gebrüder Rhode in Nottuln, die beispielhaft für eine Reihe von einst erfolgreichen Textilunternehmen im Münsterland steht.

¿So zeigt die Publikation im Besonderen das Allgemeine¿, urteilt Prof. Dr. Markus Köster, Leiter des LWL-Medienzentrums. ¿Am Beispiel Nottulns macht sie eine Lebenswelt lebendig, die heute versunken ist, aber bis vor einem halben Jahrhundert in vielen Dörfern und Kleinstädten Westfalens Alltag war.¿

Begleitet wird die Publikation durch eine Fotoausstellung: In der Gaststätte Tombrock, Burgstraße 1 in Nottuln, sind noch bis zum 27. November jeden Samstag (15 bis 17 Uhr) und Sonntag (11 bis 13 Uhr und 15 bis 17 Uhr )ausgewählte Motive aus dem Fotoband in Nottuln bei freiem Eintritt zu sehen.


¿Dorfleben in den Nachkriegsjahren. Nottuln 1946-1955.
Aus dem Nachlass des Leica-Fotografen Johannes Weber¿,

19,90 Euro, ISBN 978-3-944327-46-4.

Der Band ist im Buchhandel erhältlich.



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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