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Mitteilung vom 24.10.19

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Hoher Besuch aus der Mongolei

Experten der medizinischen Pflege besuchen Sonderausstellung "Pest!" im LWL-Museum für Archäologie in Herne

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Herne (lwl). Auf Besucher aus der Mongolei trifft man im Museum für Archäologie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Herne nicht alle Tage. Die Experten der medizinischen Pflege haben nicht ohne Grund den weiten Weg auf sich genommen. Mitten im Ruhrgebiet lernen sie deutsche Hygiene- und Rettungsdienststandards kennen. Auf dem Programm stand am Donnerstag (24.10.) mit der Sonderausstellung "Pest!" ein Thema, das in der Mongolei weniger in den Geschichtsbüchern als vielmehr in der Tagespresse zu finden ist.

"Noch heute sterben Menschen in der Mongolei an der Pest", erklärte Prof. Dr. med. h.c. Walter Popp, Arzt für Innere Medizin, Arbeitsmedizin, Hygiene sowie Leiter des mongolischen Notfallservice-Krankenhaus-Hygiene-Projekts (englisch "Mongolian Emergency Service Hospital Hygiene Projects", kurz MeshHp). Denn in der traditionellen mongolischen Medizin gelte Murmeltierfleisch als Heilmittel. "Murmeltiere sind allerdings Träger von Flöhen, die wiederum Pestbakterien beherbergen", so Popp. "Ihr Fleisch ist in der Mongolei noch heute vor allem auf dem Land eine Delikatesse, obwohl der Verzehr eigentlich verboten ist."

Dieses Verbot von Murmeltierfleisch macht eine Behandlung der Pest paradoxerweise zum Problem: "Eine Therapie ist durch Antibiotika leicht möglich. Erst ein Verschleppen der Seuche führt zum Tod", erklärt Popp. Aus Scham über den Gesetzesverstoß komme es aber immer wieder zu Todesfällen.

Die Aktualität des Themas in der Mongolei machte die Sonderausstellung "Pest!" im LWL-Archäologiemuseum auch für eine mongolische Delegation von Pflegedienstleitungen interessant. Diese nahmen im Rahmen eines Kooperationstreffens von Krankenhäusern in Ulaanbaatar mit Spezialisten der Feuerwehr Essen, des St. Anna Hospital Herne und des Dortmunder Kompetenznetzwerks für Hygiene in der Medizin an einer Führung teil.

"Methoden der aktuellen Seuchenabwehr und Hygiene sind auch Themen unserer großen Sonderausstellung "Pest!"", erklärte Dr. Michael Lagers, wissenschaftlicher Referent für Museumspädagogik im LWL-Archäologiemuseum. "Entsprechend freuen wir uns, dass wir das Fortbildungsprogramm der mongolischen Gäste ergänzen und beleben konnten."

Zu dem Kooperationsprojekt
2010 hat Popp gemeinsam mit der deutschen Botschaft in der Mongolei, dem Universitätsklinikum Essen und der Essener Feuerwehr das Projekt "MeshHp" ins Leben gerufen. Ziel ist es, nicht nur den Bereich Krankenhaushygiene, sondern auch die Notfallmedizin in der mongolischen Hauptstadt an westliche Standards anzugleichen. "Wir betreiben Hilfe zur Selbsthilfe und haben durch gegenseitige Besuche und Trainingsmaßnahmen über die Jahre hinweg viel bewirkt", so Popp.

Dazu zählt die Verbesserung der Händedesinfektion durch alkoholische Präparate ebenso wie die medizinische Ausbildung der Rettungssanitäter in der asiatischen Millionenstadt. "Knapp die Hälfte der mongolischen Gesamtbevölkerung lebt in Ulaanbaatar", erklärt Sebastian Leitner, Mitglied der "Analytischen Task Force NRW Biologie" der Feuerwehr Essen, deren Ausrüstung zur Seuchenabwehr das LWL-Archäologiemuseum in der Sonderausstellung "Pest!" zeigt. "Die mongolische Hauptstadt ist doppelt so groß wie das Saarland", so Leitner weiter. Vom einen Ende der Stadt bis zum anderen sei ein Rettungswagen schon mal mehrere Stunden unterwegs. "Deshalb ist die medizinische Ausbildung des Personals so wichtig."

Zur Sonderausstellung "Pest!"
Was ist die Pest? Welche Gegenmaßnahmen haben die Menschen früher ergriffen? Ist die Pest heute ausgerottet? Diese und weitere Fragen beantwortet die neue Sonderausstellung in einer Reise durch die Geschichte dieser Krankheit. Archäologische Funde sowie Objekte der Kunst- und Kulturgeschichte zeichnen den Weg der Pest von der Steinzeit bis in die Gegenwart. Anschauliche Wachsmodelle und Medienstationen laden Besucher jeden Alters zum Entdecken ein. Die Ausstellung läuft bis zum 10. Mai 2020.



Bildunterschrift:
Freuen sich auf einen regen Austausch zum Thema "Pest" (v.l.n.r.): Prof. Dr. Walter Popp, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), Dorjjantsan Nyamsuren, Leiterin der Mongolian Nurses Association (MNA), Dr. Gantumur, CEO MedClean LLC, Tsagaan-Uvgun Bolormaa, Leiterin der Mongolian Japanese Medical University, Dr. Birgitta Hübner, Dr. Michael Lagers, LWL-Museum für Archäologie, Duujee Purevdavaa, Leiterin des Nursing of the Maternity and Child Research Center, Jörg Spors, Feuerwehr Essen, Yura Uranchimeg, Secretary of MNA,
Sebastian Leitner, Feuerwehr Essen. © LWL/André Burmann



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Carolin Steimer, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-3504
presse@lwl.org



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44623 Herne
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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