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Mitteilung vom 22.03.23

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Gut gebaut. Ziegelarchitektur im Ruhrgebiet

Neue Ausstellung im LWL-Museum Zeche Hannover in Bochum

Bewertung:

Bochum (lwl). Stählerne Fördergerüste, Hochhäuser aus Beton, Konzernzentralen und Einkaufszentren aus Stahl und Glas prägen vielerorts das Bild vom Ruhrgebiet. Doch tatsächlich ist das Ruhrgebiet aus Ziegeln gebaut. Die neue Ausstellung "Gut gebaut. Ziegelarchitektur im Ruhrgebiet" im LWL-Museum Zeche Hannover in Bochum begibt sich anhand von über 60 verschiedenen Gebäuden auf die Spur des Ziegels. Die Ausstellung zeigt herausragende Beispiele der Ziegelarchitektur im Ruhrgebiet vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart und regt zu einer aktiven Auseinandersetzung mit Architektur im Alltag an. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zeigt die Schau vom 24. März bis 29. Oktober in seinem Museum in Bochum.

Backsteine bildeten die Basis der Bauten für Industrie, Handel und Wohnen im Ruhrgebiet. In der industriellen Aufbruchsphase um 1850 nutzten viele Zechen den örtlichen Lehm und Ton zur Herstellung von einfachen Ziegeln für den Bau der Bergwerksgebäude und Wohnhäuser. Mit dem wachsenden wirtschaftlichen Wohlstand entstanden eindrucksvolle Ziegelbauten, zunächst reich verziert mit Türmchen und Erkern, später gestaltet mit Ecken und Kanten oder geradlinig, nüchtern und funktional.

"Ab Mitte der 1920er-Jahre sind im Ruhrgebiet zahlreiche Gebäude im Stil des Expressionismus entstanden, die bis heute mit ihrer außergewöhnlichen Gestaltung beeindrucken. Die ersten Hochhäuser im Revier mit aufwändigen Fassaden und gewagten Winkeln zeugen von Aufbruch und Zukunftshoffnungen der Menschen, während die Fabrikbauten der Neuen Sachlichkeit die Funktion der Produktionsgebäude in den Vordergrund stellten", erklärt Museumsleiter und Ausstellungsmacher Dietmar Osses.

Die Ausstellung lädt zum Entdecken von Details der Gestaltung von Bauwerken mit Backstein ein. "Wenn unsere Gäste in der Ausstellung mehr über die Hintergründe für die Architektur der Bauwerke erfahren und sie dann draußen mit einem geübten Blick die Gebäude in ihrer alltäglichen Umwelt bewusster Wahrnehmen, dann haben wir ein wichtiges Ziel erreicht", so Osses.


Wie im Märchen: Historismus
Zechen wie Kathedralen, Wohnhäuser wie Schlösser und Fördertürme wie Burgen: Ende des 19. Jahrhunderts orientierte sich die Architektur des Historismus an Vorbildern aus der Vergangenheit. Reich verzierte Fassaden, aufwändig gestaltete Türmchen und prächtige Erker zeigten das Selbstbewusstsein der Industriellen und des Bürgertums in den wachsenden Städten des Ruhrgebiets.

Speziell geformte Ziegel ermöglichten den preisgünstigen Bau von schmuckvollen Gebäuden. Mit aufwändig gebrannten Klinkern oder glasierten Ziegeln konnten die Fassaden in unterschiedlichen Farbtönen gestaltet werden. Zugleich waren sie besonders beständig gegen Witterungseinflüsse und die Abgase der Industrie.

Mit Ecken und Kanten: Expressionismus
Hoch hinaus in eine neue Zukunft strebten nach dem Ersten Weltkrieg die Gebäude des Expressionismus. Moderne Architekten brachen mit den althergebrachten Formen. Anstelle des aufwändigen Zierrats setzten sie auf klare Strukturen und einfache Gestaltung. Mit herkömmlichen Ziegelsteinen gestalteten sie durch kunstfertige Anordnung eindrucksvolle Bauten. Unterschiedlich gebrannte Klinker und versetzt verbaute Ziegel ermöglichten die Gestaltung von geometrischen Formen und Reliefs in den Fassaden.

Die Ideen von Karl Ernst Osthaus und der Folkwangschule in Essen beflügelten die Architekten und Bauräte im Ruhrgebiet. So entwickelten sich Städte wie Gelsenkirchen,

Oberhausen oder Essen zu Zentren des Expressionismus im Revier.


Klare Linien: Neue Sachlichkeit
Sachlich, klar und effizient wirken die Bauten im Stil der Neuen Sachlichkeit. Die Form folgt der Funktion, lautete der Leitsatz der Architekten. "Die modernen Architekten verzichteten vollständig auf dekorative Elemente und nutzen bewusst geometrische Formen und symmetrische Anordnungen der Baukörper zur Gestaltung. Im Ruhrgebiet wurden besonders viele Bauwerke auf engem Raum im Stil der Neuen Sachlichkeit errichtet", so Julia Sengenberger, Kuratorin der Schau.

Vor allem Industriebauten und Verwaltungsgebäude entstanden ab Ende der 1920er-Jahre im modernen, sachlichen Stil. Die Gebäude spiegelten die neuen Grundsätze von Konzernen und Verwaltungen wider: Rationalisierung, Leistungsfähigkeit und Transparenz. Die Essener Architektengemeinschaft Fritz Schupp und Martin Kremmer prägte mit ihren zahlreichen Industriebauten im Stil der Neuen Sachlichkeit wesentlich das Erscheinungsbild des Ruhrgebiets.

Die Zukunft der Ziegel
Seit den 1960er-Jahren setzten die Bauherren im Ruhrgebiet verstärkt auf Beton als Baustoff. Klimawandel und Energiedebatte fügen seit einigen Jahren neue Aspekte in die Diskussion über Ziegel als Baustoff für die Zukunft hinzu. Aber wie stehen die Menschen im Ruhrgebiet zu Ziegeln und Industrial Style? Antworten sind in einer Videostation und in einer Mitmachwand in der Ausstellung zu finden.

Begleitprogramm
Zum Begleitprogramm der Ausstellung gehören Führungen, Vorträge, eine Exkursion und kreative Ferienangebote für Familien. Die erste öffentliche Führung durch die Sonderausstellung findet am Samstag (25.3.) um 15 Uhr statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Teilnahme ist kostenfrei. Alle Termine unter:
https://zeche-hannover.lwl.org/de/ausstellungen/ziegelarchitektur-im-ruhrgebiet/


Eröffnung
Die Ausstellung "Gut gebaut." wird am Donnerstag (23.3.) um 19 Uhr durch den Vorsitzenden der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe, Klaus Baumann, eröffnet. Gäste sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.


Gut gebaut.
Ziegelarchitektur im Ruhrgebiet 
24.3. - 29.10.2023
LWL-Museum Zeche Hannover
Günnigfelder Straße 251, 44793 Bochum


zeche-hannover.lwl.org
Geöffnet: Mi-Sa 14-18 Uhr, So sowie an Feiertagen 11-18 Uhr



Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Museen für Industriekultur, Tel. 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org



LWL-Einrichtung:
LWL-Museum Zeche Hannover
Günnigfelder Straße 251
44793 Bochum
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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