LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 17.09.19

Presse-Infos | Kultur

Vor 100 Jahren: "Republik im Bürgerkrieg"

LWL veröffentlicht Buch über den Kapp-Putsch und die Gegenbewegung an Ruhr und Lippe

Bewertung:

Westfalen-Lippe (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat in einem jetzt veröffentlichten Buch "Republik im Bürgerkrieg" den Kapp-Putsch und die Gegenbewegung an Ruhr und Lippe 1919/20 dokumentiert.

Die Konflikte der jungen Weimarer Republik wurden sowohl in den parlamentarischen Versammlungen als auch auf der Straße mit der Waffe in der Hand ausgetragen. Sie eskalierten bis zum Bürgerkrieg. Vor rund 100 Jahren schlossen sich im östlichen und im rechtsrheinischen Ruhrgebiet die Gegner der antirepublikanischen Putschisten um den Verwaltungsbeamten Wolfgang Kapp und den Oberbefehlshaber der vorläufigen Reichswehr, Walther Freiherr von Lüttwitz, zusammen.

"Für einige Wochen im März und April 1920 richtete sich das Augenmerk der deutschen und internationalen Öffentlichkeit auf den industriell geprägten Teil Westfalens und das damit verflochtene rechtsrheinische Industriegebiet", sagt Prof. Dr. Rainer Pöppinghege, Historiker und Autor des im LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte erschienenen Bandes. Als die Nachrichten vom Kapp-Lüttwitz-Putsch aus Berlin eintrafen, sahen sich viele Arbeiter bestätigt: Die schon lange befürchtete Konterrevolution hatte begonnen. Unterstützt von rechten Industriellen und Reichswehrtruppen, wollten die Putschisten die Errungenschaften der Novemberrevolution von 1918 kassieren und die Arbeiter unterdrücken, so deren Befürchtung.

Daraufhin formierte sich die "Rote Ruhrarmee", um den Putsch zu bekämpfen und die Novemberrevolution von 1918 doch noch zu einer sozialistischen Revolution zu machen. Bewaffnete Kräfte von links und rechts trafen aufeinander. Es folgten blutige Wochen mit einer ideologisch aufgeladenen, äußerst brutalen Kampfweise.
"Das Ruhrgebiet war der zentrale Schauplatz jener gewaltsamen Ereignisse und der vorhergehenden Massenstreiks. Zugleich waren aber auch die Menschen in Ostwestfalen, im Sauerland und in Lippe von den Ereignissen der Jahre 1919 und 1920 betroffen", erläutert Pöppinghege. "Das Resultat bestand in vermutlich mehr als 1.000 Toten auf Seiten der Arbeiterschaft, 500 umgekommenen Angehörigen der Reichswehr, Freikorps und Sicherheitspolizei sowie mindestens 80 getöteten Zivilisten."

In seiner Studie bündelt Pöppinghege die Ereignisse an den einzelnen Schauplätzen Westfalens und bietet eine regionalhistorische Gesamtperspektive, die mit den Geschehnissen im Deutschen Reich eng verknüpft ist. Dass dabei das Ruhrgebiet stärker im Fokus steht als beispielsweise das Sauer- oder Münsterland und Ostwestfalen, ergibt sich aus der Ereignisgeschichte des gewaltsamen Konflikts. "Die regional unterschiedlich ausgeprägte Gewaltgeschichte war nicht zuletzt auf die heterogene sozioökonomische und politische Struktur Westfalens zurückzuführen. Das Gesamtbild soll Antworten darauf geben, wie es zur Eskalation der gewaltsamen Ereignisse im Frühjahr 1920 kommen konnte und welche Handlungsoptionen die damaligen Akteure wählten beziehungsweise welche sie ausschlugen", so Pöppinghege.

Rainer Pöppinghege:
Republik im Bürgerkrieg
Kapp-Putsch und Gegenbewegung an Ruhr und Lippe 1919/20

Ardey-Verlag, Münster 2019, 152 Seiten, Klappenbroschur,
ISBN 978-3-87023-443-0, Preis: 12,90 Euro

Podcast:
Historiker und Autor Rainer Pöppinghege spricht im Podcast des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte über die Gründe und Ziele des Ruhraufstands sowie über die heutige Erinnerungskultur an die Ereignisse von 1919 und 1920. Zu hören ist die Folge unter: http://www.lwl-regionalgeschichte.de/de/Projekte/podcast-reihe/



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Kathrin Nolte, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, Tel. 0251 591-5706 (Mo bis Do)
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte
Karlstr. 33
48147 Münster
Karte und Routenplaner



Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos