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Mitteilung vom 07.09.23

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Von der Höhle zum Heiligtum

Dalheimer Ausstellung zum Kiewer Höhlenkloster präsentiert 30 Ikonen aus fünf Jahrhunderten "Solidarität mit der Ukraine"

Bewertung:

Lichtenau-Dalheim(lwl). Das Kiewer Höhlenkloster gilt als bedeutendstes Kloster der osteuropäischen Orthodoxie. Heute ist das UNESCO-Weltkulturerbe - wie viele andere Kulturgüter der Ukraine - vom Krieg bedroht. Ausgehend von der Bedeutung und der Geschichte des Kiewer Höhlenklosters begibt sich die Studio-Ausstellung "Faszination Kiew. Ikonen, Mönche, Heilige" im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur (Kreis Paderborn) zu den Ursprüngen der orthodoxen Kultur im osteuropäischen Raum. Im Zentrum der Schau, die die Stiftung Kloster Dalheim in Kooperation mit dem Ikonen-Museum Recklinghausen zeigt, stehen rund 30 Ikonen aus den vergangenen fünf Jahrhunderten. Die Ausstellung läuft vom 10. September 2023 bis 7. Januar 2024.

Aktuelle Bedeutung
Die LWL-Kulturdezernentin und Vorsitzende der Stiftung Kloster Dalheim Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger unterstrich bei einer Vorbesichtigung am Donnerstag (7. September) die Relevanz der Schau: "Die Präsentation ist nicht nur kunst- und kulturhistorisch von Bedeutung. In einer Zeit der konkreten Bedrohung für die Ukraine bringt sie den Museumsgästen die Kultur unserer europäischen Nachbarn nahe und fördert Verständnis und Solidarität."

Kooperations-Projekt
Die Schau entstand vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine als Kooperationsprojekt der Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur und des Ikonen-Museums Recklinghausen. Erarbeitet hat sie die ukrainische Historikerin Iryna Kostrub, die vor dem Krieg nach Deutschland geflüchtet ist. Das Projekt wurde begleitet vom Leiter des Ikonen-Museums Recklinghausen, Dr. Lutz Rickelt, und von Dr. Helga Fabritius, wissenschaftliche Referentin der Stiftung Kloster Dalheim. "Zusammen ist es den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gelungen, eine Schau zu konzipieren, die die einzigartige Wirkung und Schönheit sakraler Kunst mit einem politischen Anspruch verbindet", so Rüschoff-Parzinger.

UNESCO-Weltkulturerbe Kiewer Höhlenkloster
Mit dem Kiewer Höhlenkloster nimmt die Dalheimer Ausstellung nicht nur einen spirituellen Ort in den Blick. "Das Kiewer Höhlenkloster ist für das ukrainische Volk das wichtigste orthodoxe Zentrum und zugleich ein Symbol der geistlichen und politischen Autonomie", erläuterte Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky. Die eindrucksvolle Anlage trotze seit fast 1.000 Jahren den Stürmen der Zeit.

Ihre Geschichte beginnt im Jahr 1051 am rechten Ufer des Dnipro und ist eng verknüpft mit der Glaubensgeschichte des gesamten ostslawischen Raums: Dem Beispiel der Eremiten Antonij und Feodosij folgend, siedelten sich in den natürlichen Höhlen am Fluss die ersten Mönche an. Von hier aus verbreitete sich der christliche Glaube in der "Kiewer Rus" - jenem mittelalterlichen Großreich, das als Vorläuferstaat der Ukraine sowie Russlands und von Belarus gilt. 1920 schloss das atheistische Sowjet-Regime das Höhlenkloster. Erst die Politik der Perestroika ermöglichte ab 1988 erneut klösterliches Leben und Gottesdienste am Ort. "Die fortwährende Geschichte von Zerstörung und Wiederaufbau macht das Kiewer Höhlenkloster für die Ukrainer zu einem Zeichen der Hoffnung", sagte Grabowsky.

Ikonen, Mönche, Heilige
Im Zentrum der Schau stehen rund 30 Ikonen aus den vergangenen fünf Jahrhunderten. Sie stammen aus den Ikonenschulen Griechenlands, Russlands und der Ukraine. Die goldglänzenden Schätze beeindrucken durch die

Vielfältigkeit und Detailgenauigkeit ihrer Darstellung ziehen ihre Betrachterinnen und Betrachter in den Bann der orthodoxen Spiritualität und Heiligenverehrung. "Ikonen sind das Gesicht der orthodoxen Frömmigkeit", berichtete die Historikerin Iryna Kostrub: "Für orthodoxe Christen ist mit einer Ikone das Göttliche selbst sichtbar und real anwesend."

Kostrub betonte das verbindende Element der Ikonen: Es unterscheide sich zwar die Form der Verehrung, nicht aber ihr Gegenstand. So zeigt die älteste in Dalheim ausgestellte Ikone aus der Zeit um 1600 mit Johannes dem Täufer einen der sowohl in der Ost- als auch in der Westkirche bedeutendsten Heiligen.

Weitere Ikonen bis ins 20. Jahrhundert stellen zahlreiche auch im Westen bekannte Heilige und Mönchsväter vor, darunter die Gottesmutter Maria, aber auch Antonios den Großen oder den Heiligen Nikolaus. "In politischen Zeiten der Zerrüttung und Entzweiung lenkt die Ausstellung damit den Blick auf die gemeinsamen Wurzeln der europäischen Kulturgeschichte", so Kostrub.

Unterstützer und Sponsoren
Die Ausstellung wird gefördert von der Ukraine-Förderlinie der Ernst von Siemens Kunststiftung. "Die Möglichkeit, ukrainisches UNESCO-Kulturerbe in einer Ausstellung zu präsentieren und sich eingehend mit der Bedeutung und Geschichte des Kiewer Höhlenklosters auseinanderzusetzen, ist nicht nur ein aktueller Ansatz, sondern auch von besonderer inhaltlicher Bedeutung. Denn auf diese Weise kann hier in Deutschland auf den weitgehend unbekannten reichen Kunst- und Kulturschatz der Ukraine aufmerksam gemacht werden. Diese Ausstellung inspiriert nicht nur zum Nachdenken über die Bedeutung und Geschichte der Ikonen, sondern bringt auch die ukrainische Kultur den Menschen näher. Gerne haben wir die Erarbeitung der Ausstellung im Rahmen unserer UKRAINE-Förderlinie unterstützt", sagte Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.

Eine weitere Förderung erhält das Projekt durch die Abteilung für Osteuropa und Zentralasien der Universitätsallianz Ruhr.

Praxisprojekt für Studentinnen und Studenten
Im Rahmen der Zusammenarbeit im Osteuropa-Kolleg NRW bearbeiteten Studentinnen und Studenten der Ruhr-Universität Bochum ein Praxisprojekt zur Ausstellung. Sie beschäftigten sich mit der orthodoxen Glaubensgeschichte im ostslawischen Raum und wandten sich in diesem Zuge einigen der auf den Ikonen dargestellten Heiligenfiguren zu. Die Inhalte werden nun in kleine Filme umgesetzt, die die Ausstellung digital ergänzen und über die eigentliche Laufzeit der Schau hinaus im Internet präsent bleiben.

Vortragsreihe
Eine Vortragsreihe begleitet die Ausstellung und ermöglicht eine inhaltliche Vertiefung. Am 29. Oktober referiert der Leiter des Ikonen-Museums Recklingshausen Dr. Lutz Rickelt im Auftaktvortrag über "Gott und die Welt. Verständnis, Funktion und Gestaltung von Ikonen". Es folgt ein Vortrag der Historikerin und Kuratorin der Ausstellung Iryna Kostrub in ukrainischer Sprache mit Konsekutivübersetzung unter dem Titel "Grenzland oder Frontlinie? Zur Entwicklung des ukrainischen Nationalbewusstseins" am 19. November. Abschließend wendet sich der Orthodoxie-Spezialist Prof. Dr. Thomas Bremer am 26. November unter dem Titel "Das Kiewer Höhlenkloster im Krieg gegen die Ukraine" den Hintergründen der Auseinandersetzungen in der Ukraine und der gegenwärtigen Situation des Klosters zu.

Die Vorträge finden jeweils sonntags um 11.30 Uhr im Kloster Dalheim statt. Die Teilnahme ist frei.

Laufzeit der Studio-Ausstellung
10.9.2023 bis 7.1.2024

Öffnungszeiten
dienstags bis sonntags sowie feiertags
10 bis 18 Uhr - montags geschlossen
24., 25. sowie 31.12. geschlossen


Eintrittspreise Museum
Der Besuch der Studio-Ausstellung ist im Museumseintritt inbegriffen.

Bitte beachten: Bei Sonderausstellungen oder Sonderveranstaltungen können die Eintrittspreise variieren. Weitere Informationen unter http://www.stiftung-kloster-dalheim.lwl.org


Hintergrund
Die Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur ist eines der 18 Museen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und Deutschlands einziges Landesmuseum für klösterliche Kulturgeschichte. Es wird gemeinsam vom LWL und der Stiftung Kloster Dalheim getragen und ist beheimatet in dem rund 800 Jahre alten ehemaligen Kloster Dalheim. Ausgehend von der eigenen Geschichte lädt das Haus ein, die Welt der europäischen Klosterkultur zu entdecken.



Stiftung Kloster Dalheim
LWL-Landesmuseum für Klosterkultur
Am Kloster 9, 33165 Lichtenau-Dalheim
http://www.stiftung-kloster-dalheim.org



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235, presse@lwl.org und Maria Tillmann, Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur, Telefon 05292 9319-114
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