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Mitteilung vom 04.04.22

Presse-Infos | Kultur

Vom Schuften und Chillen

Neue Ausstellung zum Wandel der Arbeit in der Zeche Hannover

Bewertung:

Bochum (lwl). Warum arbeiten wir? Wer definiert, was Arbeit ist und wie wird sie in Zukunft aussehen? Diese Fragen thematisiert die Sonderausstellung "Vom Schuften und Chillen - Warum wir arbeiten", die der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) ab Freitag (8.4.) in seinem Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum zeigt.

In den letzten 200 Jahren hat das Bild von Arbeit einen großen Wandel erfahren. Während sie zur Zeit der Industrialisierung noch der reinen Existenzsicherung diente, wird sie heute meist als Persönlichkeitsentfaltung und Selbstverwirklichung aufgefasst. "Die Ausstellung spürt dem Wandel der Arbeit nach, fragt nach Ängsten und Hoffnungen angesichts ungewisser beruflicher Perspektiven und der Zukunft der Arbeit im Zeitalter von Industrie 4.0. Die Schau ist damit auch vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt hoch aktuell", erklärt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger.

Das Spektrum der rund 100 Exponate reicht von historischen Plakaten über Objekte wie einer Stempeluhr bis hin zum Nachbau einer Hightech-Spritze aus dem Star Trek-Universum. Ein "Futuromat" verrät den Besucher:innen, welche Arbeitsplätze in Zukunft verschwinden und welche bleiben werden.

Hintergrund
Die Diskussionen über den Wert der Arbeit für den Menschen begannen bereits in der Antike. Der griechische Philosoph Aristoteles sah nicht in der Arbeit, sondern in der Muße das Ziel eines guten Lebens. Er verstand darunter allerdings weniger Völlerei und Faulheit, sondern eher das Studium und die Philosophie. Arbeiten mussten für diese Freiheiten der Adeligen jedoch die Sklaven und die einfachen Arbeiter. In der frühen Neuzeit arbeitete meist die gesamte Familie in der Landwirtschaft und im Handwerk. Die Arbeitszeit wurde von den Jahreszeiten, vom Sonnenaufgang und -untergang bestimmt. Während der Wintertage ruhte die Feldarbeit, die Familie arbeitete im Haus, die Arbeit am Spinnrad stand im Mittelpunkt.

"Die Industrialisierung änderte alles", verrät LWL-Museumsleiter Dietmar Osses. "Nun wurde die Arbeit nicht mehr von der Natur bestimmt, sondern von den Maschinen vorgegeben. Sie war damit an einen festen Ort und an vorgegebene Zeiten gebunden. Nicht mehr die Sonne bestimmte die Arbeitszeit, sondern das elektrische Licht. Leistungsfähigkeit und Arbeitskraft bestimmte jetzt den Wert eines Menschen. Das kapitalistische System befeuerte eine ständige Konkurrenz: den Kampf um die Arbeit und den eigenen Lebensunterhalt", so Osses weiter. Zentrales Exponat im Ausstellungsbereich zum Industriezeitalter ist die Stempeluhr "Bundy". Das Stempelwerk der 1910 hergestellten Uhr druckte die Nummer des Beschäftigten und die Uhrzeit seines Kommens und Gehens auf einen Papierstreifen. Damit hielt die exakte und individuelle Zeiterfassung Einzug in die Betriebe.

Im 19. Jahrhundert waren nicht alle Menschen bereit, den vorgezeichneten Weg der Industrialisierung mitzugehen. Utopisten wie Paul Lafargue, der das Recht auf Faulheit propagierte, träumten von einer anderen Gesellschaft und einem Leben ohne Arbeit. Seine Utopien fanden in Frankreich und Deutschland viele Anhänger. Nach seinem Tod begleiteten über 15.000 Menschen seinen Sarg auf den Pariser Friedhof Père Lachaise. In der Ausstellung ist einer der ersten Drucke seiner Streitschrift ausgestellt.

Zukunft der Arbeit
Smarte Produktion, vernetzte Fabrik und Industrie 4.0 sind die Schlagworte, die heute die Diskussion über die Zukunft der Arbeit bestimmen. Die Digitalisierung der Arbeitswelt wird mit Umbrüchen einhergehen. In vielen Bereichen wird menschliche Arbeit durch digitale Prozesse und Unterstützungsleistungen ersetzt. Die Vision ist eine fast bis zur Autonomie automatisierte, komplett vernetzte und höchst effiziente Produktion. Damit einher geht jedoch die Angst der Menschen, von Maschinen und Robotern ersetzt und von Algorithmen bestimmt zu werden. Werden sie die Arbeit der Zukunft bestimmen? Die Ausstellung zeigt die Diskussionen über Künstliche Intelligenz, Robotik und die Abkehr von fossilen Energien. Aber welche Formen der menschlichen Arbeit, welche Berufe werden diese Entwicklung überleben? Antworten auf diese Frage gibt der "Futuromat" in der Ausstellung.

Eröffnung
Bei der Eröffnung der Ausstellung am Donnerstag (7.4.) um 19 Uhr begrüßt Gertrud Welper, stellvertretende Vorsitzende der LWL-Landschaftsversammlung, die Gäste. Eine Einführung gibt Willi Kulke, Kurator der Ausstellung und Leiter des LWL-Industriemuseums Ziegelei Lage, das die Ausstellung im vergangenem Jahr gezeigt hat. Für die musikalische Begleitung sorgen Serge Corteyn (Gitarre) und Eckard Koltermann (Bassklarinette).


+++ Hinweis für Redaktionen: +++
Auf Wunsch vermitteln wir Ihnen gerne einen individuellen Presserundgang im Vorfeld der Eröffnung. Bitte melden Sie sich bei Bedarf.

Vom Schuften und Chillen - Warum wir arbeiten
8.4. - 30.10.2022
LWL-Industriemuseum Zeche Hannover
Geöffnet Mittwoch - Sonntag 14-18 Uhr, Sonn- und Feiertage 11-18 Uhr
zeche-hannover.lwl.org



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Museum Zeche Hannover
Günnigfelder Straße 251
44793 Bochum
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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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