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Mitteilung vom 12.07.19

Presse-Infos | Kultur

Ein neuer Raumeindruck

Umgestalteter Münsterländer Gräftenhof im LWL-Freilichtmuseum Detmold wiedereröffnet

Bewertung:

Detmold (lwl). Die Wände und das sichtbare Fachwerk in einem leicht gebrochenen Weiß, die Holzeinbauten dunkelrot: Der Münsterländer Gräftenhof im LWL-Freilichtmuseum Detmold erstrahlt
in neuer Farbe. Nach aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) wurde das Haupthaus des größten Hofes im Freilichtmuseum umgestaltet und ist ab sofort für die Besucher wieder geöffnet.

"Wir haben Vergleichshöfe aus dem Münsterland und eigene Befunde untersucht, und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Farbigkeit in den Schultenhöfen im Münsterland um 1800 deutlich
anders war als bisher angenommen", erläuterte die LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger beim Pressegespräch am Donnerstag (11.7.). Dabei stellte sich heraus, dass das Fachwerk der Wohnräume eben nicht im Naturbraun des Holzes und dem Weiß der Putzfelder zu sehen war, sondern die Innenwände einheitlich in einem gebrochenen Weiß gestrichen waren. Eine aus heutiger Sicht schon fast moderne Methode, um das Fachwerk optisch zurücktreten zu lassen. "Lange hatte man vermutet, dass diese ländliche Oberschicht das Fachwerk ebenso wie die einfache bäuerliche Bevölkerung sichtbar zeigte. Inzwischen wissen wir, dass der Repräsentationswillen der Schulten einen feineren Eindruck, zum Teil sogar mit Tapeten, hervorrief", berichtete Dr. Hubertus Michels, der Leiter des Referates Bauwesen im LWL-Freilichtmuseum Detmold.
Und auch die Möbel waren deutlich farbiger, Rottöne sind vielfach zu finden und manchmal auch dezent mit weiteren Farben kombiniert.

Für dieses Ergebnis war richtige Detektivarbeit nötig, denn insbesondere die Farbuntersuchungen an den Möbeln erwiesen sich als schwierig, da diese häufig abgebeizt und neu gestrichen wurden. So auch die Standuhr, die im Hof der Familie Schulte Bisping gestanden hatte und nun an ihren alten Orginalplatz zurückgekehrt ist. Sie war ursprünglich einmal Rot gestrichen, wie Farbproben und Vergleichsobjekte belegen. "Ich finde das Gesamtergebnis überwältigend, der Raumeindruck ist ganz anders als bisher", so Rüschoff-Parzinger. Und LWL-Museumsdirektor Prof. Dr. Jan Carstensen ergänzt: "Es ist unsere Pflicht als Museum, unseren Besuchern die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse
zu zeigen. Das ist allerdings in der Dauerausstellung, also unseren historischen Häusern, nicht immer ganz einfach, denn dafür müssen wir einen Hof dann auch einmal eine Zeitlang
schließen." Da der Münsterländer Gräftenhof eines der beliebtesten Gebäude ist, hat das Museum die Wartezeit bis zur Wiedereröffnung mit Führungen unter dem Titel "Gräftenhof pur"
überbrückt, die Einblicke in die Baustelle gaben.
Nun ist Carstensen sich sicher: "Das Ergebnis wird unsere Besucher ebenso überraschen und hoffentlich auch überzeugen wie uns selbst."

Hintergrundinformationen
Haupthaus des Münsterländer Gräftenhofes

- Herkunft: Hof Schulte Bisping aus der Bauerschaft Alst bei Albersloh (Gemeinde Sendenhorst, Kreis Warendorf)
- erbaut 1787 (nach Brand des Vorgängerbaus)
- im Museum seit 1969
- dargestellter Zustand: um 1800
- Bautyp: niederdeutsches Hallenhaus
- 42 Meter lang, 15 Meter breit; das größte niederdeutsche Hallenhaus im LWL-Freilichtmuseum Detmold und eines der stattlichsten Beispiele dieser Bauart
- Hofgröße um 1800: 532 Morgen (133 Hektar)
- Viehbestand 1754: 8 Pferde, 2 Ochsen, 6 Milchkühe, 31 Rinder
- für die Zeit moderne Trennung des Stallteils vom Wohnteil des Hauses durch eine große Windfangtür
- große Fenster mit kostspieliger Bleiverglasung deuten auf den Reichtum und Repräsentationswillen der Schultenfamilie hin



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Ruth Lakenbrink, LWL-Freilichtmuseum Detmold, Tel. 05231/706-110
presse@lwl.org



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